Mittwoch 7. Dezember �927
Unterhaltung unö ÄVissen
Seilage des Vorwärts
Madame opfert sich. Vou Olaf Äouterweck. (Schluß.) Doch als.Herr Castell dann abends unter Beritcksichtigung aller erdenklichen Vorsichtsmahregeln aus dem Hause schleichen wollte, traten ihm aus dem Dunkel drei schwarze Krieger entgegen und bedeuteten ihm, dah sie auf Befehl des Königs eine Flucht der beiden Weihen unter allen Umständen zu verhindern hätten: nötigen- falls mit Gewalt. Herr Costell glaubte weiter iin Hintergrund ein ganzes Heer der schwarzen Krieger zu sehen und er zog sich resigniert in seinen Bungalow zurück. Zu seiner Frau, sagte er, daß sie erst morgen reisen könnten, denn ihm falle gerade ein. dah er zuvor noch eine wichtige Angelegenheit mit Mulubuko besprechen müsse. Er verbrachte eine schlaflose Nacht. Am nächsten Morgen ließ er sich in aller Frübe bei Mulubuko melden. Und er wurde sehr energisch... er tobte und fluchte und suchte den„schwarzen Teufel" dadurch einzuschüchtern, daß er ihm drohte, sich wegen der Freiheitsberaubung— denn darauf lause die Sache hinaus— an die französische Regierung zu wenden, die Macht genug habe, und nicht zögern werde, auch in dem abgelegenen Injguako nachdrücklichst darauf hinzuweisen, wie man freundlich gesinnte Europäer zu be- handeln habe,.. Aber Mulubuko ließ sich nicht einen Augenblick aus der Ruhe bringen.- Seinetwegen— sagte er— könne man den sogenannten Völkerbund und sämtliche vereinigten Mächte der Erde anrufen, sie könnten ihm alle zusammen--(hier folgte ein Ausspruch, der frei übersetzt, dem bekannten Zitat aus„Götz v. Bcrlichingen" nicht unähnlich war). Im übrigen sei er König in Iryguako, und er besäße Macht genug, dafür zu sorgen, daß dem§ 173 unter allen Umständen Genüge geschähe... Herr Castcll fluchte und begab sich zuin französischen Konsulat. ?n einiger Entfernung solgten ihm zwanzig schwarze Krieger. Der sranzösische Konsul hört« sich die Geschichte an, zuckte die Achseln und sagte, daß die Angelegenheit weit ernster sei, als Herr Eastell glaube. Denn Mulubuko habe viele tausend wohlbewaffneter Krieger zur Verfügung: außerdem würden ihm im Ernstfalle alle benachbarten Stämme zur Hilfe eilen... Immerhin— er wolle persönlich mit Mulubuko reden und versuchen, die Sache gütlich beizulegen... Mit rotem Kopf kam er drei Stunden später zurück. Die Lage sei-sehr ernst. Mulubuko wolle von einem Vergleich nichts wissen: er verlange die Erlüllung des si 173! Wenn man es nicht zu einem ollgemeinen Ausstand kommen lasten wolle, müsse man— oder vielmehr: müsse Madame Mulubuko schon zu Willen sein. Und er der Konsul~ rate um so mehr hierzu, als das Ganze lediglich eine Formsache sei— sozusagen eine symbolische Handlung— nur dazu nngeton. die iryguakofsche StaatsabtoriM nufrechtzuekhalten. der Untertanen wegen. Mulubuko habe bei femche KLnigswürdc gei schworen, Madame würde seinen Palast so verlassen, wie stö ihn betreten würde. Drei bis vier Stunden Konoersation— per «listznre natürlich— vielleicht auch ein Handkuß... und die ganze Sache war erledigt. „Und Sie glauben," sagte Herr Eastell, bleich bis in die Lippen, „daß sich meine Frau daraus einläßt?" „Wenn Sie mich mit ihr reden lassen.— warum nicht?" Der Konsul begab sich sofort zu Madame und sprach mit ihr. Herr Eastell wartete derweilen im Nebenzimmer. Draußen vor dem Bungalow trieben sich zwanzig schwarze Krieger herum. Nach einer halben Stunde kam Madame ins Zimmer gestürzt. Sie war über die Zumutung bis ins innerste empört und fiel in einen hystlirlschen Weinkrampf. Ein solches Zlnstnne»— schrie sie: und noch dazu nnt diesem fetten schwarzen Ungeheuer! Aber wenn sie sich dennoch opfern wolle, so nur deswegen, um einen Krieg zwischen Iryguako und Frankreich — vielleicht sogar einen Welt- lricgl— zu verhindern... Und wenn der schwarze Teufel sie mir anrühre, schösse sie sich eine Kugel ins Her;. Es sei sowieso gebrochen. Und in Paris laste sie sich scheiden! Ja! Dann schloß sie sich bis zum Abeich in ihren, Zimmer ein. Mulubuko, der von dem heroischen Entschluß Madomes unterrichtet worden war. saichte gegen Abend die königliche Sänfte, die von der gesamten Leibgarde Mulubukos begleitet wurde. Denn die Angel egeicheit war gewissermaßen eine Staatsaktion: ganz Iryguako sollte erfahren, daß nunmehr dem§ 175 Genüge geschehen würde... Dennoch: Hm Eastell de la Erur hatte trotz des königlichen Ehrenwortes keine Ruhe. Er folgte der Sänfte in einiger Ent- fcrnung, um nötigenfalls... Der Teufel sollte diesen schwarzen Halunken trauen! Als er sich bi/I» Hörweite an Mulubukos Palast herongepürfcht hatte, war die Sänfte bereits verschwunden. Gedämpft klangen die feierlichen Rhythmen der iryguakoischen Natinoalhymne„Puppchen, du bist mein AugenfternI" zu ihm herüber. Herr Eastell stieß einen meterlangen Fluch aus. Doch als er weiter vordringen wollte, streckten sich chm aus dem Dunkel überall lange, spitzige Speere entgegen, und im Hintergrund grunzte es in nicht mißzuverftehender Weife! Dorum hielt es Herr Costel für den Augenblick geratener, umzukehren. Woraus ihr erkennen könnt, meine Lieben, daß fch.rrfgeschliff�ne Säbel In genügender Zahl ein sehr gewichtiges Argument bilden. ganz gleich ob es gilt, die Vorzüge der Monarchie zu beweisen, oder nur einem Paragraphen zu seinem Recht zu verhelfen... Wut verlangt irgendwelche Betätigimg. Herr Eastell ging in seinen Bungalow und walkte den von Mulubuko Überlasserien schwarzen Dirner Bambula durch.- Bambula fand das ganz m Ordnung: nur fühlte er sich als wohlerzogener Diener verpstichtet, seinen derzeitigen Herrn zu bitten, sich nicht zu sehr aufzuregen bei dtoser Exekution: es schade der Gesundheit... „Was sagst du Satansbraten!" schrie Herr Eastell außer sich, „nicht aufregen soll ich mich?!... Das schwöre ich dir: Wenn dein kogenannter König meiner Frau auch nur ein Haar krümmt, bist du der erste, der zur Hölle fährt I' Bambula blickte aus unschuldigen schwarzen Kulleraugen auf: „Masta. wird König Mulubuko weiße Frau nix Haar krümmen... Iz Mulubuko gute» König... Als Masta drei Tage fort war. in Dschungel, war weiße Frau dreimal ganze Nacht bei Mulubuko und hat doch nix Haar gekrümmt!" Undank ist der Welt Lohn: obwohl Madame durch ihr Opfer einen neuen Weltkrieg verhindert«, hat ihr Gatte dennoch in Paris die Ehofchsidung beantragt. Da habt ihr den Salat, mein« Lieben... MSnner sind immer £« et» anbaaktom««lumpe«Kmef«-
Oer Maskentanz.
Von Vera Gkoronel.
Wir treue» un«, diese SlustWnnrzen der deriZZatte« Teinzeri», die Übrigens ein« Enkelin unseres rutfischen Genossen Axelrod ist, ver. oifentlichen im können. Die Volksbühne veranstaltete dieser Tage eine Masken- tanzmattnce im Theater am Bülowplatz und bewies damit wieder einmal, daß sie dos einzige Berliner Theater ist, welches jungen unbemittelten Tänzern Gelegenheft gibt, sich vorzu- stellen. Auch ist es sehr zu begrüßen, dah sich die Vorführuno mit dem aktuellen Problem des Maskentanzes beschäftigte und oomft Veranlassung gab, sich mit diesem Gebiet des Tanzes auseinander- Zusetzen. Der Maskentanz steht heute im Begriff, eine Mode ,zu werden, wie es der musiklosc Tanz geworden ist. Und damit eine Gefahr für alle jungen Tänzer» die sich verpflichtet fühlen, mitzumachen ob mit oder ohne innere Berufung. Wer ist sich überhaupt klar über die Forderungen des Maskemanzes? Das Tragen der Maske bei Tanz und Schauspiel, eine uralte Tradition bei exotischen Völkern, ist in Europa seit den Masken der griechischen Tragödien völlig verschollen Das was z. B. bei den Primitiven ganz be- stimmte Bedeutung Hot(Besiegung böser Geister, Teuselstänze der Balinesen), wird von Europäern niemals erlebt, höchstens nach- empfunden werden können. In der Kunst ist aber nur das stark, was aus dem Echten, Ursprünglichen kommt. Und schwerlich wird dem Europäer bei exotischen Tänzen die tierhafte Unschuld, die unbewußte Nüancieruiig und Raffiniertheit des Ausdrucks gelingen. Das Wesentliche dieser Tänze ist nämlich nicht ihre reale Bedeutung, sondern ihre letzte Quelle: das Dämonische. Und das ist niemals mit Wisten des Tanzenden zu erveichen. Also muh, sich der heutige Tänzer, um künstlerisch Wertvolles m geben, von vornherein auf einen ihm gemäßen Standpunkt stellen. Welche Motivs treiben ihn aber man zum Maskentanz? Flucht vor dem Ich. sich bergen hinter einem mochtigen Ausdruck, Sinn für das Dekorative— sehr viele Beweggründe bewußter und unbewußter Natur spielen hier mit. Bei der Matinee der Volksbühne hatte man Eelegenheft zu ausgiebigen Studien und'Analysen dieser Art. Und muhte zu« sommensassend zu dem Resultat kommen: der Maskentanz ist Gefahr und Prüfstein für Tänzer. Die Maske überbetont durch ihre kv'r- zentrierte Wirkung den Kopf, gibt dem Körper einen cssektoollen Rahmen, lenkt die Aufmerksamkeit auf sich. Irgendeine gering- fügige Armgeste kann je nach dem Charakter der Maske grandios oder spöttisch wirken— aber nicht die Geste schafft diesen Ausdruck— sondern die M a s k e. Jede Bewegung, auch die ärmlichste, wirkt großartiger, als sie in Wirklichkeft ist. Durch die Maske täuscht der Tänzer sich über seinen eigenen Ausdruck, seine eigene Kam- posftionssähigkeft hinweg. W y M a g i t o z. B. scheint es zu ge- nügcn, wenn sie in einer ihrer sehr schönen Masken im pompösen Kostüm aus der Bühne steht, sehr viel mehr verlangt sie von sich nicht, und chre Tänze(außer ksem Zümgö) sind mft«in igen Schritten, Kopswendungen und � belanglosen-Aringesten erledigt; Am besten war ihr Tango. d«r, mit etwas weniger Phlegma getanzt, sowohl räumlich als thematisch«ine wirklich kultivierte Leistung darstellt. Airgenehm»ällt ihre beherrschte Schrittechnik der wabrhast jommer- vollen Fiißsührnng Ursula Falles gegenüber aus. Frau Falkos weiche flitßciide Bewegung des„Marienliedes" war durch falsche Gewichtsverlagerung und völlig undisziplinierte Fußsührung so be- hindert, daß das Schöne dieses Tanzes nicht herauskam.'Die be-
tonte hilflose Einfalt des Gesichtes wirkte unkünstlerisch. Diese» etwas hilflos Kränkliche scheint ihr aber sehr zu liegen und kommt in den Tänzen mit Maske zu einer gewissen Wirkung. Am stärksten wohl in der„Weißen Frau ", in der dieselbe Gestihlskurve zu einer weltfernen seltsamen Bewegtheit und tänzerischen EinHeft wuchs. Bei llarletto Thieben war die Norwendigkeit der Maske nicht immer zu sehen. Do feine Tänze sehr oft den Ausdruck wechseln, geschah es stellenweise, daß die Maske nicht mehr zur Be- wegung patzte. Es ist schade, daß dieser begabte, junge Tänzer seine Komposftionen sehr oft selbst zerstört durch plötzliche, wie ein- gefügte namroltstischf Bewegungen—, daß er stets und völlig un- organisch die Spannung wechselt, so daß ni« ein einheilliches Ganges entstehen kann. Dos Geheimnis oller guten Tänze ist ja Einheit und organischer Aufbau— die Notwendigkeit, das Muß jeder Bewegung. Wenn es Thieben gelingt, seine Vewegungsphantasie und Musikalität einem strengen Kontpositionsftil unterzuordnen, dann wird er dos erreichen, was er geben kann und möchte. Sein bester Tanz„König Elown" hat sehr gute Stellen, verliert sich ober dann wieder in prunftiöstes Schauspiel. Dieser grobe Noturalismus hat nichts mit> Tanz zu tan. da«r nicht mehr in Bewegung übersetzt ist. In Tbiebens Zugabe kam seine natüilichc südländische Liebenswürdig- keft heraus, und momentweise war ,zu spüren, daß eine Komiker- begabung in ihm steckt. Dieser Tänzer zeigte seine Möglichkeiten, wir wünschen ihm, daß er durch strenge Arbeit und Selbsterzichung dazu kommt, diese Versprechungen zu halten. Wenn auch das Experiment der Maskenmatinee nicht restlos glückte, so war es dock) interessant, sich bei dieser Gelegenheit über die Forderungen klar zu werden, die man an den Maqtentanz stellen muß. Vor allen Dingen sollten nur die künstlerisch gereisten, hie auch ohne äußeren Behelf phantastevolle und stark erlebte Schöpfungen geben, sich dieser schwierigen Ausgabe unterziehen. Denkt man z. 25. an die Maskentänze einer Wigman oder an den„Tanz mit der Maske" von Seift Mahesa, dessen erschütterndes Erlebnis eine echte, inbrünstige Beziehung des Tänzers zur Mast« offenbart, so wird einem klar, was der Maskentanz sein sollte. Es gibt Aus- nahmefälle, wo die Maske ein häßliches oder ousdruckloses Gesicht bedeckt, damit der schöne tanzbeseelte Leib zur Geltung kommen kann— auch hier isf sie am Platz. Im allgemeinen aber ist die Ratlosigkeft der meisten Tänzer ihrem Gesicht gegenüber so ver- Heerend, daß sie dieses erst«innral zur selben Ausdrucksrähigkeit wie den Körper erziehen sollten, bevor sie es hinter eine Maske stecken— denn dann erst dürfen sie es. Sie müssen zu der Erkenntnis kommen, daß ihr Gesicht ebenso selbstverständlich im Tanz mitgehen muß, wie ihre Hände oder Schultern, daß keine schauspielerische Mimik, aber ein natürliches Mitsühlen, Mitvibriercn des Gesichtes einfach zur Bewegung gehört. Wenn dies Ziel erreicht ist, dorm braucht die Maske nicht mehr aus der Not derartiger Konflikte heraus als Hilfe benutzt zu wefheu und wird dadurch für Ihre währe Bsstlrtimung erst frei. Die BöraitkstHlng/sSr dM Idealen MoMritaft; wäre'ein«' so; «igest ottige. p ha nt a st i s che und unwirkliche TaNz- koinposittost, das, zu ihr ein menschliches Gesicht und sei es nach so ausdruckssähiq, nicht mehr passen würde. Hier erst, wo die Maske den besonderen Charakter der Bewegung durch ihr« stilisierte Wirkung ergänzen soll(und nicht diesen'besonderen Charakter allein schafft), kann der wahrhaft künstlerische, curo-� päische Diaskentanz entstehen.
Oer brave Soldat Schwejk berichtet
Lieber deutsche Treue.
„Deutlche Treue", fuhr Schwejk fort zu erzählen,„gibt es zwei Sorten: die ein« heißt so. denn es ist eine Zeitschritt, und der Nationalverband Deutscher Offiziere läßt st« drucken. Man kann sie daher sehen, außer wenn sie gerade verboten ist. Di« andere deittsche Treue aber ist ein edles Gefühl, und man kann sie deshalb niemals sehen. Man steht sie nicht einmal, wenn alles nach ihr aus- schaut. Aber, wie mein Feldwebel Haoliczei in der Instruktions- stunde gesagt hat: deutsche Treue ist dos größte, was es gibt. Ich kann euch versichern, daß es stimmt. Man kann ihre Größe gar nicht mesien, sie läßt sich nur ausdrücken durch die ungeheure Menge der Ofsizicre, die bei der Revolution am?. November für ihren Kaiser das Leben gelösten haben, wosür sie noch heut« von der Republik Pension beziehen. Denn die Treue muh belohnt werden. Da war in München ein Gemischtwarenhändler Jgnaz Futterer, der galt als treudeutscher Mann und er verkaufte die besten Makka- roni in der ganzen Umgegend. Wie aber die Italiener uns den Krieg erklärt haben, hat man die Makkaroni„Treubruchnirdeln" geheißen und der Futterer sich geärgert und er hat sie nicht mehr verkaufen wollen. Da hat er an seinem Laden ein großes Schild angebracht:„Deutsche Männer und Frauen, cßt keine Treubruch- nudeln!" und er hat seinen ganzen Vorrat mft 50 Proz. Ausschlag nach Rorddeutschlond verschoben, wo sie schon damals nichts zu fressen hatten. So hat er drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: er hat erstens das nationale Bewußtsein wach erholten, zweitens den Hungernden geholfen, und ist drittens selber nicht zu kurz dabei gekommen, was der wahre Poriotismus ist. Deshalb halten auch die Offiziere die deutsche Treue und brechen ihren Eid aus die Repudlik niemals, außer wenn die Pensionsberechtigung ge- sichert ist. Die„Deutsche Treue"'— fetzt mein ich wieder die gedruckte— hat geschrieben, daß die Republik durch Verrat und Verbrechen entstanden ist und daß sie keine Rechtsgrundlage schaffen kann für eine neue Staatsordnung. So denkt d«r schlichte Offizier in seiner Treue, und deshalb haben sich auch am 9. November olle Ofsiziere, nach. dem sie für ihren Kaiser gestorben waren, aus den Boden der Re. gierung Ebert-Scheidemann gestellt. Da haften wir beim Regiment einen Hauptmann Graf Aufseß v. Springer, der hat, als es ms Feld ging, seine Gattin umarmt und ihr«wige Treue geschworen. Nachher aber, wie es ihm in Frankreich zu langweilig geworden, hat er sich zu einer französischen Komteß ins Bett gelegt und danach. als es nach Osten ging, zu einer jüdischen Viehhändlertochter in Bjalystok. denn er hatte den Dinier noch nicht gelesen. Und im Mafino. wo ich Ordonanz war. hat er sich entschuldigt:„Ich leg« «ich ins Bett de , Tatsach»»' Uns danach hat« ro* Polin gehabt
und hat ihr Photographien aus dem Kasino mitgebracht, die sie gern hat sehen mögen, denn es waren große Schweinereien darauf. Räch dem aber hat er sie verhaften lassen, well das Mädchen in anderen Umständen von ihm gewesen ist und weil es einen deutschen Krieger zum Verrat militärischer Geheimnisse hat verleiten wollen. Den» die Photographien waren streng geheim und ich habe nur mit Mühe zwei davon beiseite gebrocht, welche aber jetzt in Frankfurt a. d. O. bei-den Gerichtsakten sind als Bcwoismatcriall Der Reichswehr - minister Geßler hat nämlich gegen einen sozialdemokratischen Redak- tcur wegen ZZeleidigung der Armee geklagt. Und das Gericht hat festgestellt, daß die Photos als Beweis unerheblich sind, weil die Ofsizicre sie nur mit Abscheu betrachtet haben. Zlber der Redakteur ist ins Gesängiiis gekommen, denn er hat von seinem Artikel nichts zurückgenommen. Er hat nämlich als Sozialdemokrat nicht gewußt. was deutsche Treue ist. Die„Deutsche Treue"— jetzt mein Ich wieder die gedruckte— ist viel kliiger als solch ein Staatsoerräter. Wie sie nämlich der Polizeipräsident verboten hat, wegen Beschimpsuug der Republik , hat sie schleunigst eine Erklärung herausgebracht und gejammert, daß sie sich gor nichts dabei gedacht hat und daß es ihr sehr leid tüte und daß sie in Zukunft sich bessern werde und dah sie immer artig sein wolle. Da hat denn der Polizeipräsident ein Einsehen gehabt und sie wieder erscheinen lassen. Und unser Feldwebel Havliczek hat in der Instruktionsstunde gelehrt, daß die deutsche Treue feststeht wie Eichen und jedem Sturm trotzt, wie hier wieder ersichtlich geworden ist. Da kannte ick, auf der Prager Kleinseite einen Sattler Wrbo, be! dem Hab ich die Maulkörbe für meine Hunde gekaust. Und im Laden hat der Wrba ein Schild gehabt-„Hier wird nichts zurück- genommen." Wie er aber einmal aus Versehen mir einen Maul» korb für drei Kronen gelassen hat, der mtt fünf Kronen ausge- zeichnet gewesen Ist, da es ihn gereut, und er hat ibn gern wieder- haben wollen, und wie ich auf das Schild gezeigt hob, hat er ge- meint:„Jede Regel wird erst schön durch die Ausnahme." Und so ist es auch mit der deutschen Treue, die am erhabensten wirkt, wenn alles wieder zurückgenommen wird, wie der Major v. Sodenstern. der Oberst von der Decken und der Nationalverband Deutscher Offiziere alle ihre Ausdrücke gegen die Republik zurückgenommen haben. Und sie haben gewiß an Ehrhardt gedacht, der oor Gericht beweist, daß er nicht geputscht, sondern nur dem Befehl geharscht hat.(Ich glaub, er hat das Rezept mir abgesehen.) Es ist eine gute Tot, wenn man alles zurücknimmt, was man getan hat. denn so bleibt in Deutschland das Wort bestehen:„Jede gute Tat findet chr« Penston," � Jonathan.