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Nr. 607 44. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Die Gutskäufe Berlins .

Sozialdemokratische Grundstückspolitik im Rathause.

Die großen Gelände fäufe der Stadt Berlin in den letzten Jahren sind wiederholt Gegenstand der lebhaftesten öffentlichen Diskussion gewesen. Nachdem die private Terrainspekula tion, insbesondere vertreten durch die Deutsch nationalen, bereits des öfteren über die ,, uferlose" Grundstückspolitik. der Stadt über Berschwendung" u. ä. gezetert hatte, hat erst unlängst wieder Dr. Schacht in seiner unrühmlichst bekannten Bochumer Rede diese Geländekäufe unter den ,, Lurusausgaben" der Städte an erster Stelle aufgeführt. Die Sozialdemokratie im Rathause ist die unermüdliche Befürworterin und Treiberin bei diesen meitsichtigen Grundstückskäufen gewesen, und zwar aus folgenden Warum Gutskäufe?

Gründen:

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Bei den Gutskäufen Berlins in den letzten Jahren muß man zwei Kategorien auseinanderhalten: die Käufe für Kanali­fationszmede und die Käufe für Wohnzwede. Beide waren und sind gleichermaßen dringend. Es ist kein Geheimnis, daß die bisherigen Riefelfelder der Stadt den gesteigerten Bedürfnissen nicht mehr gerecht werden können. Eine Reihe von Rieselgütern droht in der Fülle der Fruchtbarmachung zu ertrinken, ihr Boden kann feine weiteren Fäkalien mehr aufnehmen; ein anderer Teil ist durch das Wachstum der Reichshauptstadt soweit in die Nähe der Wohn. viertel gerückt, daß die weitere Beriefelung aus gesundheitlichen Rüdlichten nicht mehr geduldet werden kann. Wir haben namentlich im Norden und Often neue Wohnstraßen, in die sich die Riefelfelder fast hineinschieben, Wohnstraßen, die dauernd vom Duft der Kanalisationsanlagen durchströmt werden. Um diese hygienisch ganz unhaltbaren Zustände so schnell wie möglich zu beseitigen, hat die Sozialdemokratie den Ankauf neuer Güter für Rieselzwecke be­trieben, und sie weiß, daß sie damit im Interesse der Ber liner Bevölkerung gehandelt hat. Die Gelder, die hierfür angewandt find, sind für die Gesundheit Berlins ausgegeben. Neben diefen Käufen hat Berlin in den letzten Jahren in der Hauptsache drei große Terrains für Wohnzwede, für die Anlage von Frei­flächen, Parks und Dauerwaldungen erworben. Es sind dies: Düppel- Dreilinden im Westen, Brih im Süden und Biesdorf im Often. Jedesmal handelte es sich hierbei darum, große, zusammen­hängende Geländeflächen der privaten Terrainspekulation zu ent­ziehen und sie nach einheitlichen Gesichtspunkten einer 3 wed mäßigen Bebauung unter besonderer Berücksichtigung des Bedarfs an Licht und Luff, an Freiflächen, Spiel- und Grünplätzen

Das neue Steuerrecht und die Bodenreform.

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Zwei hochbedeutende Vorträge veranstaltete das Freie volts wirtschaftliche Seminar am 14. und 15. Dezember im Hörsaal des Bodenreformhauses, Lessingstraße 11. Am 14. d. M. Sprach Dr. Adolf Damaschte über Grundzüge des neuen Steuerrechts". Er gab einleitend einen knappen geschichtlichen Rückblid, um zu zeigen, daß die Steuerpolitit schon wiederholt zu gewaltigen meltpolitischen Ereignissen geführt hat. Auch das Steuervereinheitlichungsgei es, das bereits vom Reichswirtschaftsrat begutachtet ist, dient gewollt oder un­cemollt dem großpolitischen Ziele der verfassungsrechtlichen Ber­cinheitlichung des Deutschen Reiches( Einheitsstaat), die auf dem Gebiete des Steuerwesens angebahnt worden ist durch die Erz­bergeriche große Reichsfinanzreform. In wohlweislicher Begrenzung des Themas beschränkte sich der Redner bei der Behandlung des sehr umfangreichen Gesezentwurfs darauf, die besonderen Wünsche der Bodenreformer zu diesem Gesez flar­umachen, deren wichtigste sind: Trennung des Bodens von Ge­bänden und allen beweglichen Gütern bei der Steuereinschäzung und Staffelung der Umlagesäge nach der Größe des Besizes. Die enschließende Aussprache zeigte, wie lebhaft die zahlreiche Hörer schaft non den Ausführungen gepackt war, die im wesentlichen als eine Einführung für den am nächsten Abend stattfindenden Bortrag Don Prof. Dr. theol. v. Nell Breuning, 6.3., über Publizität im Steuerwesen" gedacht waren. Prof. p. Nell drang tiefer in die Einzelheiten der Gesezvorlage ein. Seine Icharfsinnigen fritischen Darstellungen gipfelten in der Forderung größerer Klarheit und Durchfichtigkeit der Steuer gesetzgebung. Auch die neuesten Steuergesetzgebungswerte feien

zuzuführen. Der Widerstand gerade gegen diese Käufe war, wie erinnerlich, außerordentlich groß. Handelte es sich doch hier nicht nur um die Grundstückspolitik, sondern auch um eine weitlichtige, den Interessen der minderbemittelten Bevölkerung dienende Wohn­und Siedlungspolitit. Der private Profit war also doppelt bedroht. Daß der Antauf all diefer Terrains schließlich geglückt ist, ist

das alleinige Verdienst der Sozialdemokratie. Die Kommunisten beschränkten sich hier wie immer auf grundsätzliche Manifefte und Proteste und überließen die praktische politische Arbeit zur Durchsetzung der Projekte ausschließlich der Sozialdemokratie. Es bedurfte langwieriger Berhand lungen und Beratungen, um die privatkapitalistischen Widerstände zu brechen. Die schwierigste Arbeit erforderte das Schlußstück dieser Gutstäufe, der Ankauf von Biesdorf .

Sonnabend, 24. Dezember 1927

Aus der Partei.

Marxismus und Naturwissenschaft.

In dem soeben erschienenen Dezemberheft der Bücher= warte" behandelt Prof. Dr. Hugo Iltis, Brünn , in einer Abhand­lung Entwicklungs und Vererbungslehre" das äußerst wichtige Gebiet der biologischen Forschung und des Zu­fammenhangs zwischen Margismus und Naturwissenschaft. Aus­gehend von der Notwendigkeit, auch die Probleme der Naturwissen­fchaft unter dem Gesichtspunkte einer einheitlichen sozialistischen Weltanschauung zu untersuchen, gibt er eine lebersicht der ver­schiedenen Stufen der Entwicklungs- und Bererbungslehre seit Lamard und Darwin bis in die neueste Zeit. Seine Untersuchung gipfelt in der Feststellung, daß die Grundtendenz des Lamarckismus verwandt ist mit der Grundanschauung des Marrismus und daß dem Neo- Lamarckismus die Zukunft gehört.

In der Beilage Arbeiterbildung" fesselt vor allem ein Artikel von Robert Breuer:" Die Verlängerung der Schut frist", in dem die Frage geprüft wird, ob man an der jetzt be­stehenden literarischen Schußfrist von 30 Jahren festhalten oder die von verschiedenen Seiten geforderte 50jährige Frist annehmen soll. Nicht minder aktuell ist auch eine Rededisposition von Karl Mieren­dorff über das Thema: Wann kommt der deutsche Ein­In einem Artikel von Dr. Bruno Alintann: heitsstaat?" " marristen wider willen", wird an einer Reihe von Bei­spielen das Vordringen der marristischen Betrachtungsweise auch in der bürgerlichen Geschichtswissenschaft festgestellt.

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Bis in dieses Jahr hinein war der Osten leer ausgegangen. Das wollte und konnte die Sozialdemokratie nicht dulden, denn gerade hier an der Grenze der großen Arbeiterwohnviertel im Bezirk Lichtenberg ist ein in städtischen Händen befindliches Terrain ein Gebot der Notwendigkeit. Inzwischen war aber dank der Schacht Politik tein flüffiges Geld für derartige Lurusausgaben" mehr vor Die Bücherwarte" mit Beilage Arbeiterbildung" ist zum handen. Der Antauf fchien unmöglich. Da gelang es der geschickten wärts"-Expeditionen sowie die Buchhandlung H. W. Dieß Preise von 1,50 M. für das Vierteljahr durch die Bost, alle Bor­Zusammenarbeit zwischen dem fozialdemokratischen Bezirksamt und der sozialdemokratischen Rathausfraktion, das Unmögliche möglich zu Nachf., Lindenstraße 2, zu beziehen. Einzelnummern teten 75 Bf. machen und das Gut Biesdorf ohne bares Geld zu kaufen. Die Der Reichsausschuß für sozialistische Bildungsarbeit, SW. 68, Linden­Berblüffung über diese Lösung war sowohl bei den bürgerlichen Verstraße 3, stellt Probenummern gern zur Verfügung. tretern der Privatspekulation wie bei den hilflosen Unpolitikern der Kommunisten ungeheuer.

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Ein vorläufiger Abschluß ist erreicht. Die Stadt Berlin hat im Westen, Süden und Often große Gelände in ihrer Hand, sie ist Großgrundbefizerin auf eigenem Grund Boden. Sie kann jederzeit kontrollierend und regulierend auf den Grundstüdsmarkt einwirken, fie fann, wenn es sein muß, auf Jahr­zehnte hinaus das Bau- und Wohnbedürfnis in Berlin durch die öffentliche Hand befriedigen. Berlin hat ohne eine sozialbemo fratische Mehrheit eine sozialdemokratische Grund. ftüdspolitit betrieben, weil die sozialdemokratische Fraktion es verstanden hat, das Gewicht ihrer fachlichen Gründe wie ihrer zahlen­mäßigen Stärke in gleichem Maße in die Bagsdale zu werfen.

fo untlar und infolgedessen schwierig, daß sie nur Spezialisten ver ständlich, von der großen Masse der Steuerzahler aber einfach nicht begriffen werden. Der Redner fordert, daß Steuergrundwerte auf Grund durchaus objektiver steuerwissenschaftlicher Feststellung er­mittelt werden. Soziale Rücksichten dürften sich erst bei Anwendung der Tarife auswirken.

Ran an Berlin ."

Seit einigen Wochen und Monaten zeigt sich in vielen Meinen und größeren Gemeinden der Kreise Teltow und Niederbarnim bas lebhafte Bestreben, ebenfalls nach Groß Berlin ein­gemeindet zu werden. So haben sich besonders in den Orten Erfner, Nowawes , 3euthen, Eichwalde und Königs. wusterhausen Bewegungen geltend gemacht, die entgegen der vor Jahren vielfach entfeffelten" Los von Berlin "-Agitation jetzt zu einem Schrei os von den Landkreisen" auszu­arten drohen. So fand am 12. dieses Monats eine vom Grund­befizerverein in Eichwalde einberufene Bersammlung statt, die den Entschluß faßte, dahin zu wirken, daß Eichwalde zu Groß- Berlin fomme. Gerade die Vorteile, die die ehemaligen Landgemeinden tei der vollzogenen Eingemeindung buchen tonnten und die die Los- von- Berlin- Bewegung zum Schweigen gebracht hat, sind das beste Agitationsmaterial für die in Frage stehenden Interessenten. Berlin kann der Entwicklung der Dinge in Ruhe zusehen und hat feine Veranlassung, zurzeit nach irgendeiner Richtung aftiv zu sein. Schließlich sollen die Kreise um Berlin ja noch lebensfähig bleiben. Immerhin wird man das Berebben der gegen Berlin gerichteten Bewegung und ihre Umwandlung in eine Ran- an- Berlin"-Be­wegung nur begrüßen fönnen.

Junge Junge!

der Moblemmann versteht seine Sache. Jetzt hat er die

Moslem

für 3 Pfennig naň herausgebracht. Was durch din billige Verpanking gnsport wird, kommt nur dem Tabak zugute.

Verlange die neue Mischung!

Parteinachrichten

Ginsendungen für diese Rubrik find Berlin SW 68, Lindenstraße 3.

für Groß: Berlin

ftets an bas Bezirkssefretariot 2. Sof. 2 Trep. rechts. zu richten.

Arbeiterwohlfahrt. Achtung Losverkäufer! Cosabrechnung wird von Dienstag, den 27. Dezember, auf Donnerstag, den 29. Dezember, verlegt. Der Losverkauf ist möglichst zu steigern.

17. Abt. Die Bezirksführer müssen bis zum 30. Dezember bie Markenbestände beim Raffierer Karle Söhne abgerechnet haben. 34. Abt. Die Bezirksführer werden ersucht, die Quartalsabrechnungen qu 27. und 28. Dezember beim Genossen Fischer zu erledigen.

47. Abt. Die Bezirke, die noch nicht abgerechnet haben, müssen dies spätestens am 27. Dezember abends beim Abteilungstaffierer nachholen. Die Revi foren wollen am 30. Dezember, 18 Uhr, zur Reviston erscheinen. 81. Abt. Friedenau . Seute, Sonnabend, 24. Dezember, Sufammenfunft ber Weihnachtskommission bei Klabe, Hanbjernstr. 60/61: Erscheinen aller Bezirks­führer aweds Abrechnung und Angabe der Erwerbslosen unbedingt er forderlich.

82. Abt. Steglig. Sonntag, 25. Dezember, Weihnachtsfeier im Albrechtshof. Beginn 17 Uhr. Eintritt 50 Pf. einschließlich Zanz. Borwärts geser und Freunde der Partei sind herzlichst willkommen.

Sozialistische Arbeiterjugend Groß- Berlin.

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Das Sekretariat bleibt heute und am 3. Feiertag gefchloffen

Heute, Sonnabend, 24. Dezember.

Uhr vor der Sperre, Abfahrt 17.35 Uhr. 1. Feiertag 74 Uhr vor der Gesundbrunnen : Treffpunkt zur Weihnachtsfahrt nach der Schorfheide Sperre, Abfahrt Uhr. Reutölln 1: Sonntag, 25. Dezember, Fahrt. Treff­puntt 7 Uhr Reuterplas Tempelhof: Sonntag Montag Fahrt Freienwalde .

Treffpunkt Sonntag 4 Uhr Dorf, Ede Berliner Straße .

Montag, 26. Dezember, 19% Uhr.

Weften I: Weihnachtsfeier beim Genossen Georg Breuer, Steinmeßftr. 5. Charlottenburg : Seim Rosinenste. 4. Weihnachtsfeier. Charlottenburg . Nord: Heim Olbersftraße. Weihnachtsfeier. Ablershof: Seim Joonstr. 16. Heimabend. Reinickendorf - Ost: Heim Residensstr. 46. Weihnachtsfeier. Buchholz: Fahrt. Treffpunkt 13 Uhr Toft. Falfplag I: Robelfahrt. Treff­puntt Uhr Bhf. Gesundbrunnen. Schlitten mitbringen. Köpenid: Heim Grünauer Str. 5. Weihnachtsfeier.

Dienstag, 27. Dezember, 19% Uhr. Gesundbrunnen : Echule Gotenburger Str. 2. 10- Minuten- Referate. Webbing- Norb: Seim See, Ede Turiner Straße. Fahrtenberichte. Fall. plag L Schule Eberswalder Straße 10. Bunter Abend. Sumannplag:

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