Nr. 594 44. Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Die
Die Mörder geftändig.
Das furchtbare Verbrechen in Brandenburg hat casch seine Aufflärung gefunden. Das Ergebnis der energifch betriebenen Ermitt lungen und Vernehmungen war, wie wir bereits mitteilten, ble Festnahme des Willy und Erich Schmidt.
Rach Erledigung weiterer Borarbeiten wurde noch in der ver. gangenen Racht um 12 Uhr mit dem Berhör der beiden durch die Morblommiffion begonnen. Sunächst wurde Billy Schmidt ins Gebet genommen. Er legte endlich nach längerem Strauben ein Teilgefiändnis ab und schiebt die Hauptschuld auf Erich Schmidt, Ihn bezeichnet er als den geiftigen Urheber der Lat und als den, der sie ausgeführt habe. Er selbst will nicht einmal Sámiere gestanden haben. Daß Erich der Urheber gemefen ist, mag wohl richtig sein. Mit der Beteiligung Billys aber sieht es doch mohl anders aus, als er behauptet. Wie er fagt, trug fich Erich Schmidt, der bet Frendant dreiviertel Jahre in Stellung war und am vergangenen Sonnabend die Arbeit plößlich niederlegte, fchon seit drei Wochen mit dem Plan eines verbrecherischen Anfalages auf den Brauereibeßer. Bei der Ausführung des Berbrechens habe er nicht Schmiere geftanden, fondern sich in der Gegend der Brauerei aufgehalten, ohne aufzupassen. Er habe sich hann später mit Erich getroffen und dieser habe ihm von der Beute 500 m abgegeben.
Genau das Gegenteil behauptet nun Erich Schmidt. Mit feinem Berhör wurde heute morgen begonnen. Es ist noch nicht abgeschlossen. Erich, der an und für fich gar nicht mehr leugnete,
schiebt alle Schuld auf den älteren Willy. Dieler habe ihn schon fänger, während er noch bei Frendant beschäftigt mat, immer wieder gedrängt, fich irgendwie in den Besitz des Geldes zu jeßen. Widy gebrängt, fich irgendwie in den Befig bes Geides zu feßen. min habe dann auch die ganze Tat allein ausgeführt. Wieviel Geld et erbeutet habe, wisse er nicht. Daß beide bisher nicht die Wahrheit fagen, unterliegt femem Zweifel. Die Darstellung Willys erichten von vornherein schon deshalb unglaubwürdig, well bei ihm blut befleckte Gachen gefunden wurden. Das wäre sicher nicht der Fall gewesen, wenn er nicht einmal Schmiere geftanden hätte. Ebenso imglaubwürdig ist die Darstellung Erichs. Sicherlich find beide betelligt. Sie haben, wie schon früher geschildert, einen Raften Bier gefordert, find mit Freydanf in die Brauerei gegangen und bort über ihn hergefallen. Als Frydant sich bückte, um ihrem Begehren Bu entsprechen, führte ohne Zweifel Erich den ersten schweren Stich in den Rüden. Die Berhafteten haben sich durch Diebstahle an Fahrrädern, Kaninchen und Hühnern schon vorher strafbar gemacht
20 Opfer der Slåtte.
Freitag, 16. Dezember 1927
Der Kolomat- Prozeß vertagt.
Borstöße der Verteidigung gegen die Bremer Hauptbelastungszeugin Wolf.
Staatsanwalt widerspricht: die erste Meineidsanzeige, erflärt er, fet bereits vor längerer Zeit abgelehnt, die zweite erst gestern und die eben erst eingegangene Meineidsanzeige würde auch abgelehnt
werben.
L. R. Bremen , 16. Dezember.( Eigenbericht.) Pünktlich um 69 Uhr begann heute morgen de Berufungsver handlung gegen Frau Elisabeth Kolomat Es ist derfelbe schöne hohe Schwurgerichtsfaal wie im Juni. Am Richtertisch neben dem in Bremen als sehr forreft befanten Borsitzenden Dr. Towe die Beisitzer, der 72jährige pensionierte Landgerichtspräsident, jest Hilfs. richter Dr. Abegg, im Privatleben Vorsitzender der Philharmoni fchen Gesellschaft, und der Borsitzende des Arbeitsgerichts Landgezeugin, einer zweifellos idealen Frau gegenüber, mie es die Ange richtsrat Schminfe; die Schöffen, der ehemalige Gewerf schaftsbeamte Malermeister Schröder und die Kaufmannsfrau D. Raz. Auf der Verteidigerbank ein Zentrumsabgeordneter der Bremer Bürgerschaft , Rechtsanwalt Dr. Hertel zwischen den Berliner Rechtsanwälten Werthquer Vater und Sohn.
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im ganzen
Die Rechtsanwälte Werthauer senior unb junior laffen sich jedoch mit diesem Bescheid nicht abspeisen: mit ber Aussage der Trude Wolf falle und stehe die Anklage. Die Glaubwürdigtet dieser neun mal wegen Unzucht vorbestraften Prostituierten, der Hauptbelastungslagte fei, muß nach allen Richtungen hin geprüft werden. De Wolf habe aber unter ihrem Eide Aussagen gemacht, die im Widerspruch stehen zu den Aussagen anderer Zeugen. Es müsse daher der durch die Aussagen der Frau Wolf verlegten Frau Kolomat die Möglichkeit gegeben werden, in einem Meineibs. verfahren die Unglaubwürdigkeit der Zengin nachzuweisen. Der Berlegten stehe das Recht der Beschwerde gegen den abschlägigen Bescheid der Staatsanwaltschaft zu. Unter den Aussagen, die mit den Bekundungen der Zeugin Wolf im Widerspruch stehen, befinde sich aber auch die Aussage des Ange polizeilichen Bernehmung in Abrede gestellt, je mit der Beugin in der Wohnung der Angeklagten gewefen zu sein und dort mit der Berstorbenen und der Zeugin verkehrt zu haben, wie dies die Wolf Vernehmung, fofern seine Ladung unmöglich sein follte behauptet hat. Die Ladung des Zeugen oder dessen tommiffarische lautet, daß er sich in New York befindet sei unbedingt notwendig. Deshalb ftelle die Verteidigung den Antrag, die Berhand. ung zu vertagen bis zur Erledigung der Mein. eidsanzeige gegen die Beugin Wolf und Berfahrens wegen Beleidigung der Berstorbenen und zweitens ble Bernehmung des Zeugen Fürchtenicht.
Der Erfte Staatsanwalt Dr. Drechsler beantragt diesmal einfach ben Ausfluß der Deffentlichkeit Zuhörerraum fieht man nur sechs ältere Männer-, nicht aber mie im Juni auch den Ausschluß der Breffe. Genoffe Cunow von ber Bremer Bolkszeitung" darf fogar den Antrag auf Zulaffung ber Bresse begründen, ein Novum im Gerichtssaal, und die Gestellten des amerikanischen Konfulats Fürchtenicht. Er habe bei seiner richtsberichterstatter tönnen tatsächlich in Stärfe von 22 Mann nach längerer Beratung des Gerichts im Saale blei ben, ohne daß ihnen irgendwelche besonderen„ Auflagen" gemacht Die Zeit ist an den Leidenschaften nicht spurios vorübergegangen. werden. Ueberhaupt scheint die Etimmung friedlicher als im Juni. gewirkt haben. Die Zeugen, etwa dreißig, werden vorläufig entlassen. Die Berlefung des Urteils erfter Instanz führt bireft in die Materie des Falles Rolomat hinein. Alle diese Dinge sollen wieder breitgetreten werden, damit bewiesen wird, daß die Angeflagte sich nicht allein der pflichtwidrigen Unterlaffung der Tochter gegenüber, sondern auch der eigenmächtigen Borschubleistung zur Notzucht schuldig gemacht hat.
Der verantwortlichen Bernehmung der Angeklagten stellen fich aber ganz unerwartete hindernisse in den Weg: Anträge der Berteidigung, die Berhandlung bis zur Erlebi. gung der Meineidsanzeigen gegen die Haupt belaftungszeugin Trude Wolf zu vertagen. Der
Maz Adler bei den Studenten.
Senoffe Profeffor Mar Adler Wien sprach bei der Ber einigung fozialdemokratischer Studierender über bas Thema Margismus und Ideologie". Er mehrte die Angriffe der Gegner des Sozialismus auf den historischen Materialismus ab, die von diesem behaupten, er leugne die Bedeu
Die Sbeologie einer Gesellschaft, der geistige lleberbau, beruhe zwar auf dem otonomischen Unterbau, nehme aus diesem ihre Motivationen. habe aber durchaus Realität und reale Wirksamkeit und fei notwendige Form menschlich gefellschaftlicher Betätigung der einzelnen Individuen in der Sphäre außerhalb der Wirtschaft.
Die banh ban Schneefall auf Fahrdammen und Fußgängerfeigen verursachte latte, hatte in ben heutigen Bormittags ftunden eine große Zahl von Unfällen zur Folge. Etwa zwanzig Baffanten, die bei den Stürzen Arm, Beinbrüche so mie opfperlegungen und Verstauchungen erlitten hatten, mußten bie Hilfe der Stäbtischen Rettungsstellen in Anspruchtung geiftigen Geschehens zugunsten refn ökonomischer Borgänge. nehmen Mehrere der Berunglüdten, bei benen sich die Verlegun gen als fchmerer Natur herausstellten. mußten in Kranten häuser übergeführt werden. Auch die Feuerwehr mußte im Laufe des Bormittags wiederholt ausrüden, um geftürzte Pferde wieder auf die Beine zu helfen und andere Verkehrshinber nisse auf den Fahrdammen beseitigen. Der Schneefall, der bel mehreren Grad unter Tull noh wetterhin anhält, hat auch die Städtische Straßenreinigung in erhöhte Alarmbereit. schaft versetzt. Alle zur Berfügung stehenden Mittel werben, soweit he nicht schon im Betriebe find, zur Beseitigung der Schneemaffen herangezogen. Nach allem hat es den Anschein, als wenn in diesem Jahre auf weiße Weihnachten gerechnet werden fann.
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Warnung für Schwarzhörer.
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In den Monaten Juli bis September 1927 find wegen Ber gehens gegen die Verordnung zum Schuße des Funfverfehrs 637 Berjonen rechtsträffig verurteilt worden gegenüber 466 im gleichen Zeitraum des Borjahres und 1003 in den Monaten April bis Juni 1927. Abgesehen von der Einziehung des vorge fundenen Funkgeräts iſt 3. T. auf recht empfindliche Geldstrafen ( bis zu 100 Mr.) an Stelle der an sich verwirkten Gefängnisstrafe erfcnnt worden. Unter den Berurteilten befinden sich 16 Jugendliche und 7 Berfonen, die wegen Beihilfe oder mittäterfcht ver urteilt wurden. Ein vorbestrafter Jugendlicher, ber fich ein Emp fangsgerät erschwindelt und ohne Genehmigung eine Funfanlage errichtet hatte, wurde zu drei Wochen Gefängnis und Für forgeerziehung verurteilt.
Dachstuhlbrand in Köpenid. Die Köpenider Feuerwehr wurde gestern nachmittag nach der Kaifer Wilhelm- Str. 39/42 in Ropenid alarmiert. Im Dachstuhl eines abritgebäu des war aus noch unbefannier Ursache Feuer ausgebrochen, bas schnell um fich griff. Die Flaminen wurden durch farfes Baifergeben aus mehreren Schlauchleitungen bekämpft, und es gelang nach verhältnismäßig furzer Zeit den Brand zu lokalifteren. Nach faft zweistündiger Tätigkeit fonnte die Wehr wieder
abrüden.
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Das Mißverständnis, das der margistischen Theorie gegenüber auftrete, beruhe auf der Tatsache, daß allerdings der Marxismus Ideologien als Täuschungen, falsche" Ideologien enthüllte, deren Inhalt nicht ihrer Form entspreche. Konkret gesprochen: Seit Anbeginn geschichtlichen Geschehens gibt es zwar 3bcologien, die vorgeben, den gesamten sozialen Bau zu umfassen, immer aber nur die geistige Daseinsform einer der Klaffen, in die die Gesellschaft historisch gespalten ist, darstellen. Immer gab es Klaffenherrschaft und Klaffenunterdrückung, und damit verschiedene gleichzeitige Klaffenideologien, Begriffe von Gut und Böse, Recht und Unrecht ufw. Diefe Tatsache bringt der Margisimus aus Erkenntnis zugleich mit der Forderung, daß an Stelle der falschen Einheitsideologie der heute herrschenden Klaffe, des Bürgertums, die wahre Einheitsideo. logie des revolutionären Proletariats, treten müsse, das, gestützt auf die ökonomische Erkenntnis der Möglichtelt der Durchführung einer wahren flaffenlofen Gesellschaftseinheit, die bürgerlichen Ideologien wendige Ideologie im Klaffenkampf schaffen müsse. von Baterland, Staat, Bolt und Nation ablehnen und sich die not. Die olono
mischen Voraussetzungen für den Sozialismus seien ba, es fehlten insbesondere die ftubierende fozialistische Jugend mitzuarbeiten bedie geistigen, bie Revolutionierung der Köpfe und Herzen, an der rufen sei.
Unter großem Beifall der Mehrzahl der zahlreich erschienenen Stubenten erledigte Genoffe Adler im Schlußwort noch die Angriffe verschiedener fommunistischer Redner gegen feine zu wenig orthodox. margistischen Ansichten.
Wintersportfahrt der Naturfreunde ins Allgäu( Oberffdors). Es fönnen sich noch einige Zeilnehmer melden, bie am 24. Dezember mit beschleunigtem Personenzug noch Oberstdorf fahren; Fahr. preisermäßigung ist beabsichtigt. Anmeldung bis 20. Dezember an Reisebureau Touristenverein„ Die Naturfreunde", N. 24, Johannis ftraße 15.
es Déro
bes
Nach längerer Beratung verfündet das Gericht den Beschluß. dem Anfrage der Verteidigung ftatfzugeben, und die Verhandlung auszusetzen bis zur Bernehmung des Zeugen Fürchtenicht. Damit ist die Berufungsverhandlung auf unbestimmte Zeit vertagi.
Auf einem Bandweg bei Saßnih wurde die Beiche einer Frau gefunden. Der Tod ist auf mehrere Schüsse zurüc zuführen, die die Frau erhalten hatte. Neben der Oftmole fand man später eine Attentasche mit einem Brief, in dem ein angeblicher Schriftsteller aus Dortmund mittellte, felne Frau habe sich die erften Schüsse beigebracht, und um fie von ihren Qualen zu erlöfen, habe er fie dann getötet. Er felbft fei, um nicht desselben qualvollen Lodes zu sterben, zur Dftmole gegangen und habe sich hier einen Schuß beigebracht, um sich dann sofort ins Meer zu fürzen Die Leiche ist noch nicht gefunden worden. Die be hördlichen Ermittlungen find eingeleitet,
Billige Weihnachts- und Neujahrsfunktelegramme nach Umerlfa. Weihnachts- und Neujahrsglückwunschtelegramme auf dem Funfmege via Transradio" sind in der Zeit vom 15. bis 31. Dezem ber nach den Bereinigten Staaten und anderen überfeeifchen Län dern zugelassen. Die Gebühr für das ganze Telegramm beträgt z. B. nach New York und zahlreichen anderen Städten in Nordamerita nur 4,25 m. Diese Telegramme fönnen deutsch oder englisch abgefaßt sein; der Inhalt muß jedoch einer ber in einem besonderen Berzeichnis feftgefeßten fünfzehn Baffungen entsprechen. Als Anschrift ist die volle Briefanschrift erforderlich. Die Unterschrift foll außer bei Firmenbezeichnungen nicht mehr als zwei Wörter enthalten. Vor die Anschrift muß der Ber mert" XL" gesetzt werden. Die näheren Bedingungen und die Gebühren für Glückwunschtelegremme auch noch anderen überseeischen Ländern tönnen aus dem Amtsblatt des Reichs postminifteriums Nr. 106 vom 6. Dezember 1927 ersehen aber bei den Telegrammannahmestellen erfragt werden.
Bereinleung freiheitlicher Afademifer. In den lubräumen, Berlin 0. Albrechtstr. 11, findet beute abend um 20 Uhr ein Disfuffionsabend ftatt, bei bem über ble agung des Republifanilchen Stu bentenfattells in heidelberg berichtet wird. bera berid
( Schluß des redaktionellen Teils.)
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fel Sieben Tege noch und Weihua teu ist ba! Trozdem haben Taufende bas richtige Feft es aus Beit oder Gelbmangel fet es aus Unentschloffenhettgefchent noch nicht gefunden. Für fie alle hat das altbekannte Raulhaus Singer& Co, Berlin N., Chauffeeftr. 61/62, vorgeforgt. Man findet in bem Großen Weihnachtsbraut der Firma ene Riefenauswah ber fchenfien praltlichen Gefchente und ist immer wieber erstaunt über die enorme Breis milrdigfeit für nur gute, erprobte Qualttäten Außerdem erhält jeber Ränier beim Eintaur über 3 M. ein hübsches Kinberipielzeug oder einen Brachttalenber gratis.
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Es liegt in der Natur der Sache, dass Rauchmaterial begehrter ist als irgend ein anderer Artikel; daher werden LOESER& WOLFF - ZIGARREN stets das willkommenste Geschenk für den Raucher bleiben 7 bleiben
Hov stets da
Präsentpackungen in reicher Auswahl von Mk 2- an Elegante Sortiments- und feine Schatullen- Kisten Hochwertige Erzeugnisse Erzeugnisse har Zigaretten in hübschen Weihnachtspackungen Rauchtabake
IN QUALITÄT U. ARBEIT UNERREICHT!
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