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Sonntag

15. Januar 1928

Unterhaltung und Wissen

Der Sicherheitspolizist.

Stizze von Hugo Beigel, Wien .

Der Sicherheitspolizist Nummer 777 trat nachmittags feinen Dienst an. Er hatte gut gegessen und war daher, someit sich dies mit Jeiner Würde vereinigen ließ, guter Laune. Langsam und breit­beinig fchlenderte er inmitten der Straße seines Rayons, blinzelte unter dem Kappenschirm gegen die lästige Sonne vor und schlen­ferte bei jedem zweiten Schritt den Säbel gleichmäßig nach außen, so daß dieser rhythmisch wiederkehrend facht gegen seine linte Bade flappte. Die Gleichmäßigkeit des Aufschlagens schuf ein laues Ge­fühl von Behagen, welches sich mit dem Bewußtsein des Polizisten mischte, daß er in seiner Nachlässigkeit das Ansehen beherrschender Männlichkeit bot.

Vor dem Haupteingang der Großmartthalle mintte ihm ein Bekannter zu. Es war Vinzenz Bamlitschet, ehemals Amtsdiener beim Bezirksgericht, dann aber megen irgendwelcher Bergehen aus dem Staatsdienste entlaffen. Belcher Bergehen halber, das wußte der Siebenhundertundsiebenundfiebziger nicht, denn vor jenen zwanzig Jahren, als das sich ereignet hatte, mar er noch ein Junge gemefen, und der Bater, der Bamlitschek als Freund und Kollegen hoch hielt, hatte die Angelegenheit meber selbst jemals erwähnt, noch ein Wort darüber geduldet.

Nun war es natürlich nicht gerade ehrenvoll, sich mit diesem Menschen auf der Straße zu zeigen, zumal, da sein Aeußeres recht bermahrloft aussah, und dann, da er eigentlich niemals völlig nüchtern angetroffen wurde. Andererseits gab es aber auch Gegen­gründe, marum man an dem Manne nicht achtlos vorbeigehen fonnte.

Einer davon war, daß den Schuhmann noch von Baters Zeiten her eine gemiffe Achtung dem mehr als sechzigjährigen Manne gegen­über beherrschte, ein zweiter, daß jedermann feinen Spott ein menig fürchtete. Außerdem lub Bamlitschef den Sohn des alten Freundes hie und da auf ein Glas Rorn ein, das dieser außer Dienst, Der. fteht sich nicht gern ablehnte. So mußte man es schon in Kauf nehmen, mit ihm gegebenen Falles gefehen zu werden oder auch non ihn, in feiner Greifenart, aufgezogen zu werden.

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Teufel, Ferdinand, did wirft du," sagte der Alte, den Schutz­mann musternh. Nun war es eine lächerliche Bemertung, bei der zunehmenden Stattlichkeit des Polizisten von Dide zu reden! Immers hin lag trog der möglichen Abficht einer Hänselei etmas Bewun­derndes in des Alten Stimme, so daß Ferdinand feine Uniform mit einem Mustelrud über der Brust straffte und fich den Schmurrbart schneidig strich.

Sind halt eine gesunde Raffe," erwiderte er. Ja, freilich," schmunzelte Bamlitfchet, aber die Herren Ber­brecher werden ihren ganzen Respekt vor dir verlieren, weil du ihnen balb nicht mehr nachlaufen fannst."

Der Schugmann ärgerte fich ein wenig.

er, den verschaffe ich mir schon."

Natürlich," stimmie Bamlitschef zu.

Meinen Refpett," fagte

Dazu befommt die Bache

je alle brei Monate neue Uniformen für unser Geld, damit ihr menigstens mit etwas den Beuten imponiert."

Summer 777 ärgerte fich noch ein wenig mehr. Aber er bat, als ob er nichts gehört habe.

Ein Fleischermagen, noch blutig von der abgelieferten Bare, Stand am Lor der Großmarkthalle. Der Schlächtergeselle darauf grüßte und rief dem Schußmann ein Schezzmort zu. Der streifte flüchtig mit einem Finger den Rappenschild.

Das war wohl ein Rollege?" stichelte der Alte Wer?" fragte der Gehänselte.

Der! Ober ein Freund?"

Ach, irgendwer! Habe teine solchen Freunde! Renne ihn nicht!" In diesem Augenblid fegte sich der Fleischerwagen in Bewegung. Der Schlächtergeselle barauf zog eine 3igarette hinterm Dhr hervor. holla," rief er und marf sie dem Wachtmann zu.

Hoppla!" fogte ber te. Die Zigarette fiel zu Boden. Er hat mas hergemorfen."

Nichts gefehen."

Am Ende einen Stein! Teufel noch einmal! Solches Gefindel haut gleich mit Steinen. Ja!" Dabei bildte er sich.

doch ein guter Freund."

Nein, mir eine Zigarette. Bar eben

Der Polizist wurde rot im Gesicht. Natürlich fannte er den Burschen. Außer Dienst hatte er manches Mal Regel mit ihm ge­schoben, Aber augenblicklich schien ihm die Vertraulichkeit des halb nadten, beschürzten Lümmels tatsächlich etwas wie eine Verlegung feiner Autorität zu féin.

mich hat er nicht gemeint, fagte er deshalb schroff und be­fchleunigte seine Schritte.

Na, bann vielleicht mich. Wäre auch zu arg, auf die neue Uni form mit Sigaretten werfent. Wind schon mich gemeint haben." Der Wte entzündete die Sigarette. Der Schußmann zog den Mund ärgerlich zusammen. Er vergaß, mit dem Bein zu schlenfern, so daß ihm der Säbel zwischen die Stnie geriet und er beinahe dar. über gestolpert märe.

Ich muß jegt durch den Bart," fagte er. Biel Erfolg, ermiberte Bamlitichef.

Die gute Laune des Schuhmanns war verflogen. Er brudte gegen den Säbeltorb, daß die blitzende Scheide fich wagerecht nach hinten spreizte. 3wei tiefe Falten zwischen den Augenbrauen, schritt er energischer aus. Hätte jezt ein Lump seinen Weg gekreuzt, ver flucht, dann hätte er schon gezeigt...! Aber Unsinn, er wird sich von dem alten Säufer den Tag verderben lassen. Hatte er nicht leicht schwätzen? Nur erst Gelegenheit, und den mochte er sehen, der seinem Gebot fich nicht schránkenlos beugte! Und war es denn das allein, was einen Kerl ausmachte? Und dafür, lieber Herr Bawlitschel, Amtsdiener a. D., für einen rechten Kerl, scheinen mich doch aller and Leute zu halten!

Es begann unter dem Schnurrbart zu schmunzeln. He! Warum tam ihm die junge Obstlerin von drüben, wenn sie nur vermochte, so nahe, daß ihr Busen an seine Uniform schwoll. Run? Und deine eigene Tochter, die Nöterin, du blinder, alter, versoffener Beijer misser Bamlitichet, he warum hat fie. so gar nichts dagegen, wenn ich im Vorbeigehen sie um die Sitfte faffe oder gar noch etwas tiefer glitt? Außer Dienst natürlich! Aber, he, he es stat auch schon etwas in der Uniform.

Ueber folche Erinnerungen begann fich feine Stimmung wieder au heben. Wahrhaftig, ben wollte er sehen, ber seine Geltung ernst Tich arzweifelte! Saßen da nicht ble Dienstmädchen, Bonnen, Pflege­rinnen auf den Banten, und eben fagie eine zu ihrem fleinen, jhreienden Bengel: Still oder ich rufe den Wachtmann her!" und

da fam er vorbei, fchlendernden, aber massiven Schrittes, blickte festen Auges im Kreis herum, und der Schreihals verstummte.

Die Rede des Mädchens, sowie die vortreffliche Wirkung seines Erscheinens tat dem Nummer 777 wohl. Seine Brust dehnte sich unter der ftattlichen Uniform, er marf ein mohimollenbes Auge auf das Mädchen neben dem gepflegten Kinde und mar eben daran, die gelungene Rehabilitierung durch ein paar freundliche Worte zu quittieren, als ein Knirps neben ihm sagte: He, der fürchtet sich vor einem Wachtmann!"

Vielleicht hätte der amtlich zur Wahrung feiner Bürde Ber­pflichtete diese respektlose Berhöhnung sogar überhört, aber, so unglaublich es scheinen mag, das Mädchen lachte über die frechen Worte des Buben, jenes hübsche Frauenzimmer mit der Haube einer Kindergärtnerin über die Flegelei eines nichts weniger als reinlich und vornehm gekleideten siebenjährigen Jungen.

Nummer 777 gab sich einen deutlichen Rud, und die Taste bes Grimms, die er eben angelegt hatte, erstarrte in seinen Zügen. Und als er ausschreitend vor sich hinblickte, sah er an der Säule des Kandelabers. Pamlitschet stehen und grinsen.

Lausbub, dummer," inurrte er, mit dem Fuß eine Streichholz schachtel auf der Erde wegschleudernd. Und sofort fügte er hinzu: Wie das Gesindel nur den Bart verschweint!"

"

Der Junge blinzelte den Schugmann an, dem die Zornesräte bis zur Stirne stieg.

Marsch, hebe die Schachtel auf. Beißt du nicht, daß es ver­boten ist, Unrat auf den Boden zu werfen?" Das ist nicht meine Schachtel," ermiberte der Junge, der alles als Spaß auffaßte. Bum Donnerwetter! Willst du mit auf die Machtstube

tommen? Marsch oder

Der Junge glaubte noch immer an einen Scherz, vielleicht auch an ein Spiel. Er lachte den Bütenden an, bereit, bei deffen erster Bemegung davonzulaufen. Da aber padte ihn der Schuhmann bei dem Riemen seines Hosenträgers und schüttelte ihn so kräftig, daß ihm jeder Zweifel benommen marh, ob es sich hier um Ernst handle. Willst du nun?"

Ich habe aber nichts meggeworfen, beteuerte der Bube, schon meinend.

Soll ich dich auffchreiben, einsperren, he?" fragte der Macht. haber. Borwärts."

Beinend büdte sich das Kind.

Und hier und hier!! Der Schuhmann 777 stemmte die Faust in die Hüfte und mies auf allerhand Unrat am Boden hin. Das ist nicht von mir," schrie der Junge. Aber der Gewaltige ftand unerbittlich neben ihm. Soll ich dich noch Strafe zahlen laffen? fragte er.

In dem Kinde tauchte die entfehliche Furcht vor den Schelt worten der Mutter und den Schlägen. des Vaters auf, wenn sie am Ende für ihn eine Strafe würden bezahlen müssen. Ich habe... wirklich nicht... schluchzte er.

Bubenmut war bahin.

All sein

Die Fauft des Hüters der Drdramg brüdte fein Genid nieder. wirst du nun?"

Beilage des Vorwärts

Und heulend hob der zerlumpte Junge die Kirschterne vom Boden auf, die andere ausgespudt hatten, Zündhölzchen , Bigarren­reste, auf welche mit dem Fuße der Schuhmann wies. Als er all das zusammengelesen und in den Abfallkorb geworfen hatte, gab ihm der Sieger noch einen Tritt in den Hintern und sagte:

Und jegt marsch, daß ich dich hier nie mehr sehe!" Dann blickte er sich herausfordernd im Kreise um, riß den Säbel wieder in wagerechte Lage und ging mächtigen Schrittes weiter. Ich bin doch begierig, ob man euch nicht. Respekt beibringen fann," murmelte er dabei, indem er tat, als ob er Pawlitschek gar nicht bemerkte.

Bombay - Expreß.

Bon Andreas Laiko.

I.

Süd- Indien ist für den großen Strom der Indienfahrer, für die meltumfegelnden Rentner- Ehepaare aus Amerifa und Europa , die das Fazit ihres arbeitsamen Erbenwallens in Form eines Round the world trip" pflüden, eine schmere Heimsuchung. Man tonn heute in den Himalaja , fann unter den blühenden Kirschbäumen am Fuße des Fuji Dama igen, tann das Anrösten der Hinduleichen am Gangesufer in Benares gruselnd miterleben, die Brachtbauten der Großmogulenherrschaft in Nordindien betrachten, auf Tiger und Elefanten jagen und die Robben auf den Eisschollen der Süd- oder Nordpolargrenze sich sonnen sehen, ohne die heiligste Errungenschaft der Gegenwart: ben Romfort( gleichniel ob mit R oder mit C geschrieben) auch nur eine Stunde lang entbehren zu müssen.

Es gibt fogar Eisenbahnzüge mit Badewannen, ich selbst bin, nicht zwischen Baris und Biariz etwa, sondern von der Hauptstadt von Oberbirma hinauf nach Bhamo, an der chinesisch- hinterindischen Grenze, in einem solchen Abteil mit Badewanne gereist. Nur gerade in dem Südzipfel Borderindiens, in dem Dreied füdlich der großen Handelsstadt Madras, hört jede Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse des weißen Mannes, der die Belt nach seinem Antlig umgewandelt. vorzufinden wünscht, polltommen auf. In Südindien ist die Herr schaft des Hinduismus, die finftere Macht der Brahmanen noch un gelichtet, nur um einen Blick in das Grauen dieser Nacht zu werfen, nur um folcher troftlofen Bekanntschaft willen, nimmt man bos Minimum von vier bis fünf Rächten in füdindischen Dhak Bungalows( Regierungs- Basthäusern) nicht leicht in Rauf! Die erste Frage, die der neuausgeschiffte Gast in Bombay an den Reifenden, eine verneinende Antwort, richtet, ist immer, nb man denn Süd­der aus Ceylon herauftommt, ängstlich forschend, beinahe bettelnd um indien wirklich gesehen haben, müsse"? Jebermann weiß ja, daß man in dieses verwunschene Land nur mit eigenem Bettzeug und Baschgeschirr ausgerüftet sich wagen darf, weil die englische Re­gierung nur leere Zimmer mit nadten, verstaubten Bettgestellen bereithält, die nur darum nicht restlos von den unzähligen Ratten und Mäusen zernagt werden, weil aus den tlaffenden Spalten der Zimmerwand von Zeit zu Zeit die Schlangen hervorschießen und Musterung halten unter den Nagetieren.

Nein, man müsse nicht unbedingt halt machen in Südindien, lautete stets meine menschenfreundliche Antwort, die ich mit gutèm Bemiffen gab, troß der nievernarbenden Wunden, die der Schiwa Tempel in Madura und der Bischnu- Tempel in Trichynopoli in

Der brave Soldat Schwejf spricht.

Leber Landesverratsprozesse.

Landesverräter," sagte Schmejt, indem er gedankenvoll sein Butterbrot in die Borladung des Oberreichsanwalts einmidelte, Landesverräter sind eine sehr notwendige Staatseinrichtung, und ich gratuliere jedem Staat der fie hat. Je mehr es deren gibt, desto erfreulicher ist es für die Rolfsgemeinschaft, weil es zeigt, daß viele militärische Geheimnisse zu hüten sind. Und das ist das Ziel jeder geordneten Wehrmacht, sonst könnten sich die Spionagebureaus nicht rentieren, die sie unterhält, und es geht ein Haufen Geld drauf. Wo es aber teine Landesverräter gibt, da sind feine Ge heimnisse, und es steht schlecht um die Wehrmacht. In Deutschland ist alles vortrefflich: da werden jedes Jahr ein paar Tausend wegen Landesverrat verurteilt und das Ausland mertt gleich: dieses Deutschland ist bis an die Zähne gewappnet. Das ist aber das Ziel unserer Außenpolitit, daß die anderen es merken sollen, so wi- S ihnen Furcht eingeftößt vor Deutschlands ehrfurchtgebietender Macht und Stärke. Und besonders freut es den Mussolini , meil er der deutsche Bundesgenosse ist, und fie ine- be.1 zusammen fiegreth Frankreich schlagen, wie das der Minister Stresemann bem Briand in Thoiry bereits angekündigt hat. Es wird aber ein feiner Krieg werden, und Rußland mid für Deutschland Granaten liefern und England stellt der Reichsmarine die Kriegsfchiffe, die der Reichsrat gestrichen hat, und der Boincaré mind nor Berzweiflung um Gnade minseln, denn es bleiben ihm mur die Serben, die Mörder sind, und man muß das Gefindel immer feste auf die Füße treten, hat der Kaiser gesagt. Und am Ende tommt die f. u. f. Doppelmonarchie wieder, und. es ist Schluß mit den roten Repo fuzzern in Wien , die den schönen Justizpalast angezündet haben und schimpflicherweise Häuser bauen tun, die den Hauswirten nichts einbringen. Und das alles verdankt Deutschland dann feinen Landesverrätern, und sie sind ein wahres Geschenk Gottes für dies Land und seine Justiz.

Ein Landesverräter hat es aber nicht immer leiht. Er soll fortwährend im Interesse seines Landes etwas verraten, und meistens weiß er nicht, was. Da fannte ich eine Spenglersfreu Amalie Knödelhuber in München . Die ist sehr eifersüchtig gewesen auf ihren Mann, weil sie gefürchtet hat, daß er fich fönnt mit anderen Frauenzimmern herumtreiben, denn sie hat ein schiefes Maul ge habt und einen lahmen Fuß, die Amalie. Und sie hat jeden Abend seine Taschen durchsucht und seine Anzüge, aber sie hat nichts Ver­dächtiges finden tönnen. Aber einmal, mie der Knödelhuber A: beit gehabt in der Schweren Reiterfaserne bet, der Reichswehr , da hat sie auf seinem Anzug ein paar lange fchwarze Haare ent dedt und sie ist spornstreichs damit zum Geri ht gelaufen und hat die Haare aftenkundig gemacht, damit sie den Knödelhuber bestrafen wegen Ehebruchs. Da ist sie aber schon hereingefallen! Denn es hat ein Sachverständiger festgestellt, daß es ferdehaare gemefen find, die der Reichswehrminifter Geßler läßt abschneiben und fam mein bei der Reichswehr , und aus dem Erlös tauft er sich bald ein fleines Kinotheater, bald ein schmarzes Arbeitstommando.

Und

das Gericht hat nicht den Knödelhuber eingesperrt, sondern die Amalie, weil sie hat militärische Geheimnisse aufgedeckt und dadurch Landesverrat begangen.

Wenn aber einer sich etwas aus den Fingern saugt über die Reichswehr , mas nicht wahr ist, so begeht er feinen Landesverrat, sondern nur einen versuchten, wie das Reichsgericht herausge funden hat. Und es hat einen sozialdemokratischen Redakteur zu fechs Jahren Zuchthaus verteilt megen versuchten Landesverrats. meil der Mann in seinem Blatt Lügen hat verbreitet über die Reichsmehr. Er hat nämlich geschrieben, daß der Reichswehrmi. nister Geßler genau informiert ist über alles, was in der Reichs­ wehr vorgehen tut. Und daß das eine ausgefochte Lüge ist, das merkt ein jeder, weil es viele Dinge gibt in der Reichswehr , die der Minister gar nicht missen darf. Benn nämlich einer Minister ist, dann steht die Reichswehr hinter ihm und weil sie hinter ihm steht, so fann er nicht sehen, was sie tut.

Damit aber das Ausland auf die Bandesverräter genügend aufmerfiam wird, braucht der Staat eine geordnete Justiz Und die Juftiz weiß und fieht alles, mas porgeht, sie weiß fogar, daß es einen Krieg Anno 1919 zwischen Deutschland und Lettland ge­geben hat, mo Deutsche traurigen Landesverzat begangen haben, indem daß fie gegen die Bolschewiften zu Felde gezagen sind, die body find unsere Bundesgenossen, liefern Granaten und Flugblätter nach Deutschland .

Benn aber das Ausland nicht genug spannt auf die Landes. verratsprozesse, dann muß das Gericht die Deffentlichteit ausschließen. Go hat es auch die Gärtnersirau Libuscha Strzb aus Nusle gemacht, die einen Trottel zum Mann gehabt hat, und er hat sie nicht angeschaut, obwohl sie eine stattliche Frau war, die Libuscha, und sie hat ein Gefäß gehabt, daß ihr der Waschbottich als Nachtstuhl zu eng gewesen ist. Aber die Nachbarin hat gesagt: Du mußt ihn eifersüchtig machen, Libuscha." Nämlich den Mann. Und wie eines Tages der Strzb von der Arbeit ist gekommen, hat er das Schlafzimmer verschlossen gefunden und die Vorhänge her­untergelaffen. Aber er hat gemerkt, daß die Libuscha drinnen war, denn der Riegel ist von innen donor gewesen, und er hat sie röcheln gehört, was die Libuscha immer getan hat, wenn sie auf dem üden hat gelegen, denn sie ist sehr fett gewesen. Und schon nach zwei Stunden hat der Sirzb But gekriegt und hat die Tür ein­geschlagen, es ist aber die Libuscha ganz allein im Schlafzimme genesen, und sie hat ihn auf diese Weise eifersüchtig gemacht. Deshalb muß auch das Gericht in Landesverratsprozessen die Deffentlichkeit ausschließen, dann glaubt das Ausland ganz etmas anderes und es bekommt Furcht vor Deutschlands geheimer Wehrmacht. Und es fagt sich: Es müssen schrecklich fürchterliche Dinge im Dunkeln vorgehen, denn die Deffentlichkeit ist diesmal ausgeschloffen, und fonft ist doch bei der deutschen Juftig nie etwas ausgeschloffen!" Jonathan