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Gutachten im Arensdorfer Prozeß.   non Jedem das Geine! 190

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August Schmelzer war zurechnungsfähig. Der Gach

verständige gegen die Schullehrer.

Frankfurt   a. d. D. 15. Dezember.

Nach der Bause wurde zunächst der Arzt Dr. Götze aus Fürsten­walde als Sachverständiger vernommen. Zusammenfassend meinte et, daß August Schmelzer ein reizbarer Mensch und Psychopath sei, ber ruhig bleibe, wenn man ihm Ruhe und Frieden lasse.

Dann erstattete Oberarzt Dr. Ahrens von der Landesirren­anstalt Sorau  , wo August Schmelzer sechs Wochen lang auf seinen Geisteszustand untersucht worden war, sein

Gutachten.

Bel de Transport und bei der Aufnahme fei Schmelzer ruhig, logisch und flar gewesen. Erbliche Belastung liege nicht vor, ebenso wenig Epilepsie. Was seine Kriegsverlegungen betreffe, so sei in dem Rentenverfahren wohl Nervenschwäche festgestellt, es bestehe aber leine Berlegung, die geistige Störungen hätte hervorrufen tönnen. In der Anstalt sei eine gewisse Nervenschwäche bei ihm festgestellt worden. Er habe sich einmal nachts aus dem Bett fallen laffen und auch sonst verschiebenes getan, was nach Ansicht der Aerzte den Eindruck der Mache hervorrief. Im übrigen habe er fich stets ruhig verhalten und auch etwas gearbeitet Bei Intelli genzprüfungen hätte er ziemlich versagt, so daß ein mäßiger Schwachsinn mittleren Grades bei ihm vorliege, der aber feineswegs so erheblich sei, daß er deswegen unter§ 51 falle. Zu berücksichtigen fet, daß er ein Psychopath und ein leicht erreg barer Mensch fei, und daß et damals zweifellos fehr aufgeregt gewesen sei.§ 51 tomme für ihn nicht in Frage, doch fei die Er regung und die Tatsache, daß er zum Schießen ermuntert worden fei, als ftrafmildernd zu beurtellen.

Borf.: Halten Sie ihn für vermindert zurechnungs­fähig, und zwar allgemein oder im Erregungszustand? Sach­verständiger: Algemein wohl nur in ganz geringem Maße, dagegen in der Aufregung wohl etwas mehr. Bei einem Binchopathen brudt sich die Erregung anders aus, als bei einem gefunden Menschen. Auf Befragen von Justizrat Falkenfeld erklärte Dr. Ahrens, daß Die Rufe der Eltern zu Beginn des ganzen Tumultes, wenn fie tatsächlich gefallen sein sollten, für einen Menschen wie Auguft Schmelzer eine Ermunterung bedeuten müßten.

Dr. Placzek gab sodann sein Gutachten mit einem gewissen Bor­behalt ab, da er erst im Laufe der Verhandlung hinzugezogen wurde und den Angeflagten nicht untersuchen fonnte. Er schloß sich im wesentlichen der Ansicht des Dr. Ahrens an.§ 51 tomme nach feiner Richtung hin in Frage.

Nach turzer Bernehmung des Assistenzarztes am Frankfurter  Krankenhaus Dr. Schmidtbiehl, daß gegen den birans port Wollants nach Ertner vom ärztlichen Standpunkt teine Bedenken bestanden hätten, wurde noch einmal in die Erörterung der Frage der Glaubwürdigkeit des fleinen Willi Bormelcher ein­getreten.

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16,900 MARK

GENERALS­

KURZUNG ENSIONS

ABGELEHNT

9Mark WELHNACHTS ZULAGE

Die Weihnachtsbescherung des Bürgerblocks für Generals- und für Alterspensionáre.

Bum letztenmal: Dolchstoßlegende  .

Letzte Abrechnung mit Admiral Brüninghaus im Untersuchungsausschuß.

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so

der Wortlauf der Aussagen der verhafteten Matrosen und des angeblichen Programms der Usp. von ihm selbst kon­struiert worden seien.

Im weiteren Verlaufe der Gigung des Untersuchungsausschusses| Da das Material leider nicht ausreichte. Brüninghaus Baut geht Abg. Brüninghaus zunächst auf die Behauptungen ein, leichtfertig und verleum berish mit Mutmaßungen und unser Schiffsmaterial sei dem der englischen   Marine unterlegan ge persönlichen Anschaumgen auf. Die Beugenvernehmungen des wesen. Sollte das zutreffen Brüninghaus bestreitet das untersuchungsrichters Dr. Dobring find von 2 bis 3 politisch würde das ein ehrendes Zeugnis für die Leistungen der Marine gefärbt. Deshalb lehnt das Reichsgericht jedes Einschreiten ab. mannschaften sein. Die vernommenen Matrosen und ihre Ber- Dobring selbst mußte zugeben, daß teidiger in unseren Reihen sind ihm Schwäger und Heger. Die USB. hat er wiederholt es zum tausendsten Male, ohne Be Die USP. hat meife beizubringen- instematisch geschürt und die Sabotage des Krieges organisiert Mißhandlungen, hunger, Schinderei höchſt feltene Ausnahmen. Er zitiert apo fryphe Flugblätter und Urteile des Oberreichsanmalts als unanfecht bare Bemeisstüde seiner These. Aeußerungen verzweifelter en bare Beweisstüde feiner These. Aeußerungen verzweifelter en ber USB., Bekenntnisse zuni affenfampf und für internationale Berständigung, die Konferenzen von Bimmerwald und Stockholm  , jeden Bersuch, das Ende der großen Mezelet herbeizuführen: alles Beweise des hochperräterischen Sn ft e mes, an bas er zu glauben Dorgibt

Dr. Placzek erstattete auch über die Glaubwürdigkeit des fleinen Bormelcher sein Gutachten. Er machte zunächst längere prinzipielle Ausführungen über die Bewertung von Kinderaussagen, wobei er sich gegen den Bersuch der sogenannten Gerichtspsychologen wandte, die heute ja meift die Kinderaussagen für unglaubwürdig, halten. Diefer Leitfaz sei falsch Tatsache fei, das Kinder mitunter in ihren Aussagen viel prägnanter und sorgfältiger feien als Erwachsene.chen, Sitote einzelner Zeitungen, Bruchstücke aus Sigungsprotokollen Aufgabe der Justiz müsse es bleiben, ihre Aussage selbst zu merten. In dem zur Rebe stehenden Fall habe der fleine Bormelcher bie fragliche Aussage, die der alte Schmelzer getan haben soll, sowohl in der Boruntersuchung, wie später immer in der gleichen Form wiederholt. Bei einer Intelligenzprüfung habe sich herausgestellt, daß der Junge es fertiggebracht habe, gin Bild mit 76 Einzelheiten, das er eine halbe minute betrachtet habe, potommen sachgemäß zu beschreiben. Danach tann man sagen, baß der Knabe, bem Don feinen Lehrern ein fo fchlechtes Reugnis ausgestellt fei, zum min. besten eine überragende Marffähigtett belige.

Dr. Blaezet demonstrierte dann noch im einzelnen, welche Arten Don Intelligensprüfungen man mit dem fleinen Bor melcher vorgenommen habe. Sowohl diese Aufgaben wie auch die. jenigen, bie zur Ermittlung feines Charatters dienten, habe der Knabe geradezu tadellos gelöst.

Auf den erregten Zwischenruf des Hauptlehrers Hübner, daß es fich dabei um Dinge handle, die täglich in der Schule burch genommen würden, erwiderte der Sachverständige: Dann ist das gerade ein Beweis, daß das Kind sich diese Sachen sehr gut ge­merft hat. Alles, was von den Behrern hier vorgebracht wird," fo fuhr Dr. Blaczet fort, hat jedenfalls für die Glaubwürdigkeit des Schülers nichts zu sagen. Ueberhaupt find ja Schulleistungen nach feiner Richtung hin ein Maßstab. Ich erinnere in diesem Zu sammenhange auch an den Riesenprozeß gegen den Freiherrn von Lützow und möchte dazu weiter fagen, daß Prügel in der Schule. auch wenn sie amtlich erlaubt sind, von einem Mangel an pädagogischen Fähigteiten zeugen, und daß durch diese Züchtigungen sehr leicht das seruelle Triebleben für das ganze Leben in eine perverse Richtung geleitet werden kann. Auf Grund der Tatsache, daß Willi Bormelcher stereotyp immer dieselbe Aeuße rung wiederholt hat, und auf Grund des Gesamtergebnisses meiner Feststellungen über seine Wert und Reproduktionsfähigkeiten muß ich ohne Einschränkung sagen:

Das Kind hat die Wahrheit gefagt; auch der Berdacht einer Phantasielüge ist durchaus nicht möglich."

Oberstaatsanwalt: Der Knabe ist auch gegenüber seinem Bater über den Standort, von wo aus der Junge das gehört haben will, ganz fest bei feiner Darstellung geblieben.

Erster Staatsanwalt Burchardi: Außerdem ist der Junge mit dieser Behauptung zu einer Beit aufgetreten, als noch nichts Be laftendes gegen Bater Schmelzer vorhanden war und auch teine Er mittlungen schwebten.

Dr. Placzek: Diese Feststellungen würden mein Urteil nur be­stätigen. Im Anschluß hieran fam es zwischen den Sachverstän digen und der Berteidigung zu längeren Auseinander­fehungen, in die auch die Lehrer mit erregten Zwischenrufen ein­griffen. Um 5% Uhr nachmittags wurde dann die Berhandlung auf Freitag früh 9% Uhr vertagt.

Wer befam Geld von Moskau  ? Der sozialistische Parteivorstand untersucht. Paris  , 15. Dezember.( Eigenbericht.)

Zu der Angelegenheit bes kommunistischen   Bürgermeisters von Jory, Maranne, der feine Attentasche mit tompro­mittierenden Dokumenten in einer Autodroschte liegengelaffen hatte, erfährt man, daß diese Dokumente ihrem Befizer zurück­erstattet wurden, jedoch nicht ohne daß fie vorher familich photo. graphiert worden wären. Photographien dieser Schriftstücke wurden gestern nachmittag in den Wandelgängen der Deputierten­fammer und des Rathauses herumgezeigt.

Daraus ergibt sich, daß verschiedene hatbtommunistische Ge­bilde unter neutraler Flagge, z. B. ein Berein der Genossenschaft­ler" und ein Bauernrat" je 4500 Franken aus der fommunistischen Barteitasse erhalten haben. Eine als inte der Sozialisti ichen Partei" bezeichnete Gruppe hat 54 000 Franken erhalten. Es fann sich nur um die Gruppe taurin handeln, bie ein eige­nes Organ Der Funte" herausgab, und die bereits auf Beschluß des letzten Parteitages aus dem Parteivorstand entfernt worden

Abg. Prof. Bergfträßer hlägt das ganze Gerebe Brüninghaus mit dem Hinweis barauf nieder, daß er

absolut unfeiflich

sich sein Material zusammengestellt habe. Er weift hin auf ble Ergebnisse des Münchener Dolch ftos projeffes! Die Legende ist ja längst zerstört.

Abg. Diffmann( Soz.)

Das Brogramm" des Herrn Dobring war das Phantasieprodukt eines politischen Ignoranten, der Zobesurteile eramingen wollte. Er hat die Matrojen bedroht, fie werden die Kugel bekommen". Der Brotokollführer jener Untersuchungen hat das unter seinem Cib id beſtätigt! Ich würde Reichpieisch und Robis noch einmal erschießen lassen! Es fann um ihren( köbis) Kopf gehen! Aeußerungen dieser Art gibt Dobring felbft als möglich zu. Dieses Snftem der Drohungen erpreste jene angeblichen Geständnisse ber Matrofen, die die Basis für die Todesurteile sowohl pie auch für das Bügengebäude des Hern Brünighaus bilden.

Man lefe das Tagebuch Stumpfs), diese furchtbare Antlage eines chriftlich nationalen Mannes, Wäre dies Tagebuch gefunden worden,

auch Stumpf hätte das Schicksal von Reichpiefsch und Röbis geteilt.

,, Der Geist der Befagung," so schreibt Stumpf im Juni 1917, t

hat leichtes Spiel mit diesem Schlußwort einer restlos zufam, daß man zu jeder Stunde bereit wäre, dem Ersten Offi­mengebrochenen Anklage. Der Oberreichsanwalt hat während des Krieges eindeutig ausgesprochen, es sei feinerlei Beweis für eine Schuld der USP.- Zentrale beizubringen. Er hat eine Berhaftung der Abgeordneten während des Krieges aus­drücklich abgelehnt.

Was heißt hier moralische Schuld Es war das Recht und die Pflicht aller Kriegsgegner und aller derer, die fich ihrer Menschlichkeit bewahren wollten, mit allen legalen mitteln den Bersuch zu machen, das Gemeßel zu beendigen. Was die

Schuld der erfchoffenen Matrosen

anbelangt, so habe das gleiche Reichsgericht auf Grund des Akten materials feinerlei( chlüffiges Beweismaterial für die Vollziehung der Todesstrafe anzuführen gewußt, so gern es dazu bereit gewesen wäre.

Selbst Helfferich mußte die Verhaffung der USP.- Abgeordneten ablehnen,

war, well man schon damals aus ihrem Auftreten den Berdacht

geschöpft hatte, daß sie von Moskau   fubventioniert sei. Des weite ren stehen auf der Liste der Subventionierten verschiedene Per­fonen, die allerdings nur mit ihrem Anfangsbuchstaben be zeichnet werden und die durchschnittlich je 4500 Franten erhalten haben. Endlich ist auch ein Ausgabeposten in Höhe von 369 892,20 Franken für fommunistische Parteieinrichtungen ver­369 892,20 Franken für fommunistische Parteieinrichtungen der zeichnet.

Der Parteivorstand der Sozialistischen Bartel hat eine untersuchung eingeleitet, um Licht in diese Affäre zu bringen, insbesondere, soweit Parteimitglieder durch fie tompromittiert sind.

Jaspar fiegt mit sieben Stimmen. Sechsmonatige Dienstzeit abgelehnt. Brüssel, 15. Dezember. In der Kammer wurde heute der sozialistische Gefehentwurf zur Einführung der sechsmonatigen Dienstzeit mit 74 gegen 67 Stimmen abgelehnt

Danach haben etwa 15 chriftliche Demokraten sich der Stimme enthalten.

Eisenbahnfatastrophe in Rußland  .

20 Zote 30 Schwerverlehte. Warschau  . 15. Dezember.( TU.) Wie aus Riga   gemeldet wird, stieß in der Nähe von Dnjeprowif ein Arbeiterzug mit einem Güterzug 3 sammen. Mehrere Wagen des Arbeiterzuges wurden sertrümmert. 20 Personen wurden getötet, 80 fchiver und eine größere Anzahl leicht verlegt.

sier ben als at zuschneiden." So Stumpf, der gläubige Chrift! Das ganze Buch Stumpfs, alle Schilderungen von Augen. zeugen aus Kiel  , find nichts als eine einzige furchtbare Antlage gegen ein System, zu dessen Bollstreckern sich der größte Teil des Offiziertorps hergab. Man erinnere sich auch an Nostes Aussagen, der von einer Organisation eines Aufruhrs nichts, aber auch gar nichts gespürt, wohl aber hält feinen Borwurf, die Admirale hätten einen legten meuterijchen überall misst ände übelster Art gefunden habe. Dittmann Borstoß gegen England als Todestampf der deutschen   Flotte

beabsichtigt voll aufrecht. Die Rebellion der Admirale war das Signal zu dem Aufstand der verzweifelten Mafrosen. Der Zündstoff nicht politische Propaganda, sondern die Verhältnisse an Bord fam nicht pon außen, er entstand auf den Schiffen selbst. haben das unheil herbeigeführt Der Novemberumsturz war ein Elementarereignis, das den Kadavergehorsam zerbrach.

*) Richard Stumpf  , Kriegstagebuch eines christlichen Arbeiters, Berlag 3. H. W. Die Nachf., Berlin   SW 68.

Hatvany im Horthy  - Gefängnis.

Aus Heimweh nach Ungarn   zurückgekehrt. Ludwig Hatvany  , der schwerreiche Literat, Kriegsgegner, Parteigänger, der demokratischen ungarischen Republit, Gegner der Räteregierung, die ihm sein Balais wegnahm, dann Flüchtling und Bekämpfer des weißen Schredens, ist freiwillig nach Ungarn   zurüd gefehrt. Obwohl sein Buch Das verwundete Band" Don uns vor Jahren besprochen sehr viel dazu getan hat, das Friedensdittat von Trianon um den Glauben zu bringen, daß es halbwegs gerecht sei, hat das Horthy- Regime dieses Buch verboten und den Haftbefehl gegen Hatvany aufrechterhalten. Hatvany ge­hört zu ben bebeutendsten philosophischen und sozialtritischen Schrift stellern unserer Zeit, sein Bürger am Scheidewege" ist sehr be achtlich. Als er in Budapest   hörte, daß die Polizei ihn fuche, stellte er sich ihr freiwillig und ist in Untersuchungshaft gefeßzt

worden.

"

Bruch Südchina- Sowjetunion. Der Shanghai  - Generalfonful ausgeriffen. Schanghai  , 15. Dezember. Der ftellvertretende Außenminifter der Nationalregierung hat dem Generalkonsul der Sowjetreglerung in Shanghai   die Päffe libergeben und ihn ersucht, innerhalb einer Woche abzureisen.

Etwa

Zusammenstöße in Athen   gab es vor dem Parlament, das über die Ausschließung aller Kommunisten verhandelte. Gendarmerie und Militär waren aufgeboten. Die Feuerwehr be 500 Kommunisten versuchten angeblich in das Gebäude einzubringen. sprigte die Demonstranten, doch wichen diese nicht, Militär griff ein. Das Barlament beschloß energische Maßnahmen gegen alle Um­

stürzler.