Preußen und die Landwirtschaft.
Minifter Steiger über Siedlung und landwirtschaftliches
Schuldenproblem.
Der preußische Landwirtschaftsminister Dr. Steiger gab auf einer Pressekonferenz über die dringendsten landwirtschaftlichen Tagesfragen der Siedlung und Verschuldung wertvolle Aufschlüsse. Nach seinen Ausführungen hat das Reich bisher für Siedlungszwede 100 mill. M. bewilligt, von denen 77 Mill. m. vergriffen find. Preußen erhielt hiervon 66,7 Mill., mit denen etwa 64 500 Settar besiedelt wurden. Bemerkenswert ist, daß in der kleinen Provinz Oberschlesien hierfür 11,5 Millionen, genau soviel wie in dem viel größeren Ostpreußen , verbraucht wurden, während auf Brandenburg nur 2,9 Mill. entfielen. Die von Preußen aus eigenen Mitteln für Siedlungszwecke zur Verfügung gestellten Gelder betrugen 75 Mill. M., übersteigen also die vom Reich zugeschossenen Gelder erheblich. Gewisse Schwierigkeiten bestehen noch bei der Ansiedlung von Landarbeitern, und zwar aus finanziellen Gründen. Da für eine bäuerliche Stelle von etwa 60 Morgen 8000 bis 10 000 m. eigene Mittel erforderlich find, die für die ersten Jahre nicht verzinst werden fönnen, müßte der Landarbeiter sich diese Summe leihen. Dadurch würde er jedoch derart mit Schulden überlastet werden, daß an ein ertragreiches Arbeiten überhaupt nicht zu denken wäre. Die preußische Regierung sieht einen Ausweg in einem zinslos bewilligten Einrichtungskredit, deffen Tilgung im fechsten Jahre mit Proz. einzusetzen hätte.
In der Errichtung von Landarbeiterwohnungen hat im Laufe der letzten Zeit eine sehr interessante Verschiebung stattgefunden. Während 1921/23 etwa 10 538 erts wohnungen und 367 Eigenheime, also nur 3 Broz., errichtet wurden, erreichten die von 1923/27 errichteten Eigenheime die Zahl von 11 448, wogegen nur 9356 Werkswohnungen neu geschaffen wurden. Diese Entwicklung ist entschieden zu begrüßen, da durch die vermehrte Schaffung von Eigenheimen der Landarbeiter aus dem drückenden Untertänigkeitsverhältnis, das mit der Werkswohnung verbunden ist, befreit wird, Leider ist in der Frage der Mietwohnungen von Landarbeitern noch nicht der Fortschritt zu verzeichnen, der erwartet werden konnte.
Bon großer Bedeutung war die Stellungnahme des Ministers zu der landwirtschaftlichen Verschuldung. Dr. Steiger erklärte sich ausdrücklich gegen die verschiedenen Sanierungsprojekte, die u. a. Don Hugenberg und dem Abgeordneten SchlangeSchöningen veröffentlicht wurden. So könnte sich die in diesen Projekten geforderte allgemeine 3insverbilligung für die Landwirtschaft selbst sehr ungünstig auswirken, da bei den Geldgebern, besonders im Auslande, mit Recht der Eindruck entstehen könnte, daß der Erirag der deutschen Landwirtschaft nicht mehr ausreiche, eine normale Zinslaft zu tragen. Ein solcher Eindrud müßte schnell zur Verstopfung der Kreditquellen führen. Auch würde damit das Uebel nicht an der Wurzel angepadt, sondern nur auf einige Jahre hinausgeschoben werden. Die Gesamtsumme der landwirtschaftlichen Schulden ift mit 12,5 Millia: den zu beziffern, die sich mit 2 Milliarden auf Die Rentenbanfchuld, mit 3,5 milliarden auf die Aufwertungsschulden, mit 3 Milliarden auf fundierte Realkreditschulden, mit 2,2 Milliarden auf Personalschulden und mit 1,8 Milliarden auf fogenannte Schwimmkredite( Schulden an Lieferanten, Handwerker usw.) vezteilen. Für die Sanierung kommen nur die beiden letzten Posten, also 4 Milliarden in Betracht. Eine allgemeine Umschulung der Bersonalschulden in Realschulden fei jedoch gleichfalls nicht möglich. da der deutsche Geldmarkt durch die 3 Milliarden landwirtschaftlichen Realkredits bereits ausgeschöpft fei. Cine Lösung des Schulden problems deutete Dr. Steiger in der Richtung an, daß einmal die gänzlich überschuldeten Betriebe überhaupt auszuschalten mären und daß diese große Masse der noch fanierungsfähigen Birtschaften individuell unter einer gemissen Kontrolle zur Um schulung herangezogen werden müßten. Gewiffe Erfahrungen liegen bereits von der Sanierungsaktion für bäuerliche Betriebe in Ost preußen vor.
Der ungarische Waffenschmuggel. Ausnutzung durch die tschechischen Militaristen.
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Die tschechische Bresse beschäftigt sich sehr aufgeregt mit dem italienisch- ungarischen Waffenschmuggel, in dem sie vor allem einen Beweis für die geheimen ungarischen Rüstungen sieht, die nichts anderes als die Rüderoberung der Slowakei zum Ziele haben. Das Außenministerium hat mit dem Berteidigungsministerium zu unternehmenden Schritte besprochen. Da die Militärkontrolle über Ungarn auf gehoben ist, werden diplomatische Schritte beim Völkerbund unternommen werden können. Den militaristischen Parteien, die sich gegen jede Abrüstung wehren, ist der Zwischenfall natürlich ein willkommener Anlaß, zu neuen Rüstungen aufzurufen und gegen jede Einschränkung der sehr kostspieligen tschechoslowakischen
Rüstung zu hetzen.
Kommunistenkrach überall.
Ist die Belle noch so flein - Krach muß immer drinne sein. Brüssel, 6. Januar. ( Eigenbericht.)
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Westarps Inventurausverkauf.
Inventur Ausverkauf
Zoll proff
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D.N.V.P.
Prinzipien Waff
Restposten
Danent hvill leinen,
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„ Und hier noch ein Restposten Kronendamast, fabelhaft billig, wegen gänzlicher Aufgabe des Artikels!"
Was fagen die elfäffischen Sozialisten?
der Dezentralisation versteht, wie wir sie im Auge haben, nicht aber den Regionalismus politischer Art, wie ihn die feritalen aus rein politischen und rein egoistischen Gründen fordern.
Die Straßburger Freie Presse" hat den türzlich im Borwärts"| vorausgesetzt, daß er unter gesundem" Regionalismus die Art erschienenen Artikel des Genossen S. Lion ausführlich abgedruckt und mit einigen fachlich- kritischen Bemerkungen versehen, die wir in ihren wesentlichen Teilen unseren Lesern nicht vorenthalten wollen: ,, Genosse Lion begreift nicht ganz die fozialistische Stellungstellt sich da auf den Standpunkt jener, die meinen, weil der elfäffische nahme zu der Unterrichts- und Sprachenfrage. Er Dialekt ein deutscher Dialekt sei, müsse der Unterricht mit dem Deutschen beginnen und das Französische dürfe erst nach her folgen.
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Wir haben hier schon oft erklärt, daß diese Frage eine Streitfrage in ift, pädagogische die felber nicht einig gehen. Wir Pädagogen in der Freien Brefé find Befanntlich der Auffaffung, daß der Unterricht ohne Schädigung, der geistigen Entwicklung des Kindes gleich beim 6. Lebensjahr mit dem Französischen, und zwar auf dem Wege der direkten Methode, beginnen fann. Die Ergebnisse die vorliegen, lehren, daß unser Standpuntt richtig ist. Angesichts der leichten Erlernbarkeit der deutschen Sprache für die elfälischen Kinder genügt es, wenn mit derselben erst dann begonnen wird, wenn deutsche Sprachformen nicht mehr geeignet sind, den guten Fundus im Französischen, der in den erften Jahren gelegt wird, zu 3erstören.
Die Bemerkung des Genoffen Lion, daß imfer Schulunterricht unsere Kinder zeitlebens zu einer Art Halbbildung verurteilt, ist sinnlos. Das Bildungsniveau unserer heutigen Bolksschule steht hinter dem Vortriegsniveau in feiner Weise zurück. Auch ein Blick in die Verhältnisse in den höheren Schulen zeigt jedem Unvoreingenommenen, daß unsere mittleren und höheren Schulen in ihrem Bildungsniveau feineswegs hinter den deutschen Gymnafien und Universitäten zurüdstehen.
Der sozialistische Einfluß in Paris hat schon manche Nähr weiterhin so halten und damit dazu beitragen, daß der extreme quelle des Unbehagens" beseitigt durch prattische Arbeit, durch Erfüllung berechtigter Forderungen. Wir werden es auch
Autonomismus immer mehr an Boden verliert."
Mit der Wiedergabe dieser Ausführungen von elsässisch- sozia. liftischer Seite haben wir unsere Pflicht der Objektivität erfüllt. Oberster Grundfaß in der Behandlung des sehr heifien elfäffischen Problems ist für uns, daß es sich unt eine innere französische Angelegenheit handelt. Man wird es allerdings in Frankreich verstehen müffen, daß man sich dennoch in Deutschland für diese Angelegenheit instinktiv mehr interessiert als für irgendein anderes innerpolitisches französisches Problem. Dennoch liegt äußerste Zurückhaltung auf deutscher Seite im ureigensten Interesse der Elsässer selber
Ob die Haltung unserer effäffischen Genossen zu den pera schiedensten Problemen ihrer engeren Heimat richtig ist oder nicht, darüber merden im fommenden Frühjahr die Wahlergebniffe am sichersten Aufschluß geben fönnen. Wir wünschen aufrichtig, daß diese Wahlen beweisen mögen, daß die Bedenken unseres Mitarbeiters unbegründet waren.
Die Radikalen rücken vom Heimatbund ab.
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Paris , 6. Januar. Wie der Straßburger Korrespondent des Temps" berichtet, hat der Vorstand der Elsässischen Fortschrittspartei handelt sich um jenen linken Flügel der Radifalen Bartel, der sich unter Führung von Georg Wolf vor einiger Zeit von den übrigen Radikalen getrennt hat und für eine deutsch - französische Versöhnung
Benn schließlich Genosse Lion sich auf die Wolfsschul: fehrer beruft, so ist ihm entgegenzuhalten, daß das Gros unferer Bolksschullehrer schon längst eingesehen hat, daß die von der Regierung befürwortete Praris in der Volksschule die richtige ist. Ob Genosse Lion den Volksschullehrern einen Dienst erwiesen hat, als er feststellte, daß fie der autonomistischen Beeinfegt beschlossen, die ihr angehörigen Bereine aufzufordern, megung ihre Bedeutung verleihen, laffen wir dahingestellt. Genoffe Lion ift da zwar, fomeit die Anhängerschaft Roffés in Frage kommt, der Wahrheit ziemlich nahe gekommen. Aber in den Reihen der Boltsschullehrer beginnt man mehr und mehr einzusehen, daß man mit dieser Bolitit nicht vom Fleck kommt, und es ist mur eine Frage der Zeit, daß auch hier eine völlige Umstellung eintritt.
Wenn Genosse Lion dann meint, wenn sich die Heimatbund
bewegung von den Schlacken", d. h. von den übertriebenen For derungen befreit und nur einen gefunden Regionalis vertritt, würde die kommende französische Linksregierung nicht umhin tönnen, den berechtigten Forderungen Gehör zu schenken, so tommt er da an die Wahrheit einigermaßen heran,
mus
Die vor einigen Tagen abgebrochenen Berhandlungen zwischen Sozialdemokraten, Zentrum und Deutschlibera len über die Bildung einer Regierungstoalition find auf Anregung des Zentrums wieder aufgenommen worden und haben zu einer grundsäglichen Verständigung in allen wesentlichen Punkten geführt.
Im Zentralfomitee der Kommunistischen Partei Belgiens fam zu überaus scharfen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern Stalins und denen Trogfis. Der tommunistische Abgeordnete van Overstraeten schlug eine Resolution vor, die sich auf den Standpunkt der russischen Opposition stellte und die opportunistischen Tendenzen der in Rußland herrschenden Mehrheit scharf verurteilte. Eine andere Resolution machte sich den Stalinschen Standpuntt zu eigen und sprach Drohungen gegen die In der Frage der Berfassungsänderung hat man sich parteizerstörerische Wirksamkeit der belgischen Opposition" aus. Bei der Abstimmung wurden 13 Stimmen für die Resolution der Oppo- dahin geeinigt, daß auch in Sutunft der Senat, aus einem fition und 13 für die Stalinsche These abgegeben. Es wurde behauptamtlichen und einem nebenamtlichen Senat bestehen soll, doch schlossen, die ganze Frage in der Preffe und den Organisationen zu soll der hauptamtliche Senat nicht mehr auf eine befristete Zeit diskutieren und einen Kongreß einzuberufen, der endgültig entscheiden wird. Die zwei kommunistischen Mitglieder der Kammer find ebenfalls verschiebener Meinung. Van Overstraeten ist Troglift, Jacquemotte ist Stalinist. Uebrigens sprach das Zentralfomitee der Parteileitung ein Mißtrauensvotum aus. Bei den Streitig. feiten handelte es sich vor allem auch um einen Kampf über die Kontrolle des Parteiblattes und der Moskauer Hilfs. gelder.
Der polnische Gesandte Cutafjewitsch wirg laut Anfündigung hes Bilsubstiblattes nach Urlaubende auf seinen Rigaer Bosten zu rüdfehren. Er wird also nicht abberufen, wie gemeldet worden war.
Deutsches Theater.
Aus Anlaß des hundertsten Geburtsjahres Henrik Ibsens führte das Deutsche Theater das dramatische Gedicht Beer Gynt " unter der sorgsamen Regie des Berthold Biertel auf. Es war eine würdige, teilweise leichtbeschwingte, teilweise langatmige Aufführung. Werner Krauß in der Titelrolle Dgr. feierte Triumphe.
innerhalb von 14 Tagen ihre Statuten zu ändern oder so auszulegen, daß fein Parteimitglied gleichzeitig mit glied des Heimatbundes sein kann.
Der 2. Gefretär des Heimatbundes festgenommen.
Die Polizei verhaftete am Donnerstag in Straßburg ben 25jährigen Handlungsreisenden Georg Rösch, der beim Heimat25jährigen Handlungsreisenden Georg Rösch, der beim Heimatbund die Funktion eines zweiten Gefretars innegehabt hatte. Rösch ist der Sohn eines ehemaligen Inspektors der französischen Bolizei.
gewählt werden, sondern ebenso mie der nebenamtliche vom Ber trauen des Boltstages abhängig sein. Bei der geplanten Aenderung des Senatssystems hat man sich im großen und ganzen eng an die Hamburger Berfassung gehalten. Der nächste Bolt stag foll nach den Plänen der Koalition auf etwa 80 Abgeordnete vermindert werden Es ist anzunehmen, daß die Berhandlungen diesmal zu einem Erfolge führen werden, da es sich nur noch um fleinere Fragen handelt.
Sozialiſtenverfolgung in Litauen .
Schließung von Parteibureaus.
- Das Zentralkomitee der Sozialdemokraten hat aus Bonjewesch Nachricht erhalten, daß im gleichnamigen Kreise a cht jozialdemokratische Bureaus und vier Berufsvereine gefchlossen morden sind. Auch im Kreise Zelshi sind, eine Reihe sozialdemokratischer Bureaus geschlossen worden. Das 3antralkomitee beabsichtigt bei der Regierung vo: stellig zu werden.
Kommunistisches Affentat auf Tschiangfaischef? Ill. berichtet: Wie aus Schanghai gemeldet wird, sind auf der Strecke zwischen Shanghat und Nanking , die Tschiangtaishet auf dem Wege nach Ranting paffierte, zwei Bomben gefunden worden. Man ninumt an, daß die Bomben, die wahrscheinlich infolge der feuchten Bitterung nicht explodierten, von Kommunisten gelegt wurden, um den Zug Zschiangtaischefs in die Luft zu sprengen.