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Frau Rasputin   in Amerika  .

Ein verzauberter Gouverneur- Militär gegen Parlament. Oklahoma City  , 12. Dezember.

Bewaffnete Mitglieder der Staatsmiliz versperrten im Auf­trage des Gouverneurs Johnson einer Mehrheit von Mitgliedern des Unterhauses des Staates Oklahoma   den Zutriff zum Beratungs­jaal im Kapitol. Sie wollten dort über Anschuldigungen beraten,

Besoldungsdebatte im Reichstag.

Bürgerblockregierung und Reichsarbeiterlöhne.

Texa

Auf der Tagesordnung der heutigen Reichstagssigung, die be 1( nach rechts) im Sommer 1923 unserem Antsag, den Beamten der reits um 11 Uhr vormittags beginnt, steht als einziger Bunft die unteren Besoldungsgruppen eine zehnprozentige Gehaltserhöhung zu die gegen den Gouverneur wegen angeblicher Unregel- 2. Beratung des Besoldungsgesetzes. Präsident Cöbe, gewähren, zugestimmt, dann wäre das Weniger pon damals mehr mäßigkeiten in feiner Amtsführung erhoben werden. Die Mitglieder die Sigung eröffnet, teilt mit, daß nach den Beschlüssen des gewesen, als Sie heute den Beamten geben!( Sehr richtig! bei den der hielten schließlich ihre Sigung in einem Hotel ab, wo morgen Aelieftenausschusses bie Beratung in zwei Sigungen durchgeführt Sez.) Die Sozialdemokratie ist ständig für eine Besoldungspoliti weifere Sigungen stattfinden werden. Diese eigenartige Situation eingetreten, die den Beamten Gehälter gewährt, die ten tatsäd;= crgibt sich daraus, daß die Bolksvertretung angeblich eigen. Bis zum 14. Dezember müßten die Beschlüsse vorliegen, wenn die werden soll, für morgen ist also eine sehr lange Sigung zu erwarten. lichen Teuerungsverhältnissen entsprechen Wir haben mächtig ohne Einberufung durch den Gouverneur eine Seffion Auszahlungen noch rechtzeitig zu Weihnachten erfolgen jollen. Als die Zoll- und Steuerpolitik rüdfichtelos befämpft, die die Kauffähig­abholten will. Der Gouverneur erroirfte vom Diftrittsgericht Redezeit sind für jede Frattion insgesamt 2 Stunden vorgesehen. keit der Gehälter und Löhne auf den gegenwärtigen tiefer Stand gebracht hat. Die Vertreter der christlichen Gemertschaften eine cjuftweilige Verfügung, um festzustellen, ob die Bolksvertretung ermächtigt ist, ohne Einberufung durch den Gouverneur zusammen- Abgg. Dr. Quaah( Dnat.) und Steinkopf( Soz.) Den Bericht über die Berhandlungen im Ausschuß geben die würden den Interessen der Arbeiter und Beamten besser gedient haben, wenn sie, anstatt die Besoldungsvorlage zu befämpfen, mit zufrefen. In seiner Eingabe an das Gericht behauptete der Gou­uns gemeinsam den verneur, der Zementfruft stehe hinter der Anflagebewegung gegen ihn. Der Oberste Staatsgerichtshof entschied in der letzten Woche, daß die Roltsvertretung nicht berechtigt jei, eigenmächtig 31­jammenzufreten. Die Führer der Bolksvertretung erklärten wieder­holt, sie würden die Gerichte ignorieren. In einer Proklamation, in der der Gonnerneur den Generaladintaaten der Staatsmillz an­mies, jede Zusammenkunft der Bolksvertretung zu verhindern, er­

flärte der Gouverneur, die Mitglieder des Unterhauses schafften durch ihr gesetzwidriges Borgehen eine Art von Aufstand.

Gebete für Gouverneurs Geelenheil.

In einer Braflamation spricht der Gouverneur von Oklahoma  von einer Abgeordnetenze volte, die unterbrfickt werben mififfe. Einer Gerichtsentscheidung merde er sich fügen. Bis zu diefer würde aber der Zustand so bleiben, wie er heute sei. Wenn ar mit feinen Maßnahmen noch fechs Stunden gemartet hätte, wäre er felbft aus seinem Bureau geflogen. Der Oberste Gerichtshof   erfannte die Haltung des Gouverneurs von Oflahoma an. zu bemerten ist aber, daß der Gerichtshof aus Partei angehörigen des Gouverneurs zusammengesett ist. Das Abgeordnetenhaus dagegen beabsichtigt, gegen den Gouver­neur ein Berfahren auf Amtsenthebung einzuleiten. Dieses Ber­

fähren steht dem Senat des Staates Oklahoma   zu, jedoch weiß dieser nicht, wo er, unbelästigt vom Militär, über dieses Berfahren beraten soll Dem Gouverneur wird von seinen Gegnern völlige Unfähigkeit im Amte porgeworfen. Unter seinen nächsten Beamten befände sich ein Detektiv für Banküberfälle, der selbst wegen Bantroubes in Teras gesucht merbe. Außer. dem befände sich in der nächsten Umgebung bes Gouverneurs eine Gefretärin, bie wegen ihres überfinnlichen Einfluffes quf ihren Chef Frau Rafputin genannt wird. Diese sei überhaupt bie Herrin des Staates Oklahoma  . Sie bittiere dem Gouverneur die Briefe in die Feder, sie beherrsche mit größter Strenge sein Vor­zimmer. Mit Vorliebe babe sie stets die Abgeordneten draußen lange warten laffen. Die Lehre, der sich der Gouverneur und feine Sekretärin hingeben, soll der absonderlichsten Zauberei gleich sein. Beide bestreiten dies aber alles. Fest steht aber, daß die Sekretärin aus dem Ku- Klur- Klan ausgestoßen worden ist, und daß die Christliche Frauenunion noch vor einer Woche für das Geefenheit des Gouverneurs Gebete angeordnet

hatte.

Der Staat Dilahoma ist einer der jüngsten Staaten der Ber einigten Staaten non Amerifp. Grit 1890 murde er zum Lerri­torium" gemacht, erst 1906 zusammen mit dem bisherigen Indianer territortum als Staat in die Union   qufgenommen. Er liegt im mliiferen Süben, jenseits des Mississippi  , umgeben von den Süd­Staaten Louisiana  , Arfansas, Kansas   und Reumegifo; im Süden stößt er an Merito. Er hat reiche Betroleumquellen und Rohlen­Tager, eats, Beizen, Baumwolle werben angebaut. Sein Umfang ist so groß wie Desterreich, Schmelz  , Belgien   und Nieder­ lande   zusammen. Er hat aber nur zwei Millionen Ein­mahner, davon 150 000 Reger und 50 000 Indianer.

Geruelle Probleme im Film.

Institut für Gerualwissenschaft.

Box einem qusgewählten Kreis gelgbener Gäste ließ das 3n= stitut für Sexualwiffenfchaft am Sonntag zwei Auf­flärungsfilme abrollen. Der erfte der beiden ,,, Das Gejeh der Liebe", wurde hier schon gewürdigt. Er demonstriert an Pflanzen und Tieren das feguelle Geschehen und ist vorzüglich geeignet, in der heranwachsenden Jugend die sexuelle Berrohung zu betämpfen, fie mit Ehrfurcht vor den Problemen der Fortpflanzung und der Mutter­schaft zu erfüllen. Der zweite Film, Die Homosexualität", befaßt fich speziell mit dem gesellschaftlichen Problem ber gleichgeschlechtlichen Liebe. Es wird dargestellt, wie ein homofeguel neranlagter junger Mount nach mancherlei Birrniffen sich zur Künstlerschaft durchringt, dqun aber in die Hände eines Grpreffers fällt und zugrunde geht. Dielen zmeiten Film hat die Filmprüfstelle verboten, weil er qn= geblich Propaganda für die homosexualität macht. Wir fönnen dieser Begründung nicht beipflichten. Auf nicht homosexuell veranlagte Menschen wirten die Borgänge nur frend und gleichgültig, eher ab­stoßend als anziehend. Der Film ist überdies schlecht gemacht, die Handlung füßlich und titschig( es ist schließlich nicht jeder Homo feruelle ein großer Künstler!), die propagandistische Tendenz sogar teilweise daneben gelungen. Denn es überzeugt nicht gegen den § 175, wenn der angeflagte Stunftler hervorragend vernünftige Richter findet, die ihn mit der gefeßlichen Mindeststrafe, einem Tag Gefängnis, davonfeminen laffen.( Ostar Wilde hat zwei Jahre im Zuchthaus gefeffen.) Man jagt sich dann, daß es doch weniger ber Gesezesparagraph ist, als das gesellschaftliche Borurteil, an dem der Bedauernswerte zugrunde geht. Uebrigens nimmt schon dieser Aus­ying dem Film die von der Prüfftelle befürchtete propagandistische Pung.

maheBwischen Indien und Amerika  ."

Münchener   Uraufführung

E. R t.

In den Münchner Rammerspielen" gelangte in einer Rechtvorstellung ber legtes Jahr gegründeten ungen Bühne" ein Spiel 3 ifchen Indien   und merita" oder Dhne Serpynt Don Berdinand Lion zur Uraufführung. Der Autor, bekannt als politischer Effanist und Betfaffer des Opern textes Cardillac  ", bezeichnet fein Stüd in einem furzen Brotog Diskussion" Bir haben es also mit einer neuen Spezies zu tun: Rebuebtstuffian. Ort der Handtung: im Hause der Weisen( d. h. Darmstadt  . Schule der Weisheit). Lion parobiert mit Beherztheit politiffe, gesellschaftliche und fünstlerische Beltauswüchse, verfolgt mit Humar und Grazie die geistige Situation des importierten Amerikanismus und. verquidt dabei die Schule der Weisheit mit dem bayerischen Elmau  , wo sich um die Person des Leiters eine bunifchedige Gesellschaft drängt: Großherzog, Manager, Fabrikant, Diplomat; Borer, Schriftsteller, Ameritaner und Filmdiva. In der

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Es standen sich im Ausschuß zwei Anichauungen gegenüber, so berichtet insbesondere Abg. Steinkopf, die eine wollte der neuen Besoldungsordnung grundfäßlich das bestehende Besoldungssystem von 1920 zugrunde legen, die andere Ansicht schloß sich der Kritik der in der Vorlage erörterten Mängel des Besoldungssystems von 1920 an und trat für die Regierungsvorlage ein. Die Auszah­lungen der neuen Bezüge werden sich zunächst in dem Rahmen der Beschlüsse halten, durch die vorläufig noch nicht allen Beamten die ihnen zustehenden Zuwendungen zufließen. Das Be­soldungsgesetz mußte rechtzeitig verabschiedet werden, die Ansprüche der noch fehlenden Beamten sollen im Nachtragsetat berüd sichtigt werden. Von der Wiedereinziehung überzahl­ter Borichüsse sieht die Regierung ab, das gilt auch für die örtlichen Sonderzuschläge, die in der Inflationszeit aus Kriegsopfer, die Kriegshinterbliebenen und die Kriegswaljen. Die jegt nicht mehr vorliegenden Gründen gewährt wurden, sollen in einer besonderen Borlage abgebaut werden. Der Reichsfinanz minister geht von dem Gesichtspunkt aus, daß ein Teil dieser Zu schläge durch die jetzige Bejoldungserhöhung abgegoiten fei, ein meiterer Teil solle durch Abstandsfummen abgelöst werden und nur ein Restteil, besonders im belegten Gebiet, folle noch be­stehen bleiben. Eine Erhöhung der Ministerialzulagen ist einftim mig abgelehnt worden.

ließ die Regierung eine Erklärung abgeben, in der es heißt: Zu der etwaigen Erhöhung der Tariflöhne der Reichsarbeiter Die Cohnverhältnisse der Arbeiter feien durch tarifliche Ber­einbarung mit den Gewerkschaften geregelt, und zwar entsprechend der Cohnentwidlung in der privaten Wirtschaft in fürzeren Zeit­räumen. Da die Beamtenbezüge für längere Zeiträume festgelegt werden, müßte ihre Steigerung verhältnismäßig größer sein. Die zurzeit geltende tarifliche Regelung der Reichsarbeiterlöhne laufe bis 31. März 1928. Wolle man sie vorher durch eine neue Ber­einbarung ersehen, so würde man einen Vorgang schaffen, der das Friedens durch Tarifverträge außerordentlich erschüttert Grundprinzip des geltenden Arbeitsrechts, Sicherung des sozialen Eine allgemeine Erhöhung der Löhne der Reichsarbeiter vor Ablauf der tariflichen Bindung würde voraussichtlich schwere Kon­flitte und Kämpfe in den Erwerbszweinen der privaten Wirtschaft auslöfen, für die gleichfalls tarifliche Bindungen noch bis in das Frühjahr 1928 hinein bestehen. Hierbei handelt es sich um mehr als die Hälfte der abgeschlossenen Tarifverträge

An einzelnen Orten sind die Löhne der Reichsarbeiter aller Bereinbarung mit den Gewerkschaften getroffen Ueber das Aus. dings nach geprüft worden, die Regierung hat darüber eine maß einer fünftigen allgemeinen Lohnerhöhung fonne gegenwärtig nichts gesagt werden.

Der Berichterstatter erwähnte dann noch, daß es leider nicht gelungen sei, die Besoldungsordnung im Einvernehmen mit Breußen zu regein. Das schließe die Gefahr in sich, daß die Unruhe innerhalb der Beamtenschaft neue Nahrung erhalte. Die Aussprache über das Gefeß eröffnet:

Abg. Bender( Soz.):

Drei Jahre haben die Regierungsparteien die Beamten auf die Gehaltserhöhung warten laffen, obmohl das Reich zeitweise im Belde schwamm und die Regierung den Ruhrindustriellen bas 700 Riffionen Geschent machte Jetzt erit, furz vor den Neuwahlen, fommen die Regierungspartelen mit der Besoldungsnorlage, die schon vor Jahren fällig war. Hätten Sie

Erwartung eines Gastspiels des Pakrama Bahu givfelt die große Senfation, berangespült durch die indische Welle". Der Inder aber, in legter Stunde durch Krankheit am Erscheinen verhindert, wird durch die Geistesgegenwart des Managers erfekt, und zwar durch inen amerikanischen   Seifenfabrikanten, der, indisch eingekleidet, feine Rolle als Weiser naiv durchführt und dabei als Geschäfts­mann auf feine Kosten kommt. Glänzend pinig sind mehr oder weniger bekannte Inpen porträtiert, die durch ihre Redewendungen mirffam heraus- und gegenübergeftellt werden. Lion ist ein Unter­halter von Rang und verheißt auf der Linie Kurt Gag nach dieser theatralisten Erfursion höchst amüsantes Theater. Er wurde be­jubelt und mit ihm der Spielleiter Julius Gellner   fowie die Dar­ſteller, unter denen sich besonders Otto Wernicke   vom Staatstheater, Hormig, Schweikart, Lieck und Dohm bewärten.

Ein Borbild.

Alfred Manŋer.

In der Täglichen Rundschau" plaudert ein Schugiruppenmajor von Ostafrika  . U. a. erzählt er von einem treuherzigen Regerfultan, der die Missionare ruhig feine Untertanen befehren ließ, selbst aber Dom Christentum durchaus nichts wiffen wollte. Der schwarze Fürst meinte nämlich, er würde auch als Christ gewiß nicht in den Him­mel tommen, weil er als Herrscher Tobesurteile aus prechen müßte, was sich mit der chriftlichen Religion doch nun einmal nicht vertrüge"!

Sie fordern die Beibehaltung der Todesstrafe, fämpfen aber für Wenn doch unfere Deutschnationalen auch so fonsequent wären! das Keudellsche Schulgesetz als Christen". Und werden so an Logik von einem schwarzen Heiden beschämt. Aber dieser Reger hat auch fonit porificemirft. Machtem er els Reinitor ter Deut schen an der Spike feiner Truppen nicht den Tod gefunden, leerte er noch dem enclifden Sien   lieber den Giftbecher. als dak er nach dem Muster Wilhelms II, flüchtete, her ala Chrift die Sünde des Selbstmordes verabscheut, obmohl er 60 roz. aller Todes­urteile bestätigt hat. Ja, die Wilden find nicht bloß beffere Menschen, sondern sie denken manchmal auch folgerichtiger als unfere Edelsten der Nation. H. H. K.

Der zehnte Komet diefes Jahres entdeckt. Nach einer langen Reihe von Ihren, in denen zwar zahlreiche, aber durchweg nur fitfchineche Rometen aufgefunden wurden, ist nun erblich zum ersten Male wieder ein febr beller, für das freie Aua e fichtbarer komet ertredt worden. le die aftronomije Sentralstelle in Stiel nach den ihr zunegangenen Tefcerammen mit­teilt, fanden ihn tie Aftronomen Stieflerin und Moristann in dem hoch am fliten Himmel tehenen Sternhithe tes Pineals( Norma) Er hot tie betertende Selfiefeit der 2. Gröfe Pleife. Teutet daher ebenso ftart wie die Hanterne bes Groken Bären oder Barons und befitt einen drei Grab langen Schweif. Seine Bes wegung ist noch Nortoften perichtet. es ist derhalb mörlich, Sak er in einiger Zeit auch in unseren nördlichen Breiten sichtbar wird. mit diefem bemerkenswerten Gestirn fiat die Bahl der im gesen­wärtigen Jahr bisher aufgefundenen Kometen auf zehn; sie witb nur noch übertroffen von der des Jahres 1925, in dem sie elf betrug.

Kampf um die Angleichung der Löhne der Arbeiter sowie der Gehälter der Angestellten an die neuen Beamtenbezüge geführt hätten.

Das eine Relation zwischen Beamtengehälter und Arbeiterföhne ernsthaft besteht, kann nicht bestritten werden. In der Deutschrift vom 20. Mai 1925, die die Regierung dem Reichstag über die Beamtenbesoldung vorlegte, wurden eine Reihe von Gegen überstellungen zwischen den Beamtengehältern und Arbeiterwöhnen gemacht. Wörtlich heißt es dort:

,, Die Bezüge der Beamten liegen also wieder wie vor dem Kriege erheblich günstiger als die der vergleichbaren Arbeiter der öffentlichen Betriebe.

Rücksicht auf diese Tatsache, alfo die niederen Arbeiter. Am- Schluffe der Dentschrift fagt die Regierung, daß sie mit töhne, die Verantwortung für eine Erhöhung der Beamtenbezüge im gegenwärtigen Augenblick nicht übernehmen könnte. Die Re­glerungsparteien lehnten auf Grund dieser Denkschrift die Erhöhung Der Beamtengehälter ab. Als die Sozialdemokratie im Dezember 1925 wieder eine Erhöhung der Beamtengehälter beantragte, legie die Regierung wiederum Material vor, das auch eine Zusammen stellung der im Durchschnitt an Beamte der einzelnen Besoldungs­gruppen und an Arbeiter verschiedener Lohngruppen bezahlte Be­züge enthielt. Danach hatten die Schaffner bei der Reichsbahn ein baren angelernten Arbeiter ein jährliches Durchschnittseintonmen von 1769 M. Der Postschaffner, Besoldungsgruppe 3, erhält hurch schnittlich 2255 M., die Arbeiter der Deutschen Reichspost 1712 M. Auch diesmal lehnte die Regierung eine Erhöhung der Beamten­bezlige mit Rücksicht auf die niedrigen Löhne der Ar­

burchschnittliches Einkommen von 2501 W., die mit ihnen vergleich.

beiter ab.

Die Reglerung hat immer wieder die niedrigen Löhne der At. beiter als beftes Mittel zur Befämpfung der fozialdemokratischen Besoldungsanträge benutzt.

Wie das Finanzministerium jeht aber darüber denkt, das will ich an folgendem Beispiel zeigen. Am 24. November hat mein Baris freund Hermann Müller- Franken, der Borsigende der sozial demokratischen Fraktion, an den Reichsfinanzminister einen Brief wegen der Erhöhung der Arbeiterlohne gerichtet, in dem auf das dem Reichstag vorgelegte Material Bezug genommen wird. In dem Antwortschreiben barauf heißt es über das Material, daß es zur Begründung einer Lohnerhöhung für die Reichsarbeiter nicht verwendet werden kann, da diese Zahlen unvergleichbare Größen find. Warum wurden aber diese, Zahlen dazu benuzi, um unsere Anträge ter Gehaltserhöhung der Beamten zu bekämpfen? Gerade dieses Material hat doch den Regierungsparteien, als Be gründung für die Ablehnung unseres Antrages gedient!( Hört! hört! lints.)

Bei der Begründung der Besoldungsvorlage hat der Reichsfinanzminister die Arbeiterlöhne wieder zum Bergle berangezogen, aber diesmal in umgefehrtem Sinne. Er be= hauptete, daß die Arbeiterföhne feit Dezember 1924 um 27 bis 28 Bros. gestiegen felen, während die Beamtengehälter mur um 4 bis 6 Proz. erhöht worden waren. Eine ähnliche Behaup tung wird in dem Antwortschreiben an meinen Barteifreund Her­mann Müller aufgestellt. Wenn aber nun alle Regierungen seit der Stabilisierung eine Relation zwischen Beamtengehältern und Ar­beiterlöhnen anerkannt haben, so tann man es verstehen, wenn auch

Heinrich Rietsch  , Professor der Mufitwissenschaft und Reftor der Deutschen Universität in Prag  , ist im 67. Lebensjahr ge ft or ben. Er war in Faltenau( Eger) geboren, studierte an der Unversität Wien   und habilitierte sich an der Deutschen Universität in Brag. Ben seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen feien er­wähnt: Dle Tonkunft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts", Deutsche Liedweise"," Die Grundlagen der Tonkunft". Rietsch ist auch als Kompon it hervorgetreten. Scine Opern Walther von der Bogelweide" und" Münchhausen" wurden jedoch nie vollständig auf geführt.

Höhenforschung im Freiballon. Der neue Höhenforschungs- Frei­Sigsfeld, der fürzlich von Friedrichshafen   aus seine Aufnahme­ballon der Deutschen Bersuchsanstalt für Luftfahrt Bartsch von fahrt ausführte, ist bestimmt, einen neuen Abschnitt auf dem Ge­biet der Höhenforschung zu bezeichnen. Mif 9500 Kubitmeter In­halt ist es der größte deutsche Freiballon. Der Ballon soll Erfahrungen fammeln, wie fich Menschen und Material en bei einent Die phofiologischen Untersuchungen werden den Einfluß von Luft Luftverkehr in Höhen von etwa 12 bis 15 Kilometern verhalten. drud, Temperatur, Feuchtigkeit und Strahlung auf den Menschen

flären.

Technische Kulturdenkmäler. Auf Anregung des Deutschen Museums in München   wird geplant, die technischen Kulturdenkmäler in ähnlicher Weise zu erhalten wie die Kunstdenkmäler, die ja durch eine organisierte Denkmalpflege geschützt sind. Der Verein Deutscher Mater alfammlung begonnen, um erst einmal festzustellen, wo in Ingenieure hat für sein geschichtlich- technisches Jahrbuch daher eine Deutschland   noch technische Anlagen vorhanden sind, deren Erhaltung anzustreben ist.

Ruffische Anfi Weihnachten- kampagne". Wie die Times" aus Weihnachten- Kampagne" in Rußland   umfangreicher, als je zuvor. Riga   erfahren, find, die Vorbereitungen zu der tiesjährigen Anti­Das soll darauf zurückzuführen sein, daß die fommunistische Partri leitung das Zentralfomitee der Komsomolzen"( der fommuniftiffen Jugendvere nigungen) beauftragt hat, zusammen mit der Anti­Gott- Bereinigung" darauf hinzuarbeiten daß die diesjährige Anti­Weihnachten Kampagne" so nachdrücklich wie mir irgend möglich geführt werde. Die Hauptprocrammpunkte der Kampagne, die in öffentlichen Veranstaltungen, Mastenzügen somie in der Aufführung antireligiöser Filme- nach Möglichkeit auch auf öffentlichen Plänen und Straßen bestehen, werden in den Hauptstädten an den Weih nad tetagen bes Ra'enders neuen Stils turchgeführt werden, um das Bublifum möglichst vom Besuch der Kirchen abzuhalten, auf dem Lande dagegen nach dem Kalender aften Stils da die bave fe Bevölkerung fich ungeachtet offer Borschriften noch nach dem K lender alten Stils rittet. Man darf gespannt sein, eb tie Anti­Weihnachten- Freiluft Kempapne mehr Erfolg haben wird els frühere antirefaiöse Veranstaltungen, wo jedenfalls die Durch führung im Freien wegen ter feindseligen Haltung der Bevölkerung gegen die antirefigiöse Propaganda fiftiert werden mußte.

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Kart Zucmager und Peter Flamm lejen heute, 19%, Uhr, dem 3. Dichterabend des Verbandes Beutiger Erzähler, i Plenarjaal des Herrenhauses aus ihren Berten.