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Forderungen der Landwirtschaft.

Aussprache im Haushaltsausschuß.

Im weiteren Berlauf der allgemeinen Aussprache über den| trieben, denn wenn man auf dieser Grundlage weiter rechnen würde, Haushalt des Reichsminifteriums für Ernährung und Landwirtschaft, müßte die Verschuldung der landwirtschaftlichen Betriebe zurzeit fich die in der Montagssigung des Haushaltsausschusses erfolgte, fragte auf 30 Milliarden Mart belaufen. Vom Reichslandbund und den Genoffe Schmidt- Köpenid, weshalb der Finanzminister nicht Interessenten werden eben immer nur die schlechtesten Betriebe ge= anwesend fei. Seine Anwesenheit sei in der letzten Sigung von den schildert. Deutschnationalen verlangt worden und diesem Verlangen schließe sich die fozialdemokratische Fraktion an, denn es sollen wieder einmal hunderte von Millionen in die landwirtschaftlichen Be­triebe hineingepumpt werden, die dann so gut wie sicher verloren feien. Diese Abficht habe eine überaus große finanzpolitische Be­deutung, da die benötigten Summen im wesentlichen wieder aus den Einnahmen aus der Lohnsteuer genommen werden.

lichtartig erhellt durch die Behandlung des sogenannten Beirats für das Luftfahrtwesen". Dieser Beirat aus Fachleuten zusammengefeßt, der nach dem Luftverkehrs­gesetz bei den wichtigen Fachfragen beratend hinzugezogen merden soll, ist im Jahre 1927 fage und schreibe ein einziges Mal auf zwei Stunden einberufen worden! Selbst die dabei einstimmig gefaßten Beschlüsse und Anregungen sind teil­meife überhaupt nicht beachtet worden, wie 3. B. die An­regung, ein Breisausschreiben zur Nebelbefämpfung zu er­lufsen wahrscheinlich weil es verfehrstechnisch von hervor ragender Bedeutung wäre! Die hochtönenden Begrüßungs­worte des Herrn Berfehrsministers Koch, welche dem Wunsche nach enger Zusammenarbeit mit dem Beirat Ausdrud gaben, haben sich in der Folge als leere Phrasen erwiesen! Es werden nicht nur die eigentlich produttiven Fachkreise beiseite geschoben, sondern auch die bestehenden Reichsgefege fabotiert. Es ist höchste Beit, daß hier Wandel geschaffen wird. Es ist zu fordern, daß eine detaillierte Rechnungs­legung über die Berteilung der bisherigen Subventionen erfolgt. Hierbei wird von hohem Interesse sein, festzustellen, in welchem Verhältnis der Leistungseffett der subventionierten Firmen zur er­haltenen Subventionssumme steht und welche Firmen über­haupt ohne Subventionen lebensfähig sind. Man fönnte hierbei manche Ueberraschung erleben. Für die Zukunft ist ein genauer Berteilungsplan zu verlangen, nach welchem für ganz bestimmte Bauleistungen und Fortschritte bestimmte Subventionen bezahlt werden und zwar ohne Rücksicht darauf, ob das Gesicht des Produzenten dem zu ständigen Herrn Ministerialrat gefällt oder nicht. Freilich wäre dringend zu wünschen, daß die Ausarbeitung der Leistungsforderungen und Formeln nicht denselben Herren überantwortet wird, welche die flugtechnische Berantwortung für die recht blamablen Wettbewerbsausschreibungen des die KPD . den wirklichen Kommunismus in den Augen aller ehr Jahres 1927 tragen! Die Funktionen des Quftlichen Arbeiter diskreditiert." beirats find zu erweitern und eine paritätisch zu­fammengesetzte Kommiffion für Subventions fragen zur ständigen Mitarbeit heranzuziehen.

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Nur wenn in dieser oder ähnlicher Weise eine Bürgschaft für eine Aenderung der bisherigen Braris und für eine un­parteiische, gerechte Geldverteilung gegeben ist, kann man ben Subventionsforderungen zustimmen. Dem jetzigen System aber darf in der geforderten verschleierten Form im Intereffe einer Gesundung der deutschen Luftfahrt fein Bfennig bewilligt werden. Man wird auch sehr genau darauf acht zu geben haben, inwieweit der Einfluß gewisser Offiziere dazu führt, Mittel für Zwede abzuzweigen, die zwar das Gegenteil von Berkehrsförderung sind, sich dafür aber aufs cortrefflichste dazu eignen, die offizielle Regie­rungspolitik des Herrn Stresemann zu desavouiren. Der Reichstag halte die Augen offen; dann auch hier scheint die vom Ministerium so wenig geförderte ,, Nebelbekämpfung" im öffentlichen Intereffe zu liegen!

Genosse Schmidt regte weiter an, daß vom landwirtschaftlichen Unterausschuß das dort vorhandene Material über Art und Umfang der Verschuldung der Landwirtschaft beschleunigt vorgelegt werde. Aus diesem Material werde hervorgehen,

daß man von einer Verschuldung aller landwirtschaftlichen Be­friebe nicht sprechen könne ,,

fondern, daß nur ein bestimmter Teil von Betrieben, die sich mit Krediten übernommen haben in einer Notlage sich befinden. Aus Betriebsergebnissen, geliefert von den Buchstellen des Reichslandbundes gehe hervor, daß in bestimmten Betrieben eine hohe Verschuldung vorhanden sei, feineswegs aber in allen Be­

Die Rote Fahne" bezeichnet Maslow als Polizei­spikel, seine Rolle werden offenbar werden, wenn die sieg reiche fommunistische Revolution die Polizeiarchive öffnen werde. Maslow antwortet darauf mit der Androhung schlagender Gegenbeweise:

,, Nun habe ich nicht so viel Zeit und nicht so viel Geduld, bis zu diesem Zeitpunft zu warten. Erstens, weil diese Führung" der KPD. nie die Macht erobern wird, zweitens, weil ich keine Lust habe, mich von jedem Schmod, der noch vor wenigen Jahren ekelhafte Lobeshymnen auf mich schrieb, mich anpiffen zu laffen.

Die Gesellschaft in der Redaktion der Roten Fahne weiß, daß es mir nicht einfallen wird, meine revolutionäre Ehre durch das bürgerliche Gericht schüßen zu lassen. Da mit dieser Gesellschaft andererseits auf die unter ehrlichen Revolutionären übliche Art über derlei Angelegenheiten nicht zu verhandeln ist denn fie sind/ bewußte und gemeine Berleumder so er­tläre ich:

ich werde jeden Redakteur der Roten Fahne" wo und wann ich ihn treffe und unbeschadet der für ihn entstehenden Folgen, förperlich züchtigen, damit er wenigftens für seine Berleumdungen

Die Einheitsfront marschiert! Kommunisten gegen den Sowjetstern.- Maslow mit der einen Cohn bekommt, an den er denken wird. A. Maslow." Hundepeitsche gegen Rote- Fahne- Redakteure. Die Einheitsfront der Kommunisten untereinander nimmt flagende Formen an. Der Suhler Boltswille veröffentlicht folgenden Proteſt:

,, Aus Göttingen erhalten wir folgende Erklärung: Die linten Kommunisten Göttingens aller Richtungeu haben erfahren, daß drei KPD. - Funktionäre in Hannover den Genoffen Iman Rolin Ende Dezember in einem bürgerlichen Lofal tätlich an­gegriffen und ihm seinen Sowjetstern geraubt haben.

Die linten Kommunisten Göttingens protestieren aufs schärffte gegen diese Anwendung von Mitteln des Terrors im Kampf gegen die linke proletarische Bewegung. Sie wenden sich mit Abscheu von diesen Methoden der Faschisten ab, durch deren Anwendung

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Die Redakteure der Roten Fahne" werden nun wohl den Schuh der preußischen Bolizei suchen oder einen Preis­borer in die Redaktion aufnehmen. Es lebe die Einheitsfront!

Eine Hugenberg- Ente.

In Delitzsch erscheint ein Blatt mit dem Namen ,, Allgemeine Zeitung ". Dieses Blatt scheint seine Selbständigkeit zum großen Mißvergnügen des Zeitungstönigs Hugenberg behaupten zu wollen. Deshalb hat am Sonntag der 2otal Anzeiger" die aufregende Mär verbreitet, daß dem Delißscher Blatt 200 000 m. preußische Mär verbreitet, daß dem Delitzscher Blatt 200 000 m. preußische Staats- oder Reichsgelder zugewendet worden seien.

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Dieses Material werde dann von der Regierung als Beispiel angeführt und verallgemeinert. Dagegen müsse sich die Sozialdemokratie mit aller Entschiedenheit wenden. Auch die Berech nungen über die Reinerträge werden in tendenziöfer Weise entstellt und verallgemeinert. Die vom preußischen Staat bewirtschafteten Betriebe hätten ein besseres Ergebnis als die Privatbetriebe. Genosse Schmidt machte den Minister und den Bürgerblod mit ihren über­triebenen Elendsschilderungen auch dafür verantwortlich, daß die Lage der Landarbeiter immer mehr verschlechtert werde. Fast alle Schlichtungsstellen könnten sich bei Lohnforderungen immer auf diese amtlichen Schilderungen der Kot der Landwirt­schaft berufen, um damit in bequemer Weise Lohnforderungen abzulehnen.

Dafür trage Reichsminister Schiele und die deutschnationale Fraktion die volle Verantwortung.

In der weiteren Aussprache, die voraussichtlich erst am Mittwoch erfolgen würde, werden noch die Genossen Schmidt- Berlin, Dr. Hilferding und die Genoffin Wurm das Wort ergreifen.

Sowohl die preußische Staatsregierung wie die Reichskanzlei und das Auswärtige Amt erflären diese Behauptung, die übrigens aud) in der Täglichen Rundschau" gestanden hat, als unwahr und grundlos.

Schreck- Prozeß ohne Zeugen.

Ein Zwischenfall im Dofumentenfälscherprozeß.

Leipzig , 23. Januar. Als heute morgen die Beweisaufnahme im Dokumentenfälscher. prozeß Schred und Genossen fortgeführt werden sollte, stellte sich heraus, daß nicht ein einziger von den zwölffür heute geladenen Berliner Zeugen zur Stelle war, so daß das Gericht beschloß, zunächst in die Beweiserhebung über die der Anklage zu= grundeliegenden gefälschten Urkunden einzutreten. Zunächst kam die angebliche Denkschrift des Majors Bod v. Wülfingen( Folge 12 der Probleme der Landesverteidigung) zur Erörterung, von der bisher feine Lichtbilder aufgetaucht sind. Auf Befragen des Borsitzenden gab Schreck noch einmal zu, daß nicht der große Unbekannte Klier diese Dentschrift verfaßt hätte, wie er dies zuerst behauptet hatte, sondern daß er selbst sie aus Zeitungen, Broschüren und militärtsen Büchern im Herbst 1924 zusammengestellt habe. In der Dent­schrift Die Neuorganisation der Deutschen Wehrmacht" wurde dann unter Hinweis auf die völlige Entwaffnung Deutschlands , auf die antinationale pazifistische Tätigkeit gewisser Barteien und auf das Beitrüsten der übrigen Länder betont,

daß die nationalen Militärperbände die einzige Hoffnung der militärischen Zukunft Deutschlands seien. In Tabellen, die als Anhang beigefügt sind, wird auseinandergesezt, mie die Offiziere und Mannschaften" der Bünde , vom Stahlhelm bis zur Organisation Consul im Mobilmachungsfalle in die Reichswehr eingegliedert werden müssen. Insgesamt ließen sich aus den Verbänden 2 792 750 Mann aufbieten, zu denen dann noch 100 000 Mann an Reichswehr und 130 000 Mann an Schupo im Ernstfalle fämen. Auf die Frage des Vorsitzenden, woher er diese Ziffern erhalten habe, erklärte Schred, er habe sie aus einer Hamburger Zeitung entnommen und habe die Gesamtziffern nach Gutdünken auf die einzelnen Berbände

in den Tabellen verteilt.

bibliothek in eine Präsenz bibliothe?, freilich in eine zeit- schüsse Neubauten von bewohnbaren Ateliers zu solchen Mietpreisen gemäße und

Die Königliche Bibliothek" med muſtergiltige. Dann muß allerdings ein neuer Geift ermöglichen, die die Künſtler in ihrer gegenwärtigen wirtschaftlichen

Aus einem rüdftändigen Staatsinstitut. Ber furzem war von den miserablen Telephonverhält nissen in der Breußischen Staatsbibliothet die Rede: daß es in diesem Riefeninstitut einen einzigen Fernsprecher zur öffent­lichen Benüßung gibt, der täglich von einem halben Duzend ver­zweifelter, zum mindesten start nervöser Menschen belagert wird. Aber diese Telephonanlage ist nur ein Symptom für die Berfaffung, in der sich das ganze Institut befindet.

Diese Bibliothek, eine der größten und angesehenften der Welt, ist von einer si anbalösen Rückständigkeit. Das Danaer geschen? aus wilhelminischen Zeiten, den Neubau des Hofrats Ihne , mußte man übernehmen; das war schon bitter genug. Der Hauptlese­faal ist eine idiotische Kopie des Lesesaals im Britischen Museum in London . Dort hat man vor mehr als einem halben Jahrhundert die Tische konzentrisch angeordnet, um von der Mitte aus die Bücher, die bestellt werden, rasch an die Bläge der Leser bringen zu können. In Berlin hat man den Mittelfreis, fein Mensch weiß warum, leer gelaffen. Die Leser figen andächtig um ein Loch herum. Die Bücher­ausgabe erfolgt an einer Seite des kreisrunden Saales, an einer Stelle, zu der man sich, je nach seinem Plah, auf weiten Umwegen hinbegeben muß. Diese Einrichtung ist ebenso häßlich wie sie un­praktisch ist.

Mag sein, daß es so für die Beamten bequemer ist. In Kulturländern denkt man in erster Linie an die Bequemlichkeit des Publikums, in Deutschland ist das Bublikum für die Beamten da, auf dar Post nicht nur, sondern auch auf der Bibliothel. Der Leser be­tommt die bestellten Bücher nicht etwa an seinen Blak gebracht, o nein, er hat fie fich felber abzuholen.

Es ist alles so zurüdgegangen in dieser Staatsbibliothet. Früher bekam man ein Buch nach zwei bis drei Stunden, heute muß man einen ganzen Tag verstreichen lassen. Es gibt Leute aus der Provinz, die sich diese Zeitverschwendung nicht leisten fönnen; es gibt aber auch genug Berliner , die einmal geschwind etwas nach chlagen möchten und daren durch diesen Zeitlupenbetrieb gehindert werden.( In London , aber auch auf der Berliner Kunst jewerbebibliothet, hat man ein Buch in längstens einer Biertelstunde.) Auf den einzelnen Blägen gibt es feine Schreibgelegenheit mehr: feit der Inflation hat man bie Federhalter entfernt und liefert nur noch die Tinte. Die Feder kann sich jeder gefälligst selbst mit­bringen. Man wird sich mit Sparmaßnahmen" und" Personal­abbau" herauszureden suchen, aber das verfängt nicht. Es gibt ein oanz einfaches Mittel, um eine Menge Beamten zu entlasten: man braucht bloß das veraltete System der Entleihung nad) Hause, das meder die Barijer Bibliotheque Nationale fennt noch das British Museum , abzuschaffen, durch das die Bücher am schnellsten und fichersten ruiniert werden. Man verwandle die Berliner Staats­

in ihre Räume einziehen.

Den Geist, der bisher hier herrschte, fennzeichnet am besten die Benugungsordnung aus dem Jahre 1909, die noch immer, ohne daß auch nur ein Buchstabe geändert worden wäre, im Lesesaal aufliegt. Es heißt darin:

Jeder Besucher hat sich den angeordneten Kontrollmaß­nahmen zu unterwerfen. Bestellzettel. Die Aufschrift hat. zu lauten: An die Königliche Bibliothek Berlin N., Dorotheenstraße 97."

wahr? In diesem Kulturinstitut, hat man sich zu unterwerfen" und So stehts da und fein Haar anders. Ein bißchen happig, nicht man hat zu adressieren: An die Königliche Bibliothek". Ein ver­trautes Tönchen, das freilich echt königlich preußisch ist und ebensowenig in die Judenrepublit" paßt wie ein Teil der Be­amtenschaft, die hier die Fuchtel schwingt. Dr. Hermann Hieber.

Reichsverband bildender Künstler. Seine wirtschaftlichen und fulturellen Ziele. Der bisherige Reichswirtschaftsverband bildender Künstler, der auf seiner jüngsten Mitgliederversammlung den allgemeineren Namen Reisverband bildender Künstler Deutsch lands" angenommen hat, bezwedt die einheitliche Vertretung der deutschen Künstler in ihren standesmäßigen und beruflichen Inter­essen. Er umfaßt siebzehn Gauverbände und zählt 8700 Mitglieder. Die ersten Namen der deutschen Künstlerschaft haben ihn als Be­rufsvertretung anerkannt.

Zu den Zielen des Reichsverbandes gehört die Arbeits: beschaffung für Künstler. Er will im Reich und in den Staaten dahin wirken, daß in allen öffentlichen Gebäuden, Kirchen, Riantenhäusern, Schulen usw. alle Gelegenheiten ausgenutzt werden, wo Arbeiten fünstlerischer Art in Frage kommen. Weiter soll er­reicht werden, daß bei allen neu zu errichtenden Staats- und Kom­munalbauten neben den handwerklichen Ausführungen von vorn­herein auch die künstlerische Ausführung in den Boranschlag hinein gebracht wird. Die Not der deutschen Künstlerschaft fann wesentlich behoben werden, wenn den Künstlern solche Arbeiten direkt über tragen werden. Da fich gezeigt hat, daß der Kunstunterricht in fünstlerischer wie in technischer Beziehung auf unseren heutigen Afademien nicht den Notwendigkeiten entspricht, die fich vielen aus­übenden Künstlern in der späteren Berufspragis darstellen, wird der Reichsverband eine Kommiffion von Sachverständigen wählen, die in jenen Fragen Einfluß auf die Unterrichtsministerien zu gewinnen fuchen, zwed's Revision der bestehenden Berhältnisse. Ferner tritt der Reichsverband dafür ein, daß die Ateliers der Künstler nicht aus der Zwangswirtschaft herausgenommen werden. Wenn wider Erwarten die Erhaltung gefehlichen Schuges für die Ateliers ausgeschlossen wird, dann will er die Regierung ersuchen, durch Zu­

Lage tragen fönnen.

Märchenspiel im Theater des Westens . In einer Matinee wurde im Theater des Westens ein Wert von Gustav Richter und Erich Kühn Das tlagende Lied" aufgeführt. Die Berfasser nennen es ein romantisches Drama" Der eigentliche dramatische Aufbau fehlt aber. Es gibt feine Entwicklungen in dem Wert, es gibt nur fertige Tatsachen. Die Personen sind nicht menja­lich gezeichnet und motiviert, sondern jede ist nur Träger einer Eigenschaft: gut, böse, gerecht, treu. Man könnte das Wert ein Gustav Richter hat mit gutem Berständnis für den Dolfs= Märchenspiel" nennen oder ein tragisches Singspiel". Denn die Mufit ist eigentlich das wesentlichste an ihm. Der Komponist Handlung steht das llagende Lied", das die Knochenflöte singt von tümlichen Sagenstoff die Melodien geschaffen. Im Mittelpunkt der der Königstochter, die von ihrem neidischen Bruder im Walde er­schlagen und verscharrt wurde. Die schlichte Form des mittelalterlichen Volksliebes ist hier außerordentlich glüdlich getroffen. Auch gut ge­baute Chorsätze vermag Gustav Richter zu schreiben. Das Lied von der alten Linde" gibt den Beweis dafür. Für die weibliche Hauptrolle hatte man Elsa Schumann gewonnen, die stimmlich fich fehr für diesen volksliedhaften Gesang eignete. Die Aufführung war dem Werte angemessen und recht nett bis auf den gänzlich bühnenungeeigneten Joachim von Dstau, der ein fürchter­liches Gezappel vollführte und herzzerreißende Schmieren- Kreischtöne ausstieß. Das flagende Lied", das sich auf der großen Bühne sicher nicht halten fann, wird bei Schüler und Schulaufführungen wahr. scheinlich noch manche Freude bereiten.

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Zes.

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Uraufführung im Deutschen Nationaltheater in Weimar . Die Uraufführung der neuen Dichtung von Lilien fein Theater" errang einen sehr starten Beifallserfolg. Es ist die Geschichte der Entwicklung einer Schauspielerin, die etwas fonstruiert den Sak beweist, daß erst durch größtes persönliches Erleben in Liebe und Schmerz gegangen sein muß, wer zur Höhe des Künstlertums aufsteigen soll. Der Erfolg war vor allem der feinen dichterischen fprachlichen Gestaltung und der geschickten Charakterzeichnung ber handelnden Berfonen zuzuschreiben. Im Rahmen des Rammeripiels wird die Wirkung auch anderwärts eine sympathische fein. H. 2.

für geistige Zusammenarbeit hat den Beschluß gefaßt, einen inter­Ein internationaler Boltskunstfongreß. Die Bölferbundsfommission nationalen Kongreß für Bolfskunft zu veranstalten, der im Mai in Brag tagen wird. Das Gebiet der Tagung umfaßt alle Themen plastischer, dekorativer und handwerklicher Kunst, foweit fie voits­tümlicher Herkunft find, wie auch Musif, Spiel, Lanz, Lied. Prof. Dupierreur, der Leiter der Abteilung für fünstlerische Be­ziehungen bei dem Internationalen Institut für geistige Zusammen­arbeit in Paris , wurde mit der Führung des Hauptsekretariats des Kongresjes beauftragt. Für die Beteiligung der verschiedenen Staaten find nationale Ausschüsse gebildet worden. Die vorbereitenden Ar­beiten für die deutsche Kommission hat das Völkerbunds­institut an Dr. Konrad Hahm in Berlin übertragen, der auch die Vorbereitung der vom Reichstunstwart Dr. Redslob ge­planten Deutschen Volkstunftausstellung Dresden 1929 Leibet.