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Reichsbankkehraus-1927. In-14 Tagen 65d Millionen neue Wechsel. Woher diese Riesenbeanspruchung? Die setzte Ächreswoche hat fllr dt« Reichsbank eine sehr auf» fällige Entwicklung ihrer Finanzlage gebracht. Die starke Belastung bes Wechsel- und Lombarddorlehenkontos mit Äil. lioir«? fast dreiviertel Milliarden also steht in Widerspruch mit der allgemeinen Besserung der Geldmarltoerhältnisse. Die Wechselbeftände sind um 711B aus 3128,7 Millionen, die Lombard» bestände um 34,2 auf 78B Millionen g« st i« g e n. Die Erhöhung der Lombardbestände ist gegenüber der Vermehrung der Wechsel ganz auffallend gering, und da die Kundschaftsgelder auf Giro lonto mit 779,1 Millionen den sehr großen Zuwachs von 311.7 Millionen aufweisen, ist es in hohem Maße unwahrscheinlich, daß die hohe Zunahme der Wechsclbestände auf das Geldbedürfnts der Wirtschaft zurückzuführen ist. Vielleicht, daß der Wunsch der Lank«»«ine Rolle spielt, ihre gahreeschlußbilanzen durch größere Geldbestände zu verschönern. Wir n lochten aber annehmen, daß es sich um Anforderungen von mit der Landwirtschast arbeitenden Bankinstituten handelt, die ihre Zahlungs» flussigkeit zum Jahresende erhohen mußten. Auf dieses Moment wird die Oeffentlichkeit nach besonders zu achten haben. Ends Dez. tDW Noten und Schulden: -»Banknotenumlous.. 3 733 (Rentenbankscheine). 1 164 Giroeinlag. o. Wirtsch. 648 Kredite an die Wirtschaft: üombardtredite... 84 Wechselkredit-... 1 829 Notendeckung: durch Gold.... 1 831 durch Devisen... 519

durch Gold u.Devis.zus. 2 339 Dackungsverhältnis: für Noten durch Gold und Devisen... 62.9 Nimmt man die Vermehrung der Wechselbestände in der dritten Dezemberwoche hinzu, so ergibt sich für den Zeitraum von vierzehn Tagen eine Mehrbelastung der Reichsbank allein auf Wechseltonto um rund 838 Millionen Mark, eine Belcstung, die mahl für die ganze Geschichte der Reichsbank unerhört sein dürste. Eine Belastung in einer Zeit, in der ganz plötzlich die Geldmartiverhältniss« sich erheblich verflüssigt haben, der Geld- bedarf also offenbar zurückgegangen ist, und in der wegen dieses Rückganges von vielen Kreisen sogar eine Ermäßigung des Reichs» bankdislontes erwartet morden ist. Gegenüber Ende 1926 liegt eine Vermehrung der Wechseltredite um nicht weniger als 1399 Mll- lionen vor, wobei die sehr starke Konjunktur, der zweimal erhöhte Diskont, die von Schacht selbst herbeigeführte Kapitalknoppheit im Inland und die wahrscheinlich schlechteren Bankbilanzen zusammen- gewirkt haben dürften.

Monat

IlMl.. Juli... August.. September Oktober November. Dezember.

Zu- oder Abnahme(um MIll. M.) Ende der

1. Woche Wech- Lom- isl bard

17 75 -34

83 177 155 f 16340 14290* 414,)Ul4 91 144

2. Woche

Wich» ♦ei

ßom» bard

22126') r- 81+43

163 298 171 221 122

+17 +37 + 31 -10 +16

3. Woche Wkch- Lom- >»> dar»

99 + 52 U-10l 53 +»3 - 52!

7 -91 21 28 63 15

+146114

4. Woche W-ch- Lom» sei bard

-s-477 +224 +569 +510 +367 +367 +712

+125 -- 42 .. 42 --118 +- 14 + 59 + 34

')®i«fonlfc6öbuna aus 0 Proz. ä) Distantrrhöhung auf 7 Proz. 190 TOltt. W. an(Ssldotstimtdanl.

'i Davon

In der letzten Iahreswoche ist die Vermehrung des Papier - geldumlaufs allerding» geringer, als die Belastung der Reichsbank für neue Kreditgewährung gestlegen Ist, und zwar durch den Zufluß dar fremden Gelder auf Girokonto. Reichsbank» noten und Rcntenbankscheine sind zusammen nur 524,1 Millionen neu abgeflossen, wobei sich der Notenumlauf um 517,7 auf 4584,0 (ein neuer Rekord) und der Umlauf an Rentenbankscheinen um 6A auf 716,2 Millionen erhöht hat. Der gesamte Ilmlaus an Zahlungsmitteln Reichsbanknoten, Rentenbankscheine, Scheide- münzen und Privatbank noten beträgt Ende 1927 6,30 Milliarden gegen 5,33 Milliarden Ende 1926. Angesichts der Tatsache, daß die Wechselbestände um rund 1399 Millionen erhöht sind, also eine verhältnismäßig geringe Steigerung des gesamten deutschen Geldumlauss. Es vermehrten sich(in Millionen Mark) die Wechselbestände um die Lombarddarlehen um der Papierumlauf der Reichsbant um.. Diese geringe Zunahme des Geldumlaufs ging allerdings auf Kosten der Deckung des Notenumlaufs. Unsere erste Tobelle zeigt, wt« die Gold» und Devisenbestände im Laufe eines Jahres erst von 2,35 aus 1,87 Milliarden Ende Juni zurückgegangen, dann aber wieder auf 2,15 Milliarde» Ende Dezember ange» stiegen sind. Die letzte Dezemberwoche selbst brachte eine Ver- mehrung der deckungsfähigen Devisen um 2# auf 282,0 und der Goldbestände durch amerikanische Goldeinsuhr um 4,1 auf

Die Ursachen der Brikettnot. Gewerkschaften sotten schuld sein? Oer Gündenfall des Kohlenhandels.

Jetzt ist es heraus, wer die Schuld an der Berliner Brikeitnoi trögt. Die Bergarbeiter und die Gewerkschaften! Die Berg- arbeiter haben im Oktober«ine Woche gestreikt und dadurch einen Produktionsausfall von annähernd 499 999 Tonnen Braunkohlen- briketts erwirkt. Sie haben sich auch mit dem lieben Gott in Der- bindung gesetzt, daß er es gehörig kalt werden ließ. Und was taten die Gewerkschaften? Nun, sie ivendeten sich gegen das Verfahren von Sonntagsschichten. Das geschah und geschieht natürlich immer nur zu dem Zweck, so wollen es die Unternehmer, um der Oeffentlichkeit die Macht des bergmännischen Proletariats fühlbar zu machen. Der milleldculschc Streik und verweigerte Sovvkogsarbeit! Doch im Ernst. Die mitteldeutschen und vstslbischen Breun» kohlengräber haben gewiß im Oktober gestreikt und dadurch den ge- nannten Produktionsoussall an Braunkohlenbrikett» bewirkt. Aber taten sie es zum Vergnügen? Beileib« nicht. Der Durchschnittslohn betrug vor dem Streik 6,53 M. für den Arbeiter und in der Schicht. Davon wurden dann noch die Sozlolverstcherungsbelträge und Steuern in Abzug gebracht, fo daß 5,50 M. in der Schicht oder 33 M. für die Woche an den Arbeiter zur Auszahlung kamen. Die Unter- nehmer erkannten in den vor dem Streik geführten Verhandlungen an, daß ein« angemesiene Lohnaufbesserung erforderlich sei, aber sie könnten dies« nur zugestehen, wenn der Brikettverkaufspreis ab Werk erhöht würde. Darum lehnten sie im Lull einen Schiedsspruch ab, der eine kümmerliche Lohnaufbesserung von nur Z Prog. vorsah, und das Arbeitzministerium erklärte diesen Schiedsspruch auch nicht für verbindlich, so daß die Braunkohlenbergarbeiter trotz allseitiger Anerkennung ihrer Nallage leer ausgingen. Im September setzte dann eine neue Lohnbewegung ein. Tage- lang geführt« Verhandlungen brachten keine Verständigung, obgleich Immer wieder auch von den Unternehmern die materielle Not der Bergarbeiter anerkannt wurde. Do griffen dann die Berg- arbeiter, unter der Führung der Gewerkschaften, zu dem einzigen nur noch wirksamen Mittel, zum Streik und erzielten damit«inen Erfolg: denn der Durchschnittslohn wurde um 11,3 Proz., von 5,29 M. auf 589 M., erhöht. Diese Ausführungen zu dem Nach- weis, daß die Vraunkohlenhergarbeiter im Oktober in Notwehr handelten, als sie in den Streit traten. Jede weitere Recht- fertigung ist überflüssig. Und nun zum Verfahren von Sonntagsschichte», wogegen sich die Gewerkschaften wenden. Tun sie es aus Nieder- tracht? Ach nein, in Verteidigung einer mit den Unterhändlern der Unternehmer in freier Der. einbarung getroffenen Abmachung zur Beile- gung des Streik»! Die hier in Frage kommende ftsie Ver- einbarung der Tarifportrien, also der Arbeiter und Unternehmer, lautet a. a.: Die Gewerkschaften verpflichten sich, dahin zu wirken, daß die gelegentlich der von ihnen eingoleiteten Kündig ungsaktion aus- gesprochenen Kündigungen zurückgenommen werden. Die An- meldunq zur Arbeit gilt als Zurücknahme der Kündigung. Maß- regelungen aus Anlaß dieser Bewegung finden nicht statt- Der Arbeitgeberverband ver» pflichtet�stch, bei seinen Mitgliedern dahin zu wirken, daß die Arbeiter, die gelegemlich der Kündigungsaktion ordnungsgemäß kündigten oder die Arbeit ohne Kündigung niedergelegt hoben, wieder eingestellt werden, soweit sich diese Arbeiter spätestens am Dienstag, dem 25. Oktober dieses Jahres, wieder zur Arbeit melden. Das gleiche gill für diejenigen Arbeiter, die gelegentlich der Kündigungsaktion entlassen wurden." Die Gewerkschaften haben die Bedingungen dieser freien Der- einbarung restlos erfüllt. Nicht aber alle llokeruehmer. Es soll anerkannt werden, daß zwar der größte Teil der Werte dieser Vereinbarung nachgekommen ist. ober einig« haben es nicht unterlassen können, gegen den Willen ihrer Unter- Händler eine Nodelstichpolitik gegen gewisse Arbeiter zu treiben und Aussperrungen bzw. Maßregelungen vorzunehmen. Dazu gehört an erster Stelle die Grube Ilse bei Senftenberg . Herr Kommerzienrat Dr. Schumann steht dieser Grube als Generaldirektor vor. Es scheint, als wolle er sich um den letzten Rest seines frühereu Rufes bringen, soweit er ihn nicht schon als Vorsitzender des Aufsichtsrats beim vstelbischen Braunkohlensyndikat

im Zusammenhang mit den von uns ausführlich geschilderten Skaiv dalen in diesem Syndikat verloren hat. Im Bereich des ostelbischc» Braunkohlenbergbaus bei Senften­ berg sind allem« noch 200 Bergarbeiter vom Streik her ausgesperrt und müssen Arbeitslosenunterstützung beziehen. Die Gewerkschaften traten für die Einstellung der Ausgesperrten ein entsprechend der getroffenen Vereinbarung und um in dieser Hinsicht einen Druck auszuüben, wenden sie sich gegen das Verjähren von Conti- tagsschichten. Im anderen Falle würden sie schon mit sich reden lassen, wenn es gili. einen vorübergehenden Notstand zu lindern. Die eingestellten Arbeiter sollen Sonntagsschichten verfahren, damit die Ausgesperrten noch weiter mit Frauen und Kindern hungern können. Für die Einstellung der Ge- werkfchaften muß man bei dieser Sachlage Verständnis haben. Sie handeln aus selbstverständlicher Solidarttät. Die Wirkungen de» Frosis. Und nun noch einige allgemeine Bemerkungen zu dem gegen- wärtigen Brikettmangel. Er geht in erster Linie und in doppelter Hinsicht von einem Naturereignis aus. Der scharfe Frost erschwert die Rohkohlen gewinnung und steigert zugleich das Hetzbedürfnis. Die Braunkohle wird bekanntlich weitaus überwiegend in Tagebauten gewonnen. Die Kohle wird von der sie überdeckenden Erdschicht befreit und damit den Witterunqs- einflüssen ausgesetzt. Weil sie mit Wasser durchsetzt ist, gefriert sie bei dem scharfen Frost, so daß die Vagger, mit denen sie in der Hauptfaehe gewonnen wird, nur schwer in die Kohlenwand hinein* fassen können. Die Folge ist ein Rückgang der Rohkohlengewinming und in weiterer Fortsetzung ein Rückgang der Driketterzeugung. Es fehlt also in er st er Linie an Rohkohle und nicht an Brikettpressen, wie so vielfach angenommen wird. Mit den vorhandenen Brikettpressen können wesentlich mehr Briketts hergestellt werden, als gegenwärtig, wenn und das ist die Vor- ausfetzung genügend Rohkohle gewonnen werden kann. Wenn der Frost nachläßt, wirken wieder zwei Momente zur Behebung des augenblicklichen Notstandes, nämlich, es steigert sich dann die Pro- duktion und das Heizbedürsnis läßt nach. Mit Störungen wie gegenwärtig in der Brikettvers orgung, muß aber immer gerechnet werden, wenn es Winter wird. Hier hätte der Kohlenhandel eine volkswirtschasillche Aufgabe zu erfüllen. indem er in der h-izschwachen oder Heizlosen Zell eine ausreichende Bevorratungspolitik treibt, um bei austretenden Kalte- wellen, wie wir zu verzeichnen hatten, mit seinen Vorräten einzu­springen. Wenn«r diese Aufgabe nicht erfüllen kann, dann Hot er seinen Doseinszweck verfehll. Nun kann natürlich entgegnet werden, daß im Jahre 1927 wesentlich mehr Briketts nach Berlin gekommen sind, als in irgend­einem Jahr zuvor. Das ist aber kein Beweis dafür, daß der Handel eine Beoorratungspolttik für den Winter betrieben hat. Die Mehr- mengen sind infolge des verhältnismäßig kalten Frühjahrs und Som- mers des letzten Jahres verbraucht worden. Der Handel hat also ein gutes Geschäftsjahr gehabt, aber nicht an Winterbevor« raumg gedacht. Das ist der Sündenfall des Handels, von dem er sich nicht reinwaschen kann. Wir können auch nicht in das hohe Lied einstimmen, dos schon so oft aus dem in Berlin so weil ausgebreiteten Zwcrghanhel gesungen wurde. Gerade unter ihm befinden sich Ost die kümmerlichsten Existenzen, denen es umnög» lich ist, eine Beoorratungspolttik für den Winter zu treiben. Darüber hinaus hat auch ein Handel, der oft im Monatsdurchschnitt kaum 499 Zentner Brennstoff umsetzt, keine Existenzberechtigung. Er wirkt nur verteuernd, weil die Arbeitsgemeinschaft für den Brikett- Handel bei der Preisfestsetzung auf diese kümmerlichen Existenzen Rücksicht nimmt, und einen so hohen Preis festsetzt, daß er sein Dasein auch bei geringen Leistungen und Umsätzen fristen kann. So er- klärt sich der hohe preis von 1,89 M. für den Zentner Briketts in Berlin , jetzt sollen vielfach 2 M. verlangt werden. Und nun zum Schluß noch einmatt der Kohlenhandel hat die Pflicht, eine Bevorratung für den Winter zu betreiben. Wenn er sie nicht erfüllen kann oder will, dann muß ein anderer Weg ge- funden werden. Eine andere Wahl gibt es nicht, wenn in späteren Jahren Notstände wie der jetzige oerhütet werden sollen. L. M.

1864,6 Millionen. Durch die starke Ausweitung der gewährten Kredite aber ist die Deckung der Reichsbantnoten trotz der Wiederauffüllung der Deckungs mittel im Laufe eines Jahres von 62,9 auf 47,9 Proz. zurückgegangen. Die letzt« Jahreswoche brachte einen Rückgang der Notendeckung durch Gold allein gegenüber der Borwoche von 46,9 auf 49,9 Proz. und durch Gold und deckungs- fähige Devisen von 52,9 auf 47 Proz. Am Ende eine» so unerhörten Konjunkturjahres, wie da» ver- gangene, ist diese Entwicklung natürlich. Im Dcckungsoev- hältnis sind aber Ziffern erreicht, die dem Reichsbankpräsidenten im Oktober Anlaß waren, den Zinssatz für Wechseltredite zu er- höhen. Eine Senkung de« Diskonts wird also wohl kaum bald erfolgen können. Allerdings läßt sich darüber absolut nichts Genaues sagen. Denn pie Reichsbank hätte erst erklären müssen, wer die großen Wechselmassen zum Jahresende geliefert hat!

Oer Arbelismartt Anfang Januar. Die allgemeine Lage des Arbeitsmarktes zeigt für den Dezember-Schluß und den Ianuar-Anfang«ine weitere wesentliche Verschlechterung. Die Bchinderunn der Außen- und Bauarbeiten trug am sühtbarsten zu dieser Berschlech- terung bei. Fast alle Arbeitskräfte im Hoch, und Tiefbau sowie im Bauhilfsgewerbe und in den Baustoffindustrien sind nach den einzelnen Berichten der Arbeitsämter zur" Entlassung gekommen. Auch die Notstandsarbeiten mußten vorübergehend eingestellt wertzem Die kurze Pause wärmeren Weiter» zmn Fest konnte sich nicht auswirken. Bei der metallverarbeitenden In- dustrie fällt auf, daß bereits teilweife eine stetige Ver- schlechterung des Beschäftigungsgrades festzustellen ist. Der Mangel an NeuausträgtN wird allerorts stärker fühlbar. Einzelne Arbeitsämter berichten über vereinzelte Einführung von Kurzarbeit und Einlegung von Feierschichten. Die vorliegenden Meldungen

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treffen Sie bestimmt, wenn Sie diese Marken rauchen. Denn hier ist die Qualität maß­gebend und nicht die schreiende Reklame

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