Schlageier. Antwort Severings an deutschnationale Fragesteller. In unserer Abendausgabe haben wir die Anfrage der deutschnationalen Landtagzfraktion über den Verrat Schlageters durch völkische Roßbach-Leute und die unverschämte Frage nach der Mitwirkung der preu- ßischen Polizei unter Führung Severings bereits niedriger gehängt. Jetzt nimmt jedoch Genosse S e v e r i n g zu der Angelegenheit noch selbst das Wort. Er schreibt: Ich erblicke in der Anfrage und in ihren Vorsprüchen den Versuch, die für die Deutschnationalen so blamablen Feststellungen eines Berliner Gerichts, daß die Roßbach-Leute Götz« und Schneider den Schlageter und seine Freund« an die Franzosen v c r ra t e n haben, abzuschwächen und den Verdacht mindestens der Mitschuld auf republikanische Behörden zu lenken. Soweit meine Pe fon dabei in Anspruch genommen wird, könnt« ich mich auf die Feststellung beschränken, daß in einem Gerichtsver» fahren sckon vor einigen Jahren die gegen den Leiter der Elber- felder Kriminalpolizei und mich gerichteten Angriffe und Behaup- tungen als grundlos und unrichtig bezeichnet worden find. Da aber der Ton der Anfrage erkennen läßt, daß es den Deutsch - nationalen nicht auf Klärung des Sachverhalts(der war längst klar!), sondern auf eine polltische Brunnenvergiftung der gemein st«n Art ankommt, dürsten folgende Hinweise nich ganz überflüssig sein: 1. Daß Göhe und Schneider die Verräter der Kolonne Schlageter waren, habe ich bereits in der Sitzung des Landtags vom lS. Zuni 1923 bekanntgegeben. Damals freilich hatte der Svred'cr der Dentschnational-n, Abo. Rippel. den Mut. diese Mit- teilungen als„A n d e u t un g e n und E n t h ü l l lrti g e n" zu bezeichnen. die ich so lieber nicht machen solle. 2. Ueber die Verhaftung der Mitglieder der Schlageter- Kolonne habe ich in derselben Landtagssitzung den Bericht des Polizeipräsidenten Suermond in Elberfeld zur Kenntnis das Hauses gebracht. Danach ist das Kommando Schlageter zum größten Teil von französischer Polizei festgenommen und abtraneporiicrt worden. Die der Verliaftuna entronnen waren, flüchteten nach Elberfeld und Düsseldorf , von der Kriminalpolizei >a Elberfeld sind die Spitzel Götze und Schneider wegen dringenden Verdachts des Landesverrats fest. genommen worden. Sie gaben zu. für den französtschen Nach- richtendienst gegen Geld Spionage getrieben zu haben. 3. Di« Behauptung des Hauen st ein. daß er von den preußischen Polizeibehörden daran gehindert worden sei, Schlageter zu befreien, ist ebenfalls längst als unrichtig crw�fen. Hauenstein Ist festgenomm-m morden weaen Verdachts der Geheimbündelei. Bei seiner Derbastung fand man bei ihm und seinen Komplicen mehrere Maschinenpistolen und Revolver, mit denen ein französischer Posten bei Vohwinkel „ausgehoben� werden sollte. 4, Es ist wiederholt festgestellt worden und durch Ausein- andersetzungen mit der deutschnotionalen Presse der deuischnatio- nalen Fraktion des Landtages bekannt, daß ich in den Fällen Hauenstein . Götz« und Schneider persönlich nicht die geringsten Anweisungen an lokale Polizeibehörden gegeben habe. Ganz all, gemein waren freilich die Behörden dahin instruie:!/ gegen die dunklen Treibereien der Rost kommandos mit aller Schärt« vorzugehen, und unser Volk kann sich beglückwünschen, daß die Behörden in diesem Punkte ihre Pflicht getan haben. Angesichts dieser Sachlage, schlicht Ssoering. ist es schwer, das Vorgek>en der Deutschnat'onalen zutreffend zu charakterisieren. Es ist nur der Ausfluß ihrer fast sprichwörtlich gewordenen Dummheit oder einer niedrigen Gesinnung, die dann an Schäbigkeit allerdings kaum mehr zu unterbieten wäre? Hermann L.ngg hat einmal von der Gemeinheit gesagt, daß sie immer wieder siege bis sie an sich selbst verrecke Diese Gemeinheit ist soweit gediehen, an sich selbst zu verrecken._ Freie soziattstische Hochschule. Vortrag Otto Jensen. Im Saale des preußischen Staatsrats sprach am Sonnabend Genosse I e n s e n von der H-imvolkshoschschule Tinz für die Frei« Sozialistisch « Hochschule über das Thema.8 0 Jahre Kommunistisches Manifest ". Er stellte die Frage, ob das im Jahr« 1847 von Marx und Engel» gelchafiene Mamseft des kleinen Kommunistenbunoes noch h-ute solche Bedeutung habe, daß es jedem Sozialisten mehr als ein bloß historisch wichtiges Dokument de» Kampfes seiner Klasse, sondern ein grundlegendes Werk sein könne, dessen Kenntnis unum- gönglich notwendig sei. Der Retner bejicht« diese Frage, da das „Kommunistische Manifest" die erste und bis heute unerreicht schlag- kräftigste und in der Form glänzendste umfassende Auswertung der Morx-Engeleschen Geschichtstheorie, des historischen Ma> terialismus sei, die die geistige Waffe des proletarischen Be- freiimgskampfes darstell«. In alle Sprachen des Erdballes wurde es übersetzt, und überall zeigte die Tatsache der Uebersetzung ein Erwachen der proletarischen Klassenbewegung an. Die größte Rolle aber habe es gespielt und spiele es noch heut« für die deutsche und die russisch » sozialistische Bewegung. In ihm wurden die Grundgedanken der Lnauguraladresse" der ersten Arbeiterinternationale, ja des Marxschen Hauptwerks, des „Kapital", in kurzer Form vorweagenommen. Es stellt eine auf unerhört tiefer und gründlicher wiisenschastlicher Arbeil gewonnene Analyse der bürgerlichen Gesellschaftsordnung, des Klassenkampses mit seinen Kampsparteien und dick richtunggebende Kampfparole dar. Ist auch sein rein gegenwartsgeschichtlicher Wert als geistige Bor- bereitung des Proletariats auf eine beoorstebende bürgerliche Revolution und als Wegweiser seiner Taktik überholt, wie Engels selbst anerkannte, so ist doch sein wissenschaftlicher Wert unverändert geblieben, da es die Tendenzen der kapitalistischen E ntroickfung richtig voraussieht, dem Proletariat feine gefchicht- liche Aufgabe stellt und die ideologischen Gegner in typischen Per- trctern widerlegt und ihre Anschauungen sozial erklärt. Die Dynamik der gesellschaftlichen Umwälzungen wird erkannt und weit vorausgeschaut, und wenn im Ablauf dieser Dnnamik Tausende neuer und gewandelter Probleme. Tausende neuer Kampf- fionten entstehen, dle Marx und Engels unmäelich vorauserkennm konnien. zu deren Erkenntnis und ökonomischer, politischer und qeistiaer Durcharbeitung sie ober als erste die aus der Praxis für ßi? Praxis p-roannenen theoretischen Mittel lieferten, so ist das „Kommunistische Maniseft" uns Heutigen Aufgabe und strenasie Forderuno zu Kampf und Arbeit. An einzelnen Gegenwartsproblemen erklärte der Referent diese vielfältigen Aufgaben aus ollen Gebieten des Klassenkampfes. Di« Rahmenoedanken des„Kommunistischen Monisestes". genial voraus- gedacht für elne«an*» Wissenschaft, sind wir berufen auszufüllen. und uns muß sie die Begeisterung geben, die Marx und Engels über soviel EnttSrischungen, Rückschläge, politische und persönliche Schmie- rigkeiten hinweghals und die un» alle Kleinarbeit mit dem großen �ielbewußtsein erfüllt. Roch immer müsse der Schlachtruf des Pro- letariats lautem„Proletarier aller Länder, vereinigt euch!"
Studentische Selbstverwaltung.
Düslesberq.?. BundesfSHrer der„Stahshetmer". ist, wse „Magdeburgische Zeitung" erfährt, au« der DeutschnaUonalen partei ausgetreten.
die !ks.
,Zch werde sie schützend
Drauf wie Blüchers
,71(1- Hab ich das nicht fein gemacht?�
Ehrhardts Schadenersah-. Das Gericht schlägt einen Vergleich mit dem ZiSttul vor! Wie wir bereits im gestriger. Abendblatt berichteten, fand vor de? 23. Zivilkammer des Landgerichts I die Auseinandersetzung in der F e st st e 1 l v n g s k l a g« Ehrhardts gegen den Reichs- wehrfiskus stattt. In der sachlichen Verhandlung stellte sich der Vertreter des Kläger ». Rechtsanwalt Bloch.. auf den Standpunkt, daß Ehrhardt keine Verantwortung für dl» Schäden des Kapp-Put- fches trage, da er als einfacher Unterführer gehandelt Hab«. Di« Pension sei ihm von Rechts wegen durch das Reichsorbsit»- Ministerium zugesprochen und zwei Jahre hindurch ausgezahlt worden. Die Ansprüche seien jetzt verjährt, Ehrhardt amnestiert. Diese Amnestie müsse sich genau so auswirken, wie die durch das Londoner Abkommen Deutschland aufgezwungene Amnestie für jene Deutschen , die während des Ruhrkampfes zugunsten Frankreichs wirkten. Der Vertreter des Reichswehrfiskus. Rechtsanwalt M i tz l a f f, entgegnete darauf. Ehrhardts Rolle im Kapp-Putsch sei nicht die eines Unterführers gewesen. Die Verrechnung mit Ehrhordt sei nicht Sache de» Arbeitsministeriums. sondern die des Reichs- w e h r m i n i st e r i u m s, das nur deshalb die Forderungen nicht früher habe gellend machen können, weil langwierige Ressortoer- Handlungen und Vorbereitungsarbeiten erledigt werden mußten. Von einer Verjährung könne deshalb überhaupt lein« Red« sein, als es sich hier um Dien st oergehen hondie. Der Borsitzende rät zu einem Vergleich. R.-A. Bloch will immer noch nichts davon hören. Insbefon- dere hat es ihm die rückständig« Pension in Höhe von 9000 Mark angetan. Als aber der Vertreter des Reichswehrfistus an ihn herangeht und ihm leise etwas zuflüste»t, wird er gefügiger und scheint zu einem Vergleich nicht abgeneigt. Er wäre gern bereit, etwa 5 0 Mark monatlich von der 400 Mark betrogenden Pension zu zahlen, wenn der Reichewehrsisku» seiuerseU» die Hälfte der rückständigen Pension herausgeben wollte. R.-A. M i tz l a s f als Vertreter des Reichswehrfiskus hält sich nicht für bevollmächtigt, bestimmt« Vorschläge zu machen. Nach einem weiteren Rückzugsgeplänkcl des Vertreters Ehr- Hardts zieht sich da» Gericht zu einer längeren Beratung zurück und beschließt dann, den Parteien folgenden Vergieichsvorschlag zu unter» breiten: Der beklagte Fiskus verzichtet auf die Geltend- machung eines weiteren Schadens als der bisher geltend ge-' machten Pensionsabzüge. Der Kläger , Kapitän Ehrhardt, erkennt an. I daß der Fiskus in dieser Höhe zu Abzügen berechtigt ist. Die' K o st e n des Verfahrens werden geteilt. Die Parteien haben sich bis zum 17. Dezember auf diesen Dorschlag zu erklären. Im Falle seiner Ablehnung wird das Gericht am 21. Dezember sein« Entscheidung sällen. Oer litauisch-polnische Konflitt. Eine ErNärung der PPS. Warschau, Z. Dezember.(Eigenbericht) Der Parteivorstand der polnischen Sozialdemokraten verösfent- licht eine Erklärung zum litauisch-polnischen Konflikt. Sie bewegt sich auf der Linie, die da« sozialdemokratisch» Zentralorgan Ustobot- nit" bereits In mehreren Artikeln zur selben Frage vorgezeichnet hat. Da» Diktaluiregeme in Litauen wird scharf kritisiert, aber die polnischen Sozialdemokraten«rklören. daß der polnische Staat sich in die inneren Angelegenheiten Litauens nicht einmischen dürfe. Der polnisch-litauijche Konflikt dürfe nur mit friedlichen Mitteln geregell werden. Di« polnischen Sozialdemokraten würden die litauische demokratische Bewegung gegen die Gefahr jeder Unter» drückung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen suchen und erhofften dabei die Unterstützung der gesamte« Arbeiter-
schast. Mit dem gleichen Aufwand voll Energie gell« es jedoch. jeden Ansatz zu einem kriegerischen Konflitt zu unterdrücken. Der Ausruf stellt die Antwort auf dl« in der Wahl chrer Worte sehr unvorsichtige Erklärung Pilsudskis dar, die die übrige polnische Presse infolge des Druckes des Pressegesetzes nur andeutungsweise kritisiert Die Blätter melden, daß der litauische Haupt m an n Ma j u s>. der am Tauroggener Aufstand beteiligt war, verwundet wurde und sich oersteckt hiell, in Wilna «ingetroffen ist. Zugleich� sollen auch andere Offizier« und Soldaten der litau-. ischen Armee nach Wilna gekommen sein.
Ein unechtes Perlenhalsband. Das Austreten der Gowjetabordnung in Genf . V. Leb. Genf . 3. Dezember. (Eigenbericht) Meine Bemerkungen über das gesellschaftliche Auftreten der sowjetrusstschen Delegierten in Genf und besonders der Satz über die auffallende Eleganz der Frau des Bolkskommissar» L u n a t s ch o r- stl haben anscheinend di« Betreffenden unangenehm berührt Es wird mir jetzt aus der russischen Delegation nahegelegt, die folgenden Punkte richtigzustellen: 1. Da» mehrfache Perlenhalsband der Frau Volks- kommissar ist n i ch t e ch t. Es ist jüngst im Berliner Westen bei der Durchreise nach Gens für billiges Geld gekaust worden. 2. Der Pelzmantel der Frau Volkskommissar stammt zwar aus Paris , ist aber ebenfalls nur Imitation. 3. Die russischen Delegierten sind zym Diner bei Graf Bernstorff nur deshalb in großer Abenddreß erschienen, weil auf der Einladung ausdrücklich Frackanzug vorgeschrieben war. Es wird hiermit dem.Wunsche nach einer solchen Berichtigung gern nachgekommen. Aber es wird mir wohl gestattet sein, hieran einige Bewertungen zu knüpfen: Die wenigen beiläufigen Zeilen in der Donnerstag-Morgen- ausgab« des„Vorwärts" über das„völkerbundsfähige Auftreten" der sowjetrussischen Delegierten waren mit bewußter Zurückhaltung formuliert. Ein k o m m u n i st i s ch« r Arbeiter, der die Moskauer Doktrin ernst nimmt, hätte stch bei diesem Anblick ganz anders ausgedrückt, und vielleicht hätte sogar sein« Ideenwelt einen ernsten Knax erlitten. Wir haben uns seit Genua nochgerade an die gesellschaftliche Anpassungsfähigkeit der Bolschewlki gewöhnt Wir sind auch keine Pharisäer, die den Vertretern der Arbeiter- bewegung verbieten wollen, elegant auftreten zu wollen, zumal bei gesellschaftlichen Anlassen. Allerding» muß es auch hier gewisse Grenzen geben, die«ine Frage des Taktgefühls sind. Diese Grenzen sind im vorliegenden Falle ganz entschieden überschritten worden, wie mir seder unparteiische Augenzeuge bestätigen würde. und ich habe Grund anzunehmen, daß da« auch die Empfindung einzelner Angehörige? der russischen Delegation ist. Wogegen man sich jedenfalls wenden muß, das ist. daß dieser Aufwand gerade von Leuten getrieben wird, di« da» Wort vom „notleidenden Proletariat" und von der„sozialen Revolution" bei jeder Gelegenheit im Munde führen, und die sich als die„einzigen Vorkämpfer der ailerSrmsten Schichten der Bevölkerung" ausgeben. Wenn man den Vermchtunoskampf gegen die Bourgeoisie predigt und jedes Kompromiß mit ihr als„Verrat am proletarischen Klassenkampf" brandmarkt, dan sollte man sich davor hüten, selbst den„Bourgeois" in einer solchen Weise nachzu» äffen oder ihn sogar zu übertrumpfen, wie das hier geschieht_ Die neu« Memelreqierung(Direktorium) besteht unter dem Vor- sitz des Kaufmanns K a d g i e h n(politisch unbeschrieben) aus je einem deutschen Volksparteiler, deutschen Landwirt und Groß- Litauer. Ueber dieser Regierung steht der litauische Gouverneur. wenn nicht gerate ein„Kriegskommandant". Das Verlange« des Gouverneur». Schule und Kirche dem Groß-Litauer zu unterstellen. ist abgewehrt worden.