Nr. 569* 44. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Freitag, 2. Dezember 4922
Lngenuhte Erfahrungen. Oer Waggonbau in der Krise und in der Hochkonjunktur.— Gemeinden als Helfer der Privatindustrie.— Die Tmstfrage.
Der Derwalmng-rat der Deutschen RcichSbohngesellschaft hat beschloisen, die Mehrausgaben, die ihr aus den Reparations- abgaben, und der Besoldungsreform erwachsen, durch äußerste Ein- fchrän.tung des Materialei nk aufs auszugleichen. So sollen düe Ausgaben für Oberbaumaterial aus das Mindest- maß beschränkt werden, während für Fohrzeuge, deren Bedarf für 19ZB bereits im voraus gedeckt wurde, überhaupt keine Neu auftrüge vorgesehen sind. Die Folgen für den Lokomotiv - bau, bafonders ober für die Waggonindustrie, würden dann außer- ordentlich schwer sein. In der Geschichte der schweren Stabilisierungskrise bildete die Krise in der Waggonbauindustrie«in besonderes Kapitel. Eine Anzahl von Momenten wirkte hier zusammen, um die all- gemeinen Schwierigkeiten der Wirtschaft in diesem Industriezweig auf die Spitz« zu treiben. Neugründungen in der Kriegs- und Nach- kriegszeit, sowie planlose Ausbauten der alteingesessenen Werk« zur Unterbringung der Inflativnsgewinne brachten es dahin, daß An. fang 192ö etwa 89 Waggonfabriken mit einer Leistungsfähig. k e i t von zirka 499 Millionen Mark in Deutschland bestanden, wäh- rcnd der gesamte Auftragsbestand Ende ISA sich auf knapp 1ö Millionen bezifferte. Die Sünden der Inflationszeit rächten sich um so schwerer, als die Reichsbahn mit der Einführung der Festmark ihre Aufträge abstoppte, teils wegen UebersäU� gung mit rollendem Material, teils aus finanziellen Gründen. Da- zu kam noch, daß die großen ausländischen Serienauflräge gleichfalls selten wurden und auch die Reparationsaufträge stark nachliehen. So stand die deutsche Waggonindustrie bald mitten in schwerster Krise. Dieser katastrophalen Entwicklung fiel ein« ganze Anzahl füh- render Waggonunternehmen zum Opfer. Di« meisten Werke mußten zu scharfen Sanierungsmaßnahmen, vetriebsumfiellungen und Sapitalzusammenlegungeu schreiten. So brach im gerbst 1926 der L i n k e- H o f m a nn» Lauchhommer-Konzern, dessen Rückgrat die äußerst leistungsfähigen Breslauer Waggon- und Lokomotwbetriebe bilde. ten. auseinander. Die Waggon- und Maschinenbau- A.» G. i n G ö r l i tz hatte in den Iahren 1924 bis 1926 rund 5,7b Millionen Mark Verluste ausgewiesen, so daß tüe Gesellschaft ge- zwungen war, ihr 12-Millionen.Kapital in dem außerordentlich scharfen Verhältnis 5: 1 zusammenzulegen und zur Beschaffung neuer Mittel auf 6 Millionen wieder zu erhöhen. Nicht besser er- ging es anderen bedeutenden Werken. So mußten die G o t h a e r Waggonfabrik ihr« 7,5 Millionen Mark Kapital im Verhält- nis 4:1. die'W a g g o n f a b r I k Fuchs in Heidelberg , die die Hälfte ihrer 4 Millionen Aktienkapital eingebüßt hatte, ihr Kapital auf ein Drittel zusammenlegen und die Eisenbahnbedarf. zl. G. in Düsseldorf ihr« AL Millionen Kapital halbieren. Auch die Sächsische Waggonfabrik Werdau. die ihre Berluste verhältnismäßig niedrig halten konnte, sah sich zu einem Abstrich von 9,7 Millionen Mark von den 4,4 Millionen Kapital gezwungen. — Im Zusammenhang mit diesem allgemeinen Zusammenbruch ist da» Eingreifen der Gemeinden von besonderem Interesi«. Da die großen Werke überwiegend in mittleren oder kleineren Städten liegen, mußten Stillegungen dieser Weite, die durchweg starke und hochqualifizierte Belegschaften unter- halten, die Lage an den städtischen Arbeitsmörkten bei der herrschen- den Massenarbeitslosigkeit Ende 1926 ungemein verschärfen. Auch an Umgruppierung der Waggonarbeiter wäre bei der allgemeinen Krise nicht zu denken gewesen. Andereiseits lag es auf der Hand, daß bei neu einsetzendem Reichsbahnbedarf die Lag« der Waggonindustrie sich rasch bessern würde, es also in diesem Fall daraus ankam, den Werten das Durchhalten einer Uebergangs- zeit zu erleichtern. So entschlossen sich einzelne Kommunen, die Sanierung der Werke finanziell zu unterstützen. Die Stadt Han- n o v e r übernahm von der Hannoverschen Waggonfabrik, die gänz- lich zusammengebrochen war und neun Zehntel ihres Aktienkapitals verloren hatte, Grundstücke im Wert von 899 999 M., die Stadt Breslau überwies den Linke-Hofmann-Werken 2 Millionen Mark für Beteiligung an deren niederschlesischen Kohlenzechen. Görlitz übernahm die Garantie für neu aufgenommene Kredite der Gör- litzer Waggon-A.-G. und etwa eine Million junger Aktien. Aehn- liche kommunal« Unterstützungsmaßnahmen sind in Gotha und Eisen ach festzustellen. Auch Sonderaufträge für die städtischen Straßenbahnen wirkten krisenmildernd. Diese Totsachen verdienen heut« um so größere Beachtung, wo der Reichsbankpräsident Schacht unerhörte Angriffe gegen die kommunale Wirtschaftspolitik richtet. Das Lieferkartell. Mit einer rein finanziellen Sanierung der Waggonindustrie allein war natürlich nichts getan. Hand in Hand mußte eine grundlegende Rationalisierung der Betrieb« gehen und die Möglich- keit geschaffen werden, den umgestellten Werken mit größeren Auf- trägen über die Ilebergangszeit hinwegzuhelfen. Da die Reichs- bahn, die als einziger großer Auftraggeber in Frage kam. sich bereit erklärte, ihr« erst in den nächsten Iahren fälligen Aufträge bereits 1926/27 zu erteilen, wenn ihre Bedingungen in der Rationalisterungs- und Preisfrag« erfüllt würden, sahen sich die früher sehr selbstherr- liehen Waggonindustriellen vor die Notwendigkeit eines Zujam- m e n f ch l uj s e s gestellt. Etwa dreißig der leistungsfähigsten deut- schen Waggonfabriken schlosien sich Ende des vorigen Jahres in der Deutschen Waggonbauoereinigung zusammen und schlosien«in A b- kommen mit der Reichsbahn, in dem diese sich verpflichtete. 09 Proz. ihrer Aufträge diesem Verband« zu überweisen. Eine be» stimmte Zusage über die Höhe der Aufträg« erteilte die Reichsbahn nicht, da die Neubeschoffung bei dem Immer noch sehr hohen Bestand an rollendem Material— etwa 31 Proz. vermehrt« Ladefähigkeit bei etwa 6 bis 8 Proz. vermehrtem verkehr gegenüber der Bortriegs- zeit— der weiteren Verkehrsentwicklung überlasten werden mußte. Dagegen besitzt die Reichsbahn in dem vorbehalte»?» einjährigen Kündigungsrecht nach zwei Jahren ein Druckmittel, daß ihre Preissentungsforderungen erfüllt werden. In dieser Linie liegt auch die Desthninung, daß die Werke, deren Sclbstkcsten mehr als 5 Proz. über den durchschnütlichen liegen, au« der Dereinigungaus-
scheiden mästen. Diese Bestimmung wirkt zweifellos rationalisie- rungsfördernd, birgt jedoch auch die Gefahr, daß die aus dem Ver- bände ausscheidenden Betriebe«ine Entschädigung für ihren Lieferungsantell verlangen. Das Beispiel in der Kaliindustrie zeigt. wozu da? führen kann. Llm die Trustbildung. So entsteht für die weitere Gesundung der Waggonindustrie die Frage des Zusammenschlustes mehrerer Betriebe zu einem Unter- nehmen. Bereits im vorigen Jahre tauchte das Projekt eines Woggontrufts auf, das jedoch an den persönlichen Gegensätzen der leitenden Männer scheiterte. Der kürzlich erfolgte Zusammenschluß westdeutscher Werke— der Waggonfabriken van der Zypen u. C h a r l i« r, Köln , Killing u. Sohn, Hagen , und der Düffel- dorser Eisenbahnbedarf A.-G.— zu der Dereinigte West- deutsch« Waggonfabriken A.-G. ist ein Schritt auf diesem Weg«, wenn auch ein sehr kleiner. Die Bedeutung der Fusion darf nicht überschätzt werden: besitzt doch das neu« vereinigte Unternehmen nur eine elfprozentige Quote im Verband, während Linke-Hoftnann schon allein über 14 Proz. verfügt. Auch hat man in der oft- und mitteldeutschen Gruppe, in der mit Linke-Hofinann. Görlitzer Waggon, Busch Bautzen und Werdau die stärksten Werk« vertreten sind, in dem Trustgedanken vermullich«in Haar gefunden, seitdem«» den einzelnen Werken wieder bester geht. So sprach sich die Verwaltung der Görlitzer Waggon auf der kürzlich abgehaltenen Generalversamm- lung ausdrückluh gegen einen Zusammenschluß mtt den benach- borten schlesischen und sächsischen Werken aus. Dieser Standpunkt entspricht ganz und gar der selbstherrlichen Stellung der Waggon- industriellen in der Vorkriegszeit, als die Waggonindustrie eine be- queme Rentnerindustrie war. Die Görlitzer Verwaltung Hält die Zell für gekommen, wieder solche Auffastungen zu pflegen, da sie nach den Krisenjahren für 1926/27 zum erstenmal wieder«ine Dividende von 8 Proz. ausschüttet«. Dabei ist von führenden Männern der Waggpnindustri« betont worden, daß bei der fort- schreitenden Normung und Typisierung der ReichsbaHuwogen die Unterhaltung kostspieliger Konstruktionsbureaus und eines übermäßig starken technischen Stabes ein Unding sei und daß bei konsequenter Durchführung des Rationalisierungsgedankens ein Zusammenschluß zu regionalen Waggontrusts kommen müste. Die Reichsbahn besitzt zwar keinen direkten Einfluß auf die Um- gruppierung der einzelnen Werke, hat sich jedoch in dem Abkommen mit der Wogenbauucreinigung genügend Druckmittel gesichert, um im Sinne einer solchen Rationalisierung einzugreifen. Erholung, aber unzureichende Vorsorge. Die Abschlüsse für 1926/27 zeigen, daß die Waggon- Industrie sich rasch erholt hat. Verluste werden nur von wenigen Unternehmen ausgewiesen, bei denen sich die erhöhte Befchäf- tigung erst im kommenden Jahr« auswirkt. In der scharfen Senkung der Selbstkosten drücken sich die Erfolge der betrieblichen Ratio- nalisierung au». Auch die Belegschaften konnten bedeutend verstärkt werden, jo in Görlitz um 1999 auf 3599, in Hannover um einig« hundert und in Heidelberg bei der Waggonfabrik Fuchs sogar von 499 auf 1699 Mann. Diese schnelle Besserung der Lage hat aber die Waggonindustrie anscheinend allzu sicher gemacht. Sie vergißt, daß die augenblicklich gute Beschäftigung nur den vor- zeitig vergebenen Reichsbahnaufträgen zu verdanken ist, und daß auch der Bedarf der Reichsbahn einmal zurückgeht. Die Erfahrungen der letzten Krise sollten ihr eigentlich eine Warnung sein. E— e.
Schacht züchtet pteitegeier. Konkurse im November um 32 proz. gestiegen. Die Zahl der K o n ku rs«, die nach dem niedrigen September- stand bereit» im Oktober zugenommen hatte, ist im November in steiler Kurve angestiegen. Der letzte Monat weist mit ins- gesamt 697 Insolvenzen einen R e k o r dst a nd seit August 1926 auf. Die Steigerung gegenüber dem Oktober beträgt 32 Prozent. Besonders auffällig ist die Verdoppelung der Zahlungs - e i n st e l l u n g« n im Kohlen-, Metall-, Maschinen- und CTHemi- kaliengewerbe. Auch die Koniurs« im Handwerk haben um etwa 59 Prozent zugenommen. Dies« beunruhigenden Zahlen sprechen deutlicher als alles andere gegen die Schachtfche Politik der Kreditdrvfselung. Ihr« Wirkung bekommen naturgemäß zu allererst und am schärfsten die kapttalschwachen Kreise des Handwerks und kleinen Mittelstands zu spüren, denen die Reserven und Auslondsverbindungen der großen Unternehmungen und Konzerne fehlen. Es ist gar kein Zweifel, daß die Schäden, die bis jetzt schon durch Einstellung von kommunalen Bauten und die zunehmenden Konkurs« angerichtet sind, sich zwang»- läufig weiterfressen, wenn die Reichsregierung der Politik Schachts weiterhin tatenlos zusieht, wie es nach der gestrigen Rede des Reichswirtfchoftsministers Curtius den Anschein hat.
Krach im Gußstahlwerk Witten . Aus der Dunkelkammer monopolistischer Aussichtsratspolitik Was aus einem solid« geletteten und technisch hochstehenden Unternehmen werden kann, wenn es zum Spielball kapitalistischer Spekulationen gemacht wird, zeigen skandalöse Vorgänge beim Guß. st ahlwerk Witten . Dieses Unternehmen gehört« in der Vor» kriegszeit mif zu den bestrentierenden Unternehmen der westdeutschen Schwerindustrie. Settdem die Aktienmajorität zum Handelqobjekt gemacht wurde und aus den Händen des S t u m m- Konzern« an den Stahltrust. Krupp, Klöckner und Hoejch über« ging, haben sich derartige Verhältniste innerhalb der Verwaltung und zwischen den einzelnen Akttonäraruppen herausgebildet, daß schwere Rückwirkungen auf die Entwicklung des Wertes eintraten. Der Abschluß 1924/25 ergab bei einem Aktienkapital von 19,4 Millionen einen Verlust vou l.7ö Millionen Mark, der durch Auflösung des Reservefonds auf 9,76 Millionen Mark ermäßigt wurde. Das Jahr 1925/26 ergab einen erneut«» Verlust von 9.61 Millionen Mark, wodurch sich der neu« Sesamtoerlup
auf 1,37 Millionen Mark erhöhte. Bereits vor einem Jahre legte die Berwattung ein Sanierungsprogramm vor. nach dem das Kapi- tal von 19,4 auf 5,2 Millionen Mark halbiert und sodann zur Zu- sübrung neuer Betriebsmittel um 4,4 auf 9,6 Millionen Mark wieder erhöht werden ioltte. Die aus der Kapitalzusammenlegung sich er- gebenden 5,2 Millionen Mark Buchgewinnc sollten zur Abdeckung des Berluste», zu Abschreibungen aus veraltete Anlagen und zur Bildung eine» Reservefonds von einer Million verwandt werden. Dieses Projekt scheiterte an dem Widerstand der Minderheiten- gruppe unter Führung des Eilengroßhändlers Ottenheimer. lDieV Gruppe vertrat den Standpunkt, daß die Sanierung in dieser scharfen Form auf Machenschaften des Stahltrusts zurückzuführen sei, der für die geplant« Eingliederung des Wittener Werkes einen möglichst niedrigen Preis zahlen und durch Uebernahme der jungen Aktien sich die ausschlaggebend« Sttmmen- mehrhett sichern wolle. Bezeichnend für die Stellung des Stahl- trusts war es, daß dieser nach dem abgewiesenen Sanierungsvor- schlag seine gänzliche Uninteressiertheit an Hein Wittcner Werk erklärte, seine Mitglieder aus dem Aufsichtsrot zurückzog und der Verwaltung anheimstellte, mtt den bestehenden Schwierigkeiten fertig zu werden. Diese bis jetzt sortdouernden Differenzen führten aus der letzten Generalversammlungen zu stürmischen Szenen. Der Ver- lust au» dem Vorjahr bleibt bei dem(trotz der guten Konjunktur/� geringen Reingewinn von 37 999 Mark in fast derselben Höhe von 1,33 Millionen Mark bestehen, die Schulden von 6,8 Million«» Mark— darunter 4 Millionen Bankschulden— sind sogar noch gestiegen, so daß«ine Sanierung nach wie vor erforderlich ist. In ihren Angriffen gegen die Verwaltung betonte die Opvo sition, daß die ganze Bilanz den Einfluß des S t a h l t r u ,t s verrat«. So erreichten die Abschreibungen von 1,16 Millionen Mark mehr als 19 Proz. des Aktienkapitals, während der Stab! trust bei seiner eigenen Bilanz sich mit 3 Proz. und bei dem Guß- stahlwerk Döhlen mit etwa 2.8 Prpz. begnüge. Der Stahltrust habe ei» besonderes Interesse, die Verhältnisse bei dem Stahlwerk Witten ungünstiger erscheinen zu lasten, als sie in Wirklichkeit sind. Da- gegen erklärt« der Borsitzend«, daß die Aufsichtsratsmitglieder weder Vuppen der Gebrüder Stumm noch des Stohltrufts feien, und daß die ungünstigen Verhältnisse einzig und allein auf die Verschleppung der Sanierung zurückzusühren seien. Das Er- eignis der Sitzung bildest der Austritt voy vier Auf- ficht? ratsmitgliedern, darunter lämUicker Bankiers, mit der Begründung, daß ein ersprießlichss Arbeiten uustr den gegenwärtigen Umständen nicht möglich wäre. Die aus- scheidenden Bankiers erklärten bei dieser Gelegenheit, daß mit einer Drosselung der Bankkredite gerechnet werden müßte, wenn die verantwortlichen Stellen die Dinge einfach chelstr-' treiben ließen. Dieser Blick in dst Duntelkammer der Aufsichte- ratspolitik enthüllt skandalöse Dersahrungsweisen privater .Wirtschaftsführung'. Auf dem Rücken eines großen Werkes werden die Instrestenkämpfe zwischen Stahltrust, Minderheitsaktip- näoen und Bankkopital ausgetragen, und den Schaden tragen, wie stets bei kapitalistischen Machtkämpfen, die Belegschaften des Werts. Ko p i t a l wird hier zu Millionen verschleudert, aber wo die Arbeitszeit vernünftig und mevschwürdig geregelt werden soll, da sind dst.Kosten nicht tragbar'! Lebenöhaltungsindex. Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltung»- tosten(Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und„Sonstiger Bodgrf') beläufi sich nach den Feststellungen des Statistischen Rcichsamts für den Durchschnitt de, Monats R o v e m b e r auf 159,8 gegen 1 59,2 im Vormonat, Sie ist demnach um 0,3 Prozent gestiegen. Die Indexziffern für die einzelnen Gruppen betragen (1913/14_ 100): für Ernährung 152,0, für Wohnung 125,4, für Heizung und Beleuchtung 146,1, für Bekleidung 164,2, für den„Sonstigen Bedarf' einschließlich Bertehr 185,8. Automobilweltkamps mit Teilzahlungen. Die Verhandlungen der D a i m l e r- B e n z A.-G. über affiziclle Einführung eines Teil« z a h l u n g s f y st e m s sind jetzt abgeichlosten worden. In gewisser Hinsicht hatte die Gesellschaft praktisch bereits ein Teilzahlung?- fystem mit Wechseln von 18monaklicher Laufzeit gehandhabt, uic in der Regel mit l Proz. über dem Reichsbankdiskont verzinst wurden. Die jetzt erfolgte Neuregelung der Teilzahlung wird nach dem Muster der Teilzahlung bei Vensicherungs- und Motorbauken erfolgen, jedoch wird die bisherige und für einen Teil der Kund- schast sehr bequeme Art der Zahlung mit verlängerte» Weitzeln beibehalten werden. Als Kreditinstitut ist die Rheinische Crc- d i t b a n t in Aussicht genommen. Di« Anzahlung der gesamten Kaufsumm« soll mit üngeiähr 3 9 Proz. ersolgen.— Diese neuen Maßnahmen der deutschen Automobilindustrie, der inländischen Kundschaft den Kau! zu erleichtern, find zweiseilo? aus die wo ch>« n- de ausländische Konkurrenz zurückzusühren. So macht dst amerikanische Industrie immer erneute Zlnstrengungen. den deut- sitzen Markt zu erobern. Zur Umgehung der deutschen Zölle führt Amerika Einzelteile für Automobile ein, die in hiesigen Werk- stätten montiert werden. So bestehen jetzt schon in Berlin drei große Montagewerkstätten für amerikanüche Automobile non Ford, General Motors und Chrysler Corporation. Zur- zett stellen Chrysler etwa 49 Wogen täglich zusammen und die General Motors etwa 75 Wagen. Nach den neuvoller�ieten Werksausbauten rechnen die General Motors mit einer Tages- l« I st u n g von 169 Wogen, während die Chrysler Corporation ihre Tagesleistung sogar verdreifachen will. Die deutsche Automobilindustrie muß also alle Anstrengungen machen, izm mit den sortyeschrittenen amerikanischen Produktions- und Absatz- Methoden Schritt halten zu tonnen. Günstiger Stand der Eisenkonjunktur im November. Noch dem Bericht des S t a h l w e r k v e r b an d e?, de.r Spitzenorganifattan der Ellen- und Stahlindustrie, hat sich auch im November noch kein Nachlassen der schwenndustrielleu Konjunktur bemerkbar gomachl. Besonders bemerkenswert ist, daß der Auitrogseinganq für S t o b« i s e n. der sonst in der vorgerückten Jahreszeit regei- mäßig nachläßt, stch auf der Höhe des Vormonats gehalten hat. Di« Preise für Exportwaren wurden erhöht. Auch der Inlands- markt für Halbzeug ist unverändert gut. während aus dem Ausland sogar noch erhöhte Auftragsbestände vorliegen. Die Grobolech-Walzwerte haben größer« Bestellungen von der SchifsbaUiiÄntstri« erhotten ynd weisen außerdem einen normalen in- und ausländischen Auftragseingang auf. Besonders günstig ist die Lag« in den B a n d« i s e n w e r k« n, die auf einen nöch steigen- den Jnlandsbodarf hinweisen. Infolge der stärkeren Nachfrag» des Auslandes wurden auch hier Preiserhöhungen vorgenommen. Da» Pariser Zockerabkommen wird ratifiziert. Auf der am 39. Nooember in Berlin eröffneten internationalen Zuc&rkonferenz berichtete der kubanisch« Vertreter über die noch in Fluß befindlichen Verhandlungen mit der Vereinigung der Javo-Zuckerproduzenten. Di« Präsidenten der deutschen, polnischen und tschechischen Delega- tion erklärten daraus, daß sie im Namen der von ihnen vertretenen Industrien das Pariser Abkommen vom 14. November ratifi- zieren. Zum Schluß wurde bekanntgegeben, daß auch die ungo- rische Zuckerinduftri« mit den Pariser Abmachungen sympathisiere und mtt einer baldigen Entscheidung der ungariichen Zuckerprodu- zenten zu rechnen sei.