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rrx Unterhaltung unö Aöissen

Oer Hirtenjunge. Eine Kinderseele im ungarischen Tiefland. Dieser kleine Hirtenjunge ist ein Sind der Revolutionen. Eher noch der Gegenrevolution. Geboren im Juni IstK unter dem unenblid) weiten Himmel der ungarischen Tiefebene, in einem elenden, kleinen Dienftbolenquartier. in S�abadszallas. Seinen Baier bat er lange nicht gekannt, ihn auch als der Ärieg dann zu End« war nur ab und zu gesehen. Eher am Sonntag als an einem Wochentag: ober auch Sonntag nur selten. Er ging bei Gänlen und Schweinen in die Schule, doch das genügt im ungari« schen Brachland für einen zukünftigen Knecht Er lernt« weder Lesen noch Schreiben, aber er lernte das Privateigentum achten, und das ist schon Gesetzeskund«. Ein« Gans oder«in Schwein stehlen? Da sei Gott vor! Einer jungen Ente den Hals umdrehen, ist tod- würdiges Berbrcchen. Aber Pista Rab erwürgen? Pifta Rab ist ein ebensolcher Taugenichts wie er selbst, dient genau wie er um Brot und Speck, und auch um ihn kümmert sich weder Bater, noch Lehrer, noch die Behörde. Wen kümmert es, wenn er den Pista Rab umbringt und ins Röhricht wirft? Wer wird sich um ihn kümmern? Man wird ihn wegen dieser Heldentot vielleicht sogar noch loben, wie den Burschen, der den anderen halbtot schlägt. Er wird am Ende vielleicht noch ein berühmter Mensch, wie jener Michael Francio-Kist, von besten Mutigen Toten man sich hier auf den Ge- Höften solche Wunderdinge erzählt. Oder wie Ivan Hesfos, von dem man in Liedern singt, dost«r hunder» und etliche Menschen in» Jenseits befördert hat und der setzt dort oben in Pest die Gesetz« macht. * Pista Rab hatte neue Kleider, deshalb mutzte«r sterben. Er den die Zartheit des Gesetzes, die Unmündigen betreffend, namenlos sein läßt ging in einer verschlissenen, zersetzten Pelzjack«. Pista Rab gefiel ihm in seinen neuen Kleidern sehr gut. Er sagte es ihm auch. �Du bist jetzt sehr schön. Pista Rab: neu von Kopf bis Fuß.' Sie gingen nebeneinander am Rande des Röhrichts und da sah er im Master den Unterschied. Zuerst schämte er sich sehr, dann wurde er neidisch und war zum Schlutz schon ernstlich böse aus Pista Rab. Warum läuft der nicht auch in seinen Fetzen?Ich beschlotz also," gesteht er dem Richter in Kecskemet ,ihm die Kleider wegzunehmen. Er hatte ein Messer in der Hand, weil er stch eine Rute schneiden wollte. Er bückte stch und da Hab ich von. bimen leinen Hais umklammert. Hab ihn zusommengepretzt. Das Wester fiel Pista aus der Hand, er fiel nebe« mir zu Boden, sah mich an und sagte: oh. mein Gott! Ich kniete aus sein« Brust und würgte ihn weiter. Pista wurde ganz blau im Gesicht. Rührt« stch nicht mehr. Do zog ich ihn au», mm dos Hemd habe ich ihm gekästen, weil dos zerristen war. Seine Stiesel waren mir zu klein, die hob ich ins Wasser geworfen. Ich habe seine Kleid« angezogen und mein« eigenen häßlichen Lumpen in» Wost« geworsen. Dann packte ich Pista beim Fuh und zcg ihn Ins Röhricht . Rachher ging ich nach Haus« und legte mich im Stall nieder." « Em Schatten läuft über dos Gestcht de» Richters. .Hast du schlafen können?"' Darum hätte ich da» nicht können sollen?", antwortet der dreizehnjährig« Mörder. Der Richt« wird streng und fragt: Weißt du. daß man der Kuh und dem Schwein, da» einem onderch« gehört, nicht» zu Leid« tun darf?" Der Bub zieht stch au» der Silsting«. ..Die sollt« ich da» nicht wissen." Da« aber hast du schon nicht gewußt, daß man einem Menschen nichts zu Leid« tun darf." Dos habe ich nicht gewußt." Hast du nicht gewußt, daß man nicht morden darf?" Rein. Das hat man mir nicht gesagt." « Interessant ist auch der Dialog, der dam, noch folgt. Man fragt den Jungen noch Gott . Jesus . Weihnachten, d«r aber weiß nicht. was das ist. Seine Lussassungsgab« ist gut. ob und zu gibt er sogar schorfsinnize Antworten, doch von Jesu» hat er niemals ge- hört und von Gott auch nur so. daß die Burschen besten Ramen mit einem Fluch verbanden. Al» ihn der Richter fragt, ob er denn nicht dos Gefühl. gehabt habe, etwas Schlechtes zu tun, gibt er zur Antwort: Ich habe geglaubt, die Gendarmen werden mich prügeln, so. wie wenn«m Schwein verloren geht. Sie haben mich aber nicht geprügelt."» Sein Auge blitzt auf. Er ist stvl., daraus, daß die Gendarmen ihn nicht geprügelt haben. Und ist ganz besonders stolz daraus. doß er zwischen Schwein und Mensch so genau zu unterscheiden weih. Der Mensch ist nicht so wichtig. Denn, zum Schwein wird ja sogar ew Doktor gerufen, wenn es krank ist. O ..Drei Jahr« Gefängnis, nachher Besserungsanstalt." Der Hirtenjunge beginnt zu verstehen, daß man ihn jetzt auf drei Jahre ins Loch steckt. Irgendwie hat er es geahnt. Er wirft eman kurzen Blick auf die Korpus delikti aus dem Gerichtstisch und fragt: Und die Kleider, bitte schön, gehör«, die mir?" Die Antwort darauf oerstimmt ihn sehr. Jlle» Karzer.

Auf der Werst. Von<L p. Siesgen. Uan der nahen See her saust der Sturm und rüttelt an den eisernen Trägern und Kränen, die zu Dutzenden wie stählerne Bäume die riesige Schissswerst überragen. Der Sturm braust zwischen hochstrebcnden Schisssspamen und jagt den Lärm rajcnder Niethämmer weit über Hasen und Stadt hinaus., Feldschmteden flackern um und auf dem Schifssneubau. Die Feuerkränzc mit schwarzen Wimpeln rauschen die vielen Neinen Feuerstellen. An den Schisssplatten stehen Nieter und lasten die tosenden Luftdrulkyämmer gegen die dröhnenden Schissswänd« prasseln. Glühende Rieten schwenken tn Zangen hin und der. Kräne beben Dinkel und Träger und Spanten hoch und lenken Zentnerlasten hier und dort. Schollwand« bauen(ich auf und -chraichenschlüstel kreisen tn grisskunbigen Händen ohne Unterlatz um schwere Lerbindungsstück«._______

In Glut und Käste, im Schneesturm und betäubenden Ge- bämmer bohren und nieten, hegen und wracken Hundert« Manne: von früh bis spät im würgenden Akkord. Akkord ist Mord!" flucht ein Junge, der die rotglühenden Rieten nicht schnell genug zureicht...Akkord ist Mord!" flucht eine ganze Nietkolonne, die die vom Meister schlecht befundenen Nieten unter Verlust ihres Akkordlohnes wieder' loskioppcn muß.Akkord ist Mord!" flucht ein Anstreicher, dem der Sturm den roten Mennig- topf vom Haken riß und den Farbtopf gegen die Schissswand schleuderte. Am scharfen Sturm biegen stch die vereisten Gerüste und schieben stch die Lausbretter hin und her. Heute kam ich an der Werst vorbei und sah die schwarzen Arbeitskolonnen in die Estenräume eilen. Eine Kolonne An, streicher kam zuletzt. Mir war, als ich die einzelnen Gestalten iah, als wäre all die rote Mennigfarb«. die am blauen, zersetzten Arbeitszeugc klebte, hellrotes Blut, das aus dem Körper durch die Kleider drang. Bor Monaten, als die unaufhörliche, tägliche Serie Unglücksfälle auf der Werit begann, lag ich mit einem bauchzerquetschten Werft­arbeiter im Spital. Blutüberströmt habe man ihn aus dem Bauch des Schisses hochgeseilt und schnell ins Krankenhaus geschafft, damit der Tod ihn nur nicht auch der Werft»och packte. Er log damals verzweifelt, hoffnungslos mir gegenüber und erzählte, daß das wilde Arbeitstempo dos brutale Antreibersystem die Ursache für alle Unglückställe bei der Arbeit fei. Akkord stt Mord!" fluchte er wild und krümmt« sich und jammerte die Schwester an, die früh und spät mit einerMorphium- spritze"trösten" kam.__ Eile erzeugt Eile. Boa Kurs Offenburg . Sie haben es so ellig, mein Herr? Ach ja, Sie haben nichts zu tun.- Niemond aus der Welt hat mehr Eil«, als jene Leute, die zu viel Zest haben. Zeigt sich irgendwo deutlicher die Relativität unseres Daseins, die Traumhaftigkeit der Erscheinungen, als an dieser närrischen Verzauberung: indem das Tempo sich erhöht, jede Lebensjuntrion unterstützt und erleichtert wird, je praktischer man diesebeste aller Welten' ausnützt, um jo weniger werden wir arm« Kreaturen mit diesem Dasein fertig. Di« Eisenbahn schon rasch genug, wenn man stch der Post- kutsch« erimiert wird durch das Flugzeug abgelöst: Hoch- und Untergrundbahnen durchschießen die Städte und heben die Lost der Enlsernungen agf; das Fohrrad wird ein Museumsstück sein, sobald jeder Staatsbürger seinen Führerschein in der Westentasche und sein Auto im Stall h«: Radio liesen Musik ins.Haus wie der Restaurateur das fertige Esten: Briefe schreibt man nicht mehr, und Telegramme diktiert man durchs Telephon: rechnen besorgt die Rechenmaschine: der elektrisch« Staubsauger und die Kochplatt« iunktiomeren fast von ollein. Frag«: Was haben wir an Ruhe, was an besinnlichem Glück gewonnen? Nichts! Eile erzeugt Elle. Jedes gespart« Atom will sich, kostbar wie es ist, ganz bis zum Rande anfüllen mit Span- raing. Jeder freie Atemzug wird in den Tätigkeitsorkan gerisstn, der unser sogenanntes Leben ist. Wer weiß: Biellcicht gibt es«inen Schnelligkeitsbaziklus. ein«

Settoje des Vonr>SrtS

Rauschkrankheit, die von allen diesen Maschinen mit uns Menschen übertragen wird. Di« Zeit bekomm: ein anderes Gesicht: eine ein- zige Minute ist ein kostbarer Lebensabschnitt geworden, und westn du fünf Minuten auf die Elektrisch«, die Untergrund warten müßtest, dünkte es dich sinnlos vergeudetc Ewigkeit. Bon diesem Bazillus(den wir ircundlich der Wissenschaft zur bakteriologischen Untersuchung zur Aersügung stellen) sind jene Leute am wenigsten infiziert, die ihre Tage vor Ansteckung ge­sichert in amtlickzen Betrieben verbringen: die in vorsintflutlichen Bezirken ein vom Leben losgelöstes, bellnnlichcs Dasei» führen. Hier soll es sogar noch(so versichert man uns) zerkaute Federbaiter- enden und patriarchalisch-geruhsame Besperpausen geben. Hinter den Schaltern der öisentlichen Stellen trifft man noch die letzten Reste jener Spezies Mensch, diedie Ruhe" haben:«ine Gelassen- heit, die sich gleichsam aus der Raserei der wortenden Außenmest speist. In wesser Vorsicht hat man sie mit Gittern vor den drohend Harrenden geschützt: denn der Mensch von beut«, der vor Amts- schaltern warten muß, ist wie«in wildes Tier, dem die Tatzen gestutzt sind. Aber wie unendlich viel haben jene ru tun in dieser komisch verschrobenen Welt. die es nicht nötig haben. Der große Ge- schästvmann. der seine Millionen im Trockenen hat. und doch toglich die Füll« seiner Leiblichkeit zwischen Bureau. Äussichtoratssitzungeri und Klubsesseln hin und her hetzt. Und jene Zeittranken erst, die überhaupt keinen Beruf haben! Die einen Rennwagen besitzen, der seine 250 Kilometer Stundengeschwindigkeit hergeben soll: die mit ihren Polopserden nach England und zum Herbstrennen nach Deau- ville eilen: die im Hochsommer zugleich in San Sebastian baden und eine Bergbesteigung in Asien maci�n möchten. Und erst die Raserei jener unglücklichen Geschöpse, die in grauen Vorzeiten nicht» zu tun hatten, alshimmlische Rosen ins irdische Leben" zu flechten: die heute massieren, frisieren. Schönheit pslegen, rhythmisieren, Charleston stompsen, sich an- und umziehen, flirten, shopinggehen, studieren, flanieren und intrigieren müssen. Die Armen?> Aber auch wir, die der liebe Gott vor einem Einkommen, dos die Arbeit verbietet, geschützt hat: auch wir sind«rgrifsen, geveinigt von dem Bazillus der Eile. Wie das lausende Band den Fabrik- arbeiter in sein grausames Tcnivo zwingt, so veroewaltigt uns das Tempo des geistigen Lebens. Wer kann die Masten bedruckten Papiers bewältigen, die die Roiallonsmaschinen in jedes Haus schleudern? Der moderne Mensch, schaudernd vor demZeitverlust", den ein Buch zu lesen verursachen könnt«, slüchiet in das Kino, das die mit Geschehen erfüllte Zeit in rapidem Ablauf vergewaltigen kann.,,. Kurz: Man hat keine Zeit, kaum mehr Atem für die früher so wohlakkreditierte, aber immer zeitraubende Beschästigung der Lieb«. Desto kürzer die Röcke, desto seidener die Strümpfe, desto emaillierter dl« Gesichtchen und desto verführerischer die Gebärden M-rden, um so rascher und geröirschvoller läuft der erotische Appa- rat, um so geringer der Erfolg. Tempo ist Selbstzweck. In eineni grotesken Irrsinn dreht sich das mqsck.inenkranke Leben um sich selbst, und kein Gott kann es abstellen. Sie Mibe« es so eilig, mein Lieber? Ach ja, ich weiß, Sic haben nichts zu tun._ warum Big-Ben? Die große Glocke im Parlamentsturm in London , die Big-Bcn, ist durch den Rundfunk in den letzten Jahren täglich von Millionen Kontinentbewohnern gehört worden. Sie hat ihren Namen von Bensamin Hall, dem technischen Leiter des Werkes, da« die Glocke seinerzeit erzeugte.

Die Astrologie. Von Or. Bruno Borchardt.

In fast seder Rummer vieler verbreiteten Zeitschriften und ge­lesener Tageszeitungen findet man Inserate folgender Art:Q�n berühmter Astrplog wird Ihnen gratis sagen: Wird Ihr« Zukunft glücklich, gesegnet, erfolgreich sein? Werden Sie Erfolg haben in der Lieb«, in der Ehe. in Ihren Unternchinungen, in Ihren Plänen, in Ihren Wünschen usw. usw." Mit der angekündigten Unentgelt- lichkeit der Prophezeiung ist es eine eigene Sack«: zunächst wird I ebenfalls eine.Kleinigkeit" für Partoauslagen verlangt: was sonst noch dahinter steckt, weiß ich nicht, nur so viel ist ganz sicher, daß dieberühnitei, Astrologen" ihre Weisheit nicht umsonst abgeben, sondern ein recht behagliches Einkommen aus chren Prophezeiungen ziehen: sonst wären die zahlreichen und immer wiederholten An- lündigungen nicht möglich. E» gibt eben immer noch eine große Anzahl von Menschen, gerade auch unter den zahlungsfähigen, die sich so gern die gebildeten Kreise nennen, welche für diesen ossen- baren Schwindel ihr Geld opfern. Was so viel« Leute zum Astrologen treibt, übrigens in gleicher Weis« zu Kartenlegerinnen und Wahrsagern aller Art. ist tue tief« Sehnsucht, etwas über chre und ihrer Angehörigen Zukunst zu er. fahren, eine Sehnsucht, die glücklicherweise immer uubesnedigt bleiben wird: man sollte der Kastondra eingedenk sein, die nach der griechischen Soge von dem Gotte Apoll die Sehergabe erhalten hcütc und darüber klagt: Zukunft hast du mir gegeben, Doch du nahmst den Augenblick, Nahmst der Stunde fröhlich Leben. Nimm dein falsch' Geschenk zurück! Selbstverständlich darf man nicht alle Astrologiebeslisteaen zu den bewußten Betrügern und Ausbeutern der menschlichen Dumm­heit zählen. Es gibt auch viele, die zunächst von dem Geheimnis- vollen angelockt sich in das ganz« komplizierte System, das auch einige astronomische Kenntniste erfordert, hineingearbeitet haben und so anhaltend mit ihm beschästigen, daß sie jedes unbejangene Urteil verloren haben und nicht mehr erkennen können, daß es bei den Dilltürlichkeiten, die der Sierndeulung zugrunde liegen, sich um ganz eben so haltlose und unbegründete Dinge handelt, wie etwa bei der Deutung de» Kaffeesatzes oder geschlagener Eier oder de» Fallens der Karten und dergleichen, nur sind bei der Astrologie diese Willtürlichkeiten m«in mit den Sternstellungen zusammenhängende» System gebracht. Man braucht sich nur zu vergegenwärtigen, wie rein zufällig die Bezeichnungen der verschiedenen Sterne sind, um sich sofort darüber klar zu werden, wie vollkommen hastlos es ist. menschliche Charaktereigenschaften und Schicksale mit ihnen in einen Zusammenhang zu bringen, der recht deutlich auch ein Zusammen- hang mit dem Namen der Sterne ist. Ueber dem Unsinn, welcher der Astrologie ganz handgreiflich zu- gründe lieot. darf n,an aber nicht vergesten. daß sie Jahrhunderte. ja Jahrtousiind« lang ein« sehr bedeutsam« Rolle im Geistesleben der Völker gespielt hat. und daß es ganz falsch wäre, hier von einem ständig fortgesetzten Betrug zu sprechen. Die Deutung von Stern- gruppierunoen oi,'günstig oder ungünstig für den Menschen ist schon in den ältesten primitivsten Zeiten der Menschheit entstanden, als die Menschen, die sich ohnmächtig den Naturgewalten gegenüber suhlten. überall da» Wirken guter und böser Dämonen zu erblicken glaubten. auf welche sie durch allerhand Handlungen Einfluß zu üben hofften. um Unheil von sich abzuwehren. Ist den Sternen glaubte man nicht

nur Symbole non Gottheiten, sondern unmittelbar Götter selbst zu erblicken. So entstanden Sternreligionen, und die Hüter des Glau- den«, die Priester, wurden auch die berufenen Sterndeuter, zumal auch die.Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisie vielfach aus- schließlich m der Hand der Priester lag. Bedenkt man weiter, daß von der Natur der Gestirne und der Art ihres Wirkens aus ein- ander Jahrtausend« lang so put wie gar nichts bekannt war. so wird man begreisen, wie der Glaube an ihre Einwirkung ays Men- scheu und Menschenschicksale entstehen und weite Verbreitung finden konnte. Wir finden daher ganz hervorragende Geister unter den gläubigen Anhängern der Sterndeutekunst, ich nenne nur den griechi- schen Philosophen Plate und den hervorragenden Astronomen Ptolemöus, besten Almagest eineinhalb jahrtausendelong�die Grund- lag« aller weiteren astronomischen Forschung bildete. So fest ver- ankert war die Sterndeutung im allgemeinen Bewußtsein, daß während des ganzen Mittelasters kaum irgendeine wichtige Staats- aktion unternommen wurde, ohne daß man vorher die Hosostrolo- gen befragte. Ja, die Männer, welche die Grundlage für die moderne Physik und di« modernen Anschauungen vom Wesen und den Be- wegungen der.Himmelskörper legten und somit recht eigentlich der Astrologie jeden wisienschastlichen Boden entzogen. Nikolaus Kopernikus . Galileo Galilei . Johannes Kepler , waren selbst schon keineswegs frei von dem überkommenen astrologischen Wahn, son- der» erblickten in der Sterndeutekunst zum Teil noch unumstößliche Wahrheit und übten, wie zum Beispiel Kepler , zum Teil diese Kunlt selbst aus. Es ist durchaus ungerecht und bedeutet ein völliges Mißverstehen von Keplers Geistesart. wenn man seine astrologische Tätigkeit nur als Ausfluß iinanzieller Not und also gewissermaßen als bewußten Betrug hinstellt. Er bezeichnete'zwar die Astrologie alsdas närrische Töchterlein" der Astronomie, war aber weit da- von«ntsernt, den Einsluß der Sterne aus das irdische Geschehen zu leugnen.,. Oerad« aus die nachdenklichsten Menschen hat in« Astrologie einen großen Einfluß ausgeübt, denn gerade diese suchen eine» ticsen inneren Zusammenhang zwischen ollem Geschehen in der Welt, sie wollen die West als etwas Einheitliches aufsasien, das wd't in vollständig verschieden« aufeinander unwirksamen Bereiche ge- trennt werden kann.?luch in unseren Tagen ist diese tiefe Sehn- sucht nach einer einheitlichen Welt, deren Gesetzen Geistiges. Organi- sches und Ünorganisches gleichmäßig unterworfen ist. überaus leben dig, und ohne weiteres musi zugegeben werden, daß di« moderne Wisienschast trotz aller ihrer Fortschritte und Errungenschaften dieses Sehnen zu stillen nicht imstande ist. Es gibt eben immer noch»viele Ding« zwischen Himmel und Erde, von denen unsere Schulweisheit sich nichts träumen läßt". Das weite Gebiet des Einflusses rein seelischer Vorgönoc auf rein körperliche, wie er z. B. schon in dem schamhaften Erröten sich äußert, hat die Wisicnschast kaum noch begonnen zu erschließen, und von einer Durchdringung und Aus- hellung ist sie noch weit entfernt. Daß es den Menschen überhaupt jemals gelingen wird, alle Raisel der Natur zu löten, ist kaum an- zunehmen. Das darf aber selbstverständlich kein Grund dafür sein, sich dem blödesten Aberglauben zu ergeben und die Geheimnisse. welche di« Natur der Wissenschost nicht otienboren will, nun von Kartenlegerinnen, Eierschlägerinnen oder Astrologen sich enthüll m zy lassen. Der des Glaubens ist, auf solche Weise den Geheimniiieu der Natur näher zu kommen, der beweist deutlich, daß erVerachtet nur Vernunft und Wissenschaft, de» Mensche« allerhöchste Kraft-