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Türkei  . Alarmnachrichten kommen von allen Seiten. Zum tbeil sind's diplomatische Lügen. Zum theil ist es aber auch Wahrheit. Die Pferdekur, welche die fremden Mächte mit der Türkei   vornehme», hat unzweifelhaft hier und da zu gemalt- smnen Ausbrüchen geführt. Ganz unzufrieden hiermit dürfte die türkische   Regierung wohl nicht sein, denn sie hat nun einen Grund, größere Truppenkörper auszustellen, die auch gegen andere Feinde, als die Armenier, ausreichen. Aus London   telegraphirt man cl. S. I. November: Nach einer Meldung desStandard" aus Konstantinopel  vom 30. v. M. drohen in Arabien   Unruhen auszubrechen. Die Minister niachen alle Anstrengungen, mit möglichster Eile Trnppenverstärkungen nach dem Rothen Meere zu entsenden. Es wird gemeldet, daß das Leben der türkischen   Einwohner außer« halb der Garnisonstädte nicht sicher sei, und daß die Araber eine große Feindseligkeit zeigen. DerStandard" hat in neuerer Zeit allerdings bezüglich der Türkei   stark geflunkert. Um Gladstoue zu entwaffnen, bläst er in sein Horn. Bm; SkÄdkoevovdnekennmhl.> Weber die bevorstehenden Stadtverordneten' Wahlen und die Aufgaben der kommunalen Politik sprach Genosse PaulSinger am Donnerstag Abend vor einer Versammlung von 1000 Personen auf dem Tempelhofer Bock. Er begann mit dem Hinweis darauf, daß durch die Kommunal« steuer-Reform eine wesentliche Verschiebung der Kommnnalwähler in den drei Klassen stattgefunden habe; wir hätten nunmehr damit zu rechnen, daß viele Leute in die dritte Abtheilung ge- kommen seien, die nicht zu den Sozialdemokraten zu zählen find, darum müsse mit doppeller Energie gearbeitet werden, um trotzdem den Sieg zu erringen. Die Thätigkeit der Sozialdemokraten in der Stadtverordneten- Versammlung sei sehr segensreich gewesen, denn während früher die Verhandlungen etwa auf dem Niveau eines freisinnigen Bezirksvercins gestanden hätten, wären durch sie große Gesichtspunkte in die städtische Politik hinein- getragen, auf dem Gebiete des Verkehrs, des Unterrichts, des Ärheiterschutzes, der Hygiene. Wenn auch im einzelnen oft kein voller Erfolg zu verzeichnen gewesen sei, so wäre doch häusig viel Scklimmes verhütet worden. Die Richtigkeit dieser Behauptung erläuterte Redner dann an den einzelnen Beispielen aus dem kom- munalen Leben. Eine Hauptfrage sei die Verkehrsfrage: es müsse aufhören, daß die aus öffentlichen Mitteln errichteten und unterhaltenen Straßen privaten Gesellschaften zur finanziellen Ausbeutung überlassen blieben; sie müßten viel- niehr. weil von dem Gelde aller Steuerzahler erhalten, auch allen Steuerzahlern zu gute kommen. An den jetzigen Ver- träge»(bis 1911) sei ja leider nicht zu rütteln, aber eine Neu- auslieferung der Stadt an die Aktiengesellschaften müsse verbindert werden; man dürfe nicht neue langfristige Verträge schließen, um die Pferdebahn- Gesellschaften zur Einführung des ohnehin uoth wendigen elektrischen Betriebes zu veranlassen.Wir brauchen uns nicht Brosamen von Privaten hinwerfen zu lassen, wo wir, das Volk, selbst an der reichen Tafel sitzen können!" Den städtischen Einrichtungen müsse entschieden der Stempel des Sozialismus aufgedrückt werden. Wenn auch nicht behauptet werden könne, daß die einzelnen Stadtverordneten Aktionäre der betreffenden Gesellschaften seien, so wären sie doch durch das Klassen i n t e r e s s e auf die Erhaltung des Be- stehenden hingewiesen. Darum müßten durch die Wahlen der dritten Klasse andere Männer ins Kollegium gesandt werden. Auf dem Gebiete der Schnlorganisation brüste sich der Liberalismus mit großen Erfolgen, aber für wirklich durchgreifende Reformen, wie Unentgeltlichkeit der Lehrmittel, Beschaffung von Frühstück für die armen Schulkinder u. a., fei er nicht zu haben. Mit der unentgeltlichen Lieferung der Lehrmittel wünschten unsere Gegner das politische Wahlrecht den Arbeitern zu nehme»: aber unsere Genossen verschmähten ein solches Danaergeschenk, sie nähmen keine Woblthaten. wo sie Rechte zu fordern hätten. Nachdem der Redner dann noch eingehend einige die Schulen betreffende Fragen, u. a. die fliegenden Klassen und die Um- schulungen, beleuchtet hatte, wandte er sich zu dem städtischen Submissionswesen. Wer die Verhältnisse auf diesem Gebiete kenne, der wisse, daß die Submittenten sich fortwährend unter- böten, mit dem Hintergedanken: Wenn Du nur die Arbeit hast, das andere wird sich finden. Daher kämen die vielen Nachbewilligungs- Forderungen. Die Stadt müsse selbst in den Verkehr mit den Arbeitern treten und ihre Arbeiten direkt an Arbeiterkorporationen geben, die sie unter Leitung von städtischen Beamten ausführen könnten. Wenn das noch nicht erreicht werden könne, so müßten wenigstens kontraktmäßig den Unternehmern Bedingungen zu gunsten der Arbeiter auferlegt werden, so müsse z.B. der achtstündige Arbeitstag gefordert werden. Hier habe die Kommune mit gutem Beispiel voran- zugehen. Ferner müßten Einrichtungen zum Schutze Oädtischer Arbeiter, Baubuden u. s. f., geschaffen werden. Auch iük Pflichten der Gemeinde gegen die Arbeitslosen müßten anerk«nt WrBe». Die Sozialdemokraten hätten es ferner, so f»h»W>er wfner fort, stets als Pflicht erachtet, anzukämpfen gegen/vie ll&igung der Berliner   Stadtverwaltung, sich willfährig f egsjiKhöhere Instanzen" zu zeigen: aber die Zahl der Männer tzriKfleifei» Rückgrat müsse im Stadlverordnetenkollegium verembq werden, damit dort als oberstes Gesetz das Wohl der SlndV gHse» kqnne. Gerade für die nächste Zeil stäuben der Verwaltung givße.-Auf- gaben bevor, so die Reform der GewerbestenerXun� die/ Ein- gemein dung der Vororte. Gegen die Geivertzesteuep seien die Sozialdemokraten prinzipiell. da sie denV v.e r�.ü ch etwas zu erwerben besteuere; jedenfalls aberi tziüsse sie in einer dem arbeitenden Volke günstigen i'Weise vertheilt werden. Auf die Eingemeiudungsfrage«ehr> der Redner sehr genau ein, indem er das allmälige Anir/chfsn der Vororte als ein nothrvendiges Ergebniß der kapitalistischen   Wirthschasts- form und ihrer Folgen darstellt. Er stellte schließlich den Grund- sah auf, daß man im Interesse des arbeitenden Volkes ein- gemeinden müsse und nicht in Rücksicht aus einige Großgrund- besitzer, die vielleicht schon die Eingemeindung eskomptirt.hätten. Redner schloß sein mit lebhaftem Beifall aufgenonimenes Referat mit einer Aufforderung zur energischen Belheiligung an den Wahlen am 8. November. Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen: Die heute am 31. Oktober er. in der Bockbrauerei tagende Volksversammlung für den 2. Berliner   Reichstags-Wahlkreis er- kennt vollständig die große Wichtigkeit einer kommunalen Ver- lretung für die Arbeiterklasse an. Die Versammelten er- klären sich mit den Ausführungen des Genossen Singer in bezug auf die Thätigkeit der sozialdemokratischen Stadt- verordneten im Rothen Hanse einverstanden, und verpflichte» sich, nicht nur mit aller Kraft dafür einzutreten, daß die alten Sitze der Partei erhalten bleiben, sondern alles daran zu sehen, auch nach Möglichkeit neue Mandate der III. Ablheilung zu erringen." Obivohl der Vorsitzende den anwesenden Gegnern volle Rede- freihcit zusicherte, fand sich keiner bereit, das Wort gegen die Ausführungen Singer's zu ergreifen. A n t r i ck forderte dann die Anwesenden mit warmen Worten auf, nun auch nach ihrer Resolution zu handeln und nicht zu meinen, mit der Ab­stimmung allein schon genug gethan zu haben. Rosenlhal brachte noch außerhalb der Tagesordnung die Rede auf die Vorgänge im Ausstellungskomiree, was Singer Gelegenheit gab, unseren Standpunkt zu dem Unternehmen klarzulegen und die Unfähigkeit des Komitees zur Durchführung einer wirklich großen Angelegenheit festzustellen. Nachdem noch bekannt gemacht war, daß am Mittwoch sechs große Versammlungen über die Kommunal- wählen abgehalten werden, schloß der Borsitzende die Ber- sammlnng um 11� Uhr. Komm' den Frauen zart entgegen. In den verschiedensten Orten Deutschlands   sind, wie unseren Lesern bekannt ist, seit längerer Zeit einige Polizeibehörden sehr aufmerksam auf etwa in einer öffentlichen Versammlung erschienene Frauen und Mädchen. Sorgsam späht das Auge des Gesetzes nach Ver- treterinnen des schönen Geschlechts. Hat es solche entdeckt flugs erhebt sich der Ueberwacher der Versammlung, kcrzengrade steht er da, grab' so, wie auf Posten vor Offiziers- Uniformen. Solche Huldigung der befferen Hülste des Menschen- geschlechts gegenüber wäre gewiß nicht im geringsten zu miß- billigen, wenn sie nicht lediglich die Vorbereitung zu einer an den Vorsitzenden der Versammlung gerichteten Aufforderung wäre, die Frauen zu entfernen, widrigenfalls die Versammlung polizei- lich aufgelöst würde. Dies Versahren ist, soweit öffentliche Ver- sammlungen in Preußen in Frage stehen, mit Gesetz und Ver- fassung(Art. LS und 30) unvereinbar. Zweifellos geht die Bevormundung des zarten Geschlechts nicht so weit, daß �hm die Anwesenheit in öffentlichen Versammlungen verboten werden darf. Anders liegt die Sache bei Vereins- Versammlungen oder von Vereinen einberufenen öffentlichen Versammlungen: vor deren Auf- klärungsarbeit will die Rechtsprechung die Seele der Frau geschützt wissen. Um der irrigen Annahme, daß eine Bereinsversammlung oder eine von einem Verem einberufene Versamnilung vorliege, nicht Vorschub zu leisten, t h u n die Genosssen gut: weder die Versa nimlung von einem Vorstandsmitglied eines Vereins einberufen, noch im Verein über Abhaltung einer öffentlichen Versammlung Beschluß zu fassen, noch endlich in das Bureau Mit- glieder des Vereinsvorstandes zu wählen. Sind diese Vorsichtsmaßregeln erfüllt, so kann man das Verwaltungs- streitverfahren und einen Zivilprozeß gegen den Ausweisende» auf Erstattung des den Frauen zurückgezahlten Eintrittsgeldes anstrengen. Völlig hinfällig wäre solcher Klage gegenüber der Einwand, in der betreffenden Stadt sei die Anwesenheit von Frauen in Versammlungen polizeilich verboten. Ein solches Polizei- verbot wäre ungiltig. Es ist unmöglich, alle trotzdem ergangenen Polizeiverbote zu registriren. Aus jüngster Zeit sei erwähnt, daß der Polizeikommissar in Neustadt O/S. am 12. d. M. die Entfernung der Frauen und Mädchen aus einer öffentlichen Versammlung, in der Genosse Dr. Arons referirte, verlangte und der Bezugnahme auf die entgegenstehenden Bestimmungen des Vereinsgesetzes durch die Behauptung entgegentrat: hier ist eben die Anwesenheit von Frauen verboten. Luckenwalde  . In der Parteiversammlung am 27. Oktober wurde der bisherige Vertrauensmann A. T r a u t s ch wieder- gewählt. Im letzten Jahre wurden acht Volks- und drei Partei- Versammlungen abgehalten. Ein ganzer Rattenkönig von Pro- zessen ist gegen verschiedene Parteigenossen in Vorbereitung. An Einnahmen hatte der Vertrauensmann zu verzeichnen rund 218 Mark, an Ausgaben 214 Mark. An die Parteikasse wurden 207, ö0 Mark abgeführt. In Achim  , einem industriellen Dorfe Hannover  ?, besitzt unsere Partei eine treffliche Mitgliedschaft. Der Vertrauens- mann K a r l B r e n n e ck e, der übrigens einstimmig wieder- gewählt ist, konnte in seinem Bericht über die letzte jährliche Verwaltungsperiode mittheilen, daß er bei einer Einnahme von 164,91 Mark und einer Ausgabe von 60,50 Mark einen Kassenbestand von 104,41 Mark übrig behielt, was für einen Ort, der bei der letzten Volkszählung 3930 Einwohner hatte, sicherlich ein respektabler Kassenabschluß ist. Für die Angehörigen der Essener Verurtheilten brachten die Partcigenoffen die stattliche Summe von 65,25 M. ans, worüber in Nr. 251 desVorwärts" unter Berücksichtigung des Portos quittirt ist, was wir auf Wunsch gern feststellen. Ju Marburg hatte der Vertrauensmann I. Brunner im letzten Verwaltüngsjahr eine Einnahme von 337,14 M., die Ausgabe betrug 308,93 M. Es blieb also ein Ueberschuß von 28,21 M. Brunner wurde einstimmig wiedergewählt. Ver­sammlungen sind im verflossenen Jahre zwölf abgehalten worden. Delegirtenversanimlung des zweiten dänischen sozial- demokratischen AgitationSdistrikts. Es waren Delcgirte von Nyborg  , Svendborg  , Middelsart. Rige und Odense   erschiene». Der Vorsitzende erstattete Bericht über die Agitationsthätigkeit. Ein Antrag von Odense   betreffend Einrichtung eines Geschäftsausschusscs des Dislriktsvorslandes wurde angenommen. Es wurde dann ans Antrag des Hauptvorstnndes folgende Resolution angenommen:Sobald etwas Positives über die Er- richtung eines Partei-Organs für Fyen vorliegt, sagen sännnt- liche Älbtheilungen ihre Unterstützung durch Beitrag zu einem event. Garantiesonds zu." Es soll nämlich für Fyen ein neues Partei-Organ begründet werden. Hinsichtlich der Agitation wurde mehr Planmäßigkeit verlangt. Besonders auf dem Lande müßte agilirl werde», denn die Landarbeiter seien empfänglich für unsere Prinzipien. Die Abtheilungen müßten Agitatoren in ihren eigenen Kreisen erziehen und sich nicht immer nur auf Kräfte von außen ver- lassen. Es wurde zu dieser Frage folgende Resolution an- genommen:Es wird den» Geschästsausschuß aufgetragen, eine umfassende Agitation sowohl in der Stadt als auf dem Laude zu veranstalten und spätestens in acht Tagen bat der Ausschuß einen Plan hierfür vorzulegen." Schließlich wurde beschlossen, das syenische Sirbeilerfest gleichzeitig mit der Abhaltung des Parteikongresses im Sonuner in Odensee   zu veranstalten. Polizeiliches, Gerichtliche» ec. Gegen Genoffen G ü l d e n b e r g, den Redakteur der Thüringer Tribüne", ist der Termin vor der Erfurter   Straf- kammer auf den 5. November angesetzt. Ter Staatsanwalt hat Anklage auf Majestätsbeleidigung durch 18 selb- ständige Handlungen erhoben!!! Genosse Gülden- berg wird durch die Rechtsanwälte Zander aus Erfurt   und Dr. Harmeuing ans Jena   vertheidigt werden. Eine Majestätsbeleidiguug sollte die Frau des Genossen M ü h l b a ch in F r a n k ffu r t a. M. begangen haben. Am 30. Oktober wurde vor der dortigen Strafkammer gegen sie unter Ausschluß der Oeffentlichkeit verhandelt; die Verhandlung endete mit Freisprechung. Genosse H e» s g e n in Mühlheim a. d. R. bat dieser Tage seine zweimonatige Gesängnißstrase, die ihm wegen Majestäls- beleidigung zudiktirt wurde, angetreten. Gegen das freisprechende Urtheil des Stralsunder Schöffengerichts in Sachen G e n z e u u. Gen., die dergewerbs- mäßigen" Verbreitung von Druckschristen angeklagt waren, hat der AmtSanwalt Berufung eingelegt. Dabei ist jedoch dieGeiverbs- Mäßigkeit" falle» gelasse» und das Hauptgewicht auf die öffent- liche Verbreituug gelegt worden. Da es sich um die Bertheilung von periodisch erscheinenden Druckschristen bandelt, so wird nach Meinung des SteltinerVolks-Boten" zweifellos auch das Land- gericht zu einer Freisprechung gelangen. Die rot he Fahne vor Gericht. Wegen Ver- Übung groben Unfugs durch Entfallung eines rothen Fähnchens, das an einem Kinderivagen befestigt war, wurde vom Magdeburger Schöffengericht Genosse Rehle zu drei Wochen und Genossin Rehle zu vierzehn Tagen Hast verurtheilt. Die Polizei hatte das Vergehen der Angeklagten mit je 30 Mark Geldstrafe ahnden wollen. Die hiergegen eingelegte Berufung ergab obiges Urtheil, gegen welches Berufung eingelegt wird. Im Elsaß   regnet tS zur Zeit Verbote von Ver» sammlungen. Fast kein Tag vergeht, ohne daß eine von Arbeitern einberufene Versammlung polizeilichvertagt" oder, wenn es sich um eine politische Veranstaltung bandelt, man diese kurzer Hand verboten wird. Am Sonnabend, den 26. Oktober, wollte in Slraßburg der Delegirte vom Breslauer Parteitag öffentlich Bericht erstalten; der Versammlung wurde die Genehmigung ver- weigert. Am Montag, den 28., wollte in Mülhausen   der Reichstags- Abgeordnete Bu e b als Antwort auf die gegnerischen Angriffe beim Falle Schwartz, unter dem Themazur Abwehr" öffentlich sprechen; die Versammlung ist ebenfalls untersagt worden. Sie wird nun am 10. November in Basel   abgehalten. Zu dem gleichen Hilfs- mittel griffen die Straßburger   und pilgerten am Sonntag, den 27. Oktober über den Rhein   nach dem badischen Neumübl; aber das Regiment Puttkamer   macht bekanntlich auch imMuster- ländle" Proselyten. Die Versammlung wurde ausgelöst, als eine gegen den Delegirten Böhle wegen seines Verhaltens in der Frage Rüdt(er hatte den bekannten, vom Parteitag bei- nahe einstimmig angenommenen Ausschlußantrag gegen Rüdt mitunterzuchnct) gerichtete Resolution zur Verlesung kam. Die Auflösung stützte sich auf die KS 4 und 11 des badischen Vereins­gesetzes(Gefährdung des Staates oder der öffentlichen Sicherheit); sie wird dem Dr. Rüdt viel Freude gemacht haben. Die Ztz 4 und 11 des badischen Vereinsgesetzes sind sehr brauchbare Werk- zeuge in der Hand weitblickender Staalsdtener. GemevkMzttfkl iches. Den Fabrik-Hilfsarbeitern und-Arbeiterinnen von Berlin   und Umgegend sei hierdurch mitgelheilt, daß die am 20. Oktober er. stattgefundene öffentliche Versammlung den Unterzeichneten zum Vertrauensmann gewählt und zugleich be- auftragt hat, eine neue Versammlung einzuberufen, da in der oben bezeichneten der Referent nicht erschienen war. Betreffende Versammlung findet Montag, den 4. November, abends 8>/2 Uhr. in derKönigsbank", Große Frankfurterstr. 117, statt. In derselben sollen namentlich die in den Anilinfabriken herrschen- den Mißstände zur Sprache gebracht werden. Möge jeder Kollege für zablreichen Besuch agitiren! Oskar Schüler. Hochmeisterstr. 5. Die Möbelpokirer RixdorfS werden hierdurch aufgefordert. sich Montag, den 4. November, abends 8 Uhr, in Rohr's Salon(früher Appold), Knesebeckstraße, Mann für Mann zur Versammlung einzufinden. Zweck der Versammlung ist, über die Wege zu bernthen, wie die Lage der Kollegen ver- bessert werden kann. Versäume keiner die sonach ä u ß e r st wichtige Versammlung! Die Schneider in Meißen   beschloffen, in eine energische Agitation für Schaffung von Betriebs werk st ätten einzutreten und zunächst ein die Frage behandelndes Flugblatt zu verbreiten. Die Sattler in Varmen-Elberfeld kommen aus der Lohn- bewegung gar nicht mehr heraus. Nachdem erst vor kurzem die Tornisterfrage erledigt worden, wobei von den Arbeitern ein großes Maß von Selbstüberwindung an den Tag gelegt wurde. hatten die Fabrikanten abermals einen zweiten Lohnabzug von den vereinbarten Akkordlöhnen angekündigt. Das konnten sich die Sattler nicht gefallen lassen. In einer im Hotel Hegclich, Unterbarmen  , stattgefundenen allgemeinen Saltlerversammlung wurden die streitigen Punkte eingehend erörtert und in nament- licher Abstimmung mit 162 von 173 abgegebenen Stimmen be- schloß man, die angekündigte Lohmeduzirung nicht zu akzepti«», sondern in den Streik einzutreten. VevsÄMUtlnttigrn. Die Rohrleger und deren Gehilfen hatten sich am 30. Okiober bei Bergner, Annenstr. 16, versammelt, um darüber schlüssig zu werden, ob sie im stände seien, bei günstiger Ge» schäftskonjunktur bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen zu er- reichen. In einem einleitenden Referat besprach Rath er die äußerst niedrige Entlohnung besonders der Helfer und gab seiner Meinung dahin Ausdruck, daß es geboten und auch möglich sei, hier bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen zu schaffen; vor allen Dingen aber sei Anschluß an die Organisation nölhig. In der Diskussion wurde fast ausnahmslos eine Lohnbewegung für kommendes Frühjahr befürwortet; sowohl die Rohrleger wie deren Helfer wollen Forde- rungen stellen. Sind Werkstätten vorhanden, wo die Rohrleger nichts fordern, so sollen sie doch die Helfer bei deren Forderungen unterstützen. Von den Helfern wurde ein Mmimal-Stundenlohn von 30 Pf. in Aussicht genommen. Schließlich wurde eine Reso- lution angenommen, ivorin die Versammlung ihr Einverständniß mit dem Referenten aussprach, den Anschluß an die Organisation für Pflicht erklärte und die Einführung des Werkstatt- Vertrauensmänner- Systems empfahl. Der Vertrauensmann wurde aufgefordert, derartige Versamm- lungen in kürzeren Zwischenräumen, mindestens aber alle vier Wochen einzuberufen. Dieser theilte dann mit, daß bereits am nächsten Montag eine öffentliche Versammlung mit gleicher Tagesordnung abgehallen wird, in der Fragebogen ausgegeben werden, aus grund deren dann die Forderungen ausgestellt werden sollen. Depeschen und letzke Duchvichken. Gclsenkirchen, 1. Novbr. Der Gelsenkirchener Bergwerks- verein hat ans seiner ZecheHansa" für die Kohlenarbciier die Arbeitszeit iür jede Schicht auf sechs Stunden einschließlich Ein- und Ausfahrt herabsetzen müssen. Paris  , l. November.(W. T. B.) Berthslot übernimmt das Porleseuille des Auswärtigen, Combes hat sich entschieden, an stelle des Kolonialmiuistcriums das des Unterrichts zu übernehmen. Das Portefeuille der Kolonien übernimmt wahr« scheinlich der Teputirte Krantz(Epinal  ). Rom  , 1. November.  (B. H.  ) Heute früh fand hier ein heftiges Erdbeben statt. Um 4,40 Uhr wurde ein etwa zwainig Sekunden anhaltendes starkes Rütteln in der Richtung von Ost nach West verspürt. 10 Minuten später folgte noch ein leichter Stoß. Viele Leute eilten auf die Straßen, die bald trotz der frühen Morgenstunde sehr belebt waren. Rom  , 1. November. Infolge des heute morgen erfolgten Erdstoßes wurden einige Häuser leicht beschädigt und einige Kamine niedergestürzt. Von der Fagade der Peterskirche aus dem Janienlum siel ein marmornes Wappenschild herab, ohne jemand zu verletzen. In den Ränmlichkeiten der Schweizergarde im Vatikan   erhielten die Wände der einzelnen Zimmer Sprünge. Die Häftlinge in den Gefängnissen schützlen eine Panik vor und versuchten einen Aufstand. Die entsendeten Truppen sorgten jedoch für Aufrechterhaltnng der Ordnung. In den Krankenhäusern wollten mehrere erschreckte Patienten fliehen. wurden aber beruhigt. Weitere Erdstöße sind bisher nicht erfolgt. Gsasgow, I. November.(W. T. B.) Eine heute hier ab- gehaltene'Vollversammlung der Marine> Maschineubaner ans Belfast   und vom Clyde beschloß, daß angesichts der Weigerimg der Arbeiter, die ihnen angebotenen Bedingungen anz niehme», die Maschinenbauer vom Clyde am 5. November mit der Ans- sperrnng der Arbeiter vorgehen sollten. ElaSgotv, 31. Oktober. Das vereinigte Komitee der Werft- besitzer hält beute eine geheime Sitzung ab. Die Mitglieder des Komitees erkläre» aber die Lage für unverändert. Fünfnnd- zwanzig Prozent der Maschinenbauer sollen entlassen werden, ob- gleich die drei größten Schiffdauer eine Entlassung ihrer Leute nicht wünschen. Verantwortlicher Redakteur: Frist Kunert, Schöneberg-Verlin. Für den Jnseratentheil verantwortlich: Th. Glvike in Berlin  . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin  . Hierzu S Beilagen