Abendausgabe
Nr. 26
B 13
45. Jahrgang
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Montag
16. Januar 192,8
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Mitteldeutscher Metallarbeiterftreif
Der 3- Pfennig- Schiedsspruch abgelehnt.
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Der Schiedsspruch in der mitteldeutschen Metallindustrie hat halt, Halle und Magdeburg , um zu den Lohnschiedssprüchen einen großen Streit heraufbeschworen. Eine am Sonnabend Stellung zu nehmen. In der Aussprache tam die Empörung in Halle tagende konferenz der Geschäftsführer des der Metallarbeiter über die Schiedssprüche zum Ausdrud. Deutschen Metallarbeiterverbandes erklärte den Es wurde deshalb einstimmig beschlossen, die für die Schiedsspruch für unannehmbar, ebenso der Hauptvor- einzelnen Gebiete gefällten Entscheidungen den Kollegen zur Abstand des Verbandes. Das Tarifgebiet umfaßt die Bezirke lehnung sowie bie Arbeitseinstellung zu empfehlen. Magdeburg . Halle und Anhalt Die von der Bezirksleitung zu dieser Bewegung vorgeschlagene Tattit wurde ebenfalls gutgeheißen, so daß heute, Montag, und an den folgenden Tagen in den, in Halle, Magdeburg und anderen Orten vorgesehenen Betrieben die Arbeit eingestellt wird.
Jn Magdeburg nahmen am Sonntag die Bertrauensmänner des Metallarbeiterverbandes zu dem Schiedsspruch Stellung und lehnten ihn einstimmig ab. Beschloffen wurde, in den Großbetrieben am Montag eine Urab ftimmung vorzunehmen und dort, wenn die erforderliche Zweidrittelmehrheit dafür erreicht wird, fofort in den Streif zu freten.
Der Schiedsspruch selbst ist eines der tollffen Stücke, die fich Schlichter geleistet haben. Abgesehen von der minimalen 3ulage von drei Pfennigen und der langen Geltungsdauer bis zum 30. September 1928 ist interessant, daß der Schlichter Dr. Cüftjens den Tarifftreit sehr gegen den Willen der Metallarbeiter an sich gezogen hat, sich dann aber plötzlich „ verhinder t" fühlte und die Erledigung der Sache feinem von Sachkenntnis nicht allzufehr bedrückten Vertreter Herrn köpl über frug. Dieses Verhalten Dr. Lüftjens verdienf eine scharfe Rüge. Es besteht fein Zweifel, daß die Belegschaffen der Magdeburger Großbetriebe den Streitbeschluß faffen und heute, Montag mittag 3 Uhr, gefchloffen die Arbeit niederlegen. In Halle und Anhalt wird es ähnlich gemacht werden, so daß für Montag mit annähernd 20 000 freitenden Metallarbeitern zu reden ist. Ungefähr 10 000 in Magdeburg und 5000 in Halle. Für Anhalt liegt noch fe'ne zuverlässige Schätzung vor, da dort vielfach noch kündi gungsfristen laufen. Insgesamt wird jedoch die Zahl 20 000
erreicht werden.
So ift durch die Hartnädigkeit der Unternehmer, die vom Schlichter verlangten, er folle den laufenden Cohntarif ohne jede Lohnerhöhung einfach verlängern und durch die Naivität eines Erfahschlichters, der auf diesen Unternehmerbluff hineinfiel, ein Riefenfampf entbrannt, mit all feinen Schädigungen für das gesamte Wirtschaftsleben.
Halle a. d. S., 16. Januar.( Eigenbericht.) Am Sonntag tagten in alle die Vertreter der Ortsverwaltungen des Deutschen Metallarbeiterverbandes der Tarifgebiete An
In den Betrieben im Anhalter Gebiet, wo zum Teil in der Arbeitsordnung eine Kündigungsfrist festgelegt ist und nicht sofort die Arbeit eingestellt werden kann, wird die Kündigung eingereiht.
Arbeiterinnen und Behrlinge intereffiert sind. Damit beginnt ein Kampf, an welchem etwa 50 000 Arbeiter,
Bei der Haltung des Verbandes mitteldeutscher Metallindu strieller ist mit einem langen und zähen Kampfe zu rechnen. Die Metallarbeiter verfügen in fast allen Betrieben über eine gute Drganisation und haben auch im Laufe der Jahre gezeigt, daß sie zu fämpfen verstehen.
Bei den heute, Montag früh, in den halleschen Betrie ben vorgenommenen Urab ftimmungen ist die erforderliche mindestprozentzahl von 75 in allen Betrieben weit überschritten worden.
Infolgedeffen sind heute früh sämtliche Metall. betriebe in Halle still gelegt worden. Eine Metallarbetter- Generalversammlung in Merseburg hat gestern einstimmig für Streit votiert, nachdem vorher bei den Borstands mahlen die Amsterdamer mit 189 Stimmen über die Mostquer Richtung mit 93 Stimmen gefiegt hatte..
Morgen Verhandlungen in Berlin . Der Reichsarbeitsminister hat die Parteien geladen. Jm Cohnfonflift in der mitteldeutschen Metallindustrie, in dem von den Arbeitern der Streit beschlossen und zum Teil heute früh bereits die Arbeit niedergelegt wurde, hat der Reichsarbeitsminiffer die Parteien zu morgen vormittag 11 Uhr zu Berhandlungen in das Reichsarbeitsministerium geladen.
Zusammentritt der Länderkonferenz
106 Zeilnehmer der Reichsregierung und der Ländervertreter.
Heute vormittag 10 Uhr ist im hiftorischen Saal der ReichsTanzlei, in dem der Berliner Kongres von 1878 stattgefunden hat, unter dem Vorfis des Reichskanzlers die Konferenz der Reichsregierung mit den Ministerpräsidenten der Länder zusammengetreten. Das Programm der Konferenz ficht bekanntlich folgende Bunfte ber: Beränderung des Berhältnisses zwischen Reich und 2ändern, Maßnahmen zur Gewährleistung sparfamster Finanzwirtschaft und die Frage der Berwaltungsreformen im Reich und in den Ländern.
Un der Konferenz nehmen etwa 100 Berfonen teil, und war sämtliche Reichsminister, Reichsspartomissar Saemisch, die Staatssetretäre der Reichsministerien, Staatssekretär Dr. Meißner in Bertretung des Reichspräsidenten , die Minister des preußischen Rabinetts mit ihren Staatssekretären, die Ministerpräsidenten der übrigen 17 deutschen Länder mit ihren Innen- bzw. Finanzministern sowie die Bevollmächtigten der Länder im Reichsrat. Die Eröffnungsansprache des Reichskanzlers Marg ließ durch ihren Ton und Inhalt bereits erkennen, daß die Regierung von der Aussprache einschneidende Eingriffe in das bestehende Berhältnis zwischen Reich und Ländern nicht erwartet. Marg erklärte, die durch Tradition gewordene und die durch die Berfassung verankerte gegen wärtige staatliche Struktur Deutschlands solle nicht zerstört werden.
Ueber das Verhältnis zwischen Reich und Ländern sprachen
fernt. Bir fönnen nicht eher von einer deutschen Einheit sprechen, als bis auch Desterreich deutsch sei. Vorher gelbe es, die Einheit im inneren Deutschland herzustellen. Ms Barbild stellte der Redner die Entwicklung in Frankreich hin, wo durch die Revo lution aus einer Unzahl von Bölkern ein einziges einiges Reich geschaffen worden sei
Auftakt und Tagung des JGB.
Heute Borstandsfißung im Bundeshaus. Der Borstand des Internationalen Gewerkschaftsbundes trat beste vormittag im Bundeshaus des Allgemeinen Deutschen Gewert fchaftsbundes zu seiner ersten Sigung in Berlin zusammen.
Anwesend waren die Genoffen 2. Jouhaug, Frankreich , 2. Mertens, Belgien , Madsen, Dänemark , R. Tanerle. Tschechoslowakei und Th. Leipart. Das Sekretariat in Amster. dam vertritt Genoffe Saffenbach.
Die Verhandlungen sind natürlich nicht öffentlich und dürften Die Verhandlungen sind natürlich nicht öffentlich und dürften hauptsächlich der Vorbereitung der morgen vormittag beginnenden Ausschußfizung dienen, an der auch die Internationalen Berufsfefretäre teilnehmen werden.
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Pan- Amerika.
3um 6. panamerikanischen Kongres in Havanna .
G. Buenos Aires , Ende Dezember. Unter Umständen, die der friedlichen Verständigung der amerikanischen Böller nicht besonders günstig find, tritt in der fubanischen Hauptstadt Havanna am 16. Januar der 6. Panamerikanische Rongreß zusammen. Der innerste Kern dieser Tagung, die periodisch wiederfehrt, ist, alles, was die amerikanischen Böller trennt, zu befeitigen, um eine große, starfe, nur dem Frieden dienende ameritanische Völkerfamilie zu schaffen. Dieses hohe Ziel ist in dem vierzigjährigen Bestehen der Panamerikanischen Union noch nicht erreicht worden, und man wird ihm auch auf der gegenwärtigen Tagung nicht viel näherfommen. Das Hindernis bilden die Bereinigten Staaten von Amerika , die mit ihrer offen betriebenen imperialistischen Poitit in Mittelamerika , besonders aber gegen die Republik Nikaragua , die amerikanischen Völker äußerst mißtrauisch gemacht haben. Was Nitaragua vor wenigen Monaten paffierte, fann einer jeben anderen mittelamerikanischen Republit in absehbarer Zeit widerfahren. Dieses Mißtrauen hat sich aber bei den fünf Isthmusstaaten jetzt in Furcht verwandelt, so daß sie mitte Dezember übereintamen, ihre zwischenstaatlichen Streitigkeiten zurückzustellen und sich diplomatisch in Verteidigungsstellung gegenüber einer möglichen nordamerikanischen Intervention zu begeben.
Eine solche Intervention, die sich taum von der in Nika ragua durchgeführten unterscheiden würde, wäre aber mög lid), wenn fich beispielsweise Honduras , Guatemala , Koftarifa, Venezuela und Panama über ihre zahlreichen Grenzstreitigkeiten nicht einigen würden. Dann hätte Washington einen guten Anlaß, unter dem Vorwand, den Frieden aufrechtzuerhalten, die uneinigen Länder ebenso zu belegen wie Nifaragua.
Mißtrauen und Furcht werden, also die Rongreßver handlungen wesentlich beeinflussen, und Washington hat auch tatsächlich alles getan, sie nicht nur nicht zu zerstreuen, son dern noch größer. zu gestalten. Allein die Zusammensehung der nordamerikanischen Delegation hat in Süd- und Mittelamerita überrascht. Steht sie doch unter der Führung des früheren Staatssekretärs Hughes, dem der neue Botfchafter in Merito, Morrow, der Botschafter in Rom , Fletscher, der den Vorfik auf dem 5. Panamerikanischen Rongreß in Santiago de Chile führte, ferner der ehemalige Delegierte zur Washingtoner Flottenkonferenz, Oskar Underwood, der Völkerrechtssachverständige Morgan J. O'Brien und der Verfasser des zur Behandlung stehenden Kongreßprogramms, James Brown Scott , zur Seite stehen. Ein ieder dieser Männer verförpert ein imperia= listisches Programm. Grund genug, um die schwachen amerikanischen Bölfer mit einem bis zur Furcht gesteigertem Mißtrauen zu erfüllen, namentlich da sich Präsident Coolidge entschlossen hat, an der Kongreßeröffnung persönlich teilzunehmen. Das erhärtet die Meinung, daß Washington dem Kongreß ein besonderes Gepräge gibt, weil es befondere Ziele anstrebt.
Nach den Grundsäßen der Panamerikanischen Union ist die Gleichberechtigung und Souveränität aller Mitglieberstaaten oberstes Brinzip. In Washington versteht man aber darunter: gleiches Recht und Souveränität nur denjenigen, die sich der Washinatoner Mittel- und Südameritapolitit nicht widersehen. Kolumbien hat das im Jahre 1903 durch die von den Bereinigten Staaten betriebene Abtrennung eines 86 250 Quadratkilometer großen Gebietsteiles verspürt, der als Republit Panama der Liste unabhängiger Staaten einverleibt wurde. Wie aber diese Unabhängigkeit beschaffen ist, schilderte der panamenser Außenminister auf der lekten Bölferbundsversammlung. Die ,, Gleichberechtigung und Souveränität" der Republik Nita= und dauernde militärische Besetzung durch die Vereinigten ragua wird durch die be maffnete Intervention Staaten der Welt fundgemacht.
Peru , Bolivien und Chile geben durch den Schiedsspruch Coolidges über Tacna und Arica weitere Beweise von der Washingtoner Auffassung des obersten Brinzips der Panamerikanischen Union! Und schließlich zeigt auch ber heroisme Kampf Meritos gegen die imperialistischen Bestrebungen der Bereinigten Staaten, welches Staaten zugedacht hat. Das alles hat in Südamerika einen Schicksal die Dollardiplomatie den lateinamerikanische so tiefen Antagonismus gegen den großen Bruder" im Nor
Wie wir soeben erfahren, ist das stellvertretende Borstandsmit Staatspräsident Dr. Petersen Hamburg und Staatspräsident glied des JGB., der Borſizende des Schweizerischen GewerkschaftsBazille- Württemberg. Die Rorreferate hielten der preußische Mia bundes, Genosse K. Dürr in Bern , der zu der Berliner Tagung den geschaffen. daß die führenden Bolitiker fast aller Parteier nisterpräsident Otto Braun und der bayerische Ministerpräsident erwartet wurde, plöglich gestorben. Held.
Auf einer Kundgebung des Republitanischen Reichs bundes führte am Sonntag Genosse Hermann Wendel u a. caus, für teine Shee in der deutschen Geschichte sei soniel Blut hin gegeben worden, wie für die Jbee von Freiheit und Einheit. Aber bis heute fai dieje Jbee noch weit von ihrer Berwirklichung ent
36rich, 16. Januar.
Bei der Stadtratfserfahwahl erhielt der sozialdemokratische Sandidat 11 000 Sfimmen mehr als sein freifinniger Gegenkandidat. Der bisher von den Freifinnigen innegehabte Sig geht an die Sozialdemokraten über, die damit die fi arte partei im Stadt.
raf werden.
schon ganz offen erklären, der Panamerikanismus habe aufgehört zu beftehen! An feiner Stelle wird denn auch schon in allen mittel- und südamerikanischen Renubliken die Gründung einer ,, Lateinamerikanischen Union" mit der ständig wachsenden Tendenz betrieben, eine enge Verbindung mit Deutschland , Frankreich und England zu suchen.
Politiker, die im Dienste des Yankeeimperialismus ftehen und deren gibt es ziemlich viele, geben sich Mühe, diese Bewegung zum Zusammenschluß aller lateinamerikani