Sonntag
1. Januar 1928
Unterhaltung und Wissen
Kampfjahe, glückauf!
Zu hariem Ringen ruft ein neues Jahr
Und heischt, die Kraft zum Austerften zu spannen. Es bietet sich dem Blick der Gipfel dar,
Zu dem wir steigend Schritt um Schritt gewannen. Wir tragen unfer Banner übers Land, Das fachgemut die Freiheit euch verkündet. Du, Bolf, haft selbst dein Schicksal in der Hand: Wer müht und schafft und darbt, sei uns verbündet!
Die Zukunft fämpft mit der Vergangenheit Und soll den ganzen, großen Sieg erringen. Wir sind die Boten einer neuen Zeit:
Was morsch und Sunfel, wollen wir bezwingen! Weh dem, der lasch und träge ferne steht
Und faumig muert: Laß doch die andern schaffen! Wie grüßen jeden, der zur Seite geht In gleichen Sinne mit den gleichen Waffen. Der Geist verbannt zerstörende Gewalt, Und aufgeblühte Macht wird jah zuschanden. Dies Jahr ist von besonderem Gehalt: Es hebt ein Ringen an in allen Landen. Und sei der Weg auch steh die Mühe schwer, Die raten Zeichen hissen wir auf Erden! In stolzem Schritt marschiert der Arbeit Heer. Kampfjahr, glückauf! Der Sieg soll unser werden. Henning Duderstadt.
Der Winter in der Kunst.
Bon Dr. Hedwig Fischmann.
Richt, als ein fiegreicher, triumphierender Held, vor deffen Mirzendem Schritt weitauf alle Pforten sprangen, ist der Winter ins Reich der Kunst eingezogen. Blind und fühllos war die Menschheit jahrhundertelang an der schimmernden Schönheit seines Märchenmunderlandes vorübergegangen, war in die dumpfe Enge des Hauses vor seinem scharfen, befreienden Anbauch geflüchtet. Der Winter als grimmer Feind, als Lebenertöter fo spiegelt sich lange Zeit fein so spiegelt sich lange Zeit sein Bild in der Seele der Menschheit, so ward ihm vernehmbarer Aus. drud durch den Mund der frühen Dichter. Und wo das Gemüt ver schloffen war, bie winterliche Bunderwelt in sich zu trinken, ba konnte fich unmöglich eine Hand finden, ihr Abbild liebevoll zu formen, auch menn fie die malerische Gestaltungskraft besessen hätte, den berüden. Den Zauber einer Winterlandschaft mit ihren phantastisch herabmallenden Schneeschleiern, dem Flimmern und Schimmern ihrer Gisgebilbe, ber farblosen Bielfarbigkeit und formlofen Geformtheit nachschaffend u zu bilden. Jahrhunderteweit führt der Weg bis zu biefem ale
Beilage des Borwärts
Sonderbericht für den Vorwärts" von Mag Winter.
An Bord der Belvedere ", 16. Dezember. Die lange Mauer ist durch ein niedriges Tor unterbrochen. In zwei starken Pfeilern fizzen die Angeln und in ihnen hängen die beiden Torflügel. Aber das Tor schließt nicht dicht. Wo die Angeln fizen, flafft ein Spalt. Ein schmaler Spalt. Aber er ist breit genug, um zwei liebenden Herzen einen Weg zu geben für ihr Abschieds: weh. Er, der junge Mensch mit dem Schlapphut steht drinnen, hinter dem Tore, das die beiden nun geschieden hat, für lange, für immer bielleicht, fie aber lehnt draußen verzweifelt an dem Pfeiler. Beide meinen. Die Hände tönnen sie sich nicht mehr reichen, aber mit den Augen trinken fie ihre Seelen. Letzte Blicke aus tränenumflorten Augen, dann geht er in den Hof und in das große Haus, in die " Bension Cosulich", das den Auswanderern an den Tagen kurz vor der Abfahrt ein legtes gaftliches Dach bietet, fie aber geht auf die Straße, die nach Servola führt, zurück nach Triest , zurüd in ihr enges. Heim in der Altstadt, oder zurüd zu ihrer Herrschaft", der sie dient, zurück in den grauen Alltag. Ihr Liebster aber zieht über das große Meer, bier Wochen lang, hinüber nach Buenos Aires oder nach Uruguay oder Brasilien , sich drüben das Leben zu er obern.
Das war mein erster Eindruck, als ich aus dem Hotelwagen stieg, um noch rasch die Formalitäten zu erledigen, die auch der Kajüten paffagter auf der Steise nach Südamerika zu erfüffen hat. Da öffnete fich schon fints ein fleines Björtchen und durch dieses trat ich ein, eben als der junge Mann mit dem Schlapphut feine Schritte dem Haufe zuwendet.
,, Warum kann die Frau nicht herein?"
Heute nicht mehr. Bir müssen unsere Passagiere in Ordnung haben für die Rommission."
Damit führt mich der Beamte auch schon in das große Haus und vorbei an Menschentetten lauter junge Männer und durch einen Saal, in dem sich diese jungen Leute eben ausfleiden, um vom Arzt untersucht zu werden, in den Raum, wo die Aerzte und Schwestern und die Protokollführer tätig sind. Der Beamte mit meinen Papieren voran, ich hinterbrein. Da stehe ich auch schon vor dem Arzt.
Sano?
Boultommen gefund, Herr Dotion."
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Die ärztliche Untersuchung ist vorüber. Ebenso rasch geht die Passes politische Untersuchung, die Ueberprüfung des Baffes und der Bisen in die drei füdamerikanischen Staaten Argentinien , Uruguay und Brafilien. Keine fünf Minuten später stehe ich wieder in dem Hofe, von dem der Blick auf das Meer hinausfliegt. Dort liegt auch schon unser Schiff verandert, die„ Belvedere ", bie uns alle hinüberbringen foll
Als im 15. Jahrhundert eine neue, wirklichkeitsnahe Stunfts aus der Banden des starren Goldgrundes löfte, der Landschaftsmaler den Weg brechend, da wurde in der engen Stube des Miniaturmalers, der mit forgijamer Feder und farbenfrohem Basel den Gang des Jahres in feinen Kalenderbildern begleitete, Bansel den Gang des Jahres in feinen Kalenderbildern begleitete, Monats Januar wählte der Künstler, der den König der Stunden bücher für den Herzog von Berry schuf, hicht das frei in der Winter landschaft sich entfaltende Leben, sondern die Darstellung der geftcher: ten Geborgenheit vor den Unbilden dieser Jahreszeit, indem er die Tafelreuben des Herzogs in einer reichen Halle, in der ein mächtiges Kaminfeuer hinter dem schützenden Schirm hervorloht, zum Vor
wy nahm.
Das hohe Lied von der ernsten Schönheit des nordischen Winters wird entschieden angeschlagen in der überragenden Kunst Bieter Brueghels im 16. Jahrhundert. Die stählerne Klarheit des Die Stählerne Klarheit des Winters flirrt in seinem Dezemberheft der Wiener Galerie, der Schnee Iniricht unter den, dunkeln Schatten gleich, in die Landschaft hineinstapfenden Jägern und Hunden. Schwer flattern schwarze Bögel unter dem lastenden Himmel. Hier ist zum erstenmal ein Künstler fähig und gewillt, der furchtbaren Erhabenheit der. winter lichen Natur zu laufchen und sie in seiner Schöpfung nachtlingen zu laffen. Aber auch die heitere Beise winterlicher Lust und Unge bundenheit hat dieser sinnenfrohe Flame wohl vernommen: in seinem Stich„ Eislauf beim Georgstor in Antwerpen " tobt und tollt die ungezügelte Lebensfreude von groß und klein über die weite Gis: fläche, an der auch die kritisierende und gestikulierende Zuschauer menge ihren wohl gemessenen Anteil hot. Doch in reichster Bielgestaltigkeit findet die winterliche Landschaft in ber holländischen Malerei bes 17. Jahrhunderts ihre Biberspiegelung. Hier, wo sich alljährlich das fröhlichste Treiben auf den zugefrorenent, das Land durchziehenden Kanälen entfaltet, die Monate hindurch die eigentlichen Bulsabern bes Lebens bilden, mußte der liebevoll ber heimatlichen Scholle zugewandte Blid des Künstlers auch die Welt des winterlichen Hollands in sich aufnehmen, der sie mit det tiefen Wahrheitsliebe, die dieser Malergeneration eignete, nachgestaltete. Als der früheste Vertreter dieser Bestrebungen tritt uns Avercamp entgegen, ber mit emfiger Treue bie von unzähligen wimmenden Schlittschuhläufern, schlittenfahren ben und sich mit einen damals beliebten Rugelspiel vergnügenden Menschen bis in die tiefste Seele belebte Eisflädje als fein befonderes Lieblingsmotiv zur wiederholten Darstellung bringt. Aber bas Gefühl für den einzigartigen Stimmungswert, für die atmosphäri fchen Reize dieses Landschaftsbildes flingt erst in den Gemälden seiner jüngeren Zeitgenossen, eines Aert van der Meer, Jan van Goyen obet Efalas van der Belde mit. Den persönlichsten Stimmungs gehalt hat der frühgeborene Romantiter der holländischen Landschaft Jacob van Ruisdael seinen Winterbildern verliehen, die freilich in seinem Berk nur vereinzelt auftreten. Drüdend lastet der Himmel über den schneebedeckten Häusern, eine schwermutsvolle Trauer ent ftrömt biefer von wenigen dunflen Gestalten mehr betonten als belebten Ginjamfeit. Ueber Seit und Raum spannen sich von hier verwandte Wesen bindende Fäden zu den Winterbildern eines Caspar David Friedrich , zu jenen düsteren, schiffalhaften Geftaltungen der Winterlandschaft, in deren fronenberaubten, schneebelabenen Bäumen, den schweigfamen Wächtern an Hünengräbern
Unbefümmert tollen im Hofe einige Rinder. Fahren die auch mit?"
Da vertennt mich der führende Beamte. ,, 3a, aber dritte Klaffe."
find von weit her gefommen in den Hafen. Sie haben daheim schon Abschied genommen. Ihnen ist die Einschiffung und Abfahrt nur eine Episode, ein Schauspiel.
Und auf Deck?! In dieser engen Welt haben sie sich rasch zufammengefunden. Um 3 Uhr lösen wir am 13. Dezember in Triest die Taue unserer ,, Belvedere " und schon um 5 Uhr spielt ein Bole mit der Harmonita zum Tanz auf, zur Mazurfa! Und so geht der Tanz in die Beine, daß gefegentlich auch der italienische Game- 1 rtere, der Schiffskellner. mittanzt, der hier allerdings nicht nur die begrenzte Aufgabe hat, Kellner zu sein. Er ist auch so eine Art Sanitätsfeldwebel. Das ist ein Stück Selbstschuß und ein Stüd Kultur, das das Zwischendectausend mit auf den Weg bekommt. Alle müssen täglich baden. Da kommt vann der Cameriere und derlieft ein Dugend Namen und die Aufgerufenen gehen dann mit ihm. Längst haben die Alten den Kindern thren Spielplatz weg. genommen. Was die blonde Anita entdeckt hat, ist am zweiten Tage schon die Lungerwiefe der Alten, auf der sie den ganzen Tag liegen oder fizzen oder Karten spielen. Nur die Badeaufrufe oder der Pfiff oder die Glocke, die sie zum Essen rufen, unterbrechen diese Langeweile, Nur einige sieht man auf und ab gehen mit einem bünnen Heft in der Hand, oder sie stizen irgendwo und versuchen in biefem Trubel zu lernen. Die polnische Agentur der Cofulich Line hat ihnen einen polnisch- fpanischen Sprachquetscher gegeben. Mit feiner Hilfe versuchen sie die ersten Schritte in fremdes Sprachland. Das ist ein Anfang. Aber um wie viel größer wäre das Berdienst der Cosulich- Line um die Zukunft dieser Menschen, wenn sie auch für die dritte Klasse einen Kinoapparat anschaffen und betreiben wollte. Die zweite Klasse hat gestern abend angesichts der tausend Lichter von Messina ein Stilaufen in den winterlichen Alpen erlebt. Wie. tönnte das Kino der dritten Masse zum Lehrer werden. Zum Sprachlehrer und erst recht zum Lehrer in der Länderkunde Süd amerikas . Wie nötig täte beides allen diesen Einwanderern. Die meisten dieser jungen Polen , Russen, Ukrainer , Südflamen, Rumänen, Ungarn , Italiener gehen hinüber, ohne auch nur eine Neunzig Ahnung von den Lebensmöglichkeiten zu haben. Dom Hundert gehen nach Argentinien . Und wohl faun einer von den Neunhundert mag wissen, wie groß dieses Land ist Daß es so groß ist wie Deutschland , Belgien , Dänemark , Holland , England, Irland, Frankreich , Spanien , Portugal , Italien , die Schwetz, Jugoslawien , Desterreich und die Tschechoslowakei au fammengenommen und daß dann noch 3000 Quadrattilometer übrig. bleiben, feiner von den Neunhundert weiß es und was drüben ihrer wartet an Arbeit und Lebensmöglichkeiten, an Gesetzen, teiner weiß mehr, als was ihm die Auswanderungsagenten gesagt haben, und das war nicht immer die lautere Wahrheit. Aber nichts von allebent. Das Dach des Frachtschlundes wird zur Lungerwiese und am Rande figen dann in den Nachmittagsstunden audy die Beiblein mit ben Männlein und freuen sich des dolce farniente, des füßen Richts tuns. Höchstens, daß sie sich ihre Lebensgeschichten erzählen, oter daß ihnen einer, der schon. ,, drüben" war, etwas aus seinen Er Bemberger Gegend. Er geht nach Südamerika . Auf die deutsche Anrede antwortet er englisch. Berheiratet, drei Kinder 13 Jahre, 4 und 1 Jahr ait.- ,, Wieso diese Taufe? Die zweite Frau?" ,, Nein, ich war schon einmal drüben, in Nord Dakota, Bergmann." Er hat er es jetzt noch einmal versucht, diesmal in Südamerika und als teine Reichtümer heimgebracht. Aber daheim ist es so schlecht, das Farmer. Glückt's, dann soll die Frau nachkommen. Ueber Jahr und Tag. Bielleicht sitzt sie dann mit den beiden Kleinen und dem Großen", wenn er indes nicht für das noch immer friegerisch geftimmte Baterland" reif geworden ist, auf derselben Belvedere " und gondelt hinüber über das große Waffer
Das jagt er fo, als ob er mich beruhigen wollte. Tur feine Sorge Die hohen Bassagiere zweiter Klaffe werden nicht behelligt." fahrungen zum Besten gibt. Das ift 3. B. ein Utrainer aus der Antwort darauf freunde ich mich mit einer fleinen allerliebsten blonden Italienerin, mit Anita, an, die mir auch bisher auf dem Schiff treue Freundschaft hält. Sie ist ein herziger Schneck und forglos über alle Maßen. Auch auf dem großen Schiff hat sie gleich bas Bromenadended" der Auswanderer ist, find die beiden großen bie Spielgelegenheit herausgefunden. Auch auf dem D- Ded, bas Schlünde, die die Warenfracht aufnehmen, während der Fahrt mit Holzdächern geschlossen, die gegen die Mitte zu etwas ansteigen. Diese beiden Dächer hat Anita sofort entdeckt und für sich und ihre Gespielen erobert, für die Bera, für die Jolanda, für die Liliana, und auch für die Baben, die mit an Bord find. Alles Kinder, die der Vater ruft, und ihre Mütter, alles Frauen, die nach langer Schmerzlicher Trennung nun doch den Augenblick des Glücks erhascht haben, an Bord gehen zu können, um mit dem Mann, mit dem Ernährer wieder bereinigt sein zu tönnen. Auch da gibt es noch schmerzlichen Abschied und heiße Tränen. Die Mutter steht unten am Molo. Werden wir uns wiedersehn?" Die Schwester, der Bruder. Eine Großmutter auch mit einem Enkel, dem jüngsten der Familie. Der Arzt hat die Kleine zurüdgewiefen. Sie war augenfrant. So muß sie bei der Großmutter bleiben. Ihre drei Geschwister aber gehen hinüber Ge
ipiegel dies
utterantlig wieder. Die Kinder fennen keinen Schmerz. Und ist Bonbons zaubern fofort Freude in jedes Kinderantlig. eines ernster geftimmt, weil es die Mutter meinen steht, meine
Die meisten Auswanderer haben niemanden, der ihnen zum Abschied winken würde. Bierhundert Polen, Russen und Utrainer, fracht, die wir in Triest aufnehmen In Spalato haben sich mehr auch einige Juden unter ihnen, bilden den Grundstock der Menschenals Hundert Kroaten und Dalmatiner dazu gefellt, in Messina und Neapel aber sollen Italiener das Menschentausend voll machen, dem Südamerika zur neuen Heimat werden soll. Alle diese Menschen
In Spalato bleibt alles an Bord. Nur einige wenige machen dem Diofletianpalast einen Besuch und beguden die glückliche archi tektonische Anpassung, die auf der Dioklecijanowa obala gefunden wurde. Die teinen schmucken Häuschen an der alten römischen Mauer fügen fich glücklich in das Gesamtbild und sind ein Schinuc der Riva, deren Palmen im leichten Winde ihre Blätter miegen. Hier hat der Amerikareisende zum erstenmal das Gfühl, daß es dem Süden zu geht, entgegen dem Frühling. Und am Abend des 14. Dezember ist es so warm, daß im Speisesaal alle Luken offen sind
und plöglich umflattert ein Bote aus Albaniens Güden oder von den Geftaden Griechenlands die elektrischen Lampen, um sich endlich, zu setzen. Eine bedeutend fleinere Abart unseres heimischen Distel. falters ist es, die uns diese Frühlingsgrüße gebracht hat.
Drunten aber im 3mischenbed da duftet's nach. Zwiebel und Sped, nady Knoblauch und Orangen- Heimat und Neuland, Nord neuer Hoffnungen, und so gondeln wir dem Weihnachtsfest entgegen, und Süd in neuem Gemisch), der Winter der Heimat, der Frühling das uns schwißend im Bereich des Aequators finden wird. Es ist eine lange Fahrt, die wir vor uns haben erst am 9. Januar erreicht die„ Belvedere " ihr Ziel: Buenos Aires .
oder Friedhofspforten, alle Trauer und Verlassenheit des Todes zu| Weg hinüber zu den französischen Impressionisten, zu. raunen scheint. dem Ringen eines Monet mit den Geheimnissen der winterlichen Landschaft.
Eine andere Welt, ein anderer Geist spricht aus den Winter darstellungen des Rokoko. Nur als Erhöher der Lebenslust, mit Schlittengeflingel und blizenden Schlittschuhgleiten konnte der feiner grimmen Strenge beraubte Herrscher Einzug halten in diese festfreudige Seit.
In Deutschland lag es wie ein düsteres Berhängnis über der Wiedergeburt der Winterlandschaft aus dem Geiste der Maleret. n einer Zeit, da unfere größten Dichter, de Kopftod wie Goethe in Wort und Tat laut Zeugnis ablegten für das neu erfchloffene Reich der Winterschönheit, da fehlte das im gleichen Sinne eingestellte Malerauge.
Doch schon in jenen Jahren. Da der junge Goethe flammend das Evangelium der winterlichen Schönheit nach Weimar trug, traten im fernen Westen die Schöpfer einer neuen Landschaftsmalerei, bie zugleich eine fiegreiche malerische Eroberung der Winterwelt be deutete, mit Constable und Turner ins Leben. Turner, der Maler bes Lichts und der Atmosphäre, für deren letzte, feinste Werte, für beren unendliche Bewegtheit er das nachfühlende, nachtastende Organ besaß, war der berufenste Schöpfer des neuen Winterbildes. In feinem Schiff im Schneesturm" sprengte er die Schranken. bie eine gefeffelte Stunft von bem Erfassen der aus Licht und Duft und Dunst gemobenen Winteratmosphäre geschieden hat. Von hier führt der
Als ein vertrauter Freund und willkommener Genosse, der der Winter den Standinaviern im Leben ist, zog er auch in die Kunst dieser Völker ein, von der nur einige Gipfelschöpfungen des 19. und 20. Jahrhunderts erwähnt jeien. Mit einer in der Schule des franzöfifchen Smpreffionismis von hemmenben Feffeln befreiten Darstellungstraft hat Karl Nordström in Schweden bahnbrechend und revolutionär mit den von feierlicher Etifte und abweisender Unnah barfeit erfüllten Winterlandschaften gewirft, während sein Zeitgenoffe Liljefors , im Innersten verbunden mit der ländlichen Natur im Wandel der Jahreszeiten, ihre große, Einsamkeit durch liebevoll belauschtes Tierleben mitdert. Und herüberragend in die neueste 3eit, frönend bas Ringen des Nordens um die Gestaltung der Winterlandschaft, stehen die monumentalen Bilder des Norwegers Munch , bessen Schimmelgespann im Schnee" oder Schneeschipper" mit der grandiosen Wucht ihrer weißen Massigkeit die machtvolle Bertörperung der niederzwingenden Gewalt des nor. dijchen Winters bedeuten.
Bon den Miniaturen der Stundenbücher zu der packenden Größe diefer Bilder- wie weit, wie stationenreich der Weg Und weit und retch an ungeahnten Wundern, wie die schweigende Unermeßlichkeit des Winters selbst, führt er hinein in das Zukunftsreich der Kunst,