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tischen Antrags eingegangen. Die Schachtpolitif haf damit ein Novum auf dem Gebiete des Grundstücstaufes zuwege gebracht: eine Stadt mit einem Milliardenetat tauft ein 5- Millionengrundstück ohne Geld bis zum 1. Januar 1930! Herr Dr. Schacht wird seine Freude haben.

Wir aber dürfen hoffen, daß es der Stadt Berlin   wie den deut­fchen Kommunen überhaupt nach dem Tage der Abrechnung mit der Bürgerblodpolitit möglich sein wird, wieder eine vernünftigere, von dem Interesse der Allgemeinheit dittierte Finanz- und Grundstückspolitik zu treiben. 211 zu scharf macht schartig, Herr Reichsbankpräsident!

Der Kurpfuscher von Werder   festgestellt.

Die widerlegten Dementis.

U- Bahn Kottbusser Tor Ende Januar. Kurpfuscherei zugrunde gegangen find. Geftern nachmittag ist es

Verzögerung der Bauarbeiten durch den Frost.

Die Bauleitung der Schnellbahn Gesundbrunnen  - Neukölln, die bisher nur auf den drei Stationen Boddinstraße, Hermannplay, Schönleinstraße in Betrieb ist, hoffte bekanntlich, die im Bau befindliche Strecke bis Kottbusser Tor am 20. Dezember eröffnen zu können. Infolge des in den letzten Wochen eingetretenen Frostes haben die. Betonierungsarbeiten aber nicht in gleichem Tempo wie bisher durchgeführt werden können, fo daß die Eröffnung dieser Strecke, durch die der Anschluß an die Hochbahn Gleisdreied- Warschauer Brücke und darüber hinaus nach dem Westen erreicht wird, er st Ende Januar stattfinden wird. Dadurch verzögert sich auch die Inbetriebnahme der nächsten Teilstrede bis Morigplay, die nach den bisherigen Dispofitionen bereits in Februar zu erwarten war. Dieser Teil der G- N- Bahn wiro voraussichtlich erst im März nächsten Jahres fertig werden.

Die neuen Bahneingänge am 300.

Seit Monaten wird in der Hardenbergstraße an dem neuen Ausgang des Untergrundbahnhofs Zoologischer Garten gebaut, der in unmittelbarer Nähe der Gedächtniskirche angelegt wird, weil die dort befindlichen großen Lichtspieltheater und Geschäfte bisher fast völlig vom Untergrundbahnverkehr abgeschnitten waren, weil sich der einzige Zugang zum Untergrundbahnhof fast direkt unter der Stadtbahnunterführung befindet. Die Arbeiten dort ge stalten sich langwierig, da ein unterirdischer Tunnel von beträchtlicher Länge gebaut werden muß. Auch die Bauzäume, die zum Teil mitten im Bürgersteig errichtet sind, machen sich als Ver­fehrshindernis sehr unangenehm bemerkbar. Wie wir hören, ist jedoch mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme dieses neuen Aus­ganges erst im April nächsten Jahres zu rechnen. Auch der Unter­grundbahnhof Knie erhält nach der Musikhochschule zu in der Hardenbergstraße einen neuen Zugang, der ebenfalls erst im Mai nächsten Jahres fertiggestellt sein wird.

Rundfunk im Waisenhaus.

Gestern morgen hat man von Potsdam   aus unter Be­nuhung des offiziösen Wolfffchen Telegraphenbureaus ein Dementi in die Welt geschickt, nach dem die beiden an Diphtherie gestorbenen Kinder des Steuerfekretärs Frih Paul in Werder nicht durch unferem Gewährsmann gelungen, die Person festzustellen, durch die Paul und seine Frau in den Glauben versetzt wurden, daß die Krankheit ihrer Kinder ohne hinzuziehung eines Arztes geheilt werden könne: Es ist der Vorleser der joge. nannten Christlichen Wissenschaft", Arthur Ciszt. früher in Berlin- Schöneberg  , Bayerischer Plat 10, jetzt in Karlshorft wohnhaft.

ein Laie sich Krantenbehandlung anmaßte, die ihm nicht zufam. Die Aerzte in Werder wußten seit langer Zeit, daß dort irgend­Es war weiter allgemein bekannt, daß gerade Frau Charlotte Paul, die Mutter der verstorbenen Kinder, Anhängerin irgend einer geheimnisvollen Lehre war. Jetzt ist. festgestellt, daß Frau Paul bei Liszt   in sogenannter Fernbehandlung" stand. Auch der Schwiegervater des Steuersekretärs Paul, ein Strommeister a. D., sollte durch diese Lehre gesund werden. Er litt an Diabetes. Als er einen Arzt aufsuchte, war der Zustand des. Patienten so, daß Ober- und Unterschenkel amputiert werden mußten.

MT

Eines Tages erschien Liszt   auf ausdrüdliche Empfeh. lung der Frau Paul bei dem Postsekretär K. in Werder, um auch ihn, der an Gehstörungen erfranft war, zu behandeln. Auf die Frage, mieviel er verlange, gab Liszt zur Antwort: Ber langen fann ich nichts. Man gibt mir gewöhnlich 10 bis 20 m." um zweiten Tage sagte Liszt   zu dem Sekretär: Stehe auf und gehe!" Bon Gehen war natürlich feine Rede! Ms der grobe Unfug dem Beamten zu bunt murde, mies er Rifat

Der Ueberfall auf den Klausner."

Berständnisvolle Richter.

die Tür und begab sich in die Behandlung eines Berliner   Arztes. Als Frau Baul jezt bei der Diphtherieertrantung von ihren Be fannten darauf aufmerffam gemacht wurde, daß ihr Sohn ja schon erstice, gab sie zur Antwort: Ich mache meine Kinder allein gesund."

richterstatter gestern vorgelegt worden sind. Darin heißt es u. a., daß Liszt   schreibt außerdem Briefe nach Werber, die unserem Be es feine Krankheit gibt. Weiterhin steht 2. mit einer Böchnerin, die in diesem Monat niedertommt, in Verbindung. Falls fie Schmerzen bei der Geburt empfinden sollte, sei Arthur Liszt umgehend telephontfch zu benachrichtigen.

Die Christliche Wissenschaft  "( Christian Science  ) ift aus England 1903 nach Deutschland   importiert, worden und steht auf derselben mittelalterlichen Kulturstufe mie die Weißen­berger Sefte, über die wir uns gestern morgen ausführlich äußerfen. In den Schriften des Christian Science  " liest man folgende gro testen Beweisführungen":" Der liebe Gott ist unser Bater, und wir Menschen sind seine Kinder. Der liebe Gott ist vollkommen, und wir als seine Kinder sind auch vollkommen. Wenn wir also meinen, daß wir eine Krankheit haben, so sind wir im Irrtum, denn Gott hat auch feine Krankheit. Wenn wir also fest datan glauben, daß wir Gottes vollkommene Kinder sind und deshalb teine Krankheit haben können- ist die Krankheit weg!" Einen tolleren Widerfinn vermag ein vernünftiger Mensch sich faum auszumafen!

Derartigen Narreteien wird man natürlich nur durch standige Aufklärung, namentlich auch des heranmachsenden Geschlechtes, das vor allem von törichtem, überfommenem Aberglauben bewahrt werden muß, begegnen fönnen. Darüber hinaus aber ist es not wendig, daß solchen Pfuschern, mögen fie nun dolos oder ans geistiger Berbohrtheit heraus handeln, seitens der Gesundheitspolizei. das Handwarf gelegt wird!

Rostenbrud den Lohndrud entgegenstellt. Mit rationellen Mitteln fucht man diesen Kostenfaktor, menschliche Arbeit", zu formen. Arbeitsphysiologie und psychologie aller Störungen, die innerhalb und außerhalb der Arbeit liegen. Leider hat Briefs recht, menn er Das Gericht verurteilte wegen des Raubüberfalls auf den feststellt, daß die Hoffnungen, die Erkenntnisse der arbeitsphysiologi Klausner" den Angeklagten Peter Sch. zu ein Jahr vier schen Forschungen fönnten sozialpolitisch vor allem in der Gestaltung der Länge des Arbeitstages fich auswirken, Hoffnungen Monaten Gefängnis, feinen Bruder Willi wegen Beihilfe und schweren Diebstahls zu sechs Monaten und zur gleichen geblieben sind, wie er auch der Binchotechnik gegenüber, die zu Strafe wegen derfelben Delikte auch den Alfred H. Die Ent- theoretisch fei, starten Zweifel an den Tag leate. Im Kampfe um die Seele des Arbeiters", reichen diese Methoden nicht aus. scheidung über eine Bewährungsfrist wurde zurückgestellt, der Haft- Bestimmt gewinnt man sie nicht durch urzichtige und befehi gegen die beiden ersten Angeklagten aufgehoben. Alfred H brutale Betriebsrationalisierung", die Briefs eit­befand sich auf freiem Fuße. Somohl der Staatsanwalt als die, schieden betonte und an einem typischen Falle brandmarkte. Das Problem der Arbeitsfreude Grundlage aller Arbeitsratio. Berurteilten verzichteten auf Berufung. nalisierungift teine rein wirtschaftliche Frage, sondern eine sozial politisch- weltanschauliche.

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Dem Rummelsburger   Waisenhaus der Stadt Berlin   ist eine sehr schäßenswerte Bereicherung seiner Unter haltungs- und Belehrungsmittel zuteil geworden. Der funttechnische Experimentierflub Lichtenberg  , der eine Reihe fleißiger Radiobaftler Das große Aufsehen, das die Tat der Angeklagten verursacht zu seinen Mitgliedern zählt, hat der Anstalt einen selbstgebauten großen Radioapparat geschenkt. Am Sonntag wurde der Apparat in hat, und die Gerichtssensation, die der Prozeß bedeutete, stehen im ber Turnhalle, die dem Waisenhaus ats Raum für Festlichkeiten Widerspruch zu dem milden Urteil, das das Gericht fällte. Das Urteil dienen muß, feierlich eingeweiht. Die Kinder faßen erwartungsvoll findet aber sowohl in der Persönlichkeit der Angeklagten wie auch vor der zur Turnhalle gehörenden fleinen Schauspielbühne, auf der in den Einzelheiten der Tat seine Begründung. Die Brüder Sch. fie den neuen Apparat aufgebaut sahen. Erzieher und Erzieherinnen, hatten früh ihre Mutter verloren und mußten früh ihr Brot felbft an ihrer Spize Direktor Seŋer, nahmen an der Feier teil. Das der verdienen. Arbeitslosigkeit brachte sie auf Abwege. Bei Anstalt sehr willkommene Geschenk wurde von dem Borsigenden des einem Diebstahl erbeuteten sie Geld und auch einen Revolver. Klubs mit freundlichen Wünschen übergeben. Dem Waisenhaus diefe Das Geld war bald ausgegeben, der Revolver reizte die Jungen Freude bereiten zu können, ist den Radtobafttern selber eine herzliche zu neuen Taten. Dabei famen fie auf den Gedanken, im Klaus Freude gewesen. Direktor Seger, der im Namen des Waifen ner", in dem Willi früher gearbeitet hatte, einzubrechen, und Beter hauses herzlich dankte, wies darauf hin, wie in neuerer Zeit das führte ihn mit ungewöhnlicher Kaltblütigkeit aus. Die Fürsorgerin Waisenhaus die frühere Abgeschlossenheit mehr und mehr abgestreift des Jugendamtes fonnte nichts nachteiliges über die jungen Leute hat. Die Kinder haben auf dem ausgedehnten Anstaltsgelände alles berichten. Der Staatsanwalt fand für ihre Jugend und beisammen, die gemütlichen Wohnungen, in denen sie zu Familien" für ihren Leichtsinn troh der Gefährlichkeit der Tat Berständ von je 20 Köpfen vereinigt sind, ihre eigene Schule nach dem Ge Die Berteidiger, die Rechtsanwälte Dr. Fuchs und meindeschullehrplan Berlins  , eigene Spielpläge. Aber mit Abficht Dr. The mat hatten es unter solchen Umständen nicht schwer, auf merden die Anstaltskinder, damit sie auch die Welt draußen kennen auf ein milde's Urteil zu plädieren. Das Gericht glaubte aber lernen und sie verstehen, oft hinausgeführt, sogar in gemeinschaft in diesem Falle im höheren Maße der Persönlichkeit der Ange lichen Sommerreifen. Der Rundfunk hat für das Waisenhaus wie flagten als ihrer Tat Rechnung tragen zu müssen. Die Mutter des für so viele andere Anstalten eine neue Beziehung zur Außenweit, die im Gerichtssaal anwesend war, erklärte, daß für ihren geschaffen. Die Feier endete mit einer ersten Probe des Apparates, Jungen bereits eine Stellung in der Nähe von Plauen   bereitstehe. einer gut gelungenen Konzertübertragung, die den Beifall der Zu Die Brüder Sch. sollen zu ihrem Onfel, in der Nähe von Köln  . hörer fand. So wollte es scheinen, als sei für die jungen Leute gesorgt und als bedeuteten sie für die Deffentlichkeit feine Gefahr mehr. Bas bei dieser eindeutigen Lage der Dinge noch ein graphologischer Sachver Graphologie, als einen Teil der angewandten Psychologie in allen Ehren, doch soll man sie zur richtigen Zeit und an der richtigen

Die Forderungen der Kriegsbeschädigten.

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nis.

Stelle verwenden.

Gegen unvernünftige Arbeitsrationalisierung!

Eine start besuchte öffentliche Versammlung der friegsbeschäſtändiger im Gerichtssaal sollte, schien nicht ganz verständlich. Die digten Beamten, Beamtenscheininhaber und Angestellten, die im Balais des Zentrum" auf Veranlassung des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten stattfand, befaßte sich in einem Referat des zweiten Borfizenden Pfändner mit der Besoldungsneuordnung. Es fam zum Ausdruck, daß die schwerkriegsbeschädigten Beamten, Beamten. scheininhaber und Angestellten eine Erfüllung ihrer besonderen Erst in neuerer Zeit ist man dazu gekommen, neben der ratio. Wünsche, soweit sie sich in ihrem Dienstverhältnis in der Frage der nellen Dekonomie von Sachen und Organisationen auch Menschen Einberufung usw. aus der Kriegsdienstbeschädigung ergeben, von öfonomie zu treiben. Ueber diesen Problemtreis sprach vor ber Reichsregierung und vom Reichstage erwarten. In einer Ent- furzem Prof. Briefs von der Technischen Hochschule im Rahmen fchließung wurde insbesondere die Anrechnung der gefam der Vortragsreihe der Industrie- und Handelskammer  . Zur Er ten Militärdienstzeit auf das Besoldungsdienstalter aller tlärung des Begriffs Arbeit" gehört ihre 3medmäßigkeit. Dem Kriegsbeschädigten, die Anrechnung der Angestellten Unternehn er erscheint die Arbeit als ein Kostenfaftor, der so meit dienstzeit, die vor der planmäßigen Anstellung im öffentlichen als möglich herabgedrückt werden muß. Deshalb ist reibungslose, Dienst zurückgelegt worden ist, die Sicherung ber bishert marimale Arbeitsleistung das unternehmerische und technische Ur­gen Gehaltsbezüge bei lebernahme eines Versorgungsbeitsideal, das seine Grenzen in physiologischen und psychologischen anwärters aus dem Angestellten in das Beamtenverhältnis, dau Bedingtheiten der menschlichen Arbeit findet, fowie in der sozialen ernde Gewährung des vollen Wohnungsgeldes an ledige Schwer Einstellung der Arbeiter und Gewerkschaftsbewegung, die dem beschädigte gefordert. Außerdem wurden Prüfungserleich terungen, die in der Beschädigung begründet feien, umgehende Uebernahme der Angestellten in Dauerstellen in das Beamtenverhältnis und Gewährung einer Ab­findung von 3000 Mart an alle Beamtenscheininhaber, die ihn nicht verwerten können, verlangt.

Kein Wiederaufnahmeverfahren Spanier.

Der Wiederaufnahmeantrag der Frau Spanier, die vom Schwur­gericht des Landgerichts II Anfang 1923 wegen Beteiligung an der Ermordung des Teppichhändlers Neißer zu drei Jahren 3ucht haus verurteilt worden war, ist durch Beschluß des Landgerichts II  abgewiesen worden. Frau Spanier, die immer ihre Schuld be­stritten hatte, und auf Grund eines Indizienbeweises verurteilt worden war, wollte während ihres Aufenthalts im Zuchthaus Sagan von einer Mitgefangenen erfahren haben, daß eine blonde Erna", eine Frau Erna Bornemann, sich durch Ge­spräche verraten habe, daß sie die Frau gewesen sei, die die beiden Mörder bei dem vorgeblichen Teppicheinkauf bei Neißer begleitet habe. Die Beweisaufnahme hat diese Behauptungen der Frau Spanier nicht bestätigt. Frau Spanier hat ihre Strafe noch nicht voll verbüßt, da sie wegen Hauftunfähigkeit infolge ihres Lungen­leidens wieder aus dem Zuchthaus entlassen worden ist.

Im Rahmen eines Unterhaltungsabends der 45./46. Lebens­gemeinschafsschule Neukölln lief im Städtischen Lichtspielhaus Neu­kölln der Film: Freizeit ist Not!, der bereits hier besprochen worden ist. Der Regierungs- Bezirksjugendpfleger Maximilian Nied zielffi- Potsdam hat ihn hergestellt. Dieser Regisseur und Operateur in einer Berfon hat es verstanden, in packender lebendiger Form zu zeigen, wie die deutsche Jugend sich die Freizeit gestaltet, die sie in den Landheimen und Jugendherbergen verlebt. Der Film hat in gleicher Weise für die Schulen wie auch für die Jugendpflege, ins­befondere für die Elternabende eine start anschauliche, merbende Kraft.

Funkwinkel,

Frauen" wieder aufgenommen hat, sprach über Olympe Adele Schreiber, die ihre Vortragsreihe Bahnbrechende de Gouges, die in der Geschichte der französischen   Revolution eine wesentliche Rolle spielte. Daß diese Frau ihr wechselvolles Leben, das sie immerhin eine beachtenswerte Rolle in der Gesellschaft spielen ließ, in die Bahnen der französischen   Revolution lenkte, ist spielen ließ, in die Bahnen der französischen   Revolution lenfte, ist weniger verwunderlich, als die bewußte Form, in der sie es tat Die Forderung des gleichen Rechtes auch für die Frau wurde von ihr in leidenschaftlichster, scharfsinniger Weise begründet und ver­fochten. Sie war nicht mitläuferin einer Idee. sondern sie war einer ihrer Träger. Weil sie das Recht vor die Gewalt stellt, weil fie fich zum Sinn der Revolution, nicht zu einer Gruppe zufälliger Machthaber bekannte, mußte sie auf der Guillotine sterben. ,, Hinter die Kulissen der Reklame", und zwar der modernsten Re­flame, führte Fritz Schröder in einem Vortrag, leider in sehr unmoderner, sehr langweiliger Form, die von dem Wesen moderner Reklametechnik im Grunde nur wenig spiegelte. Michael v. Sa doras glänzende Klaviertechnik, besonders aber auch sein pracht­voll sauberer, ausgeglichener Anschlag, machten seinen Vortrag von Beethovenschen und Lisztschen Virtuosenstüden zu einem hohen. Ge­nuß. Cornelis Brons geest sang Balladen von Karl Lowe, von Seidler- Winfler zurüdhaltend und doch mit entzüdender mufifa­lischer Lebendigkeit bealeitet. Bronsgeeft war bei diesen wirkungs Dollen, volkstümlichen Melodien ganz in feinem Element.

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Zes.

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Sie sind ja tot!"

Die Doppelehe des Lotgesagten.

Unter der Anklage ber Bigamie hatte fich der Bersicherungs inspektor Albert vor dem Großen Schöffengericht zu verant morten Er hatte sich zum zweiten Mate verheiratet, ohne daß die erste The geschieden worden war, im Gegenteil, feine Cheſcheidungs flage   war furz vor einer zweiten Eheschließung in allen Instanzen bis zum Reichsgericht abgewiesen worden.

Der Angeflagte hatte im Jahre 1914 in feiner oftpreußischen Garnison ein Mädchen getroffen, das nachts vom Bahnhof mit dem Koffer in der Hand tam und ein Unterkommen füchte. Er hatte sie für diese Nacht in seine Wohnung mitgenommen. Dieses Beisammensein hatte Folgen. Ws A. im Felde mar, befam er die Aufforderung, die Vaterschaft anzuertennen Unter dem Druck der Verhältnisse ging er 1917 eine Kriegstrauung ein. Das ganze. Eheglüd dauerte mit Unterbrechungen nur vier Wochen. Dann befam 2. Zweifel, ob er wirklich der Bater fei und betrieb ohne Erfolg die Ehescheidung. Der Prozeß zog fich vier Jahre hin. A. war in der Zwischenzeit einmal wegen eines Zusammenbruchs von seinem Truppenteil entlaffen worden. Als er fich im Jahre 1921 bei der Polizei neue Papiere ausstellen lassen wollte, befam er dort den Bescheid: Sie sind ja tot" Auf dem Standesamt betam er dieselbe Antwort. Er mußte fich nun neue Ausweispapiere befchaffen. Als der Polizeibeamte dabei fragte, die Bersonalien feien wohl die alten, fagte 2. furzerhand " Ja". Auf diese Weise tam in die neuen Ausweispapiere der Ver­mer? lebig". Um Frau und Kind hatte A. fich seit vier Jahren nicht gefümmert. Als Neugeborener" glaubte A., sich über die gefeßlichen Vorschriften einfach hinwegfeßen zu dürfen. Er hei ratete nochmals. Auf die Strafanzeige feiner rechtmäßigen Frau, die ihre Versorgungsansprüche vergeblich geltend gemacht hatte, wurde. nunmehr angeflagt und erhielt megen. Doppelehe Jahr Gefängnis. Das Gericht hat sein. Bergehen auch als fo fchwer aufgefaßt, daß es ihm die Bemährungsfrist versagte.

Dachstuhlbrand in Südende.

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In einer Manfarbenwohnung des Hauses Barfstraße 9 in Südende entstand gestern gegen 19 Uhr aus noch unbekannter Ursache Feuer, das sehr schnell um sich griff. As die Behren von Tempelhof  , Mariendorf   und Südende an der Brandstelle ein trafen, waren die Flammen bereits auf den Dachstuhl übergesprungen. Durch startes Wassergeben aus mehreren Schlauchleitungen gelang es, den Brand nach etwa einstündiger Tätigkeit zu lokalisieren. Eine starte Rauchentwidlung erschwerte die Löscharbeiten außerordentlich. Unter Zurüdlassung einer Brandwache konnten die Wehren gegen 20 Uhr wieder ab­

rüden.

Selbstmord einer 17 jährigen Hansangestellten.

In der Wohnung ihres Arbeitgebers im Hause Liezen. burger Straße 11 in Charlottenburg   wurde heute früh gegen 8 Uhr die 17jährige ha usangestellte Therese Ans­gruber durch Gas verg ftet bewußtlos aufgefunden. Ein hinzu gerufener Arzt der nächsten Rettungsstelle fonnte nur noch den Tod feststellen. Das Motiv zu dem Verzweiflungsschritt ist noch unbekannt.

Uner­

Der Zirtus der 100 Cowen ist auf seiner Rundreise durch Berlin  seit einigen Tagen in der Köpenider Straße gelandet. Kapitän Alfred Schneider  , der selbst die größte Löwen gruppe der Welt vorführt, versteht es zudem, als echter Zirkus. mensch, fich für sein Brogramm erstklassige Artiſten zu engagieren. So führt jezt der Meister der Freiheitsdreffur Angelo, einst selbst Befizer eines weltberühmten Zirkus, Freiheitspferde vor. wähnt darf auch die Leo- Tard- Truppe nicht bleiben, eine ganz famose Luftnummer, die Tollfünhheit mit Groteste verbindet. Krinte und Barlow arbeiten fehr gute Clown- Entrees heraus, während die Reifenroll- Jongleure, zwei Bilano, ihre Darbietung auch in recht ansprechender Form bringen. ansprechender Form bringen. Aus der großen Anzahl der Nummern sei dann noch Billy Jenfins hervorgehoben, der die Be rufsarbeit des Cowboy als große Manegenummer aufzieht und überbies noch Kunstschüße ist.