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tigsn Urteile wird ober dadurch gemildert, daß sie meistens unvollstreckt blieben. Zahl der»um Tod« Zahl d»? Bc?urt?llicll Hi»z«tichl«t«l Jahr ISIS...... 50 IS .. IS21...... 149 26 . 1923...... 77 1924...... 112 23 1925...... 85 22 Freilich hat die �ahl der Morde nach dem stahl­heilenden Bade des Krieges zugenpmmen(in den Jahren 19111 bis 1910 schwankte die Zahl der wegen Mordes Der- urteilten um 90 pro Jahr, in den Jahren 1924 und 192S be­trug sie 193 bzw. 185). Dieses ist aber eine Folge der»er- hängnievollen Wirkung des Krieges, und es wäre unsinnig den Satan der Verrohung mit dem Beelzebub der Todes- strafe bekämpfen zu wollen. Uebrigens sind die Todesurteile, non denen 75 bis 80 Pm. unvollstreckt blieben, dazu ge- eignet, um die Roheit der Eilten zu vertiefen» nicht aber um die Mörder einzuschüchtern! Lehrreich sind die Daten der Kriminalistik Italiens . Seit Jahrzehnten, lange vor dem Aufstieg zur Macht der Mörder von Matteotti , hatte Italien den traurigen Ruf eines Landes des Mordes. Nirgends in der ganzen Welt waren die Morde so häufig wie hier. Und trotzdem hat Italien schon im Jahre 1890 die Todesstrafe abgeschafft. Die Anhänger der Einschüchterungstheorie prophezeiten eine gewaltige Zu- nähme der Bluttaten, aber diese Prophezeiungen haben sich als falsch erwiesen. Seit der Abschaffung der Todesstrafe ist die Zahl der Morde und Totschläge in Italien im Rück- gang begriffen, wie dieses aus den folgenden Daten er- sichtlich ist: Zahl der der italienischen Polizei bekannt gewordenen Morde und Totschläge. Jahresdurchschnitt«bsolut. z-hr«« 1 580 18S9..... 4 353 14,9 18901895..... 4 018 13,1 18961901..... 3 642 11,4 19011907..... 3356 9,3 Ca muß hier noch die Anwendung der Todesstrafe in Sowjetrußland erwähnt werden. Hier werden durch Hin- richtungen verschiedenste Verbrechen bestraft(Aufruhr, Ver- schwörung, Mord, Münz- und Briefmarkenfälschunz, Unter- schlagung. wirtschaftliche Spionage usw.). Als Einschüchte- rungsmaßnahme werden auch Geisel ohne Gerichtsurteil er- schössen. Die Zahl. der Hingerichteten beträgt hier mehrere Tausende jährlich. Nach zehn Iahren dieser blutigen Expe- rtmente versprechen die Herrscher der lldt-SR., die Anwen­dung der Todesstrafe zu beschränken sie können aber dieses Versprechen nicht holten, weil sie selbst, sowie ihre Richter, durch das vergossene Blut vergiftet sind und ohne weueres B.'uivergisftsn ihr Amt auszuüben nicht imstande sind. Eine Art Vergiftung des öffenUichen Gewissens durch die gemäß dem Befehl des Richters verübten Tötungen ist aber auch in anderen Ländern zu verzeichnen, überall, wo das Henkersbeil als Waffe der Justiz fungiert. Nur dadurch läßt sich die Zähigkeit erklären, mit der die Todesstrafe ver- teidigt wird, deren Abscheulichkeit keine Beweise erfordert und deren Unzweckmößigkeit van der Kriminalstatistik nach- gewiesen wird. Kundgebung gegen die Todesstrafe. A« Dienstag, htm. 13. TezemSer. veranstaltet die Sozialdentvkratische Partei im Le'hrerver» einshans. Alexauderplatz. eine große Kundgebung gegen die Todesstrafe. Eis werden sprechen die Genosfen Cr i spien. Kurt Rofenfeld und Abramowitsch.

Krach in der bayerischen Koalition. Die Ursache: Iustizminister Dr. Gärtner. Pie Presse der Bayerischen Boltspartei und die deutschnationale Press« in Boyern sind hart aneinander geraten, obgleich beide Parteien gemeinsam in der bayerischen Re- gierung sitzen Die Ursache des Streits Ist der Iustizminister(3 ü r t- »er, den derBayerische Kurier' sehr scharf kritisiert hatte. (5s handelt sich um die Frage, ob die Bayerische Volkspartei die Verantwortung für die Taten der bayerischen Justiz unter Gärtners Leitung vor dem Zustandekommen der jetzigen Koalition übernommen habe oder nicht. Die Ergebnisse des Unter- juchungsausschusles im Bayerischen Landtag sind für die bayerische Justiz so kompromittierend, daß die Bayerische Volks- Partei abzurücken wünscht. Bach der Presse sind die beiden Fraktion sleitungen aufeinandergestoßen. Man hat in der Presse Erklärungen ab­gegeben. Run wirft die Frattlonsleitung der Bayerischen Volks- Partei der deutschnationalen Fraktionsleitung Unwahrheit vor und fetzt unter die öffentliche Auseinandersetzung folgenden Echlußpunkt: »Es ist ganz selbstverständlich, daß die Dinge nlchl so stehen bleiben können, wie fle jetzt stehen. Die Behauptungen der deutschnotionalen Fraktionslcitung werden dadurch nicht wahrer, daß sie immer wieder ausgesprochen werden. Die Angelegenheit Hot durch die Verlautbarungen von deutschnationaler Seite einen Charakter angenommen, daß zunächst mit weiteren Presse- Erklärungen nichts gedient ist. Die Leitung der tondlagsfi-aktion der Bayerischen Voltsvartei wird die ihr nokwendig erscheinende» Schritte unternehmen.* DerBayerisch« Kurier' aber erklärt: Die beleidigenden Angriffe, die die letzte partei- amtliche Auslassung der Deutschnaticwalen Fraktion gegen den Bayerischen Kurier' gerichtet hat, und die iii der Auslassung enthaltenen schweren Verdächtigungen geben demBayerischen Kurier' die Möglichkeit, eine gerichtliche Slarstellung des gesamten Sochvcrhalls herbelzuführen. Von dieser Möglichkeit wird der Bayerische Kurier' Gebrauch machen. Es soll also vor einem bayerischen Gericht festgestellt werden. wieviel Prozent Vertrauen die Bayerische Boltspartei dem Justizminister Gürtner beim Abschluß der Koalition ent- gegengebracht und welche Aestrven sie gemacht hat. Ilm ein Beispiel zu brauchen: es ist»ngesöhr so, wie wenn Herr von Gucrard durch«ine Beleidigungsklage sogen wir gegen dieKreuz-Zeitung ' vor Gericht wollte seststellen losten, welche» der authentisch« Sinn der Zentrum-richtlimen gewesen sei.

Toienklage um Sermann Silberschmidi. Trauerfeier und Einäscherung.

Wie damals für unseren Carl Legten, war gestern das Gswerksck)astshaus am Engeluser für unseren Hermann Silber- schmidt in Traucrgala gehüllt. Schwarzoerhangen das Tar. schwarze Fahnen vom Giebel und die Treppe hinauf Kranz an Kranz, Banner an Banner, die am Katafalk oben im Saal nicht mehr Platz finden. Die wette Halle in schwarz und rotem Schmuck, ! Kopf an Kopf gefüllt. Funktionäre aller Zweige der Arbeiterbewe- gung, Vertreter von Behörden der Republik , Freund« des Verstor- benen alle gruppieren sich um die trauernde Witwe und den schmerzgebeugten- Sohn Hermann Silberschmidt. Der Vundesvor- stand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbcmdes, der Vorstand schmerzgebeugten Sohn Hermann Silberschmidts. Der Vundesvor- die Bundesleitung des Reichsbanners Schworz-Rot-Gold mit ihrem Banner, unzählige Vertreter des Baugewerksbundes und der anderen Gewerkschaften, die Abordnung aus Silberschmidts Reichstagswahl- kreis, die Parteigenossen seines Wohnorts Köpenick sie alle er­weisen ihm mit Kränzen und Fahnen dl« letzte Ehre. Der Präsident des Reichstages, der Polizeipräsident von Berlin , Vertreter fast aller Rcichstagsfraktionen und der Ausschüste für Wohnung und Siedlung, in denen Silberschmidt so verdienstvoll gearbeitet hat. sind ge- kommen. Auch derVorwärts' hat feines alten Mitarbeiters durch eine starke Abordnung und einen Kranz gedacht. Das Kancmerorchcster des Deutsche » Musikerverbandes unter Paul Müllers Leitimg stimmt GriegsAases Tod' an, es vertieft die wehmütige Abschicdcstimmnng, das Adagio aus Beethovens Sonata pathctique* gibt dem stummen Schmerz Ausdruck. Dann singt meisterhaft dos Doppelquartett Ebert-Mannz denSonnen- Untergang'. Und es folgt die gedankenreiche, tief ergreifende Gedenkrede Rudolf Wissells: Der Schnitter Tod bat hier nicht Reifqswordenes. Welkes ge- mäht, sondern der Familie und uns allen einen entrissen, der noch im beste» Schassen war und von dem wic noch viel ec warten dursten. Stand Hermann Silberschmidt doch erst an der Schwelle des Herbstes. Weshalb mußte das Schicksal schon jetzt die Hand nach ihm ausstrecken? Weil wir keine Antwort aus diese Frage wissen, wird uns das Herz so schwer! Sein Leben ist köstlich gewesen, weil es von Arbelt erfüllt war. Mit ollen Fasern hing sein Herz an der Arbeiterschast, aus der er hervorgegangen war und deren Aertiauensmann und Führer er schon in jungen Jahren werden sollte. Sein starker Bildungstrieb ließ ihn schon, unterm Sozialistengesetz dem Leseklub.Karl Marx ' tm 2. Berlins Wahlkreis beitreten, hieß ihn aber bis zuletzt an seiner Fortbildung elchig arbeiten. Von Anfang an ein Freund der zentra- listischen Gewcrkschastebewegung und ein Vorkämpfer der Maurer- organisatton, wurde er schon früh ihr Schristsührcr, bald ihr Haupt- Vorstandsmitglied und ihr Bert'-ster In der Gener-'lkommilsion» die stets auf seinen erprobten Rat sehr viel gegeben hat. Ein Mann ist gefallen, der Treue hielt, ein Mann, der groß- geworden ist in eigenem Willen und in eigener Tatkraft, ein Mann, der ein gutes Stück deutscher Gewerkschaftsbewegung und deutscher Parteigeschichte in seiner Person verkörpert hat. Durch sein Leben ruft er uns zu; Ich habe meine Pflicht getan, tut ihr dieeure! Und wir wollen sie tun im Geist« dessen, von dem wir nun Abs-'-d nebmen müssen I Nun erklang das alte schlichte TotenkiedEin Sohn des Volkes.' Während die Kapell« MozartsAva vtnun" spielte, wurde d« Sarg gehoben und durch das Spalier der Trauergäste zum Wogen gvbxocht. Diesctr fuhr am sinkenden Rochmittag unter Trauer- Märschen und von vielen Hunderten mit ihren roten Fahnen gelestet, hinaus zu? Citzäscherungshalle in Baumschulenweg. Der größte Test der Trauergäste konnte in dem verhällmsmähiz kleinen Räum nicht

Platz finden, doch wurden wenigstens die Banner und ein großer Test der Kränze hineingebracht. Hier begann die Feier nach einleitender Instrumentalmusik mit einem Chor der Köpenicker Arbestersänger, woraus der Vorsitzende de» Deutschen Bauarbeilerverbandes Nikolaus Bernhard (Hamburg ) an den Katafalk trat und sprach: Jahrzehntelang hat Silberschmidt sein Wissen und Können für die Bauarbester eingesetzt und überall im Reiche war er bekannt. Hunderte Lohnbewegungen und Streiks l)at er zu gutem Ende geführt und oft zur rechten Zeit ein ver- msttelndes Wort gesunden, das Gegensätze ausglich. Di« Opfer, die er und wich seine Familie für die Bauarbciterbewegung, sür die Erreichung besserer Lebensbedingungen und eines besseren Bau- arbeiterschutzcs gebracht haben, lassen sich nicht aufzählen Mit und nach Theodor Bömelburg hat er wohl am meisten enge Verbindung mit den Kollegen gehabt. Er war unser bester Kamerad, unser wahrer Vertrauensmann, unser großer Führer. So lange es eine deutsche Bauabesterbewegcmg gibt, wird der Name Hermann Silberschmidt nicht vergessen werden. Der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Gewerkschoftsbundss Theodor Leipart sagte, sichtbar tief erschüttert; Es leben nicht mehr allzu viele, die wie unser Freund Silberschmidt die Anfangsjahre, die Heroenzest der deutschen Gewerkschaftsbewegung mit durchgekämpft und durchgelitten haben. Er war erfüllt von idealer Begeisterung, von grenzenloser Liebe zur Sache der Arbsftcrschaft und de« ganzen Volke?. Er hat dafür unsagbare Opfer und Mühen, Drangsale unt Verfolgungen aus sich genommen, aber er hat auch große Ecjotge ür seine Kollegen und sür die gesamte Bewegung erreicht. Für eine große Arbeit dankt ihm der Vorstand des 2IDGB. zuglei-b m Namen aller ireigenzerksctostlichen Verbände Diesen Dank sagen wir auch im Namen der Millionen unserer Mitglieder. Habe Dank, Hermann Silberschmidt, wir wollen dich und dein Werk in Ehren halten! Hermann Müller-Franken ergriff nunmehr da-, Wort tm Namen des Vorstandes der deutschen Sozialdemokratie, ihrer Reichstugesraktion und der Bundesleitung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold: Beendigt ist ein Leben voll Treue; die hat Silberschmidt in all den schweren Kämpfen seines enisagungsreichen Lebens bewährt. In der Arbeit für seine Berufs- kollegen und für die Gewerkjchasten erschöpfte sich sein Leben noch nicht, auch der Partei hat er treu gedient und er war es, der für den Bezirk Berlin -Drandenburg als erster das Zusammen» wirken von Partei und Gewerkschaft geregelt hat. Wie er als junger Mensch anfing, sich sortzubstteii, so hat er noch als reifer Mami vor dem Kriege an der Parteischule weiterstudiert. Von Arbeit erfüllt war sein ganzes Sein. Im Reichstag, dem er seit 1912 angehölte, hat er nicht nur die Interesien seines Berufes tatkräftig vertreten, sondern sich weit darüber hinaus nach dem Kriege für eine Reihe Fragen interessiert, die aus dem Kricgeelsnt» aufgetaucht waren. Hervorragend war feine Tätiokest in den Reichs» tagrausschussen für Wohnung und Siedlung. Nach seinem Tod« haben Vertreter aller Parteien un« ihr aufrichtiges Bedaurrn und Mstgesühl ausgesprochen. Noch von seinem Krankenbett hat er dem Reichstagspräsidenten geschrieben, baß er b a l d w i e d e r m i t- zuarbeiten Hofs» Aus der Fülle der Arbeit und der Kämpf« ist er uns entris'en worden. Uns aber hat er da» Vermächtnis hinterlassen, den hohen Zielen weiter zuzustreben. denen er all srine Kraft und feinen geniidm-t bat. Wiederum erklang das LiedEm Sohn des Volkes' und unter den Tönen von Robert SchumannsTräumerei' persank der Sarg langsam in die Tiefe. Trauernd Neigten sich die roten Banner übe« den Resten dieses Kämpfers.

Danziger Kragen wieder vertagt. Enischeidung erst auf der Märziagung.

V. Lad. Genf , 8. Dezember. (Eigenbericht.) Der Rai erörterte zwei Danziger Fragen, die ihn seit Iahren beschäftigen. Eine betrifft das provisorisch« Recht, polnisch« Kricgdschifse im Hasen von Danzig überwintern zu lassen, so lynge Edingen noch nicht genügend ausgebaut ist. Vi!- l e g a s stellte die nunmehr feststehend« VerestwMigkeit beider Parteien fest, direkt darüber zu verhandeln. Da jetzt die Bildung einer Linksregierung in Danzig bevorsteht, könnte mau meinen, daß die Aussichten auf Einigung größer wären als bisher. zumal der polnische Kommissar Straßburger versicherte, Polen sei stets bereit, mit Danzig direkt zu verhandeln. Der bis- herige Danziger Senat hatte aber aus nationalistischen Wahlgründen solche direkt« Verhandlungen g e-m i e d e n und Kraftproben vor dem Völkerbundrat vorgezogen. Straßburger scheint aber gar nicht der loyale, verständigungs- bereit« Partner zu sein, als den er sich gerne ausgibt. Das zeigte sich bei der Behandlung der zweiten Danziger Frage: hoheiksrechk der Freien 5 ladt Danzig auf die Vesterplatte. wo Polen ein Munitionslager mit Bewachungstruppen hat. Der im September mit dem Bericht darüber betraute chilenisch« Gesandte in Rom , Villegas, hatte sich an zwei Völkerrechtler gewandt, den Engländer Cecil Hurst und den Italiener Pilotti. Das gemeinsam verfaßte Gutachten gab Danzig fast aus der ganzen Linie Recht: danach müßten die Danziger Behörden das Recht haben, die Westerplatte jederzeit zu betreten, um Amtshandlungen vorzunehmen und auch die Sicherheit-, ustände in dem polnischen Munitionsdepot zu prüfen ein Recht, das die Polen Ihnen bisher hartnäckig verweigert hatten, weil sie das offenkundige Bestreben haben, aus der Westerplatte einen mili« törischen Stützpunkt zu machen ob schon international festgesetzt ist. daß auf Danz-ger Gebiet kernerlei solche Stütz- punkte errichtet werden dürfen. Senatspräsident S a h m erklärte für Danzig , daß er das Gut- achten mit Befriedigung annehm«, anders Straßburger, der ein neues Gutachten des Haager Schiedsgerichtes beantragte E t r e s e rn a n n bat ihn, davon abzusehen, wenn er auch der polnischen Regierung da? Recht nicht absprechen wolle, sich an das Haager Schiedsgericht zu wenden. Chamberlain unter- stützt« Stresemann und gab Straßburger recht deutlich zu

verstehen, daß es eigentlich«we Rücksichtslosigkeit gegen- über den beiden Juristen sei, wenn man ihre Arbeit so gering ein­schätze, daß man eine Art Obergukachlen de» Haag « Schiedsgerlchlz einfordern wolle. Das wäre nicht gerade ein« Ermunterung für Juristen, an deren Hilfe der Völkerbundsrat in künftigen Fällen appellieren würde. Man merkte es an dem scharfen Ton des eng- lischen Außenministers, daß er sich persönlich durch dies« polnische Be- Handlung seines Mitarbeiters und Freundes Cecil Hurst be- leidigt fühlte. Straßburger blieb aber dabei, daß das juristisch« Gut- achten schwierige Probleme der praktischen Durchführung auswerso. Hier griff nun B r r a n d ein: da man der polnischen Regierung wegen gewaltiger Schäden durch Munitionsexplcsionen eine schwere Verantwortung aufbürde, könne man ihr nicht das Recht zur Klar- stellung der praktischen Auswirkung des juristischen Gutachtens ab- streiten. Es soll daher sofort eine Kommisston von militärischen und sonstigen Sachverständigen gemeinsam mit beiden Parteien «ine Einigung aus der Grundlag« der Gutachten von Hurst und Pilotti herbeiführen und darüber auf der Märztogung de? Rates Bericht erstatten. Damit erklärte sich Sahm einverstanden, voraus- gesetzt, daß das juristische Gutachten die Grundlage dieser Derhand- lungen bilde. Damü ist diese Entscheidung wieder vertagt worden, eber sie kann nicht mehr im Sinn« Polens entschieden werden, sondern nur im Sinne des Danzigers Rechtsstandpunktes. Nach der öffentlichen Sitzung traten die Mitglieder des Rate» zu einer geheimen Sitzung beim Generalsekretär Eric Drummond zusammen, zu der Wolde maras hinzugezogen wurde. Diese Zusamwenkunft dauerte jedoch nur«Ine knappe Viertelstunde. Es konnte dabei eine Annäherung de» polulschen und de» litauischen SkandpuuNe» festgestellt werden. Da sedoch Pilsudskt. der morgen mittag eintrifft, an der Schlußphase der Verhandlungen mitzuwirken wünscht, dürft« die Entscheidung erst am Montag fallen. Bish-r hatte man in Genf der angekündigte» Mitwirkung Piisudskis nicht ohne Sorge ent- gegen gesehen. Jetzt scheinen die Verhandlungen so weit gediehen zu sein, daß etwaige Scharfmachereien des polnischen Diktator» nicht« mehr verderben können.