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59-443ebren 1. Beilage des Vorwärts Bern1.

Nr. Jahrgang

Die Diphtherie im Berliner Often.

Schließung der 259. Schule. - Vorsichts- und Vorbeugungsmaßnahmen.

Die Zeitungsnachricht, daß im Bezirk Friedrichshain wegen, ärztlicher Behandlung ist, sicherheitshalber einen Rachenabstrich oder Diphtherie drei Schulen gefchtoffen worden seien, hat große nötigenfalls einen Rasenabstrich. Ferner wurde angeordnet: Alle Unruhe in der Einwohnerschaft hervorgerufen. Das Bezirksgesund Kinder, die wegen Halsschmerzen( nach den elterlichen Mitteilungen) heitsamt sieht sich daher veranlaßt, gegenüber der begreiflichen Be in der Schule fehlen, werden vom Rettor dem Schularzt ge= sorgnis der Eltern einige Mitteilungen zu machen. Diese meldet, wenn nicht aus der elterlichen Mitteilung hervorgeht, daß Klaffenschließungen sind nicht wegen häufung von Diphtherie- fie bereits in ärztlicher Behandlung sind. Auch diese Kinder sollen erkrankungen erfolgt, sondern wegen der bei Gelegenheit der nach Möglichkeit an demselben Tage von der Schulschwester besucht Diphtheriebekämpfungsmaßnahmen entdeckten häufung von werden und ebenso behandelt werden wie die erste Kategoric. Auf Bazillenträgern in 3 Klassen. Bazillenträger sind Personen, diese Weise sind schon eine ganze Reihe von Kindern, die sonst ohne die feinerlei Krankheitserscheinungen aufweisen, aber Behandlung geblieben wären, als diphtherietrant entdeckt Diphtheriebazillen im Rachen oder in der Nase tragen und dadurch und der ärztlichen Behandlung zugeführt worden. ihre Umgebung gefährden tönnen. Inwieweit fie tat Bei der Häufung dieser Meldungen ist leider zurzeit der Besuch aller sächlich gefährden, ist wissenschaftlich noch nicht völlig geklärt. Die gemeldeten Kinder sogleich am Tage der Meldung für die Schul­Klassenschließungen werden weniger aus rein ärztlichen Erwägungen schwester nicht durchführbar. Eine weitere wichtige Maßnahme, die angeordnet, als zur Beruhigung der Eltern und der Lehrerschaft wohl allgemein auch in den anderen Bezirken durchgeführt wird, Die Uebertragung der Infektionskrankheiten erfolgt im Kindesalter ist die Vorschrift, daß bei mehreren gleichzeitigen Diphtherieerfran­mindestens ebensooft auf den Spielplägen wie in der Schule. fungen in einer Klasse von sämtlichen Kindern der Im Bezirk Friedrichshain ist auch bisher zur Bekämpfung Klaffe ein Rachenabstrich gemacht wird. Auch bei diesen her Weiterverbreitung der Diphtherie schon manches getan worden. Rachenabstrich haben sich wiederholt positive Ergebnisse bei sonst Schon im Sommerhalbjahr, als sich ein allmählicher Anstieg der vollkommen gefunden Kindern ergeben, und so sind auch die Diphtherieerkrankungsziffer bemerkbar machte, wurde ein Mert Diphtheriebazillenträger in den jezt geschlossenen blatt an die Rektoren verteilt. Es war zur Weitergabe an die Klassen entdeckt worden. Es wurden in diesen Klassen 10, 9 und Eltern der Schulkinder bestimmt für den Fall, daß in einer Klasse 7 Bazillenträger gezählt. mehrere Fälle von Diphtherieerkrankungen gleichzeitig eingetreten wären. Dieses Merkblatt mies vor allem auf die vorbeugende 3mpfung gegen Diphtherie hin. Ein weiteres Merkblatt, Dom Hauptgesundheitsamt herausgegeben, wurde ebenfalls als Wichtige Mitteilung an die Eltern" den Reftoren übergeben. In diefen etwas ausführlicheren Mitteilungen wurde vor allem auf die möglichst schnelle 3uziehung eines Arztes bei allen Halserkrankungen, auf die vorbeugende Behandlung mit Mundwässern und dergl, auf die Schußimpfung und auf die Melde= Das Hauptgesundheitsamt teilt am Dienstag mit: Bor kurzem pflicht hingewiesen. Da nach den Oktoberferien die Zahl der Er wurden im Bezirk Friedrichshain einige Schulklassen ge­frantungen nicht abnahm, sondern ständig die gegenüber den Vor- fchloffen, weil eine nicht unerhebliche Zahl von Diphtherie - Bazillen­jahren ungewöhnliche Höhe behielt, allerdings ohne in den legten trägern gefunden wurde. Die weiteren Untersuchungen haben er­Monaten zuzunehmen, wurden im Bezirk Friedrichshain nach Rüd geben, daß auch in anderen Klassen eine Ausstreuung des Infef­sprache mit der Schulbehörde noch besondere Borsichtstionsstoffes erfolgt ist, Mit Rücksicht auf die gefundenen Keim­maßnahmen beschlossen. Die Reftoren erhielten folgende Anträger wird daher die 259. Schule bis zu den Weih= meijung: Alle Kinder, die ohne Angabe des Grundes die Schule nachtsferien gefchloffen, obwohl in dieser Schule von nerfäumen ,, fallen vom Schulwart fofort besucht werden. Stellt dieser etwa 350 Schülern bisher mir 6 Diphtherieerfranfungen gemeldet fest, daß es sich um eine Hals- under Rachenerkrankung handelt, und worden sind. Sämtliche Keimträger find in ärztliche liebermachung daß ein Arzt bisher nicht zugezogen ist, so wird der zuständige genommen worden. Ferner wurde im Bezirk Mitte eine Klasse Schularzt fofort benachrichtigt. Die Schulich wester sucht die megen Majern, im Bezirk Wilmersdorf eine Klaffe wegen 3iegen Familie auf, und macht, wenn tatsächlich das Kind noch nicht in peter geschlossen.

Drei Personen durch Gas vergiftet.

Mehrere Tage tot in der Wohnung.

Eine furchtbare Entdeckung wurde geffern im Hause kleine Morfusffr. 3 gemacht. In einer Wohnung im 3. Stodmert des Quergebäudes wurden der 34jährige Bügler Richard 3in. 3aref. feine 23jährige Frau Margarete und die 26jährige Unter­mieterin Martha lenz durch Gas vergiftet aufgefunden. Nach dem Befund liegt unzweifelhaft ein Unglüd sjálf vor. Bon der Kriminalpolizei, die auch die Beschlagnahme der drei Leichen anordnete, wurden folgende Feststellungen gemacht: Im 3. Stodmert des Quergebäudes Kleine Markusstr. 3 hatte der Bügler Zingaret fei längerer Zeit eine aus Küche und Stube be­ftehende Wohnung inne. Den Haushalt teilte außerdem die Martha K., die bei dem 3.schen Ehepaar seit mehreren Monaten wohnt. Hausbewohnern war es bereits aufgefallen, daß die Eheleute 3. und die Untermieterin seit Sonnabend voriger Woche nicht mehr ge sehen wurden. Man maß dem aber keine Bedeutung bei, da die Leute sehr zurüdgezogen lebten. Gestern nachmittag er­schien der Bruder des 3. in der Kleinen Markusstraße, erhielt

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3ement.

Roman von Fjodor Gladkow .

Gljeb brüllte wie ein Stier und Sergeij hörte weder das Stampfen der Füße noch das Geschrei und die Schüsse in dieser undurchdringlichen Finsternis. Er flog leicht und gewichtlos und fühlte die Erde unter seinen Füßen nicht und nicht das Pfeifen des Windes in seinen Ohren und nicht den Schmerz der Dornen, die sich in sein Gesicht hineinbohrten und die Haut bis zum Fleisch zerrissen. Er feuchte, schrie doch was er schrie, hörfe er selber nicht.

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Aus dem Nebel jagte in federndem Galopp ein rajendes Pferd heraus. Wieherte und bäumte sich vor Sergeij auf, stolperte auf den Steinen, schlug mit den Hinterbeinen in die Luft. Wieder mieherte es laut und verschwand im Rebel. Und an der Stelle, auf der das Pferd gestanden hatte, gähnte ein Abgrund.

Sergeij blieb stehen und horchte. Bon weitem stampften die Hufe über die Steine, und Gljebs Schreie waren nicht mehr hörbar.

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Wilde Unruhe zitterte im Wetterleuchten, phosphorartig glänzte der Nebel. Man fonnte nicht erkennen wo das Meer aufhörte und der Himmel begann. Unten türmte fich die Stadt wie ein Friedhof. Riefengroße Hausblöcke, ohne Beleuchtung; riesengroße Gräber, Schutthaufen in den Stein­brüchen. Sergeij schaute sich um rüdwärts irrten Fackeln in den Bergen. Auf der anderen Seite ist das Gebirge mit feinen Baden, Uebergängen und Gipfeln und noch höher über ihnen flattern Sterne. Sie flammen auf und erlöschen, fliegen wie feurige Schlangen, brennen wie Scheiterhaufen und zerfließen in flammenden Strömen auf den Gipfeln, in Den Schluchten und auf den Bergrücken.

Unten im Tale feufzten und flüsterten Menschen, viel leicht waren es auch Hunde, die, um ein Aas versammelt, einander biffen. Steine tirrten wie Scherben.

Dort ist Gljeb, und dort ist auch der Einarmige. Bon zwei Feinden muß der eine besiegt werden.

Es gibt so viel Einarmige, warum soll gerade dieser im Nebel verschwundene Sergeij sp aufregen?

Er sprang den Abgrund hinunter und die Steine spalte ten sich unter seinen Füßen und verwandelten fich in Staub. Gljeb frümmte fich zwischen den Steinen, bog feinen Rüden und brüllte.- Sergeij fah, mie er mit seinem Knie die Bruft eines der

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Da ein Bazillenträger, wie schon gesagt, auch wenn er selber gesund ist, eine Gefahr für seine Umgebung bedeutet, wird die betreffende Familie vom Schularzt oder von der Schulschwester stets auf die vorbeugende Schuhimpfung gegen Diphtherie hin­gewiesen. Diese Schußimpfungen werden für Unbemittelte, wie auch aus den beiden Merkblättern ersichtlich ist, fostenlos im nächsten städtischen Krankenhause ausgeführt.

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aber auf seine Klopfzeichen feinen Einlaß. Er nahm an der Tür Gasgeruch wahr und alarmierte deshalb, nichts Gutes ahnend, das nächste Polizeirevier. Mehrere Beamte verschafften sich gemalt sam Einlaß in die Wohnung. Den Eintretenden schlug starfer Gasgeruch entgegen. In dem Schlafzimmer wurden Zinzarek und seine Frau, in der Küche die Untermieterin, Frau tot auf gefunden. Ein hinzugerufener Arzt stellt fest daß der Tod vor mehreren Tagen, wahrscheinlich schon am Sonnabend, erfolgt ist.

Die von Beamten der Kriminalpolizei vorgenommene Unter­fuchung über die Ursache dieser Tragödie hatte ein überraschen­des Ergebnis. Vom Hauptgasrohr führte ein Gummischlauch unter Ausschaltung des Gasmessers direkt zu den Lampen und dem Gaskocher. Dieser Schlauch hatte sich gefodert, und so konnten größere Gasmengen unbemerkt aus strömen, die dann vermut­lich in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag den Tod der drei Bersonen herbeiführten. Der Schlauch, den 3. heimlich angebracht hatte, um das Gaswert zu prelien, war so geschickt verkleidet, daß ihn die Beamten, die den Gasmeffer tontrollierten, nicht je hen fonnten. Nun hat dieses Betrugsmanöver drei junge Menschenleben als Opfer gefordert!

Länge nach hingestreckten Mannes eindrückte und mit den Händen sich in seinen Hals hineinfrallte. ,, Du lügst, niederträchtiger Kerl, wirst jetzt nicht mehr davonkommen! Schluß mit dir, du Schurke!... Bist mein!... Hilf, Serjoscha. Durchsuch ihn, diesen Hund. Nimm aus seinen Taschen alles, was drin ist." Mit zitternden Händen und fieberhafter Geschwindigkeit fuchte Sergeij die Taschen des Uniformrodes durch. Fand nur eine Schachtel mit Tabat, Zündhölzer und eine Brot­rinde. Und als er den Stumpf der rechten Hand berührte, erstarrte er unter dem heftigen Stoß, der seine Brust er schütterte.

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Ich wußte es, Gljeb.... Das ist mein Bruder das ist mein Bruder, Gljeb.... Ich werde ihn sofort, jetzt gleich erschlagen. Ich werde ihn erschießen. Gljeb." ,, Gut!... Nimm seine Waffe unter meinem Fuß meg. Nun Freund, rüttle dich mal auf... Stell dich neben ihn, Serjofcha, und halte dein Gemehr schußbereit... Oder foll ich ihn, weil er dein Bruder ist, dir zur Begnadigung überlaffen? Nun?... Was wirst du zu seiner Berteidigung fagen?"

Und in diesem Spott fühlte Sergeij eine Feindschaft, die ihm wehe tat Es schien ihm, daß Gljebs Augen mie bren nende Kohlen erglühten.

,, Laß deine Späße, Tschumalom.... Führ ihn fort, oder ich werde ihn gleich hier an Ort und Stelle er schlagen.... Du hast kein Recht, in so einem Tone mit mir sprechen."

zu

Gei nicht so wütend, Teufelsferl." Sergeijs Hände und Füße zitterten.

Dimitrij stand auf, wollte sich zurechtrecken, aber feine Hand war zwischen Gljebs Fingern festgeschmiedet. Er verschluckte sich und huftete.

Wieder eine ungewöhnliche Begegnung. Serjofcha. Und doch bist du nicht den kleinen Finger dieses wilden Kerls hier wert. Des Regimentstommiffars Gljeb Tschumalow! Ich hatte die Ehre. Ihnen im Hause meines luftigen Baters zu begegnen, als Sie dort plünderten. Es tut mir leid, daß mein Bruder Sergeij damals nicht dabei war: ich hätte ihm gern den Schädel entzmei geschossen. Meine Hand fann noch Bunder verrichten."

Gljeb beugte sich zum Gesicht des Einármigen, ließ aber seine Hand nicht los. ,, Aha, eine unerwartete Begegnung, mein Heldenhaupt mann.... Im Garten, beim Alten damals war ich recht dumm: man hätte Sie, damals schon, mit dem Lasso einfangen sollen. Das wäre gut gewesen. Rommt,

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Mittwoch, 14. Dezember 1927

Gegen die Todesstrafe.

Eine Kundgebung der Sozialdemokratie.

In einer gutbesuchten Kundgebung der Sozialdemokratischen Partei im Lehrervereinshaus fanden die Genossen Crispien, Dr. Kurt Rosenfeld und Abramowitsch starke Worte für die Beseitigung der Todesstrafe.

Genosse Crispien entrollte ein Bild des Faschismus. Das Jahr 1914 hat eine revolutionäre Situation geschaffen, die heute noch nicht vollkommen ausgelebt ist. Die Reaktion; die gezwungen war, der Arbeiterklasse eine Reihe ihrer Machtpositionen im Staate abzutreten, wendet sich nun gegen den Staat. Daher der Faschismus. Unter der Parole der nationalen Be= freiung schüßt er den Besitz und unterdrückt die Arbeiterklasse. Italiens Beispiel lockt die Faschisten in Deutschland und in anderen Ländern zur Nachahmung. Da gilt es, fich in mehrhafter Abmehr­bereitschaft zu halten. Dieser Abwehrbereitschaft steht aber die 3er­riffenheit der Arbeiterklasse hindernd im Wege. Die boljchemistische Ideologie mit ihrem Terror gießt Wasser auf die Mühlen des Fa schismus. Allein die Sozialdemokratie ist es, die überall gegen politische Verfolgungen ihre Stimme erhebt.

Genosse Rosenfeld fnüpfte an den Fall Sacco Vanzetti an. Auch die Schuld an der Bollstreckung der Todes strafe an diesen beiden trifft legten Endes den Faschismus. Sie fiel in eine Zeit, als Deutschland durch die Schaffung des neuen Stroj­gesetzbuches vor die Frage der Abschaffung der Todesstrafe gefteilt war. Der 2. November, der Tag, an dem der Strafrechtsaus= schuß sich für die Todesstrafe erklärte, wird der Tag der unaus= löschlichen Kulturschmach für das deutsche Bürger­tum bleiben. Es sei eine Lüge, sich auf das Racheempfinden des Volkes zu berufen. Die sozialistische Arbeiterschaft stelle sich diejen Racheinstinkten entgegen. Sie bekämpfe aufs schärfste die Hinrich­tung als einen Rest schlimmsier Barbaret.

Als legter fam Genosse 2 bramowitsch zu Worte. Er führte Zahlen an, aus denen hervorging, daß die Zahl der Todes­urteile in Rußland im Vergleich zu derjenigen im übrigen Europa eine ungleich hohe ist. Laut der Moskauer Arbeiterzeitung" vom März 1927 wurden im Jahre 1925 in Rußland auf Grund von Gerichtsurteilen 1200 Todesurteile vollstreckt. Hinzu fommen aber noch ebensoviel Bollstreckungen auf Grund der Ent­scheidungen der Tscheta Die Todesstrafe ist hier nichts anderes ofs cine Teilerscheinung des Terrors, der seit zehn Jahren gegen politisch Andersdenkende, in erster Linie gegen Sozialisten und jezt auch gegen die oppofitionellen Kommunisten angewendet wird. Dieser Terror der bolichewistischen Regierung findet sein Gegenftijd in dem Terror Mussolinis.

Der Borsigende der Rundgebung, Genosse Künstler, legte darauf der Berjammlung eine Resolution vor, die einstimmig on­genommen wurde. Diese Refolution erhebt schäriften Brniest gegen den Faschismus und fordert die Abschaffung des barbarischen In­ftituts der Todesstroje. Sie erfiört, daß fie in ihrem Kampje gegen die Greuel des Faschismus der boljchemistische Terror, der zu einer bleibenden Einrichtung gemorden ist, ein Hindernis bedeutet, und fie brandmarkt die Berfolgungen der sozialistischen Arbeiter, Bauern und Intellektuellen und fordert im Interesse des Pre­letariats und des internationalen Sozialismus die Aufhebung des Terrors und eine allgemeine Amnestic für die politischen Ge fangenen der Sowjetunion .

Drei Jahre Gefängnis für Woop.

Der Maffenbetrugsprozeß gegen den Begründer der Welt­frauenloge Friedrich Woop, einem Organisator der Lüge und des Schwindels", wie der Staatsanwalt ihn bezeichnete, wurde gestern nach vierwöchiger Dauer vor einer Sonderabteilung des Großen Schöffengerichts beendet. Es handelt fich bei den Betrügereien um zwei Gruppen. Einmal hatte Woop unter schwindelhaften Versprechungen die Weltfrauerloge gegründet, die angeblich von den amerikanischen Frauenligen finanziert werden sollte. Bei einer Weinprobe hatte er die Präsidentschaft ernannt und dann mit der Bräsidentin einen Bertrag abgeschlossen, durch den er die Organi fation vollständig in die Hand befant. Es wurden Kassiererinnen und Bertreterinnen mit hohem Gehalt und Penfionsberechtigung ange ftellt. Borbedingung war aber die Stellung einer Staution. Diese hat Woop ebenso wie die Mitgliedsbeiträge und die erworbenen Gut­

Kinder!... Genosse Tschibis wird sich über so einen Gast freuen." Dimitrij wollte sprechen, aber ein Lachen zerriß seine Worte, und er feuchte vor Anstrengung, ruhig zu erscheinen. ,, Es ist sehr schmeichelhaft für mich, mit euch gehen zu dürfen, Freunde... besonders mit Ihnen, mein helden­mütiger Regimentsfommissar... aber lassen Sie doch meine Hand los. Ich bin kein Kind und fein junges Mädchen. Sie brauchen mir gegenüber nicht so eine rührende Sorgfalt an den Tag zu legen. Der besiegte Feind wird nicht weniger stolz und fest einhergehen, wie ihr, die Sieger. nehmen Sie bitte meinen Bruder ein wenig von mir weg. Ich bin überzeugt, daß ihn jetzt die schrecklichste Weiberhysterie quält.. Beruhige dich, Serjoscha, du regst dich zu sehr auf, mein Freund!"

Nur

Sergeij flapperte mit den Zähnen und fonnte nicht das Uebeljein in seiner Bruft bekämpfen. Er machte die aller­größten Anstrengungen, um nicht aufzufchreien und in tieri­scher But sich auf seinen Bruder zu stürzen

Und der Einarmige lachte wie ein luftiger, guter Rerl. ,, Nicht wahr, Serjoscha, wir sind noch nie mit so einem großen Bergnügen miteinander spazieren gegangen wie heute. Solche Augenblide muß man zu schäßen missen.... Um so mehr, als diese Minuten die legten in unserem Leben sind.... Du wirst mich noch ganz frant machen mit deinem düsteren Gesicht, du Krieger. Man muß es leichter nehmen.... Du bist ein zu fläglicher Sflave deiner Bartei, um in dieser Stunde eures dummen Erfolges selber über dich verfügen zu fönnen."

Bergstraße.

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Sie stiegen den Abgrund hinauf und gingen über die, lleber den Bergen und dem trüben Himmel fladerten Blize. ,, Und troßdem stinkt eure Sache ihr armseligen Pfuscher.. Morgen werden die Pflaster mit eurem Hirn befudelt werden. Schade, daß ich das nicht mehr mit meinen Augen sehen werde. Und dich, Serjoscha, möchte ich vor aller Augen an dem Tore unseres Hauses aufhängen." Sergeij lachte und wunderte sich: wie fonnte er nur in diesem Moment lachen.

,, hättest du je erwartet, Bruder, daß ich dich zum Tode führen werde? Und nun ist es so? Ich werde nicht fehen, wie man dich erschießt. Aber daß man dich gefangen hat mit meiner Hilfe gefangen hat schon das gibt mir eine ungeheuer große Befriedigung. schußbereitem Gewehr." AM

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Ich führe dich mit

( Fortsetzung folgt.)