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er einmal die Verlesung ber Dentschrift des preußischen, Innenministers Severing an den Landtag, aus der her­vorgehen würde, daß gewisse radikale Kreise den gleichen Borwurf des Bertrauensbruches verschiedenen nationalen Berbänden gemacht haben, zum anderen beantragte er die Bernehmung des General­leutnants v. Salzenberg und des Sekretärs Dr. Räbel= hammer aus dem Ministerium des Auswärtigen als Sachverstän dige. Legterer würde befunden fönnen, daß die Gefahr des polnischen Einfalles von gewiffen Kreifen nur vor= getäuscht worden sei, um einen Drud auf Berlin   auszuüben.

Das Gericht behält sich einen Beschluß über die Anträge vor. Gleich darauf folgt aber ein weiterer Antrag des Juftigrats Hahn: Die Deffentlichkeit für einen Teil der Verhandlung wegen Ge­

fährdung der Staatssicherheit auszuschließen.

der Sozialdemokraten und Demokraten wurden unter deutsch­nationaler Führung niedergestimmt. Die Berordnung selbst erhielt mit den Stimmen der Deutschnatio= nalen Gesezestraft.

Deshalb: Ministerfollege Köhler ist schuld!

Herr Koch führt das Reichsverkehrsministerium. Sollte er es als das Wesen dieses Amtes ansehen, die Wahrheit in ihr Gegenteil zu verfehren? Er ist Dr. honoris causa  .

Kandidatur Nosfe?

Kommunistische Hirngespinste.

Die Rote Fahne  " beschäftigt sich seit einigen Wochen, an scheinend aus Stoffmangel, mit einer Reichstagskandidatur Das Gericht will auch die Beschlußfaffung über diesen Antrag Rostes. In ihrer Sonntagnummer behauptet fie, daß am zurückstellen. Juftigrat Hahn wiederholt aber bald darauf den Donnerstag eine Sigung des Parteivorstandes der Sozialdemo­gleichen Antrag und bittet, ihm die Möglichkeit zu geben, diesen fratischen Partei unter Anwesenheit von Veriretern des Wahl­Antrag unter Ausschluß der Deffentlichkeit zu befreies Weser- Ems   stattgefunden hätte. Der Parteivorstand gründen. Dem Gericht bleibt nichts anderes übrig, als diesem habe den Vertretern von Weser- Ems   den Auftrag erteilt, in der legteren Antrage stattzugeben. Für etwa eine breiviertel Stunde Richtung zu arbeiten, daß ein möglichst einstimmiger Beschluß über wird darauf die Deffentlichtelt ausgeschloffen. die Aufstellung Nostes zustandekommt. Der Bartelvorstand selbst werde unter feinen Umständen gegen die Kandidatur Stellung nehmen, sondern unbedingt an ihr festhalten.

Vermittlungsversuch unter Ausschluß der Oeffentlichkeit.

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Die Deffentlichkeit ist für eine Stunde ausgeschlossen. Was während dieser Zeit im Gerichtssaal vor sich geht, ist nicht ganz ver­ständlich. Es verlautet, daß der Borsigende, troß des Ein­spruchs des Vertreters des Beklagten, Rechtsanwalis Rune, unter Ausschluß der Oeffentlichkeit obgleich ein entsprechender Beschluß nicht verkündet worden ist seinen Bersuch, einen Ber gleich herbeizuführen, erneuert habe. Jedenfalls werden die Sachverständigen Oberst von Hammerstein und General Teutnant a. D. Salzenberg in den Gerichtssaal gerufen, damit sie der Vergleichsverhandlung beiwohnen alles unter Ausschluß der Deffentlichkeit! Ein ganz ungewöhnliches Verfahren Es hat den Anschein, als liege dem Borsigenden daran, unter allen Umständen einen Bergleich herbeizuführen. Es wird be­hauptet, daß er dem kläger v. Tresdow nahegelegt habe, aus vater. ländischen Mofiven auf einen Bergleich einzugehen.

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Die Bergleichsverhandlungen, die im Geheimen ge­führt wurden, scheiterten schließlich an Herrn n. Tresdow, ber gerichtliche Entscheidung verlangie.

Dann begann das Gericht, ebenfalls unter Ausschluß der Deffentlichkeit, die Beratung über die Anträge der Verteidigung. Fach furzer Beratung wurde verfündet, daß das Gericht die Deffentlichkeit zunächst während der Vernehmung des Be­flagten ausgeschlossen und die millitärischen Sachverständigen zugelassen habe.

Koch   kneift.

Deutschnationaler Mut vor den Wählern. Deutschnationale Wahlversammlung in Solingen  . Thema: Die polttische Lage. Referent: Reichsverkehrsminister Dr. h. c.   och. Eine Bald und Biesenrede vom lafter haften Breußen, das die Reichsregierung ärgert, bis zu den Reparationsverträgen, die die Deutschnationalen nicht andern". fönnen. Aber zwischendurch eine Bemertung, für die der deutschnationale Reichsverkehrsminister Dr.   h. c. ein Patent anmelden follte. Die Telegraphenunion berichtet darüber:

Dr. Koch streiffe dann die kleinreninerfürsorge und die Besoldungsreform, wobei er die Unzufriedenheit an andere Parteien bzw. den Finanzminifter vermies, welch lekterer in der Frage der Besoldungsreform souverän jel." In der Besoldungsreform war der Finanzminifier alles andere als souverän. Für die Borlage trug das Gesamt= fabinett, einschließlich der Herren Koch, Keudell, Hergt, Schiele die Verantwortung. Alle Berbesserungsvorschläge

Ein Experiment des Piscator  - Studios.

Die gestrige erste Beranstaltung des Studios der Piscatorbühne endete mit einem hitzigen Meinungskampf. Als der Borhang über dem Schauspiele im weh" von Franz Jung   gefallen war, erreichte die Ratlofigkeit des Publikums ihren Höhepunkt, War das Stück nun aus oder nicht? Die schnell abgerollten vier Afte hatten für einen großen Teil der Zuschauerschaft nicht genügt, Licht in die verwickelten Bühnenvorgänge zu bringen. Erst die auf­Erſt die auf flammende Saalbeleuchtung verscheuchte den letzten Zweifel, daß die Matinee zu Ende und mit einer Aufklärung der aufgegebenen Rätsel nicht mehr zu rechnen war. Den schüchtern einsetzenden Beifall peitschten die schrillen Pfiffe einiger Unbefriedigter zu begeisterter Zustimmung auf. Man rief Piscator  , den Regiffeur und Haupt­darsteller Steckel und den Autor. Der Kampf tobte zum Schlug nur um Franz Jung  . Ganz unberechtigt. Das aufgeführte Stück bedeutet wenig, wesentlich mehr die Inszenierung, am meisten Bis­cators Organisation.

Da sich Piscator weder für den alleinigen beenträger noch für unfehlbar hält, hat er als Kontrollorgan feiner Bühne eine Gruppe am lebendigen Theater interessierter Menschen gewonnen, die das ,, Kollettiv" bilden. Piscator, der als fein Beirat funglert, bezeichnet es als das Gewissen seines Theaters. Das Kollektiv hat die Aufgabe, das Repertoire nach der einmal eingeschlagenen fulturellen Richtung. hin auszugestalten, Stüde   zur Aufführung vorzuschlagen, die Ein­gänge nach Verwertbarem zu durchforschen und Neues zu schaffen. Auch für seine eigene Bühne hält Piscator   Stil und Form des Theaters für durchaus noch nicht abgeschlossen. Um alle Möglich feiten auszuschöpfen, um an der Bervollkommnung des Theaters zu arbeiten, wurde das Studio gegründet. Es ist kein Sonderunter nichmen, sondern eine Experimentierbühne, auf der die Künstler so zulagen auf eigene Rechnung proben. Im Studio sollen sich Autor, Regisseur und Darsteller aufeinander einstellen, Gedankenaustausch pjiegen und sich gegenseitig Anregung geben. Piscator selbst bält sich bei der Inszenierung und bei den Proben zurüd. Er gibt nur Ratschläge, und das Theater als Ganzes stellt sich hinter die fertige Eufführung nicht. Nachdem sich eine der drei gebildeten Gruppen auf ein Stück geeinigt hat, wählt sie den Regisseur aus eigener Mitte. An teinem anderen Theater besteht eine so starte innere Berbunden­heit aller Mitglieder. Um alle mit Idee und Material der Piscator  bühne vertraut zu machen, hält fie regelmäßig Diskussionsabende ab, an denen Mitglieder des Kollettivs Borträge halten. Franz Jungs Heimmeh" ist für die erste Veranstaltung des Studios fein glüdlicher Griff. In einer fabendünnen, erzentrisch und pertrampf aufgeplusterten Hantlung versucht der Autor, gewaltfam feelische Eindrücke zu vermitteln. Ein paar vom Leben auf eine Südfecinsel versprengte arme Eriftenzen sind der Sehnsucht nach der Heimat unentrinnbar verfallen, die sie früher einmal verstoßen hat. Und als fie endlich Europa   erreicht haben, wartet ihrer in noch

Hierzu teilt uns Donnerstag teine Sigung des Parteivorstandes stattgefunden; es war teine Delegation aus Weser- Ems   beim Parteivor stand. Der Parteivorstand hat bisher feine Veranlassung gehabt, sich mit einer Kandidatur Rostes zu befaffen. Beder aus dem Wahlkreis Weser- Ems   noch aus einem anderen Wahlkreise ist wegen Befürwortung einer solchen Kandidatur jemand beim Parteivorstand vorstellig geworden. Der Parteivorstand hat nach dem Organisationsstatut die Entscheidung für den Fall, daß in einem Wahlbezirk 3 wischen den beteiligten Organisationen Streitigkeiten über eine Kandidatur entstehen. Das allein wird dem Parteivorstand abhalten, Stellung zu nehmen, wenn er nicht offiziell auf Grund des Organisationsstatuts angerufen wird.

Sigarteivorstand mit: Es hat am

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Um den Reichsschulgefeh- Entwurf.

Bir befämen einen Staaf im Stile Spaniens  !"

Halle, 9. Januar.  ( Eigenbericht.)

In der Jahresversammlung der Bezirksvereinigung Merseburg  des Neuen Preußischen Lehrervereins, die im großen Saale des St. Nikolaus   in Helle stattfand, sprach Dr. Blättner Staiserlautern über den Mißbrauch des Eltern­rechts im Reichsshulgesetentwurf. Es wies in äußerst Naren und fachlichen Ausführungen überzeugend nach, daß die hente berlangte Form des Elternrechts, nämlich dus Bestimmungsrecht der Schulart, von den Konfefsionen nur als Mittel erstrebt wird, um ihren Machtwillen burdygujeten. Das muß einen Kulturtamipf schärfster Form hervorrufen und Staat und Reich in ihrem Be stande bedrohen. Unserem Bolte famn nur mit der Einheits. schule gedient sein. Es ist Feigheit vom Staate, wenn er seine Stulturangelegenheit im Stiche läßt. Bir befämen einen Gtaatim Stile Spaniens  ." Folgende Leitfäße wurden ein­stimmig angenommen: 1. Im heutigen Kampfe um die Shulform streben die neuerftarften Konfeffionen danach, die Bolksschule in ihren geistigen Herrschaftsbereich einzugliebern.

2. Die Folge mare fulurelle Berarmung von Schule und Bolt, benn die Schule foll doch Webermittlerin der Gesamtfultu: sein. 3. Das Elternrecht wird vorgeschoben, um die Wünsche der Kon. feffionen( bzw. Schulfampfporteien) zu verwirtlichen.

4. Staat und Lehrerschaft müssen sich ihrer Kulturnerantwo.t lichfeit bewußt sein. Die Entscheidung in dem Kampfe um Sie Stulturschule wird das Schidsal von Schule, Staat und Bolt be flimmen.

Im Anschluß hieran bestätigte und unterstrich die Bollversamm lung den Standpunkt des Bezirtsvorstandes: Der Reichsichut gefegentwurf ist abzulehnen und zu bekämpfen.

traurigeres 20s als draußen. Das Besondere an Franz Jungs Schauspiel besteht darin, daß sich die vier Afte in der Reihenfolge 2, 3, 1, 4 abspielen. Die durch Gier und Leidenschaft Berfommenen treffen sich in einer Hafenschenfe und ihr verlorenes Leben zieht als Erinnerungsbild an ihnen vorüber. Franz Jung hat sich bei seinem mit Regiebemerkungen vollgeftnpften Manuffript allerhand nor­geftellt. Welchem Endziel er zustrebt, hat er nicht auszudrücken ver­standen. Der Dialog leidet unter einer Fülle von Andeutungen, von unvollendeten Sätzen, die das bildhaft gedachte Geschehen ver­

wirren.

Leonhard Stedet, der sich zum erstenmal als Regisseur ver sucht, gibt bem schwachen Schauspiel einbrudsstarken Gehalt. Er entförpert die Figuren, legt ihre zuckende Seele bloß und schafft eine traumhaft vorübergeisternde Vision. Scharfe Scheinwerferbeleuchtung hebt einzelne Personen aus dem Bühnenbild heraus, die Szene ent­schwindet manchmal in neblige Ferne, manchmal erscheint sie wieder in Gegenwartsnähe. Neben dem Film verwendet er Projektionen, in denen das Bühnenbild als Ausschnitt fungiert. Ein paar Er­innerungsbilder find wie ein Medaillon mitten in ein Laterna magica.Bild geschnigt.

Außer bei Sterkel selbst find herausragende Schauspieler. leistungen nicht zu bemerken. Gerhard Bienert  , Karl Hannemann  und Renée Stobrawa   sind die Träger der Hauptrollen. Ernst Degner.

Ausstellung junger Künstler in der Deutschen Kunstgemeinschaft. Die zwölfte Ausstellung der Deutschen Kunstgemeinschaft im Schloß bringt zum zweitenmal eine Uebersicht über junge, unbekannte Talente, einer Anregung Baul Westheims folgend( ber auch das Borwort dazu schrieb). Die Nachlese ist, da die Startenden Dom vorigen Male nicht mitmachen fonnten, naturgemäß etwas dünner ausgefallen; aber vielleicht ist auch das nur eine Zufallsfache. Ganz genau fann man die Ausstellungsunbescholtenheit auch nicht nehmen. Benigstens ist Artur Ressel   aus Agnetendorf   durch fluge und scharf detaillierte Borträts, wie er eines hier zeigt, schon früher befannt. Am nächsten steht ihm in der varistischen Unbarmherzig feit und Schärfe der Ausstellung Georg Kinzer aus Rosel, mit Ausgeglichenste erscheint B. J. Schober( Stuttgart  , Schüler von einem originellen Proletarierfind mit Kaze. Als der Reiffte und Altherr); sein Mädchen am Tisch" ist eine schöne und ebet tompo­nierte Malerei. Und auf seiten der Bildhauer: Friz Kormis ( Frankfurt   a. M.), dessen Schreitende Mutter etwas von der füßen Innigkeit und plastischen Intimität Richard Scheibes befißt, der wohl sein Lehrer in Frankfurt   war. Um die Entdeckung dieser beiden, um Schober und Kormis willen, hat die Ausstellung ficherlich schon gelohnt. Damit foll nicht gesagt fein, daß sich ähnliche, viel­leicht einmal noch größere Hoffnungen an einige andere Talente fnüpfen könnten, die in einer vortrefflichen noblen Malerei glänzen: so namentlich Schelhaffe, S. Stübner und Heinz Liers, fämtlich aus Berlin  . Ihre Landschaften, mit und ohne Figuren, find eine sinnliche Freude fürs Auge. Sente aus Dresden   bestätigt seine Lehre bei dem trefflichen Stert durch eine postoje, fchon

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Verlogen bis auf die Knochen.

Die Deutsche Volkspartei   im Wahlkampf. Die Deutsche Volkspartei   Berlin   verschickt mit der Post ein Wahlflugblatt mit der Parole: Gegen den Sieg der Linken. Das Flugblatt ist ilustriert. Es zeigt als Sozialdemokraten Es gekennzeichnete Arbeiter, die einen anderen Arbeiter mit Knüppeli zu Boden schlagen, darunter Arbeiterfrauen vor einem Fleischerstand mit der Unterschrift: Milliarden und Billionengeld, aber nichts au eisen!

Der Text des Blattes lautet:

,, Der Sieg der Binfen bebeutet: den Terror, die Rechtlosigkeit des Bürgertums, die Ordnungslosigkeit, die Geldverfamendung, die Futterkrippenwirtschaft, die Zwangswirtschaft, das Streiffieber, die Inflation, ben Zusammenbruch unseres Reiches überhaupt." Ausgerechnet von der Partei der Inflationsgewinner, der Leute, die bewußt die Inflation vorwärtsgetrieben haben, um deran zu verbienen!

Man weiß nicht, was man mehr bewundern soll: die Naivität, die Arbeiter auffordert, für die Scharfmacher zu stimmen, oder die Dummheit, die so offen die eigene Gewiffenlosigkeit zur Schau stellt.

je jo નાવા lie igne Ge

Diplomatische Beziehungen unmöglich! Woldemaras will einen Polen   nur in Wilna   empfangen!

Warschau  , 9. Januar.  ( Eigenbericht.)

Der litauische Ministerpräsident Woldemaras erklärte gegenüber einem Bertreter der polnischen Telegraphen­agentur, daß er bereit sei, Verhandlungen über die Wiederauf­nahme der postalischen und der Handels beziehungen zwischen Polen   und Litauen   aufzunehmen, sofern davon Wilna   nicht berührt wird. Die Beförderung von Briefen aus Litauen   nach wilna   jei gleichbedeutend mit der Anerkennung des Be­schlusses der Bolschafterfonferenz, der Wilna   wegen der nun einmal geschaffenen Taljachen Polen   zuerkennt. Woldemaras behielt sich in feiner Unterredung u. a. vor, im Berlauf der Verhandlungen für die durch den Berlust des Wilnagebietes entstandenen materiellen Schäden eine Entschädigung zu verlangen. Alles das aber ändere nichts daran, daß Citanen berelt fei, friedliche Be­ziehungen zu Polen   zu unterhalten. Solange aber Wilna   zu Polen  gehöre, sei es unmöglich, offizielle diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Er fel jedoch geru bereit, einen polnischen Gesandien in Wilna  (!) zu empfangen.

Die halbamtliche poluische Telegraphenunion bezweifelt auf Grund diejer Erklärung, daß die einzuleifenden Berhandlungen zu einem positiven Ergebnis führen werden.

Ein Schwindler gibt sein Spiel verforen Hearst muß sich wegen seiner Berdächtigungen entschuldigen.

Washington  , 8. Januar.

Randolph Hearst  , gegen den in den letzten Wochen zahlreiche Vorwürfe wegen der Beröffentlichung von angeblich merikanischem Belastungsmaterial gegen amerikanische   Senatoren erhoben worden maren, veröffentlicht in allen feinen Zeitungen eine lange Erflärung, in der er sein Bedauern ausspricht, daß die vier Senatoren durch die Beröffentlichung verbächtigt wurden. Hearst   sagt zu, die Ent scheidung des Senatsausschusses als endgültig und richtig anzu nehmen, und gibt die Möglichkeit zu, daß die Dolumente unecht find Seine Kampagne begründet er bar it, bas tatsächlich Merito eine amerifafeindliche Politif getrieben habe und haß er die Aufmerk jamteit des amerikanischen   Bolles auf diese Tatsache habe lenfen wollen.

Der Senatsausschuß zur Prüfung der Hearst- Dokumente nahm die Gutachten der Sachverständigen entgegen, in denen überein. stimmend die angeblichen amtlichen merilanischen Schriftftüde als fälschungen bezeichnet werden. Der Ausschuß unterzog den Befchaffer des Materials Avila fomic Hearsts Mittelsmann Bage eingehendem Borhör, belde mußten Schriftproben ablegen.

dunkellonige Malweiſe.

Den Reigen beschließen zwei meibliche Talente, denen man gern ihren gleichen Rang mit den männlichent Kollegen zugesteht: Ilfe Mode( Berlin  ), larisch begabt mit fympathischem Einschlag von Kunstgewerblichkeit, und die talentvolle Else Haensgen Dingtuhn( Hamburg  ), die bei ziemlicher Berwandtschaft mit Batala Modersohn eine bestimmte malerische und gefühlsmäßige Note befigt.

Ueber die anschließende Borträtschau ist an dieser Stelle bereits( am 21. Oftober 1927) berichtet worden, als sie zur Orientierung der Abgeordneten im Reichstag aufgestellt war. P. F. E.

Grundthemen des jozialen Dramas. Im Bürgersaal des Rathauses begann am Sonntagabend Julius Bab   feinen auf drei Abende verteilten Bortragszntius über Grundthemen des so­zialen Dramas" mit einer Analyse des Räuberdramas. Es handelt fish hier um die Gestaltung eines Gefühls, das bei allen jüngeren Leuten vorhanden ist: nämlich um die Sympathie mit dem Em­pörer, mit dem Störer der Gesellschaftsordnung, denn die Ordnung, die Ruhe wird als das lebensfeindliche Element empfunden. Ueber­baupt ist jede dramatische Dichtung der Ausdrud für eine Unzu­friedenheit des Dichters mit de: Welt. Völlige Harmonie führt zum Hymnus. Der Räuber ist nun die primitivste Form dieses Bro­teftes, uns auf ihn überträgt das Bolt, gewissermaßen als feine her raubt nicht im eigenen Interesse, sondern übt eine Art von Wunscherfüllung, alle edfen, menschlichen Eigenschaften. Der Räu­ausgleichender Gerechtigkeit. Robin Hood   und Rinaldo Kinalbini, wie sie in den Bolfsliedern erscheinen, find folche Idealisierungen und ebenfalls der Goethesche Gög, Grillparzers Jaromir oder de: Start Moor Shillers. Aber das moralische Moment fann ausge= schaltet werden. Trogdem bleibt er, wenn auch alle Schandtaten auf das Haupt des Räube: s gehäuft erscheinen, eine Idealisierung. Denn er ist, wie Shakespeares Richard III.  , oder Hebbels Holofernes ein Arsenal   der Kraft und des Geistes. Der Räuber ist der Rebell gegen die Ungerechtigkeit der herrschenden Gesellschaftsordnung, er ist noch nicht der Revolutionär, der auch Organisator sein muß, er ist höchstens seine Borstufe. Immer aber entsteht die Räuberdich­tung aus einem sozialen Empfinden heraus, die Freude an der Senfation, am Abenteuerlichen tommt erit in zweiter Reihe. Die Räuberdichtung ist eine primitive Form des sozialen Gebantens, aber vielleicht gerade wegen ihrer Einfachheit eine der wirffamften.

Nordpolflüge. Die russische Gruppe der Internationalen Gesell­fchaft zur Erforschung der arttischen Gebiete murde von den Mit­arbeitern Nanfens benachrichtigt, daß bereits Borbereitungen zu den geplanten Nordpolflügen getroffen werden. Es werden zurzeit zwei Flugpläne bearbeitet. Der erste lug foll die Strede Lenin grad- Murmansk- Nordvol- Alaska und zurück über Sibirien   nach Leningrad   umfassen. Mit diesem Flug, der im lenkbaren Luftschiff unternommen werden und etwa eine Woche dauern soll, verfolgt man den wed. zu ermitteln, ob die entferntesten arftischen Ge­biele im Luftschiff erreicht werben können. Das zweite Brojekt sieht verfchiedene Flüge im lentbaren Luftschiff zweds Herstellung inter­nationaler Fluglinien vor. Insbesondere wird die Herstellung einer Luftschiffverbindung zwischen Berlin   und Tokio   über Leningrad  geplant.