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Rohlen an Rentner, Kriegsbeschädigte und Er. werbslose bei der augenblidlichen Knappheit aufgehoben werden soll. Heute vormittag fanden darüber Ber­handlungen zwischen den Händlern und dem Wohlfahrtsamt der Stadt Berlin statt, nachdem bereits in der letzten Beit Mißstände in der Belieferung der Erwerbslofen ufm. mit billigen Kohlen ein­getreten sind.

Wie setze ich mein Recht durch?

Die tägliche Erfahrung zeigt, daß die umgenügende Renntnis der grundlegenden Borschriften unferes Prozeßverfahrens vielen großen Schaden bringt. Rechtsanwalt Dr. Albert Baer, Berlin , wird daher in einer Reihe von Artikeln die einschlägigen Fragen behandeln. D. Red.

Es genügt nicht, Recht zu haben, man muß es auch durchsetzen. Die Durchsetzung des Rechts geschieht mit Hilfe der vom Staat dafür geschaffenen Organe. Die Tätigkeit dieser Organe regelt sich nach einer Reihe von gesetzlichen Vorschriften, die man kennen muß, um sie einzuhalten.

Wie groß die Britetinot in Berlin geworden ist, geht aus der Tatsache hervor, daß die fotslager der Gasanstalten täglich geräumt werden. Die städtischen Gaswerfe und die Gasbetriebsgesellschaft haben eine Tagesproduffion von 50 000 Zentnern koks, und dieje doch immerhin recht beträchtlichen Mengen werden jegt von den Ber brauchern glatt aufgenommen. Dabei ist zu berüdsid tigen, daß nicht etwa die größeren Abnehmer, wie die Befiher von Zentralheizungen ufw., bedeutende Käufe vornehmen, denn bort hat man sich, wie üblich, im Herbst eingebedt, sondern daß der Kohlenhandel gern Viele Menschen glauben, daß es nicht nötig ist, sich um diese Rots abnimmt, um den Kleinverbrauchern wenigstens für die Be Borschriften zu fümmern; einige find der Meinung, sie würden nie­heizung der Küchenöfen dieses Heizmaterial abgeben zu können. mals etwas damit zu tun bekommen, mit diesem juristischen Formel­Auch die Zufuhr von Grubenkofs aus den westfälischen und schleji fram", wie sie es nennen; aber sie sollten sich erinnern, daß felbft schen Revieren ist wesentlich verstärkt werden, doch findet die Beder Beste nicht in Frieden leben fann, wenn es dem bösen Rach­fieferung hier gewisse Grenzen, da die Eisenbahn nicht imftande ist, barn nicht gefällt", und daß sehr wohl auch sie eines Tages eine die Transporte bis über eine gewisse Grenze hinaus zu steigern. Ladung vor das Gericht im Hause haben können. Andere meinen, Die Reichsbahn hat in den letzten zehn Tagen zwar den Kohlen sie brauchten sich um solche Dinge nicht zu kümmern, denn sie transport nach Berlin umorganisiert und stellt auch zahlreiche würden vorliegendenfalls die Sache einem Juristen übergeben, find Sonderzüge zur Verfügung, doch darf nicht übersehen werden, daß dann aber leider so infonfequent, diesen Gedanken nicht zur rechten gerade jetzt die Anfuhren mit Schwierigkeiten verknüpft sind, da Zeit in die Tat umzusetzen, erleiden durch ihre eigene Untenninis der Kohlentransport auf dem Wassermene seit vier Wochen voll. Rechtsnachteile und schimpfen hinterher auf den Gesetzgeber, bie fommen ausgefallen ist. Die Berliner Industrie und die öffentlichen Richter, die Menschen überhaupt. Nun ist es allerdings nicht ver­Werke sind auf den Schiffstransport der Schle zum wesentlichen wunderlich, daß so wenige Menschen von Rechtssachen nichts wissen Te angewiesen, und nur die Tatsache, daß man im Herbst fich wollen, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Dingen, die sie reichlich eingedeckt hat, vermochte bisher unangenehme oder gefähr im täglichen Leben brauchen, haben sie vom Recht und seiner liche Stockungen für diese Betriebe zu vermeiden. Gas- und Clef- Durd fezung in der Schule nichts gehört und daher keine Anregung frizitätswerte find noch auf einige Wochen eingedett, aber es ist erhalten, sich mit Fragen zu beschäftigen, die ebenso wichtig find, wie z. B. die in das medizinische Gebiet gehörende Hygiene des täg­lichen Lebens. Hier muß allmählich am besten in der Schule, worüber noch zu sprechen sein wird eine Aenderung eintreten. Jeder muß etwas von den Grundlagen unseres Rechtslebens wiffen, nicht nur, um fein Wissensgebiet zu erweitern, obwohl auch dies allein von großer Wichtigkeit wäre, sondern aus eigenstem, wohlverstandenem Intereffe, nämlich um Zeit und Geld zu sparen und auch, um dem dadurch entstehenden Berger

durchaus möglich, daß die Kälte während des ganzen Januar und Februar anhält, und daß man nur auf den Bahntransport der Kohle angewiefen bleibt. In diesem Falle fönnten eventuell Stom pfitationen eintreten, doch sind schon jeht für den schlimmsten Fall Maßnahmen ins Auge gefaßt, um durch Streckung der Bestände unbedingt durchkommen zu fönnen.

Wie wir hören, haben gestern die Verhandlungen mit dem Relchstohlenkommissar und dem Ostelbischen Braunkohlensyndikat zu dem Ergebnis geführt, daß ab 6. Jamor die tägliche 3ufuhr von Braunkohlenbriketts weiter auf 8500 Tonnen erhöht werden soll. Am 4. Jamiar war die tägliche Zufuhr schon auf 8000 Tonnen erhöht worden. Gegenüber den drei letzten Monaten bes, bergangenen Jahres bedeutet das eine erhebliche Steigerung, denn im Oktober murden täglich 4870, im November 5650 und im Dezember 6430 Tonnen vom Ostelbischen Braunfohlensyndikat nach Berlin geliefert. Es wird jeht die Aufgabe des Berliner Kohlen­handels sein, die verstärkten Britettmengen rationell zu verteilen. Vor allem miß auch sichergestellt werden, daß Arheitslose, unter­ftügte Rentner und Kriegsbeschädigte unbedingt ihre Kohlen erhalten.

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Die Verkehrsstörung".

Als die Tillergirls nach Hause wollten!

Eine nächtliche Szene vor dem Admiralspalast . Haller probt eine neue. Revue! Wann und Wo. Fünfzehn Stunden, zwanzig Stunden. Es ist 3 1hr 15 Minuten nachts. Die Friedrichstraße liegt still da. Nur der Nachtautobus verkehrt. Hin und wieder ein Auto in der Straße. Gleich müssen die Tillergirls zu ihrer Heim­fahrt antreten. 150 Girls. Die Taren sind schon angerollt. Im Admiralspalast rüsten die todmüten Tanzmädchen zur Heimfahrt.

au entgehen, was wieder eine Ersparnis an Nervenkraft bedeutet. Beginnen wir gleich mit einem Beispiel:

Müller wird eine Klage zugestellt, aus der er ersicht, daß Schulz von ihm ein Darlehen von 20 M. zurückhaben will. Müller ist empört, da er die 20 m. dem Schulz schon zurückgegeben hat und darüber fogar eine Quittung befigt, die er sich vorsichts­halber geben ließ, was sonst leider in vielen Fällen versäumt wird, in der Meinung, die Angelegenheit werde sich glatt abwideln( aljo möglichft: bei jeder Zahlung Quittung geben laffen!). Müller, der sich absolut im Recht fühlt und auch ist, glaubt am besten zu tun, wenn er Schulz und seine Klage mit Nichtachtung ftraft, d. h. einfach nicht zum Termin geht, denn er denkt bei sich: Wie fanne mich ein Richter verurteilen, da ich ja schon bezahlt habe". Aber fein Berhalten ist absolut verfehrt. Wer eine Klage zuge­tellt erhält, muß zum Termin gehen oder einen Bertreter mit schriftlicher Vollmacht schicken. Denn läßt, ergeht gegen ihn ein sog. Bersäumnisin teil, die Kosten dieses wenn Müller nicht selbst zum Termin fommt, oder sich vertreten laßt, ergeht gegen ihn ein sog. Berfäumnisunteil, die Kosten dieses Bersäumnisurteils hat er auf jeden Fall zu tragen, und das Ver­fäumnisurteil tann sofort gegen ihn vollstreckt werden. Auf diese Weise tann es sich ereignen, daß er zum zweitenmat zahlen muß, wobei er, wie oben gesagt, sicher weidlich auf die Juristen schimpfer wird, ohne sich darüber klar zu werden, daß er diese Tatsache seiner Unfenntis der Gesetzesvorschriften zu verdanten hat. Nun ist zwar für ihn die Sache nicht endgültig verloren, denn er fann gegen das

davon, daß er

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Berfäumnisurteil Einspruch einlegen und sogar mit dem Einspruch beantragen, die Zwangsvollftredung einzustellen, aber abgefehen wie schon gesagt auf jeden Fall die Kosten des Bersäumnisurteils zu tragen hat, wird in der Regel diese Ein­ftellung nur gegen Sicherheitsleistung vorgenommen, d. h. er muß wenigstens den von Schulz zu Unrecht eingeflagten Betrag bet Gericht hinterlegen, um die Volstredung abzuwenden und entbehrt ihn alfo auf jeden Fall auf eine Zeitlang in seiner Wirtschaftskaffe. Auf weitere Borschriften foll in den nächsten Artikeln ein­gegangen werden.

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der still daliegenden Friedrichstraße eine Berkehrsregelung vor­zunehmen. Regiffeur Schüring sei deshalb freizusprechen. Das Ge­richt fällte das Urteil: 50 M. Geldstrafe wegen Beleidigung und Widerstandes. Der Angeflagte habe den Schupobeamten in derber das sei tätliche Beleidigung. Er habe zu ihm Weise angefaßt das sei eine Ehren­gejagt: Sind Sie verrüdt geworden?" fräntung gewefen. Die Wahrung berechtigter Interessen habe nicht vorgelegen. Der Schupomann habe sich bei der Ausübung seiner Pflicht befunden, als er die Autos, die in der zweiten Reihe standen, zum Weiterfahren aufforderte. So ergebe fich Widerstand gegen die Staatsgewalt. Sollte etwa der Girlpapa gegen dieses Urteil Be­rufung einlegen oder wird er genug Humor besitzen, sich mit den

Wieder Selbstmord eines Jugendlichen Sie sammein sich in Kolonnen: Wedding Kolonne, Grunewaid- 50 m. Geldstrafe zufriedenzugeben?

Weil er feine Arbeit hatte.

In legter Zeit mehren sich in geradezu erschreckender Weise Fälle, in denen Jugendliche zu den Entschluß tommen, frei miltig aus dem Leben zu scheiden. Erst türzlich be richtete der Borwäris" von dem rätfelhaften Selbstmord eines 16jährigen Graveurlehrlings in der Perfius, straße, wo der jugendliche Selbsimörder im Korridor der elter. lichen Wohnung durch Erhängen den Freitob suchte. Und mieber ist die Zahl der Tragödien Jugendlicher um einen neuen, noch ungettärten Fall bereichert worden.

Als gestern gegen 18 Ihr die Frau des Wäschers H. in igre im Erdgeschoß des Seitenflügels Schererstraße 11 ge Tegene Wohnung heimfehrte, bemerkte sie auf dem Korridor star fen Gasgeruch Als die Frau, nichts Gutes ahnend, die küchen­tür öffnete, fand sie in dem mit Gas erfüllten Raum ihren 15jährigen Sohn Alfons auf dem Fußboden liegend bewußtlos auf. Die zu Hilfe gerufene Feuerwehr versuchte, den jungen Mann durch Behandlung mit Sauerstoff ins Leben zurückzurufen, doch waren die Bemühungen leider ohne Erfolg. Ein hinzugezogener Arzt stellte dann den Tod fest, der erft turze 3eit vor der Entdeckung der Tat ein getreten fein konnte. Die Leiche murde polizellich beschlag­nahmt und in das Schauhaus gebracht. Was den Jugendlichen in den Tod getrieben hat, tonnte noch nicht einwandfrei ermittelt werden. Alfons). war aber seit längerer Zeitarbeitslos und legte deshalb in den letzten Wochen ein gedrücktes Wesen zur Schau. Aus Berzweiflung darüber ist dann wahrscheinlich in rem Jungen der Entschluß gereift, seinem Beben freiwillig ein Ende zu machen.

Drei Personen durch Gas vergiftet.

Durch die Aufmertfam feit von Mietern tonnie gestern im Hause Sedanstraße 40 in Weißenfee im redyten Augenbiid eine Tragödie, die beinahe drei Menschen. leben gefordert hätte, verhindert werden. Auf dem Treppenflur machte sich gegen 17 Uhr Gasgeruch bemerkbar, der, mie festgestellt wurde, aus der Wohnung des 65jährigen Arbeiters Julius Sablog fi brang. Als auf wiederholtes Klopfen nicht geöffnet wurde, alarmierte man die Bolizei und Feuerwehr, die sich gewaltsam Einlaß verschafften. In ber völlig vergasten Küche wurden Sablogti, feine 67jährige Frau Bilheb mine und deren 17jähriger Entel, der Arbeiter Mar S., röchelnb aufgefunden. Die von der Feuerwehr vorgenommenen Biederbelebungsversuche waren bei allen drei Per. fonen von Erfolg. Das Befinden der Gaserfranften war jedoch so bedenklich, daß der Arzt ihre Ueberführung in das Weißen feer Krankenhaus anordnete. Nach den polizeilichen Ermitt lungen liegt unzweifelhaft ein Unglüdsfall vor. Der Bero fchluß der Gasleitang war undicht geworden, und unter der Einwirkung des ausströmenden gefährlichen Leuchtgafes vero loren die nach dem Befund vermutlich in einer Unterhaltung be griffenen drei Leute das Bewußtsein..

Beim Schlittschuhlaufen eingebrochen und ertrunken.

Beim Schlittschuhlaufen auf der Havel in der Nähe des Kaifer- Wilhelm- Turmes brach gestern nachmittag der 39jährige Elettrotechniter Gustav Berichte aus ber Wiclef­traße 37 in Moabit plöslich ein und geriet unter die Eiso bede. Rettungsverfuche von Ausflüglern blieben ohne Erfolg. Der bedauerliche Unglücksfall gibt wieder Beranlassung, vor dem Betreten zugefrorener, fließender Gewäffer, noch dazu bet dem jetzt einsetzenden Tauwetter zu warnen. Gerade die Havel , die an den Ufern eine ziemlich starte Eisdecke aufweist, friert an den Hauptströmungsstellen nur schwer zu und bildet für den Schlittschuhläufer und Spaziergänger eine ft ete Lebens ste gefahr.

Luise Gerisch fünfundsiebenzigjährig! Unsere alte Genossin Luise Gerisch, die treue Lebensgefährtin des nor fünf Jahren verstorbenen Genossen Alwin Gerisch , vollendet heute, am 5. Januar, ihr 75. Lebensjahr. Sie lebt in stiller Zurückgezogenheit in Baumschulenweg ( Behringstr. 48) und erfreut sich einer verhält nismäßig noch guten Gesundheit.

Kolonne, Kolonne Weften. Sie erhalten das Fahrgeld in die Hand gedrückt, und dann geht es auf die Straße. Die Droschten fahren vor. Das Einsteigen der Girls midelt sich reibungslos ab, wie seit Jahren Nacht für Nacht. Der Girlpapa, der Regisseur Schüring, der seit sieben Jahren bei Haller tätig ist, gibt Obacht, daß seine Girls auch vollzählig einsteigen.

Weiter

Ein Polizeibeamter taucht plöglich auf: Die Autos stehen in wet Reihen. Das ist wider die Berkehrsregel fahren." Die Chauffeure parieren. Im geordneten Ablauf der Dinge entsteht Unruhe, ja Banit. Drei Mädchen waren fait unter die Räder gekommen. Der Giripapa ist außer sich. Sind Sie verrüdt geworden?" ruft er dem Beamten zu, faßt ihn am Arm, ja, schüttelt ihn. Lassen Sie mich los." Der Girlpapa läßt den Polizisten fos. Ein Wortwechfel entsteht. Der Girlpapa überreicht eine Bisitenkarte, und begibt sich sofort zum Bollzeirevier, um dort gegen den Beamten Beschwerde zu führen wegen Ber tebrsstörung". Der Beamte hat aber pflichtgemäß gegen den Girlpapa Anzeige erstattet. So hatte er sich nun vor dem Amts. gericht Berlin- Mitte wegen Beamtenbeleidigung, Wider­stand und Nötigung zu verantworten.

Der Staatsanwalt besteht nur auf dem Tatbestand der Rötigung und der Beleidigung Die follen mit 50 m. Geldstrafe gebüßt werden. Der Verteidiger bestreitet die Tatsache des Widerstandes. Auch eine Beleidigung fel nicht festzustellen. Die Redewendung Sind Sie verrückt geworden?" sei gewissermaßen nur der Aus­drud der höchsten Erregung gewesen, die den Girlpapa ergriffen hatte, als er dret der Mädchen plöglich in Lebensgefahr erblickt habe. Seit vier Jahren widle fich die Abfahrt der Girls in gleicher Weise unter Kontrolle des Girlpapas ab. Nie habe irgendein Beamter baran Anstoß genommen. Die Berkehrsregeln müßten nicht nach dem Buchstaben, sondern ihrem Beiste gemäß angewandt werden. Dies entspreche auch den Instruk tionen des Polizeipräsidenten. Es habe in diesem Falle überhaupt tein Grund für den Beamten vorgelegen, zu der nächtlichen Zeit in

Funkwinkel.

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Der Nachmittag brachte zwei intereffante Biographien. Abele Schreiber schilderte im Rahmen ihres Byflus Bahn. brechende Frauen das Leben von Rahel Levin , ber Gattin Barnhagen van Enfes. Streng genommen, war die Rahel allerdings feine ,, bahnbrechende Frau"; bazu mangelte ihr die Fähigkeit, ihren Jbeen die notwendige Stoßkraft zu verleihen. Sie war zu sehr auf ihr Ich bedacht, als daß ihr Birten Streife ziehen konnte, in denen sie nicht mehr Mittelpunkt war. Aber diese geistig bewegliche Frau mit dem warmen Herzen für alles Gute und Schöne, Freundin zahlloser bedeutender Männer um die Wende des 18. Jahrhunderts, entwickelte in ihrer umfangreichen Korrespondenz Gedanken über Frauenfragen, u. a. über bas Mutterrecht, die noch) heute höchft aktuell find. Professor Franz Bahl schilderte ben Stampf Robert Magers am Anerkennung seiner Entdeckung des physikalischen Grundgefeßes von der Erhaltung der Energie. Man sperrte den Heilbronner Arzt als größenwahnsinnig" ins Irrenhaus. Die zünftigen Physifer ließen lange Belt feine Bere öffentlichungen völlig unbeachtet. Erst nach aufrelbendem Ringen fand Mayer die gebührende Anerkennung. Dr. Friedrich Luther beendete seinen Zyklus Das Seelenleben der Jugend­lichen" mit Betrachtungen über Jugendbewegung und Jugend­fultur. Bichtig war befonders der Hinweis auf die Gefahren, die Berbote für die Jugendlichen haben. Damit werden häufig erst Neugier und Berlangen nach dem gemedt, was als unzuträglich Neugier und Berlangen nach dem gemedt, mas als unzuträglich ferngehalten werden soll. Nur auf feruellem Gebiete und dem Alkohol gegenüber hielt der Vorfragende gegenwärtig verschärfte Gejegesbestimmungen zum Schuß der Jugend für nötig. Mini­fterialdirektor Ahrendt berichtete über die Washingtoner Funttonferenz und gab in Berbindung bamit eine übersicht liche Darlegung der Entwicklung des Rundfunks und feiner Zukunfts­möglichkeiten. Eine Musikalische Unterhaltung" von fünftle­rischem Bert brachte der Abend. Eva Jetelius- Lißmann und Gerhardt Jetelius zeigten besonders im Vortrag von Bolfsliedern eine schöne gefangliche Kultur. Gelegentlich störie ein mangelhaftes Zusammengehen mit der Klavierbegleitung Bruno Seidler- Winklers. Dieser Fehler hätte sich durch gründliche Proben vermeiden laffen. Die Geigenvorträge Iolin Spiwatowitys zeigten einen Künstler von technischem Rönnen und starter Aus brudstraft.

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Um Böttchers Begnadigung.

In lebereinstimmung mit sämtlichen Gnadeninstanzen hat nun mehr auch der Juftizminifter sich gegen das von den Rechtsanwälten Dr. Sidney Mendel und Dr. Arthur Brandt eingereichte Gnadengejuch für den vom Schwurgericht III wegen der Raub- und Lustmorde an der Gräfin Lambsdorf und der 11jähriger Senta Edert zweimal zum Tode verurteilten Karl Böttcher gutachtlich entschieben. Die Alten sind jetzt an das preußische Staats­ministerium abgegangen, das in einer Kabinettsigung die endgültige Entscheidung über die Bollstreckung der Lobes­ftra fe fällen wird. Da die Verteidiger erst am Abend vorher Nachricht von der in den frühen Morgenstunden zwischen 5 und 6 Uhr anberaumten Hinrichtung Kenntnis erhalten, fo haben sie, um einen Aufschub der Hinrichtung herbeizuführen, in einer Eingabe den Rechtsausschuß des Landtags angerufen, da sie eine nochmalige Untersuchung Böttchers auf seinen Geisteszustand beantragen wollen. Bekanntlich ist die Voll­streckung der Todesstrafe an Geistesfranken nach der Strafprozeß­ordnung unzulässig. Ob sie damit mehr als eine Galgenfrist für Böttcher erreichen werden, erscheint zweifelhaft, denn vor dem Schwurgericht haben fämtliche Sachverständige Böttcher für zurech nungsfähig erklärt.

Die Entscheidung des Justizministers, die Hinrichtung Böttchers zu befürworten im Augenblic, da der größte Teil der demokratischen Deffentlichkeit sich grundsätzlich gegen die Todesstrafe ausgesprochen hat, fann nicht stillschweigend hingenommen werden. Bir Sozia­listen find Gegner dieser barbarischen Strafe. Es ist nicht leicht. für Böttcher Fürsprecher zu sein. Wenige Verbrechen haben in der letzten Zeit Berlin in eine fo große Aufregung verfeht, wie die Er­mordung der fleinen Senta Edert und der Gräfin Lambs. borff. Und jelten haben so graufige Taten einen Täter gefunden, der äußerlich für fich so einnahm wie Böttcher. Der ehemalige Ber­ liner Bizepolizeipräsident Friebensburg war der erste, der die Mitschulb der Gesellschaft an diesem Berbrechen festnagelte: Ein so erfahrener Bolizeibeamter wie der Kriminalrat Gennat már, es, ber in der Gerichtsverhandlung von ihm fagte, er hätte den Ein brud gehabt, bah Böttcher froh gewesen sei, endlich fein Herz aus schütten zu dürfen. Außer allem Zweifel steht fest, daß Böttcher eine schwere erbliche Belastung mit auf seinen Lebensweg be­tommen hatte? War es feine Schuld, daß in ihm überstarte Triebe ihr Unwesen trieben, die zu hemmen ihn in der Jugend niemand gelehrt hatte? Gräßlich rächt sich die Schulb der Gefell. fchaft am einzelnen. Sein Lob bebeutet höchstens eine Ber legenheitshandlung, reinwaschen fann fie bie Gesellschaft nicht- die Pflichtunteríaffung bleibt. Die Gegner der Todesstrafe werden sich auch durch Böttchers graufige Taten nicht irre machen lassen: die Hinrichtung sollte auch an diesem Menschen der so Schreckliches verbrochen hat, nicht vollzogen werden. Es hätte feinen Sinn, an diefer Stelle nochmals die längst bekannten Argumente gegen die Totesstrafe zu wiederholen. Man hat oft vor. geschlagen, Schwerverbrecher, deren Taten auf feruelle Triebfräfte zurückzuführen sind, zu kastrieren In unserer fulturell hochstehen den Zeit zieht man es vor, ten Kopf abzuschlagen man liebt Radikalturen und ist nur zu oft froh, bas barbarische Gefühl der Rache befriedigt zu haben. In allen diesen Fällen verjagt der Staat als Erzieher.

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Mascotte" und" Palais de Danse" bankrott?

Ein Kontursantrag der Metropolbetriebe A.-G. wurde vom Amtsgericht Berlin- Mitte , weil alle bilanzmäßigen Unterlagen fehlten, vorläufig abgelehnt. Der Inhaber des Cafés König Unter den Linden hatte am 1. November 1927 von dem bekannten sehr rührigen Generalfonful Sternberg( Lingner- Werte) die Hälfte des Aktienkapitals der Gesellschaft erworben und wollte das Palais de Danfe und Pavillon Mascotte langfam in ein voltstüm fiches Unternehmen mit mäßigen Breffen um wandeln, da nach feiner Meinung ein derartiges Burusgeschäft in der Behrenstraße nicht mehr rentabel erschien. Da aber die Betriebe tagli 2000 Mart Unterbilanz hatten und das Silvester­geschäft als tatastrophal bezeichnet werden mußte, fam es nicht mehr zur Durchführung dieser Blane. König will im übrigen gegen Stern­berg wegen argliftiger Täuschung bei Borlegung von Bilanzunter­lagen Sirafantrag stellen.

Sprechchor für Proletarische Felerfunden. Die Bebungsstunde at in diefer Moche aus