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Nr. 27 45. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Häuser auf Moorgrund  .

Eine Tragödie in Charlottenburg  .

Schon wiederholt beschäftigte, sich die Deffentlichkeit mit den baulichen Zuständen eines durch Einsturzgefahr bedrohten Häuserblocks in Charlottenburg  . In der letzten Zeit haben sich dort neue Schäden bemerkbar gemacht, die Veranlassung geben, sich mit der Angelegenheit zu befassen. Es handelt sich um den Häuserfom­plex zwischen der Hebbels, Fritsche und Wallstraße.

In einer im Charlottenburger   Rathaus abgehaltenen Breise: fonferenz äußerte sich Oberbaurat Fischer von der Berliner   Bau­polizei über die Ursachen und die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen des gefährdeten Häuserblocks. Vor etwa 20 Jahren wurde das Ge­lände, das einen moorigen und moraſtigen Untergrund hat, von einer Grundstücsfirma zur Bebauung gekauft. Da der moorige Boden die starke Belastung der Häufer nicht aushalten fonte, wur: den Holzpfähle in das Erdreich getrieben und darüber Zement­platten eingefügt. Jedoch bereits nach vier bis fünf Jahren machten sich in den dort entstandenen Häusern die ersten Schäden be­meribar.

Bei der Herstellung des Fundaments war nicht mit der nötigen Sorgfalt verfahren worden

und einige Pfähle waren nicht bis auf den festen Baugrund, der an dieser Stelle etwa 14 bis 18 Meter unter dem Moraft liegt, gelangt. Die Folge davon war, daß die Häuser in Bewegung ge rieten, die zu schwachen Balfen nachgaben und sich im Mauermer? starfe Riffe bemerkbar machten. Es galt nun, durch Betonierungs­arbeiten und Schaffung neuer Fundamente zunächst das am meisten gefährdete Haus Hebbelstraße 17 zu schüßen. Da jedwede Erschütte rungen vermieden werden mußten, murde von dem Einrammen von Holzpfählen mit Zementfappen abgesehen und Betonpfähle eingefügt.

Bei Bohrungen, die diese Arbeiten erforderlich machten, stellte sich überraschend heraus, daß die alten Holzpiähle, die damals ein­gerammt worden waren, völlig schief, zum Teil jogar wagerecht lagen. In etwa 15 Meter Tiefe fand man einen Betonfloh, der im Laufe der Zeit abgefadt war. In der letzten Woche sind unter jedem Pfeiler mehrere Betonpfähle errichtet worden, um das Haus so im Fundament zu stüßen. Nach Beendigung dieser Sicherheitsaftion foll dann versu ht werden,

das Gebäude, das sich um etwa 43 3entimeter aus dem Cot geneigt hat,

durch hydraulischen Drud wieder gerade zu rücken. Die Kosten für diese Arbeiten, die bisher etwa 20 000 m. erfordert haben, sollen fich noch um weitere 20 000 bis 25 000 m. erhöhen. Oberbaurat Fischer tam zu dem Ergebnis, daß für den Häuferblod, befon ders für das Haus Hebbelstraße 17, feine besondere Einsturzgefahr zu befürchten sei, und er mies darauf hin, daß sich ähnliche Ver­hältnisse auch in anderen Teilen Berlins  , beispielsweise am Roten Schloß, an der Friedrichsgracht und in der Besselftr. 22 befänden. 22 Nach seinem Dafürhalten sei eine Räumung des Hauses nicht er forderlich, und von den Gaswerten solle bereits geprüft werden, ob die Gaszufuhr nicht wieder freigegeben werden könne. Der Dezertent des Wohnungsamts, Stadtrat Genoffe Horlik, ver­trat jedoch demgegenüber den Standpunkt, daß es gewagt jei, fich auf das Urteil nur eines Fachmannes zu verlassen, und daß die Frage der Sicherheit oder Einsturzgefahr zweddienlicher von einer besonderen Rommission geprüft werden müsse. Er erklärte ferner, daß den Mietern der gefährdeten Häuser auf Wunsch andere Wohnungen zur Berfügung gestellt würden. Allerdings werde es nicht möglich sein, derartige Räumlichkeiten im Bezirk Charlotten­ burg   zu finden. Auch er betonte die Notwendigkeit, die Häuser des gesamten gefährdeten Kompleres zu heben, wofür insgesamt etwa 200 000 m. notwendig sein würden. Die sich anschließende Be­fichtigung der Häuser, besonders des Gebäudes Hebbelstr. 17, er= gab für den Laien den Eindrud, daß die Gefahr eines Einsturzes

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3ement.

Roman von Fjodor Gladkow  .

3. Nordost.

Die letzten Tage des Ottober wurden durch Ereignisse erschüttert.

In der Nacht, am 28., wurde Schramm verhaftet und in derselben Nacht noch in die Bezirkszentrale geschickt. In derselben Nacht wurden auch unter den Spezialisten des Bolkswirtschaftsrates und der Fabrifleitung eine große An­zahl Berhaftungen vorgenommen. Und am 30. herrschte große Aufregung unter den Parteiarbeitern. Schidkij wurde zur Verfügung des Kreisbureaus des 3. abberufen, Badjin zum Borsigenden des Bezirksvolkswirtschaftsrates ernannt, der Vorsitzende der Tscheta, Tschibis, wurde irgendwohin, sehr meit ins Innere Sibiriens   versetzt.

doch wohl größer zu sein scheint als es die Ausführungen der Fach leute der Baupolizei erkennen lassen. Die Beunruhigung der Be­wohner ist durch die Schäden, die besonders im letzten Jahr einen unvorhergesehenen Umfang angenommen haben, aufs höchste ge­steigert. Bor allen Dingen find die Mieter des am meisten in Mit­leidenschaft gezogenen Hauses Hebbelstraße 17 in großer Sorge, daß das Haus plötzlich über ihren Köpfen zusammenbrechen fönnte. Bereits am Sonnabend voriger Woche wurde auf Veranlassung der Gaswerke die Gaszufuhr abgeschnitten, weil die Gaswerte mit Rüd­fich auf die zum Teil fauftbreiten Risse in dem Mauerwert des Gebäudes wegen der Gasgefahr nicht mehr die weitere Verant­wortung tragen wollten.

Der Hof des Grundstüdes Hebbelstraße 17

Dienstag, 17. Januar 1928

Finanzgruppen unter sich!

6 Monate Gefängnis für Banfier Kuhnert.

Die Gerichtsverhandlung, über deren Beginn wir bereits im gestrigen Abendblatt   berichteten, gestaltete sich zeitweise höchst dra­matisch. Ausgangspunkt der ganzen Aftenschiebung des Bant­direktors Kuhnert war ein Bericht des Landgerichtspräsidenten und des Ersten Staatsanwalts in seiner Gnadensache. Wie war der Inhalt dieses Berichts, der mur den Behörden und den Ber­teidigern Kuhnerts zugänglich sein konnte, zur Kenntnis des General­fonfuls Fonse, dem Widersacher Kuhnerts in den Mannheimer  Motorenwerfen, gekommen? Um diese Frage drehte sich in der Hauptsache die Beweisaufnahme. Und dieser Bericht, der allein auf unrechtmäßige Weise in die Hände des Generaldirektors gefommen sein konnte, wurde Gegenstand der Kuhnertschen Akten­vernichtung. Er sollte vernichtet werden, damit er ihm in Zukunft nicht mehr schaden könne. Die Gerichtsverhandlung gestattete interessante Einblicke in die Kampfesweise gewisser Finanzgruppen, in die Methoden, deren sie sich bedienen, wenn es sich darum han­delt, einen Finanzman unmöglich zu machen.

Zwischen der Finanzgruppe des Vorsitzenden des Aufsichtsrates Finanzgruppe bestanden schwerwiegende wirtschaftliche Differenzen. der Mannheimer   Motorenwerte Fonfé und der Kuhnertschen

Als die anonyme Postkarte über die Vorstrafen Kuhnerts in die Verkehrsbank auf den Schreibtisch des Generalkonsuls Fonfé geflogen fam, wollte er sie, wie er behauptete, in den Papierforb werfen. Ein Mitglied des Aufsichtsrats, ein Staatssekretär, er­flärte aber: ,, linter feinen Umständen. Ich size nicht im Auf­fichtsrat neben einem Manne, der vorbestraft ist. Schaffen Sie Marheit. Aehnliche Bostfarten fönnen auch anderen Aufsichtsrate­mitgliedern zugegangen sein." Das war allerdings nicht der Foll. Bleiche anonyme Schreiben hatten aber die Girozentrale und die Seehandlung erhalten. Fonfé fezte, auch den stellvertretenden Bor­izenden, Rechtsanwalt Stöhr, von dem Inhalt der Karte in Kenntnis. Dieser begab sich in Begleitung Kuhnerts nat Moabit, erhielt hier Einblick in dessen Aften und überzeugte sich, dan ihnen tatsächlich ein für Kuhnert nernichtender Bericht hei gefügt war. Legterem erklärte er aber, daß eine Abschrift nicht 31 erhalten sei. 21s Fonfé Kuhnert den Inhalt der anonnmen Bost­farte mitteilte, erwähnte er ihm gegenüber auch den Beit des Landgerichtspräsidenten. In der gestrigen Gerichtsverbondlung geb er zu, daß die Bermutung naheliege, er habe vom Rechtsanwalt Stöhr über den Bericht Kenntnis erholten. Das Vorstandsmitglied L'Orrange, der zur Gruppe Kuhnert gehörte, und der Ham burger Vertreter der Mannheimer   Motorenwert batten jedoch bei ihrer kommissarischen Bernehmung mit verblüffenden Einzelheiten muscefagt. daß Generalfonful Fonfé ihnen gegenüber den Berliner  Kriminalfommijjar lelken als Urheber des Materials bezeichnet habe. Diesem fei bereits für den Fall, daß ihm durch die Herb fchaffung des Materials Unannehmlichkeiten entstehen sollten, ee Stellung in den Mannheimer   Motorenwerken vorbehalten.

macht geradezu einen chaotischen Eindruck. Große Sandberge er­heben sich, die bei den Ausschachtungsarbeiten für die Stügungs­aftion an die Oberfläche gefördert wurden. Ein schwerer T- Träger, der sich vom Quergebäude zum Borderhaus zieht, ist völlig verbogen, da die Fundamente weiter nachgegeben haben. Schleunigst mußte ein neuer, durch Eisenschienen verstärkter hölzerner Schußpfeiler ge­zogen werden. Behn bis zwölf starte Holzbohlen, die in das Mauer­weit eingefügt sind, sollen die Hinterfront des Borderhauses vor­fäufig sichern. Das Haus hat sich nach den verschiedensten Rich­tungen geneigt, und die Fassade weist sowohl an der Außenfront mie aer noch viel mehr bei den beiden Seitenflügeln flaffende Riffe bis zum Durchmesser einer Fauft auf. Auch die nor vier Tagen neu angelegten Gipsmarken in den Rißstellen zeigen bereits neue Riffe, moraus hervorgeht, daß die Bewegung des Hauses entgegen den Behauptungen der Baupolizei doch noch nicht aufgehört hat. Aus den Ausführungen der Mieter ging die große Beunruhigung und Aufregung hervor, deren sich aller Bewohner des Hauses bemächtigt hat. Soweit nicht elektrisches Licht vorhanden ist, sind die Woh nungen infolge der Absperrung der Gaswerte nollkommen ohne Beleuchtung. Die Besichtigung der Wohnungen im dritten Stock ergab, daß dort, wie auch in anderen Wohnungen, der Stud von den Decken fällt, die Türen und Fenster nicht mehr richtig schließen und in jämtlichen Zimmern die Wände von großen Riffen durch­furcht sind. Die Mieter, deren Nerven infolge der schon lange Zeit hindurch unhaltbaren Zustände auf das äußerste angegriffen sind, führen lebhafte klage über das Berhalten der Bauvolizei und ver­langen, daß man ihnen andere Wohnungen zur Verfügung stellt. In einem der Schlafzimmer im dritten Stock hat man bereits die ganze Decke mit einer Stoffbespannung versehen, um sich auf diese Weise behelfsmäßig des Nachts vor dem Herunterfallen des ab­brödelnden Stucks zu schüßen. Nach Aussagen der Hausbewohner haben sich die Risse in der letzten Zeit so verstärkt, daß auch der Schornstein in Mitleidenschaft gezogen wird, und beim Heizen die Wohnungen mit Kohlendunft angefüllt werden, da der Rauch durch die Rizen in den Wänden hindurchdringt. Die Mieter stehen auf dem Standpunkt, daß von der Baupolizei mit größerer Beschleunionfé und der Berteidigung. Die Verteidigung war der gung durchgegriffen werden muß, und daß man ihnen schnellstens Ansicht, daß nur eine Indiskretion der Polizei oder der St- ats­andere Wohnungen zur Verfügung stellen muß, da die Zustände in anwaltschaft zu dem unrechtmäßigen Gebrauch der Ge­dem Hause Hebbelstraße nicht mehr länger erträglich seien. richtsaften geführt haben tönne.

Zahlreiche andere Häuser in der Hebbel, Fritsche und Wall­straße weisen ähnliche Schäden auf. Ueberall starte Einrißstellen, die für die baupolizeiliche Kontrolle mit Gipsmasten versehen sind. Sehr start bedroht scheint auch das Haus Fritschestraße 17, wo sich Dom Dachfirst bis zu den Parterreräumen ein starter Riß von etwa 6 bis 10 Zentimetern Breite hinabzieht.

Oberbaurat Fischer betonte noch, daß, wenn heute ein Gelände zur Bebauung erschlossen werden soll, genaue baupolizeiliche Unter­suchungen über die Beschaffenheit des Baugrundes angestellt würden, und daß es ausgeschlossen sei, daß sich ähnliche Folgen aus der nachlässigen Behandlung wie vor zwanzig Jahren in Charlotten burg   ergeben fönnten.

Er hatte eine furze Abschrift aus dem Protokoll der Rommission befommen. Er las fie ebenso aufmerksam, mie er alle anderen Dokumente zu lesen pflegte.

Geprüft:

Imagin, Sergeij Iwanowitsch. Mitglied der RKP.( B.) seit 1920. Parteibuch Nr.

Gewesener Menschewit, Intellektueller. Beschluß:

Aus der Partei als typischer intellektueller Men­schewit und die Parteiorganisation zerseßend auszuschließen.

Dascha brachte ihm die Abschrift. Er faß im Agitprop und bearbeitete sorgfältig Thesen aus zur Berichterstattung über die Frage der Arbeitergenossenschaften in den Zellen versammlungen. Dascha sah ihn prüfend an, und ihre Brauen zuckten über der Nase: zum ersten Male staunte sie über Sergeij warum ist er so ruhig und sorglos? Warum schmeigt er und denkt an etwas anderes?

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Diese Ereignisse erwartete man schon lange: man sprach darüber in leisen Unterhaltungen, erzählte einander von Genoffe Imagin, man muß Einspruch erheben. Mit dumpfen Gerüchten und war sehr aufgeregt. Man mußte- diefer Taftit des Draufspudens muß Schluß gemacht werden. was sein wird, und jeder neue Tag war mit dumpfen Er- Bis zu den höchsten Instanzen muß man gehen." martungen getränkt. Aber all diese Geschehnisse erschütterten Er lächelte mit feuchten Augen und entnahm seiner trotzdem durch ihre Plöglichkeit und dadurch, daß sie Wirt Aktentasche ein dicht beschriebenes Bapier. lichkeit wurden.

Jeden Morgen, zur gewohnten Stunde, ging Sergeij ins Barteifomitee, mit seiner zerrissenen Attentasche, feiner nadten Blaze, feinem weichen, gelöften Gange, gebüdt, mit einer nicht erlöschenden Frage in den Augen. Jeden Tag führte er pünktlich und gut alle Aufgaben der Partei aus, arbeitete im Agitprop, in der politischen Aufklärung, ver fäumte nicht eine Sigung, in der seine Anwesenheit not­wendig war, und sprach mit niemandem über sein Schidjal, über die Barteireinigung, über seinen Ausschluß, und über die Bemühungen, in die Partei wieder aufgenommen zu werden, als ob dies alles unwichtig wäre und nur diese seine Arbeit, die er nach vorgemerktem Plane zu erfüllen hatte, wichtig und unaufschiebbar sein. Und von der Stunde an, als er aus der Reinigungsfommission heraus­gefommen war, ging er nie mehr hin, bat niemanden non den verantwortlichen Genossen um Hilfe, regte sich nicht auf und beklagte sich nicht. Nur sein Kopf mit der roten, von langen Loden umrahmten Glaze schien schmerer geworden zu sein und größer, und in seinen Augen brannte fieberhaft mauslöschbares Leid.

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Ich habe schon Einspruch erhoben, Genoffin Tschuma loma. Hier eine Abschrift zum Andenken. Ich habe die Sache Schidkij gegeben. Auch das Parteifomitee bemüht sich. Wenn es notwendig sein wird, daß man über dich Auskunft gibt, so tann ich sie dir sofort schreiben. Genosse Imagin. Das ist ja Blödsinn: dich und Genofsin Miechowa darf man nicht ausschließen."

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"

Wenn du es für notwendig hältst, Genossin Tschuma loma, so schreib sie und gib sie Schidkij." Er stand auf und reichte Dascha schamhaft lächelnd die Hand.

,, Aber ich vergesse fein Sekunde, daß ich Kommunist bin, Mitglied der Partei, der seine Arbeit ohne Unterbrechung fortzusetzen hat."

Schon gut, Genoffe Iwagin, aber du mußt dich rühren, darfst nicht auf dem Stuhl fizen bleiben, mußt alles auf die Beine bringen."

,, Borläufig ist das noch nicht notwendig. Benn es aber so meit sein wird, werde ich schon nicht stille sigen, ich merde überall hingehen, wo es sein muß."

Dascha sah ihn wieder aufmerksam an, und wieder

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Umösbare Widersprüche zwisten der Aussage des Ber fonfuls Fonfé und verschiedenen Zeugen führten zu heftigen Auseinandersehungen mischen dem Zeugen

Der Gruppe Fonfé gelang es nicht, Kuhnert aus dem Aufsichts­rat der Mannheimer   Motorenwerte hinauszubringen. Dagegen mußte Fonfé auf Grund des Beschlusses der Generalversammlung sein Aint als Borfizzender des Aufsichtsrates niederlegen. Kuhnert brannte aber danach, den Urheber des Fonféschen Materials gegen ihn fest­zustellen. Als eines Tages sein früherer Befannter. der Bankbeamte Beifer zu ihm tam, erzählte er ihm von seinen Widerwärtigkeiten. Beiser erklärte sich bereit, ihn mit dem Vorgesetzten des Kriminal­fommiffars Uelzen, dem Regierungsrat Klöppel zusammenzu­führen. Bu einem Zusammentreffen tam es jedoch nicht. Dann aber machte Beiser den Vorschlag, die in Frage fominenden Aften für Kuhnert herbeizuschaffen. Kuhnert sollte ihm dafür seine Schuld er­lassen; alles würde auf legalem Wege vor fi geben. Und tatsächlich erschien bei Kuhnert nach zweimaligem telephonischen Anruf Hübner mit Gerichtsaften. Der Bericht war aber nicht dabei. Hübner er­

zudten ihre Augenbrauen vor Staunen. Sie lächelte und ging rasch aus dem Zimmer.

In den letzten Tagen hatte man Bolja in ein Sanatorium gebracht. Seit Dascha bei ihr wohnte, tam Sergeij nicht mehr zu ihr. Sie rief ihn nicht und öffnete nicht mehr die Tür zwischen ihren Zimmern. Und hatte ihn vergessen, und seine fchlaflosen Nächte waren in ihrer Erinnerung erloschen. Er hörte oft ihr früheres Lachen und ihre flingende Stimme, und ihre Stimme verflocht sich mit der Stimme Dajchas. Einsam ging er mit seinen schweren Stiefeln im Zimmer herum; es war him traurig, allein zu sein mit seinem Herzen, aber in seiner Seele zitterte Freude, daß in Poljas Zimmer wieder Glöcklein spielten.

vom

Nur eines ist notwendig: die Partei und die Arbeit für die Partei. Persönliches gibt es nicht. Was ist seine, in unsichtbarer Tiefe verstedte Liebe? Was sind die Fragen und Gedanken, die sein Hirn quälen? Nichts, als das Auf stoßen einer verfluchten Bergangenheit. Alles das ist Bater, aus der Jugend, aus der Intellektuellenromantif. Alles das muß ausgemerzt werden, ausgemerzt bis zu den tiefsten Wurzeln. All diese kranken Bellen im Hirn müssen getötet werden. Es gibt nur eines die Partei, und alles

bis zum legten Blutstropfen muß der Partei gegeben werden. Ob die Partei ihn wieder aufnimmt oder nicht- ändert nichts an der Sache: Er, Sergeij Imagin, als Einzel­mesen egiſtiert nicht. Nur die Partei eriftiert und er ist nur ein winziges Teilchen in ihrem gewaltigen Orga­nismus.

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An diesem Tage durchlebie er noch einmal seine alten Schmerzen.

In Schidkijs Zimmer war es ungewöhnlich still und schwül. Dort faßen: Badjin, Gljeb, Dascha, Luchawa und Tichibis. Und daß sie alle so eng zusammengedrängt waren, Schulter an Schulter saßen ließ Sergeij schwer werden vor Unruhe und Vorausahnungen einer Explosion. Afle maren fachlich ernst und falt, die Beschlüsse wurden ohne Dis­fuffion gefaßt. Nur Schidkijs beherrschte Stimme dröhnte.

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,, Hat niemand etwas gegen diesen Plan einzuwenden? Er ist angenommen. Der endgültige Plan der Feier ist also folgender: In der Früh. sammeln sich die Abteilungen zum Umzug in ihren Bezirken Luchawa hob die Hand und unterbrach Schidkij grob. ,, Nicht notwendig, mir fennen das alles auswendig. Gljeb stand auf und hob seine Hand.

Weiter."

( Fortsetzung folgt.)