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Verschwendung in der Industrie.

Phantastische Direktorengehälter.- Arbeiter müssen darben.

Dieser Tage endete in Erlangen ein Prozeß, der 27 Lage lang dauerte und der tief in die Denf- und Wirtschaftsweise unseres Unternehmertums hineinfeuchtete. Es war die Berufungsverhandlung gegen den Generaldirektor der elektromedizinischen Firma Reiniger, Gebbert u. Schall, Dr. h. c. 31gmann. Sie schloß mit der Ber­urteilung dieses Herrn zu sechs Wochen Gefängnis und 80 000 Mart Geldstrafe, nachdem ihm die erste Instanz 9 Monate Gefängnis und 200 000 m. Geldstrafe zugedacht hatte. Der Mitangeklagte Freiherr v. Michel- Raulino wurde in beiden Instanzen freigesprochen. Weniger das Urteil als die im Prozeß zutage geförderten Zusammenhänge verdienen das Interesse der Arbeiterschaft, die bei den geringsten Lohn oder Arbeitszeit­forderungen auf den hartnäckigen Widerstand der angeblich not leidenden Industrie stößt.

Die Anlage lautete auf aftienrechtliche Untreue, die man in den hohen Bezügen und anderen Geschäftspraktiken der leitenden Herren des Konzerns fah. Zigmann bezog ein Jahresgehalt von 400 000 m., nahm aber noch in vielen Fällen besondere Zuwendungen in Anspruch, die er in den Jahren 1921 bis, 1924 auf 700 000 Goldmark berechnete. Von einem angegliederten Schweizer Konzern ließ er sich einen Dispositionsfonds von 250 000 Schweizer Franken bewilligen, in denen Reisetoften ent­halten sein sollten. Trotzdem berechnete er darüber hinaus bei zwei Gesellschaften einmal 60 000, einmal 50 000 Franken für Reise­zwede. Das genügte aber dem Generaldirektor noch nicht. Er pumpte vielmehr seine Gesellschaften gründlich an, und zwar natürlich besonders in der Inflation, um Gelbentwertungsgewinne zu machen. So hatte er es beim Beginn der Stabilisierung auf 180 000 Goldmart Schulden gebracht. Dabei ist immer noch zu berücksichtigen, daß er außer seinem Generaldirefiorengehalt von den ihm unterstellten 49 Gesellschaften noch erhebliche Bezüge und Tantiemen einsteckte..

Der Mitangeflagte Freiherr von Michel- Raulino foll den 3iz mann begünstigt haben. Dafür hatte er mit ihm einen Beirats= vertrag geschlossen, der ihm für die Dauer von 10 Jahren jährlich etma 70 000 M. einbringen sollte. Seinen Freispruch verdankt er lediglich der Tatsache, daß man eine absichtliche Schädigung der Gesellschaft nicht als erwiesen ansah.

Unglaubliche Summen wurden auch an die Unter­direktoren der Gesellschaft verschwendet. Besonders drastisch ist der Fall des Oberregierungsrats Glaser, der bei feinem Aus scheiden aus dem Konzern vertraglich die Summe von 450 000 Goldmark zugebilligt erhielt, die ihm innerhalb zehn Jahren aus­zuzahlen wären. Auch 3izmann machte bei seinem Ausscheiden noch ein ähnliches Geschäft, das ihm zehn Jahre lang eine Rente von je 50000 Mart bringen sollte.

Hatten schon in der ersten Instanz die Beklagten und einige Sachverständige die hier genannten Gehälter sogar noch als mäßig bezeichnet, so erklärten in der zweiten Instanz die Herren Professor Gailer( Heidelberg ) und Kommerzienrat Sichter( Lingener Werke), daß

Jahresgehälter von 300 000 und 400 000 Mark auch heute bei der rheinischen Schwerindustrie, bei den Farbwerfen, in der Kunjtjeiden- und der Kaliindustrie sowie vornehmlich in den mitteldeutschen Großbe. trieben üblich seien.

So sieht die Noilage der Industrie im Lichte der Direttoren­wirtschaft aus. Bei den Lohnforderungen der Arbeiter feilscht man um jeden Pfennig und droht mit Aussperrungen. Den Staat mahrt man zur Sparsamkeit. Den Direktoren jedoch gewährt man Gehälter, die über jedes vernünftige Maß hinausgehen und bie mit Entlohnung einer Leistung überhaupt nichts mehr zu tun haben. Das aber wird nur dann bekannt, wenn

Max Adalbert .

3m Berliner Theater.

Zwei Berliner Komiter, Guido Thielscher und Mar Adal­bert. Thielscher spielt immer das Mäimmeden, das aus der

Proving kommt und Berlin nicht vertragen kann. Adalbert spielt das tesse Kerichen, das mit richtigem Spreewasser getauft ist. Thielscher wischt sich den Angftichweiß von der Stirn, wenn er auf dem Potsdamer Platz steht. Adalbert spaziert in den Verkehrs­turm wie durch einen Märchengarten. Thielicher ist der Kleinlaute, Adalbert der Großschnäugige. Thielscher läßt sich aus Verlegenheit die Kleider bis auf die Unaussprechlichen vom Leibe ziehen. Adalbert blufft, daß die Schwarte fnact. Thielicher bleibt immer der Dumme, Adalbert macht die Pfiffigsten mordsdämlich.

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Beide Komiter gehören zu Berlin . Thielscher ist schon alter Stil; Adalbert ist modernste Asphaltblüte. Doch für diesen Mar Abalbert gibt es kein Theaterstück. Man lacht mir über seine Monologe, da er ein so famoser, sattelfester und schlagfertiger Kerl ist, der alles, was noch im Gotha und Semigotha als lleberbleibsel von Annotoba vegitiert, in die Tasche steckt. Man müßte für Adalbert einen politischen Schwant schreiben, für dieses fostbare Etel, das zum Berlleben komisch und erlig ist. Für diesen herr­lichen Berliner Jungen mit den kräftigen Ellenbogen, der die Zähne zeigt, und jedes Pech knock- out macht. Wo ist das Stück? Das Stückt heißt zu Weihnachten : Der Herr von Verfasser Friedmann Frederich, Berliner Theater. Schauplay: Lutter und Wegner, Potsdamer Adelsschloß, Hotel Kaiserhof, wo die Direktion Schwarzweißrot und Schwarzrotqold flaggen will, um niemand zu beleidigen. Das Stück leidet unter diefen Schaupläßen. Friedmann- Frederich hält es für sehr nobel, aber auch für sehr mutig, wenn er Mar Adalbert beauftragt, den guten Namen Krause abzulegen, sich als Herr von Soundio in das Botsdamer Schloß einzuschleichen und der Wilhelminischen Exzellenz die hübsche Tochter und einen Generaldirettorsposten wegzuholen. Da der Verfasser in fein Fetinäpfchen zu treten magt, wird sein Weihnachtsschmant fehr mager. Für den Geist muß allein Adalbert jorgen, und er tut es virtuos. Doch die guze Fülle seines Talents fann er auch diesmal nicht zeigen. Wir wünschen, daß sein nächstes Weihnachtsstück ihm und uns mehr Freude bereibet.

M. H.

Defterreichliche Sondervorelungen. Unter bem Broteflorat ser Bereichischen Gesandtschaft und des Reichstagspräfibenten Lobe als Bor genden bes ster am beater 300 allmonatlich an einen Sonnabend Nachtvor febungen veranstaltet, bei benen in der Hauptfache österreichische Autoren gu arte lammen sollen. Die erhe Boustelung findet am 23. Dezember *** 23 Uhr statt. SuMufführung gelangt Rejitoy's Bosse, Der Talismann" mit Mukt von Zeng Rehar.

es einmal einer so grob treibt, daß in folchen Fällen die schwer be­megliche Justiz in Tätigkett tritt. Um so wichtiger ist es, berartige Borgänge nicht zu vergeffen, will man die Unternehmerflagen auf das richtige Maß zurückführen.

Pressefreiheit und KPD .

Der kommunistische Zeitungskampf in Thüringen .

Die Kommunisten sind als Diftaturapostel geschworene Feinde der Pressefreiheit, aber in den Ländern, in denen fie die Pressefreiheit nicht vernichten fönnen, machen sie gern von ihr Gebrauch. Das gilt nicht nur für die offizielle Partei, sondern noch mehr für die besonders diftaturwütige Oppo­fition. In Rußland ist sie unterdrüdt, in Deutschland fann fie aber sehr zum Merger der Offiziellen nach Belieben Beitschriften herausgeben, ja fie hat auch, wie schon gemeldet, den täglich erscheinenden Bolkswillen" in Suhl für sich gewonnen, von dem sie ab 1. Januar eine Reichsausgabe erscheinen lassen will. Um diesen ,, Bolkswillen" tobt nun ein Kampf, über den Die Fahne des Kommunismus" Inter­effantes zu erzählen weiß: 39. und die 2

Die Methoden, die das 3. und die Thüringer B2. jezt im Suhler Unterbezirt anwenden, um den Bolkswillen zu ruinieren und die kommunistische Bewegung in dieser alten Hochburg des revolutionären Proletariats zu spalten, spotten jeder Beschreibung. Dieselben Leute, die in ganz Deutschland und in der ganzen Kom­und brufaler Gewalt verhinderten und die in all ihren Bresse intern seit Jahren jede ernsthafte Diskussion mit niederträchtiger organen feinen Oppositionellen zu Worte tommen lassen, sind in Suhl - siehe da!- Demokraten" geworden. Gerade hat erst ein Unterbezirksparteitag stattgefunden, der nach ausgiebiger Diskussion und Vorbereitung die Linie der Opposition billigte und die alte Unterbezirksleitung wiedermählte. Das aber hinderte die Sendboten des 3 nicht, einen neuen Unterbezirksparteitag und neue Diskussion zu fordern.

Der Standpunkt, den die Suhler Genossen in diesen Fragen einnehmen, besagt ffar und eindeutig: Wir sind für die Dis fuffion, aber nicht nur in Suhl sondern in der ganzen KPD . Wir werden mit demselben Augenblick die Spalten des Bolksmillen" den Anhängern des 3R. zur Diskussion öffnen, in dem das 3. den Anhängern der Opposition die Mög lichkeit gibt, Diskussionsartikel in den Zeitungen zu veröffentlichen, die von den Soldstreibern der Stalinisten bisher zum ausschließ­lichen Meinungsmonopol des Stalinismus gemacht worden sind.

Wir wissen: Darauf wird sich das 3. nicht einfaffen, weil es jede ehrliche Parteibebatte fürchtet, wie der Teufel das Weih­waffer! Mag das 3. und die BL. Thüringen Zehntausende von Mart herausschmeißen, um jedem Abonnenten des Bolfswillen umsonst(!) das Thüringer Volksblatt" aus Gotha mit unsäglichen Schimpfartikeln zu liefern mögen die 3.- Kommissare Ka aid und Schmidt von Haus zu Haus wandern, um Lügen zu erzählen, die ihnen feiner unserer Genossen glaubt! Suhl und den Volts: willen" bekommen die Herrschaften nicht, und damit basta!

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Die deutschen Stalinisten fönnten Mühe und Geld sparen, wenn sie ihr Diktaturideal schon erreicht hätten. Dann würden sie die Opposition ganz einfach verbieten und ihre Presse polizeilich unterdrücken. Für sie ist die Luft, an Ruth Fischer und Genossen ihr Müthen zu fühlen, ein Grund mehr, dem russischen Vorbild nachzuftreben. Aber die Opposition? Hat fie es wirklich so eilig. den Galgen zu bauen, an den sie gehangen werden soll? Unnüße Frage? Man

Münchhausen.

Theater des Westens .

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Münchhausen ober: Das Lehte an Schondagewesenheit. Es lohnt nicht, viel zu reden von dieser Sorte Operette, es hat nie gelohnt. Ob der Held Münchhausen heißt oder Danilo, ob er die das schönste Beib auf Erden, das war schon immer so und selbst Frau, die er selbstverständlich liebi denn selbstverständlich ist sie verständlich hat er, der Unwiderstehliche, es ihr sofort angetan ob er also schließlich fie friegt oder nicht, es ist immer und immer dasselbe. Diesmal triegt er sie nidt, die bezaubernde junge Gräfin, die auf den Namen Aurora hört, aber auch der polnische Graf Rodzibrodski friegt sie nicht, weil sie inzwischen den Grafen Adolar von Gaffron genommen hat, dafür heiratet er das Kammermädchen der Gräfin, denn das Soziale, das lleberbrücken der Klaffen vorurteile" ist, jo lesen wir im Programmheft, ist von je eine Speziali tät der deutschen Operette gewesen. Eine andere( das steht nicht drin): Das Langweilige. Und dies in einem Genre, das angeblich der Unterhaltung dient. Nicht, daß das alles mit Kunst" nichts zu tun hat, ist ihm vorzuwerfen: sondern, daß es so unfagbar arm­selig ist, so verlassen von allen Lebensgeistern, so ohne Leichtigkeit, so ganz ohne Wiß, Geift, Anmut gemacht; fabrifmäßig hergestellt nach den bewährten Rezepten, nach denen, Jahr für Jahr, das Bublifum aus dem Theater gelangweilt wird. Ein halbes Dutzend Operettenpremieren ergießt sich über Berlin in diesen Tagen; es ist das liebe Weihnachtsfest, dem wir so reichen Segen verbanken. Der geplagte, gehegte Großstädter von heute, der den ganzen Tag, das ganze Jahr, im Beruf, im Geschäft nichts zu lachen hat, soll nun etwas für seine Feiertage haben. Sie werden hingehen, fie roerben lachen und sich föstlich omüsieren: die Armen. Jebe Gesellschaft hat die Operette, die sie verdient.

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Klaus Bringsheim.

Druckfehlerberichtigung. In dem Referat über die Aufführung der Oper Fra Diavolo"( Abendblatt vom 23. Dezember) ist ein simmstörender Dredfehler untergelaufen. In der ersten Zeile follte es nicht heißen: scheint den Besigenden", sondern: Feind der Befigenden..."

Eine zarte französische Komödie.

Renaissance Theater.

wird int deutschen Kommunismus und feinen interent Kämpfen auch mit der Laterne vergebens etwas wie Logit fuchen!

Efel vor der Roten Fahne".

Jetzt auch schon bei kommunistischen Arbeitern. Im oppositionell- fommunistischen Boltswillen" schreibt Her mann 3abusch. Neukölln:

Ich erinnere mich noch des Kampfes zwischen der SPD. und USBD. und nachher als die USPD. begraben wurde, und mir zur Kommunistischen Bartet hinübereilten, an die damalige Schreibweise bes, Borwärts. Der Kampf mar erbittert, derbe Worte sind gefallen. Das, was aber heute die Redaktion ber Roten Fahne" sich gegenüber den oppofitionellen Genossen erdreistet, das geht auf teine Kuhhaut. Wir werden als Banden, Renegaten, Konterrevolutionäre und dergleichen mehr bezeichnet. Die Redaktion der Roten Fahne" müßte doch selbst einsehen, daß fie mit solch einer Schreibweise feinen ehrlich denkenden Arbeiter überzeugen tann. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Mit Ekel merjen heute viele Arbeiter die Rote Fahne" beiseite und er­klären, daß fie es falt haben, fich noch weiterhin mit ihrem eigenen Gelde besamuhen und bekämpfen zu laffen.

Es ist erfreulich, wenn heute selbst ein oppositioneller Kommu nist einsieht, daß die Schreibweise des Borwärts" dem öden, blöden Schimpfton der Roten Fahne vorzuziehen ist. Hoffentlich greift auch bei den kommunistischen Arbeitern bald die Erkenntnis um sich, daß Häujung von Schimpfworten noch kein Massenkampf iſt und daß volle Nachttöpfe teine revolutionären Waffen find.

Ein Sensationsprozeß in Moskau . nsprozeß in Moskau Polizeiches und Gerichtspräsident unter Roizuchtanklage. Mostau, 22. Dezember

sehr beschäftigt, wird sich demnächst vor dem Sowjetgericht in Arte­Ein Sensationsprozeß, der die öffentliche Meinung momsf abspielen. Als Ange? lagte erscheinen dabei der örtliche Polizeichef Marimon, der Gerichtspräsident Jaroschi­schuf und zwei andere höhere Bolizeibeamte. Die Anklage lautet auf Bergewaltigung der Frau des Polizeibeamten Schilin, nach dem sie diesen durch ein Betäubungsmittel besinnungslos gemacht hatten. Die Frau hat sich das Leben genommen. Sämtliche An­geflagte find bereits ihrer Aemter entsetzt worden und dem Berlauf des Prozesses wird mit Spannung entgegengeschen.

Scheu vor Schwarzroigold.

Rebellion im Kyffhäuserbund.

Gegen den Flaggenerlaß des Generals v. Horn, des Borsigenden des Kyffhäuserbundes, nach welchem bei An­mesenheit von Bertretern der Staatsbehörden, wenn diese Bert darauf legen, auch die Reichsflagge Schwarzrotgold gehißt werden soll, hat der Kreiskriegerverband Neustettin, dem 62 Vereine mit 3600 Mitgliedern angeschlossen sind, beschlossen, Einspruch zu erheben. Mortführer des Brotestes war der Borfißende des Kreis­verbandes Major v. Heydebred. Eine Berücksichtigung der Reichsfarben fönne, wie v. Heydebred zu gestatten geruhte, nur für einen ganz besonderen Ausnahmefall den Besuch des Reichspräsidenten , in Frage kommen.

Spotten ihrer selbst und wissen nicht wie!

Deutscher Anwalt im Haag. Wie der Amtliche Preußische Presse­dienst mitteilt, wird der Regierungspräsident von Marien­Reichs- und Staatsstellen in dem Prozeß, den das Deutsche Reich werder, Dr. Budding, im Einvernehmen mit den zuständigen 3nternationalen Gerichtshof im Haag zu führen beab­wegen des oberflesischen Schulstreits vor dem ständigen sichtigt, die Bert.etung des Deutschen Reiches übernehmen.

im Schrant, Durchsuchung, Revolver, Aufregung. Das ist nicht sonderlich originell, es fällt nur die flotte und wißige Linienführung des Dialogs auf. Jezt aber flingt in die mit leichter Hand hinge­worfene Komödie eine leise und zarte Tragif hinein. Die spielenden Figuren find bei all ihrer Heiterfeit ein wenig vom Leben enterbt. Am bedauernswertesten ist der alternde Michel Er sieht seine Freundin langsam entgleiten, und fann sich doch ein Leben ohne fie ein heroisches Geschenk zu machen Er schenkt ihr in stiller Refig­nicht vorstellen. Da faßt er den Entschluß, ihr zu den vielen anderen nation den jungen Henri. Sie foll mit ihm glüdlich sein. Er will fich diskret im Hintergrund halten und sich mit einem Rest von Liebe zufrieden geben.

lleber dem leicht und charmant dahinperlenden Stüd schwebt eine Wolfe von Bartheit und Grazie. Hinter der scheinbar lockeren Moral verbirgt sich menschliches Berstehen, Büte und Herzenswärme. Leontine Sagan läßt als Regiffeurin die Komödie mit so viel Diskretion( pielen, wie sie ihr angemeffen ist. Reiner der Darsteller wird verleitet, einen possenhaften Zug in das Spiel zu bringen, das viele lustige Stellen enthält. Carola Reber ist ein versöhntes, fofettes, um den Wert des Geldes fich reißendes Frauchen, das aber ihre Liebe immer noch für etwas heiliges hält. Man glaubt ihr, daß fich Männer um fie ruinieren. Franz Lederer spielt den jungen Studenten Henri stürmisch, jungenhaft und wohlerzogen, eine sympathische Figur. Mag Gülstorff ist ber nobelste Liebhaber, den man sich denken fann und Ostar Sima zwingt mit seinem trockenen Humor die entzückte Zuschauerschaft zu lautem Gelächter. Ernst Degner.

Alfred Kerr , der Dichter und Kritiker, begeht morgen feinen 60. Geburtstag. Ein Künstler, des eigenen Könnens froh bewußt, besitzt er die jeltene Kraft, auch das können anderer zu verstehen und mit neidloser Liebe zu preifen. Diese ungewöhnliche Begabung hat ihn zum Bahnbrecher heranstürmenter Generationen gemacht. Mancher später allgemein Anerkannte verdanft ihm entscheidende erste Förderung. Aber auch in politischen und sozialen Fragen steht Sterr feinem ganzen Temperament nach bei denen, die in die Zukunft hinein wollen.

Zur Feier des Tages ist bei S. Fischer ein Buch erschienen, das unter dem Titel Es sei wie es wolle es war doch so schön" Beiträge von Freunden Kerrs mit seinen eigenen vereinigt.

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Erstaufführungen der Woche. Dienstag: Thalia beater: Das Samel geht durch das Nadelöbr. sonnabend: Boltsbühne: Mann ist Mann; Schauspielhaus: Olaffes bon 3tbala; heater in der Klosterstraße: Sell, Bilhelm II., Gegler.

Das Renaissance- Theater" macht uns mit einem fiehens­mürdigen und liebenswerten jungen Talent bekannt, dem Pariser Jaques Natanfon Benn fich der Borhang über dem ersten Bild feiner Romödie Coeur- Bube" hebt, glaubt man, es würde sich einer der üblichen Bettichwänte begeben. Rechts auf der Bühne sieht man einen Kavalier in der Telephonzelle, links ein junges Mädchen im Bett, das fein Telephonat entgegennimmt. Die Beiden fennen sich gar nicht, aber der Anschluß ist hergestellt: im nächsten Bilb sizt der Ravalier in ihrem Schlafzimmer auf der Betttante. Dies nächtliche Beieinander stört der ältliche zahlend Liebhaber, der an der un­mandelbaren Treue feiner Simone schon lange zweifelt. Kavalier| Gelamträumen des Zoologischen Gartens statt.

aujjubrung von Brecht's Mann ist Mann hat Edmund Meisel die mufita Zu der in der Boltsbühne, Theater am Bülowplay, stattfindenden Erfts lische Ausgestaltung übernommen.

Des Bolfsbildungsamt des Bezirksom's Friedrichshain veranstaltet am 28. Januar, 20 Uhr, in der Schulaula. Friedenstr. 31, einen Arbeits. abend für Gymnasti! und Bewegungedor. Marten Gleisner Den der Berliner Labanihule with an band praktischer Darstellungen eine Einführung in dieses Gebiet neben. Eintritt frei. Starten sind im Boltsbildungsamt, Martusstr. 49, erhältlich. Der Presseball 1928 findet am Sonnabend, dem 28. Januar in den