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Dienstag

Jane do

17. Januar 1928

Unterhaltung und Wissen

Für das Kind.

Bon Arpad Gebes.

( Cinsig autorisierte Uebersehung aus dem Ungarischen

von Maurus Mezei, Bien.)

Sie schaute zum Fenster hinaus und wartete. Er mußte tommen. Bom Borzimmer aus fonnte man bis ans Ende des Rorridors sehen. Das Fenster des Monatszimmers bes jungen Mannes war finster. Er war also noch nicht nach Hause getom­men. Mitternacht   war schon vorüber. Sie wollte ihn erwarten. Sie mußte ihn erwarten. Sicherlich war er. mit seinen Freunden. Seit Bochen lauerte sie auf eine Gelegenheit. Jezt, jetzt bestimmt. Ihr mageres, häßliches, fleines Gesicht fieberte.

Ein jeder Mensch hat ein Anrecht auf das Leben," sprach fie für sich. Und auch zu jenem, was das Leben bedeutet, was das Leben ist: zur Liebe."

Nein, fie wollte nicht pfurlos und ohne Sinn von hier fort gehen. Bofür hatte sie bisher gelebt? Ihr Leben waren die Tage des häßlichen, armen, verfümmerten Gnoms. Ihre Eltern hatten fie zu einer Klavierlehrerin ausbilden lassen, gleichsam im vor hinein wissend, daß an ihrer Seite niemals ein Mann sein wird, an den sie sich anlehnen wird tönnen, dessen Wohnung fie in Drd. nung halten, dem sie Kinder gebären wird...

Ein Kind!" Dieser Bunsh, dieses Gefühl blieb im Laufe ber Jahre immer unwiderstehlicher befehlend in ihr zurüd. Ein Kind, eine Fortsetzung, einen 3med, ein Ziel." Für das fie leben könne, denn sie ist dazu geboren; ein Weib ist auch fie, ein Weib deshalb, damit sie zur Mutter werde, zur Mutter. Welch' ein Bort! Darüber ist sie schon hinweg, jenes Gefühl, welches die Menschen Liebe nennen, ihr Eigen zu nennen und auch dem hat fie schon entfagt, daß man sie liebe, und selbst damit hätte sie sich schon längst abgefunden, daß fein Mann je nach ihrem mageren, nerfümmerten, fleinen Körper greifen, niemals ein Mann ihr häß­fiches Gnomengeficht tüffen, niemals eine Männerhand in ihrem Haar mühlen wird, aber ein Kind wollte sie haben, ein Kind, th: Kind, ihr eigenes Blut, unter Schmerzen geboren.

Sie öffnete weit das Fenster, Maienluft strömte ins Zimmer mb eroberte es im Sturm; der Frühling stemmte sich gegen die mier Wände, die neue Luft, die Natur, das Tier, der Mensch und die jauchzende und befehlende Stimme der Erneuerung alles Lebens. Sie fürchtete fich vor dem Frühling und sehnte sich nach ihm, nach ihrem Frühling, der bisher nicht fommen wollte und auch nie mehr tommen wird, wenn sie ihn nicht dazu zwingt, zwingt tro aller Schranken, aller Brüderie und allen gesellschaftlichen Vorur teilen, jezt wo dieser Frühling vielleicht schon ihr letter Frühling fein dürfte. Siebenunddreißig Jahre war fie alt, ein fiebenund breißigjähriges, altes Mädchen; mer vermag es auszudenten, melche Qualen diese Borte in sich bergen? Aber nein, nicht länger! Nicht megen des Blutes, nicht wegen des Mannes, nach welchem sich ihr elender Körper fehnte, nur mehr darum, was ihre Seele nicht mehr fänger entbehren fonnte für das Kind. Ein Kind, dazu bin ich da, Dazu bin ich ein Beible

Bon unten war lautes Abschiednehmen zu vernehmen, dann fiel das Tor ins Schloß. Er tam. Er tam nach Hause. Der Universitätshörer aus der Nachbarschaft, der Mann, der hier an ihrer Zur norbeigehen wird, wie so oft. Jegt, jeßt, nur jetzt möge fie ftart fein und schlau und flug und ein Beib. Oder nie, nie mieber!

Das Blut ftodte in ihr, ihre Füße zitterten, fie war immer ein anständiges Mädchen gemesen. Ein anständiges Mädchen!" Ste fachte und fie gemann ihren Mut zurüd. Sie warf sich rasch ihren Montel um, eilte hinaus auf die Treppe und so wie sie es sich wohl taufenbmal vorgestellt hatte, ging fie einige Stufen hinunter, blieb stehen und feßte fich auf die Treppe... bie tänzelnden und un­ficheren Schritte des Mannes famen immer näher und näher, nur noch drei Schritte, jezt ächzte das Mädchen, der Mann blieb ver­ftändnislos stehen... auf der Treppe saß ein Weib.

Mein Fuß," sagte die Frau flehend.

ihn mir verrenft."

Ihr Fuß?" fragte der Mann bumm. Ja, ich bin ausgerutscht, er tut mir weh, ich glaube, ich habe Berrenti?" und er ging auch schon, selbst nicht ganz ficher, auf fie zu und half ihr aufstehen.

Ach," sagte das Mädchen leise aufzischend, ich fann nicht auf thm stehen.

Dann alfo... überlegte laut und fragend der Jüngling, bann muß ich Sie tragen.

Das Mädchen erwiderte nichts.

Nehmen Sie mich um den Hals," sprach er zu dem Mädchen. So."

Das Mädchen umschlang seinen Hals, wobei eine Blutwelle ihr Gesicht überflutete; nachdem es aber finster war, fonnte es der Jüngling nicht sehen, und sie ließ es geschehen, daß er sie in die Höhe hebe und trage.

hierher, nicht wahr," sprach er, ich glaube, ich habe Sie von hier öfters herausfommen gesehen."

Ja," sagte das Mädchen.

Der Schlüssel?"

Der Schlüffel ist hier in der Tasche." Sie suchte ihn bebend hervor, während fie der Mann in den Armen hielt. Sie versuchte fich auf den Fuß zu stellen. Sie zischte auf. Es geht nicht. Benn Sie schon so lieb waren, möchten Sie mir nicht auch hinein helfen?" " Natürlich, sehr gerne," entgegnete der Mann und er nahm sie wieder vorsichtig in die Arme. Die Türe schloß sich hinter ihnen. Das Mädchen ließ die rote Stehlampe aufdrehen. Seit Wochen hette sie sich vorbereitet, hatte sie ausprobiert, melche Farbe thre Häßlichkeit am besten verdeckt und ihr Gesicht annehmbar macht. Auf dem Diwan?" fragte der Mann.

nieber.

Nein, nein... bloß hierher in den Armstuhl Sie ließ sich ( Schluß folgt.)

Die letzten Indianer. Das Ende des meritanischen Vaqui- Stammes.

Megifo- City, im Januar. In biefen Tagen ist in aller Stille ein merikanisches Helbert­epos zu Ende gegangen, das selbst in der rasenden Belt des Rabio und des Flugzeuges noch einige Aufmerffamfeit und ftilles Zuhören verbienen mag. Der Jahrzehnte, faft Jahrhunderte lange Aufstand der im Norden Mexikos   lebenden Daqui- Indianer hat jeht, wie es im 20. Jahrhundert nicht anders zu erwarten war, mit einem pollen Siege der Zentralregierung und mit der foft

gänzlichen Bernichtung dieses Indianerstammes geendet. Mancher Leser wird dabei geglaubt haben, es handele sich um eine Beitungs­ente, mancher wird den Aufstand mit einem unmöglich" abgetan haben und mancher hat vielleicht in dieser Tatsache einen neuen Beweis für die Schwäche der merikanischen Regierung und für die Wildwestzustände Merifos" gesehen. Jeden sei sein Glaube ge­lassen. Aber felbft auf die Gefahr hin, enttäuschend zu wirken, muß gefagt werden, daß es mit dem Aufstande seine volle Richtig feit hatte. Auch heute noch sind hier Dinge möglich, die man fprechen die nadten Tatjaden. fchon seit 100 Jahren überwunden glaubte. Deutlicher als Worte

Noch heute existiert in Merito eine Reihe von Indianer Stämmen, die sich trotz der jahrhundertelangen spanischen   Beein fluffung ziemlich rein zu erhalten gewußt haben. Während aber diese Stämme, wie die Tarahumara, Zapoteca, Mixteca, Chichimeca und Otomi friedlicher Beschäftigung nachgehen und nicht mehr auf Geiste erfüllt und machen, mit ben Waffen in der Hand, eifersüchtig Kriegspfaden wandern, find die Daqui immer noch von friegerischem über ihre Stammesrechte. Die Feststellung, daß sie in diesen seit der Eroberung Meritos verfloffenen 400 Jahre niemals wirklich besiegt und von der Zivilisation in unserem Sinne erreicht worden find, fagt nicht zu viel. Im Jahre 1533 wurde der Stamm, den man nicht mit Unrecht als Ueberbleibsel einer Azteca- Garnison im Norden des Landes ansteht, durch die Expedition des spanischen  Eroberers Nuno de Guzman   entdeckt. Aber niemals find sie in ihren weltabgeschiedenen und schwer zugänglichen Gegenden mit Waffengewalt erreicht worden und nie ist ihr friegerischer Geift gebrochen worden. Jährliche Aufstände und Raubzüge waren Selbstverständlichkeiten, und mit Einmütigkeit lehnte der Stamm jede Regierungsautorität und jeden Befehl der spanischen   Krone, ihrer Bizelönige und der späteren meritanischen Freiheitsregierungen ab. Erst im Jahre 1899, von Hunger geschwächt, non Krankheiten und Berlusten zermürbt, baten sie die Regierung um Frieden, der ihnen bereitwilligst gewährt wurde. Aber dieser sogenannte Friede war nicht einmal ein Waffenstillstand. Das Plündern, Sengen und Morden der Indianer ging luftig weiter, und taum waren einige Monate, die ihnen zur Erholung und Wiedererſtartung ge­bient hatten, vergangen, als fie fich wiederum zu offenen Feind feligfeiten entschlossen. Das wilde, unzugängliche Gebirgsterrain ermöglichte es ihnen, jedem Versuche der Regierung, fie zur Unter merfung zur amingen, erfolgreich die Spitze zu bieten.

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Beilage des Borwärts

Den Anlaß zu der letzten Auseinanderlegung der Regierung mit den Vaquis wurde im Frühjahr des vergangenen Jahres ge­geber, als die Indianer einen Eisenbahnzug anhielten. In diesem Bug befand sich u. a. der frühere und kommende Präsident Obregon. Erst als reguläre Truppen eingesetzt wurden, gaben die Indianer den Zug frei. Sie begründeten ihr Berhalten damit, daß die Re­gierungen der letzten Jahre die ihnen gegebenen Versprechungen, nicht gehalten hätten Es ist schwer festzustellen, inwieweit diese Behauptungen zutreffen. Sicher ist jedenfalls, daß den Indianern durch die Revolution viel Geld, Land, gleiche Rechte und gleiche Waffen zufamen, ohne daß fie iemals mit den ihnen gegebenen Gütern mit Ausnahme der Waffen etwas anzufangen gewußt hätten. Die beste Erklärung für ihr Verhalten liegt wohl darin, beß fie in ihrem Entwidlungsgange so ungeheuer zurüdgeblieben find, daß es ihnen geistig unmöglich war, fich mit den heutigen Formen unserer Zivilisation abzufinden. Sie lebten in ihren Tode verurteilte Reste zu sein, stritten sich mit der Regierung und Bergen, von dem dumpfen, umverftandenen Gefühle beherrscht, zum wollten nicht dem Allgemeinwohl unterworfen werden, das threm Empfinden nach ihre prattische Todeserklärung bedeutete. haben sie durch Jahrzehnte hindurch ein Nationalproblem gebildet, an dem feine merikanische Regierung achtlos vorübergehen konnte. Schon der alte Diftator Diaz mar der Ueberzeugung, daß ihrer Insubordination ein Ende bereitet werden müsse. Er ließ es fich ungeheure Opfer toften, fie zu unterwerfen, aber die Erfolge waren gleich mull. Erschwerend fiel dabei ins Gewicht, daß diefe Kriegszüge von den Generalen und Offizieren immer als Gelegen­heit zu bequemen Bereicherungen betrachtet wurden. Endlich ver­fiel Diaz auf die Methode, die Daquis aus ihren Bergregionen heraus nach dem Süden des Landes unter friedliche Indianer­ftämme zu verpflanzen. Nun geschah etwas, das wie eine moderne Odyssee flingt. Ganze Vaquifamilien fegten sich, nachdem sie im Süden angefiedelt worden waren, in Bewegung, zogen unter un­geheuren Strapazen von Ducatan an der Grenze Guatemalas   nach dem Norden Meritos, über viele Tausende von Rilometern und erreichten endlich nach vielen Monaten ihre ärmlichen früheren Heimstätten in den Gebirgsregionen. Diaz's Berpflanzungsversuch

mar vergeblich gewesen.

So

Jeßt erft haben die Daquis aufgehört, als selbständiger Stamm zu existieren. Die Regierung, die feft entschlossen war, mit der Opposition dieses Stammes von faum 10 000 Menschen gänzlich. aufzuräumen, schredte auch nicht davor zurüd. moderne Mittel der fetzen. Unter diesen Umständen war jeder Widerstand, nachdem Kriegsführung, wie Flugzeuge, Bomben und Gafe, gegen fie einzu fie über ein Jahr long heldenmütig standaehalten hatten, nuglos geworden. Bor wenigen Wochen ist die Hauptzahl ihrer Krieger in der Hauptstadt eingetroffen und in Einzelgruppen in die Formationen des regulären Heeres eingereiht worden. Die Zivil bevölkerung wird gleichfalls auf Anordnung der Regierung familien.

Aber auch hier fegte die große Revolution des Jahres 1910 Truppenverband unter dem Kommando ihrer Häuptlinge in den einen Martstein. Die Möglichkeit für den Stamm, als regulärer revolutionären Reihen tämpfen zu fönnen, führte einen formellen Frieden mit der revolutionären Regierung herbei. Alles, was fie an Waffen und Ausrüstung wünschten, wurde ihnen von den revolutionären Elementen für ihre wertvolle Bundesgenossenschaft gegeben. Aber alle Bersöhnung hat niemals darüber hinmegtäuschen fönnen, daß der Stamm nach wie vor gewillt war, jeder Reweise unter stammesfremden Indianern angesiedelt werden. Wieder gierungsautorität hartnäckigen Widerstand entgegenzusehen. Perfön lichkeiten wie der frühere Präsident Obregen und Präsident Calles haben sich von jeher größter Wertschäkung unter ihnen erfreut. noch heute ist der junge Maquifrieger 2 maro, der im Jahre 1917 durch die Straßen der Hauptstadt mit Sandalen an den Füßen und riefige Ringe in den Ohrläppchen, wanderte, beliebter Gesprächs ftoff. Augenblicklich ist dieser selbe Krieger Merifos Kriegsminifter, und die Tragif will es, daß er, selbst aus den Reihen der Daquis stammend, seinem Stamm jetzt den Todesstok verfekt hat.

einmal fann unsere sogenannte höhere Ordnung und unfere Bivili fation für sich in Anspruch nehmen, einem Bollsüberbleibsel, das

zwar nicht schön, aber doch ein lebendes Steinchen im Bölfermosaik war, den Garaus gemacht zu haben.

Teures Radium. Radium ſteht noch immer sehr hoch im Breife. Die Stadt New Dort taufte foeben 2 Gramm für 140 000 Dollar, das ist mehr als 560 000 Mart.

Standesherren gehn um!

Ein Familientag auf dem Blocksberg  .

Familientag".

Der Blodsberg im Harz Die Standesherren" halten Oder vielmehr Generalversammlung  ". Ihre heiligsten Güter" sind in Gefahr!

Auf einem Besenstiel landet zuerst mit fnochigen Fäusten und wirrem Haar die Gräfin Reichenbach, die Generalsekretärin der Zunft. Auf einem Brüdenpfeiler der Fürst von Stolberg- Stolberg  , der Herr über das Rhein Ottroi". Auf einer riesigen Blutwurft der Graf Matufchla- Greifenklau, der Nutznießer der Blutzehnten" seines Reviers. Auf einem Kaftan die Freiin von Breidenbach, die Erbin der Judenabgabe". Auf einem Geldsad der Baron Rothschild. Und auf einem Bierfaß der Bischof von Lübeck  , der Teftator des Gottorper Legats",

Und dann konstituiert man fich.

Man setzt sich mit untergeschlagenen Beinen in einem großen Kreis zusammen, hüllt die vergilbten Knochen sorgfältig in die Belze oder in die feudalèn Grabtücher ein, zündet in der Mitte ein Kohlenfeuer an, daß die Herengefahr gebannt bleibt, leiert sein Sprüchlein herunter und eröffnet den Familientag.

Die Gräfin Reichenbach wirft die schwarzen 3otteln aus ihrem fnochigen Schädel, flopf an die Wotansplatte und fragt:

"

Wer hat den Vorfiß, meine Herren? Wer verfügt über das größte Attienpaket der Standesherren- A.- G.?"

Der ganze Haufe stürzt mit erhobenen Knochenfingern auf sie

los:-iii- ch!"

Rrrrruhe, meine Damen und Herren! Bis jetzt führe ich immer noch die Geschäfte im Namen des Komitees!"

Die Gespenster finten langfam wieder in die alte Ruhestellung zurüd.

Und ich bestimme, ich, die Gräfin Emilie von Reichenbach Befioniß, daß jeder Aftionar der Standesherren- 2.- G." feinen Anspruch auf den Vorfis der Generalversammlung turz darlegt! 3mei Minuten Redezeit!"

Ein Beifallsgemurmel rinnt durch das tnochige Kollegium. Ich mache gleich den Anfang! Ich beansprude nämlich felbſt das Präsidium!"

Ohoooo!"

" Da gibt's fein Dho! Sehen Sie sich bitte ruhig auf Ihre morschen Badentnochen und warten Sie ab!

Staat

-

Alo! Mein Rentenanspruch an diesen dreimal verfluchten

-

Die Standesherren fahren fich flüchtig betreuzigend über Nasen­höhle, Halswirbel und Brusttasten hinweg.

T

Jawohl, Frau Gräfin, viel Staat war mit dem Alten nicht mehr zu machen!" Na gut! Sie hören, meine Herren! Mein Legat ist fauer Derdient! Ich beantrage für mich das Präsidium!" Der Fürst Stolberg- Stolberg hat das Bort!"

Ja, meine Härren äh, äh! Ich zedierte seinerzeit dem utfürften von Brandenburg   das Rhein  - Oftroi! Sie verstehen, den Zoll für meine Brüde! Die foftete sehr viel Geld!--Ach Ach Siebenhundert leibeigene Bauern arbeiteten zehn Jahre daran! Sie verstehen! Ich verlange deshalb das Präsidium!"

,, Das Wort hat der Graf Matuschfa- Greifentlau!"

Ja, meine Härren! Den Oftroi ham wir alle zediert! Da is nischt dabei! Ich für meine Berson habe Blutzehnten" zu be­anspruchen und hundert Marf jährlich für aufgehobene Leibeigen­schaft. Die Institution der Blutzehnten" geht in das dritte Jahr­tausend vor Chriftus zurüd und ähähidh beanspruchè somit das Präsidium!"

-

Das Wort hat die Freiin von Breidenbach!"

Ja, meine Damen und Herren. Mit sclchem Quatsch wie Blut. zehnten und Oftroi geb ich mich gar nicht erst ab! Verstehen Sie denn nicht: Bölfische Belange stehen heutzutage doch im Zentrum des Kampfes um Lebensrechte der Nation! Ich aber habe als letter Standesherr die Judenabgabe" zediert! Ich war der

Rocher de bronze", der Nabel der Nation im Kampf gegen das Judenpack! Ich verlange das Präsidium!"

Baron Rothschild reibt sich indigniert den fnochigen Steiß. Ein beifälliges Gemurmel rinnt durch das Kollegium; nur der

" Das Wort hat Seine Eminenz, der Bischof von Lübed!" Ja, meine Herren! 1645 habe ich bereits mein Testament gemacht und der Stadt Eutin   das Gottorper Legat" testiert! Und mun geht diese Schweinebande her und anulliert bereits dreihundert Jahre später mein Testament! Bo bleibt da Treu und Glaube?

o bleibt da der Respekt vor Thron und Altar? Heiligste Güter find in Gefahr! Geben Sie mir den Borsig, meine Damen und Herren, und ich zerschmettere die feile Brut!"

Er springt auf; die Standesherren  " mit ihm. Ein wüfter Tumult brauft über den Blocksberg hinweg. Die Standesherren ziehen ihre Schwerter, der Bifchof hebt sein Kreuz, der Baron Roth­schild schwingt feine Gelbtage wie eine Schleuder, Kinnbacken hämmern auf Schienbeine im Taft der Maschinengewehre. Aerme brechen, Schädel fraden. Die Gräfin Reichenbach aber fährt voll Entfehen auf ihrem Besenstiel wie eine Rafete zum Himmel hinauf. Ein Häuflein Elend, der Baron Rothschild, bedt die Wahlstatt bes Familientages., Seine Gelbtage ist weg, sein Schädel ist zer­

Mein Rentenanspruch geht auf meine galanten Beziehungen malmt. Bütend flucht er hinterher: zum Kurfürst Wilhelm II.   von Heffen zurüd!"

"

Maah!"

Bitte fein Aah! Ein Bergnügen war das nicht! Der Baron Rothschild aus Frontfurt hat die Eade toch finanziert! Der fennt das Efel jo genau wie ich! Richt wahr, Baron?"

" Dieses Raubrittergefindel! Da fagen, fie, fie hätten die Judenabgabe" abgeschafft und nun plündern sie mit derselben Frechheit wie tausend Jahre zuvor! Gott   gnade dem Finanzmann, der mit benen pattiert!"

Und reibt feinen Steiß.

Bieter Bott.