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abgegebenen Stimmen gestützt war. Baldwin balancierte non affem Anfang an im leeren Raum. Heute ist seine Politik nichts mehr als eine Regierung des ,, Als ob" eine Dittatur auf Abruf!

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3. Die liberale Chance..

Die Liberalen sind bei den verhängnisvollen Wahlen von 1924, dank einer völlig desorganisierten Wahlmaschine, inneren Un einigkeiten, einem für die Wählerschaft fühlbaren politischen Minder wertigteitskompleg und ihrer Unfähigkeit, im Antibolfchemismus mit den Konservativen tonturieren zu können, vernichtenb geschlagen worden. Ihre Flut hat wieder zu steigen begonnen. Die liberale Parteimaschine ist nunmehr in gutem Zustand, der parla­mentarische Führer der Partei Lloyd George hat die schwere Ber­trauenstrise der Jahre 1925/26 überwunden, die liberale Bresse ist wieder bei der Stange und das liberale Bürgertum befindet sich sichtbar auf dem Rüdzug aus dem tonservativen Gutsbezirke, in das es vor vier Jahren in wilder Bolschewiftenfurcht panifartig ge­flüchtet war.

Damit ist die Basis für einen liberalen Erfolg gegeben. Ihm find allerdings von Anfang an enge Grenzen gezogen: das neue, industrielle und schußzzöllnerische Großbürgertum ist, wie das Proletariat einst das große Reservoir für die liberalen Siege der Bergangenheit der Liberalen Partei unwiederbringlich verloren. Es find, außer den traditionell liberalen Familien, die politisch formlofen bürgerlichen Elemente die 1924 fonfervativ gewählt haben auf deren Unterstützung sich die Hoffnungen der Liberalen Partei aufbauen. Eine negative Chance eine durchaus realistische. Täuschen die Anzeichen nicht, so werden die Liberalen ihre Size verdoppeln oder sogar verdreifachen. Statt drei Dugend liberalen Abgeordneten wird es vielleicht hundert geben. Mag das Gewicht der Liberalen bei zukünftigen Entscheidungen in verstärktem Maße in Erscheinung treten grundsäglich wird nichts geändert sein: die Liberalen bleiben zur Rolle der fleinsten, der drei politischen Parteien verdammit.

4. Der Sieger von morgen.

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aber

Die Labour Party hat sich, unter den benfbar üngünstigsten äußeren Berhältnissen, in den drei vergangenen Jahren über alle Erwartungen hinaus gut geschlagen. Im Parlament weit unter thre zahlenmäßige Bedeutung reduziert, hat sie aus ihrer Stellung als der offiziellen Opposition herausgeholt, was immer zu holen wor. Bon den Folgen des Generalstreifs materiell und moralisch im Marte getroffen, hat sie eine ber schwersten inneren Krisen ihrer Geschichte mit jugendlicher Frische überwunden. Sie hat die Scheide­linie zu den Kommunisten, deren Fehlen ihr 1924 mit zum Ber­

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hängnis geworden war, schärfer als jemals gezogen, hat den linten Flügel stets weniger rebellifd) als die bürgerliche Breffe mahr haben wollte! fefter an die Gesamtpartel gebunden als je, eine geschlossene Front mit Gewerkschaften und Genossenschaften her. gestellt und die große Agitationsarbeit in Stabt und Land im größten Stile aufgenommen. Die Wählerschaft hat in den Nach­mahlen die ersten Quittungen erteilt: Labour Dermochte, als einzige der drei großen Parteien, einen absoluten Stim= menzumach s zu verzeichnen.

Ein Versuch, die Aussichten der Arbeiterpartei bei ben nächsten Neuwahlen zu umreißen, wird sich allerdings vor Juufionen hüten müssen: es ist unverkennbar, daß die bürgerlichen Ueberläufer in den letzten Jahren feltener geworden sind und daß fich diejenigen proletarischen Schichten, die der Arbeiterpartet nicht im ersten Ansturme zugefallen sind, besonders die Landarbeitet, fchwerer zugänglich erweisen als man ursprünglich gehofft haben mochte. Die Zeit des pilzartig- jähen Bachstums der Arbeiter

die Belegschaft wünscht. Außerdem sollen die Mitglieder des Wahl­vorstandes und die Kandidaten bei einer Neuwahl auf bestimmte Zeit gegen Kündigungen geschützt werden. Die fristlose Kündigung.er­frantier Betriebsvertretungsmitglieder soll nicht zulässig sein.

Als entscheidender Mangel des Betriebsrätegesetzes hot fich jene Bestimmung erwiesen, die dem Arbeitgeber die Pflicht auf­erlegt, den Wahlvorstand zu bestellen, wenn der Betriebsrat seiner Berpflichtung nicht nachkommt oder ein Betriebsrat nicht besteht:

fame Anordnung vor einiger Belt getroffen, die durch Entscheidung Zu dieser Frage hat der Polizeipräsident von Berlin eine bedeut­ftätigt wurde. des preußischen Ministers für Handel und Gewerbe endgültig be=

ber fozial- reaktionären Gefeßgebung Baldwins unter den Industrie| sicherstellen, daß eine Betriebsvertretung zuftande tommt, wenn es arbeitern weitere Fortschritte gemacht hat, daß es ihrem Agrar programm gelungen ist, einen gewiffen Prozentsaz der fonservativen Landarbeiter herüberzuziehen, daß ihr ein größerer Anteil der weib­lichen Jugendwähler zufallen wird als bies auf dem Kontinent der Fall war und daß ein kleiner Bruchteil der fleinbürgerlichen Stimmen diesmal der fozialistischen Partei zufallen werden. Das eröffnet die Aussicht auf eine ganz bedeutende, gemessen an den bürgerlichen Parteien sogar unverhältnismäßige, Stimmenver mehrung. Das große Fragezeichen ist und bleibt allerdings das taunenhaft- unzurechnungsfähige Wahlsystem, das sich 1924 jo fehr gegen die Arbeiterpartei gefehrt hat. Auch hier haben die Um­stände freilich zugunsten der Arbeiterpartei gewirkt das Dazwischen­treten von liberalen Kandidaten in beinahe allen Wahlkreisen wird die Konservativen ihres Borteils von 1924 berauben und berechtigt zur Hoffnung, daß sich bei den nächsten Wahlen die Anzahl der ab­gegebenen Stimmen auch in einer entsprechenden Anzahl der Barla mentssige auswirken wird. Bei aller Borsicht, die man schon als pessimistisch bezeichnen fönnte, with hier mit einer Bermehrung der sozialistischen Fraktion um 100 20bgeordnete, also etwa 73 Broz., gerechnet. Sie wird nahe an die Konservativen heranrüden, fie vermutlich jedoch diesmal zahlenmäßig noch nicht überflügeln. Daß Mehrheit befizen wird, wird hier freilich nirgends bezweifelt. bie Arbeiterpartei, gemeinsam mit den Liberalen, eine absolute

Indes wird Baldwin, der die größte Niederlage seiner poli­tifchen Laufbahn durch eine verfrühte Parlamentsauflösung erlitten bat, fein längst greifenhaft gewordenes Parlament bis an die ver: fassungsmäßig und traditionell gegebene Grenze durch allerhand Injektionen fünftlich am Leben erhalten. Mag, was wahrscheinlich iſt, in England im Jahre 1928 gewählt werden, oder erst zu Beginn 1929- das Schicksal der Regierung Baldwin ist bereits entschieden und die Periode der schlimmsten, weil heuchlerisch, verhüllten Reaktion der neueren Geschichte Großbritanniens nähert sich mit Riesen­schritten ihrem Ende.

Aufräumen in Braunschweig .

Reine Neuwahlen.

Braunschweig , 2. Januar.

Nach dem Bertreter des Bolizeipräsidenten, Oberregierungsrat Dr. Hartwieg, tft Regierungsrat Made, der Chef der Kriminal­polizei, der der Deutschnationalen Partei angehört, von der braun­fchweigischen Regierung entlassen worden. polizei, der der Deutschnationalen Partei angehört, von der braun­

in

Wie von maßgebender Stelle gemeldet wird, besteht politischen Kreisen nicht die Absicht, im Anschluß an das Urteil für das Land Braunschweig Neuwahlen zu beantragen. des Staatsgerichtshofes über die ungültigkeit von Wahlordmmgen

Kapuzinade.

Bölfischer Kardinal will lange Röde und lange Haare.

Aus München wird gemeldet: Kardinal Faulhaber sprach in seiner Neujahrspredigt gegen die Entfittlichung des öffent lichen Lebens in Bresse , Kino, Theater, Literatur, Ehe und Familie. Besonders wandte er fich gegen die Frauen, die die Würde des Weibes pergäßen und nicht soviel vaterländischen Stolz befäßen, um die Pariser Dirnenmode wegzuwerfen.

partei ist vorüber; gemeffen an dem Aufstieg der letzten zehn Jahre Neubildung von Betriebsvertretungen.

Eine wichtige Entscheidung des preußischen Handels: ministeriums.

Zustandes, der aus der Weigerung des Arbeitgebers, einen Wahl­Der Polizeipräsident forderte zur Beseitigung des gesetzwidrigen Anordnung die Bestellung des Wahlvorstandes. Im Weigerungsfalle vorstand zu bestellen, innerhalb zwei Wochen nach Zustellung der murde eine Geldstrafe von 500 M., im Falle des Unvermögens eine haft von 14 Tagen angedroht.

Gegen diefe Anordnung richtete der Betriebsinhaber eine Be­schwerde an den Minister für Handel und Gewerbe. In der end­gültigen Entscheidung des Minifters wird der Einwand, daß als Rechtsgrundlage für die Anordnungen der Artikel 14 der Reichs­verfaffung herangezogen worden ist, als unzutreffend abgewiesen. Durch die Beigerung, der öffentlich- rechtlichen Verpflichtung auf Be­stellung eines Bahivorstandes nachzukommen, besteht ein gesetz­widriger Zustand, deffen Beseitigung Recht und Pflicht der Landes­behörden ist.

So begrüßenswert bieje Stellungnahme ist, sie zeigt gleichzeitig die Dringlichkeit der von uns geforderten Aenderungen des Betriebs­rätegesetzes. Der fozialpolitische Ausschuß des Reichstags hat in­zwischen die Beratung aufgenommen. In wenigen Wochen stehen die Neuwahlen der Betriebsvertretungen bevor. Es ist notwendig, daß bis dahin der Reichstag die geforderten Menderungen vorge nommen hat.

Neujahrs- Empfänge.

Am Neujahrstag fanden beim Reichspräsidenten die üblichen Empfänge der Diplomaten, der Reichs- und Länderregierungen ftatt.

Die Reden, die dabei gehalten wurden, bemegien fidh in Dor fidjiig gehaltenen Gemeinplägen. Obwohl die tommenden Wahlen wiederholt berührt wurden, enthielten die Reden feinerlei politisch machende Stellen.

Die Verhandlungen mit Polen .

Provisorisches Abkommen in Aussicht.

Warschau , 2. 1. 1928. Außenminister 3 a les fi crilärte einem Bertreter des Kurier Poranny", es bestehe die Hoffnung, bie deutsch - polnischen Handelsvertragsverhandlungen zu einem günstigen Ergebnis zu führen. Die deutsche Delegation werde am 12. Januar nach Warschau zurückkehren. Bei beiderseitigem guten Willen fei treh der schwierigen und verwideiten Materie Hoffnung vor. handen, binnen furzem zur Unterzeichnung eines proviso rischen Abkommens zu gelangen. Es wäre dies eine gute Bor bedeutung für die allgemeine Entwicklung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten im neuen Jahre.

Unionsmarine nach Nicaragua . Loftet jeder Fußbreit Neulands munmehr doppelte, ja dreifache Arbeit. Dies wird man in Anrechnung bringen müssen, wenn man Berstärkung der Einmischungstruppen Nordamerifas. der Arbeiterpartei das Wahlhoroskop stellt, und man wird nicht Washington , 2. Januar. übersehen dürfen, daß die Schaffung von fünf Millionen In den nächsten Tagen werden 150 Marinesoldaten zur Ber= neuer jugendlicher weiblicher Bahler in seiner Aus- Dem Reichstage liegen feit längerer Zeit Vorschläge der fezial- stärkung der amerikanischen Streitfräfte Mad) mirtung gerade auf die Arbeiterpartet eine weitgehend unbekannte demokratischen Reichstagsfrattion zur Aenderung des Beifaragua entfandt morden. Ein Gefecht bei Quilalt, das den Größe darstellt. Zieht man mit größter Rüchternhelt die Bilana, triebsrätegefeßes por. Es handelt sich um gemeinfame Forbe Anlaß zu dieser Maßnahme bildet, wird als fehr ernster so wird man also annehmen können, daß die Arbeiterpartei bant| rungen sämtlicher Gewerkschaftsrichtungen Sie wollen insbesondere 3mischenfall betrachtet.

Der verunglückte Silvesterulf.

( Staatstheater.)

Das Staatstheater hatte sich das so nett gedacht. Es wollie, wie immer, mit feiner Silvesterpremiere die übliche Istimmung er­zeugen, mit der das alte Jahr verabschiedet wird. Statt irgend etnes oberflächlichen Schmarrens hatte es fich Ulysses von Ithala" von Ludwig Holberg ausgesucht, die heroische Boffe, die heute schon fast als affisch gelten barf. Es ist zweihundert Jahre her. Damals herrschte auf der deutschen Bühne schlimme Unfuítur. Darsteller, bie weder lesen noch schreiben fonnten, traten in Stücken von unge­heuerlichem Schymulft auf, die sie manchmal erst am Abend der Vor­ftellung richtig fennen ternien. Gegen diefe bombastische Schmiere, gegen die Haupt- und Staatsaktionen, in denen der Hanswurst oder Pidelhering" die tragende Rolle spielt, richtet sich Holbergs über­mütige Boffe. Er verhohnepiepelt Homers as und Ddyffee, er vezalbert die Antile, Heldenverehrung und Krieg.

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Eine Parodie wirtt natürlich nur dann, wenn wir wissen, worauf angespielt wird. Das hat Jürgen Fehling bei seiner Bearbeitung übersehen. Er hot, von Streichungen abgesehen, die Bosse in ihrer Grundform beibehalten und nur zwischen Holbergs Bilder Lanz­izenen eingeschaltet. Wir sehen also die griechischen und trejanischen Heldengestalten in antifer Grandezza und furz darauf Gruppentänze von Revuegirls modernster Schattierung. Eine Jazzkapelle hinter der Szene spielt ortsübliche Schlager da der Sonnenschen" und ,, Was macht der Mayer am Himalaya ". Führerin ist die reizende Lucie Mannheim , die nach Art des antiken Chors den Zuschauer in die Handlung einzuführen hat. Sie singt auch zwei Couplets Don Marcellus Schiffer , die bei dem Publikum kräftig einschlagen. Im übrigen aber breitet sich, je welter der Abend fortschreitet, Langeweile im Parlett aus. Man hat kein rechtes Verständnis für den Anachronismus, aus dem Fehling den Hauptult aus Holbergs Boffe zu schöpfen gedenkt. Karl Graumann ist ein prachtvoller Ulysses, der seine Rolle mit großartiger Affeftiertheit hinlegt. Die Helena, deren Raub er zu rächen hat, wird von Elfa Wagner gegeben. Sie ist ein schnapsliebenbes, recht zweifelhaftes Mädchen. Ihre Schwester, Margarete Schön, ißt während ihres ganzen Huf­tritts aus einer Obsttüte und spricht ble traglichsten Säge mit gelang, weiller und öliger Stimme. Rosa Batesg ist wieder eine ent­zückend anzusehende Benelope, die mit liebenswürdigstem Charme ihrer Freundin giftig in die Haare fährt. Und Heinrich Bitte spielt den Holofernes wie ein alter preußischer Feldwebel Die Hanswurst Rolle des Abends, ben getreuen Diener des Ulyffes Allan, pat Felling dem oft bewährten Albert Florath anvertraut. Leider fehlt ihm die Beschwingtheit, die die Rolle erfordert.

Dewohl Lucie Mannheim eine anmutige, fuftige Götterbotin Iris mar, obwohl der Ulf, den fich Fehling damit gemacht hatte, daß Die Darsteller in verschiedenen Dialetten sprachen- Helena zum Bei

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fpiel in oftpreußischer Mundart wollte teine rechte Stimmung auf fommen. Als am Schluß der Bosse zwei Kleiderjuden im Kaftan auf die Bühne tänzelten, fühlte sich ein Teil der Zuschauerschaft ver­legt. Es ertönten Rufe: Frechheit, Schluß, Borhang. Und viele verließen unter Gepolter den Zuschauerraum. Zu einem Spaß ge­hören immer zwei Barteien, eine, die ihr macht, und eine andere, die ihn versteht. Belche von diesen Parteien am Silvesterabend im Staatstheater verjagt hat, ist schwer zu entscheiden. Man muß auch ein bißchen Uit verstehen können. Ernst Degner.

Heinrich Tessenow .

( Ausstellung im Architetturmuseum.)

Man hat im Architetturmuseum der Technischen Hochschule Zeichnungen und Photos ausgeführter Bauten von Heinrich Lessenom ausgestellt, und diese Schau tann jeder Laie mit Genuß und Berständnis betrodden. Er findet feine fablen und verwirrenden Reißbrettentwürfe, Grundrisse und Werf zeichnungen, sondern Ansichten von erlesenen, schönen Bauten, die photographiert oder gezeichnet gleich lebendig, wahr, zeitgemäß, und nicht etwa jür reiche Genießer, sondern für das tätige Leben und den Arbeiter bestimmt find. Man weiß nicht, was mehr zu be­wundern und zu lieben ist: die schlichte, volkstümliche und fünft­lerisch bezaubernde Art von Lefsenows Zeichnungen oder die soziale Gesinnung feiner Bauten selber. Hier muß man allerdings so ful­tiviert und reif fein, um zu begreifen, daß für uns heutige nicht in der Nachahmung des tapitalistischen Billenunfugs das Heil liegt, fondern allein in der Einfachheit fachgemäßer Bauformen; und daß gerade diese Einfachheit bas unnadjahmlich Schöne und Bornehme und in der Kunft schlechthin das Schwerste ist und Bollkommenheit bebeutet. Und diese schlichte Urform aller Nugbaukunst hat Tessenow ichon vor zwanzig Jahren und länger gefunden und ausgebildet: er ist, mit dem Wiener Architekten Lons, der erste gewesen, der bie Sachlichteit" als Bauprinzip lange vor dem Kriege durch geführt hat. Dies Berdienst farm thm die heutige Betonarchitektur nicht schmälern, durch die er feineswegs überholt erscheint. Ja, es ist zweifellos, daß er immer noch der einzige ist, der rationelles und( perjames Bauverfahren und Schmucklosigkeit ter form mit den gemütlichen Werten von Behaglichkeit, heiterer. Lichtführung, bodenwüchfiger Erscheinung vereinen fann.

wird nicht nach seinem Werte beschäftigt, ja, er muß seit langen Und diefer große Weister der Baukunst, der unter uns lebt, Jahten seine Belt beinahe müßtggängerisch mit Entwürfen hin­bringen, aus Mamel an Aufträgen!

Daß Zelenom dieles bittere Los mit einem anderen Lebenben Don höfter Schöpferkraft der Bauerfindung teilt, mit Boelzig, macht den Fall nicht erfreullfer. Man hat zuerit, 1920, den Er­bauer des Großen Schauspielhauses, im vorigen Jahre endlich auch Teffenom aus ihrer unfreiwilligen Tatenlosigkeit in Dresden nach Berlin geholt. Beide Male glaubten die Kunstfreunde, damit jei nun auch bas Signal gegeben, fie in vollem Maße und würdig

ihrer Begabung zu beschäftigen; beide Male hat man sich schmer betrogen. Wo find eigentlich die Stellen im Reich oder in Preußen, benen die Berantwortung für unsere Baufunft obliegt? Gibt es wirklich feine Gelegenheit in Berlin , Arbeiterhauser, Mietfafernen, Siedlungen menschenwürdig und an­helmelnd zu bauen? Haben wir vielleicht so viel Genies in inferer einen ftantlichen und tommunalen Baubureaufratie, daß mon Teflenow feiern lassen muß? Es wird erlaubt sein, zu sagen, daß dies ein himmelschreiendes Unrecht ist an einem unserer Besten, Fähigsten, Willigsten, ein Mord an der Schöpfertraft eines Un erseglichen. Tausende von fichten, lebenserheiternden, familien­erhaltenden Heimstätien für die Wermsten der Großstadt tönnte diefer unvergleichliche Mann aus der Erde stampfen( nicht eima freudlose Proletarierfajernen: dazu ist er gar nicht imftante!); Schulen und Arbeitsstätten, in denen die Schwere der Pflicht auf die denkbar humanfte Weise erleichtert wird, hat er bereits geplant. Aber das steht nur auf dem geduldigen Papier! Bahrhaftig, die Bewohner Berlins entfalten die gleiche Gebulb, menn fie gleichgültig an dem Mohltäter ihrer ersten und wichtigsten Lebensbedürfnisse vorübergehen! Dr. Paul F. Schmidt.

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Silvesteraufführung im Theater in der Klosterstraße. Das Theater in der Rosterstraße brachte am Silvefterabend einen ver­gnüglichen Ulf: Schillers Wilhelm Tell" auf modern zurecht gemacht und von der Difiotorbühne als revolutionäres Drama aufgeführt. Hannibal , Tell, Napoleon, Wilhelm II. , Lenin die ganze Welt­geschichte wurde nach dem Borbild vom Rollendorfplatz von Franz Sondinger in Theaterstunden ferviert. Sogar ein Bolizei­erlaß erfette auch hier die Bühnengestalt des Privatmanns von Doorn; nur brachte man, in Ermangelung eines besseren, einen Er­laß über die Hundesperre, zur Berlesung. Das Bublifum fand an dem fröhlichen Unsimt dieses Abends großes Bergnügen. 6-

Jahr 1928, das in Wien durch eine Reihe von Bestkonzerten be­Die Einlellung des Schubert- Jahres in Wien . Das Schubert­gangen werben wird, wurde in der Silvesternacht in besonders fcier­licher Weise eingeleitet. Um die Mitternachtsstunde läuteten die Glocken der Lichtenthaler Schubert- Kirche , worauf von der Schubert . Kirchen wurde das Gedächtnis des vor 100 Jahren in Wien ver Orgel Schubert - Kompositionen ertönten. In zahlreichen Wiener storbenen großen Lieberkomponisten in eindrucksvoller Weije, zumeist durch Aufführung seiner Deutschen Messe , gefeiert. Im tommenden Jahre sind zahlreiche Aufführungen vor Werten Franz Schuberts vorgesehen, die ihren Höhepunft im November haben werben, wo die offizielle Schubert- Feier stattfinden wird.

Der Städtebau auf der Berliner Danerbauausstellung. Bie mir erfahren, foll die Berliner Bauausstellung 1930-40 durch eine inter­nationale Städtebauausstellung eingeleitet werden. Die Auslands pertretung des beutichen Städtebaues hat auf ihrer lesten Tagung, der auch der Geschäftsführer des Ausstellungsvereins beiwohnte, beschlossen, Vorbereitungen dafür zu treffen Nach dem Vorbild der internationalen Gotenburger Städtebauausstellung 1923, die eine meter Hallenfläche vorgesehen. Berbandsdirektor Dr. Schmidt­außerordentlich starte Wirkung hatte, find vorläufig 5000 Quadrat Effen ist beauftragt, ein Ausstellungsprogramm auszuarbeiten.