Ar. 61844. Jahrgang
Der
1. Beilage des Vorwärts
gluck happe • Fisch
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KRUEGER
Sonnabend, 31. Dezember 1927
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der Karpfen nur gesund in den Behälter, so schadet ihm die lange Fahrtdauer und Einlagerung nicht. Billig ist bekanntlich der Korpsen zu keiner Jahreszeit am Jahresende schwillt jedoch immer der Preis an( etwa auf 1,50 m. pro Pfund), so daß die arbeitende Bevölkerung sich wohl nur in seltenen Fällen an dem Verspeisen dieses Lurussisches" beteiligen kann.
Gern gibt auch ber aufgeklärte Mensch dem Aberglauben nach, I nach ist der Erfolg der Zucht daran geknüpft, daß Leiche mit gut| in die vorhandenen Fischkastenanlagen der Fischerinnungen. Kommt menn dabei der Rigel des Gaumens in Frage kommt so ist der bewachsenem Lehmboden zur Verfügung stehen müssen, da sonst der Karpfen ein begehrtes Gericht für Weihnachten und Neu- Rarpfen einen mudigen Geschmad bekommt. In jahr: wer getrocknete Schuppen in sein Bortemonnaie tut, wird das ganze Jahr Geld im Beutel haben. Namentlich als Silvester farpfen ziert er die Tafel der Familien, denen es auf ein paar Mark mehr oder weniger für das lezte Mahl des Jahres nicht an= tommt. Ein unschuldiger Aberglaube diefes Schuppensammeln, auch insofern unschädlich, als die schlachtreifen" Karpfen ja doch ihr Reben lassen müssen. Den feinsten Geschmack hat der Karpfen von Ottober bis April, so daß also am Jahresende eine günstige Zeit fürs Berspeisen ist. Die Schuppenlegende ist die moderne Uebers tragung der antiken Auffassung: als Sinnbild der Fruchtbarkeit ( manchmal beträgt die Zahl der Eier 600 000) war der Karpfen der Remus geheiligt. Bei den Römern hieß er Cyprianus nach dem Sitz der in Zypern thronenden Göttin.
Der verbreitetste Fisch.
Die Familie der Karpfen umfaßt einen sehr großen Teil aller Süßwasserfische an 800 Urten dieser länglich- eirunden Wasser bewohner find bekannt. Die Vermischung der Arten und damit die Bildung neuer wird durch die große Fruchtbarkeit begünstigt. Die Verbreitung erstreckt sich auf Europa , Asien und Nord amerita; schon in der Urzeit war der Karpfen vorhanden, wie die Pfahlbautenfunde beweisen. Die Eiszeit hatte ihn nach Süden gedrängt, und erst mit der fortschreitenden Kultur wurde der Speise forpfen wieder bei uns heimisch, namentlich durch die Bemühungen der Mönche, die für ihre Fastenspeisen den leckeren Karpfen züchteten. 2lm 1400 ift er bei den Deutschordensrittern nachweisbar, 1496 in England, 1560 in Dänemart, 1729 in Petersburg . Nordamerika Tennt die bei uns gebräuchliche Art seit 1877, Japan seit 1904.
Die Zucht des Karpfens.
Der Karpfen ist derjenige Fisch, der sich am besten für die Zucht in Teichen eignet. Er liebt stehendes Wasser mit sandigem oder fchlammigem Untergrund, in dem seine Nahrung, Würmer, Insektenlarren, aber auch vermoderte Pflanzenteile, sich reichlich vorfindet. Wichtig ist eine gute Besonnung; taltes Wasser ist dem Karpfen nicht sympathisch. Daher hält er sich auch nicht in Gebirgsflüssen auf, während ihm ein langsam fließender Strom nody zusagt. Aber sein eigentliches Gebiet ist doch der Teich, dem
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3ement.
Er lief von einem Zimmer ins andere, mit blutrotem Gesicht, suchte irgend jemand, sah niemand, schmiß die Stühle um, marf die Papiere von den Tischen, stieß die Menschen, die ihm in den Weg liefen. Die puppenhaft- zarten Steno typiftinnen frümmten sich erschrocken auf ihren Stühlen und versteckten ihre Frisuren hinter der Maschinen.
Und die Menschen standen und saßen erstaunt und überrascht, stumm vor Schrecken, schauten in panischer Angst einander an und legten ihre Hände oder ihre Akten an den Mund, wenn er fortlief.
Als sein lauter Butanfall fich ein wenig gelegt hatte, marf Gljeb seinen Mantel und Rucksack in eines der Zimmer und stürmte in das Bureau des Direttors. Mit ebenso besorgtem Staunen, aber streng und ruhig empfing ihn der Direktorstellvertreter Müller, mit seinen filbernen Borsten auf dem Schädel, mit dem filbernen, furzgeschorenen Schnurr bart und dem goldenen 3mider. Er stand auf, blizte mit feinen goldenen Zähnen und streďte ihm die Hand über den Zisch entgegen.
Barum machen Sie so einen Lärm, Genosse Tschuma Iow? Sie schimpfen so laut, daß die Fensterscheiben zer 1pringen." Gljeb setzte sich nicht, bemerkte nicht die ausgestreďte Hand. Er stellte sich neben Müller und wandte ihm sein abgemagertes, sonnenverbranntes Gesicht zu.
Wer hat angeordnet, daß die Arbeit im Werk, einzustellen ist?"
Müller blizte wieder mit den Zähnen und machte eine Handbewegung, die demütige Kraftlosigkeit martieren follte. ,, Stellen Sie sich nicht dumm, sondern fagen Sie gerade heraus: welches Vieh hat die Arbeit, die in vollem Gange war, untergraben?"
Müller zuckte mit dem Kopf, blizte mit den Gläsern seines 3widers, und sein Gesicht wurde alt, welt und rostig.
Bor allem möchte ich Sie bitten, Genoffe Tschumalom, in Ihren Ausdrücken vorsichtiger zu sein. Die Fabrikleitung hat damit nichts zu tun.. Bir haben die Arbeit eingestellt, meil der Volkswirtschaftsrat wegen Mangel an notwendigen Mitteln es für unmöglich hielt, die Renovierungen ohne Sanktionen der höheren Wirtschaftsorgane fortzusetzen."
Mitteleuropa sind von alters her die Karpfenteiche Böhmens berühmt, die schon im 16. Jahrhundert in Blüte standen, dann aber durch den Dreißigjährigen Krieg sehr in Mitleidenschaft gezogen wurden. In der Neuzeit haben sie ihre hervorragende Stellung wieder erlangt: das Zentrum der böhmischen Teichwirtschaft befindet sich in Frauenberg an der Moldau, wo auf einer Fläche von etwa 60 000 Morgen sich zirka 300 Fischteiche befinden. In Deutsch land sind es die Teiche in Schlesien , Niederlausitz , Schleswig und Miedlenburg, die den Anforderungen am besten entsprechen. Bei der Zucht ist auf Bereitstellung einer guten Roffe somie auf ge nügende Ernährung Gewicht zu legen. Zum Laichen setzt man aus: gesuchte Tiere in den Streichteich", mobei ein bis zwei Milchener auf einen Rogener gerechnet werden. Fünf bis zehn Tage nach Ausschlüpfen wird die Brut in den„ Borstreckteich" gesetzt, dessen Wasser durch rechtzeitiges Einlassen angewärmt ist. Von dort geht es nach 1 bis 1% Monaten in den zweiten Borstreckteich, dann folgt im zweiten Sommer der Aufenthalt im eigentlichen Streckteich und im dritten Jahr im Abwachsteich, von dem aus der Verkauf beginnt. Bichtig ist, daß teine anderen Fische sich in den Teichen vorfinden, auch keine Frösche, damit die Brut nicht gestört und vernichtet wird. Auch die Nachhilfe durch Fütterung mit Lupinen, Fleischund Blutmehl muß sorgsam dosiert werden: als Durchschnitts gewicht nimmt man im dritten Jahr zwei Bfund an. Die Farbe der Karpfen nariiert bekanntlich von goldgelb bis blaugrün als Spiegelfarpfen bezeichnet man die Tiere, die nur wenige, aber un verhältnismäßig große Schuppen befizen. Doch haben diese Spiegel farpfen an den Seiten meist noch eine Reihe von fleinen Schuppen, so daß für das Portemonnaie doch die nötigen Glücksschuppen vorhanden sind.
Für eine Großstadt wie Berlin oder Wien ist zu Weihnachten und Neujahr auf einen nach Iausenden von Zentnern zu beziffernden Umsatz zu rechnen. Was etwa 10 000 Zentner Silvesterkarpfen bedeuten, wird einem klar, wenn man erfährt, daß die Frauenberger Ausbeute sich auf 20 000 Zentner beläuft. Natür lich kann eine solche Belieferung nicht in wenigen Tagen erfolgen, und der Umstand, daß der Karpfen ein recht zäher Fisch ist, gestattet feine frühe Zusendung womöglich in Spezialwagen mit Sauerstoff- und Wasserzufuhr- und Einlagerung
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Bandenunwesen am Friedrichshain .
Genoffe Wufchic niedergeschlagen und beraubt.
Wiederholt wurde im„ Borwärts" über die Un= sicherheit im Friedrichshain , dem Dorado lichtſchener Elemente, berichtet. Mit welcher Dreistigkeit die Wegelagerer trog des energischen Vorgehens der Polizei noch immer sich bewegen, beweist ein neuer Fall, der sich in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ereignete.
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Unser Genosse Adolf Wuj dick befand sich auf dem Heimweg und passierte gerade die Landsberger Allee , gegenüber der Schultheiß Bazenhofer Brauerei. Drei Burschen, die einen ganz harmlosen Eindruck machten, fielen plöglich über 2. her und versetzten ihm mit einem harten Gegenstand mehrere Der lleberfallene firzte zu Boden und die Rowdies mechten sich über den Wehrmutige Schläge über den Kopf. lojen her. Während einer der Räuber auf den halb Bemußiloien fniete, drückte ihm ein anderer die Augen ein. Der dritte riß seinem Opfer die Weite auf und raubte ihm die 11 hr sowie die Brieftafd) mit einem fleinen Geldbetrag. 2s W. micder zu sich fam, rief er laut um Hilfe. Jezt ergriffen die Burschen die Flucht und liefen mit dem Ruj:„ So, jetzt haben wir den Revolver, jezt fannst du nicht mehr schießen", in Richtung des Friedrichshaines davon und entkamen in der Dunkelheit. Mehrere Angestellte der Schultheiß Brauerei, die dem Raubüberfall ous einiger Entfernung zu gesehen hatten, glaubten, daß es sich um eine Brügelei handle. Wie sie später aussagten, seien sie. als ihnen der wahre Sachverhalt flar wurde, durch den Trid der Räuber, die sich unter dem obengenannten Ruf entfernen. in ihrem Glauben darin noch bestärkt worden. noffe W. teine genaue Beschreibung der Täter geben. Die Polizei hat die Ermittlungen jofort aufgenommen. Es ist wünschensmert, daß dem Unwesen mit aller Energie entgegengetreten wird hoffen, daß dem Genossen Buschick teine ernsten Foigen aus diesem tief bedauerlichen Zwischenfall entstehen.
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Leider fann Ge
Wir
,, Geben Sie mir die Weisungen des Volkswirtschafts-| Reihen durch die Bellen und Bersammlungen eine Resolution rates. Habt ihr Schweinehunde euch mit dem Volkswirt beschließen, und da der Gewerkschaftsrat eine uns naheschaftsrat verständigt: habt geglaubt, daß es euch gelingen stehende Organisation ist so werden wir auf diese Weise wird, hinter meinem Rücken das Spiel an euch zu reißen? unsere Interessen verteidigen können und werden die Sache Habt geglaubt, daß das Industriebureau mich faltstellen wird dem Revolutionstribunal übergeben... und all dies Gesindel und daß ihr Erfolg haben werdet? Treibt diesen Spaß nur und allen Unrat an die Wand nageln. weiter, ihr Tauben: es wird mir schon gelingen, euch alle Die Menschenmasse erdröhnte unter Schreien, Lachen unter ein Netz zu bringen." und Beifallsflatschen.
,, Woher nehmen Sie das Recht, welches sind die Gründe, Genosse Tschumalow, daß Sie mit so schweren Anschuldigungen kommen? Ich protestiere in fategorischster Weise. Sie fagen unbedachte, verlegende Sachen. Wir sind feine kleinen Kinder: wir dürfen die Grenzen der Instruktionen und Vorschriften, die von oben kommen, nicht überschreiten. Wir sind hier sogar von all diesen Sachen ganz ausgeschaltet worden: alle Magazine sind vom Volkswirtschaftsrat versiegelt. alle Dokumente vom Vertreter des Volkswirtschaftsrates herausgeholt worden.... Seien Sie so liebenswürdig und machen Sie Ihren Standal nicht uns, sondern dem Volkswirtschaftsrat."
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Gljeb drehte sich zu Müller um und schlug mit der Faust auf den Tisch: Bitte, schwätzen Sie mir da feinen Unsinn vor. Ich kenne alle Ihre Machinationen ausgezeichnet. Ich werde das nicht so belassen wegen Ihrer schönen Augen. Ihr habt wohl die Sache mit der Forstverwaltung vergessen, Freunde? Ihr werdet es an eurer Haut spüren, wie man solch Gesindel niederfnallt. Ihr habt mich für einen Narren gehalten und mir immer mit dem Induſtriebureau gedroht, aber ich werde euch eure Rippen und Schädel einschlagen. Morgen früh werden die Arbeiter die Arbeit beginnen. Die Renovierung muß in zwei Monaten fertig sein, und zum Serbst wird das Werk vollständig in Betrieb gefeßt. Haben Sie mich verstanden?"
Müller zuckte mit den Schultern, lächelte verlegen, wollte etwas sagen, verfchluckte sich aber durch die plötzliche Troden heit in feinem Halse.
Auf dem Plaze vor der Fabrifleitung drängten sich Arbeiter in fleinen Haufen, in müßiggängerischer Lange weile, saßen im Schatten auf der Erde, vor der Wand, tamen und gingen. Rauchten, schrien durcheinander und lachten laut. Gromada stand auf der höchsten Stufe der Treppe, in der offenen Tür des Bureaus, fuchtelte mit seiner fnochigen Fauft und trümmte sich vor schwindfüchtiger Erregung.
,, Das ist nur vorübernehend, Genoffen, aber als Arbeiter fiaffe müssen wir voller Bewußtsein dieser Sache gegenüber ... und so und weiter.... Wir werden in geschlossenen
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Und nur Samtschuf, in einem zerfetzten Hemd. schob sich durch die Massen, schlug mit den Armen um sich und brüllte: Niederhauen muß man sie, diese Ungeheuer! Ins Meer mit ihnen, mit diesen Hunden! Worauf wartet ihr. ihr Gesindel, warum seid ihr so flau? Das haffe ich!"
Gljeb lief die Treppe hinunter und ertrant sogleich in der Masse der staubigen, verschwigten Gesichter, in den Schreien, der Unordnung, den feuchtklebrigen Händen. ,.Ha. da ist er. das Ungeheuer! Ach, du Hund, du! Jezt wird alles in Ordnung fommen, er wird es in Ordnung bringen, der Krieger! Alle wird er sie an die Wand stellen.... Ha, der Teufel hat dich uns in einer bösen Stunde weggetragen."
Und zwischen diesen freudigen Rufen ertönten auch andere, düstere und strenge: Wie ist das also, Genosse Tichumalow, was bedeutet das.... Wenn wir so arbeiten werden dann ist es schon beffer, gleich in die Hölle zu fahren.. Sind das Späße?... Wir wissen. wessen Streiche das sind. Diese alten Hautschinder träumen nur vom 3arenregime. Ermarten die Hausherren, die Befizer diese verdammten. Alle muß man sie vor die Flinten nehmen.... Gutes ist von ihnen nicht zu erwarten."
Schmeißgeruch und Tabatsqualm strömte ihm entgegen, und der Atem in diesem Gedränge war schwer und heiß. Bijeb stieß mit den Schultern die dichten Massen nach rechts
und links auseinander.
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Genossen, die Arbeit ist in vollem Gange. Morgen hat jeder nach dem ersten Sirenensignal an seinem Blaze zu sein. Diesen ganzen Machinationen der Svezen merde ich bald ein Ende machen und sie selber an die Wand drücken. Ich fahre jetzt in den Bolkswirtschaftsrat. Wir werden erbarmungslose Bestrafung der Gegenrevolution verlangen, Genossen. Im Induſtriebureau habe ich alle Anweisungen bekommen, habe Heizmaterial mitgebracht. Wir werden heute nach den Bernietungen schicken. Und vor allem werden wir die Granulierund Bohrmaschinen laufen lassen.( Fortjeßung folgt.)