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zustoßen in jene Schichten der Bevölkerung, die dem poli­tischen Leben fernstehen und die bisher willkommener Spiel­ball für die schwarzweißroten Parteien waren. Besonders muß es versuchen, die Jugend zu erfassen, um zu verhüten, daß sie in ihrem überschäumenden jugendlichen Feuereifer hineingeleitet wird in den Strom der Feinde der Republik . Bon diesem Gesichtspunkt aus betrachtet ist das Bestehen des Reichsbanners weiterhin eine zwingende Notwendigkeit. Das Jahr 1928 stellt uns vor große Aufgaben. Gilt es doch, im Reiche den Rechtsblock und seine Regierung zu stürzen, und in Preußen die republikanische Regierung derart zu festigen, daß sie nicht wie noch in den letzten Wochen wichtige, dem Fortschritt dienende Gesetzesvorlagen infolge der parla­mentarischen Zusammensetzung unerledigt lassen muß. Die Gegner der Republik arbeiten heute bereits mit Hochdruck. Gestützt auf die Geldquellen der Großlandwirtschaft und der Großindustrie werden sie einen Wahlkampf zu entfesseln ver­fuchan, der alles bisher Dagewesene weit übertrifft. Geht es doch bei ihnen um die Macht im Staate Da muß und soll auch das Reichsbanner seinen Mann stellen, soll den republikanischen Parteien Hilfsstellung Ieisten in ihrem zweifellos scharfen Kampfe.

Ein neuer Reparationsvorschlag.

Deutschland soll 42 Milliarden Marf zahlen.

sechsprozentige Bonds zu fundieren seien. Die Vor teile eines solchen Planes lägen auf der Hand, nament lich für Frankreich , dessen Kredit sofort steigen werde. Eine internationale Konferenz?

New York , 5. Januar.

New York , 5. Januar. Wie ,, Herald Tribune" aus Washington berichtet, ist man im Senat der Ansicht, das der Vorschlag auf serabiehung und Fundierung der deutschen Repara­tionsschuld in Verbindung mit der Begleichung der Kriegsschulden der Alliierten bereits vor einiger Zeit von Bernard Baruch , New York , der seinerzeit der wirtschaftliche Berater der amerikanischen Friedens. Wie das Journal of Commerce" erfahren haben will, kommiffion in Paris war, der Regierung unterbreitet trägt sich die Regierung mit der Abficht, eine internationale Ronfe­worden sei. Die Anregung Parker Gilberts auf Fest- renz einzuberufen, auf der eine vollständige Revision des ehung der Gesamtsumme der deutschen Zahlun Dames Planes und sämtlicher interalliierten gen stelle den ersten Schritt zur Ausführung dieses Vor Kriegsschulden erörtert werden würde. schlages dar. Gilberts Vorschlag sei der Ausdruck der Erkenntnis, daß der Zeitpunkt für die Erörterung des Problems nunmehr gekommen sei. Deshalb ist es die Pflicht der Angehörigen der republi­Bernard Baruch hat in seiner Denkschrift an die fanischen Parteien, für die Stärtung des Reichs- Regierung betont, daß die interalliierten Schulden banners einzutreten. Das ist um so notwendiger, als die abkommen basiert werden sollten auf dem, was die sogenannten vaterländischen Organisationen der verschieden- Alliierten zahlen müssen, während Deutschland ften Färbung sich immer enger zusammenschließen und den zahlen müsse, was es könne. Als Motiv des politischen Parteien ihre Dienste zur Verfügung stellen, die Vorschlages wird angeführt, es sei möglich, daß als Gegner der Republik in die Erscheinung treten. Auf der Deutschland nach einigen Jahren über­anderen Seite haben aber auch unsere Reichsbanner- haupt nicht mehr zahlen werde, und daß diese tameraden die Pflicht, sich vollzählig gemert- Befürchtung die Alliierten einer Festsetzung der Repara­fchaftlich zu organisieren und politisch inner- tionsschuld geneigter machen werde. tionsschuld geneigter machen werde. Da nun Deutsch­halb der republikanischen Parteien zu wirken. Wird doch der land eine Zahlung von 33 Milliarden Dollar Hauptkampf um die Lebensinteressen des deutschen Volkes ausgefochten auf dem Boden der Barlamente. Je stärker die nicht leisten fönne, so sollte eine Bestsehung auf insgesamt höchstens 14 Milliarden erfolgen, politischen Parteien, die auf dem Boden der Republit stehen, wovon zunächst etwa 2 bis 4 Milliarden durch fünf- oder find, desto wirkungsvoller wird sich ihre Arbeit in der Gesez­gebung gestalten. Desto leichter wird auch der Kampf sein um die Erringung der politischen Macht im Staate.

Eine weitere Notwendigkeit ist es für jeden Reichs­bannerkameraden, daß er die Presse aus seinem Hause verschwinden läßt, die offen oder versteckt den Feinden der Republif Helfersdienste leistet. In das Haus eines jeden Republikaners gehört die republita­nische Presse. Sie zu fördern und für ihre weiteste Verbreitung Sorge zu tragen, ist angesichts des Treibens der Hugenberg und Konsorten Ehrenpflicht eines jeden Reichs­bannertameraden.

Ein schwerer Rampf ist es, der uns in diesem Jahre bevorsteht. Durchdrungen von hoher Begeisterung für unsere Sache, durchdrungen von der sicheren Erwartung. daß unser der Sieg ist, wollen wir den Kampf führen um die Beseitigung der schwarzweißroten Herrschaften. Wir, die Trommler für die freie, die soziale Republik !

Was ist's mit dem Zentrum?

Guérard gegen Mary.

Auf dem Parteitag der rheinischen Zentrums paret für den Regierungsbezirt Koblenz hielt der Borsigende der Sentrumsfrattion des Reichstags, von Guérard, eine Rede, die am Donnerstag von der Kölnischen Volkszeitung" im Auszug veröffentlicht worden ist. Guérard sagte danach im Gegensatz zu der vom Reichstanzler Marg fürzlich vertretenen Auffassung, daß das Zentrum weder eine republikanische noch eine monarchistische Bartei fei:

Wir sind eine republikanische Partei. Jeder Versuch, die Monarchie zurückzurufen, würde unser Volk zerschlagen, und das Bolf lehnen wir ab."

Guérard befaßte fich auch mit dem Reichsschulgesetz und er­flärte, daß das Zentrum von den bekannten Forderungen zu diesem Befezentwurf nicht zurücktreten werde. Es sei möglich, daß die Koalition über das Reichsschulgesetz in die Brüche gehe.

In bezug auf die Forderungen der Standesherren äußerte sich von Guérard dahin, daß er im Reichstag eine Vorlage verlangen werde, durch die alle Ansprüche der Standesherren auf Aufwertung ihrer Bermögensansprüche zurüdgewiesen werden. Falls die für dieses Gefeß notwendige Zweidrittelmehrheit nicht zu erlangen wäre, müsse eben das Volf über die Angelegenheit felbft entscheiden.

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Herr v. Guérard beginnt mit der Wahlagitation. Er sucht, verlorenes Vertrauen durch entschiedenes Auftreten gegen die Standesherren wiederzugewinnen. Es handelt sich hier um ein Problem, das seit Jahren brennend ist, ohne daß weder v. Guérard noch die Zentrumsfraftion des Reichstages zu seiner Regelung im Sinne der Bolts­mehrheit das geringste getan hat. Bielmehr hat die Reichs­regierung erst neuerdings gegen den Widerspruch der preußi­schen Regierung ein Gesez ausgearbeitet, das den Ansprüchen Der Standesherren in weitestgehendem Maße gerecht wird. Plötzlich ist Herr v. Guérard dagegen! Gilt das auch, menn er wieder in Berlin ist?

Dann das Bekenntnis zur Republik! Der Reichs fanzler des 3entrums erflärt, zur Bayerischen Boltspartei gewandt: wir wollen weder eine republitanische noch eine monarchistische Partei sein. Der Fraktionsvor figende des Zentrums erflärt den Wählern gegenüber das Zentrum zur republikanischen Partei. Hat das Zentrum es nötig, mit den Deutschnationalen um den Ruhm fünfzig­prozentiger Gesinnungen zu fonkurrieren?

Soll das Bekenntnis des Herrn v. Guérard eine parteiamtliche Korrettur des Reichstanzlers Marg sein fo mag ihm öffentlich entsprechendes Gewicht gegeben werden. Bis dahin sieht die Deffentlichkeit nur, daß Herr Marr die Republit verleugnet hat, um die Bayerische Volkspartei zu gewinnen, Herr v. Guérard aber Herrn Marg- um die Gunst der Wähler nicht zu verlieren.

Bahlungen für Standesherren gesperrt. Der preußische Finanzminister hat angeordnet. Die Ab. flagszahlungen für die Standesherren mit fofor tiger Wirkung zu sperren. Den Standesherren wird jezt nichts anderes übrig bleiben, als die Hilfe der preußischen Gerichte in 2in­Spruch zu nehmen. Ein Teil hat das bereits getan; einer davon ift auch schon hereingefallen, indem ein Wiesbadener Gericht feine Forderung als unfittfich" ablehnte. Was machte der feudale Herr? Er legte Revision ein.

Der Washingtoner Korrespondent des Blattes erklärt, der Ge­danke rühre ursprünglich von Barter Gilbert her und merde jetzt von der Regierung geprüft. Unter den zu erörternden Vor­schlägen würde in Betracht kommen die Festsetzung der deutschen Reparationsverpflichtungen auf eine endgültige Summe, die wesentlich weniger betragen würde als die Dames- Zahlun­gen, außerdem der Verkauf eines großen Betrages deutscher Obli gationen, deren Eriös unmittelbar Frankreich zugute­tommen soll, sowie schließlich die Löschung der englischen Ansprüche gegenüber Deutschland , während weitere deutsche Obligationen ausgegeben würden, die zur völligen Bezahlung der an die Bereinigten interalliierten Kriegsschulden in Amerika Staaten übermittelt werden sollen. Wie uns aus London gemeldet wird, sollen die Verhandlungen über diesen Fragentomplex alsbald nach den französischen Wahlen beginnen.

Der Justizmord von Neustrelitz .

Antrag auf Wiederaufnahmeverfahren im Falle Jakubowski.

Im Auftrag der Deutschen Liga für Menschenrechte hat| Ewald Rogens, dessen Tötung dem Berurteilten zur Laft gelegt der Rechtsanwalt Dr. Arthur Brandt an den Ober­staatsanwalt beim Landgericht Neustrelitz nachfolgenden Wiederaufnahmeantrag gestellt:

In der Straffache gegen den Arbeiter Joseph Satu. bomiti stelle ich hiermit namens der Deutschen Liga für Men schenrechte den Antrag: Die Staatsanwaltschaft wolle die Bieder. aufnahme des durch rechtsträftiges Urteil des Schwurgerichts beim Landgericht Neustrelitz vom 26. März 1925 abgeschlossenen Berfahrens zugunsten des Berurteilten beantragen.

Begründung: Nachdem ich seit längerer Zeit durch die Deutsche Liga für Menschenrechte mit der Borbereifung des Wieder aufnahmeverfahrens beauftragt und befaßt bin, wird mir joeben die Nachricht übermittelt, daß die Großmutter des verstorbenen

Stahlhelm gegen Ehrhardt.

Klage über unlauteren Wettbewerb.

Die Zeitung des Stahlhelms macht sich start für das Kampfjahr 1928 aber die rechte Stimmung will nicht gelingen. Der Schatten des Krachs im Stahlhelm verdunkelt die glänzendsten Phrafengebilde. Der Schluß ihres Auffages über das Kampfjahr 1928" lautet:

,, Die dritte fundamentale Schwäche, an welcher gewisse Kreise der nationalen Bewegung leiden, ist die Unfähigteit zu eigener pofitiver und schöpferischer Leistung, welche dazu verleitet, in Kritik und Anflage schon eine Leistung zu sehen und die Erfolge solcher Betätigung in rasch ver­gänglichem Stimmungsrausch und in Verbrüderung mit anderen erregbaren Menschen als politische Erfolge zu betrachten.

Benn dann noch hinzukommt, daß man unter Berufung auf tonservative Aufgaben und Pflichten die schlechtesten demagogischen Methoden anwendet, die Führer zu beschimpfen und der Gefolgschaft ihre beste Qualität zu bezeugen, sich von geschäftigen Heinzelmännchen Tratsch und Lügen zu besorgen, jede Berleumdung zu benutzen, die nützlich erscheint, dann wollen wir nicht leugnen, daß durch solche Arbeit gemiffe Erfolge" erreicht werden können. Aber auch dadurch lassen wir uns nicht beunruhigen und von unserem Wege ablenken. Der Stahlhelm bleibt doch in seiner Stärke bestehen und in seinem Willen ungeschwächt, die anderen werden ihre verlorene Sache durch solche Erfolge un lauteren Wettbewerbs" nicht verbessern tönnen, und den Schaden hat am Ende und allein die deutsche Sache."

Der Stahlhelm" meint Ehrhardt mit den gewissen Kreisen", über die er sich so bitter beklagt. Das gibt eine feine nationale Einheitsfront"!

Geßler flagt.

Aber das Schöffengericht spricht frei.

Braunschweig , 5 Januar( Eigenbericht). Am Donnerstag stand der verantwortliche Redakteur des Bolfsfreund" in Braunschweig vor dem Schoffengericht, weil er sich nach Ansicht des Reichswehrministers einer Beleidigung des Unteroffiziertorps der Reichswehr schuldig ge madht haben sollte. Der Volksfreund" hatte vor einiger Zeit ein Inserat aus der Frankfurter Oberzeitung" abgedruct, in dem ein Knabenerziehungsheim einen älteren starten, energischen Mann, einen ehemaligen Feldwebel oder Schlächter, als Erzieher fuchte. Der Boltsfreund" hatte dieses Inserat mit einigen pädagogischen Betrachtungen und mit folgendem Nachfah versehen abgedruckt: Uebrigens ist die Zusammenstellung von Feld webel und Schlächter an sich nicht übel., Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Schlächter gegen solche Ideenverbindung protestieren, wozu fie eigentlich in vorstehendem Falle ein doppeltes Recht hätten."

Der Angeflagte Fuchs betonte zu seiner Berteidigung, daß er bei der Aufnahme des Artikels einen gewissen üblen Typ der ehe maligen Feldwebel der kaiserlichen Armee, nicht aber das Unter offizierkorps der Reichswehr im Auge gehabt habe. Nach langen

worden war, die Witwe Nogens, auf dem Sterbebette gestanden habe, selbst das Kind umgebracht zu haben. Hiernach wäre der verurteilte Joseph Jatubomsti unschuldig zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Ich bitte ergebenst, diese Angabe nach­uprüfen und gegebenenfalls das Erforderliche veranlassen zu

wollen."

Das Justizministerium von Mecklenburg- Streliz hat in­zwischen mitgeteilt, daß es teinerlei Beranlaffung gehabt habe, irgendwelche Nachforschungen anzustellen. Diese Haltung ist unmöglich gegenüber der Behauptung, baß ein Dritter sich selbst des Mordes bezichtigt habe. Die herkömm liche Halsstarrigkeit gegenüber allen Bersuchen, Wiederauf. nahmeverfahren durchzusehen, ift in diesem Falle besonders übel angebracht..

rechtlichen Auseinandersegungen, in denen die Frage eine Rolle [ ptelte, ob ber jetzige Reichswehrminister auch berechtigt set, für die Angehörigen der ehemaligen faiserlichen Armee Strafanträge zu stellen, verlangte der Vertreter der Staatsanwaltschaft wegen Be leidigung eine Geldstrafe von 10 m. oder zwei Tagen Haft. Das Schöffengericht fam jedoch zu einem Freispruch.

Wild: Off.

Wenn man in Rattowih deutsch spricht.

Battowit, 5. Samuar.

Am Abend des 2. Januar unterhielt sich in der Nähe der Kaiserschen Restauration auf ber Straße ein zu Urlaub weilender Soldat mit einer Berwandten in deutscher Sprache. Der Aufständischenführer Wrobel verb of ben beiben unter wüften Beschimpfungen die Fortsetzung des Gesprächs in deutscher Sprache. Es entwickelten sich Auseinandersetzungen, in deren Verlauf Brobel einen Revolver zeg, um den Soldaten zu erschießen. Der Wirt trat dazwischen, worauf Wrobel einen Bf1a ft erst ein ergriff und die große Spiegelscheibe des Lotals zertrümmerte. Der Besitzer des Lotals ist ein Reichsdeutscher und hat unter den Aufständischen schon früher viel zu leiden gehabt.

Giftgasschuß für Zivilbevölkerung.

Sachverständigentagung in Brüffel.

Gens, 5. Jamuar.

Die internationale Sachverständigenfommision, die vom inter­nationalen Roten- Kreuz- Romitee einberufen wurde, um das Problem nationalen Roten- Kreuz- Romitee einberufen wurde, um das Problem des Schutzes der Zivilbevölkerung gegen den chemischen Krieg zu studieren, wird am 16. Januar im Palais des Académies in Brüssel zusammentreten. Der Kommission gehören Chemiter, Ingenieure, Bertreter der Großindustrie und Gelehrte aus wierzehn Ländern, darunter Deutschland , Frankreich , Großbritannien , Italien und Japan an.

Aufstandspläne in Mexiko .

Neue Verhaftungen.

Merilo, 5. Januar.

Sechs Männer, die als Führer einer neuen Aufstandsbewegung in den Staaten Queretaro und Guanajuato gelten, find verhaftet worden. Nach Angaben der Regierung sollte dieser Auf­ftand noch in diesem Monat ausbrechen, wofür die Zu. ſtand noch in diesem mon sammenarbeit mit einer aufständischen Gruppe im Staate Salisco gesichert war. Nach Aussage der Berhafteten wurde die Verschwörung von merikanischen Emigranten in den Ber einigten Staaten geleitet. Auch Waffen wurden aus den Bereinigten Staaten eingeschmuggelt.

3m Ziemelland sind noch 4300 solaje Deutsche , die seinerzeit für Deutschland optiert haben und deshalb bis zum 1. April d. 3. litauisches Gebiet verlassen sollen. Die Reichsregierung verhandelt mit Litauen wegen einer günstigeren Regelung