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Rr. 1 45. Jahrgang

5. Beilage des Vorwärts

Die Filme der Woche.

Maria Stuart ." ( Tauenhien- Palaft).

Es dürfte nicht gerade leicht sein, die pofitischen und sozialen Rämpfe, die sich um die Person der Maria Stuart gruppieren, und unter religiöser Berbrämung natürlich auch nur Klaffenlämpfe find, in einem Film darzustellen. Die Manuftriptverfasser diefes Films, Anton Ruh und Friedrich Feher , haben sich die Sache erheblich erleichtert, indem sie ein Frauenleben zu gestalten vorgaben. Aber sie haben von ihrem Geschichtsstudium nicht genug vergeffen, um einen wirklich packenden Film daraus erstehen zu laffen. Die Hand­fung ist immer noch überladen mit dem politischen und religiösen Beiwert. Immer wieder werden Urkunden und Verträge in langen Tegten vorgeführt. Die Schillersche Idealisierung und Sentimentali­fierung dieser blutbefleckten Königin wird freilich gründlich des­avouiert. Maria Stuart wird in ihrer ganzen finnlichen Triebftärke vorgeführt. So gesellen sich zu den politischen Intrigen die Aben­teuer des Unterrods. Wenn ein frühreifes Berlin - W.- W.- Mädchen zum Schluß meinte, Maria Stuart wäre eine Lulu im historischen Kostüm, so hatte sie nicht ganz unrecht. Fragt sich nur, ob die historische Maria nicht viel mehr diefer als der Schillerschen Figur geähnelt hat. Doch der Film braucht sich so wenig wie das Drama an die historische Echtheit zu fehren, und wir wären schon zufrieden, wenn uns die Tegtverfaffer statt der gehäuften Geschichte mehr Ge schichtseinblicke gegeben hätten.

Da im Gegensatz zu Schiller die ganze Borgeschichte der Maria in Schottland mit all den Bluttaten breit erzählt wird, tommt der zweite Teil, die Gefangenfeßung in England, zu furz. Die Gegnerin Marias, Elisabeth, die Vertreterin der vorgeschritteneren englischen Politit, wird bewußt im Hintergrund gehalten. Dafür wird uns freilich auch der tränenselige Abschied der Maria erspart. Was der Film Neues und Eigenes bietet, ist außer der Aufdeckung des Lulu­charatters der Maria, die sehr start im Männerverbrauch ist, eine tulturhistorisch intereffante Schilderung des damaligen Schottland , das in seinen wüsten Kumpanen manchmal nur zu sehr an unsere nationalen Fememörder von heute erinnert. Auch ein guter Wiz wird ſerviert: die Abenteuer eines Geheimvertrages, der von Frant­reich nach Schottland und aus der Tasche des Geheimjekretärs auf den Kehrichthaufen, von dort in die Retirade der Soldaten und schließlich in die Hände der englischen Richter wandert. Da der Film zu viel will, verzettelt er sich, und es gelingt dem Regiffeur Feher froß vieler guter Einzelzüge nicht, Spannung und Interesse zu ton­zentrieren. Obwohl als Oberster Kunstmart Leopold Jehner über dem Ganzen schwebte und man auch manchmal seines Geistes einen Hauch verspürt, weiß man doch nicht recht, was daran fein Bert ift. Magda Sonja ( Maria) ist gewiß raffig( flawisch- raffig) und besticht auch manchmal durch ihre eigenartige Schönheit, aber hin und her geworfen zwischen Politit und Leidenschaft und beider Opfer, läßt sie doch im ganzen talt, so schmeichlerisch und verführerisch fie auch im einzelnen wirkt. Lord Darnley, ihr erster Liebhaber, wird Don Walter Jansen mit der zutreffenden Mischung von Brutalität und Jungenhaftigkeit gezeichnet. eher selbst gibt den glatten gewandten Riccio, Franz Blei ( aus der Literatur früher zum Theater und jetzt zum Film verschlagen) charakterisiert den hageren, bleichen Vorfämpfer des Protestantismus, John Knog, ausgezeichnet. Nicht recht ausgenügt ist Frig Kortner als Eisenfresser Bothwell, impofant und fraftvoll markiert Artur Kraußned den alten Norfolk . Richtig gefürzt, wird der Film als Gegengewicht gegen die monarchischen und anderen Legenden wirten tönnen.

Der Jazzfönig von New Hort." (.. Kurfürstendamm .)

D.

Gegen eine Berurteilung auf Indizienbeweis einzutreten, ift nötig, überall, ganz besonders aber wohl in Amerita. Wenn aber ein Film fich fämpfend einer Sache annimmt, dann muß er einen festen Willen befunden und getragen sein von dem Können des Regisseurs und der Schauspieler. Dieser Jazzfönig von New Dort ft wirtlich völlig umsonst gedreht worden.

Der Jazzkönig steigt aus der Tiefe empor, verlobt sich mit einer Millionärin und wird beinahe zum Tode verurteilt, meil während feiner Abwesenheit in seiner Wohnung eine hofterifche Frau mit ihrem schießmütigen Geliebten Krach friegt und dabei ben Tod findet. Manuskriptverfasser und Regisseur[ drufen aus diesen Vorgängen einen Rientoppschmarren schlimmster Sorte. Luther Reed verstand sich weber auf Stimmung noch auf Spannung, und was Filmichauspieltunst ist, scheint ihm auch gerade fein geläufiger Begriff zu sein. Mithin, es ist ein Film,

Sonntag, 1. Januar 1928

Wochenprogramm des Berliner Rundfunks.

Sonntag. 1. Januar:

9: Morgenfeier. 11.30: Platzmusik, 14.30: Geschichte der Postwertzeichen der deutschen Einzelstaaten. 15: Weltgeschichte in Anekdoten. 15.30: Funk­

heinzelmann. 16.30: Unterhaltungsmusik. 19.05: Bilder aus der Berliner Wohl­fahrtspflege. 19.30: Der Luftverkehr der Gegenwart. 20: Was wir in Afrika erlebten. 20.30: Neujahrs- Kabarett. 22.30: Tanzmusik. Montag. 2. Januar:

15.30: Der Sternhimmel im Monat Januar. 16: Moderne Arzneimittel­gewinnung. 16.30: Novellen. 17: Musikvorträge. Danach: Unterhaltungsmusik. 19.05: Die Seele des Arbeiters. 19.30: Rechtsfragen des Tages. 19.55: Die

Nationalhymnen der Völker. 20.30: Hermann Stehr . 21.30: Lieder. 22.30: Nachtmusik.

Dienstag, 3. Januar:

12.30: Die Viertelstunde für den Landwirt. 15.30: Technische Wochen­plauderei. 16: Stunde mit Büchern. 16.30: Bayerischer Humor von damals und

heute. 17: Uebertragung aus dem Hotel Esplanade. 19.05: Winterarbeiten im dem Auftreten des Menschen. 20.30: Rezitationen Musikvorträge. Mittwoch, 4. Januar:

Garten. 19.30: Die Richtungen der Poesie, 19.55: Das Leben der Erde vor

15.30: Bahnbrechende Frauen. 16: Deutsche Pioniere der Naturforschung. 16.30: Jugendbühne. 17: Unterhaltungsmusik. 19.30: Der Einfluß Deutsch­ lands auf das Wiener Theater. 20: Das Seelenleben der Jugendlichen. 20.30: Vortrag. 21: Musikalische Unterhaltung. 22.30: Tanzmusik.

Donnerstag, 5. Januar:

12.30: Die Viertelstunde für den Landwirt. 18.30: Nationalwirtschaft einst and jetzt. 16: Fremdsprachliche Vorträge: Französisch. 16.30: Emil Frommel

Funkwinkel.

"

zum 100. Geburtstag. 17: Ungarische Musik. Danach Unterhaltungsmusik. 19.05: Natürlicher and künstlicher Kautschuk. 19.30: Was Reklame kostet and was sie nutzt. 20: Uebertragung Großes Schauspielhaus ,, Madame Pompadour", Operette von Leo Fall . Danach Tanzmusik.

Freitag. 6. Januar:

15.30: Zum 100. Geburtstag von Hermana Grimm. 16: Richtiges Sprechen wirksame Rede. 16.30; Unterhaltungsmusik. 19.05; Italienisch . 19.30: Die Krankenversicherung im Deutschen Reiche. 20: Die moderne Industriewirtschaft. 20.30: Edvard Grieg . 22.30: Unterhaltungsmusik.

Sonnabend. 7. Januar:

12.30: Die Viertelstande für den Landwirt. 18.30: Medizinisch- hygienische Plauderei. 16: Was will Kritik? 16.30: Plattdentsches aus eigenen Werken. 17: Unterhaltungsmusik. 19.05: Der Radfahrweg durch Deutschland . 19.30: Die Rohstoffe des Alltags. 19.55: Das indogermanische Urvolk. 20.30: Krauses haben Theaterabend...

Königswusterhausen .

Sonntag, 1. Januar:

Ab 9 Uhr Uebertragung ans Berita Montag, 2. Januar:

16: Sprechtechnik. 16.30; Deutsche Winterbilder. 17: Uebertragung aus Berlin . 18: Technischer Lehrgang für Facharbeiter. 18.30: Englisch für Au­fänger. 18.55: Tagesfragen auf dem Gebiete der Schafzucht. 19.20: Phan­tastische und groteske Dichtung. Ab 20: Uebertragung aus Hamburg . 22: Uebertragung aus Berlin .

Dienstag. 3. Januar:

16: Berufsberatung. 16.30: Die deutsche Anekdote als Kulturspiegel. 17: Uebertragung aus Berlin . 18: Grundlagen des technischen Zahlen- und Ta­bellenrechnens. 18.30: Spanisch für Anfänger. 18.55; Die Geschichte des deut­ schen Liberalismus bis zum Weltkriege. 19.20: Die Geschichte der Zentrums­ partei bis zum Weltkriege. Ab 20.30: Uebertragung aus Berlin . Mittwoch, 4. Januar:

16: Amerika im Spiegel seiner Schulen. 16.30: Einführung in das Ver­

ständnis der Musik für Jedermann, 17: Uebertragung aus Berlin . 18: Technischer Lehrgang für Facharbeiter. 18.30: Französisch für Anfänger. 18.55: Die Bilanz des Wirtschaftsjahres 1927. 19.20: Leonard Nelson . Ab 20.30: Ueber­

tragung aus Berlin .

Donnerstag. 5. Januar:

16: Himmelsbeobachtungen mit bloßem Ange. 16.30: Aus der Geschichte

der Astronomie. 17: Uebertragung aus Berlin . 18: Carl Ferdinand Appun.

ein deutscher Forscher in Venezuela und Guayana . 18.30: Spanisch für Fort­geschrittene. 18.55; Kalkzustand und Unkrautflora des Ackerbodens. 19.20: Die neue Jugend im Roman ,,, Eckartstunde". Ab 20: Uebertragung aus Berlin ,

Zum Jahresabschluß brachte die Berliner Funtstunde ein höchst fägliches Programm heraus. Anna Rappsteins Bortrag Ein­laufen war eine Aufzählung von allerlei Selbstverständlichkeiten, die nicht einmal nach irgendwelchen Gesichtspunkten geordnet und in einer neuen Beleuchtung geboten wurden. Polizeimajor a. D. Georg Schnarte begann feine Ausführungen über das Silvester treiben im alten Berlin " mit der intereffanten, eingehend begründeten Feststellung, daß das alte Jahr nun bald zu Ende sei. Für Zweifler wurde diese Tatsache noch einmal eingehend am Schluß des Vor­trages dargelegt. Dazwischen erfuhr man, daß es in der Silvester­nacht immer viele Betrunkene gab, und welches Regiment zu Kaisers Zeiten am Neujahrstag vor dem Schloß Dienst tat. Den ,, pikanten Beigeschmad" zu diesem faden Brei fand Herr Schnarte in zwei Freitag. 6. Januar: Neujahrsgratulationen, in denen Friedrich II. nicht feinen sämtlichen Offizieren, sondern nur seinen guten Offizieren Glück wünschte.- Dr. Becce , der aus dunklen Gründen feine mangelnde Dirigenten begabung noch immer im Berliner Rundfunt demonstrieren fann, gab am Nachmittag wieder ein aus allen musikalischen Töpfen zu fammengefeßtes Ragout. Der Abend brachte ein ähnliches Gericht in etwas anderer Aufmachung Bruno Seidler- Wintler, der sich allmählich eine Art wirklicher mufitalischer Rundfuntfultur zugelegt hat, sollte seinen Namen für solche Geschmacklofigteiten in Deutschlang. 18.30: Französisch für Fortgeschrittene. 18.55: Der geschicht­nicht hergeben. Les.

ber in fünstlerischer Hinsicht außerhalb jeber ernsten Disfuffions möglichkeit steht. Im Tert wird viel von Anstand gefafelt, man sollte in der Tat soviel Anstandsgefühl besitzen und dem Publikum nicht einen solchen Film zumuten.

,, Die Stadt der 1000 Freuden." ( Emelka- Palast.)

e. b.

Diese Stadt der 1000 Freuden ist ein Film voll schaurigster Kintoppromantit, mit einer Sterbeszene, die nahezu wie Silvester allotria anmutet. Wir sind es ja schon gewohnt, daß die Filmindu­strie die Mutterliebe als höchst verlogene Gefühlsdufelei verhöfert. Und so mußte diesmal. ein Roman von A. Bennett herhalten, damit Das Geheimnis einer Mutter" nach altbewährter, aber nicht tobenswerter Methode als Filmmanuskript verhackstückt wurde. Die Mutter, die ein verheimlichtes uneheliches Kind hat, heiratet einen reichen, blinden Mann, der ebenfalls, aber offiziell, ein Kind sein eigen nennt. Sie vertauscht die beiden Kinder und bringt dadurch den rechtmäßigen Erben um seinen Reichtum. Als der Geschädigte mit der Frau abredet, bekommt sie einen Schlaganfall, der sie

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16: Gesundheitliche Gefahren der sitzenden Lebensweise. 16.30: Das Buck im nenen Rußland . 17: Uebertragung aus Leipzig . 18: Aus der Geschichte der Astronomie. 18.30: Englisch für Fortgeschrittene. 18.55: Die Börsenbilanz 1927. 19.20; Wissenschaftlicher Vortrag für Aerzte, Ab 20: Uebertragung aus Frankfurt . Ab 22: Uebertragung aus Berlin .

Sonnabend. 7. Januar:

16: Kurzschriftdiktate. 16.30: Reform der dienstlichen Ausbildung der Be­amten. 17: Uebertragung aus Hamburg . 18: Amerikanismus und Arbeiterfrage liche Faust. 19.20: Die vorbachsche Zeit. Ab 20.30: Uebertragung aus Berlin .

vollends lähmt und ihr die Sprache raubt. Aber in der Sterbe­faene geschehen Filmwunder. Die Gelähmte gewinnt Bewegungs­möglichkeit und Sprache wieder und stirbt dann großen Stils, wäh rend sich an ihrem Totenbett drei Liebespaare finden. Das faßten sogar die Filmbesucher, die unentwegt für ein gutes Ende schwärmen, als Ult auf.

Technisch ist der Film Gustave Preiß ist für die Photo­graphie verantwortlich sehr gut. Die Stadt der 1000 Freuden ist ein großer Bergnügungspart, in dem alle technischen Errungen­fchaften zu Belustigungszweden Verwendung finden. Der Rummel­plaz ist ja nun wirklich feine neue Entdeckung für den Film, aber der Regisseur Carmine Gallone sieht diesen Bergnügungsparf ganz vorzüglich. Ebenso versteht sich der Regisseur recht gut auf Massenszenen. Er nimmt auf jeden Fall seine Arbeit ernst, und er fann etwas. Adele Sandrod spielte in ihrer interessanten Art die Mutter; durch ihre Darstellungsfunft rettete fie bei dieser Rolle, was überhaupt zu retten war. Baul Richter glänzte durch Aussehen, Können und Routine. Gleichfalls fah Claire Rommer gut aus, während man sich an Francis Cupiers Geficht nur schwer gewöhnen fann, zumal es durch eine unglückliche Bonyfrisur fast stirnlos erscheint.

e. b.

100 Jafen Hp Franck.

AN DIE DEUTSCHE HAUSFRAU. Erzeugnisse, die sich die Gunst von Millionen Hausfrauen in aller Well erworben haben und ein Jahrhundert hindurch zu erhallen ruußten, müssen gul sein. Diese Überzeugung pflanzle sich fort von Generation zu Generation., Jhr Erfolg ist die heutige well­umspannende Bedeutung der Firma FRANCK und die große Verbreitung ihrer Erzeugnisse in allen Kulturländern. Es werden läglich über 120 Millionen Tassen getrunken. Aecht Franck und Kornfranck sind Qualitätsmarken, die nicht übertroffen werden können, Das hat die Hausfrau erkannt- thr gebührt unser Dank!

Theinrich Franck Schne

6.m.b.H.

Berlin

Ludwigsburg

410 Halle Neuß