Einzelbild herunterladen
 

Bunte Kugeln und Lametta.

Bon Richard Germershausen.

Als das Symbol der deutschen   Weihnacht gilt tms ber lichtüber­strahlte, geschmüdte Tannenbaum. Erst die silbernen oder bunten Glaskugeln, die goldenen Sterne, die glizernde Lametta geben ihm das rechte festlich- trauliche Gepräge. Die Eiszapfen, die Sterne, der ganze schillernde Glasstand, mit dem der Tannenbaum behängt ist, spiegeln das Licht der Weihnachtsterzen vielfach wider ein An­blid, der jung und alt erfreut Aber wieviele denken im Bauber einer Stunde unter dem Christbaum daran, wie schwer es ist, diesen Schmuck des Tannenbaums zu verfertigen!

-

Die Heimat des Christbaumschmuds, der fast nur von Heim. arbeitern hergestellt wird, ist das Thüringer Land, das Dorf Lauscha   einer der Hauptproduktionsorte. In ihren engen und heißen Stuben arbeiten ganze Familien während des ganzen Jahres, hauptsächlich aber in der Saison", das heißt von Juni bis Anfang November, an der Herstellung der Glassachen. Mehr als fünf­tausend Menschen verdienen ihren färglichen Lebensunterhalt mit diefer Beschäftigung, die nicht gerade zu den gesündesten gehört. Das Ursprungsland der Baumschmuckindustrie ist Böhmen  , das ja auch zugleich eine ausgedehnte Glasindustrie befigt. Bor mehr als 300 Jahren wanderte ein Mann namens Christian Müller aus der böhmischen Stadt Gablonz   aus, ließ sich in Thüringen   nieder und errichtete an der Stelle, wo heute das Dorf Lauscha   liegt, eine Glas fabrik, die nur fleine Glasfugeln herstellte. Einige Zeit darauf gefellte sich sein Landsmann Böhm zu ihm, und diesen beiden Männern verdankt das Dorf seine Entstehung. Heute gibt es in Lauscha   viele Familien, die Müller oder Böhm heißen, und die in den Glasfabriken arbeiten. Da sich unter allen diesen Müllers und Böhms sonst niemand austennen würde, hat man ihnen Nummern gegeben, und wer einen Brief an den Inhaber eines so verbreiteten Namens in Lauscha   richtet, muß aufpassen, daß er nicht versehentlich an Böhm 15 statt an Böhm 12 schreibt.

Jeder einzelne Arbeiter, der Baumschmud anfertigt, ist ein Künstler in seiner Art, denn die Fertigkeit bei der Herstellung aller dieser kunstvollen Dinge hat sich durch Generationen vererbt und ist heute bis zur Bollkommenheit gediehen. Eine besonders schwierige Kunst ist die des Glasblasens. In einer Grube, die mit Chamotte­fteinen ausgemauert ist, brodelt die Glasmasse, die glühend und rot­flüssig ist. Der Glasbläser taucht ein Metallrohr so in diese Masse, daß nur die Rohrspitze mit ihr in Berührung kommt. An der Spize des Rohres bleibt dann ein fleines Glasflümpelchen hängen. Der Bläser richtet das Rohr mit rascher Bewegung sentrecht in die Höhe und bläst mit ganzer Kraft hinein. Man darf sich dieses Blasen nicht so einfach vorstellen, denn wenn der Arbeiter nicht schnell genug ist, so fließt die Masse in das Rohr, wenn er dagegen zu heftig oder zu lange bläst, so platzt die Kugel, zu der sein Atem das Glas flümpchen geformt hat. Dieses Glasblasen ist nicht nur eine sehr hwierige, sondern auch eine äußerst ungesunde Tätigkeit. Der Glas bläser muß wegen der furchtbaren Hize, die die glühenden Glas. massen ausströmen, mit nadtem Oberförper bei offenem Fenster arbeiten. Man fann sich vorstellen, daß diefes Zusammenwirten von Hize und Luftzug äußerst gesundheitschädigend wirken muß. Ganz besondere Kunstfertigkeit im Glasblasen besigen die Künstler Don Lauscha". Sie blasen das Glas nicht zu großen Kugeln, sondern zu langen Röhren, denen sie durch stoßweises Blasen das Aussehen von aneinandergereihten Kugeln geben. Erst diese Röhren werden dann in einzelne Teile zerlegt. Besondere Sorgfalt erfordert die Herstellung von fleinen Rügelchen, aus denen die Ketten für den Christbaum hergestellt werden. Alle diese Kugeln haben noch eine Deffnung, durch die eine Gold- oder Silbermaffe eingefüllt und gleich wieder ausgegossen wird. Auf diese Weise durch Verspiegelung, wie man es nennt erhält man dann Gold- oder Silberkugeln. Dieses Berspiegelungsverfahren ist noch nicht alt; erst im Jahre 1857 führte es ein Arzt, Dr. Weißkopf, im Gablonzer Bezirk ein, und einige Jahre darauf brachten zwei Männer, ein Apotheker Engel­hardt und ein gewiffer Greiner, das Verfahren nach Thüringen  . Mit der Berspiegelung ist die Arbeit der Heimarbeiter am Christbaumschmud beendet, erst in Berliner   Fabriten erhält er die letzte äußere Bollendung. Da fizen Mädchen an langen Tischen und bespinnen die Kugeln mit Blumendraht. Außer Kugeln aber schicken die Heimarbeiter die verschiedensten Glassachen, wie Früchte, Bögel, Fische, Pilze, Rehe, Glödchen und Weihnachtsmänner, aber nur die Rohformen, und erst in Berlin   erhalten die Vögel Schwänze und Flügel aus gesponnenem Glas, auch die Weihnachtsmänner erhalten erst dann ihre Bärte.

-

-

Cosima Wagner  .

Bon Dr. Franz W. Beidler.

Der Name Cosima Bagner erinnert so sehr an faft legendäre Kämpfe und Gestalten, er ist so sehr Geschichte geworden, daß es der Generation der heute Lebenden nur schwer begreiflich ist, in diefer Frau eine Zeitgenoffin zu sehen. Und doch lebt sie noch heute an der Stätte ihres Birkens, im Hause Wahnfried   zu Bayreuth  , und begeht heute ihren 90. Geburstag.

Am Weihnachtstage des Jahres 1837 tam fie als zweites der drei Kinder, die dem Bunde Franz Liszts mit der Gräfin Marie d'Agoult   entsproffen, am Ufer des Comerfees zur Welt. Die Mutter, die von Baterseite her der französischen   Adels.  familie der Flavigny entstammte, war eine hochkultivierte und universal gebildete Frau. Liberal ja beinahe demokratisch gesinnt, spielte sie in den politischen Salons der Pariser Gesellschaft eine hervorragende Rolle und schrieb( unter dem Pseudonym Daniel Stern) neben literarischen auch sehr bedeutende historische Werke, so vor allem eine Geschichte der französischen   Revolution von 1848, die noch heute von Wert ist. Nicht nur in der äußeren Erscheinung wurde Cosima   der Mutter weit mehr als dem Vater ähnlich: die Kunst der Menschenbehandlung, die Schärfe des Denkens, der sehr eigenartige, formvollendete, diplomatisch gewandte Briefstil, aber auch die herbe, beinahe männliche, ein wenig talte Art und vor allem die eiserne Energie gingen von der Mutter auf die Tochter über. Nur in einem unterschied sich Cosima  : die freien, fortschrittlichen Unschauungen der Mutter blieben ihr fremd, im Gegenteil: die feudalaristokratischen Traditionen ihrer Abstammung erwachten in ihr zu neuem Leben, und die strenge französische   Erziehung, die sie in Paris   genoß, mag wesentlich dazu beigetragen haben, ihren Hang zu einem höfischen Zeremoniell zu verstärken.

Im Jahre 1855 verließ fie Frankreich   und tam für immer nach Deutschland  . Dem Kreise von Freunden und Schülern thres Vaters nähergekommen, wurde sie bald darauf hans v. Bülows Frau. Die erschütternde Tragödie, in der diese Ehe zerbrach, und Cofimas Bereinigung mit Richard Wagner   find allbekannt.

Die Zeit ihrer eigentlichen Wirksamkeit, die ihren Namen der Geschichte einverleibte, begann erst nach Wagners Tod( 1883). Wagner hatte den künstlerischen Tiefstand, den widerlichen Geschäftsgeist und den tapitalistischen, nur auf ein zahlungsfähiges Publikum zuge ' chnittenen Charakter des Theaterbetriebs feiner Zeit sehr früh tennen gelernt und bald den Glauben an die Möglichkeit einer Reform der gegebenen Verhältnisse verloren. Um einer von allen Nebeninter­effen befreiten Kunstübung den Weg zu bahnen. mußte etwas Neues geschaffen werden. So hatte er die Idee gefaßt, selbst eine Stätte, ein Nationaltheater", zu schaffen, an der in Festspielen" dem Bolte alle guten dramatischen Werke vorzüglich deutscher Meister" in vorbildlicher Wiedergabe dargeboten werden sollten. Nach langen Rämpfen und Irrwegen mar es ihm endlich gelungen, in Bay reuth ein Festspielhaus zu errichten, und er hatte nun damit be

Befonbers beffett at Chrifba

Mamette, dte in verschiedenen Qualitäten hergestellt wird. Die feinsten Garten werden aus Glas gesponnen, die billigeren Sorten bestehen aus Aluminium oder Stanniol. Noch nicht allzulange erft feit etroa 40 Jahren tennt man die Lamettaherstellung. Der glückliche Er finder verkaufte sein Patent an eine große Breslauer Attiengesell. schaft, fegte sich bald als reicher Mann zur Ruhe und erbaute sich in der Nähe von Breslau   eine prächtige Billa  , die er Billa   Lametta' nannte. Seit einigen Jahren stellt man bunte Lametta für Defo­rationszwede her, doch erfreut sich die Silberlametta weit größerer Beliebtheit. Auch das Ausland fauft dieses deutsche Erzeugnis in großen Mengen. Hauptabnehmer der deutschen   Lametta ist Indien  . Auch Nordamerika   war früher für die deutsche Lametta ein großes Absatzgebiet, doch haben die Bereinigten Staaten jetzt eigene Fabriken, so daß sie auf die deutsche Produktion nicht mehr ange­wiesen find.

Arbeit.

Bon Sets Mughe, Metallarbetter. Arbeit! Zauberwort und Werde, Mensch bezwungene Schöpfungstraft, Herrlich blüht die frete Erde, Wo dein heiliger Ödem schafft. Arbeit soll den Tag erweden, Brüder, facht die Feuer au, Laßt die Flammen aufwärts lecken, Sonnenlicht auf unserer Bahn! Sonnenlicht auf allen Wegen, Arbeit, Arbeit jeder Not, Jeder Arbeit reicher Segen, Friede jedem Schritt um Brot. Arbeit soll die Stunden frönen, Menschenwille, Geistesflug, Rädersausen, Hämmerdröhnen Set Mufit bei unserem Zug! Menschhett, Priestervolt der Erde, Stolz erkenne deine Macht! Unter deinem heiligen Werde" Ost die Schöpfung neu erwacht.

Es verbrannten drei kleine Kinder!

Webted unter ben Dadfperem, belais bie Whetter gebürts be Broletenbullerofen ein, daß er tualite! Sie meinte es gut, die brave, verhärmte Frau und der Vater, der sich ein Baar Pfennige als Aufseher bei einer Ausstellung verdiente und für turze Zeit wie die Mutter das Elendsquartier verlassen hatte. Feueralarm! Lichterloh leckten die Flammen zum Dachboden hinaus! Die Eltern stürzen herbei, die Mutter bricht zusammen, der Bater rast über die brennende Holztreppe, eine Hühnerstiege empor, aber die Flammen Bertohlt! Der find Herr und drinnen sind die Kinder erstickt! Mann wird durch Wasserbesprijzen von weiterem Bordringen ab­gehalten und wird bei 14 Grad Kälte zur Eissäule! Er bricht zu­sammen und wird mit der Frau ins Krankenhaus eingeliefert! Da liegen sie nun!

Heute begrub man die Kinder! An der Pforte der Leichenhalle steht mit Kreide geschrieben: Soeben Leichenfeier für die drei Ge­schwister Georgy!" Der Pfarrer spricht von Wohnungsnot, er flagt die Allgemeinheit an! Wir flagen die Gemeinheit an, die es fertig befommt, bei Raumüberfluß der Großwohnungen nicht eine warme Stube den Wermsten der Armen, den Wohnungslosen abzugeben! Der Pfarrer spricht vom guten Vater im Himmel, der den Kindern ein weihnachtlich Fest bereiten werde! Was soll er sonst denn sagen? Wenn er nicht im Amt" müre, würde er schreien: Wir flagen an die Plutokratie, die Ausbeuter, die Spetulanten, die Schieber, die Geldgeber für große Wohnungen, die fie alleine zu zweien bewohnen, während die Brüder in Christo" darben und vertommen in muffig engen Elendslöchern, die mit menschlichen Wohnungen nichts gemein haben! Der gute Pfarrer meinte es jo herzlich gut, ihm standen die Tränen im Auge, er weinte innerlich noch viel heißere Mitleidstränen und vielleicht Tränen der inneren Empörung gegen diese Weltunordnung! Man sang dazu einen Choral.

-

Beimar wäre dabei, den brei kleinen das letzte Geleit zu geben! Die armselige Trauergemeinde war flein  ! Man dachte, halb Man täuschte sich eben. Fünfzig armselige Proleten begleiteten den Bater, dem die Stadt erst noch abgelegte Kleider stiften mußte, weil er nichts vom Brande gerettet, während andere mit Bränden sich gesund machen. Als die drei Elendsfärglein zum Hallentor heraus waren, löschte der Friedhofsbeamte die Kreideinschrift auf der Tafel: Soeben Leichenfeier für die drei Geschwister Georgy" aus, aus mit einem alten Lappen! Ausgelöscht! Es waren drei Arme­leutefinder! Ging's um Prinzentinder, war's anders und iſt's noch fo!

Draußen war die Natur weihnachtlich, eisig, schneeprangend, schneeweiß, wie die unschuldigen Kindlein in ihren Armutsfärgen, hinter denen die Leidtragenden frierend trotteten! Fünfzig arme Leute, taum warm genug angezogen bei der Kälte, armes Volk der Küchenwohnungen, der Schlafstellen, der armseligen Wohn­Löcher! Mutter Erde stand bereit, die drei armseligen Särge auf­zunehmen! Der Bater schreit gell auf! Er fuchtelt vor Verzweiflung mit den Armen umher! Ein Brolet stüßt ihn! Er redet ihm gut zu! Dann geht er fort, weinend und seufzend, der arme Mann aus der Friedensgasse und empfängt gewiß ein paar Wochen Almosen von der Stadt oder sonstwem und steht heute vor dem Schutthaufen Don Hoffnungen, vor seinem Wohnloch und sucht mit Bateraugen seine drei lieben Kleinen, die der Teufel Mammon holte, der dicke Binfen und 30 Prog. Dividenden für Bieraftien ausschüttet und nicht zuläßt, daß Wohnungen für Arme gebaut werden!

-

Das waren die Gedanken der Leibtragenden und mancher jebes sollte die Stadt und das Land und das Reich ein Haus er­iprach's aus, ohne alle Wut, schicksalsergeben ins Elend des deutschen  und sonstigen Weltproleten! Drei Kinder verbrannten! Und für bauen in Weimar   für die Armen! Das wäre eine Tat!

Das Unglück in der Friedensgaffe zu Weimar  . die Geistesstätte der Dichterfürsten Goethe und Schiller, treibt Kulte Man rühmt so beweglich und um die Fremden heranzuziehen um fie herum und meint, nun sei der ewige Ruhm Weimars   als Kulturstadt gesichert. Man baut Paläste für die Staatsbanf und Kinos, denkt an den kommenden Ausbau des Reichsehrenmals und hat tausend Pläne im Kopf mit Stadthallenbau und Stadion und Ein chinesischer Schwur in Condon. Eine Siviltammer des all solchem repräsentativen Kram, aber daneben grinst das Woh- Londoner Kings- Bendy- Gerichts verhandelte fürzlich in einem nungselend dem ins Gesicht, der in die Armenleute- Quartiere geht, Prozeß, den der Chinese On Lee gegen seinen Bandsmann Wong die dicht bei dem noblen Zentrum der Goethestadt sich breit hinwegen Zahlung einer Schuldsumme von 171 Bfund Sterling ange lagern, viel zu breit für eine Geistesstadt, die einen mächtigen strengt hatte. Kläger   und Beklagter, die beide in London   Wäsche Fürstenpalazzo in fich birgt, gebaut zu einer Zeit, als das Boh reien betreiben, waren Etocchinesen, die nicht ein Wort Englisch   ver­nungselend in den Häusern um die Friedensgaffe herum auch stehen. Die mit Hilfe von Dolmetschern geführte Berhandlung erhielt schon gen Himmel schrie und stant! Aber was fümmerte es die ihr besonderes Gepräge durch das Auftreten des chinesischen Zeugen Hoheiten, wer zwang sie, in die Tiefen der muffigen Broletenhäuser Law San Lee, der seine Aussage unter Beobachtung des chinesischen zu schauen? Proleten waren gut zum Hurraschreien und Spalier. Schwurzeremoniells machte. Zu diesem Zwed war auf dem Tisch) bilden und Kanonenfutter und wenn sie fich zu maufig machten, gab's vor der Beugenbank unter dem Siz des Richters eine brennende was raus von der Polizei. Rerze aufgestellt, die der Zeuge ausblies, nachdem er zweimal die Formel wiederholt hatte: Wenn ich nicht die Wahrheit spreche, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so möge mein Leben ausgelöscht werden, wie ich jetzt diese Rerze ausblafe.

Vor einigen Tagen verbrannten in einem elenden Hüttchen drei fleine Kinder, die auf dem Dachboden schliefen. Auf dem Dach boden bei 14 Grad Kälte, und damit es nicht zu eifig war in dem

gonnen, zunächst einmal feine eigenen Werke, zu deren stilgemäßer Wiedergabe die anderen Bühnen der damaligen Zeit faft ausnahms los unfähig waren, zur Aufführung zu bringen. Freilich, seine Absicht, den Eintritt allen Boltsgenossen unentgeltlich zu ermöglichen, ließ fich aus finanziellen Gründen nicht verwirklichen. Da ihm aber die Teilnahme derer besonders am Herzen lag, denen mit der Dürf­tigkeit das Los der meisten und oft tüchtigsten unter Germaniens  Söhnen zugefallen ist", rief er eine Stipendienstiftung ins Leben, durch die Mittellofen freier Eintritt, Reise und Aufenthalt ermöglicht werden sollte. Der Gedante einer sozialen Kunstpflege, der sich erst heute allmählich durchzusehen beginnt, war von Anfang an mit Wagners Festspielidee aufs engste verknüpft. Mitten in der Arbeit an der Festigung und am Ausbau seiner jungen Schöpfung starb Wagner  , und die ihm feindlich gesinnte Welt glaubte, mit seinem Tode sei auch das Ende der Bayreuther Festspiele   gekommen.

und Könige, Herzöge und Fürften die Stätte bevölterten, die einst Don ihrem Schöpfer zum Kunfttempel für das Bolt bestimmt war. Das Bayreuth   Cosima Wagners wurde so zwangsläufig zur fürft­lichen Hofhaltung der Dynastie Wagner  , zum privaten Familien­befig, nicht aber zum Gemeingut der Nation.

rt

Immerhin: Konnte Cosima Wagner   uns auch nicht das erträumte Nationaltheater schenken, so bleibt es doch ihr Berdienstund has fei der Gedante, mit dem wir ihren Geburtstag begehen Bayreuth   die Fundamente eines Baues erhalten zu haben, den auf­zuführen und auszugestalten Sache unserer Zeit sein muß. Denn auch heute noch harrt die Idee ihrer Verwirklichung: eine Kunststätte zu schaffen, die abseits vom Getriebe des Alltags durch vorbildliche Wiedergabe der Meisterwerke dramatischer Runft alter und neuester Seit den tunstbegeisterten Kreisen des Volkes zum Mittelpunkt ge­meinschaftlichen Erlebens wird.

Bethlehem  .

Beihnachtsabend: Das ganze Städtchen ist auf den Beinen, denn heute ist der Tag des Bethlehemiten, des Gastwirts, des Souvenir­händlers, des Geschäftsmannes.

Da übernahm Cosima Wagner   selbst die Leitung der Fest spiele. Es gelang ihr, im Verein mit einer Schar Getreuer, die sich um fle sammelte, das Wert unter unfäglichen Schwierigteiten zu retten: Jegt tam es natürlich in erster Linie auf die Erhaltung beffen an, was Wagner bisher geschaffen hatte, und das Fortschreiten zu den weiteren Zielen mußte zunächst unterbleiben. Man darf nicht vergessen, daß Wagners eigene Werte sich bei seinem Tode noch keineswegs durchgesezt hatten. Die Aufführungen, die an an deren deutschen   und auswärtigen Bühnen zustandekamen, ließen noch immer so gut wie alle Stilreinheit vermissen und fanden obendrein beim Bublifum wenig Berständnis Mit großer Sicherheit ertannte da Cosima Wagner   fofort die doppelte Aufgabe, die Bayreuth   vor allem anderen zu lösen hatte: für Wagners Werte zu werben und durch ihre vorbildliche Darbietung den Maßstab stil einer Wieder gabe für die anderen Bühnen zu schaffen Nach und nach brachte fie alle Werte des Meisters( außer einigen Frühwerken) muster- chwarz in schwarz. Weihrauchschwaden, Mönchsbäffe, und da gültig zur Aufführung.

Bagners gelungen, diese Mission glänzend zu erfüllen: als die große In verhältnismäßig furzer Zeit ist es der Führung Cosima Frau   im Jahre 1906 die Leitung niederlegte und ihrem Sohne Siegfried übergab, tonnte sie auf einen Triumph ohnegleichen zurüd­bliden. Wagners Werte hatten sich von Bayreuth   ausgehend die ganze Welt erobert, die Festspiele waren zum großen Lehrmeister des Wagner- Stils für alle anderen Bühnen geworden. Aber war damit das Nationaltheater" geschaffen, das Wagners Ideen entsprach? Was anfänglich Zwang der Berhältnisse war, wurde zur geheiligten und behüteten Tradition: man blieb in Bayreuth   dabei. nur Wagnersche Werte, feine anderen aufzuführen. Die sozialen Gedanken, die in Wagners Idee lagen, blieben unausgeführt; lediglich der Stipendienfonds wurde vermehrt und schuf Gutes. Allerdings, es war schwer, ja wohl unmöglich, im wilhelminischen Zeitalter eine Stätte sozialer Kunstpflege aufzubauen; die wichtigste Voraussetzung: Berständnis und Förderung von feiten des Staates, war ganz und gar nicht gegeben. Bollte Bayreuth  bestehen und sich durchsetzen, so mußte es zum Treffpunkt der inter­nationalen großen Gesellschaft" werden. Aber es bleibt eine bittere Ironie des Schicksals, daß die Großen aller Länder, Katset

Der von Jerusalem tommende Patriarch entsteigt seiner Limou fine. Andächtiges Bolt sinkt zur Erde, wird weihwasserbesprengt und gesegnet. Säbelraffelnde Gardisten blähen ordenbesäte Brüste, allen Seiten goldbetreßten Dienern und tagbudeln durch das niedrige Dann kommen die Konsuln aller katholischen Staaten mit ihren von Bförtchen der Bafilita. Rauchgeschwärzt ist das Innere derselben, haben sie sich doch schon mit Mord und Brand um diese heilige Stätte geschlagen. Die Säulen sind bis zur Manneshöhe glatt­gefüßt, ebenso die Stufen, die zur Krypta führen. Alles andere ist

zwischen Kinderchöre: Friede auf Erden und den Menschen ein goldener Stern. Poliert von Rüffen unzähliger Bilger, beleuchtet Wohlgefallen." In der Krypta staut sich die internationale Menschen­menge. Eine Vertiefung in den Felsen, davor ein siebenediger von eifersüchtig behüteten goldenen Lampen fast aller Religions gemeinschaften. Und was lag hier?? Ein armer, armer Menschen. wurm auf Stroh in einer Strippet

Eine Stunde von Bethlehem   ist das sogenannte Hirtenfeld, eine Steinöde von Olivenbäumen durchsetzt. Einige deutsche Landsleute ihen hier in andächtiger Stimmung und blicken durch den taghell milchigen Mondschein nach dem Berg, auf dessen Gipfel Bethlehem  thront, wo rötlicher Schein aus den Fenster der Geburtsfirche im Bart, steifgefrorene Arme, die taum die Wucht der Weihnachts­dringt Zu Hause stapfen sie durch tiefen Schnee, Eisflümpchen pafete umfassen tönnen.

Da rattert ein Fordauto über die Steine! Hallo( au). Hier U. 6. A. y. M. C. A.( Christlicher Verein junger Männer  ). Schon haben sie an einer Stange einen elektrischen Stern aufgehängt, der ein amerikanisches Weihnachtslied durch die entheiligte Nacht. Einer Dom Lichtmotor des Autos gespeist wird. Ein Grammophon freischt von ihnen erflimmt einen Olivenbaum, bewaffnet mit einer Bofaune Shagpfeife rauchend, Hände bis über die Ellenbogen in der Taschy, und plärrt einen Choral in die Nacht hinaus. Und eine Gruppe, meint:" Oh very nice indeed!" 5. Sch.