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Abgebaute ten

helinert

Wir merken es im täglichen Gleichmaß der Tage faum, wie vieles der Krieg gewandelt hat, wir haben uns an alle möglichen Dinge gewöhnt, an den höflichen Schupo sowohl wie an die Tat fache, daß nunmehr fein Diffident seine Kinder mehr zwangsweise zum Religionsunterricht mehr schicken braucht. Und bald wird es nötig sein, daß irgendwer aufsteht, um von den Sitten und Ge­bräuchen der Borkriegszeit zu erzählen: eines der sonderbarsten Dinge aber wird seinen Zuhörern die Geschichte von der großen Reujahrsgratulationscour sein.

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Tu Geld in deinen Beutel!" Niemals galt dies Bort für den Berliner   so, wie am ersten Tag des neuen Jahres. Selbst wenn die Summe nicht allzu hoch war: Eine Menge Gold mußte es immer fein, Kleingeld war die Parole des Tages, denn man fonnte den Gratulanten unmöglich, auch wenn fie schon die ganze Tasche voll Kleingeld hatten, die Mühe des Wechselns zumuten und man fam auch zu schlecht weg dabei. Denn immer fehlte dann gerade noch een Jroschen" oder een Fufziger" am Wechselgeld, und dann mußte man zu Neujahr schon so nobel sein, und vornehm abwinken: Lassen Sie man! Machen Sie sich' n verinüchtes Fest!" Darum hatte der Jorgjame Hausvater zu Neujahr immer eine Schwinge voll Kleingeld bereit, und für manchen war die Last dieser Ausgaben wirklich nicht leicht zu ertragen. Denn wer gratulierte nicht alles!- Der Briefträger, der morgens die ersten Briefe mit den Vierteljahrsrechnungen brachte, fing an und erwartete für fein freundliches Prost Neujahr!" mindestens einen Fünfziger, dann

Unfall bei Schultheiß- Patzenhofer.

3wei Arbeiter schwer verbrüht.

Ju der Schultheis pageuhofer- Brauerei in der Landsberger 21fee ereignete sich heute vormittag ein folgen fchwerer Unfall. Zwei Urbelter erlitten bei Reinigungsarbeiten fchwere Verbrühungen und mußten in das Krankenhaus am Friedrichshain   übergeführt werden.

Die beiden Arbeiter Herbert Triebler aus der Wilhelms­havener Straße 28 und Wilhelm Gottschlag aus der Straßmannstraße 11, waren beauftragt, in den Bormittags­stunden die Pumpanlage zu reinigen. Aus bisher noch ungeflärter Ursache strömten plöglich aus dem Bentil große Dampfmassen hervor und erfaßten die Arbeiter. Sie erlitten am ganzen Körper schwere Berbrühungen. Durch das Städtische Rettungsamt wurden die Verunglückten in das Krankenhaus am Friedrichshain   gebracht. Eine Untersuchung über die Schuldfrage ist inzwischen eingeleitet worden.

Baumann ,, der Schulreformer". Geschäftlich tüchtig- aber unzurechnungsfähig! Der jetzt 50 Jahre alte Studienrat a. D. Edmund Baumann betreibt den Sammelschwindel im großen. Baumann irat in ben Jahren 1924 und 1925 in Ulm  , Stuttgart   und vielen anderen Süddeutschen Städten auf, fprad) bei hervorragenden Männern des Wirtschaftslebens, Benfdirettoren, Großindustriellen und dergleichen Bor  , schilderte ihnen eindringlich, daß in Deutschland   die Zustände auf dem Gebiete der Schule ganz unhaltbar geworden seien und trug ihnen feine ,, Reformpläne" vor.

Besonders wetterte er auch gegen die viel zu großen Klassen. Mit seinen Ausführungen fand er um fo eher Gehör, als er Gut: achten von Sachverständigen vorlegte. Daß diese gefälscht maren, fonnte man zunächst nicht wissen. Baumann beschränkte fic aber nicht auf die Entwicklung seiner Reformgedanken, sonderr. fammelte zugleich Geld, angeblich, um sie verwirklichen Bu fönnen. Seine Sammellisten wiefen ftets größere Beträge auf, bie aber oft, wie fich später ergab, anfangs erheblich kleiner gewesen und durch Anfügung einer Null aufgeweriet" worden waren. Die großen Zahlen der Vorzeidner reizten aber die anderen Leute zur Nachahmung, und so stridy Baumann im Laufe der Zeit viele Taufende ein. Als man mißtrauisch geworden war und die Fäi­schungen ans Licht famen, war er verschwunden. Gegen Ende 1925 erschien er plötzlich in Berlin  , um hier seine Sammiungen fort 3- eßen. Unterdessen war aber öffentlich vor ihm gewarnt worden und so wurde er bald festgenominen. Es ergib sich, daß er mit feiner Braut, die ihn ständig begleitete, in Potedin in einem Sotel wohnte. Das schriftliche Material, das man mit feinen Gepäck beschlagnahmte, gab Auskunft über die Höhe der gesammelten Gelder, micht jedoch über deren Berwendung. Baumann hatte nichts an irgendeine Stelle, die zur Berwirklichung seiner Ideen hätte dienen fönnen, abgeführt, sondern alles für sich verwendet. Er gab zu, daß er feine Propagandafahrten aus den Sammel. einnahmen bestritten habe. Diese Fahrten hatten ihn nicht nur durch Süddeutschland  , sondern auch durch Desterreich, die Schwelz und Italien   geführt. Bei seiner Verhaftung besaß Bau­main feine Mittel mehr. Zur strafrechtlichen Verantwortung fonnte er nicht gezogen werden, weil er als unzurechnungsfähig erkannt wurde. Das hindert ihn aber nicht, jet pon neuem zu sammeln. In der letzten Zeit ist er wieder in Berlin   aufgetreten und hat schon wieder eine Reihe von Opfern gefunden. Er führt jezt eine Propagandabroschüre mit sich, deren roter Deckel zwei in den Wolken schwebende Engel zeigt und dazu den Aufbrud Prof. H. E. Joft. Die Neue Lern- und Unterrichtsmethode. Die Schule erfolgreicher Staaten oder die gelöfie Schulreform." Joft ist niemand anders als Baumann selbst Die erste Seite der Broschüre enthält eine Eingabe an den Reichstag  , der aufgefordert wird, die Schul­reform nur nach den Ideen von Jost- Baumann in Angriff zu nehmen. Wieder arbeitet der Sanımler mit gefälschten Gutachten von hervor ragenden Leuten, Staatsmännern, Universitätsprofessoren, Bäda gogen, Bürgermeistern usw. Es ist festgestellt, daß er mit seinen gefälschten Lister auch jetzt wieder Beiträge von 100 bis 500 Mart erbeutet hat. Mitteilungen über sein Auftauchen an die Dienststelle D. 2 im Polizeipräsidium.

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Eine Millionen- Erbschaft.

Nach 100 Jahren.

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Bon Zeit zu Zeit besonders in den heißen Tagen des Som­mers, den sogenannten Hundstagen tauchen hier und da sensa­tionelle Meldungen auf über riesige Erbschaften, über millionen­schwere Deutschhamerikaner, die ihren hiesigen armen Verwandten plötzlich ihre Reichtümer in den Schoß werfen. Zur Enttäuschung aller Beteiligten stellt sich aber heraus, daß es sich um rechic fette Zeitungsente handelt.

Jegt geht uns eine Nachricht zu, die den Vorzug hat, buch­Stäblich wahr zu sein. Man lese: Der Name Mansfeld   ist in Deutschland   nicht ungewöhnlich. Die Träger dieses Namens find jekt hoffnungs- und erwartungsvoll. Vor mehr als hundert Jahren hat ein Fräulein Bollst ebe einen Braunschweiger Mansfeld geheiratet. Als Erich Mansfeld, der später als Schiffs. reeder in Hamburg   lebte, im Jahre 1825 auf Ceylon starb, siedelte seine Gattin nach Wien   über, wo auch sie nach einigen Jahren das Zeitliche segnete. Vor ihrem Tode( im Jahre 1827) hat sie aus irgendeinem Grunde ein Testament errichtet, durch welches die Auszahlung der Erbschaft auf 100 Jahre gesperrt wurde. Die alte Dame muß besondere seherische Gaben besessen und den Verfall der Gulden- und Kronenwährung geahnt haben. Jedenfalls hat sie ihr Bermögen von etwa 15 000 fund Sterling in Eng  land angelegt, wo es durch 100 Jahre zinstragend verwaltet worden und nun zu einem ungeheuren Betrage man spricht von 30 Millionen Mart angeschwollen ist. Jetzt sind die 100 Jahre abgelaufen, und die Kinder und Enkel jener, die damals Teer ausgegangen sind, werden nun in den Besitz dieser Reichtümer gelangen. Wie wir von einem in Berlin   lebenden Nachkommen der Braunschweiger Linie der Familie Mansfeld   erfahren, haben sich bereits über 250 Personen gemeldet, die Anspruch auf das Millionenerbe zu haben glauben. Die Regulierung der Erbschaft ist wie wir hören dem Rechtsanwalt und Notar Dr. Lud­mig Ruge in Berlin  , Unter den Linden 39, übertragen worden, der weitere Anmeldungen von Erbberechtigten entgegenninumt.

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fam der Milchmann, ber Bäderjunge, der Schorn steinfeger, manchmal noch der Müllt utscher, die 3eitungsfrau und der Portier. Alle erwarteten fie für ihre freundlichen Neujahrswünsche einige Groschen Neujahrsgeld. und es war schon zu einer Art Schlachtruf geworden, das Brost Neujahr! Acht Jroschen her!" llnd alle friegten wirklich auch ihren Obolus, und wenn's nur ein Groschen war, man wollte sich doch nich so poplich zeijen", und bei manchen der Gratulanten war es auch ein Stück Lebensflugheit, sich ihr Wohlwollen durch eine ange­messene Neujahrsgabe zu erkaufen. Denn z. B. der Herr Pochtjeh" von damals, der für seine Mühewaltung in den feltensten Fällen bares Geld, sondern meist nur freie Wohnung erhielt, suchte eben Nebeneinnahmen", die oft die einzigen Einnahmen blieben. Und das war ja der Grund all der schönen, oft auch von herrlich bunt gedruckten Karten begleiteten Neujahrswünsche: 3umeist war das Einkommen dieser Gratulanten so schmal, daß sie die Summe des Neujahrsgeldes schon fest in ihren Etat eingestellt hatten, und für den fleinen Bäderlehrling war die bescheidene Summe vielleicht ein Kapital, das über manch lange Winterwochen reichen mußte. Nun find freilich die Einkommen nicht immer in der wünschenswerten Weise gewachsen, aber die große Welle, die in der Revolution Tausende von Arbeitnehmern in die Gewerkschaften spülte, hat selbst nach ihrem Abebben deutliche Spuren in der Arbeiterschaft zurüdgelaffen. Nicht nur die Kellner empfanden es als entwürdigend, in ihrer Entlohnung von der Laune des Gastes abhängig zu sein, die Los- vom- Trinfgeld" Bewegung ergriff immer weitere Kreise der Arbeiterschaft. Den Beamten wurde die Neujahrsgratulation sogar von ihrer vorgesetzten Behörde untersagt, der Müllkutscher von heute ist eine ganz andere Type als der Mülldeibel" von einst, der Milchfutfcher fommt auch nicht mehr mit der Gratulation, es titanes 3. aus der Simeonstraße durch Gas vergiftet be­überall dasselbe: Der Tarif hat das" Trinkgeld" totgeschlagen. Wir

wollen brum nicht weinen.

Eine ist übrig geblieben von all den Gratulanten der Vor­friegszeit: Die Zeitungsfrau. Und all die schönen Berse mit denen fie uns zu Neujahr immer wieder ihre Verdienste ans Herz legt, was find sie anderes, als die Bestätigung unseres Sages? Denn so müh felig der Beruf der Zeitungsfrau ist, so wenig lohnend ist er auch, ein Notberuf, ein Beruf der Not, der nie seinen Mann, und kaum die bescheidene Frau ernährt. Und darum seien ihr die paar Groschen Neujahrsgeld" von Herzen gegönnt.

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Der gefährliche Gasofer.

In einem Hotel in der Invalidenstraße wurden heute früh gegen 9 Uhr der 24jährige Gefreite Hermann D. vom Gruppen­fommando I der Reichswehr   und die 21jährige Händlerin

wußtios aufgefunden. Wiederbelebungsversuche der Feuerwehr und des von der nächsten Rettungsstelle hinzugezogenen Arztes waren nach längerer Dauer von Erfolg gefrönt. Da ihr Zustand bes denklich war, mußten beide in das Elisabeth- Krantenhaus über­geführt werden. Nach den angestellten polizeilichen Ermittluncen liegt zweifelsohne ein Unglüdsfall injolge falscher Behand fung eines Gasofens vor.

Polizeiverordnung über den Lebensmittelhandel.

Schnellfeuer durch die geschloffene Tür. allem natürlich auch fauber. Die Benutzung dieſer Räumlichkeiten

Er wollte seine Frau und sich erschießen.

In große Aufregung wurden gestern abend die Bewohner des Hauses eue Sochstraße 21 burch ein Schnellfeuer ver­feßt. Sm zweiten Stod des Borderhauses wohnt ein 31 Jahre alter Einrichter Willy Meier, der finderlos verheiratet ist. Meie: erfuhr vor einigen Tagen, daß seine Frau ihm unireu wa: und forderte fie auf, die Wohnung zu verlassen, nachdem sie ihre Schuld zugegeben hatte.

Als er gestern abend von der Arbeit heimkehrte, traf e: fie im Hause und nahm sie in die Wohnung mit, angeblich zu einer Aus­sprache. Aus Aerger über sein Mißgeschick hatte er sich etwas ange­trunten. Gleich zu Beginn der Auseinandersetzung zog e: nun eine Pistole, erklärte feiner Frau, daß er sich erschießen werde und fragte sie, ob sie freiwillig mit ihm in den Tod gehe. Die Frau bejahte das, weil sie fürchtete, daß er sie ohnehin erschießen werde Sie ging zu einer Nachbarin und brachte ihr Geld, damit sie die demmächst eingehende Lichtrechnung und dergleiden für sie bezahle. Der Frau gegenüber machte sie auch Andeutungen, daß sie am nächsten Tage nicht mehr am Leben sein werde. Dann fehrte fie in die Wohnung zurüd. Ihre Aeußerungen veranlaßten die Haus­bewohner, die Polizei des 53. Reviers zu benachrichtigen. Als mehrere Beamte erschienen und Einlaß in die Wohnung begehrten, wurde ihnen nicht geöffnet, vielmehr gab Meier aus seiner Bistole nicht meniger als acht Schüsse auf die Beamten durch die Tür ab. Die Kugeln durchschlugen die Tür, trafen jedoch niemand. Die Beamten erwiderten mit einigen Schüssen, verschafften sich dann eine Art und schlugen die Tür ein. Meier ergab sich jetzt ohne weiteren Widerstand und ließ sich nach der Wache abführen. Er gibt die Absicht, seine Frau und sich selbst erschießen zu wollen. unum­wunden zu. Der Verhaftete wurde der Inspektion A der Kriminal­polizei vo: geführt.

Zur Aufhebung des tschechischen Pazvijums.

Arbeitsmarktes

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Die bereits lange erhoffte und für den 1. Januar 1928 in Aussicht gestellte Aufhebung des tschechischen Visumzwanges für den deutsch  - tschechischen Reiseverkehr wird nun doch nicht an dem vor­gesehenen Termin Wirklichkeit werden. Nachdem sich Deutschland  und die Tschechoslowakei   bereits vor einiger Zeit grundsäglich über die Aufhebung des Bisumzwanges geeinigt hatten, mußte vom tschechischen Parlament noch der Gejekentwurf zum Schuße des eine Voraussetzung der Sichtvermerkaufhebung verabschiedet werden. Mit Erledigung dieser Angelegenheit vor den Weihnachtstagen ist jedoch nicht mehr zu rechnen, so daß die Auf­hebung des Bijumzwanges erst in den ersten Monaten des kom­menden Jahres, voraussichtlich am 1. April, erfolgen wird. Auch die Frage der Erweiterung der Zone des sogenannten fleinen Grenzverkehrs von bisher 10 auf 30 oder 40 Kilometer fommt jest gleichfalls nicht zur Erledigung, da sie mit der Auf­hebung des Visumzwanges in Zusammenhang gebracht wird. Sichtvermerk bei Reisen durch Belgien  .

Nach amtlichen belgischen Mittellungen dürfen die belgischen Grenzbeamten vom 2. Januar 1928 ab nur noch Sichtvermerke für die ununterbrochene Durchreise durch Belgien   erteilen. Boraus fetzung für die Erteilung dieser Sichtvermerke ist, daß der Reisende ein gültiges Reisepapier mit einem gültigen Sichtvermerk des Ziel landes und ferner eine direkte Fahrkarte zwijden zwei belgischen Grenzstationen besigt. Andernfalls werden die Reisenden an das nächste belgische Konsulat zurückverwiesen.

Ein neues Lichtspieltheater in Mariendorf   wurde auf dem Grundstück Chauffe estr. 305 am ersten Weihnachtsfeiertage er­öffnet. Es ist ein zwedentsprechender, schlichter Raum, gehoben durch lebhafte, freundliche Farbtöne und vorzüglich angebrachte, äußerst stimmungsfördernde Beleuchtungskörper. Die Eintrittspreise find mäßig gehalten, denn 1,20 m verlangt man für den teuersten Blaz. Das Programm, das außer der Emelka- Wochenschau, For­Grotesfen und den Film Sonnenaufgang" brachte, erwies sich als sehr reichhaltig, zumal auch noch auf der Bühne Tanzdarbietungen geboten wurden. Kleine, bei der Eröffnungsvorstellung sich bemerk bar machende Fehler, z. B. verbaute das Orchester durch seine Instry­mente einen Teil der Vorführungsfläche, werden inzwischen wohl schon behoben sein.

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Für den Landespolizeibezirk Berlin   ist eine neue Bolizeiverord­mung über den Lebensmittelhandel ergangen. Danach müssen die Räume, in denen Lebensmittel zubereitet und verkauft werden, troden, hell, lüftbar und ausreichend beleuchtet sein, vor zu Wohn- und sonstigen 3weden ist verboten, ebenso dürfen in ihnen meber Hunde no agen gehalten werden. Waren. durch deren Lagerbehandlung oder Bertauf Staub erzeugt wird, z. B. erd­hattiges Gemüse, Kartoffeln usa  , dürfen nicht zusammen mit frischem Fleisch, Fischen usw. feilgehalten werden. Ferner werben sehr ins einzelne gehende Vorschriften für den Einzelhandel über die Behandlung der Nahrungs- und Genußmittel, Entnahme von Koit­proben sowie Bestimmungen über die Beförderung der Lebensmittel und für das Personal erlassen.

Rationelle Arbeitsbeschaffung.

Zur Herabminderung der Saisonschwankungen.

Das Anschwellen der Arbeitstojen3iffer hat in der Deffentlichkeit den Ruf nach Motstandsdrbeiten laut werden laffen. Es wäre in der Zat jetzt an der Zeit, elamal etwas Genaueres darüber zu erfahren, wie es mit der Borbereitung der Notstandsarbeiten durch die Länder steht. Die Länder sind im ver­gangenen Sommer vom Reichsarbeitsministerium angewiejen worden, mit Rücksicht auf die damalige Besserung des Arbeitsmarttes die No'tstandsarbeiten bis zum Eintritt des Winters zurüc zustellen. Gewiß macht der scharfe Frost im Augenblick manche Notstandsarbeit nahezu unmöglich. Aber das ist für die Behörden noch lange fein Grund, nun einfach die Hände in den Schoßz zu legen. Das Wetter fann jederzeit umschlagen und damit Notstandsarbeiten, vor allem Erdarbeiten, möglich machen. Wenn auch ein großer Teil der Arbeitslosen sich aus Saisonarbeitern refrutiert, so muß doch damit gerechnet werden, daß sehr viele dieser Saison­arbeiter auch bei einer Besserung des Wetters nicht wieder schnell in Arbeit kommen. Alfo heraus mit den Rotstandsarbeiten!

Auch bei Bergebung von Aufträgen mußten die Be­hörden die Saisonschwankungen berüdsichtigen. Die Gemeinden, die Reichsbahn  , die Post sind Auftraggeber, die bei einer rationellen Berteilung der Aufträge mefentlich zur Verminderung der Saisonschwankungen, zu einem gleichmäßigeren Verlauf des Be­schäftigungsgrades beitragen können. Eine solche rarionelle Ver­tellung der Aufträge läßt sich freilich nicht aus dem Handgelenk im­provisieren. Die muß gemeinsam beraten und durchgeführt werden. Aber wir haben ja einen Städtetag und Reichs mini­sterien für Arbeit und Wirtschaft, die in diesen Fragen Initiative entwickeln fönnten. Es handelt sich freilich nicht um die ,, notleidende Landwirtschaft", sondern um die Berminderung des Elends großer Maffen von Arbeitern. Das sind Dinge, die scheinbar des Schweißes der Edeln, die heute das Heft in Händen haben, nicht wert sind.

Es bleibt bei der dr

Es bleibt bei der dreitägigen Wartezeit.

Die Beschlüsse der Reichsanstalt gelten.

Die Bestimmungen über die Arbeitslosenversicherung sind ein für viele ein Buch mit sieben Siegeln. So schwieriges Kapitel

ist die Berordnung des Reichsarbeitsministers zur Aufhe­bung älterer Borschriften über die Wartezett vom 17. Dezember allem Anschein nach gründlich mißperstanden worden. Es werden Beschwerden' darüber laut, daß der Reichsar­beitsminister, obwohl der Präsident der Reichsanstalt bei Verkündung der Verordnung über die Wartezeit vom 2. Dezember erklärt habe. daß die verkürzten Wartezeiten bis zum 1. April weiterlaufen sollen, am 17. Dezember mit einer neuen Berordnung die drei­tägigen Bartezeiten aufgehoben und für alle, die nicht eine verlängerte Wartezeit durchzumachen haben, eine jiebentägige Wartefrist festgefeht habe, und zwar rückwirkend von 12. Dezember an. Der Reichsarbeitsminister habe sich damit glatt über die Zu­

fage des Präsidenten der Reichsenstalt hinweggesetzt.

So liegen die Dinge nicht. In der Wartezeit gilt, was der Berwaltungsrat der Reichsanstalt beschlossen hat, d. h. für die überwiegende Mehrzahl der Arbeiterschaft ist die Be. stimmung des Gesetzes, wonach die Wartezeit grundsäglich sieben