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Ar. 593» 44. Jahrgang*1* 0 Freitag, �6. Dezember �927
Endlich mehr Kleingartenschuh! Die Stadtverordnetenversammlung genehmigt die Liste derOauerkleingärten".
Die in der Kerl in er Stadtverordnetenver- sammlung von der sozialdemokratischen Fraktion mehrfach erneuerten Versuche, die Gemeinde zur Ausweisung von Dauertleingärten* zu veranlassen, haben nun endlich«inen ersten Erfolg gebracht. Was gestern beschlossen wurde, bedeutet noch kein«.Dauerklelngürten" in dem Sinne, dah ihr» Dauer auf un, begrenzte Zeit gesichert wäre. Aber der Beschluß osrschasst den Kleingärtnern der auf die Liste der.Dauerkleingärten' gesetzten Ländereien wenigstens zunächst auf ein« Reih» von Iahren einen Schutz vor der rücksichtslosen Verdrängung von der Par- zelle, die sie In langer Arbeit ertragreich gemacht haben. Gegen die Embeziehung privaten Grundbesitzes in das Gebiet der Douerklein- gärten wandten sich die Deutschnationalen und noch schärfer und schroffer die Demokraten, deren Redner Michaelis»sich schützend vor da» Privateigentum stellt«'. Unser®e> noss« Le m pert nagelte diese Erklärung des demokratischen �rionteiaentumsschütze s' fest In der Abstimmung wurde der vom Ausschuß festgelegte Beschluß fast nur von der Linken unterstützt. Mit ihren Stimmen und denen einiger Bürgerlicher wurde er an» genommen. » Die Stadtverordneten stimmten in der gestern abgehaltenen Siwing zunächst einem von allen Parteien empfohlenen Dring« l i ch k- i t» a n t r a g zu, noch dem der Magistrat ersucht wird, den städtischen Beamten noch vor Weihnachten Vor» j ch L s s« aus die bevorstehenden Gehaltserhöhungen zu g«- währen. Ein« A n s r a g« der Demotraten wegen der DIphlheriecrlrankungea beantwortet« ein Vertreter de» ksauptgesundheitsomte» dahin, daß die in letzter Zeil in Berlin   beobachteten Diphtherie­erkrankungen nicht in so bedenklichem Umsong« zu verzeichnen sind. dost man von«iner»furchtbaren Epidemie' sprechen könnte. In bezug aus die Beobachtung, die Kontrolle und die Heilung der Erkrankten ist alle Borsorge getroffen. Wenn die vorbeugenden Diphtherie« i m p f u n g« n nicht In dem erwünschten Umfange angewendet«er- den, so ist demgepenüder zu betonen, daß dies» Impsungen in Deutsck� land sich noch nicht in dem Maß« durchgesetzt haben, wie in außer- deutschen Ländern. Richtsdestowemger Hot aber der Magistrat in Krankenhäusern, Fürsorgeheimen und anderen städtischen Stellen Jmpfstationen«ingerichtet, die auch gut in Anspruch g«. nommen werden. Nach Rücksprache mit den Gesundheitsdezernenten der einzelnen Bezirk« haben sich diese sofort bereit erklärt, ihrerseits alles erdenklich« und möglich« zu tun. um in der Bevölkerung da» Imeresie an den Schutzimpfungen, die allerdings«ine frei- willige, vorbeugende Maßnahmen darstellen, zu wecken und zu fördern. Di« Versammlung stimmte dann dem Lusschußbeschlutz wegen der. Ausweisung von Heimstättengartengebiet gemäß dem von der Deputation für da» Siedlung», und Wohnung»- wesen aufgestelllen Plane zu. Stadt Michaell»(Dem.) vertrat in der oorhergehenoen Aussprache den Siondpuntt. daß in Privathand de- sindliche» Grundeigentum als HeimstäUenqartengebiet nicht ausge- wiesen werden dürfe. D>e Demokraten würden sich schützend vor da» Prioaleizenlom stellen. Genosse Lemperl setzt« sich für«in« weit- gehende GrünfiächenpoUtik ein. Ein großer, weit­schauend angelegter Grüngürtel könne viel zur Hebung der Volk». aesundheit beitragen. Im Segensatz zum Vorredner meinte Genosse L e m p« r t, daß Eigentum doch wohl verpflichte und daß der Drioatbesitz da» seine zur Besserung der Volksgesundheil beizulrageu habe. Wo e« nötig sei, müsse denn auch Privatgelände ausgewiesen werden: dabei vertennen die Sozialdemokraten allerding» nicht die Schwierigkeiten, die da« geltende Recht dem entgegenstell«. Wo es irgend angängig sei, sollte man dieKleingärtner auf ihren Parzellen sitzen lassen
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�Zeinent. £Koman von Fsodor Olabtom.
In der Nacht wartete er nicht mehr auf Dascha. wie früher. Er schloß nicht die Türen und leate sich früh schlafen und wußte nicht, wann Dascha nach Haus« kam Und wenn er für kurze Augenblicke durch ihr» Anwesenheit erwarte, sah er: Dascha saß vor dem Tisch, hatte den Kopf aufgestutzt, bewegte unhörbar ihre Lippen, st« las. In der Frühe, wenn er zur Arbeit ging, lächelte sie lyn mit blühender Freud« an. Und in den Nächten(und manchmal auch am Tag«) näherte sich ihm Polja, und berührte ihn hinter Daicha, über Dascha hinweg, mit ihren Locken. Si« kam langsam, liebesbereit, mit großen, lockenden Augen.... 2. Alarm. Man mußte sich selber davon überzeugen, was da» Jndustriebureau eigentlich ist dieses unüberwindbar« Bollwerk des Volkswirtschaftsrates und der Fabrttleitung. Dieser mächtige Felsen stand ibm   immer im Wege, und seine Fragen prallten an seinen schweren Kanten ab, ohne«ine Antwort zu erhalten. Er beschloß: hinfahren und an Ort und Stelle alle» nachprüfen. Wenn es ihm gelänge, dort verschiedenes aufzudecken dann wird er, ohne zurückzu­kehren, seine Schritte nach Moskau   lenken, zu Lenin  , in den Obersten Dolkewirtschaftsrat, in den Rat für Arbeit und Landesverteidigung. Dort wird et alles berichten, alles aufdecken, die Schädel einbauen, Lärm schlagen, alle auf di« Beine bringen und sein Ziel erreichen. Das Wert muß in Betrieb gesetzt werden unbedingt. In der Fabrttleitung herrschte vollständige Mltzwirtlckiaft, Untätigkeit. Bureaukratismus. und«» ging dort irgend«ine innere, unsichtbar« Arbeit vor sich. Und alle laufen sie dort geschäftig mit bauchigen Aktentaschen herum, nach Kommu- nistenart glatt rasiert. Das dreistöckige Haus zittert jeden Tag unter den geschäftig-wimnielnden Menschenmassen, die von Tür zu Tür huschen, und jeden Tag van zehn bis vier sind die Trottoirs vor den Mauern de« Gebäudes mit Reigen ungewöhnlich geschwätziger Menschen b«sud«lt, dt« sich früher in Kaffeehäusern und aus der Börse herumgetrieben hatten. Und diese Massen sind nur vor dem Bolkswirtschaftsrat. Bor
Die Sozialdemokratie werde sich stets dafür einsehen, daß den Kleingärtnern ihr Recht werde. Stadtrat Genosse wuhky betonte, daß das ausgewiesene Gelände ge- nügen dürste, um die In absehbarer Zeit an die Stadt herantretenden Anforderungen in bezog aus Heimstättengelände zu befriedigen. Im Magistrat beabsichtige natürlich niemand, ansässig geworden« Klein- aärtner ohne Not zu verdrängen: wo aber unerläßlich« städtische Interessen zu befriedigen sind, müssen gelegentlich auch einmal Klein» gärten eingezogen werden. Nachdem noch ein« ganz« Reihe Redner die Stellung ihrer Fraktionen dargelegt hatten, wurde noch ein An- trag der sozialdemokratischen Fraktion einstimmig an- genommen, der verlangt, daß vor seder Einziehung von Heimstättengartengebiet die Stadtvcrordnetenversamm- lung zu hören sei. Bei der Beratung der Vorlage wegen de» Ankaufe» de» Ritlergut» Biesdorf  erklärt« Stadto. Pfarrer koch(Dnar) di« grundsätzliche Gegnerschaft seiner Parteifreunde gegen den Ankauf und die Bewirtschaftung von Land durch die Stadt Berlin  . Stadtrot Busch sagte ihm namens des Magistrats, daß der Magistrat und di« Stadtverordneten kein«uferlosen Grnnderwer- düngen' vorgenommen habe, sondern mit dem Ankauf der Jungfern- Heid«, de» Geländes im Bötzoivviertel, am Diehh>f. im Südosten bei Britz  , dem SüdgelSnd« bei Schöneberg   und des Ritterguts Düppel «In« wohldurchdachte Planwirtschaft in der Boden- p olt t i t getrieben habe, die durchaus geeignet ist, preisregulierend auf dem Grundstücksmarkt zu wirken. Im übrigen sei der gefordert« Preis für Rittergut Biesdorf angemessen: die Stadt kann das Gut zur Abrundung seines Grundbesitzes gebrauchen, später wird es sicher teurer sein. Der Ankauf wurde mit den Stimmen der Linken beschlossen. Der Ausschuß zur Festlegung von Richtlinien für die Wiederausnahme von Wohnung« suchenden in die Wohnungslisten hotte beseblossen. daß die Personen, die wegen ihrer unterlassenen Meldung bei der Wohnung»- Zählung aus den Listen der Wohnungfuchenden gestrichen wurden, wieder im alten Rang«Inzutraaen sind, wenn sie den Nachweis der Bedürftigkeit erbringen. Die Versammlung trat nach kurzer Bera- tung dem Lusschußbeschluß bei. Ein« längere Debatte entspann sich in vorgerückter Stund« au» Anlaß der kommunistischen   Anträge wegen der Gewährung von Extrabelhiisen an Unterstützungsempfänger und Erwerbslose. Bürgermeister Scholh wie» dabei die Aninste des Stadt. Roth (Komm.) zurück. Beschlossen wurde unter Ablehnung aller anderen Anträge, den Magistrat zu ersuchen, den Betrag von S M i t l I o n e n Mark für Winterbeihilfen an die Unterstützungsempfänger zur Verfügung zu stellen, die an der einmaligen Unterstützung aus Reichsmitteln nicht beteiligt sind.
Wilhelm bleibt im Panoptikum. Der geschlagene piacator. Gestern um 15 Uhr wurde von der 4- Kammer des Land­ gerichts I   unter Vorsitz von Landgerichtsdirektor Richter das Urteil im Prozeß des früheren Kaisers gegen Piscator gefällt. Enttäuscht war man sreilich darüber, daß nur der U r t e i l s- t e n o r mündlich verkündet wurde, während das Gericht die Gründe den Parteien schriftlich zustellen will. Das Land- gericht l hat di« einstweilig« Verfügung b k st ä t i g t und es Piscaior oerboten. In dem StückRasputin  , die Romanows  , der Krieg und das Volk, dos gegen sie ausstand', den ehemaligen deutschen  Kaiser auf die Bühne zu bringen. Das Urteil wird gegen Sicher- heitsleistung der Kläger   in Höhe von 5000 M. für v o l l st r e ck b a r erklärt. Der Wert des Streitgegenstandes wird auf 2 0 0 0 0 M. festgesetzt. Gegen dieses Urteil steht den Parteien die Revision am Kammergericht offen. der Abteilung für soziale Fürsorge, vor der Boltsbildungs abteilung vor der Abteilung für Volkshygiene gibt es keinen solchen Menschenandrang. Uebrigens sieht man auch viele Menschen vor der Agrarsektion, vor der Kommunalwirtfchasts- abteilung und vor der Außenhandelsabteilung. Tljeb ging vor setner Abreise in das Exekutivkomitee, in den Volkswirtschaftsrat, in das Parreikomttee sammelte Material, Berechnungen, Pläne und Verordnungen. Er nahm einen Brief von Badjin an dessen guten Freund und Genossen, Mitglied des Gebietsbureaus des ZK. der RKP.» und einen Brief von Schidkij an dessen Freund und Genossen, Mitglied der Gebietskontrollkommsssion. Cr ging über die Straße, beeilte sich, um nach Hause zu kommen. Vom Werk bis nach Hause waren es vier Werst. Er ging und es schien ihm. als ob er diese Straßen zum ersten Male sah. Das waren nicht dieselben Straßen, wie sie noch vor einem Monat waren. Damals waren di« Geschäfte mit den Spiegelfenstern leer oder als Magazine für alle mög- lichen Abteilungen oerwendet. Und die Fenster waren staubig und mit Schmutz bespritzt. Und jetzt... jetzt waren auch Magazine, aber zwischen ihnen Hier wird in allernächster Zeit... ein Delikatessengeschäft ... Kaffeehaus mit ständigem Streichorchester.... Private Handelsgesellschaft.... Genossen, stärkt das Bündnis der Stadt mit dem Dorfe.... In allernächster Zeit.... Wer nicht arbeitet der soll auch nicht essen.... In dieser letzten Lotung, die mit ellenlangen Buchstaben an die Wand des Stadthauses geschrieben war hatte eine spöttisch« Hand das erste nicht mit Schmutz ausgestrichen, und alle Vorübergehenden konnten sich an diese neue Kombi- Nation der Worte nicht gewöhnen und lachten laut. Wer arbeitet, soll auch nicht essen.... Arbeiterrationen... Feuerzeuge und Hamsterwesen... Handelsgesellschaft.... Sawtschuk, barfuß und zerlumpt... hungrige Kinder im Kinderheim... Verwüstung und Der- wilderung... Kaffeehaus und Streichorchester.... In den Spiegelfenstern der Geschäfte blühen die ersten Blumen der Auslagen.... Gljeb blieb unruhig und voller Sorge stehen, und wußte nicht, wie diese große Frage formulieren, die wie ein Nebel in seinem Hirn wirbelte: Neue ökonomische Politik  ... Regulierung und Kontrolle. Märkte. Natural- steuer. Genossenschaften. So, Kaffeehaus und Streichorchester.... Und ein halbes Pfund Rationsbrot? Und der Gutschein der Gewerk»
Nach Bekanntwerden der Urteilsgründe wird vielleicht auf die Angelegenheit zurückzukommen sein. Das ein« aber wollen wir, abseits von allem Juristischen  , heute schon seststellen: Der große Theater-Wilhelm darf Im Theater nicht gezeigt werden. Aber in jedem Iahrmarktspanoptikum darf er dem Publikum nebst Vater, Großvater und Urgroßmutter Luise präsentiert werden. Lassen wir ihn im Panoptikum. Dort gehört er hin.
Die Brandenburger Mörder gesaßt? Die Festgenommenen schwer belastet. Unter dem dringenden Verdacht, den Raubmord an dem Brauereibesitzer Frey dank, Brandenburg  , ausgefühn zu haben, sind dar 18 Jahr« alte Erich Schmidt und dessen Namensvetter, der 20 Jahre alte Willi Schmidt, festgenommen worden. Beide, arbeitslose Arbeitsburschen, haben sich dadurch verdächtig gemacht, daß sie jetzt, nach dem begangenen Raubmord, Neuanschaffungen gemacht haben, die ausfällig geworden sind. Einer von den Schmidts war früher in der Freydantschen Brauerei beschäftigt. Leide wurde gestern ermittelt und fest» genommen. Sie wurden von der Kriminalpolizei in Brandenburg  einem Verhör unterzogen, haben aber noch kein Geständnis abgelegt. Bei der sofort nach der Ennordung vorgenommenen Durchsicht der Geschäftspapiere des Ermordeten stieß man bald auf die Namen zweier junger Leute, aus«inen 20 Jahre alten Willy Schmidt aus der Neuendorfer Str. 80 und einen 18 Jahre alten Erich Schmidt, der in derselben Straße im Haus« Nr. Z0 wohnt. Ob­wohl nur zufällig Namensvettern, sind sie doch enge Freund«. Willy Schmidt war früher einmal bei Frcydank tätig gewesen und kannte daher das Haus genau. Erich war bis zum vergangenen Sonnabend in der Freydantschen Brauerei angestellt Ohne ersicht­lichen Grund hatte er seine Papiere gefordert und war cbgclohiit worden. Am Mittwoch meldete sich nun bei der Polizei eine Geschäftsfrau, die berichtete, daß Willy Schmidt bei ihr für m e h r a l s 4 0 M.« i n- getauft habe. Unter dem Gelde sei ihr ein Zehnmarkschein aufgefallen, der anscheinend Blutslecke auswies. Der Schein wurde sofort beschlagnahmt und zur mikroskopischen Untersuchung ein gesandt Aus Grund dieser belastenden Ermittlungen nahm man in den Wohnungen der beiden überraschend eine Durchsuchung vor, dw folgendes ergab: Bei Willy Schmidt wurde festgestellt, daß er am Dienstag ein Paar Stiefel zum Schuster gebracht halte, di«, als man sie besichtigt«, zahlreiche Vlutspritzer erkennen ließen. Ein Licytbild von sich, das er in der Mütze hatte, war ebenfalls mit Blut besudelt. Die wichtigste Entdeckung aber machte man in der Küche. Hier befindet sich hinter dem Herd ein so- genannter Wandschoner aus Wachstuch, der mit Reißzwecken an­geheftet ist. Hinter diesem Schoner waren in Z e i t u n g s.p a p i c r eingehüllt, 27 0 M. verborgen. Auch in der Wohnung Erich Schmidts wurde Velastungsmote- »ial gesunden. Hier entdeckte man ein blaue« Jackett, das an den Aermeln Blutwischer zeigte. Die beiden jungen Leute leugnen jedes Verbrechen. Bemerkenswert ist auch ein Funfc, den man. in einer Schublad« in Willy. Schmidts Wohnung mochte. Dort lag ein Messer mit abgebrochener Spitze. Obwohl das Heft bereit» gesäubert war, sind noch Deichte Blut spuren zu er- kennen.' Die Ernuttlungen werden während der Nacht sortgest'tzf werden. Altes Splcklzeug Im Märkischen Muscnm. In den unteren Räumen des Märkischen Museums hat sich eine kleine buntfarbige Welt ailsgetan, ein Reich für sich, dos ge- rade jetzt zu Weihnachten den rechten Zeitpunkt erwählt hat. Die Leitung des Märkischen Museum», in erster Linie Direktor Stengel. hat dort m!t viel Mühe, Liebe und Umsicht eine Spielzeug-Au?- sttlluna veranstaltet, die den Beschauer in die Tage der Kindheit zurücksührt und auch die Spielwaren unserer Vorfahren zeigt. In zahlreichen Schränken, aus Pulten uiü> in Nischen sieht man all dw vielen netten und harmlosen Sachen und Sächelchen, die das Kinderherz der Menschen des 10. und früherer Jahrhunderte beglückten. Da sind Puppenstuben und Puppen in allen möglichen Trachten und Aufmachungen. Bilder schaften für ein Arschin Stoff, eine Schnurrbartbinds und Damenstrumpfbänder?... Warum füllen sich die Aus- lagen so rasch, und warum ist es so schwer und qualvoll ums Herz?... Auf der anderen Seite der Straße, vor dem Fenster des Kaffeehauses, bemerkte er Polja. Sie stand'mit dem Rücken zu ihm gewendet, sah durch das Fenster hinein und konnte sich nicht losreißen. Ein Mann in einer neuen Joppe, mit einer Aktentasche unter dem Arm(wer trägt jetzt keine Akten- tasche?), lief eilig an ihr vorbei, stieß sie und riß sie durch seine Bewegung vom Fenster. Sie bemerkte ee nicht kehrte auf ihren früheren Platz zurück. Gljeb überquerte die Straße, stellte sich neben Polja: sie wird seine Nähe schon fühlen und wird aufwachen. Aber Polja bemerkte auch ihn nicht sie stand mit Augen, die in dem Dunkel der Fenster sich aufzulösen schienen. Dort in der dunstigen, dämmerigen Tiefe saßen an Tischchen, paarweise» einzeln und in Gruppen, Menschen, die aus der Vergangen- heit auferstanden waren... Kaffeehaus.... In aller- nächster Zeit.... Heiße Pastetchcn mit verschiedener Fül- lung.... Und aus der undurchsichtigen Dämmerung tönten aus dem Fenster gespenstisch-ferne Geigen. Hinter ihrem Rücken, auf dem Trottoir näselnde, rasch sprechende Stimmen:... feste Valuta, nur für feste Valuta ... die Reise nach Suchum.... Die Ware ist frisch aus dem Auslande geliefert... franko... Feluken... Prozente ... Reingewinn..." Gljeb drehte sich um der Advokat Tschirsky und mit ihm ein ehemaliger Weingroßhändler Er war ihm im Volkswirtschaftsrat begegnet. Dort hatte er auch Tschirsky gesehen. Was für Geschäfte hatten sie im Volkswirtschaftsrat zu erledigen? Derflucht und verdammt! Im Werke riecht es noch nach dem Oktober und der Kopf hat sich noch nicht vom Bürgerkriege ausgeruht. Wenn man aber in die Stadt kommt so vollzieht sich eine seltsame Verschiebung und dt« Welt oerändert ihr Antlitz.... Gljeb zog scherzend die Aktentasche aus Poljas Arm. Sie zuckte zusammen und erwachte. Erschrocken schaute sie Gljeb an und in ihren Augen sah er einen unterdrückten Schrei. Schau nicht auf dies Gesindel, Genossin Mjechowa. Wenn dich der Neid packt so dränge dich in diese Hölle hinein und zertritt das Ungeziefer.... Komm, gehen wir in die Frauengruppe." (Fortsetzung folgt.)