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Begleitmufit zum Marg Brief.

Milde Kritik des Zentrums- beutfchnationale Freude. Das Jentralorgan der Sentrumspartei, bie Germania  ", gibt dem Schreiben des Reichskanalers Dr. Marg einen Stommentar, der bei der Stellung dieses Blattes als halbamtlich angefehen werden fann. Gle bétont, der sei die Antwort des Reichs­fanzlers offensichtlich von der Abficht ausgegangen, das Reichs­fabinett von der Angelegenheit freizuhalten, da ja betont wird, dieses habe zu dem studentischen Problemt überhaupt nicht Stellung genommen. Die Reichsregierung habe sich von dem Schritt des Herrn v. Steubell au Lifferenzieren gewünscht. Denn heißt es mörtlich weiter:

Bir lesen aus diesent Aeußerungen eine leichte Mig­billigung des Verhaltens des Reichsinnenministers heraus, wenn diefe aud nicht offen ausgesprochen wird. Damit Ht aller pibe Gorm bet kriiit gewählt dings eine nur sehr morden einer Handlung gegenüber, bie nach unserer 2uffassung nicht gerechtfertigt werden fenn.

Die Germania  " meint weiter, daß es sich um die Sache der Autorität des Staates gehandelt habe und deshalb hätte Steudell auch als arteimann schweigen müssen, wenn er nicht als Minifter sprechen wollte.

Dem Zentrum ist also der Brief Marg noch zu milde- eine Ansicht, die jeder Republikaner telten wird. Gerabezu lacherlich mutet jedoch das Verhalten der Rechtspreise an, die von einer 2bfuhr für den preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun  redet. Die Reichsregierung hat erklärt, daß fie die Aeußerungen Keubells als private ansieht. Daraus fann wohl hit Recht geschlossen werden, daß fie eine scharfe Mißbilligung hätte aussprechen müffen, wenn sie Reudells Telegramm als eine Amishandlung auffaffen würde. Sie hat den Minister Rendell hinter den Privat­mann Reudell versteckt, um nicht den Minister preisgeben zu müssen. Eine solche Ehrenrettling ift doch wirklich fragwürdig genug, und man fann der deutschnationalen Breffe die Freude darüber wirklich gönnen.

Mangel an politischem Augenmaß."

Das Zentrumsblatt Köln  . Bolkszeitung schreibt über den Mary Brief u. a.:

Da man eine fleste Sache nicht gut begrün. den tann, ist der Baffus des Antwortschreibens, das das Bore gehen des Ministers v. Reubell   zu ertlären fuchte, am fchlechtesten ausgefallen. Gewiß ist es richtig, daß auch dem Minister politische Meinungsfreiheit zufteht, wie den Abge ordneten. Aber wenn der Abgeordnete v. Keubell, da er gleich­zeitig auch Reichsminister ist, für sich außer acht läßt, daß ihm bie Doppelstellung die besondere Bilicht der vorsichtigen Ab. wägung feiner Worte auferlegt, jo offenbatt dieje bebauerliche Tatsache einen Mangel an politischem Augenmaß und staats männischem Weitblid... Das deutsche Bolt fann erivätten, daß ihm in Zukunft derartige Schauspiele erspart bleiben."

Herr v. Reubelt wird sicher an dem Echo, bas ihm aus ber Breffe feiner Roalitionsfreunde entgegenflingt, feine ungeteilte Freude haben.

b. Guérard und die Deutschnationalen.

WESTARP

ES LEBE DER KÖNIC

EVERLING

Sie schwenken die Fahne Schwarzweißrot,- Mit ernsten Worten" Herr Guérarb droht. Gle stiften monarchische Fahnennägel,- Guérard erzürnt fic, fie bleiben freget. Sie schreien: Mit Gott für Kaifer und Reich!" Guérard beschwört, das ist ihnen gleich.

Sier Spott und Verhöhnung, bort leere phrafe,- Herr Guérard, betrachten Gle Jore Rafe!

Lösungsversuch für Litauen  .

Woldemaras fraubt sich, das Fiasto des Faschismus einzugestehen.

V. Sch. Geaf, 6. Desember.( Eigenbericht.) Nachdem die Miniffer ber Großmächte am Sonntag und Mon. fag ihre grundlähliche Einigteit in bee litauischen Frane feftgeftelt hatten, lud Briand   heute nachmittag Stresemann, Chamberlain, Scialoja und Adatfch zum Tee ein, um das gemeinfame Borgehen im Rate endgültig zu vereinbaren. Es ergab sich, daß die großen Fünf bis auf einige Gegenfähe elamütig darüber find, daß die Sigerheit Citauens fichergestellt werden und zugleich der Kriegszafiend Citauens gegen Bofen auf hören muß. Dazu wird notwendig fein, daß ble litauische Regle rung den in Wilna   vollzogenen Tatbestand anerkennt, wobei thr anheimgestellt wird, eine feierliche Rechtsverwahrung gegen die Art einzulegen, in der Polen   im Oftober 1920 durch den Streich des Generals Zeligomiti Wilna belehte und später annetfierie.

Polen   hat durch Zalesti wiffent laffen, daß es bereit sei, diese Borschläge anzunehmen, alfo auch bie neriebrtheit Litauens   in deffen feßigen Grenzen zu garantieren. Die letzten Aeußerungen Woldemaras ermeden bagegen nicht ben Eindrud, als fei er bereit, nachzugeben. Er hat nach der Besprechung, bei Briand Scialoja besucht. Wenn Galalajas Zustimmung zu den Vor­schlägen der übrigen Großmächte ehrlich war, bann muß er albe maras aufgefordert haben, einzulenten. Aber

vielleicht treibt die italienische Regierung auch in diesem punkte ein Doppelspiel

Mussolini   hat gleich nach dem Faschistenputsch in Rownd fich demon. strativ als Protektor der litauischen Dittatoren ausgespielt. Diese Freundschaft ist im September b. 5. von Woldemaras in Rom   be. stätigt worden, wohin er von Genf   auf befondere Einladung Muffo finis gereift war. hat nicht damals Muffetini feinen Beistand ben Litauern in ihren Ansprüchen auf das Gebiet von Wilna   per­sprochen? Ss wird sich erst in der Debatte des Rates herausstellen, inwieweit Stalien mit den übrigen Mächten wirklich tonform geht. Daß fich Woldemaras heftig gegen die vorgeschlagene Lösung straubt, ift auch aus Innerpolitischen Gründen erklärlich. Seit sieben Jahren hat teine parlamentarische Regierung Bitauens, auch nicht die von den Faschisten verjagte Bintsregierung, an der auch Sozialisten beteiligt waren, ben Tatbestand der Anneffierung Milnas durch Polen   anerkannt. Nun soll gerade die Fa= fchiftenregierung in diefen fauren Apfel beißen! Das hat fie fich allerdings felbst zuzuschreiben, denn sie hat durch ihren Natio. nalismus die Beziehungen zu allen Nachbarstaaten getrübt und durch ihre brutale Unterdrückung der anderen Barteien, die die große Volksmehrheit vertreten, auch noch ihre Sicherheit im eigenen Lande ausgehöhlt. Der Fall Woldemaras ist ein Schulbeispiel da für, daß es wirklich nichts antinationaleres gibt als eine nationa­listische Militärdiktatur!

Der Bilna- Konflikt wird schon am Mittwochnachmittag zur Debatte stehen. Die großen Fünf baben ihre ursprüngliche Ab­sicht, den Dreierausschuß Stresemann- Chamberlain Briand einzu fetzen, mieder umgeftoßen, offenbar mit Rüdficht auf ben

berechtigten Argwohn der mittleren und fleinen Staaten gegen die Vormundschaft der Großmächle.

Es soll nur ein einziger Berichterstatter für blefe Frage ernannt merden, und amar wird der holländische Außenminister

Diele

Beelaeris van Sterlana bazu bestimmt werden, Ser i Rat gewöhnlich die Ditfragent au bearbeiten hat. Rongeffion an die feinen Staaten t mehr formaler Manur, Denn die heutigen Bereinbarungen zwifchen ben großen Fünf find ge wilfermaßen Richtlinien für Briand   bei der Ausarbeitung feiner Vorschläge.

Im übrigen sprachen die Großmadtvertreter über bas drin. gende Bertangen Chamberlains, daß der Rat nicht vier, fon dern mur dreimal im Jahre tagen foll.

Die Arbeiten des Rates.

Diefer watste Beitrag zur fong des Merdsproblems und damit zur Abrüftungsfrage ist in der heufigen Ralstigung faboflert worden.

C

Comnene Rumänien legte einen Bericht vor, der betont, baß die Freiheit des Böfferbundstates, über fein Börgehen ftets nach eigenem Ermessen zu bestimmen, nicht angetastet werden dürfe; man muffe fich auf die Erfahrung und die Weisheit des Bölterburbsrates vertaffen, daß er stets bie geeigneten Mittel bei einer Intervention wählen werde. Der Bericht be Broudères wird als ein wertvoller Wegweiser" bezeichnet, was ein Begräbnis erster Staffe darstellt. So hat mieber einmal bie zünftige Diplomatic die Keime zu einem Friedensfortschritt erftici!

Ueber die Internationale Ronferenz zur Aufhebung ber Ein und Ausfuhrbejdrantungen berichtete lijn. Holland  , worauf die Borschläge Dr. Strefentants( Bericht­érftatter) ohne Debatte angenommen wurden.

Colijn   bezeichnete als Hauptmed diefer in ber zweile Oktoberhälfte abgehaltenen Konferenz die Wiederherstellung eines beit Bertriegsverbältniffen entsprechend wirtschaftlic normalen Zustandes. Nur Berbote, die dem Schuß Böherer Intere effent, wie der öffentlichen Ordnung, ber Gesundheit Bos Tieren und Pflanzen usw. bienen, follten zugefaffen bleiben. Begen ber mannigfaltigen und großen Hindernisse war es jedoch nicht möglich, fofort alle Berbote aufzuheben; man mußte vielmehr ge­wiffe Borbehalte aufnehmen, bie zahlenmäßig gering, aber fachlich sehr bebeutend find, so die Farbstoffe in bezug auf England und Kohlen in bezug auf Deutschland   und ble Ischecho­flomatei, Schroit und Metallabfälle für etwa ein Dugend Lander  . Diese Maßnahmen find jebody befristet und sollen fallen, sobald ihre Ursachen befettigt find. Um diesen Vorbehalt zeltlich zit be. schränken, wurde eine Ründigungsttaufet sereinbart, die den Bertragspartelen bolle Freiheit zum Erlaz bön Eins und Aus­fuhrverboten wiedergibt, falls die vereinbarten Ausnahmefäte inner­halb von drei Jahren, b. h. bis zum 8 Movember 1980, nicht auf­gehoben werden. Diese Ausnahmefälle wurden sehr genau um. schrieben. So bleibt die Anwendung der Begründung nationale Berteidigung" auf den Handel mit Waffen, Munition unb Kriegsmaterial beschränkt, menn auch zugleich ben Staaten die nöt wendigen Freiheiten für den Zeitpuntt gelaffen werden.

Washingtoner Außenpolitik. Präsidentenbotschaft an den Kongres.

Washington  , 6. Dezember.

Im Kongreß wurde heute die Jahresbotschaft des Präsidenten det Vereinigten Staaten verlesen. Er befürwortet darin für die Marine, die einen Außenhandel und Geeverfehrsstraßen von einem durch fein anderes Band übertroffenen Umfang sowie die überfeeifchen Territorien und im internationalen Intereffe den Bonamatanal verteidigen müffe, ein mäßiges Bauprogramm für Interfeebooie, Streuger unb Iugsengmutter­fiffe: bas eltern ber Genfer   Konferenz habe die Entschließungen Ameritas hinsichtlich der zur Banbesverteidigung erforderlichen Geerüftung ebensowenig beeinflußt wie Bauprogramme anderer Länder oder propagandistische Aeußerungen, und ertiärt, niemand als merita felbst habe zu bestimmen, mas es zur Berteidigung benötigen übrigen besteht Coolidge  auf äußerster Cinfcrantung aller Ausgaben; bas amoritanije Bait müffe Opfer bringen und sich biele nicht unbedingt erforderliche Mus gaban Barlagen, um die ungeheuren Kriegssmulden balbigft abzutragen, von denen zwei Drittel noy ungatligt feien. Sur Frage der Erhaltung ber gegenwärtigen Lebensbedingungen der r better und Angestellten erftart Costiege, eine crablegung der bile fat baittommen unbistutabei zumal 65 Bro.3 der Ginfuhr, soufrele und 23 Bros. Buguswareh jelen. Das Argument, daß der amerifantje Tarij bent Ausfuhrhandel anderer Bänder so gut wie unterbinde, jei nicht fbidyhaltig. Its außenpolitisches Biel der Bereinigten Staaten bezeichnet Coolidge   die. Gärdetung des Griebensgedankens. Die Anwesenheit amerikanischer Striegsschiffe in China   allein habe genügt, um die dortigen amerikas  nischen Intereffen zu fügen, ein Stampf mit China   wurde ver. mieden, die Bewohner 92 ie a za guas burd) Bermittlung der Ber. einigten Staaten von den entfeglichen Folgen longjähriger ver­wiftender Revolutionen bewahrt. Coolidge   spricht die Hoffnung aus, daß

gegenüber Merito ein energisches Bestehen auf den Rechten Ameritas,

verbunden mit sorgfältiger Achtung der megifonischen Souveränität, foale Geduld und Nachficht gegenüber den innerpolitischen Schwierig­feiten egitos dazu führen, alle Differenzen zwischen beiden Län dern ohne Störung der freundschaftlichen Beziehungen beizulegen. Obwohl, wie die übrige ett jegt anertenne, 2fmerita am meffien an den internationalen Fragen desinteressiert sei; werde es Borschläge zur weiteren Sidherung des Weltfriedens forgfällig prüfen. Das amerikanische   Bolt lege auf Berträge als falche feinen ent­scheidenden Wert und betrachte Ehrlichtelt, Fairplan und Ge­fianung einer Reflon als beffere Garantien gegen einen Krieg als große Rüftungen.

V. Sch. Genf  , 6. Dezember.( Eigenbericht.) Der Rat erledigte heute eine ganze Reihe Gegenstände von ge ringerem Interesse. lleber eine Stonvention zum Stampf gegen ble alimüngerei berichtete Außenminister Boianna Fines land, unser Parteigenoffe. Auf franzöfifchen Antrag ist vor etwa wei Jahren nach der Aufbeckung der ungarischen ranten falfhungen ein Wölferbundskomitee eingesetzt worden. Dieses hat nun einen Konventionsentwurf vorgelegt, der internationale Bereinheitlichung der Strafen gegen die Falschmüngerei( Banknoten fälschung) und internationale polizeiliche Zusammenarbeit gegen die Falschmünzer vorschlägt. Diese Anregungen wurden grundfäglich für wünschenswert erklärt, doch fei der Zeitpunkt für die Einfegung einer internationalen Zentralftelle noch nicht gefomment Dagegen sollen die Leiter der Polizei und der Banknoteninstitute ab und zu Konferenzen abhalten. Der Berichterstatter Pospisil. Tichechoslowakei gab einige Erläuterungen über die Arbeiten des Komitees und erwähnte, daß auf Grund der eingeforderten statistischen Angaben von 31 staatlichen Bantnoteninstituten festgestellt worben fet, baß in ben legten drei Jahren für minde ftens 40 millionen wart Bert faische Banknoten hergestellt worden seien.

Im vergangenen Sommer tagte ein Komitee zur Prüfung der Anwendungsmöglichkeiten des Artikels 11 des Bölterbundsstatutes, der ein Gingreifen im Falle eines brohenben Staatentonfitttes oorfleht. Dieses Komitee, in dem Genoffe de Broudère eine führende Rolle spielte, hatte eine ganze Reihe von konkreten Vorschlägen ausgearbeitet, bie die Berpflichtung des Rates zum Einschreiten genauer formulierten; auch enthielt ber Bericht interessante Anregungen für die fontreten Formen des Gin greifens, z. B. Flotten- und Luftflottenbemonstrationen gegen drohende Friedensstörung usw.

,, Theater am Kurfürstendamm  ."

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Chéri."

Die Franzosen Colette   und Leopold Marchand   quälest fich in ihrer Komödie Chéri" mit der Tragit der alternden Frau ab. Lea, 35 bis 55 Jahre alt und immer noch recht fufperig, wird nad anfänglichem Sieg über die junge Rivalit fchließlich bod bam 20jährigen Chért abgehalftert. Das Bubilfum gewinnt bent um ſtändlich abgewandelten Problem keinen sonderlichen Geschmack ab, freut sich aber an der unbetüummerte Bühnenfiherheit ber Dgr. Ida Wüst  ,

Trogdem werbe merita an internationalen Abmachungen zur Sicherung des Friedens teilnehmen, soweit feine Berfaffung es gestatte. Schließlich empfiehlt Coolidge   die Verabschiedung der Vor­lage über die Freigabe des im Krieg beim lagnahmten Eigentums.

Geheimnisvoller Mord in Moskau  .

Ein oppositionelles Ehepaar ermordet. Große Aufregung hat jüngst in Moskau   die Ermordung des Ehepaats ofufchet im Zentrum det Stadt berutfacht. Solu­fchet fit ein alter Rommunist und gehört der Dariel bereits fell 1906 an. Wie die Berliner   ruffifche Zeitung Rut wiffen will, war er an der Ermordung ber 3arenfamilie in Jefaferinostow be­telligt und stand feither dem eben erst abgelegten oppositionellen Jnnentommiffar Beloborodowo nahe, der die Ermordung ber 3arenfamilie geleitet hatte. Frau Koluschet war Sekretärin des Organisationsbureaus des Zentralfomitees der Kommunistischen

Partei

Am Abend des 2. Oktober besuchte das Chepaar ein Mann, der über Nacht bortbileb. 2m nächsten Morgen fand man das Ehepaar tot: Papiere waren mit dem Mörder aus der Wohnung verfchwunden. Offizlet moled gemeldet, daß koluichet bas Opfer politischen Banbitealums geworden ist. Eine Spur des Mörders ist noch nicht gefunden.

Ramfag Macdonald und Stones find einstimmig zu Grations führern der Arbeiterpartei im Unterhaus wiedergewählt worden.