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einen Bolitischen" ausgehoben, von dessen Schicksalen in der Rotorga man oft erst nach Jahren, oft überhaupt nichts mehr erfuhr. Es war streng verboten, darüber zu reden.

Und doch flang eines Tages über ganz Rußland und über die ganze Welt der Schrei: Ich fann nicht schwei. gen!" Gs mar der große Dichter, der greise Graf Tolstoi , der diesen Schrei erhob, den Schrei des gemarterten Ge wissens, den Schrei der Anflage, und selbst die Faust der zorischen Polizei magte es nicht, diese Kehle zuzudrüden.

Heute heißt die Ochrana GB. Der Zar heißt Stalin . Aber wie heißt der neue Tolstoi? Ihn allein fieht man nicht, und Marim Gorti heißt er leider bestimmt nicht!

Rußland hat eine große Revolution durchgemacht. Der Großgrundbesig ist an die Bauern verteilt worden. Eine aus der Tiefe aufgeftiegene Schicht hat sich der staatlichen Gewalt bemächtigt und übt sie im Namen einer Diftatur des Prole: tariats". Staatsfozialistische Experimente sind im Stadium wirtschaftlicher Unreife mit unzureichenden geistigen und organisatorischen Mitteln unternommen worden, fie haben

bisher nicht vermocht, das russische Volk aus dem Zustand der besonderen Dürftigkeit zu erlösen, durch den es sich schon nordem von anderen Bölkern unterschied. Doch der aller schlimmste Fluch, der über dem ganzen liegt, das ist der Fluch der politischen Unfreiheit. Wo die Frei­heit fehlt, da fann fein Sozialismus gedeihen, da bleibt die Herrschaft des Proletariats Lüge und leerer Schein.

sei sie klein oder groß, ohne den gleichzeitigen Be Die Erkenntnis ,,, daß jede wirtschaftliche Errungenschaft, fig voller politischer Freiheit durchaus wertlos ist diese Erkenntnis ist den deutschen Sozial demokraten nicht erst gestern oder heute gekommen. Sie findet ihren hier wörtlich wiedergegebenen Ausdruck schon in einer Entschließung, die die Berliner Arbeiter vorfünf zig Jahren angenommen haben, damals im Stampfe gegen die Chriftlichsozialen oder Staatssozialisten Stöckerscher Observanz. Wir haben dieses geschichtlich denkwürdige Do fument erst vor wenigen Tagen hier ausführlich publiziert. Das Fehlen dieser alten sozialdemokratischen Erkenntnis das ist der Fluch, der über der russischen Revolution liegt. Das ist das verhängnisvolle Erbe des Zarismus, von dem sie sich nicht zu befreien vermocht hat. Das ist der Bunft, über ben es teine Verständigung geben fann zwischen dem russischen Bolschewismus und der europäischen fozia­listischen Arbeiterbewegung. Tropfi, Sino wjem und Radet stehen uns in diesem Bunkt nicht näher als ihre Gefangenenwärter. Doch mögen diese Gefangenenwärter noch einmal fagen, daß fie durch ihre fommunistische Weltrevolu tion dem europäischen Proletariat die Befreiung bringen werden. Die Stimme des europäischen Proletariats wird ihnen antworten: Rain! Rain! Wo ist dein Bruder!"

Marg rüffelt Stegerwald.

Der Spalt im Zentrum.

DEA

Bei der letzten Beamten befoldungsreform| deutung, die sich mit gewissen Bertruftungserfcheia hat, wie noch in frischer Erinnerung sein dürfte, der Abgeordnungen bei der Zentrumspreise beschäftigen. nete Stegerwalb und eine fleine Gruppe von Arbeiter Die Rhein - Mainische Bolkszeitung" weiß darüber zu be abgeordneten des Zentrums eine ablehnende Stellung richten: eingenommen und Stegerwald hat persönlich in Wort und Schrift diese Ablehnung öffentlich begründet. Deshalb hat der geschäftsführende Ausschuß des tatholischen ebrerverbandes sich beschwerdeführend an den Reichstanzler Mary in feiner Eigenschaft als Bartel porfiender gewandt, wahrscheinlich, weil der fatholische Lehrerverein sich ohne eiteres als Glied de 3entrumspartei fühlt.

Marg hat auf die Beschwerde schleunigst geantwortet. Sein Bescheid wird jetzt in der Nassauischen Schulzeitung" veröffentlicht. Er hat folgenden Wortlaut:

Es ist eine Verbindung zwischen den Berlegern der Kölnischen Volkszeitung" und dem Lenjing Konzern zustande gefammen, und die Effener Boltszeitung" ist in diese Kombination mit einbezogen. Ja, die redattionellen Bertruftungstendenzen" er ftreden fich fogar noch auf einen viel größeren Rreis von 3eitungen, als wir ursprünglich angenommen hatten.

Es handelt sich um eine Abmachung über die Zusammena Iegung der Berliner Redaktionen der rheinischen und westfälischen Sentrumsblätter mit dem Berliner Bureau der Kölnischen Bolks. zeitung", das feinerseits auch räumlich mit der, Germania " Dereinigt werden soll. Diese Absprache, zu deren Durchführung in Berlin erworben werden foll, umfaßt die folgenden Blätter: Lenfing- Konzern ,,, Essener Volkszeitung", Kölner Lokal Anzeiger"( der Eigentum eines Berlegers der Kölnischen Volks zeitung" ist), Gelsenkirchener Zeitung"," Echo Dom Niederrhein", Duisburg , Westdeutsche Bolkszeitung", Hagen , Osnabrüder Boifs. eitung", Niederrheinische Boltszeitung", Krefeld , Westdeutsche Landeszeitung", M. Gladbach, Koblenzer Bolkszeitung und West. fälischer Kurier", Hamm . Die Zusammenlegung foll zum 1. April fchonicht Zeilver­erfolgen, ist aber in der Bragis fchon jest zum Teil ver wirtlicht Sie hat bereits dazu geführt, daß einzelne und damit ihre Bereitschaft bekundet haben, einen Teil ihrer bis. Blätter ihren Berliner Redakteuren gekündigt

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Benn Sie eine Rundgebung ber Reichsparteifeitung anregen, so ist zu bemerken, daß in absehbarer Zeit eine Zusammen- in Berbindung mit dem Berlag der Germania " ein neues aus tunft des Reichsparteivorstandes nicht möglich sein wird. Sie werden ohne weiteres als felbstverständlich annehmen, daß ich selbst die durch­aus unfachlichen Ausführungen von Herrn Dr. Stegerwald über die habe auch Herrn Dr. Stegerwald darüber einen 2 Beamten sehr bedauere und in feiner Weise für gerechtfertigt halte. Ich habe auch Herrn Dr. Stegerwald darüber einen Augenblid im untiaren gelaffen... Das ganze Bortonnis bleibt im höchsten Maße bebauerlich). Es wird Eache reiflicher Ueberlegung fein, Maßnahmen zu treffen, um dauernden Schaden für das weitere einträchtige Zusammenarbeiten der verschiebenen Berufsstände abzu­wenden. Ich möchte einstweilen auch von jeder öffentlichen Stundgebung in diefer Richtung absehen. Ich würde von einer solchen nur eine Berschärfung der Gegenfäße befürchten. lichung dem Barteiführer Marr zweifellos einen Bärendienst Die Naffauische Schulzeitung", die mit der Veröffent- herigen redaktionellen Selbständigkeit aufzugeben. erweist, macht sich durch fie gleichzeitig sehr verdient. Denn der tiefe soziale Spalt, der durch das Zentrum geht, wird trotz der offiziellen Ableugnung wieder einmal ganz flar herausgestellt. Marg rüffelt Stegerwald, weil er vom Standpunkte eines chriftlichen Arbeiter führers die Besoldungsreform nicht glaubte mitmachen zu dürfen. Ob Marr auch die Industriellen der Partei zu rüffeln für nötig findet, wenn fie fich gegen Arbeiter wünsche in viel schrofferer Form wenden, das fönnte viel leicht neben Stegerwald auch der Bergarbeiterführer Imbusch verraten, wenn es ihm bekannt geworden sein sollte.

Bertruftung der Zentrumspreffe.

In diesem Zusammenhang gewinnen die forgenvollen Aeußerungen einiger Zentrumsblätter eine besondere Be­

Mit Recht weist das Westdeutsche Boltsblatt" des Ab. geordneten Joos die Angaben des Frankfurter Zentrums blattes bestätigend darauf hin, daß eine solche Bertruſtung für das ganze politische Leben innerhalb des Zentrums sehr für das ganze politische Leben innerhalb des Zentrums sehr unerfreuliche Folgen haben könne. Es heißt da im Verlauf der Auseinandersetzungen:

,, Was die Ansicht eines einzelnen oder einer bestimmten Gruppe ist, erscheint plöglich als Auffassung zahlreicher Berliner Redaktionen der westdeutschen Blätter, die in Wirklichkeit nur eine einzige Redaktion find. Wie leicht könnte etwa ber en­fing Ronzern fich einen beherrschenden Einfluß auf diese Re daktion verschaffen, der dann eine über Gebühr umfassende Bedeu hung gewänne?"

Wir sehen dieser Bertruftung der 3entrums­polttit mit Intereffe zu. Und die Zentrumsarbeiter wer­ben gewiß das gleiche tun.

Utas des Reftors.

Die Giudentenschaft" besteht weiter...* Man schreibt uns:

An der Sonbetshofhule Berlin herrscht unter den politisch lintstehenden Shubierenben grnes Befremben über bas Borgehen des Rettors Zieffen, ber uniter De 7. Jatisar folgende Anordnungen bekanntgibt:

Der Refior

der Handelshochschule Berlin .

Berlin C. 2, den 7. Januar 1928. Spandauer Str. 1.

Tab. Nr. 121/28. Rachdem die Bildung einer Studentenfchaft durch die Abstimmung vom 30. November abgelehnt worden ist, sehe ich die Sagungen der Studentenschaft der Handelshochschule Berlin " vom 2. Auguft 1919 vorläufig wieder in Araft,

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Ich beauftrage den bisherigen gefchäftsführenden Bor. stand vorerst als Algemeinen Studentenausiduß mit der Fort führung der Geschäfte.

Sodann beauftrage ich den Allgemeinen Studentenausschuß, mir Abänderungen der Berfassung von 1919, die et ma burch die neuere Entwicklung notwendig geworden sind, vor­zufchlagen.

Danach werde ich endgültige Sakungen erlaffen und die Neu­

mahlen für einen Ausschuß anordnen.

..

Liessen.

Diese Anordnungen stehen in glattem Widerspruch zu dem Erlaß des preußischen Kultusministers und des Handelsministers, worin es heißt:

I Nr. 23356.

Auf die Berichte über das Ergebnis der Abstimmung.

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Durch die Abstimmung haben die Studenten der Universität ( Hochschule) erklärt, daß fie eine Studentenschaft" nicht bilden mollen. Eine als gesamte Bertretung aller Studierenden und als Glied der Hochschule ftaatlich anerkannte Studentenschaft besteht demnach nicht mehr. Der Bildung von freien Vereinen stehen Hinderniffe nicht im Wege. Nur darf der Name Studentenschaft" nicht geführt werden und es fann einem solchen Berein nicht die Unerkennung als Gefamtvertretung der Studierenden gewährt werden. Daraus folgt, daß derartige freie Vereine" auf einer reuen Rechtsgrundlage ftehen und daher einerlei Anspruch erheben tören, als Rechtsnachfolger der bisherigen Stu Dentenschaft" angesehen zu werden.

Ich ersuche, die Räumung der der Studentenschaft oder ihren Organen( Fachschaften, Aemtern usw.) vermieteten oder sonst zur Verfügung gestellten Zimmer zu veranlaffen und mir bis zum 1. Januar 1928 darüber zu berichten.

Wie man nach vorstehendem Ministerialerias handeln mußte, zeigt dos vollkommen loyale Berhalten des Universitätsrettors, der die betr, studentischen Aemter bereits aufgelöst und einen Liquidator bestellt hat. Reftor Tieffen, obwohl Beamter der Republit, stellt die Erlaffe feiner republikanischen Vor­gesetzten geradezu auf den Kopf.

Der bisherige, politisch rechts stehende Studenten vorstand hat natürlich die Ermunterung durch den Refiar nicht misverstanden, und so wählte fi gestern der Vorstand eigenmächtig wieder. Borsigender bleibt jener Nohl, der fürz. lich das republikanische Staatsministerium in frivoler Weise an pöbelte, was er später als impulsiven Bierulk" zu entschuldigen

fuchte.

Ausgerechnet diefen Herren überträgt der Herr Refior die Fortführung der Geschäfte und über läßt ihnen mehrere miszimmer! Man trachtet also banach, die alte verfassungs­feindliche Studentenschaft wieder herzustellen, trotz der Ministerial erlaffe!

Die Bereinigung sozialdemokratischer Studenten, Gruppe Handelshochschule Berlin , hat auf alle diese Mißstände ein machfames Auge und hofft, daß den Herren ein dider Strich durch ihre Rechnung gemacht wird

Sozialarbeit in Preußen.

Erste Arbeitstagung der Leiter der staatlichen Wohlfahrtsschulen.

Der preußische Bohlfahrtsminister Loltete gestern die erste Arbeitstagung der Leiter und Leiterinnen der staatlichen mohlfahrtsschulen mit einer Ansprache ein, in der er u. a. ausführte:

Nach den letzten Jahren ist eine bestimmte Klarheit in der legten zielsehung der Schulen eingetreten. Doch 1920 hat man die Wohlfahrtsschulen eingeschränkt auf die Ausbildung in der Wohlfahrtspflege im engeren Sinne, obwohl die ersten Schulen, die von führenden sozialen Persönlichkeiten gegründet morben find, start auf das inziale Leben eingestellt waren. Die praktische Not, vor allem die Massennot, zwangen uns in den Nach friegsjahren zu einer besonderen Berücksichtigung der Fürsorge und der Wohlfahrtspflege. Aber schon seit einiger Zeit ist diese vor­in den Schulen selbst niemals gemacht worden ist, nicht mehr be rechtigt. Die Schulen müssen sich deshalb in Zukunft viel stärker als früher als

Arbeit am Bolte, in der fte später stehen follen, mit größer Sorgfalt auf ihre Eignung zu prüfen jein. Schon fteken wir vor den ersten Anfängen einer Berufswahl, die von dem schwierigen wirt schaftlichen Buffande Deutschlands , dem ungünstigen Arbeitsmarkt und der Unkenntnis vieler Elternhäuser und auch mancher anderen Stellen beeinflußt wird. Im so stärker tragen die Wohlfahrts­schulen die Berantwortung für eine sorgfältige Auswahl der Schülerinnen. Ich möchte ihnen deshalb jene Freiheit geben, die jie befähigt, ungeeignete Schülerinnen von der Schule zu entfernen.

Das praktische Bewährungsjahr ist bis jetzt von mir nicht organisiert, worden. Aber die Gesamtlage des Bildungs­mesens der Zeit und auch das Ausbildungsziel fir die Wohlfahrts schülerinnen fordern jezt eine fyftematische Organi

fichtige Abgrenzung von Wohlfahrtspflege und sozialer Arbeit, bie fatton. Dieses Bewährungsjahres. Dadurch erwachsen den Wohl­

Bildungsställen des gesamten sozialen Ausbildungswefens ansehen. Ihre innere Förderung wird am stärksten getragen werden Durch die Persönlichkeiten der Leitung und der einzelnen Do zenten. Es wird deshalb meine besondere Sorge fein, allen Schulen zu ermöglichen, genügentb hauptamtliche Lehrkräfte ein zustellen, damit diese Entwidlung nicht unterbunden wird.

Ich möchte heute schon auf eine andere Konferenz hinweisen, die demnächst von mir einberufen werden soll: nämlich auf die, welche sich mit der Ausgestaltung der Lehrpläne beschäftigen wird. Die Schülerinnen merden auch im Interesse der schwierigen

Das Mieferunrecht bleibt. Bürgerblockwalze gegen die sozialdemokratischen Rettungs: versuche.

Der Wohnungsausschus des Reichstags nahm am 11: Januar feine Beratungen wieber auf. Nachdem der Ausschuß in der zweiten Befung entschieden hatte, wurde das Kündi­fid) grundfäßlich für die Einführung des Kündigungsverfahrens auch gungsverfahren felbst besprochen.

Der§ 1b regelt das Anirags- und Zustellungsverfahren. Die Sozialdemokraten beantragten erneut, pas Sühnenerfahren der Kündigung voranzustellen, blieben aber in der Minderheit. Der Gerichtsschreiber follte den Kündigungsantrag prüfen und zustellen, Endlich hat das Juftizminifterium festgestellt, daß die Gerichtsschreiber fich felt dem Juli v. 3. in Urtundenbeamten gemandelt haben, und daß der Legt des Gejeges entsprechend torrigiert werden muß. Erneut stellten die Sozialdemokraten den Antrog, die Prüfung des Kündigungsantrages durch den 2 misrichter prüfen zu laffen, zumal die neue Bezeichnung des Gerichtsschreibers dem Bublifum unbekannt ist und Irrtümer und Rechtsnachteile für die Mieter ent­stehen können. Der Antrag wurde abgelehnt Das Berlangen der Sozialdemokraten, einen Vordrud für den Widerspruch am Sün digungsschreiben für den Mieter beizufügen, wurde gleichfalls ab gelehnt. In der ersten Lesung hatte die Regierung sich bereit erflärt, einen ähnlichen Borbrud dem Kündigungsformular anzu. fügen.

Für die Zustellung der Kündigung soll auch das Ersatz austellungsverfahren gelten. Die von den Sozialbemo traten beantragte Ausschließung dieses Berfahrens für die Kündigung murde abgelehnt. Es soll also die Zustellung der Kündigung durch Anschlag an der Tür, Abgabe beim Nachbar, Hinterlegung bei ber Bost, der Bolizei, Amtsgericht zulässig sein.

fahrtsschulen neue Aufgaben, dadurch werden sie auch stärker in die Zusammenhänge des Wohlfahrtslebens hineingestellt.

Es wird bei aller Eigenart, die jede einzelne Schule für sich gestalten will und gestalten muß, doch darauf ankommen, daß sie in lebendiger Beziehung mit dem Volfsleben bleibt und auch wiederum für das einfache Boltsleben bildet und er­zieht. Ich möchte, daß bie Wohlfahrtsschulen bei aller Anerkennung cines hohen Bildungszieles doch niemals einer falschen intellettualistilen Bewegung nachgehen. Die spätere Wohlfahrtspflegerin muß nicht nur dem Bolle helfen, fondern auch eine Kräfte verstehen und seinem 2eben nachfpüren tönnen.

Der§ 1h nimmt dem Mieter das Einspruchsrecht gegen die Ründigung und Räumung der Wohnung, wenn er nicht nachweilen tann, daß er unverschuldet den Widerspruch gegen die Kündigung unterlassen hat. Der Mieter mind hier absichtlich schlechter gestellt als wieder gewöhnliche Schuldner. Deshalb beantragten die Sozialdemokraten, wenigstens dieses Unrecht durch Gleichstellung der Rammergerichtsrat Freitd, hielt den Widerspruch gegen die Be Mieter mit anderen Schuldnern auszulöschen. Regierung. ftimmungen dieses Paragraphen aufrecht.

Der Vertreter der preußischen

In der ersten Lefung hatte Ministerialdirektor Abegg zuge­geben, daß, wenn der§1b falle, das ganze Kündigungsverfahren feinen Zwed habe und wirtungslos bleiben werde. Diese Fest ftellung des Genoffen Lipinski fuchte der Regierungsvertreter je­boch pergeblich zu bestreiten, denn er gab erneut zu, daß dieje Bor fchrift von der Zivilprozeßordnung abweiche, und angeblich notwendig fei, um den Bermieter gegen schitanöfe Mieter zu schüßen, die auf die Kündigung nicht reagieren.

Der fozialdemokratische Antrag wurde abgelehnt. Nur eine Fehlleitung des Widerspruchs( statt an das Gericht, an den Ber mieter) foll als Widerspruch gegen die Kündigung gelten.

Die Sozialdemokraten beantragten weiter, den 8 3 des Mieter­hubgeleges zu verbessern. Alle Anträge wurden abgelehnt. Ausnahmsweise verfiel auch ein Antrag der Deutschnationalen, ber Deutschen Volkspartei und der Wirtschaftspartei der Ablehnung, der Friftvertürzung für Einleitung des Klageverfahrens forderte, wenn der Bermieter behaupte, daß der Mieter keinen Widerspruch er heben wolle.

Beschlossen wurde, daß die Räumungstlage hinfällig wird, wenn die Fürforgebehörde innerhalb weiterer zwei Wochen nach Ablauf der Einspruchsfrist erklärt, den Bermieter be aüglich ber rüdständigen Mieta zu befriedigen.