Die Reaktion in Südstawien.
Arbeiternot in der Bauernmonarchie.
Die Sozialdemokratische Partei Sloweniens , jenes früher österreichischert Teiles von Südflamien, in dem die sozialistische Be. wegung am stärksten ist, hat foeben ihren Landesparteitag abgehalten. Dort berichtete der einzige Sozialdemokrat der Belgrader Stupichtina,
Genosse Petejan- Marburg:
Die Neuwahlen wurden im 3eichen des Lerrors und der Rorruption durchgeführt. Namentlich in Mazedonien herrschte die nackte Gewalt. Dementsprechend ist auch das neue Parlament zusammengefeßt:
ein Drittel der Abgeordneten wurde von der Polizei gewählt. In die Regierung Bukitschewitsch find neben den Radikalen, Dawidowitsch- Demokraten und Muselmanen auch die Slowenisch Klerikalen( fatholisch) eingetreten. Die Debatte über den Mieterschuß, die Beantwortung der Interpellation über die Einfüh rung(!) der Arbeitslosenversicherung, das Statut über die Arbeitsbörsen zeigten alsbald den reaktionären Charakter der Mehrheit. Der Streit zwischen der bürgerlichen Opposition und der Regierung in der Frage des Steuerausgleiches murde damit beigelegt, daß die Einkommensteuer gestrichen, also das Einkommen der Reichen fünftighin unbeft euert bleiben wird, dafür aber selbstverständlich andere Steuerquellen angebohrt werden müssen. Im
Staatsvoranschlag
werden für Militarismus, Polizei und Gendarmerie 3 151 879 000 Din oder 45 Prozent nerausgabt. Mazedonien allein beherbergt zehn von zwanzig Taufend Gendarmen! Aber taum 30 Millionen Dinar oder 0,42 Prozent sind für die Arbeitslofen bestimmt. Für die Arbeitslosen hat der Staat fein Geld übrig, erflärte der christlichsoziale Sozialminister, ebenso wenig für eine Wohnungsbauattion usw. Wohl aber ist Geld genug vorhanden, daß man zwei Be amtengarnituren erhält, die bei jedem Regime ausgewechselt werten. Während die eine das Gehalt bezieht, genießt die andere die Pension.
Alle Laften fragen die arbeitenden Volksklaffen, die von ihrem fargen Verdienst nicht nur für hohe direkte, sondern auch für ungeheure indirette Steuern auftommen müssen. Kaum 1½ Milliarden Dinar diretten Steuern stehen fast 6 Milliarden indirekter Steuern gegenüber, darunter Berbrauchssteuern, Zölle, Mo nopole, Gebühren um. Eine neue Schul ste u er wird eingeführt. Den Eisenbahnern droht eine neue Berschlechterung ihrer Lage. Ganz gleiches Schid fal verfolgt die Bergarbeiter. Die Bruderladen( Knappschaften) weisen hohe Baffiva auf, so daß ernfteGefahr für die Pensionsversicherung der Bergarbeiter besteht.
Die Regierung hat neuerdings die Bildung einer Bölter. bundliga in Slowenien und den übrigen deutschen Gebieten Südflawiens durch Nichtgenehmigung der Sagungen auf Grund des dort noch geltenden altösterreichischen Vereinsgefeßes von 1867 vere boten; vermutlich deshalb, weil sie darin die Gefahr" einer Anrufung nölferbundlichen Minderheitenschußes sieht. Dabei wareni die deutschbürgerlichen Abgeordneten in der Stupschtina bisher immer die Stimmreserve der Regierung.
Wir benußen diesen Anlaß, um mitzuteilen, daß unsere Ueber. schrift über eine Tul- Meldung aus einem großdeutschen Biener Blatt übc: das deutsche Schulmesen in Südslawien u Ioben mar, indem sie jene Neuregelung als vorbildlich bezeichnete. Die Sache verhält sich so: Am 1. November v. 3. hat her interrichtsminister eine Berordnung erlaffen, wanadh bei der Einschulung der Kinder in die Boltschule ihre Nationalität, die Sprache, die fie fprechen, fowie die Willensäußerung der Eltern maßgebend zu fein haben. Die Berordnung, die zunächst nur für die Bofwobina( früheres Sübungarn) Gültigkeit hatte, ift nor furzer Zeit auch auf Slomenten ausgebehnt morben, jedoch nur für das Laibacher Bermalhmgsgebiet, nicht aber für das Mar burger. Diese Verordnung bedeutet ameifellos einen großen Fortschritt gegenüber dem früheren Zustande, mo der Bille der Eltern bei der Einschulung überhaupt unberüdsichtigt blieb. Die Neuregelung macht aber die Einschulung der Kinder noch immer nicht ausschließlich von dem Willen der Eltern abhängig, wie es die Minderheiten fordern. Es ist unverständlich, marum die Belgrader Regierung diese Berordnung nicht auf das ganze Staatsgebiet ausdehnt. Wir haben selbst in Marburg er fahren, daß zum Beispiel die Oberflassen der höheren Schulen ganz flowenisch geführt werden, obwohl die Schüler größten teils Deutsche find. Allerdings im Bergleich zu der schamlosen Schulpraris der Italiener in Deutsch Südtirol fönnte felbst die südslamische Schulpolitit noch gerühmt werden!
New Yort, 14. Januar. Telegrammen aus Havanna zufolge verhaftete die Polizei zwei Russen, die fürzlich aus Merito eingetroffen sind. Sie follen eine Berschwörung angezettelt haben, um bei der Ankunft Coolidges in Havanna Unruhen zu entfachen.
Die amerikanischen Operationen in Rifaragua gegen Sandino follen vorzugsweise mit Flugzeugen fortgeführt werden, da iman befürchtet, das Marineforps werde, falls es eingefeßt würde, in einen Hinterhalt geraten.
Ein lafein- amerikanischer Protest.
Im Namen der latein- amerikanischen Studenten von Berlin , München und Paris geht uns eine Ertlärung gegen die Monroe. doktrin zu; diese unflare und je nad) Bedarf ausgelegte Dottrin, diene heute nicht mehr dem Schuh Latein- Ameritas, sondern nur als Borwand für Eingriffe der USA , gegen die allein Batein- Amerika heute Schutz brauche: auch die Panamerikanische Union folle nur solchen Tendenzen des Nordens dienen. Dies wird durch die Berufung auf bas Los Ritaraguas zu erhärten versucht. Nordamerikanische Hochschulen in Borderafien.
Halfa, Anjang Januar.
Die amerikanische Kulturpropaganda im Mittleren Often soll durch die Schaffung eines Fonds von 15 millionen Dollar für ble fechs bisher in Nahen Orient wittenden amerifanischen Colleges auf eine breitere und stabilere Grundlage gestellt werden. Es handelt sich um die Finanzierung der College in Je rufalem, Kairo , Beirut , Konstantinopel , Athen und Smyrna, auf denen 2828 Studierende von 29 verschiedenen Nationalitäten ihre Ausbildung erhalten. Acht Millionen Dollar sind be. reits gezeichnet, darin find Spenben des Rockefeller Donation
1905.
1919.
1928.
19..?
Polemisches und Positives.
Baris, 14. Januar.
„ Paris Midi" veröffentlicht eine Unterredung mit dem sozialistischen Abg. Baul Boncour Baul Boncour tommt zu erst auf seine Auslaffungen beim Sozialistischen Rongres in Paris zurüd, bie
ihm von einem Teil der deutschen Breffe die Benennung jozialistischer Militarist eingebracht
er arbeite, unterzeichnet sein werde. Bon Deutschland müsse man mindestens verlangen, daß es eine folche Kontrolle ebenfalls über die bereits bestehende Abrüstungsabmachung in bezug auf die enimilitarisierte Rheinlandzone annehme, wie fie im Bersailler Bertrag festgelegt und in Locarno bestätigt worden sei. Es handele fich nicht um eine internationale Militärfontrolle, fon. dern um eine vom Bölkerbund ausgehende internationale Kontrolle. Diefe Kontrolle würde für Frankreich ebenso gelten mie für hätten. Er ertört, er babe in Genf gleichzeitig mit bem Berte der Deutschland . Organisierung des Friedens die Interessen seines Landes verteidigt Deutschland werde zweifellos einmenden: aber die entmilitarisierte Er wolle, daß man den Frieden organifiere, und wenn er fein Bond Bone gibt es ja nur auf meinem Gebiet!" Allerdings, aber fie auf diesen nationalen Plan verpflichte, bann habe er um so mehr fei doch vorhanden. Selbst wenn man zugebe, daß Deutschland die Pflicht, darüber zu machen, daß fein Land dabei nicht fie in Betsailles nur gezwungen angenommen habe, übers Obr gehauen werde. Es genüge ihm, mit der öffent fo habe es fie doch in Locarno angenommen, und das sei der lichen Meinung feines Landes in Uebereinstimmung zu sein. Derficherste Gewinn für die non Frankreich gebrachten Opfer, das ermähnte Teil der deutschen Bresse täusche fich, wenn er glaube, mirksamste Friedensunterpfand der beiden Bänder. Es jei geheiligt. durch seine Angriffe ihn zu veranlaffen, feine Haftung zu ändern. - Zum Schluß behandelt Baul Boncour noch die EntwaffnungsEr fönne nur wiederholen, daß die deutsch - französische Frage von fontrolle nach Artikel 213. Er erflärt, daß der Bölferbund zu länge Grund auf gereget werden müffe; es fei mit Kontrolloperationen zögern würde. So werde er sich ohne Zweifel beispielsweise nicht vor März mit dem in Ungarn beschlagnahmten Waffentransport beschäftigen. Die Kontrolle müsse, wenn sie praktisch und wirksam sein solle, unverzüglich durch Bermittlung eines meniger fomplizierten, energischeren und weniger langsamen Apparates durchgeführt werden, als den des Bölferbundes. Artikel 213 erfordere ein Reglement der öffentlichen Berwaltung. Dieses. habe man im Genfer Brofofoft gesucht, von dem man nichts habe wissen wollen.
jede wirkliche Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland unmöglich, folange die Truppen des einen Candes das Gebiet des anderen befehl hallen.
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Jeder Fortschritt des Friedens würde durch diesen Umstand beträcht lich verzögert. Man müsse das Rheinland jo bald wie möglich räumen, aber und das ließen die deutschen Ratio nafiften nicht zu und sogar andere leifteten in verhüllter Form ihnen gegenüber einen Beistand, der ihn, Paul Boncour , mit Beforgnis erfülle nicht ohne eine Gegenleistung, die Eben so wenig, wie ein die Sicherheit gewährleiste. Brivatvertrag ohne Exekutiomittel bestehen könne, eben so wenig fönne dies auch eine internationale. Abmachung. Jede Abrüftungsabmachung brauche also eine Kontrolle. Diese internationale Kontrolle das habe er im Namen Frankreichs in Genf beteuert werde Frankreich annehmen, sobald eine internationale Abmachung zur Herabsetzung der Rüstungen, an deren Fertigstellung
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Found und der Carnegie Stiftung von je einer Million Dollar ent halten. Der Rest von sieben Millionen soll durch einen besonderen " Drive" in der amerikanischen Deffentlichkeit mit dem Hinweis auf die Bedeutung der kulturellen und zivilisatorischen Mission der Bereinigten Staaten im Orient aufgebracht werden.
Waffenhandel nach China . Ein tschechoslowafischer Transport.
Drag 14. Januar. Tschechoslawatische Gewehrlieferungen an die norbchinesische Re gierung sei durch das Anhalten des tschechoslowakischen Dampfers Praga in Manila bekanntgeworden. Dazu teilt das amtliche Preffebureau in Brag mit, daß die„ Praga non hamburg aus in Gee gegangen fet. Ueber die Ladung des Schiffes sei amtlicherfeits noch nichts bestimmtes festgestellt worden. Es handle sich aber um teine Ronterbande. Das Prager Tagblatt" ftelli jeboch fest, daß die Braga ", ein früheres Schiff der Hamburger Reederei Schröder, hölten und Fischer, unter Führung des tschechoslomatischen Kapitang Jajchfa eine größere Waffenlieferung der halbftaatlichen Brünner Waffenfabriten 2-6. geladen habe auf Grund etnes Abkommens mit der Betinger Regierung find 40 000 Ge wehre zu liefern gewesen. Ende September find diese durch Ber.
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Man wolle eben das Genfer Werf nicht tatsächlich wirkungsvoll gestalten.
Es sei übrigens nicht leicht gewesen, emige Mitglieder des französifchen Generalstabes zu diesen Begriffen zu befehren. Biderstand sei noch vorhanden, aber jene internationale Sierheit, auf die er sein Land in Genf in vollkommenem Einverständnis mit dem Außenminister verpflichtet habe, dürfe nicht einer Hintergehung gleichkommen.
mittlung der Brager Speditionsfirma„ Tschechoslawia" in dreißig Waggons nach Hamburg befördert und mit einer Million Dollar versichert worden. Die Brünner Waffenfabriken 2.- 8. haben auch andere. Waffenlieferungen getätigt, die aber nach Südamerika gegangen find Wie die Brünner Waffenfabriken A.- 8. selbst mitteilen, handelt es sich bei der in Manila nur turze Zeit aufgehaltenen Waffensendung nach China um ein legales Geschäft. Die Lieferung felbft hat Deutschland nur im Transit berührt.
Bereicherung der„ Pressa".
Das Land der Preffefnebelung bleibt fern. Der Regierungsfommissar für die Internationale Bresseausstellung in Köln teilt mit: Infolge der Haltung industrieller Institute und Berbände Deutschlands gegenüber der Mailänder Meffe haben alle, die ihre Beteiligung an der Kölner Ausftellung zugesichert hatten, beschloffen, ihre 3ulage zurüdaustehen. 3talien wird also an der Ausstellung nicht teil nehmen.
Bolnische Wählerliften. Bon efwa 1000 wahlberechtigten deutschen Bersonen in Koniz ( Bomerellen) fehlen faft 300 in der Bifte. Kardinal Iond hat nun doch allen Briestern, der Diözese Bofen- Gnefen verboten, au fandidieren.