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Die Großmacht Film.
Weltwirtschaftliche Umschau.
3m Dienst der militärischen Propaganda.
Der Film dient nicht nur der Aufherpflege und der Zerstreuung!| legt ist, wie das Vorhandensein eines großen zahlungskräftigen und Bon Bol zu Bol ist er eine Großmacht; niemand zweifelt daran. finofreudigen Publikums erlaubt eine Produktion größten Umfangs. Für die Bolkswirtschaft steht es außer 3meifel; aber auch für die Es gab in den Bereinigten Staaten 1920 bereits 17 000 Kinotheater mit 10 Millionen täglichen Besuchern. Belche Gewinne dort erzielt Politif. Die Berbindung des Reichswehrministeriums mit der Phoebus 2. G. werden die deutschen Steuerzahler mit schweren werden, dafür zeugt allein der Abschluß des Großtrustes Para Millionen bezahlen müssen. Für die kommenden Reichstagswahlen mount Famous Player Lasky, deren Altiovermögen fich seit 1925 um 81 Millionen Dollar vermehrte, während die Aktienliegt die Gefahr nahe, daß der Hugenberg Filmtruft ufa befizer dafür nur 52 Millionen einzuzahlen hatten. Gegen diesen feinen mächtigen Apparat in den Dienst der deutschnationalen Bro Großtrust ist im übrigen zurzeit ein Prozeß anhängig, der die paganda stellt. Damit wird uns die über das Wirtschaftliche hinaus Deffentlichkeit start beschäftigt. Die mit der Kontrolle über die Durch gehende Bedeutung der Filmproduktion. deutlich zum Bewußtsein führung des Antitrustgesetzes betraute zwischenstaatliche Kommission gebracht. ist nämlich fürzlich gegen den mächtigen Filmtruft mit der Begründung vorgegangen, daß er durch Anschaffung von vielen hundert Kinotheatern eine Monopolmacht ausübt. Der Trust miß braucht nach der Anflage seine Macht, indem er die anderen Film theaterbefizer 3 winge, die Filme des Trustes zu übernehmen. Im amerikanischen Senat liegt jetzt fogar eine Borlage für die Einführung eines gefeßlichen Berbotes dieses Blodverleihs" von Filmen vor, der bekanntlich auch in Deutschland verbreitet ist. Der riesige Inlandsabsag der amerikanischen Filmindustrie verschafft diefer ungeheure Gewinne aus dem Inlandsgeschäft die Einnahmen der Filmtheater beliefen fich im Jahre 1920 bereits auf 800 Millionen Dollar!-, sie ist daher in der Lage, die Filme zu billigen Preisen nach dem Ausland zu verkaufen. Die vom ameri tanischen Handelsministerium fürzlich veröffentlichte Zahlungsbilanz weist einen Aktivposten von jährlich 75 Millionen Dollar für nach dem Ausland verkaufte Filmaufführungsrechte auf.
In den Bereinigten Staaten läßt sich der Staat die Mitwirkung des Films im Dienste der amerikanischen Armee nicht mit Steuergeldern bezahlen, obwohl die ameritanischen Staats. finanzen das eher erlauben würden als die deutschen . Doch bedient fich dort die Regierung eines anderen Mittels: sie hat vor einiger Zeit die mächtigen Filmtrustpräsidenten zu Reserve offizieren mit hohem Rang ernannt. Sie möchte den Film in Zukunft als Propagandamittel für die Armee heranziehen und dazu die freiwillige Mitarbeit der Filmmagnaten gewinnen. Im faschistischen Italien wurde fürzlich ein staatliches Film institut errichtet, das zwar in erster Linie Lehrfilme für Landwirtschaft und Industrie herstellen soll, dabei aber nicht vergessen darf wie es im Statut dieses Instituts heißt, weitgehende Propaganda zugunsten des Militär- und Heerwefens zu machen. Bisher wurden zwei solcher Militärfilme von diesem Institut hergestellt, die„ Kanone" und die Munitionsverforgung. Sämtliche 3256 Filmtheater Italiens find verpflichtet, diese Filme vorzuführen. Daß in der Sowjetbittatur dem Film als politisches und militärisches Agitationsmittel eine außerordentlich große Rolle zufällt, braucht nicht gesagt zu werden. In den 4000 Kinotheatern Sowjetrußlands für ein Agrarland eine recht hohe Zahl werden die Sowjetfilme gezeigt. Dabei findet in Rußland auch eine starte Filmeinfuhr, in erster Linie aus Deutschland , statt.
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Das Kino in öffentlicher Hand.
Es gibt nur wenig Länder, in welchen die Kinos öffentlich be trieben und verwaltet werden. In Schweden und in Nor megen stehen die Kinotheater im Besiz und in der Verwaltung der Gemeinden. In Kanada wurde fürzlich neben der Privatproduktion eine staatliche Filmproduktion gefa, affen. Ursprünglich verfolgte die staatliche Filmproduktion den 3wed, den Fremdenverkehr auf die Naturschönheiten Kanadas auf merksam zu machen, sie ist aber bald zu einem großen Geschäftsunternehmen geworden, das bereits nach turzem Bestehen auch erhebliche Reinerträge abwirft.
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Die europäischen Beschränkungen der Filmeinfuhr richten sich vornehmlich gegen den amerikanischen Export. Schon der alte ugo Stinnes hat die Parole für einen Zusammenschluß der euro päischen Filmproduktion gegenüber Amerifa ausgegeben. Bu jener Beit hat man in der Tat die ersten Anfänge zur Berwirklichung diefes Blanes gemacht, die aber seitdem nicht weiter gediehen sind. Die europäischen Großproduzenten find außer Deutschland : Frank reich , Italien und England. Die Produktion in den skandinavischen Ländern ist zwar qualitativ sehr hochwertig, mengenmäßig aber nicht bedeutend. In der letzten Zeit sind einige wichtige Berbindungen zwischen der deutschen , englischen und französischen Industrie zu standegekommen. Neben gelegentlicher 3usammenarbeit deutscher und französischer Gesellschaften foll hier erwähnt werden der Zusammenschluß des französischen Bathé Konzerns mit dem eng fischen Großkonzern First National und der franzöfifchen Gaumont mit der englischen British Corporation. Der lettere Dereinigte Konzern hat ein wichtiges Abkommen mit der deutschen Ufa getroffen. Es wurde eine Interessengemeinschaft gegründet, durch die fich die Teilnehmer verpflichten, ihre Filme wechselseitig auf den Markt zu bringen. Wie fürzlich behauptet wurde, wird der Aus. nügungswert der Filme in beiden Ländern durch diese Vereinbarung um etwa 50 Broz. erhöht. Die internationalen Zusammenschlüsse und Bereinbarungen bedeuten zunächst noch teine erhebliche Abschwächung des amerikanischen Einflusses, zumal auch die ameritaSperrung des englischen Filmmarftes in England selbst Fuß zu faffen. Wachsende Konzentration.
In der Tat ist die öffentliche Berwertung und Berwaltung des Films ein ernstes Zeitproblem. Sie fann der Hebung der Boltsfultur große Dienste leisten und außerdem der Staats- oder Gemeindefaise bedeutende Einnahmen liefern. Diese Einnahmen verschaffen sich die Gemeinden heute bekanntlich durch die Luft barnische Filmindustrie im Begriff steht, angesichts der teilweisen teitssteuer, mogegen sich die scharfe Bropaganda der Film industrie bzw. der Filmtheater richtet. Zu diefem Bunft soll nur bemerkt werden, daß Deutschland nicht zu den Ländern mit der höchsten Filmsteuer gehört. In Belgien , Norwegen , Defterreich, der
Maschinenindustrie steht noch gut.
Ueberflüssiges Bekenntnis zum sozialen Rückschrift.
Lageberichte der Maschinenindustrie sind jetzt von besonderer Bedeutung. Als Produktionsmittelindustrie muß ihre Lage ertennen laffen, ab an den Bermutungen etwas daran ist, daß die wachsende Arbeitslosigteit auch fonjunkturell, d. h. in einem allgemeinen Rüdgang der Beschäftigung begründet ist. Die in Lohnfämpfen stehende Metallarbeiterschaft hat ein besonderes Interesse an der Lage in der Maschinenindustrie. Ist die Lage in der Maschinenindustrie bisher in der Tat noch günstig, aber doch mit einer leichten Tendenz zur Verschlechterung, so tann die Erhöhung der Eisenpreise besonders gefährlich werden. Der Dezemberbericht des Bereins deutscher Maschinenbauanstalten gibt dazu einige Anhaltspunkte. In der leicht abwärts. führenden Kurve des Inlandsgeschäftes habe der Monat Dezember noch feinen Richtungswechsel gebracht. Das Auslandsgeschäft jei d. h. unverändert gut gewesen. auch im Dezember unverändert
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Der Auftragsbestand gestattet den meisten Firmen noch bis auf meiteres die Aufrechterhaltung der bisherigen Beschäftigung. Mit diesen Feststellungen steht die andere im Biderspruch, daß sich der Eindrud verstärke, man habe es schon mit einer Abschwächung der inländischen Konjunktur zu tun. Denn in der Tat können Saisongründe ausreichen, um die leichte Verringerung der Inlandsnachfrage und Inlandsaufträge zu erklären. Jedenfalls fönnte die Eisenpreiserhöhung in dieser Lage der Maschinenindustrie in der Tat gefährlich werden.
Die noch immer günstige Lage der Eisen industrie beleuchtet die Feststellung, daß Walz und Edelstahlwerke zum Teil sehr lange Lieferfristen verlangen und daß selbst Friftüberschreitungen keine Seltenheit waren.
Berhältnismäßig günstig sei die Lage in der Textilmaschinenindustrie, die Beschäftigung der Wagenfabriken, im Armaturenbau und in einigen Sonderzweigen der Werkzeugmaschinenindustrie. Fühlbarer Rückgang der Saison entsprechend zeichnen die Land- und Baumaschinenindustrie, sowie für das Inlandgeschäft der Druckmaschinenbau.
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Der
Für das ganze Jahr 1927 wird eine Versandmenge von ungefähr 2,6 Millionen Tonnen festgestellt, die immerhin noch um 0,6 Millionen Tonnen hinter der Bersandmenge der Borfriegszeit ( wahrscheinlich altes Gebiet) zurückbleibt. In der Ausfuhrmenge hat die deutsche Maschinenindustrie England überholt und wieder den Platz hinter den Bereinigten Staaten von Nordarmerifa belegt. Der Ausfuhrüberschuß der Maschinenindustrie betrug Milliarden Mark, der höchste Ausfuhrwert aller deutschen Industrien.
Im Bergleich zu früheren Jahren ist das Bild zmeifellos günstig, und auch der Monat Dezember des vergangenen Jahres bat das Bild nicht verschlechtert. Bedauerlich dabei ist, daß auch der Verein deutscher Maschinenbauanstalten, der es nicht nötig
hätte, das falsche Lied von der Mengenfonjunktur zu singen, die teine Breistonjunktur gewesen wäre. Bir haben es oft genug gejagt und wiederholen es auch jetzt, daß Sanierungsjahre für jede Industrie feine Preisfonjunkturjahre sein fönnen und daß fie glückliche Jahre sind, wenn sie Jahre der Mengenkonjunktur find. Auch bei unveränderten Preisen, aber vergrößerten Abjazzmengen wachsen die Gewinne, und die neuen Abschlüsse werden wie die bisherigen beweisen, daß auch die Maschinenindustrie viel mehr verdient hat als früher. Sie hätte wahrscheinlich aber noch viel mehr verdient, wenn sie noch weniger auf die Preise und noch mehr auf die Absah menge geachtet hätte, statt jetzt in die öde Melodie des Rotprogramms der deutschen Spizenverbände einzuftimmen, von der Selbstkostenfrise zu reden und wieder gegen die sozialen Lasten vom Leder zu ziehen.
Ueber die Eifenpreiserhöhung wird im Dezemberbericht nicht gesprochen. Wahrscheinlich will der BDMA. der verarbeitenden Industrie) nicht vorgreifen.
Tschechoslowakei sind die Steuerfäße erheblich höher als die deutschen . Zusammenfassung in Großbetrieben außerordentlich förderlich, ja heutigen Stellungnahme der„ Avi Arbeitsgemeinschaft der eifen
Bisher hat kein einziger Staat auf diese Steuer verzichtet.
Schuh für die nationale Filmindustrie.
Auf der anderen Seite schüßen eine Anzahl von Ländern die inländische Filmproduktion, vornehmlich vor der Einfuhr der übermächtigen amerikanischen Filmindustrie. Nach dem Muster des deutschen Kontingentsystems, das die Einfuhr aus ländischer von der Herstellung einer bestimmten Anzahl inländischer Filme abhängig macht, entstanden ähnliche Maßnahmen der Einfuhrbeschränkung in jüngster Zeit in England, Italien und Ungarn . Auf diese Weise foll in jenen Ländern eine nationale Filmindustrie gefchaffen werden. Mit gewöhnlichen Zöllen fann man nämlich der Filmeinfuhr nicht beifommen, weil bei ihr weniger der Wert der belichteten Filme, als das von den ausländischen Produzenten übertragene Borführungsrecht( Lizenz) in Frage kommt. In Italien war bis 1924 eine große Filmindustrie vorhanden, die einen wichtigen Plag auf dem Weltmarft eroberte, sich aber seitdem in ständigem Niedergang befand. Das Kontingentsyftem soll der italienischen Filmindustrie zum Wiederaufleben verhelfen, wozu die Re gierung den Theaterbefizern, welche die Produktion dort beherrschen, auch erhebliche Geldmittel zur Verfügung gestellt hat.
Das neue englische Filmgefeß wird am 1. April dieses Jahres in Kraft treten. Die Filmverleiher und die Filmtheater werden auf Grund dieses Gesetzes verpflichtet, im Jahre 1928 fich zu 7½ Broz. mit in England hergestellten Filmen zu versorgen. Der Anteil, der englischen Filme foll nach dem Gesez jährlich um 2½ Broz. fteigen, bis er im Jahre 1935 25 Broz. erreicht. Schon vor Inkrafttreten des Gesezes haben sich seine Wirkungen gezeigt: außerordentliche große Summen fast soviel, wie für die neuer dings in Mode gekommenen Windhundrennen strömten in die englische Filmindustrie, die mit einer Produktion großen Maßstabs anfangen und in England neue Hollywoods " schaffen möchte.
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Die Entwicklung des Filmmefens war für die Tendenzen zur vielfach brängt bie amerifanische Ronturrenz mit ihren Maffen betrieben zu einer ähnlichen Entwicklung in den europäischen Ländern. Diese einzelnen Produktionsstufen der Filmindustrie Produktion von Filmstreifen, Herstellung von Fümen, Filmverleih und endlich der Theaterbefiz alle diese Zweige meisen überall die Tendenz zu Zusammenschlüssen, sowohl in Trusts wie in Kartelle, auf. In Deutschland wird bekanntlich die Herstellung von Film streifen durch die 3. G. Farbenindustrie, welche fürzlich bie Aftienmehrheit der Lignose- 2.- G. erworben hat, zunehmend monopolisiert. In der Filmproduktion selbst herrscht nicht die Kartell, sondern die Trust bildung vor. Die Theater befizer der verschiedenen Länder dagegen Deutschlands , Defter reichs, der Tschechoslowakei usw. gründen Kartelle, um gegenüber den Produzenten und Berleihern wie vor allem bei der Bestim mung der Preise der Theaterpläge gemeinsam vorgehen zu können. Neben dieser horizontalen Zusammenfassung gleichgerichteter Betriebe herrscht aber im Filmgewerbe die vertitale Ronzentration, d. h. die Zusammenfassung verschiedenartiger Betriebe. Es wird vor allem der Besitz von Filmfabriken mit dem Theater besig verbunden- die großen Filmtonzerne Ameritas, Deutschlands , Englands usw. verfügen über eine große Anzahl von Borführungstheatern. In der Regel geht die Angliederung der Theater von den Fabriken aus, häufig erfolgt aber auch das Eindringen des Theaterbefizes in die Produktion.
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So entsteht vor uns eine hochta pitalistisch organifierte Großindustrie mit einem Heer von Beschäftigten, fierte Großindustrie mit einem Heer von Beschäftigten, deren wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung eine außerordentlich große ist. Der Staat bedient sich seiner Kontrollrechte in Form einer häufig läst igen Filmzensur. Damit aber der Film zu einer Behltat für die Menschheit werden kann, die ihr Kunstgemuß und Aufklärung vermittelt, müßte er in weit höherem Maße als bisher der Kontrolle einer aufgeklärten, sich der erziehe= Die ungeheure Konzentration der amerikanischen Filmindustrie, rischen Bedeutung des Films bewußten öffent. A. 5. in welcher mindestens eine halbe Milliarde Dollar angelichen Meinung unterstellt werden.
Filmriese Amerita.
Beratungsstelle- fie berät wieder!
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Ihre Finanzwünsche sind es, über die dort von anderen Körperschaffen und anderen Instanzen entschieden wird. Sie vertreten dabei
Aber feine neuen Anleihen. Sollen die deutschen Städte die Interessen non einer viele Millionen starten Großstadtbevölfein ihr vertreten werden?
Nach langer Bause wird die Beratungsstelle für Auslands: anleihen heute wieder ihre erste Sigung abhalten. Die Erhebungen über die Verschuldung der Städte find abgeschlossen Obwohl die Einzelheiten vom Reichsfinanzminifterium streng geheimgehalten werden, scheint doch so viel festzustehen, daß die Gesamtsumme, aller furzfristigen Berbindlichkeiten der deutschen Städte 800 Millionen, das ist etwa die Hälfte der Schäßung von Dr. Schacht, noch nicht erreicht. Die Beratungsstelle wird die Mit teilung über das Ergebnis der Enquete entgegennehmen und sich mahrscheinlich auch darüber flar werden sollen, wie die furzfristige Berschuldung der Städte in Anleihen konsolidiert werden fann.
Ueber Anträge für neue Anleihen dürfte auch dieses Mal noch nicht verhandelt werden. Für die weitere Hereinnahme von Auslandsanleihen wird es also für den Augenblick noch bei der feit Monaten nun tatsächlichen Stillegung bleiben. Schon jezt muß gefordert werden, daß die Ergebnisse der bei den Städten durchgeführten Erhebungen so schnell als möglich veröffent licht werden, damit die Deffentlichkeit in die tatsächliche Berschuldung der Städte auch in den einzelnen Fällen einen flaren Einblid erhält.
Mit Recht wird jetzt in der Deffentlichkeit die Frage diskutiert, ob es bei dem bisherigen Zustand bleiben kann, daß die deutschen Städte in der Beratungsstelle nicht mitsprechen dürfen.
rung, und es fann fein Zweifel darüber sein, daß die jetzt die städti schen Interessen vertretenden staatlichen Körperschaften selbst bei dem besten Willen keine Garantie dafür bieten tönnen, daß die kom munalen Interessen auch wirklich fachverständig wahrgenommen werden. An sich ist es eine Selbstverständlichkeit, daß die Städte durch einen ständigen Bertreter in der Beratungsstelle vertreten sein müßten.
Die Notwendigkeit und 3 weckmäßigfeit hat sich aber auch praktisch erwiesen, seitdem durch die fals hen Behauptungen Schachts über die verschwenderische Finanzpolitik der Städte und Schachts über die verschwenderische Finanzpolitik der Städte und durch die lahme Antwort Köhlers flar geworden ist, daß selbst die berufensten Sachverständigen und Behörden die von ihnen vertretene Materie absolut nicht beherrschen. Für die Länder fönnte eine Bertretung der Städte nur eine Entlastung bedeuten. Dem Reich selbst wäre eine Vertretung der Städte in verschiedenen Richtungen mur eine willkommene Stütze. Es fann dahingestellt bleiben, ob die Bertretung der Städte dem Deutschen Städtetag entnommen werden muß, wobei es allerdings wahrscheinlich ist, daß die Körperschaft des Deutschen Städtetages für die Auswahl fommunaler Sachver ständiger eine ausreichende Beweglichkeit bieten würde.
Wir sind heute leider so weit, daß die Städte mit ihren Anleihewünschen vor der Beratungsstelle für Auslandsanleihen schon als Angetlagte stehen. Sie müssen die Möglichkeit haben, auch abgesehen von allen grundsätzlichen Erwägungen ihre Intereffen nachdrücklich verteidigen zu fönnen.
Arbeitsmartibilanz Mitte Januar.
Das Tempo der Verschlechterung des Arbeitsmarites in der zweiten Januarwoche hat nach den einzelnen Berichten der Arbeitsämter unter dem Einfluß der milden Witterung der legten Tage merflich nachgelassen. In einigen Bezirken
glichen sich zugänge und Abgänge sogar annähernd aus. In einigen meiteren Bezirken ist infolge des Witterungsumschlages schon eine leichte Belebung des Baugemerbes und auch der Baustoffindustrien eingetreten, was an der Berringerung der Zahl der Arbeitsuchenden im Baustoffgewerbe zu spüren ist. Man scheint schon früh mit einer Wiederaufnahme der Bauarbeiten rechnen zu dürfen, denn es ist unverkennbar, daß starte Bauluft besteht. Auch die Binnenschiffahrt ist zum Teil wieder in Gang gefommen, Irgendwelche stärkeren Anzeichen für eine fonjunttu= relle Berschlechterung haben sich zurzeit nicht ergeben. Die auffallend starte Zunahme der Hauptunterstützungsempfänger allein bietet keinen ausreichenden Anhaltspunkt. Nach der ungewöhnlich ſtarten Beschäftigung des Baugewerbes und feiner Rebenindustrien im Baujahre 1927, besonders in feinem legten Teil, mußte auch ein entsprechend stärkerer saisonmäßiger Rückschlag als in den Vorjahren erfolgen. Der Zugang an Arbeitsuchenden in der Metallindustrie, der in den letzten Wochen schon merklich anstieg, fcheint fast überall zurückgegangen zu sein. Ob sich jedoch durch die neue Eisenpreiserhöhung irgendwelche schädlichen Konjunkturstörungen in der Wirtschaft, besonders in der metallverarbeitenden Industrie, bemerkbar machen werden, die dann auch nicht ohne nachteilige Folgen für den Arbeitsmarkt bleiben würden, muß abgewartet werden.
Die Pächter auf Rügen beruhigen sich.
Die fürzli the Meldung, daß auf der Insel Rügen rund 200 Pächter in den Streit geireten sind, hat sich, wie zu erwarten mar, mur in geringem Umfange beſtätigt. Die Erhebungen des zuständigen Landratsamts haben ergeben, daß bisher 10 Bächter ihre Arbeiter entlassen haben und auf wenigen anderen Gütern Teilentlassungen vorgekommen find. 3um 15. Januar follie be fanntlich bei sämtlichen 200 Bächtern die Stillegung der Betriebe durchgeführt werden.
Auch ein oft- oberschlesischer Monfanfruft. Die im Besitz des Grafen v. Ballestrem befindliche Oberschlesische Eisenbahnbe darfs- 2.- G. ist seit der 1926 erfolgten Gründung der Bereinigten Oberschlesischen Hüttenmerke A.-B. in Gleimig nur noch eine Holdinggesellschaft, da sie ihre gesamten in Deuthoberschlesien befindlichen Werte in diese neue Gesellschaft gegen Hergabe von Attien eingebracht hatte. Auch im polnischen Ostoberschlesien wurden die Ballestremschen Industrieunternehmungen selbständig gemacht, so die Friedenshütte mit 20 Millionen Zlotykapital, und der Oberschlesis hen Eisenbahnbedarfs- 21.- G. blieb nur die Verwaltung des Attienbefizes übrig. Wie jetzt aus Rattomin gcmeldet wird, besteht die Absicht, die Friedenshütte, die FerrumA.-G. In Kattomin und die übrigen auf polnische Gebiet befinde lichen Unternehmungen des Grafen v. Ballestrem zu einem o itoberschlesischen Montantrust zusammenzuschließen, de: durch die fürzlich erfolgte Uebernahme des Hentel Donners marfichen Grubenbefizes durch Ballestrem einen bedeutenden Machtzumachs erhalten würde. Dem Zusammenschluß liegen offenbar Rationalisierungsbestrebungen zugrunde, da die bisher zersplitterten oftoberschlesischen Werte mit dem weftoberschlefishen Montantrust nicht Schritt halten fonnten. Besondere Rapitalsverände rungen entstehen für die Oberschlesische Eisenbahnbedarfs- A.- G. aus dieser Neugründung nicht, da fie fast ausschließlicher Aktienbefiger dieser Unternehmungen ist. Mit 15 000 bis 17000 mann Belegichaft wird die neue Gesellschaft das größte oberschlesische Unternehmen sein.