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Freitag

30. Dezember 1927

Technik

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Beilage des Borwärts

Jahre 1927.

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Um Jahresende erscheint es angebracht, einen Rückblick auf die technische Arbeit, die in dem knappen Zeitraum von zwölf Monaten geleistet werden konnte, zu werfen. Auf allen Gebieten der Technik wird an der Auswertung des bisher Erreichten und an seiner Fort­entwicklung gearbeitet. Bollte man alle diese Leistungen würdigen, so müßte man dickleibige Bände füllen. Im Rahmen des hier zur Berfügung stehenden Platzes ist es nur möglich, einige wenige aus der großen Maffe des Neugeschaffenen hervorragende Werte zu behandeln.

Am 14. Mai d. 3. hat das Großfraftwerk Klingenberg, das in Berlin- Rummelsburg   an der Spree   in dem unglaublich furzen Zeit­raum von 15 Monaten vollendet wurde, seinen Betrieb aufgenommen. Seine acht 30 Meter hohen Schornsteine sind zu einem Wahrzeichen des Berliner   Oftens geworden. Dieses Kraftwerk ist mit den modernsten Einrichtungen versehen. Soweit es irgend möglich war, hat man versucht, den Betrieb zu automatisieren. Der Besucher des Werkes ist überrascht, mit wie wenig Bersonal dieser Riesenbetrieb aufrechterhalten wird. So achtet in jeder der vier Keffelgruppen nur ein einziger Mann auf Wasserstand und Manometer. Durch optische Signale wird dem Reffelwärter mitgeteilt, welche Dampfmengen er zu liefern hat. Außerdem ist es möglich, von der Hauptzentrale aus alle Teile des Werkes telephonisch zu erreichen. Insgesamt wurden 6 Kessel von je 1750 Quadratmeter Heizfläche mit einer Dampf­Spannung von 35 Atmosphären Ueberdruck bei einer Dampftemperatur von 425 Grad Celsius eingebaut. Die normale Dampfleistung ist auf 65 Tonnen in der Stunde berechnet, die Höchstleistung aber beträgt 77 Tonnen je Stunde. Von den 16 Kesseln find 12 als Stellrohr­teffe! und 4 als Gruppenrohrfeffel ausgebildet worden. Mit diesem hier erzeugten Dampf werden die Turbinen betrieben. Im Turbinen­haus arbeiten neben drei fleineren Vorwärmeturbinen drei Haupt­furbinen mit einer Höchstleistung von je 80 000 Kilowatt. Es sind die größten Maschinen, die bisher in Europa   zur Aufstellung gelangten. Alle Maschinenteile sind vollkommen ausgeglichen, so daß leine schäd lichen Schwingungen auftreten fönnen, durch die die Maschinen und ihre Fundamente zerstört würden. Mit dem Bau dieses Werfes wurden mehr als 30 000 Menschen in neunzig verschiedenen Fabriken beschäftigt 5000 Waggons zu je 60 Tonnen 150 Güterzüge fchafften den Baustoff in fünfzehn Monaten heran. 4000 Arbeiter mirften Tag und Nacht in dret achtstündigen Schichten an der Bollendung des Wertes. Dabei ist aber zu bemerken, daß bisher nur die Hälfte des für den endgültigen Ausbau vorgesehenen Kraft mertes fertiggestellt wurde. Berlin   hat durch die Schaffung diefes Betriebes eine erfreuliche Beitficht bewiesen. 60 Millionen Mart murben im Hinblick auf die Zukunft in einer wirtschaftlich unsicheren 3eit aufgebracht. Schon heute zeigt fidh  , wie richtig die Stadt gehandelt hat. Die Kopfleiste der heu­figeu Numme der Technik" zeigt die Ansicht des Kraft­

meres Mingenberg von der Spree  

aus.

Im Zusam menhang hiermit möge an die Boll­endung des Achen. fee- Kraftwerks er­innert werden, über die in de­ersten technischen Beilage des Vor­märts" vom 7. Of­tober d. 3. ein­gehend berichtet murde.

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reichs größtes Kraftwert wurde. am 20. September d. J. in Betrieb genommen. Es ar­beitet zunächst mit zwei Zwillings­Belton- Rädern, bie ie 15 000 PS. bei einem Arbeitsdruck von 40 Atmosphä

ren entwickeln. Daneben erzeugen drei einfache Beltonräder zu fammen noch 24 000 PS. Die gesamte elektrische Leistung beträgt 28 000 Kilowattampère. Durch dieses Kraftwerk wird Dester reich auch Stromlleferant für das Ausland: die banerischen Bahnen beziehen hier für einen Teil ihrer Strecken die notwendige Energie.

Auf dem Gebiete der Elektrizitätserzeugung sind in den letzten Jahren immer größere Leistungen erreicht worden. Im Rheinland  wurden Freileitungen für die ungeheure Spannung von 200 000 Bolt in Betrieb genommen. In den Laboratorien der Elektrizitätsindustrie werden alle bei solchen Anlagen notwendigen Geräte einer jcharfen Prüfung unterzogen. Eine unserer größten Transformatorenfabriten hat jetzt den größten Transformator der Welf fertiggestellt. Der Eisenfern dieses Ungeheuers wiegt allein 65 Tonnen, er übertrifft damit selbst den bisher größten Umformer der Welt, der im Golden­bergmert der Rheinischen Elektrizitätswerte aufgestellt ist. Diefer Transformator hatte bereits ein Gesamtgewicht mit Delfüllung von 120 000 Kilogramm. Das Gewicht des Dels allein beträgt 35 000 Kilogramm, die Höbe dieses Transformators ist rund 5% Meter. Das Wesen der Transformatoren besteht darin, die von den Dynamos erzeugten relatio geringen Spannungen für den Ueberlandtransport Der Elektrizität über Drahtleitungen auf Hochspannung umzuformen und sie dann wieder am Gebrauchsort auf die dort zur Unwendung gelangende Berbrauchsspannung herunterzutransformieren. Man ftellt bie Transformatoren in n Delbab, well in thnen elektrische Bertufte auftreten, die sich restlos in Bärme umfehen und ohne Rühlung zur Zerstörung ber Apparate führen Tonnten. Das Interessante bei biefen Geräten ist die Tatsache, daß hier der Bersuch noch alles bedeutet, daß die rechnerischen Grundlagen bis zum heutigen Tage noch nicht mit der gleichen Sicherheit festgelegt werden Eonnien mie in der Mechanit, 0086 101818A

Eine unserer Abbildungen zeigt den größten bisher in Deutsch  | flüffige Gas eintreten tann; durch die Saugwirkung des Schorn eins land erbauten Freiballon. Er wurde im Auftrage der Deutschen Verfuchsanstalt für Luftfahrt Berlin- Adlershof bei der Luftfahrzeug gesellschaft in Seddin erbaut. Sein Inhalt beträgt 9500 Rubikmeter. Von der Unterfante des Korbes bis zum Zenith mißt der Ballon rund 44 Meter, fein Durchmesser beträgt 26,3 Meter. Mit diesem

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wird es dann genau fo mie Abgase in unseren gewöhnlichen Dien heizungen nach oben befördert, so daß die Zündung des Motors in feinem Augenblid mit dem Gas in Berührung fommt. Ein elektrischer Wasserstoffmesser zeigt Beginn und Ende des Ausströmens des über­flüssigen Gases an. Die Probefahrten, die der Ballon vor furzem durchführte, zeigten, daß die Hoffnungen, die man auf diese Kon struttion gefeht hat, berechtigt waren. Die Notwendigkeit der Höhen fortung ergibt sich aus der Tatsache, daß unsere flugtechnischen Fady­Leute der Meinung sind, daß sich der Flugverkehr der Zukunft über den Wolben in erheblichen Höhen abspielen werde. Man spricht hier Son 10 000 bis 15 000 Rilometern. Aber erst die fostematischen Forschungen werden die Richtigkeit dieser Ansicht beweisen müssen, Auf der Zeppelinwerft in Friedrichshafen   arbeitet man augens 00.0 blicklich on der Fertigstellung des neuen großen Amerika  - Luftfchiffes. Dieser Ballon, der die Werfinummer L Z 127   trägt, wird einen Gasinhalt von 105 000 Rubikmeter haben. Seine Gesamtlänge be­trägt 236 Meter, fein größter Durchmesser 30,5 Meter. Das Luftschiff wird zur Beförderung von 20 Personen sowie Fracht, Gepäck und Bost von insgesamt 15 Tonnen eingerichtet sein. Auf eine Wieder­gabe dieses Schiffes im Bild fonnte perzichtet werden, da feine äußere Form dem L Z 126, das seinerzeit an Amerifa geliefert wurde, ent­spricht. Die Führer- und Fahrgastgondel wird, wie bisher, nahe unter der Spize eingebaut, in der Schiffsmitte werden auf jeder Seite zwei Seitengondeln und am Heck noch eine Einzelgondel eingebaut. Jede dieser Gondeln wird mit einem Manbach- V L- 2- Motor mit un­mittelbar angetriebener Luftschraube ausgerüstet. Der Innenraum des Schiffstörpers mird, wie bisher, für die Aufnahme von Gaszellen in 17 Abteilen unterteilt. Der Aktionsradius des Schiffes foll 10 000 Kilometer betragen, die Maschinen werden ihm eine Geschwindigkeit von 128 Rilometer in der Stunde erteilen. Als Betriebsstoff wird neben Benzin vor allem Gas dienen. Dieses Gas wird im unteren Teil des Schiffes in besonderen Zellen untergebracht, während das eigentliche Traggas den oberen Teil des Schiffes einnimmt. Das Kraftgas ist etwa so schmer mie Luft, so daß beim Verbrauch dieses Treibmittels feine Auftriebsänderungen eintreten, ein Umstand, der für die Führung des Luftschiffes von großer Bedeutung ist. Die Räume werden vornehm, aber amedmäßig ausgestattet sein. Das Schiff, wird, wie alle modernen Luftschiffe, fowohl für die Landung am Maft wie am Boden eingerichtet. C

Ballon sollen physiologische Untersuchungen in den höheren Luft schichten durchgeführt werden. Man will feststellen, unter welchen Bedingungen der Mensch in großer Entfernung vom Erdboden ohne Schädigung seiner Gesundheit leben kann. Man will weiter feft ftellen, wie die Kälte, der Luftdruck und die Strahlungen auf den Menschen wirken. Man wird in diese Gondel aber auch einen zehn­pferbigen Benzinmotor einbauen, um durch genaue Beobachtungen und Messungen zu der Konstruktion eines wirklich brauchbaren Höhenmotors zu fommen. Hier ist es michtig zu wissen, welchen Ein. fluß Kälte und Luftdruck auf das Gasgemisch und die Leistung des Motors haben. Da die Anwesenheit eines Motors an Bord eines gewöhnlichen Freiballons infolge des an seinem unteren Teile aus ftrömenden Gafes zur Ratastrophe führen müßte, hat man bei dem neuen Ballon, der auf den Namen Bartsch v. Sigsfeld" getauft wurde, eine Konstruktion geschaffen, die es ermöglicht, überflüssig werdendes Gas nicht mehr unten, fondern über dem Ballon austreten zu laffen. Man hat einen Gasschacht eingebaut, der den Ballon in feiner ganzen Länge wie ein Schornstein durchzieht. Der untere Teil diefes Schornsteins hat ringförmige Deffnungen, durch die das übere diefes Schornsteins hat ringförmige Deffnungen, durch die das über­

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Die Abbildung am Schluß unserer heutigen Beilage stellt das eigenartige Schnellschiff Forelle, das der Ingenieur Boerner in Dresden   gebaut hat, dar. Diefe sehr interessante technische Ston­struttion verdantt ihre Entstehung im wesentlichen der Beobachtung von Fischen. Boerner fah, wie die Forelle im reißenden Waffer gegen den Strom feststeht und dennoch taum die Flossen bewegt.

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Gleichzeitig

aber macht sie sehr hef= tige Bewegungen mit den Kiemen. Der Fisch schludt Wasser und stößt es durch die Kie­men wieder aus. Dadurch überwin­det die forelle ben Widerstand der Strömung. Dieie Beobachtungen nuẞte Boerner nun bei der Ston­struktion feines Schiffes aus. Er brachte am Bug unter der Kiel­Linie eine Deff= nung an, welche mit dem Schlund des Filches zu Der gleichen ist. In bie Deffnung fette er Die Schiffsschrau be binein, Die ihren Antrieb durch den Motor erhält. Das dann Don der Schiffs­mird durch dahinter befindliche schraube angesaugte Wasser tiemenartige Deffnungen wieber herausgeftoßen. Dadurch wird genau so wie bei ber Forelle der Widerstand gegen den Strom erheblich vermindert. Wir haben es hier zunächst mit einem Brobe­schiff zu tun, dessen Brüfergebnisse nunmehr ausgewertet werden tönnen. Es ist durchaus möglich, daß mit Hilfe des Boernerfchen Brinzips erhebliche Geschwindigkeiten bei relatiu geringem Kraft­aufwand erreicht werden können.

Cine interessante Einrichtung hat die Lufthansa für ihren Wasser­flugverkehr eingeführt: ein Schwimmdod für Flugboote. Das Su- Waffer bringen und Aus- dem- Wasser- herausnehmen der immer größer werdenden Flugzeuge ließ solche Einrichtungen als notwendig erscheinen. Das erste in Lübeck   erbaute Schwimmbod biefer Art hai eine Länge von 40 Meter, eine Gesamtbreite von 25 Mieter; feine Tragfähigkeit beträgt 100 Tonnen, es tann in einer Stunde ein Flugzeug doden.

Im Frühjahr 1927 machte die erste Hochdrud- Dampflokomotive der Welt zwifchen Berlin   und Magdeburg   ihre Brobefahrten. Es handelt sich hier um eine umgebaute Schnellzugslokomotive, bei der der gewöhnliche Kessel durch einen hoch brudteisel ersetzt und ein neuer och bruddampfaylinder eingebaut wurde. Die Bersuche ergaben gegenüber der gleichwertigen Schnellzugslokomotive alten Typs eine Rohleneriparnis von 30 Brozent bei einer mittleren Leistung von 1000 PS am Zender- Bughafen. Die höchfte mittlere Leistung betrug rund 1350 PS. bei geringerem Dampfverbrauch gegenüber 1080 PS. der gewöhnlichen Schnellzugs­fotomotive. Man hofft, durch weitere Berbefferungen noch etwa eine gehuprozentige Brennstoffersparnis au erzielen, luf der Strede Berlin  - Fürstenberg wurde in diesem Jahre zum erstenmal auch noch eine Kohlenstaubfeuerungslotomotive in Betrieb genommen.

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