Ar. SA» 45. Jahrgang Arettog, 20. Laavar 492S
VeuWnationale für Gtadtverordneienverfammlung zu der. Die Notlage de? Bewohner der vom Einsturz bedrohten Däuser in Charlottenburg wurde gestern in der Stadt- verordnete»Versammlung im Zusammenhang' mit mehreren hierzu gestellten Anträgen geschildert. Dah die Stadt diesen Bedräng!«» ihre Hilfe nicht versagen darf, sollte sich eigentlich von selbst verstehen. In der Begründung eines Antrages der sozialdemokratischen Fraktion warnte Genosie Dr. K a we rau vor der Z u v e r s i ch t l i ch k e i t, die der Oberbaurat Fischer als Beamter der jetzt städtischen Baupolizei gegenüber der drohenden Gefahr itnmer noch haben z�l dürfen meint. Oberbürgermeister Boß stellte fest, daß zur Zeit des Baues dieser privaten Wohnhäuser die Baupolizei noch nicht städtisch, sondern staattlch war. Zunächst werden für die obdachlos werdenden Familien schleunigst andere Wohnungen beschasft werden.— Den größten Teil der Sitzung nahm die Besprechung von allerlei Be- schwerden in Anspruch, die in Anfragen vorgebracht wurden. Die Deutschnationalen eiferten unter anderem gegen eine in Neu- kölln getroffene Anordnung, daß bei Weihnachtsfeiern in Krankensälen kein Geistlicher mitwirken soll, wenn nicht allgemeine Zustimmung vorliegt. Sie spielten sich als Freunde der„Gewissensfreiheit" auf, die nach ihrer Meinung wohl darin besteht, daß man alle Kranken nötigt, den Pastor mitanzuhören, den einzelne Kranke zu hören wünschen. Dem deutschnationalen Pfarrer Koch, der in dieser Debatte mitwirkte, gaben unsere Genoflen Riese. Heitmann und Adolf H o f f m a n n die ver- diente Antwort. Lustig ist, daß der von den Deutschnationalen jetzt so heruntergeputzte kommunistsche Stadtrat S ch m i d t t e in Neu- so heruntergeputzte kommunistische Stadtrat Schmincke in Neu- » Der für das Leben dor Bewohner bedrohliche Zustand der Häuser in der Fritschestraße in Charlottenburg gab in der gestern abgehaltenen Sitzung der Stadtverordneten mehreren Fraktionen Gelegenheit, Anträge einzubringen, die sich mit den Maßnahmen beschäftigen, die nötig sind, um einen Einsturz der Häuser Fritschestraße und eine Schädigung dor Bewohner zu verhüten. Die sozial- demokratische Fraktion hat ihre gestern abend bereits im ..Vorwärts" mitgeteilte Anfrage zurückgezogen und einen Dringlichkettsantrag eingebracht, der salzenden Wort- laut hat: Der Magistrat wird ersucht, dem Bezirk Charlotlenburg au». relcheude Mittel zur verfüguag zu stellen, uw den durch Einsturzgefahr bedrohten Bewohnern shebbelstr. IT) wirksame Hilfe leisten zu käunen. Gleichzeitig wird der Magistrat ersucht, über die Erhaltung de» gesamteu bedrohten Häuserblocks der Sladtvcrordnetenversammlvng eine Vorlage zu machen. Die Deutschnationalen und die Kommumsten haben ähnlich«.Ast. rräge eingebracht. Räch einer Begründung der Anträge durch die Stadtv. velhlefssell(Dnat.) und Repfchläger(Komm.) sprach Genosse Dr. Sawerau namens unserer Fraktion. Cr betonte, daß dle Angriffe gegen den Oberbaural Fischer, der noch vor kurzer Zeil du direktes Eingreisen der Behörden oblehnle, doch wohl ihre BerechNguug gehabt haben. Das Bezirksamt Charlottenburg hat schon seit Jahren Maßnahmen zur Sicherung der Häuser ergriffen, aber alle baulichen Hllfsversuä?« hoben nicht vermocht, den Versall der Häuser aufzuhallen. Da die Baupolizei aber eln Wohnverbol nicht erlief hältc eine vonc Le- zirksamt angeordnete Räumung der Häuser den Bewohner» schwere wirtschaftliche Schädigungen gebracht. E» war daher dringende Zeil, daß ein Räumungsbesehl erfolgte. Mit größter Beschleunigung ist für die Unterbringung der Aus- ziehenden gesorgt worden, in den nächsten Wochen werden Neubau- Mahnungen im Bezirk Charloitenburg fertig, so daß den noch nicht untergebrachten Mietern alsbald ganz neue Wohnungen zugewiesen
„Gewiffensfreiheil". Kausereinsturzgefahr in Charlottenburg. werden können. Nach einer«ingehenden Erläuterung unseres An- träges erNärte Genosse Dr. Kawerau, daß es das beste wäre. den ganzen 5)äuscrblock abzureißen und auf dem Sumpf- und Moorboden Grünflächen zu errichten, der Morast gibt doch keinen brauchbaren und sicheren Baugrund. (Eine Ansicht, die auch im„Vorwärts" stets oertreten wurde! D. Red.) Mit Befriedigung ist festgestellt worden, daß die Gaswerke die Gaszufuhr in die gefährdeten Häuser abgesperrt haben, so daß wenigstens nach menschlicher Boraussicht eine Explosionsgefahr abgewendet ist. Jedenfalls ist das mehr als merkwürdig« verhallen de» Ober. baurat» Fischer noch unter die Lupe zu aehme«: zur Beruhigung der Bevölkerung hat es jedenfalls nicht beigetragen. Oberbürgermeister Löß gab zu. daß Oberbaurat Fischer«ine unmittelbare Einsturzgefahr nicht feststellte, daß aber darüber hinaus nach einem Obergutachlen die Räumung alsbald angeordnet wurde. Wohnungen wurden sofort bereitgestellt, den Ausziehenden wurden nach Bedarf Zuschüsse gewährt. Als die Häuser voretwalöIahrengebaut wurde», war d i e B a u- Polizei staatlich und auch sonst halt- die Gemeinde Char- lottenburg keinerlei Einfluß aus die Bebauung des Sumpfgeländes. Was mit den Häusern geschehen wird,»ruß erst noch eine weitere Untersuchung ergeben.— Die Abstimmung ergab die Annahme aller Anträge. Zu der von den Sozialdemokraten und den Demo- kraten eingebrachten Anfragen wegen der uugenügeuden Beleuchtung der verkehrsschutzinseln erklärte Stadtbaurat Hahn, daß eine bessere Beleuchtung, die Unfälle nach Möglichkeit auszuschließen geeignet ist, in Ausführung befindlich oder schon durchgeführt ist.— Den Fraktionen der Rechten gab ein verbot der Teilnahme von Geistlichen au den weih' nachtsfeiern in den Neuköllner Sraukenanflaltea Veranlassung, Jeremiaden über die„Unduldsamkeit des Bezirksamts Neukölln" bzw. des Stadtrates Dr. Schminke anzustimmen. Stadtv. Pfarrer koch(Dnatl.) glaubte sogar die Bestimmungen der Verfassung für die(unerbetene) Teilnahme der Geistlichen anziehen zu können. Der Stadtmedizinalrat Prof. Dr. von Drygalsti er- klärt«, daß der Magistrat keine Veranlassung zum Einschreiten gehabt Hobe, umsoweniger, als verfassungsmäßig sestgelegt« Rechte der Staatsbürger nicht verletzt wurden. Der Kommunist Raddatz betonte, daß das Verbot durchaus gerechtfertigt sei und daß Kranken- Häuser dazu da sind, mit allen modernen Hilfsmitteln Kranke zu feilen. Stadw. Longe(Komm.) verlas eine ganze Anzahl Zu- ch r i f t e n, die, voll des unflätig st«n Inhalts, dem Stadtrat Schminke zugeschickt wurden. Nach der Behauptung des RSdners wären diese Briefe von kirchlich-nationalen Leuten geschrieben worden, die auf diese Weise jwjjen das Berbot des Stadtrates Schminke protestieren wollten. Äadto. Pfarrer koch(Dnatl.) bezeichnete die wiedexholten Verbote von Religion!- Übungen in den Krankenhäusern nunmehr als«ine„Angelegenheit. die jetzt auch die Bevölkerung und die Aerzteschast angehe."(!)(Ge- sachter links.) Er meinte, daß sich bei den nächsten Wahlen(Hört, hört! links.) entscheiden wird, ob da» Volk den Kommunisten folgen will oder für materialistische Unduldsamkeit sei! Stadtv. vaarh erklärte, daß in d�ukälln weder ein« christliche Weih- nachtsfeier noch«ine Religionsübung verboten wurde, wohl aber eme Bsrgewaltigung andersdenkender Parteien verhindert. Unserem Genossen Riefe blieb es vorbehalten, die Kochfchen Aus- führungen und Behauptungen richtigzustellen und auf ihren wahren Wert zurückzuführen. Pfarrer Koch habe bereits mit Bürgermeister Schneider-Neukölln über den Fall gesprochen und er habe sich mit den Erklärungen des Bürgermeisters zufriedengegeben und er habe auch erfahren, was Wahrheit und Dichtung dabei i st. Um so verwunderlicher sei es. daß Koch heule in der Stadlverordneleusihung diese Aagelegen- hcii wieder auswärme uud dieselben als falsch sestgestellteu Zkachrichleu nochmals in die Well setze. Das Urteil über ein solches Verhalten könne getrost allen anständig Denkenden überlassen werden. Genosse Heitmann: Die sozialdemo- kratische Fraktion sieht die Sache durch die Erklärungen des Stadt-
m 3ement„ fRomtm»on Ffvdor Gladkow. Neben der Mauer, auf der platten Fläche lag zwischen Schutt und Wasserpflanzen— die Leiche eines Säuglings. Das Köpfchen war mit einem roten Tuch umwunden, die Füßchen steckten in Strümpfchen, die Händchen war�t unsichtbar. waren sorgfältig in ein weißes Leintuch eingewickelt. Die Leiche war frisch und das milchweiße Gesichtchen war ruhig, lebendig, als schliefe es. Hier am Ufer war es still und die Wellen strömten vom Sturm getrieben ineinander. Warum wurde diese Säuglingsleiche so sorgsam zwischen die Wasserpflanzen gelegt? Woher ist dieser Säugling mit dem wächsern-zarten Gesicht? Die warme Mutterhand«st an ihm noch nicht ertastet: man sieht und fühlt sie überall: in dem Kopftuch, in den zusammengebundenen Händchen, in den win- zigen Strümpfchen, die stramm die Beinchen umhüllen. Sergeij schaute auf den Leichnam, ohne sich losreißen zu können, und es schien ihm. der Säugling wird jetzt, gleich. die Augen öffnen, wird ihn ansehen und lächeln. Woher dieses Kindchen, das— bis zum schärfsten Schmerz— wie ein Menschenopfer anmutet? Ist es von einem gescheiterten Schiff? Wurde es von einer irrsinnig gewordenen Mutter ins Meer geworfen?... Sergeij stand und konnte feine Blicke von dem Säugling nicht losreißen. Vorübergehende blieben neugierig neben ihm steben, sahen die Säuglingsleiche an und gingen rasch weiter. Sie brummten, fragten Sergeij etwas, aber er hörte nichts und wußte nicht, wer zu ihm sprach. Er stand und sah ohne Gedanken, schmerzerfüllt, taub, mit einem großen Erstaunen und Leid in den Augen die kleine Leiche an und fühste. wie ein unverständlicher, niederdrückender Schmerz abgrundtief in seinem Herzen tobte. Und er hörte seine eigenen Worte nicht, hörte nicht, wie er laut, ohne Teilnahme semes Bewußtseins zu sich selber sprach�„Nun... ja... ,Es muß so sein... das ist es eben... 4. Wellen. Auf dem aus Elsenstäben durchsichtig geflochtenen Turm standen neben Gljeb Schidkij, Badjin, dle Mitglieder der
Fabriksleitung und Ingenieur Kleist . Aber Gljeb war allein, well diese unzähligen Menschenmassen dort unten wogten und brodelten und wie Sonnenblumen glühten, dort unten, überall, soweit die Augen sehen konnten. Sie waren dort — und er hier oben. Hier, an der Spitze des Turmes, brennen in langen Streifen wie Flammmen rote Fahnen, flattern nach rechts, nach links. Und der Turm lodert in dem roten Stoff, der durch die Eifenstäbe gezogen ist. Die Fahne der Zelle weht von der Barriere, neben Gljeb und neigt sich mit den Fransen auf die anderen Fahnen, in die Menschenmassen hinein. Und von der anderen Seite, auf der Badjin lind Schidkij stehen — sind die Fahnen der Bauarbeitergewerkschast. Und unter der Barriere wogt in breiten Fluten ein blutrotes Banner, und riesengroße weiße Buchstaben lodern wie Frühlings- blumen auf ihm: Wir haben an der Front des Bürgerkrieges gesiegt, Wir werden auch an der Wirtfchastsfront siegen! Köpfe und Schultern wimmeln, wogen, lodern mit roten Tüchern auf, bralme und graue Gesichter, Hüte und Mützen, und überall, dort und dort— flattern wie rote Flügel— Plakate. Sie verdecken die Massen, und hinter ihnen weiter— wieder Massen in Bewegung und im Wogen. Ueber dem Abgrund, auf den Felsen— neue Massen und wieder Fahnen und Plakate. Sie wogen wie ein Wasserfall auf den Bergabhängen, höher, immer höher, und auch dort — Fahnen und Plakate— wie roter Mohn. Und man sieht, wie noch immer von unten aus der Schlucht unzählige Menschenmaffen heraufströmen. In der Ferne spielt Musik einen Marsch, und hier aus der Tiefe heraufdröhnender Lärm und die Dieselmotors klirren und dröhnen mit ihrem Metall. Man kann den Lärm und das Heulen der Massen nicht von dem Dröhnen der Maschinen unterscheiden. Brynsa hat recht: Maschinen und Menschen— sind eins. Die Massen können nicht schweigen. Massen leben ein anderes Leben als einzelne: sie sind m ständiger gespannter Bewegung und immer zur Explosion bereit. Der Tag war durchsichtig herbstlich, frisch und herzig. herbstlich nah schienen die Fernen, herbstlich moussierend und schimmernd die Lust. Gljeb sah auf die Berge, sah ans den Himmel: dort sang und knatterte ein unsichtbarer Aeroplan
medizinolrates als erledigt an. Im übrigen ist Stadtrat Schminke- Reukölln, der Kommunist ist, von Kommunisten und D e u t s ckno ti o n a len gemeinsam gewählt worda». Stadtv. Genosse Adolf Hoisinmm»igle an einer Kundgebung der Pfarrer der Chrtstusgemeinde. wie cen Pfaffen die Schöflein aus der Kirche fernbleiben. Die Kronken in den Krankenhäusern brauchen vor allem Ruhe! Damit war die Anfrage erledigt. Dann wurde die in der letzten Sitzung vertagte Abstimmung über die die Sxplosionskalaflrophe in der Landsberger Allee be- treffenden Anträge vorgenommen. Dabei ergab sich, daß eine ganze Anzahl von Absätzen dieser Anträge überholt war. und daß für ein« weitere Anzahl nur die Kommunisten stiimnten.— Eine weitere Anfrage der Deutschnationalen beschwert sich wieder einmal über ..Mißbrauch der Schule zu Parteizwecken". Im 2. Neuköllner Lyzeum soll«ine Feier für Rosa Luxemburg stattgesunden haben, und am schwarzen Brett sollen Anschläge des sozialistischen Schülerbundes angebracht worden sein. Skadlschulrot Rydahl erklärt«, daß«in« solche Feier nicht stattgefunden Hab« und Anschläge sofort nach Bekanntwerden entfernt worden seien. Die Begründung der Anfrage durch Sdadw. Stel- mann-Eggeberl(Dnat.), seines Zeichens Studiendirektor, sprach zu allem, nur brachte er nichts zur Begründung der Anfrag« vor. Das mußte er sich auch in treffender Weise vom Genossen Dr. kawerau sagen lassen, der im übrigen den muckerischen Standpunkt seines Borredners festnagelt« und dafür eintrat, daß die Tore der Schulen für olles Reue weil aufgemacht würden. Die Angriff« gegen dos Neuköllner Li),»um erklären sich sehr einfach mit dem Ägitalions- bedürfnis der Deutschnationalcn, die gegen die im freiheitlichen Geiste geleitet« Schul « Hetzen, um, kurz vor Beginn der Einschulung. die Bevölkerung graulich zu machen.(Bravo ! bei den Soz) Die Ranch- und Rußplage in Treptow , verursacht durch das Großkraftwerk Klingenberg in Rummelsburg war Gegenstand einer Anfrage der Wirtschaftsparte!. Sladlral Genosse Schlichting gab zu, daß eine unangenehme Ruß- bildung vorliege uud daß daran gearbeitet wird, sie zu beseitigen. Genosse Si rieder betonte, daß bereits beim Bau des Großtrafl- wertes vom Bezirksamt Treptow Bedenken geäußert wurden, und daß die Befürchtungen nun also eingetroffen seien. Abhilfe sei dringend nötig. * Der im„Vorwärts" bereits gestern inilgeieilie Antrag der sozialdemokratischen Fraktion wegen der Erhöhung de? Eisenbahn- tarife für Milchtransport« wurde, von allen Parteien unterstützt, angenommen. Unsere Fraktion brachte dann noch folgenden An- trag ein: „Der Magistrat wird ersucht, mit ollem Rachdruck bei den zu- ständigen preußischen Ministerien vorstellig zu werden, damit die gänzlich unzureichende räumliche 0rga«isotion des Rer- liuer Arbeitsgericht», die die rechtsuchenden Berliner Ein- roohnjet schwer behindert und die dort tätigen Angestellten und Beamten gesundheitlich schädigen kann, durchgreifend gebessert wird."
Die Menschenfallen in Chartotienburg. Sie werden bald geräumt sein! Der„Vorwärts" hat m semer gestrigen Morgennummer noch- mals eingehend den unhaltbaren Zustand der Wohnungen im Hause Hebbesstraße 17/18 geschildert. Dem erfreulichen Eingreifen de» Polizeipräsidenten , unsere» Genossen Zörgiebel, ist es zu danken. daß nunmehr das bedrohte Haus zunächst teilweise, hosfemlich aber ganz geräumt werden kann. Nachdem das Charlottenburger Wohnungsamt nun auch mehrere Wohnungen in Charlotieiibyrg. die durch Todesfall oder ander« Umstände frei geworden sind, ver- fügbar hat, werden im Laufe des heutigen Tages den Mietern das Hauses Hebbelstraße 17/18, die von der Räumungsanweisung des Polizeipräsidenten betroffen werden, sogenannte Vesichtigungsscheme zugestellt werden. Auf Grund dieser Scheine können die Mieter von den vorhandene» Wohnungen eine ihnen zusagende aussuchen. In erster Linie sollen bei dieser Auswohl ch ieMieter des dritten und vierten Stockwerkes in der Hebbelftraße 17/18 be- vorzugt werden, aber auch anderen Bewohnern, die den Wunsch haben, aus dem bedrohten Haufe herauszuziehen, soll nach Möglichkeit entgegengekommen werden. Bisher ist es dem Wohnungsamt Charlottenburg gelungen, sieben Wohnungen für die Mieter
mit seinem Motor, und seidene Spinngewebe schwammen in der Bläue und schimmerten wie perlmutterner Staub. Gljeb preßte bis zum Schmerz in den Händen die eiser- neu Stäbe der Barriere und konnte das erschöpfte Zittern der Beine nicht unterdrücken. Das Herz überströmte von Blut und füllte die ganze Brust, machte ihn fast atemlos. Woher diese ungeheure Menschenmasse? Zwanzigtausend sind bereits versammelt, und immer neue Kolonnen kommen. ohne Ende. Sie erstrecken sich bis zum Berg, sind auf dem Berg, teilen sich auf den braunen Abhängen zwischen Ge- sträuch und Steinen, ergießen sich in die allgemeine Masse und kriechen immer höher und höher. Man könnte mit dieser Menschenmasie den ganzen Berg bis zum Gipfel bestreuen... Dort, nicht weit, rechts hinter dem Turm, ein Regiment Rotannisten. So stand auch er einmal. Wie lange ist es denn her? Und jetzt ist er hier: ist wieder Arbeiter des Werkes, und dazu Führer seiner Werkzelle. Das Werk! Wieviel Kraft wurde da hineingelegt, wie wurde darum ge« kämpft! Do ist es. das Werk— ein Riese, schön und blen- dend. Unlängst noch war es tot, eine Ruine, ein Rattennest. Und jetzt dröhnen die Dieselmotors, klingen die Drähte, von elektrischer Kraft geladen, und die Rollen des Bremsberges und die Laufkörbc singen. Und morgen wird die gigantische Zisterne des rotierenden Ofens zum ersten Male aufheulen und sich zu drehen beginnen, und aus diesem gigantischen Schlot dort werden sich graue Wolken von Dampf und Staub herauswälzen. Ist das alles denn nicht wert, daß diese zahllosen Menschnmassen kommen, um sich zu freuen über diesen großen Sieg? Er... was ist er. Gljeb, in diesem Meere non Menschen... Kein Meer ist das. es ist ein lebendiger Berg, Steine, die durch Menschen lebendig geworden sind... Was für eine gewaltige Kraft!... Es sind dieselben, die mit Spaten und Erdhacken und Hämmern die Berge für den Bremsberg durchschnitten haben. Im Frühling war es. an einem ebenso durchsichtig-sonnigen Tage. Das erste Blut wurde damals vergossen, jetzt ist die Stadt mit Holz versorgt. und alles ist bereit, um das Werk in Gang zu setzen. Wie- viel Blut ist in dieser gewaltigen Armee der Arbeit. Dieses Blut wird für lange reichen! Der Bremsberg arbeitet. Dampfmühlen werden zu rauschen beginnen. Gibt es nicht genügend Bcrgströme, um Turbwen zu errichten? (Fortsetzung folgt.)