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Neugestaltung des Berliner Etats.

Der neue Stadthaushaltsplan ist in seinem Iufbau und in feiner organisatorischen Gliederung grundlegend gean bert. Maßgebend für diese Benderung war das Bestreben, daß der neue Haushalt allen Forderungen gerecht werden müsse, die an die Form, den Aufbau und die Uebersichtlichkeit gestellt merden fönnen. In feiner außeren Gliederung ist er jegt hen von der reinigung der Finanzdezernenten aufgestelten und vom Stödtetag empfohlenen Richtlinien angepast, soweit nicht die Besonderheit der Berliner Berhältnisse eine Abweichung erforderlich machte. Damit erfcheint beispielsweise zum ersten Male ein besonderer Haushalt für die Baunermelfung, während die Kosten für die Hod bauverwaltung bisher im Rapitel I und XI( llgemeine Bermal­tung), die zentrale Tiefbauverwaltung im Rapitel XIX( Sonstiges) enthalten war. Auch das Wohnungswesen mit den Hauszinssteuern für Wohnungsbauzwede ist neu in einem besonderen Kapitel be­handelt. Unter Beibehaltung der bisherigen parallelen Anordnung des Stoffes in den Bezirks- und Zentralhaushalten, durch die Ka­pitel I- X auf die Bezirke und Kapitel XI- XXI auf die Zentrale entfällt, meist der Haushaltsplan nunmehr folgende Gliederung auf: Rapitel I und XI Algemeine Verwaltung, Kapitel II unb XII Bolizeiverwaltung, Kapitel III und XIII Bauwesen, Kapitel IV und XIV Wohnungs- und Siedlungswesen, Kapitel V und XV Schul­mejen, Rapitel VI und XVI Kunst und Wissenschaft, Rapitel VII und XVII Bohlfahrt, Rapitel VIII und XVIII Gesundheitswesen, Rapitel IX und XIX Betriebe, Rapitel X Grundstüde, Ka­pitel XX Steuern , Rapitel XXI Finanzverwaltung.

Bon den Unterabteilungen dieser Haushaltstapttel sind gegen­über dem Vorjahre neu die Haushaltsabteilungen für die Haupt­nerwaltung, die Sonderverwaltungen der allgemeinen Verwaltung,

für Borbehalts- und Berstärkungsmittel, für die staatliche und die städtische Bolizeiverwaltung, für das Bermessungswesen, das Stadt erweiterungsamt, die Hochbauverwaltung und die städtische Oper. Der Haushalt Leibesübungen" ist von dem Haushalt Jugendwohl fahrt getrennt und der Haushalt über Aufwendungen für Bereine auf die Sachgebiete verteilt worden. Bei den Betrieben der 3entrale ist die Uebersicht vermehrt durch Trennung in ge­minnbringende Betriebe in Gesellschaftsform", ge: meinnügige Betriebe in Gesellschaftsform", sonstige Be­triebe mit faufmännischer Buchführung" und" Betriebe mit famera­listischer Buchführung".

Bücherschätze im Altpapier.

Eine Mahnung und eine Anregung.

Der aufsehenerregende Brozeß gegen einen Berliner Gefängnis­beamten, der mit der Berurteilung des Mannes endete, der wert­solle historisce Dokumente aus alten, zum Einftampfen bestimmten Zitten an fich nahm, läßt die Frage erneut auftauchen, welche Berie an Boltsgut überhaupt mit dem Einstampfen verloren gehen. Es handelt sich hierbei nicht um das zufällige Auffinden wichtiger Bopiere, mie die oben beschriebenen, auch nicht um Autobiographien, feltene Briefmarken u. a., die ja nur relativ einen Liebhaberwert haben, obwohl zugestanden sein muß, daß auch hier manche Werie, haben, obwohl zugestanden sein muß, daß auch hier manche Werie, 3. B. dichterische Nachlässe, unwiederbringlich verschwinden. So wird seit Jahrzehnten nach dem Nachlaß des anfangs vorigen Jahr hunderts lebenden Philosophen Bauer gesucht, ein Borläufer Stirners und Nizsches, der in Neukölln in großer Armut gestorben sein soll. Immer hofft man noch, daß eines Tages der Nachlaß seiner Schriften durch Zufall ans Tageslicht kommen soll, womit unbezahlbare Werte gefunden würden. Nein, das Inter­effe liegt bei ganz anderen Dingen, viel näher und wichtiger, es be­trifft das Einstampfen alter Bücher und Bibliotheken, die von Bri­vaten aus Böden und Kisten ohne Berständnis für ihren Wert den Altpapiersammlern überantwortet werden.

Manches gute Buchh fönnte vor Bernichtung bewahrt bleiben, wenn die Leute wüßten, wo fie ihre Bücher abgeben tönnten. Wir find in Deutschland arm und nach dem Kriege noch ärmer an ge= fchloffenen Bibliotheken bestimmten Fachwissens oder sonstiger Natur geworden. Die großen Bibliotheken mußten große und besonders mertvolle Teile ihres Bestandes zur Auffüllung der im Feindesland zerstörten Bibliotheten überlassen. In der Inflation ist alles, was nicht ganz niet- und nagelfest war, nach den Valutaländern ausge: wandert. Da wäre es wohl am Blaze, einen öffentlichen Hilferuf zum Schuh alter Bücher

ganz energisch zu erheben! Das Buchhandelsantiquariat ist unfähig,

Nach Erledigung der Wahlen, die u. a. als Präsidenten des D. A. C. Rehtsanwalt Dr. Arthur Brandt jahen , fprach der Schatz­trittsgeld 20 m. und der Jahresbeitrag 30 m. betragen sollen. Wirtschaftlich schwächere Mitglieder können selbstverständlich hierbei auf Entgegenkommen redmen. Nach kurzen Ausführungen Fri Kirchhofers, des neuen Sportpräsidenten, und des Schahmeisters vorgesehen sind eine Mishler über das sportliche Programm Schönheitskonkurrenz, eine Bienfahrt, Geschicklichkeitsprüfungen ujm. schloß Dr. Brandt mit einem begeistert aufgenommenen Hoh auf die deutsche Republik die Versammlung.

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Außer den bisher vorgelegten Haushaltsplänen der einzelmeister Dr. Mischler, der unter anderem befanntgab, daß das Ein­nen Bezirte wird in diesem Jahre erstmalig ein Blan gegeben, ber, fapitelweise, abteilungsweise und titelweise gegliedert, die Ein­nahmen und Ausgaben jämtlicher Bezirke, neben einandergestellt zeigt. Diese Neuerung verspreche nicht nur Derbesserte Vergleichsmöglichkeiten für die Bezirkshaushalte unter­einander, sondern dadurch entsteht ein Nachweis über die Einnahmen und Ausgaben sämtlicher Bezirke auf einem bestimmten Gebiet, so daß sich beim Studium des Haushalts die bisher notwendigen Zu jammenstellungen aus den 20 Bezirkshaushaltungen erübrigen. Für fünftige Haushaltspläne wird angestrebt, diese vergleichende 3u jammenstellung no meiter auf die fleinste Gliederungseinheit, die einzelnen Etatsposten auszudehmen, was in diesem Jahre wegen der beschränkten Zeit nicht mehr durchführbar war.

Elli Reinfeldt nicht gefunden.

Eine erfolglofe Suche bei Zigeunern.

Die große Suche nach der vermißten Elli Reinfeldt wurde dieser Tage, wie wir mitteilten, auf Veranlassung der Berliner Kriminal­polizei hei allen Zigeunertrupps im ganzen deutschen Reichs durchgeführt. In der vergangenen Nacht war nun auf Grund von Privatmeldungen das Gerücht verbreitet, daß das vermiste Mädchen in einem Zigeunerlager in Osminde bei Göbers im Bezirk Halle a. b. S. aufgefunden worden sei. Eine amtliche Mit­teilung war an die hiesige Kriminalpolizei nicht gelangt. Auf ihre Anfrage bei der zuständigen Landjägerei hat fie jest erfahren, daß in Demünde non dem zuständigen Landjäger ein Zigeunertrupp angehalten wurde, bei dem fich ein fleines Mädchen befand, das mit anderen Zigeunerfindern sich mit den Dorffindern auf der Straße aufhielt. Dieses Kind fiel durch eine etwas weißere Haut farbe auf. Es wurde aber einwandfrei festgestellt, daß es nicht

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Um Ausreden nicht verlegen.

Drei verdächtige Gestalten wurden Donnerstag abend pom Kall : buffer Tor aus auf einem Dach eines Hauses der Reichenberger Straße wahrgenommen. Das Ueberfallfommando verfolgte sie und nahm fie nach einer wilden Jagd über mehrere Däder hinweg feit. Auf dem Belizeipräsidium behaupteten bie Ertappten, ihr Dachbefuch habe einer Wette gegolten. Ein Mann babe behauptet, feine Antenne fet so festgemacht, daß feiner fie los­betomme. Um eine Wette von 10 Mart hätten sie doch den Versuch machen wollen. In Wirklichkeit hatten sie einen Einbruch in eine Leberwarenfabrik geplant. Einer der Verhafteten, ein 32 Jahre alter Emil Päfchel, hat noch zwei Jahre zu verbüßen. Er ist zu vier Jahren verurteilt. Nach Verbüßung eines halben Jahres legte er fich ins Bett wegen eines Beinleidens" und blieb

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Jahre liegen. Dann wurde er beurlaubt und war plötzlich wieder soweit, daß er fogar über die Dächer rennen konnte.

Eine Frau aus der Treskowallee in Karlshorst machte nachmittags einer Hausgenossin in der Unterwohnung einen Besuch. Blöglich hörten beide oben die Tür gehen und eilten hinauf. Bevor fie noch die Wohnung betreten fonnten, famen zwei Männer aus der Wohnung herausgestürzt, erklärten, fie hätten nur einmal austreten wollen und liefen davon. Es waren natürlich Einbrecher, die Silber- und Schmucksachen eingesteckt halten.

diese Frage restlos zu löjen, es rermittelt lieber bibliophile Berte chne Rücksicht auf ihren geistigen Gehalt, bei fleinen Objeften lohnt sich der Handel nicht. Neue wissenschaftliche Bücher find nur dem fleinsten Teil des alten bücherlaufenden Bublitums zu= gänglich. Dabei handelt es sich zum größten Teile bei den der Ber nichtung anheimfallenden Büchern um die Erzeugnisse des 19. Jahr­hunderts, die für geistige Aufbauarbeit grundlegend waren, ebenfalls fallen Dichter und Philosophen in dieses Gebiet. Man möchte darauf hinweisen, wie schwer es städtischen und Bereinsbibliotheken wird, ihre Bestände in jeziger Zeit aufzufüllen und wie besonders schwer es gerade den Arbeiterbibliotheken wird, ohne große Kosten eine gute Bibliothet einzurichten. Ein Borschlag

fall an dieser Stelle gemacht werden, dem vielleicht Anregungen aus dem Publikum folgen fönnten, wie diese Altwerte zu erfassen sind. Es könnte in jedem Unterbezirk ein bücherkundiger Ber trauensmann gewählt werden, der die Aufgabe übernimmt, wöchentlich ein oder zweimal an den wenigen Altpapier­[ ammelstellen anzufragen und der hier ohne viel zu markien die vorhandenen Bücher zu einem Gewichtspreise des Händlers über­nimmt. Dabei tönnen schon ganz wertlose Bücher ausgestoßen merden, während das Sortieren der wichtigeren dann im größeren Rahmen stattfinden würde. Manches gute Buch, das dann für den Meineren Bezirk von minderem Interesse ist, würde seinen Platz in einer städtischen oder Fachbibliothet oder im Parteiarchin finden, so daß die interessante Arbeit sich doch durch einen fleinen ziffern= mäßigen Gewinn bezahlt macht. Die Forderung geht freilich noch weiter: man sagt sich mit Recht, ebenso, wie es einen staatlichen und behördlichen Naturschuß gibt, müßte es einen behördlichen Schutz geistiger Werte geben; eine Maßnahme, die gewiß von allen geistigen Menschen lebhaft begrüßt werden würde. Denn auch ein altes Buch, das durch Einstampfen vernichtet wird, ist unerseßlich für alle, die es hätten brauchen können.

Abermals ein Hochofenunglück.

Die Arbeiter vom flüffigen Eisen überschüttet.

Hörde, 20. Januar. Gefleru nachmittag ereignete sich auf dem Phönig hörder Berein eine schwere Hochofeuerplosion. Der Ofcn 1. brach plöhlich durch, das flüssige Eisen ergoß sich über die umstehenden Arbeiter. Es entstand eine gewaltige Deto­nation. Eine Mauer wurde eingedrückt und die Ojenbühne brach zum Teil ab. Bier Arbeiter erlitten dabei teilweise schwere Ver­legungen, so daß sie dem Hüttenhofpilal zugeführt werden mußten.

50 Grad Kälte in Nordschweden.

Während in Dänemari die Temperatur auf 5 Grod unter Null gesunken ist, werden aus der Provinz Daletarlien in Schweden 35 bis 40 Grad Celsius Rätte gemeldet. Im Anger manland ist die Kälte sogar auf 50 Grab unter Null gefunten.

Der Konflift in Mitteldeutschland . Noch feine Entscheidung des Reichsarbeitsminiffers. Wie wir aus dem Reichsarbeitsministerium erfahren, hat sich der Reichsarbeitsminister im Laufe des Vormittags über die von den beantragic Berbindlichkeits­mitteldeutschen Metallindustriellen erklärung des Schiedsspruches noch nicht entschieden. Es wird jedoch erwartet, daß die Entscheidung heute noch getroffen wird.

die vermiste Elli Reinfeld, sondern ein 3igeuner Ein Starlshorster Bürger verfolgte die Flüchtlinge die Tres melles Rundgebung der allgemeinen Pofigewerkschaft.

tind ist.

Republikanischer Autoklub.

Erfte Hauptversammlung des DAC.

Die deutsche Republif, reidh an rechtsgerichteten Sportorganija tionen, arm an republikanischen Institutionen gleicher Art, hat nun den ersten republikanischen Automobilklub! Engstirnige Bolitif, die fich der Allgemeine Deutsche Automobilklub( der sich früher stolz der faiserliche nannte) glaubte noch im neunten Jahre der Republik erlauben zu dürfen, fduf mit einem Schlage eine Gegenorga nisation auf republifanisher Grundlage. Männer fanden fich zujammen und leiteten, unter Hintanfeßung persönlicher Intereffen, die Borarbeiten der Gründung des Deutschen Automobil flubs( D. 2. C.) ein.

um

Gestern abend ging mun im Festsaal des ehemaligen Herren­hauses die erste Hauptversammlung vor sich. Bald zeigte es sich, das der schwarzrotgold geschmückte Saal viel zu flein war, Und so 80g alle aujunehmen, die herbeigecilt waren. die gesamte neue Sportgemeinde zum Plenarjaal um, der ebenfalls im Nu gefüllt mar. Unter den Ehrengästen be merfte man 11. a. Polizeipräsident Genoffe 3örgiebel, Boli­zeivizepräsident Dr. Weiß, für die Stadt Berlin Stadtbaurat Adler und für den Bundesvorstand des Reichsbanners Kam. Hörfing. Rechtsanwalt Dr. Arthur Brandt gab als provi. sorischer Borsitzender den Gründungsbericht. Er danfte zunächst allen Mitarbeitern für die freudige Unterstützung: auch der repu­blikanischen Bresse müsse gedankt werden, die sich sofort in den Dienst der guten Sache gestellt habe. Ueberall aus Deutschland find Juftimmungserflärungen eingetroffen, ausländische Automo bilflubs haben Sympathiefundgebungen gesandt.

Wir wollen, so führte der Rebner weiter aus, die politische Neutralität woahren und werben die Reichsfarben als Symbol unje­rer Nation führen. Wir wollen Einhalt gebieten dem Treiben der­jenigen Deutschen , die im Auslande ihre eigenen Landesfarben bon­fottieren. Nicht Kampforganisation, sondern Sportorganisation mollen wir sein und sind bestrebt, mit allen sportlichen Organisa­tionen in Freundschaft zu leben. Nicht zu verstehen ist daher das Berhalten Ses 2. D. A. C., der sich bemüßigt fühlt, uns durch seinen Eyndifus ein Schreiben zu übersenden, worin man uns auffordert, die Bezeichnung D. A. C. abzulegeri, da sie ein Teil des Titels des A. D. A. C. bildet. Sollten wir das nicht tun, so ist der A. D.A. C. fogar bereit, ben Streit im Brozeßwege auszuflagen. Wir sehen diesem Prozeß mit Ruhe entgegen, bemerken nur noch, daß eine Berwechselung der Klubs ausgeschlossen ist: Ser A. D. 2. C. führt im Wimpel Schwarzweißrot, der D. A. C. Shwatzroigolb. Im weiteren Berlaufe feiner Ausführungen verbreitete fich Dr. Brandt über die Borteile, die die Mitglieder des D. 2. C. haben und bat dann, die norläufig entworfenen Sagungen anzunehmen. Kraftwagen, Kraftrab und Motorboot find in D. A. C. ohne be­fondere Abteilungen vereinigt.

entlang, und einer, ein wohnungsloser Heinrich Reg, tonnie jest: genommen werden. Zufällig hatte gerade er die ganze Beute bei fich. Der Entkommene ist noch nicht ermittelt.

Rundgebung der republikanischen Hausbesitzer.

In einer vor geladenen Interessenien abgehaltenen erbe verfammlung der Freien Haus- und Grund­befizer sprach der Regierungspräsident Lüdemann, M. d. 2., Der über mittelstand und Mittelstandspolitif". Redner behandelte den Begriff Mittelstand" und kam zu dem Er­gebnis, daß der Mittelstand ein undefinierbarer Begriff ist, von dem man jagen tann: mas man nicht definieren kann, spricht man als Mittelstand an. Ursprünglich waren Rechtsanwälte, Aerzte, Pfarrer und Lehrer der sogenannte Mittelstand. Kluge Politifer rechneten dann die Beamten hinzu, wobei strittig blieb, ob auch die höheren" Beamten noch zum Mittelstand zu zählen find. Noch flügere Boli fifer machten dann den Angestellten zum Privatbeamtent". Auch die Gegensätze zwischen städtischen und bäuerlichen Mittelständlern find so verschieden, daß der Begriff Mittelstand" eindeutig nicht Niemand wird behaupten, daß der Land gefaßt werden kann. bund" die Interessen der kleineren und mittleren Bauern vertritt. Ein Konglomerat von allen möglichen Interessen ist hier zusammen­gefaßt, und so darf man von der Wirtschaftspartei" sagen, daß fiz der Kommunist der Bourgeoisie" ist. Ihr Programm ist ein Negu fipum, das im demokratischen Parlamentarismus feine Existenz­berechtigung hat. Nur der republikanische Hausbefizer fann eine ein deutige Politit treiben, weil seine Funktion eine dem Staats- und Augemeinwohl dienende sein soll und er demzufolge ein Recht auf Entgelt für feine Tätigkeit im Rahmen erschwingbarer Er­trägnisse beligt. Die Republik läßt feinen Hausbefizer verhungern; die Borzugsstellung aber, die die Rechtsparteten für die Hausbefizer beanspruchen, fann ein demokratisch- sozialer Staat nicht zugestehen. Dem Vortrag folgte eine anregende Diskussion, an der sich u. a. Professor Doegen, Stadtrat Pfeiffer und Fabrikant Keil be­teiligten und wertvolle Anregungen für den weiteren Ausbau der Bereinigung gaben.

In der angenommenen Entschließung wird den, repu= bilkanischen Parteien der Dant ausgesprochen für den Kampf um ein soziales Miet- und Wohnrecht. Bei der kommenden Wahl. werden für die freien Hausbesitzer nur solche Kandidaten und Parteien in Frage kommen, die eine die Republik sichernde Bolitik unter Berücksichtigung der Lage aller schaffenden Volkskreise ge= währleisten.

Die Wohnungen mit mehr als fünf Wohnräumen.

Der Beschluß des Wohnungsausschusses des Reichstags über Hufhebung der Borschriften des Reichsmietengefehes für Wohnungen mit mehr als fünf Wohnräumen ist teilweise mißverstan ben worden. Reichsmietengesetz und Mieterschuhgefeh bleiben nach iole vor für die bereits vermietefen Wohnungen blejer Art in Gel­fung, der Bermieter ist also nicht berechtigt, eine Er höhung der Miete zu fordern oder zu fündigen. Nur falls nach dem 1. April 1928 eine Wohnung mit mehr als fünf Wohnräumen freigemorden ist und neu vermietet wird, soll der neue Mieter an die von ihm vereinbarte Miete gebunden sein.

Gegen reaktionäre Besoldungs- und Lohnpolitif.

am

Die bei der Deutschen Reichspoit und in den Reichs- und Staats­betrieben beschäftigten Gehalts- und Lohnempfänger waren Dienstag abend in sehr großer Bahl zu einer Kundgebung im Gewerkschaftshaus erschienen, die von der 211gemeinen Deut schen Boftgewertschaft, Mitgliedschaft im Deut ichen Berfehrsbund, einberufen war. Die Beranstaltung wurde umrahmt von Gefangenorträgen der Arbeiterfänger.

Reichstagsabgeordneter Genofle Bender behandelte ausführ lich zuerst das neue Besoldungsgejeg und ging dann auf bas Berhalten der Regierung und der Bürgerblodparteien bezüglich der Erhöhung der Löhne für die Reichsarbeiter ein. Seine Ausführungen murden mit lebhaftem Beifall entgegengenommen, befonders, als er betonte, daß zwar das Besoldungsgefeß mit Hilfe der reaktionären Parteien des Reichstags die jezige Gestalt erhalten habe, daß nunmehr aber erst recht der Kampf um eine Ber­befferung und Beseitigung der Mängel biefes Gefches aufgenommen werden müsse. Für die erfolgreiche Durchführung des bevorstehenden Kampfes um eine mefentliche Erhöhung der Löhne der Arbeiter der Deutschen Reichspost und der Reims = arbeiter sei es vor allen Dingen notwendig, die Stoßtraft der Organisation durch Werbung neuer Mitglieder zu stärfen. Der Gefretär der Internationale ter Post, Telegraphen- und Telephonbetriebe, Genoise D. Mayer Wien , der gleichzeitig auch Gefretär der Oesterreichischen Postgewerkschaft ist und gegenwärtig an der Tagung des Internationalen Gewerkschafts bundes teilnimmt, begrüßte die Anwesenden im Namen der öster reichischen Bostler und brachte zum Ausdruck, daß er sich besonders freue, feststellen zu können, daß die gleichen Wege und Zieke für beide Organisationen gelten. Die internationalen Beziehungen der Arbeitnehmer müßten troy oller Tagesforgen unausgesetzt gee pflegt werden. Der schnlichte Wunsch der österreimischen Kollegen sei, so schnell wie möglich mit den deutschent Stammesbrüdern vereinigt zu werden. Es sei unver ständlich, daß den Deutschösterreichern nicht das gleiche Recht der Selbstbestimmung eingeräumt werde, wie den tschechoslowa­fischen Völkern, Rumänen u. a. Seine Worte flangen aus in einem Hoch auf die Internationale, in das die Anwesenden begeistert ein­stimmten.

Die Kundgebung war ein voller Erfolg für die frei­gewerkschaftliche Bewegung und zugleich ein Warnungssignal für die, die den Gehalts- und Lohnempfängern ihre berechtigten Forderungen nicht erfüllt haben und auch weiter nicht erfüllen wollen.

Einliebenswürdiger" Meister, Kasernenhofton im Fabriffaal.

In der Abteilung Rohrzieherei der Metallwarenfabrik G. Gollasch u. Co., Neukölln, Kaiser- Friedrich- Str. 227/228, war bis zum Tode des Meisters Fritsche noch ein erträgliches Arbeiten. Dieser Meister hatte nicht nur gute Fachkenntniffe, sondern auch ein Berständis dafür, daß Arbeite mur mit persönlicher Hingabe ihres ganzen Könnens ihren Beruf ausüben, wenn sie auch menshenwürdig behandelt werden. In dieser Auffassung stimmte er auch überein mit dem Inhaber der Firma, Herrn