Strafanträge im Prozeß Eglofftein. Den Adel für sich, die Millionen für den Rechtsanwalt.
11m 10 Uhr morgens begann Staatsanwalt Kyfer mit seinem Plädoyer. Egloffftein fei zwar nicht als König der Attendiebe zu bezeichnen, troßdem habe er aber in der Aftenschiebungsbewegung der letzten Zeit zweifelsohne eine hervorragende Rolle gespielt; allein Die Befürchtungen, daß der plötzliche Temperaturwechsel eine jeine geistige Minderwertigkeit schüße ihn vor dem Schlamm- und Wasserflut über Berlin bringen würde, find in vollem Zuchthaus. Deshalb beantragte der Staatsanwalt an Stelle der Umfange eingetroffen. Schon in den gestrigen Abendstunden waren 41 Monate Einzelstrafen eine Gesamtstrafe in Höhe von zwei die Hauptverkehrsstraßen für Fußgänger taum noch passierbar. Jahren Gefängnis und einem Monat Haft. Gegen Egloff- Autobuffe und Autos fonnten sich nur schwer einen Weg durch die steins Mitangefiagle Salwitscheck, Wüstemann und Littmam je fast zehn Zentimeter hohe Schlammflut bahnen. Die Bürgersteige vier Monate Gefängnis. maren dagegen mit starker Glatteisdeffe überzogen und bildeten eine Als erster Berteidiger fam Rechtsanwalt Dr. Fuchs zum Bort. große Gefahr für das Publikum. Die Glätte war so, daß viele Er erbrachte den Beweis, daß Egloffsteins Kampf in fein Recht Jußgänger lieber den Weg im Schlamm des Jahrdammes der auf das Adelsprädikat zuerst unbewußt, bann aber bewußt jein Gefahr des vereisten Bürgersteiges vorzogen. Im Laufe der Nacht nanzes Leben bestimmt hat. Betrachtet man diesen Kampf Egloff- und auch noch heute vormittag ereigneten sich wahre Maffenstürze. steins vom fozialen Gefichtspunkte aus, so erhält man einen Ausjonitt aus dem Leben der Kreise, für die der Name Nicht weniger als einhundertundzwanzig Personen alles, der Mensch nur wenig bedeutet. Man möchte fast tamen zu Fall und erlitten zum Teil tomplizierte Brüche. wünschen, daß dem Angeklagten gerade im gegebenen Augenblid, Die Städtischen Rettungsstellen wurden die ganze Nacht start in da Adel und Namen nichts mehr bedeuten oder wentoftens nichts Anspruch genommen. Einige Schwerverletzte mußten von den mehr bedeuten follten, ihm zurückgegeben würden. Man gönnte Rettungsstellen in Krankenhäuser übergeführt werden. Unter ihnen feinen adligen Berwandten, den Freiheren von und zu Egloffstein , ist der befannte 72 jährige Schauspieler Dr. Mar Pohl vom ihn, diesen Außenseiter, ihren ungeratenen und doch so feelen Staatstheater, der am Kurfürstendamm ausglift und einen fompliverwandten Sprößling, Dertel von Egloffftein. zeichnend für die Art dieses Menschen war sein erstes Gespräch Herr fand im Franziskus- Sanatorium Aufnahme. Aeußerst bezierten Ellenbogenbruch sowie innere Berletzungen erlitt. Der alte mit dem Rechtsanwalt Fuchs, als er zu ihm fam, m ihn zu bitten, den Kampf für seine Rehabilitierung aufzunehmen. Als Rechtsanwalt fuchs ihm versprach, Namen, Abel und Anteil an dem großen Egloffsteinschen Familienvermögen zurüdzuber fchaffen, meinte er mit großer Gefte: Namen und Adel für mich, die Millionen für Sie natürlich hätte er auf die Millionen faließlich nicht verzichtet. Rechtsanwalt Fuchs legte dem Gericht den dokumentarischen Beweis vor, daß Egloffsteins Bater, Christian Freiherr von Egloffstein, zwar auf das Avelsprädikat und auf die Zugehörigkeit der Familie für sich und feine Nachkommen verzichtet habe, daß jedoch König Ludwig von Bayern diesem Berzicht allein mit der Klausel zugestimmt habe: Unbefchabet Dritter. Demgemäß bat Eglofffteins Bater seine Kinder in das Geburtsregister als Freiherr von Egloffstein , genannt Dertet, eingetragen. Rechtsanwalt Dr. Themal zeigte auf, wie der Angellarte zwangsläufig von Kindheit auf in das Leben, wie es gekommen war, hineingetrieben worden sei. Die Schuld könne nicht ihn allein treffen. Rechtsanwalt Dr. Hildebrand sprach für die übrigen Angeklagten, bni
Wer ist der Täter?
Roch feine Aufklärung des Verbrechens im Vorortzug.
Die Berliner Feuerwehr,
Straßenreinigung in dem Kampf gegen die Schmutzmassen. Die Beseitigung der Schnee und Schmutzmaffen auf den Fahrdämmen gestaltete sich deshalb so außerordentlich schwierig, weil die Eisschicht nur in der Mitte der Straße infolge des Wagenverkehrs aufgelockert war, an den Bordschwellen zum Teil aber noch ein festgefrorene mußte. Diese Schwierigkeiten wurden noch dadurch vergrößert, daß Schicht bildete, die erst mit Hacken und Eispickeln zerkleinert werden auch dort, wo Schnee und Eis schon getaut waren, infolge des starken Froftes der Bortage die Gullysund Abflüsse vollständig vereist waren, so daß die Schlamm- und Schmußmassen, die bei startem Autoverkehr wahre Schmutzfluten auf die Passanten spritzen ließen, nicht abflossen. Außer den Stammarbeitern der Straßenreinigung von 3200 Mann wurden bis gegen 10 Uhr durch die Bezirksstraßenreinigungsämter, die sich an die Arbeitsämter wandien, 4000 Arbeitslose angeworben, die, gleichfalls mit Stahlschiebern und Besen ausgerüstet, in den Dienst gestellt wurden, um provisorische Uebergänge für die Fußgänger zu schaffen. Diese wenigstens an den Straßenkreuzungen der Hauptverkehrsstraßen Kräfte reichen angesichts der trostlosen Berfassung der Straßen und llebergänge aber noch keineswegs aus, um Berlin am heutigen Lage wieder in den Ruf der saubersten Stadt Europas zu bringen. Die Ursache dafür, daß man nicht mehr hilfskräfte einstellen farm, ist darin zu suchen, daß nur ein Teil der Arbeitslosen im Besiz der erforderlichen Kleidung und des notwendigen ganzen. Schuhwerks ist, und daß auch nicht alle Erwerbslosen für diese Arbeit in Frage Erwerbslosen werden zu dem tarifmäßigen Lohn bezahlt und erhalten etwa 7 M. pro Iag. Die Direktion der Straßenreinigung hat angeordnet, daß heute und die folgenden Tage Ueberstunden gemacht werden, und man hofft, daß man wenigstens heute im Laufe massen wird befreien könner des Tages die Hauptverkehrsstraßen einigermaßen von den Schmutz
Die Eisenbahn hat noch starke Verspätungen.
die gestern allein 25 mal auf den Alarm Wasserrohr- kommen, da man mur handfeste Leute dazu brauchen kann. bruch" ausrüden mußte, tam auch in der Nacht nicht zur Ruhe. Unaufhörlich famen aus allen Stadtteilen Hilferufe. Bon 24 Uhr bis heute vorm'ttag um 10 Uhr, also in genau 10 Stunden, erfolgten weitere 51 Rohrbrüche. Ferner mußte die Wehr mehrmals ausrüden, um gestürzte Pferde aufzurichten und Berfehrshindernisse zu beseitigen. Eine Großfampinacht bei der Feuerwehr. durch die Verschlammung Heute vormittag tam es in verschiedenen Stadtgegenden und Versandung der Straßenbahnweichen zu erheblichen Störungen. Auf der Charlottenburger Chauffee nahm ein Zusammenstoß zwischen einem Schneepflug der Straßenreinigung und einem Auto gefährliche Formen an. Der Schneepflug blieb plößlich stecken, und ein Auto, dessen Führer nicht mehr rechtzeitig bremsen fonnte, fuhr hinten auf. Mehrere andere Bagen havarierten zu gleicher Zeit, und in wenigen Minuten war der Fahrdamm völlig gesperrt, so daß es weder vorwärts noch rüdwärts ging. In knapp zehn Minuten hatten sich etwa 400 bis 500 Fahrzeuge gestout, so daß der Berkehr lahmgelegt wurde. Erst nach fast 1% Stunden war die Störung behoben.
Einstellung von 4000 Arbeitslosen.
Das plöglich einfeßende Taumetter hat an die Berliner Straßen reinigung ganz außergewöhnliche Anforderungen gestellt. Obwohl heute früh fofort fämtliche technischen Hilfsmittel, die für derartige wede zur Verfügung stehenden 250 Schneepflüge, in den Hauptverkehrsstraßen eingefeßzt wurden, unterlag zunächst doch die
Das Berbrechen im Vorortzug ist trop der unausgefeßten Nachforschungen, die Kriminalrat Gennat und Kommissar Bippe mit ihren Beamten weiter betrieben, immer noch nicht aufgeflärt. Für die Täterschaft hat sich noch kein Anhalt gefunden. Der Zustand des überfallenen Mädchens ist immer noch sehr bedentlich. Die Schwerverletzte liegt noch ohne Besinnung und steht im Köpenider Krankenhause unter ständiger ärztlicher Beobachtung. Es scheint, daß Dora Berste auf dem Bahnhof 300 allein in das Abteil eingestiegen ist. Bisher hat sich aber noch niemand gemeldet, der fie dort bei der Abfahrt oder später gefehen hat. Berhängnisvoll ist wohl der Umstand geworden, daß Liebestod ihre Partie, sie ist bekanntlich die beste folde, die wir, tie Berunglückte nach dem Ueberfall noch eine halbe Stunde hilflos überhaupt heute besigen. Das Drchefter spielte noch Parsifal , das dagelegen hat. Dora Perske hat eine mittelgroße Gestalt, ein frisches,..Baldweben", unendlich fein empfunden und zum Schluß die rundes Geficht und trug einen dunkelblauen Filztopfhut Tannhäuser- Dupertüre. Ein wirklich genußreicher Abend. Die ehr mit Ripsbanbgarnierung und einen dunkelbraunen liche Begeisterung der Zuhörer sagte der Beranstalterin des Abends, Tuchmantel mit breitem- Opossumschultertragen der Kunstdeputation Berlin- Mitte, wohl den schönsten Dank. und breiten Mermelaufschlägen aus gleichem Belz. Auch der Muff ist aus Opoffumfellen zusammengesezt. Unter Hinweis auf die Be= lohnung von 2000 Marf werden alle, die zur Aufklärung beitragen fönnen, dringend gebeten, sich im 3immer 104 des Bolizeipräsidiums zu melden. Es kommt jezt sehr darauf felben Abieil befindlicher Fahrgäste entsinnen.
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Der Gäuglingsfilm vor Gericht. Freisprechung mit Eventualverurteilung".
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Während Stadt- und Ringbahn in der Nacht und heute morgen einigermaßen regelmäßig verkehrten, weist der Fernverkehr mod immer starte Berspätungen, besonders aus dem Süden und aus dem Südwesten des Reiches auf. Aber auch Minuten. Die Ursache ist überall das Glatteis, das sich auf der freien die von Stettin fommenden Züge hatten Verspätungen bis zu 40 Strecke recht unangenehm bemerkbar macht. Besonders auf kleineren Stationen, wo die Entfernung der Eisdecke von den Schienen Schwierigkeiten bereitet, erleiden die Züge Verspätungen, weil die Räder der Lokomotive feinen Halt finden. Die Berliner Eisenbahner merden auch heute noch ebenso wie in der ganzen Nacht das Stredennes überwachen, um Einfrieren der beweglichen Teile an den Geleisen und Signalen zu verhindern. Man hofft, daß die zunehmende Erwärmung allmählich selbst dafür sorgen wird, daß keine allzu starte Eisbildung mehr auftritt, doch ist der Boden stellenmeise bis zu 1½ Meter Tiefe gefroren, und diese Schicht dürfte noch heute und morgen so viel Kälte ausstrahlen, daß niedergehender Regen jofort gefriert.
verwies, tommt nur ein Bergehen megen Entfernung und Verwendung schon einmal benutter Boft- und Telegraphenwertzeichen in Frage. Nun hatte fich K. erneut vor der Berufungsstraffammer des Landgerichts III , unter Vorsik von Landgerichisdirektor Sie: gert, zu verantworten. Der Staatsanwalt beantragte 6 Monate Gefängnis. Rechtsanwalt Dr. Jacques Abra= ham wies jedoch nach, daß nach dem für das Bergehen des Angetlagten allein in Betracht kommenden§ 276 Abs. 2 des Strafgesetzbuchs eine Strafbestimmung, die höchst selten bei den Gerichten zur Aburteilung gelange, nur eine hö ch it strafe von 600 M. vorgesehen sei. Die Straftammer hob nunmehr das vom Schöffenerkannte gegen ihn auf 300 M. Geldstrafe.
an, cb sich Fahrgäste des jungen Mädchens und anderer in dem Die für die gesamte deutsche Kinoindustrie wichtige Borentschei. gericht ergangene Zuchthausurteil gegen den Angeklagten auf und inni guuldung der Straffemmer bes Landgerichts III als Grundlage für eine
#doo Bei den Blinden.ni paulds Für den Verwaltungsbezirk Friedrichshain tonnte die
dort vor einigen Jahren geschaffene Blindenfommiffion auch diesmal wieder eine Beihnachtsbescherung für Blinde veranstalten. Ueber hundert Schüßlinge der Kommission, blinde Frauen und Männer und auch einige Kinder von Blinden, faßen im großen Gaal des" Frankfurter Hofes" an drei langen Tafeln und wurden zunächst mit Kaffee und Kuchen bewirtet. 2n dem hochragenden Weihnachtsbaum leuchteten die Kerzen auf, aber ihr fayimmernder Glanz durchbrach nicht die Nacht, die das Auge des Blinden umbüllt. Dem Sehenden war's ein ergreifendes Bild, diese unter dem Weihnachtsbaum dicht beieinandersitzenden Blinden, Don Jenen viele schon die Schwelle des Greifenalters überschritten batten. Als Borsteher der Blindenkommission begrüßte Gemezbe oberlehrer Reinde mit einer freundlichen Ansprache die Teilrehmer der Weihnachtsfeier, neben den Schüßlingen der Kommission die als Gäste erschienenen Mitglieder des Bezirksamts und der Bezirksversammlung, Bertreter der Wohlfahrtspflege, des Hospitalwesens uim. Er erinnerte an Peter Roseggers Wort: Anderen Menschen eine Freude machen, ist das Schönste, mas ein Mensch bun fann. Ein pon dem Orchester des Bando: nipn- Bereins Often ausgeführtes Ronzert und Gesangsvorträge bes Konzertfängers Rache und der Opernfängerin Effe Fischbed erireufen die Festteilnehmer und fanden wärmsten Beifall. Im Laufe der Feier nahm auch Bezirksbürgermeister Genosse Mielit das Wort und wies auf die segensreiche Arbeit der Blindenkommission hin. Die persönliche Betreuung der Blinden durch diese Kommission sei, sagte er, ein Vorbild der individuellen Fürsorge, die wir in der allgemeinen Wohlfahrtspflege wünschen. Stabtrat Genofie Mann, der Dezernent für die Wohlfahrtspflege des Bezirks, entließ die beschenkten Blinden in einer Schlußanipe mit freundlichen Festeswünschen.
Die Beihnachtsgeschente maren hauptsächlich nährende Lebensmittel und wärmende Kleidung. für die Kinder auch Spielzeug und Weihnachtsnäschereien. Mit tastenden Händen prüften die Blinden . was der Weihnachtsmann auf ihrem Blaz nieder. legte. Die Kosten der ganzen Beranstaltung find größtenteils durch Beiträge aus der Bevölkerung aufgebracht worden, durch Gel spenden, durch Barenipenden von Geschäftsleuten. Auch Konzert und Sologejang wurden von den Mitwirkenden kostenlos gewährt, ebenjo der Saal von dem Inhaber.
Boltskonzert in der Singafademie. In der Singakademie fonzertierten am Sonnabend die Philharmonifer unter ihrem fein finnigen Führer, Brofeffor Julius Brümer, und befcherten uns einen Wagner Abend non hohem tünstlerischen Riveau. Es hieße natürlich Eufen nach then tragen, wollte man die Leistungen dieses Orchesters nochmals einer befonderen Würdigung unterziehen. Aber die unendlich wohltuende Ausgeglichenheit dieses Tonförpers periodt, in unserer heutigen jazzburarüütelten Zerrissenheit, unwillkürlich zu Die Ouverture zum liocenden Holländer" einem Bobeshnmnus eröffnete den Abend, dem Eljas Brautzna aus Lohengrin " folgte. Und dann sang Frieda Belder. Mit aller Bornehmheit ge vflegtester Gesangkultur und feinem Empfinden brachte sie fünf Wagneriche Gesänge, Don benen besonders Treibhaus" und Träume", diefe muftijd)-zarien Longebilde, tieffte Wirtung aus löften. Nis Krönung ihrer Leistungen fang fie zum Schluß foldens
spätere endgültige Entscheidung des Kammergerichts über die Frage, ob Säuglinge gefilm: werben dürfen, erfolgte heute. zunächst wurde noch die Dezernentin Dr. Moffe vom Bolizeiprofidium als Sachverständige für Kinderschutz vernommen. Sie gab eine Schilderung der Entstehung des KinderschuhBerwendung von Kindern erstrecken. Dann habe sich die Auffassung gefeges. Ursprünglich sollte sich das Berbot nur auf die attive aber au Grund eines Gutachtens von Prof. Dr. Czerny geändert. Diefer vertrete den Standpunkt, daß jebe Kinoaufnahme feelischen Befindens hervorzurufen geeignet set.( Also im Säuglingen zumindest eine Störung ihres Gegenjaz zu der Auffassung von Brof. Langstein und Prof. Liebmann.) Broi Czerny habe sich daher auch gegen jede passive Ber wendung von Kindern unter drei Jahren im Film ausgesprochen und diese Auffassung teile jetzt auch das Bolizeipräsidium.
Don
Der Staatsanwalt hielt feinen Antrag aufrecht und ver langte nochmals die Bestrafung des Angeklagten Kühnemann mit 100 Mart. Das Gericht tam zu einem Freispruch, und der Vorfizende, Landgerichtsrat Fischer, erklärte in der Urteilsbegründung: Die von der Berteidigung gewünschte endgültige Entscheidung fann
die Strafkammer nicht treffen, das muß dem Kammergericht überlaffen bleiben. Nach Auffassung der Straftammer ist zu einer Bestrafung die attive Berwendung von Kindern nötig, was hier nicht der Fall ist. Das Gericht ist sich bewußt, daß Sache zu entscheiden haben wird. Damit nun das Kammergericht aus das Kammergericht als höhere Instanz ebenfalls noch über diese rechtlichen Gründen in der Lage ist, sofort eine endgültige Ent fcheidung zu fällen, bringt das Gericht in diesem Urteil zum Ausdrud, baß es, wenn es nicht zur Freisprechung gekommen wäre, höchstens die Mindeststrafe von drei Mart angesezt hätte.
300 Mark statt 1 Jahr Zuchthans.
Der Oberpostichaffner. war vom Großen Schöffengericht Charlottenburg wegen gewinnsüchtiger Attenvernich. tung zu 1 Jahr 3uchthaus verurteilt worden. Er batte von alten Batetabreffen entwertete Freimarten abgelöst und auf neue Batetadreffen geflebt. Die alten Stempel hatte er durch neue Stempel überdeckt. Im ganzen handelte es sich im 14 Fälle, die einen Betrag von etwa 18 M. ausmachten. Die auf diese Weise erlangten Beträge hatte S. nicht für persönliche Bedürfnisse verwendet, fondern zur Dedung von Fehlbeträgen, die in seiner Bortokaffe entstanden waren. Das Schöffengericht hatte an genommen, daß die Paletkarten amtliche Urtunden seien und daß ber Angeklagte sie in gewinnsüchtiger Absicht vernichtet habe. In Angeklagte eine Berücksichtigung des Umftandes, daß der 25jährige fadellose Dienstzeit hinter sich hatte und fünf Kinder besaß, murde auf die Mindeftstrafe von 1 Jahr Buchthaus erfannt. Die bagegen eingelegte Berufung mar non der Straftam mer des Landgerichts III mit der Begründung zurüdgemielen mor ben, daß durch die Ablöjung der Marten von den Baleiadreifen und Sie Entfernung des Boststempels bie Beweistraft der Urfunden zerftört worden fei. Gegen diese beiden Entscheidungen hatte Rechis anwalt Dr. Jacques Abraham Berufung beim Reichsge= richt eingelegt und dieses hatte sich in ausführlicher Begründung ben vorgetragenen Rechtsgründen angeschloffen, daß der Angeklagte bei der Loslöfung der Freimarken nicht die Absicht einer Urkunden vernichtung verfolgt habe, ipabern bah. diele in der Borberet. tungshandlung stecken geblieben jet. Nach dem Reichsgericht, bas das Urteil aufhob und an das Landgericht zurück
Weihnachtsäpfel.
Unter Weihnachtsäpfel verstanden unjere Großeltern nicht gerade Aepfel jeber beliebigen Art. Bielmehr wurden darunter vornehmlich die rotbadigen und kleinfrüchtigen Aepfel liebe beim Ankauf von Aepfeln zur Weihnachtszeit gibt die beste gemeint. Dieser Brauch herrscht auch heute noch vor, denn die VorAntwort. Die roten Jungfernäpfel( rote Hähne), die rote Sternrenette, der Berner Rosenapfel, Danziger Kantapfel, Burpurrenetten
und ähnliche Sorten mehr sind seinerzeit die rechten Weihnachtsäpfef gewesen, und sie sind es heute noch, da sie um diese Zeit befonders gefragt find, um dann als Schmud am Weihnachtsbaum und als Festspeise zu dienen. Der Apfel vereinigt nämlich in sich die ihm von der Natur geschenkten Süßftoffe, Fruchtsäuren, Salze und Aromastoffe in föftlicher Zusammensetzung und Weihnachtsäpfeln, in hübscher Anordnung gefüllt, soll auf dem Weizmacht der Bezeichnung Festspeise alle Ehre. Ein Körbchen mit
nachtstisch nie fehlen.
Der neugierige Mann!
Ein lustiges Stücklein wird aus Brünn gemeldet, wo bei dent Frauenportrage eines berühmten Arztes über„ Die Frau in ihrer geschlechtlichen Eigenart" für alle Männer der Zutritt streng verboten war. Der einzige erlaubte Mann" war der Polizist. Dieser mußte bald in Aftion treten, denn die Zuhörerinnen fanden das Benehmen einer Dame sehr sonderbar und ließen daher amtlich ihte geschlechtliche Art feststellen, wobei sich ergab, daß ein neugieriger Student Frauenkleider angelegt hatte. Er mußte unter deni Spott der Hörerinnen den Saal verlassen.
Am 1. Weihnachtsfeiertag find die Fleischerläden geschloffen! Der Zentralverband der Fleischer hat mit der Organisation der Berliner ersten Feiertagen der großen Feste, Ostern, Pfingsten und WeihFleischermeister ein Larifabtommen getroffen, nach welchem an den nachten die Arbeit zu ruhen hat. Im Interesse der Beschäftigten werden die Konsumenten gebeten, sich mit ihren Einkäufen darauf einzustellen und nicht etwa, hintenherum" einzukaufen. Die Funttio: näre des Zentralverbandes der Fleischer werden die Durchführung der tariflichen Bestimmung kontrollieren. Arbeiterfrauen, Hausfrauen, übt Solidarität!
Rentenzahlung für Januar 1928. Die Postanstalten zahlen die Militärversorgungsgebührnisse für Januar 1928 ausnahmsweise bereits vom 28. Dezember an aus. Ebenso werden die Unfall und Invalidenrenten für Januar 1928 bereits an einem Tage im Dezember ausgezahlt, der von jeder Boftanstalt durch Aushang an den Zahlftellen bekanntgegeben wird. Den Rentenempfängern wird empfohlen, sich rechtzeitig über den für fie in Betracht tommenden Zahltag zu unterrichten. Zur ordnungsmäßigen Abmidlung des Rentenzahlverkehrs ist es notwendig, dazz die Empfänger ihre Januarbezüge an den von der zuständigen Postanstalt festgelegten Zahliagen abheben.
Bierlinge. Die 31jährige Frau des bei der städtischen Straßenbahn in Beuthen in Oberschlesien angestellten Buchhalters Derner bat pier Mädchen das Leben geschenkt. Die Kinder, die je bret fund wiegen, befinden sich wohl. Erst im Vorjahre war in Oberschlesien , und zwar in Oppeln , tie Geburt von Vierlingen zu verzeichnen. Außer Oppeln war es in Preußen im vorigen Bahre noch Düsseldorf , wo Vierlinge bas Licht der Welt erblickies.