45.30 1. Beilage des Vorwärts the
Jr. 745. Jahrgang
Die Porzellan- Historie
Donnerstag, 5. Januar 1928
Letiment
Das Warenhaus bietet während des Inventurausverkaufs in Ausschußporzellan Taffe und Untertaffe für wenige Pfennige feil; in etwas besserer Qualität kann man dasselbe Geschirr für etwa eine halbe Mark erstehen. In einem fleinen, eleganten Schaufenster im vornehmsten Stadtviertel aber schmiegt sich in die Samtdekoration eine durchscheinende, mit zarter Malerei und unaufdringlicher Bergoldung geschmückte Kaffee. oder Leeschale, die etwa das fünfzigfache einer guten Gebrauchstaffe foftet. Diefer bei taum einem anderen Material auftretende Preisunterschied für denselben Gebrauchsgegenstand charakterisiert die Verschiedenheit des Porzellans. Unsummen wurden von den Fürsten und Bornehmen für diesen zerbrechlichen Stoff ausgegeben, und E. W. von Tschirnhausen, der Vorläufer und Berater Böttgers, des Erfinders des europäischen Borzellans, nannte das chinesische Porzellan:
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Freilich war die Borzellanleidenschaft Augusts des Starten nicht das einzige Mittel, durch das er seinem Bande das Blut ausfaugte. Für Bünftlinge, Maitressen und deren Rinder, für eine verschwen derische, prunkvolle Hofhaltung warf dieser Landesvater" Unfummen fort, während seine Untertanen in Hungersnot und bitterstem Elend darbten. Aber der unsinnige Eifer, mit dem der König Porzellan fammelte das seine Nachfolger dann zum großen Teil in Kellerräume verbannten, truq nod) wesentlich dazu bei, das trua noch wesentlich dazu bei, das Land in schwerste wirtschaftliche Not zu stürzen. Und nicht nur gegen Geld, sondern auch gegen das Leben seiner Untertanen tauschte August der Starle Borzellan ein. Berüchtigt sind die 48 Dragonervajen, die August vom preußischen Soldatenfönig gegen ein Regiment Dragoner erhandelte. Der Geldschwierigkeiten, die infolge feiner züellofen Bruntfucht den sächsischen König fortgefeßt bedrängten, fuchte er Herr zu werden, indem er Goldmacher an feinen Hof 30g, die die Universalmeiizin, das Avfanum, finden sollten, das unedles Metall in Gold zu verwandeln vermochte.
Schicksal eines Erfinders.
Ein solcher Goldmacher" sollte auch der aus Schleiz gebürtige Böttger sein, dessen sich daher der preußische König bemächtigen wollte. Böttger flch nach Sachsen . August der Starfe ließ fio die Beute nicht entgehen: Böttger wurde nun sein Gefangener. Um ihn zur Arbeit zu ermuntern, bot man ihm möglichst angenehme Lebensbedingungen. Die Freiheit erlangte er aber erst nach etwa fieben Jahren zurüd. Doch da war der 32jährige ein gebrochener Mann der sich, wie Reuter in seiner Festungstid", dem Trunte er. geben hatte. Nach taum fünf Jahren, am 3 März 1719, starb Böttger. Gold hat er nie herzustellen gewußt. Doch Europa verdanki ihm die Erfindung des Porzellans. In seiner Gefangenschaft erklärte er im Jahre 1709 dem König, daß er weder die verlangten 60 Millionen Taler, noch die Universalmedizin schaffen tänne. Dieses Beständnis hätte ihm vermutlich den Kopf getoftet, wenn Böttger nicht dem König an Stelle des Goldes eine Erfindung von Goldes. wert hätte bieten fönnen: das Borzellan. Seinem ersten, dem fogenannten„ Roten Borzellan" fehlte noch der charakteristischste Be
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Zement.
Roman von Fjodor Gladkom.
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Dascha stand neben Mjedhowa, mit feucht- schimmernden Augen Sie preßte ihre Schulter fest zusammen. ,, Genoffin Miechowa, das ist eine Schande. Du willst mit Tränen und Anfällen deine Kraft beweisen? Du bist doch fein Fräulein, sondern eine Kommunistin. Unser Herz sei aus Stein, Genoffin Mjechowa.... Unser Herz foll gerspringen. Soll zu Stein werden aber mir brauchen fein Herz zum Weinen, brauchen fein Herz zum Weichwerden. Du haft dich verrannt, Genoffin Mjechowa. Geh nach Hause und beruhige dich... Kannft dich auf mich verlaffen ich habe Kräfte- noch für lange Zett. Und fle ging auf ihren Platz zurück, hart in thren Muskeln, nahm die Feder wieder fest in die Hand und fragte in ihrer ungeschickt- trozigen, ungeübten Weise über das
Papier.
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Bolja fah lange und erschrocken Dascha, dann Sergelj an und setzte sich schweigend auf den Stuhl. Eine tiefe Falte grub sich in ihre Stirn und mit ungewohnter Ruhe und Kälte fagte sie durch die Zähne: Ich werde nicht weggehen. Ich bin gekommen, um zu arbeiten, und werde bis zum Schluß meiterarbeiten."
Nun ja ich kenne dich doch, Genoffin Miechowa, wir arbeiten doch nicht den ersten Tag zusammen. Dascha schrieb, ohne den Kopf zu heben, und lächelte. 2. Die Parteireinigung.
Die Barteireinigung wurde in der Wertzelle vorgenom men. Sergeij war diefer Belle zugeteilt, und auch Bolja war da, die in ihrer Zelle die Reinigung trantheitshalber verfäumt hatte.
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Die Versammlung der Belle wurde im Theatersaal abgehalten. Es tamen viele Menschen eine Menge von Bartellofen wälgte fich herein. Die Kommunisten brängten sich in die erften Reihen, die Parteilojen verteilten sich nach rüdwärts. Und weil die Wände des Saales mit Spiegeln bebedt waren und immer neue Maffen fich in ihnen wider Spiegelten, schien es, als ob Taufende von Menschen hier
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standteil des chinesischen Erzeugnisses, das Krolin, die weiße Borzellanerde. Doch bald gelang ihm auch die Herstellung echten Borzellans. Eine Fabrit wurde gegründet, und das Meißener Porzellan" tonnte in die Welt gehen. Großen Gewinn hatte das and in der ersten Zeit davon nicht. Die Herstellung war schwierig, da fich die Masse im Brennofen oft wesentlich veränderte und von zwölf Dutzend Tassen manchmal fnapp ein einziges den Ofen im brauchbaren Zustand verließ. Doch in den Jahren 1735 bis 1753 warf die Meißener Porzellanmanufaftur bereits 4% millionen Mart Reingewinn ab, trobem der fächsische Hof für eigenen Bedarf große Mengen Porzellan ohne Bezahlung entnahm, so allein Auguft III. im Zeitraum von fünf Jahren für mehr als 1½ Millionen Mart; feine Günftlinge, vor allem Graf Brühl, waren ebenfalls in ihrem Bedarf an Borzellan nicht bescheiden. So kam es, daß die blühende Fabrif bereits 1775 eine Unterbilanz von 150 000 Mark hatte.
Nachahmungen und Falschmünzer.
Um diese Zeit gab es schon in fast ganz Europa Porzellanfabriken, die einander Ronkurrenz machten. Doch infolge der riesigen Beanspruchungen durch die Fürstenhöfe mußten die meisten Borzellanfabriten noch Zuschüffe erhalten. Die thüringischen Bor in Bürgerkreifen Absatz fand, waren die erften, die mit regelmäßigen llanmanufakturen, die weniger bostbares Borzellan herstellten, das Ueberschüssen arbeiteten. Doch bald suchten sich die Länder durch Schutzölle und selbst durch Durchführverbote, einen möglichst großen Porzellanmarft zu sichern. Unlauterfter Wettbewerb wurde ge trieben. Durch Intrigen seßten sich die einzelnen Fürsten in den Besiz befähigter Porzellanarbeiter. Die Marten bestimmter Fabriken wurden nachgeahmt, ja jogar, um den Porzellanhandel Chinas in der Türkei zu unterbinden, die chinesischen Fabrifzeichen auf den Türfenföpgen", Meinen, henfellosen Mottatassen, von denen bereits Meißen im Jahre 1732 für einen türfifchen Kaufmann 2000 Dußend lieferte. Die Nachahmung und Fälschung hat übrigens in der Geschichte des Porzellans immer eine große Rolle gefp elf. In China , wo man porzellanähnliche Erzeugnisse bereits in den Zeiten der L'ang- Dynastie( 618 bis 906 n. Chr.) schuf, und wo echtes Porzellan etwa aus dem 11. oder 12. Jahrhundert bekannt ist ahmte man in Späteren Zeiten die Erzeugnisse der Frühzeit bis einschließlich der alten Fabrifmarte nach, weniger mit der Abficht zu fälschen, als aus religiöser Verehrung für die Bergangenheit. Japan übernahm die Technik der Porzellanherstellung von China topierte aber auch für den europäischen Markt de chinesischen Erzeugnisse; in China für den europäischen Markt die chinesischen Erzeuguiffe; in China wurde zu dem gleichen 3wed japanisches Borzellan imitiert.
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Aeltefte Geschichte des Porzellans. Berhältnismäßig früh wurde in China Porzellan fabritmäßig hergestellt. Die alte Töpferstadt Ching- te- Chen hatte im Jahre 1720 bereits eine Million Einwohner, die fast alle von der Borzellanherstellung lebten. Robert Schmidt gibt in feinem Buche ,, Das Porzellon" an, daß schon 1554 allein für den Hof des chinesischen Kaisers 93 000 Stüd Borzellan aus Ching- te- Chen geliefert wurden. 3m 18 Jahrhundert, der technischen Blütezeit der chinesischen Borzellanmanufattur, war die Arbeit in den Porzellanfabriker des Reiches der Mitte bereits so detailliert, daß an einem einzigen Stud
zusammengedrängt wären. Es waren aber nur hundertundfünfzig.
Gljeb faß als dritter in der Kommission am Tisch vor der Bühne. Der Kronleuchter mit den fünfzig Lämpchen flammte mit feinen brillantenen Hängern auf.
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oft 70 verschiedene Arbeiter schufen. Infolgedessen wurde in fünstlerischer Hinsicht viel Durchschnittsware produziert, wenn auch gleichzeitig zahlreiche Einzelstücke von erlesenem Geschmack entstanden. Wie hoch übrigens das Porzellan auch in diesem Ursprungslande bewertet wurde, zeigt die Tatsache, daß in China felber im 18 Jahrhundert ein Stück aus Eierschalenporzellan, das aus der frühen Ming- 3eit( 14. bis 16. Jahrhundert), der künstlerischen Blütezeit des Chinaporzellans stammte mit 6000 Mart bezahlt wurde. Das erste, in Europa nachweisbare Porzellan ist eine grüne Schale aus der chinesischen Frühzeit, die der Graf Razenelenbogen um 1435 in Silber faffen ließ.
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Weiß und makellos schimmert das Porzellan, ob es vor wenigen Tagen die Fabrik verließ oder Jahrhunderte überbauerte, ein Wahrzeichen menschlichen Geistes. Aber wenn die Kaffeetasse, die heute vor uns auf dem Tisch steht, aus der Geschichte ihrer Ahnen erzählen könnte, wir würden noch manches erfahren pon der Dumma heit und Grausamkeit der Fürsten , die um dieses edlen Stoffes willen ihre Schilder mit häßlichen Flecken besudelten.
Berlins Kohlennot.
Die Zufuhren follen erhöht werden!
Die Kohlenfnappheit, die fich in Berlin bereits por den Feier. tagen bemerkbar gemacht hat, wird von Tag zu Tag fühlbarer, ohne daß sich bisher eine Besserung in Aussicht stellen läßt. Trogdem täglich 700 bis 800 Waggons mit Briketts aus dem Niederlausiger Braunfohlenrevier in Berlin eintreffen, also etwa 120 bis 200 Tonnen mehr als in den gleichen Tagen des Vorjahres, reichen diese Mengen bet weitem nicht aus, um die infolge der Kälte außerordentlich erhöhten Anforderungen für Hausbrandversorgung zu befriedigen.
Allgemein wird bei den großen Händlerfirmen bereits rationiert, wie z. B. bei der Berliner Brennstoffgesellschaft, die von heute ab nicht mehr als drei Zentner an den einzelnen Käufer und überhaupt keine Kohlen an Händler abgibt. Die Ursachen dieser Kohlena fnappheit sind im großen und ganzen bekannt, body muß bei dieser Gelegenheit auch auf die Tatsache hingewiesen werden, daß das Fehlen irgendwelcher nennenswerten Vorräte zum großen Teil auch auf die Struktur des Kohlenkleinhandels zurückzuführen ist. In den legten Jahren hatten viele Kleinhändler thr Geschäft im Sommier einfach eingestellt und sich anderen Erwerbszweigen zugewandt, um dann im Winter, bei Einsetzen der Konjunktur, sich wieder dem Kohlenhandel zuzuwenden, wobei sie natürlich nicht mehr an das Anlegen großer Lager dachten, die ihnen unter Umständen auch ein Risito bringen fonnten. Man wird fünftig auf diese Erfahrungen Rücksicht nehmen und eine enderung in dieser Handels organisation eintreten laffen müssen. Eine weitere Folge des augenblicklichen Zustandes ist das Verlangen der Rohlenhändler, daß die Abgabe verbilligter
Der Saal erzitterte unter einem Höllengelächter und hinter Sergeij bebte die Luft von freischendem Lachen.
Die Mitglieder der Kommission waren Fremde. Beide trugen Soldatenmäntel und müßen, waren aber verschieden: der eine mit breiten Badenknochen, dunkelhäutig, fast schwarz, und die Stirne und die Nase und das Kinn waren voll grauer Beulen. Man fonnte nicht unterscheiden, ob er lächelte ober böse war. Der andere hager, mit aschgrauem Gesicht, der Bart wie ein Besen. Er nahm ihn immer mit einer mellenden Bewegung zwischen seine drei Finger, und als er sich hingefeht hatte, budte er sich zusammen, und wenn er die Augen hobsah man nicht seine Augen- fie verschwammen mit den Lidern Und er jah die ganze Zeit den zum Tisch zitterten Kommumisten nicht an, während er mit ihm sprach, und es schien, als ob er nicht zu ihm, sondern zu jemand anders spräche. Und es schien auch, als ob er bas Bartelbuch nicht anschaue, sondern es nur mit feinen mit den Bähnen, ber Hundeferl." erstarrten Fingern zusammenfnülle. Sergeij hörte hinter sich ein Flüstern: Berfluchter Hund er wird ihn zu Tode beißen. Wird ihm die Hosen herunterlassen. Schau nur, schau... haft du gesehen? ... Wie eine Kaze faucht er.
Gljeb lächelte über das ganze Geficht und auf seinen Wangen spielten wieder die Falten wie eine Harmonika. Auch beim ersten Mitglied der Kommission hüpften die Beulen vor Lachen. Gljeb läutete scharf mit der Glode und hob den Arm. Ruhe, Genossen! Alle müssen aufmerksam zuhören: hier ist eine ernste Sache, Genoffen."
Das hagere Kommissionsmitglied blieb dumpf und unbeweglich wie früher und melfte nur den Bart mit seinen drei Fingern.
Genosse Gromada... Ihre Autobiographie?"
Meine Otobigraphie ist so Benoffe.... Als arbeitender Prolet und von Kind auf ein junger Hund. Aber wie wunderbar die Kapitalisten uns ausgebeutet haben, darüber, braucht man nicht biskutieren. Sie sehen felber, wie die Schwindsucht in meiner Bruft einen Marsch pfeift, und so wid
..
Und als der hagere Mann Gromada herausrief, fonnte Sergeij nicht begreifen: hatte dieser Mensch die Worte herausgepreßt oder der andere- neben ihm. Und wieder hörte er ein Flüstern hinter sich.
Daß dich der Teufel hole.... Das ist ein Bauchredner bie Haut wird er ihm abziehen, diefer Spez" Das Flüstern riß ab und erfticte im Lachen. Gromada tauchte vor dem Tisch auf, sprang wie ein Hase vor dem Tisch herum und ftredie wie ein Bogel seine Nase dem hageren Mann entgegen.
Und hinter Sergeij ertönte mieber ersticktes Lachen, und jemand tonnte sich nicht mehr zurückhalten und schrie beforgt: Gromada. put deine Nase, Genoffe.... Erleichtere dich vor allem."
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Mar feine Nafe wirklich voll oder fürchtete er, daß fie es fei, er brüdte sie zur Seite und schnaubte mit einem Pfiff alles heraus.
weiter.
Und rückwärts wieder ein Flüstern.
..Daß ihn der Teufel... der machts gut!. Backt
Wann bist du in die Partei eingetreten?" Während des neuen Somjetregimes, also vor einem ,, Und warum nicht früher?"
Jahr."
Welcher Geselle wird gleich Meister?... Sie, Genosse, waren nie Fabritarbeiter? Nun, man plagt und quält sich hundemäßig und so weiter... So ein Fabritarbeiter muß durch brei Stockwerke durchfriechen.
bift?"
Ich frage, warum du so spät in die Partei eingetreten ,, Und ich fage, in der bürgerlichen Dreschmaschine bin ich fo, mit den Füßen in der Luft. genug gedreht worden.... In dieler Epoche waren alle Wilde. Alle waren Hunde
,, Richtig, Gromada, ded auf..
und Schwäger."
Warst du bei den Rot- Grünen?" ,, Nein, ich war nicht, Genosse, aber in den Bergen war Weiter, hinter den ich oft tagsüber und fo und weiter. Bergen war ich nicht aber in den Bergen habe ich ben Banden und den weißen Soldaten das Leben nicht verfüßt. ... Wir haben mit Dascha zusammen gegen eine Bandehart gefämpft." Fortsetzung folgt.)
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