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Die Landbundhetze.

Kundgebung des Brandenburgischen Landbundes .

Die Bertretertagung des Brandenburgischen Land­ bundes , die gestern stattfand, nahm eine der von der Land­bundleitung vorbereiteten Entschließungen an, die die be­fannten Forderungen der Großlandwirtschaft enthält. Bemerkenswert ist der Schlußsaz der Rundgebung: Bon unserer Spikenorganisation, dem Reichsland bimb, aber verlangen wir, daß er den Regierungsstellen gegenüber endere Worte findet als bisher. Die zaghafte Sprache des Reichslandbundes ist nicht die Sprache des Bauern."

Diese Aufmunterung ist eine schlecht verhüllte Drohung; diese Drohungen, die sich neuerdings häufen, wirfen um fo eigenartiger, als der Landbund bemüht ist, die Spuren feiner eigenen Zaten zu verwischen. Durch die Herren von Reudell und Schiele ist der Landbund in der Reichsregierung offiziell vertreten. Die Organisation der Großlandwirtschaft zeichnet also voll mit verantwortlich für die verfehlte Agrarpolitif, die von der Reichsregierung getrieben wurde. Wenn der Landbund jetzt eine schärfere Sprache verlangt, so muß fie fich in erster Linie gegen die deutschnationalen minister richten. Vielleicht hat er recht, wenn er sagt, die Sprache des Reichslandbundes sei nicht die Sprache der Bauern. Das aber trifft deshalb zu, weil sich die Sprache der Bauern in immer deutlicherer Weife gegen die Führer der Großlandwirt schaft und gegen den Landbund selbst richtet. Das wird durch noch so bombastische Entschließungen sich nicht ändern laffen.

Auch das Zentrum rückt ab.

Nachdem gestern bereits die volksparteiliche Tägliche Rund­f cha u" eine Warnung an den Landbund wegen seiner überspannten Forderungen gerichtet hat, schlägt jetzt das 3 entrum in die gleiche Kerbe. Von der deutschnationalen Pressestelle mar nämlich die Mel­dung verbreitet worden, der Reichsfinanzminister habe sich dem Standpunkt des Landbundminifters Schiele voll angeschloffen. Man hatte diese Aeußerung nur so verstehen können, daß jetzt das Zen­trum auch die 30llpolitik der Deutschnationalen mitmachen will.

Demgegenüber bezeichnet heute die ,, Germania " die Mitteilung der deutschnationalen Preffeftelle über die angebliche Zustimmung Köfters zur Zollpolitik des Landbundes als aus der Luft gegriffen", womit sich auch die Schlußfolgerungen erledigen. In der Rechtskoalition scheint also auch hier einiges nicht zu

stimmen.

Agrarieraufmarsch in Oldenburg .

Im Zeichen der völkischen Agitation!

Oldenburg , 26. Januar( Eigenbericht). Das Oldenburger Landvolk und die Dldenburger Handwerker find heute zu einer großen Nottundgebung auf dem Olden­ burger Pferdemarft aufgerufen. Landbund und Handwerkerorgani fationen haben einen Massenbesuch vorbereitet. Bis 11 Uhr vor. mittags liefen auf dem Oldenburger Hauptbahnhof aus allen Landes teilen gehn Ertrag gemit etwa 12 000 Perfonen eine regulären Züge find überfüllt, zu Fuß, per Wagen und Auto strömen weitere Taufende in die Stadt. Ein großes Bolizelaufgebot regelt den Verkehr am Hauptbahnhof, wo Dußenbe von Bettelverteilern init Etproblättern über die Ankommenden berfallen. Bezeichnender meile stammen die meisten Flugblätter von Adolf Hitlers Natio nalsozialisten. Sie fündigen am Bahnhof den Bauern für Nachmittag zwei Hafentreuglerversammlungen an, in denen die völkischen Reichstagsabgeordneten Rube und Federer sprechen werden. Die reaktionäre Aufmachung der Protesttund gebung ist unverkennbar. Man hat den Eindrud, daß die meisten

Konzert Rundschau.

Bon Kjaus Pringsheim.

Es gibt Liederabende", deren Zwed besteht darin, daß ein beliebter, meist von der Bühne her beliebter Sänger Gelegen heit findet, fid) und das heißt oft nur, seine beliebte Stimme ein bis zwei Stunden lang hören zu lassen. An sich fein verwerf­licher, man auch gewiß nicht der höchste Zweck, dem ein Stonzert als künstlerische Veranstaltung dienen fann. Bei dem, laut Bro­gramm, weltberühmten" Negertenor Roland Hayes bedingt den besonderen Reiz, den er auf das Publikum fibt, nicht nur der Charme der milden Tenorstimme, die es zu hören bekommt, fon­dern, in ungewohnter Berbindung mit solcher Stimme, die Haupt­farbe ihres Inhabers. Nicht eigentlich seine Raffe"; denn die scheint nefänftigt, zivilisiert, internationalisiert. Ein europäisch ge­ichliffener Konzertfänger von Kultur und Geschmad. Erstaunlich aber diese Anpassung an den Stil, diese Einfühlung in die Welt des Schubert- Liebes. Man spürt die fast scheue Ehrfurcht, mit der der schwarze Mann aus Chattanooga und wie er, sein Be­gleiter: Bercy Parhant dem gepriesenen Bunder der deutschen Mufit naht. Etwas Rührend- 3artes ift in seinem Wesen, in seinem Auftreten, etwas, das dem deutschen Konzertpodium ungewohnt ist. Dieser Künstler verdient nicht, verdient auch um solcher Fremdartig feit willen nicht, mit grobem Sensationsinteresse begafft und be horcht zu werden. Die Seele des Bolts, aus dem er zu uns fommt, flingt rein und überzeugend in den Liedern wieder, die er, und mie er sie singt, den Hochmut der weißen Rajse sanft beschämend. Najerümpfend fizzen sie auf ihren Blägen, die Eingeborenen des Berliner Westens, weil ein Farbiger ihnen ihre deutsche Musik vorzusehen magi; man sollte ihn einmal fragen, was er von dem Gejazze unserer Mujitgewerbetreibenben hält, von jener beliebten Transfusion unverbrauchten Niggerblules", an der die deutsche Mufit genesen joll. Das Schubertsingen dieses Negers, in seiner menschlichen Echtheit, ist eine sehr viel schönere, sympathischere, ahlunggebietendere Sache.

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Bom deutschen Lied aber ist zu sagen, daß in unseren Konzert jälen auf feinem Gebiet mie auf diesem Bertvolles burd) minder. wertige Wiedergabe entstellt und geschädigt wird; es find die besten Lieder, nach denen die mittelmäßigsten Sängerinnen greifen. Nur Auserwählte vermögen diese unendlich oft gesungenen, mißbrauchten, Diskreditierten Schubert, Brahms , Wolf- Lieder wieder zu Ehren au bringen. Um so dankenswerter also, menn hier Berufene des Ronzertgefanges ihre Kunst ganz in den Dienst nun eben Sunft ftellen, und nicht nur ihrer Berfönlichkeitswirkung die freilich nicht ausbleiben darf foll das Lied zu seinem Recht tommen; denn keine Art der musikalischen Brobuftion bedarf ja in solchem Grade der Ergänzung durch die Ausdrudsmittel und die Ausdrucksfähigkeit des Interpreten. Bahrhaft danfenswert das Internehmen, das Lotte Leonard mun zum glücklichsten Ende geführt hat: Das deutsche Lied", ein historischer 3nflus in fünf Abenden. Das Lied, als deutsche Spezialität, die es ist, von seinen Anfängen, nom siebzehnten Jahrhundert bis in diese unsere lied­arme Gegenwart. Lotte Leonard fommt mefemifidy Dom Oratorium

der beteiligten Kleinbauern faum wiffen, wofür man sie gebrauchen| wegen seiner Tätigkeit in Oberschicfien angeblich beloftende material will. Sie sind genau wie die Handwerker vor den Wagen des Schwarz- weiß- roten Landbundes gespannt.

Die linksbürgerliche Oldenburger Landeszeitung" wendet fich heute scharf gegen die Berhezung der Bauern durch die Rechts­parteien. Sie schreibt, daß wirkliche Ziel des Landbundrummels in Oldenburg sei, die Besoldungsordnung für die republika­nifchen Beamten zu verhindern. Steuererhöhungen find anzu­halten, und unter der Parole Los von den Parteien" der Wirt­schaftspartei in Oldenburg Boden zu verschaffen, die nur Eigen­nuß und Wirtschaftsegoismus förbert.

An verschiedenen Stellen der Stadt sammeln sich große Demon­strationszüge ämtermeise. In den Zügen wurden u. a. folgende De­Rummels enthüllen: Fort mit den hohen Beamtengehältern", monstrationsschilder getragen, die die politische mache des ganzen Rieder mit der Kriegsschuldlüge und dem Dawes plan ", Wir brauchen feine Finanzamter", Weg mit ben jüdischen Warenhäusern". Zur Feier des Tages läutet Sie evangelische Lambertkirche Stunde. Eine Kommiffion soft später dem Oldenburger Staatsministerium die Forderungen der Demonstranten übergeben.

Eine deutschnationale Berleumdung.

Und ein Rückzug.

Vor dem Amtsgericht Schöneberg fand heute morgen der Be­leidigungsprozeß des ehemaligen Pressechefs des Reichstanzlers Marg und Mitgliedes des Zentrums, Ministerialdirektor Dr. Spieder, gegen das Mitglied der Deutschnationalen Partei, ben Herausgeber der Deutschen Rundschau", Dr. Bedel, statt. Dieser hatte in einer Korrespondenz u. a. geschrieben:

" Raum war er( Dr. Mary) wieder Reichskanzler, so witterte sein früherer Pressechef Dr. Spiecker Morgenluft und präsentierte fich in seiner ungetrübten Frontbereitschaft für die Nachfolgefchaft des Herrn Kempner als Staatssekretär der Reichskanzlei. Bir buchen jedoch als höchsterfreuliches Zeichen eines neuen Geistes im Zentrum, daß es dem Bemühen der ernsthaften Politiker in der Bartei gelang, einen llnterfuchungsausschuß ein zusehen, um die Würdigkeit des Anwärters für einen hohen Beamtenposten nachzuprüfen. Die Würdigkeit wurde verneint wegen nun sagen mir Uebervorteilung der Witwe Erz­ berger beim Ankauf von Aktien der Germania " durch Herrn Spieder."

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Der Amtsgerichtsrat regte einen Vergleich an. Dr. Spieder erklärte jedoch, daß er auf einen Bergleich nicht eingehen fönne, solange immer wieder in den Kreisen, die dem Herrn Bechel nahe stehen, gegen ihn Berdächtigungen der gemeinsten Art in Verbindung mit seiner früheren Tätigkeit als Bertreter des Reichstommiffars und als Letter des Epionage und Nachrichten­dienstes in Oberschlesien verbreitet werden. Sobald er im politischen Leben aktiv hervortritt, bringen die Dreckspazen ihr Dreckmaterial vor, das aus unsaubersten Quellen, ja fogar von Prostituierten stammen soll. Jedesmal aber, wenn er erklärt, daß sie ihre Vor­würfe in einer Weise vorbrächten, daß er sie strafrechtlich belangen fönnte, schweigen sie. Als der Bertreter des Be flagten jede gewünschte Erklärung zusagte, bestand Dr. Spieder auf einer Beweisaufnahme. Als erster Zeuge murde Senatspräfi­dent Dr. Schötter vernommen, der seinerzeit gemeinsam mit Dr. Galizius vom Reichstanzler Marg beauftragt wurde, nach zuprüfen, was an der Behauptung der Beißen Blätter" in bezug auf die angebliche Uebervorteilung der Bitme Erzberger beim Kauf der Germania Attien richtig sei. Die Verdächtigungen wurden bei dieser Nachprüfung widerlegt. Auch Frau Erzberger babe erklärt, daß sie sich in feiner Beise benachteiligt fühle. Frau Erzberger bestätigte dieses bet ihrer Vernehmung als Zeugin.

Darauf schlossen die Parteien einen Bergleich, bei dem der Angeklagte erklärt, daß die feinen Vorwürfen zugrunde liegenden Informationen unrichtig waren, und daß er alle gegen die Ehre des Brivatflägers vor und im Verlauf des Verfahrens ge­richteten Borwürfe zurüdnimmt. Der Beklagte verpflichtet fich, das gesamte in seinen Händen befindliche, den Privatfläger

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her, hier gibt sie in den großen Sopranpartien Außerordentliches. Der individuell gestaltende Bortrag, wie ihn das Klavierlied ver langt, schien anfangs nicht in gleichem Maß ihre Sadhe. Aber mit der geschichtlichen Entwicklung des Liedes ging die Entwidlung dieser Liedersängerin Hand in Hand. Wie sie am legten Abend, von Michael Raucheisen geleitet und geführt, das Neue Lieb" in forgfam ausgewählten Beispielen zu lebendiger Wirkung brachte, das war eine reife, in ihrer Art vorbildliche Leistung. Auch Eva Liebenberg das zeigt sich an ihrem Hugo- Wolf- Abend ist in überraschend furzer Zeit in die Höhe unserer besten Lieder sängerinnen gewachsen; hier ist die Stimme, eine üppig strömende Altſtimme, deren musterhafte Schulung ihren Meister lobt, ganz Instrument des gestalterischen Willens geworden. Auch fie ver einigt sich mit Raucheijen, dem unübertrefflichen, wahrhaft un­entbehrlichen, zu idealer Zweieinigkeit der Liedinterpretation, und der Beethoven Saal zu groß eigentlich, zu unintin für diese allerpersönlichste Gattung des Musizierens diese allerpersönlichste Gaiting des Musizierens hat einen glän­zenden Abend.

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Nicht gerade nur in diesem Saal, sondern überhaupt im Rahmen eines öffentlichen Konzerts verliert sich, wenn wir recht hinhören, alle Intimität des Klavierliedes. Freilich, um uns dessen bemußt zu werden, müssen wir uns von heutigem Herkommen freimachen. Es steht bei uns so, daß fast alle Musit des Lebens im offiziellen ,, Mufil­leben" zusammengefaßt ist, daß Mujit sozusagen nur zählt", wenn fie in fonzertmäßiger Aufmachung gereicht wird. Wir stehen damit am Ende einer wirtschaftlich gesellschaftlichen Tatsachenreihe, deren Anfang weit ins vorige Jahrhundert zurückreicht, und deren Aus­wirkung selbstverständlich wir nicht zu hindern vermöchten. Jede Zeit, jede Gesellschaft muß das Recht haben, fich des vorhandenen Kunst­gutes nach ihrem Bedürfnis zu bedienen. Wir finden dieses Recht immer wieder in den Konzerten der Boltsbühne bestätigt; von neuem auf eindringlichste Art bestätigt in dem Konzert der Cembalo­meisterin Banda Landowska. Der Cembaloton, follte man meinen, nimmt sich in dem Riesenraum des modernen Bühnenhauses so fremd, so unheimlich aus, wie er unserer Zeit fremd geworden, fast symbolhafter Mang einer halb verflungenen Musittuitur; so fremd dem Ort und der Stunde, wie die Musik der Bor- Bachischen Meister, die ben größten Teil des Brogrammes ausmachten. Aber es ist das Geheimnis des Zeitgeistes, der sich nicht in Schlagmorte faffen läßt, ein in wenigen Worten nicht zu erflärendes Geheimnis, daß dem nicht so mar; und es ist ganz im Gegenteil Tatsache, daß felten die Stonzertbesucher der Boltsbühne fich fo beglüdt, so dankbar zeigten, so erfüllt und unmittelbar berührt von der Mufit, die ihnen hier ge­boten wird, wie eben diesmal.

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Intimität des Mufizierens, troß allem Widerstand des modernen Ronzertsaals, fubjektives Sichpersenten, das den Ort vergißt, ein Mufizieren aus tiefem Musifgefühl, so frei, daß es beinahe ein Im­provisieren scheint provisieren scheint dies alles auf der Grundlage felbstverständlicher technischer Ueberlegenheit fennzeichnet das Spiel des Pianisten Wilhelm Kempff . Wenn er zum Schluß ein aus dem Bubitkum gegebenes Thema aus dem Stegreif vermusiziert eine höchst er ftaunliche, in dieser Zeit feltene Talentprobe fo wirkt es beinahe wie natürliche Fortlegung seines Programms. Es ist eine Freude, dabei zu sein. Der junge Baul Listenstern fann am Maßstab so erwiesener Berufenheit nicht gemeffen werden; noch lange nicht.

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mit Namensnennung der Urheber und Zeugen dem Privatfiäger auszuliefern, um diesem zu ermöglichen, den Quellen der Ver­dächtigungen nachzugehen.

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Hergt, der Vorsichtige.

Und das schwarzweißrote Rednerpult.

Der Görliger Boltszeitung" wird aus Hoyerswerda ge­schrieben:

Als am Sonntag mittag um 1 Uhr das dreifache Hoch auf die Sozialdemokratie durch den oberen Saol des Schüzenhauses braufte, durch eine deutsHnationale Gesellschaft aus ihrer beschaulichen Rashe mit welchem Sie Unterbezirkskonferenz der SPD. fhloß, wurde da­aufgefchredt. Sie hatte sich im großen Eaale eingefunden, um wapen erschienen.... einen Vortrag Hergts entgegenzunehmen. An die 300 Personen Bei dieser Veranstaltung und erst recht

nicht, wenn ein deutschnationaler Minifter der Republik spricht -durfte auch eine schwarzweißrote Deforation im Saale nicht fehlen. Das Rednerpult für den Minister prangte schönstens in den Farben der verflossenen Monarhie. Herr Hergt aber mieb vorsichtigerweise diese schwarzweißrote Ranzel wie einen Brandherd und sprach von dem Tisch der Versammlungsleitung aus. Seine Ausführungen waren jo etwas wie ein deutshnationales Programm, someit bei der Deutsch­nationalen von einem Programm die Rede sein kann. Einen Teil feiner Versammlungsbesucher hatte er aber offenbar dadurch start verschnupft, daß er sich dem schwarzweißroten Dekorationsstück fernhielt. Das fonnte so recht deutlich aus Gesprächen von Ber­jammlungsteilnehmern herausgehört werden. Lebhaft geftifulierend meinte einer zu einem anderen: Wegen des Ministersessels gibt unsere Exzellenz Hergt noch das Letzte auf, was uns Deutschmatio= nalen hoch und teuer ift; er traute fich nicht einmal an das so schön hergerichtete Rednerpult."

Große gegen Kleine Entente .

Rom und London drücken, Paris allerdings macht nicht mit. London , 26. Januar.

die Mehrheit der Großmächte, einschließlich Groß­Der ,, Daily Telegraph " schreibt, es bestätige sich, daß britanniens und Italiens , dringend wünsche, die Mächte der Kleinen Entente sollten in der Frage des Zwischen­falles von Szent Gotthard Zurüdhaltung üben und nicht versuchen, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Andererseits habe Frankreich sich außer. stande erklärt, einen diskreten Drud in den Haupt­städten der Kleinen Entente , besonders in Prag und Belgrad , auszuüben. Daher sei es noch nicht klar, ob die Kleine Entente ihren Schritt in Genf fortsehen oder ihrem Brotest eine to eniger energische Wendung geben werde.

Beneschs vorläufiger Rückzug gebilligt.

Prag , 26. Januar.

Das Abgeordnetenhaus hat die Regierungserklärung über die Szt. Gotthardaffäre mit 165 gegen 44 Stimmen angenommen. Dafür stimmten alle Barteien, auch die tschechischen Sozialdemokraten, außer den Kommunisten, deutschen Nationalsozialisten und Deutsch­nationalen. Die deutschen Sozialdemokraten ließen vor der Abstimmung den Saal. Während der Abstimmung lärmten die Kommunisten, während die Roalitionsparteien Beifall tiaisten.

Der

in Geroldhofen( Franken) wurden ein Friseurgehilfe und ein Friseur Sühne für ein völfifches Bubenftüd. Bor dem Jugendgericht lehrling wegen Grabschändung auf dem ifraelitischen Friedhof zu zwei Monaten bzw. vier Wochen Gefängnis verurteilt. Beide Angeklagte find Mitglieder der sogenannten völkischen Freiheits­partei.

Aber mas er in seinem ersten Berliner Konzert hören läßt, ist pianistisches Talent sehr respettablen Grades. Wieviel muß man in biefem anspruchsvollen Beruf gelernt haben, um nur als Anfänge gelten zu dürfen.

Berkehrsbeben."

Der moderne Verkehr hat eine neue Art von Gefährdung städtischer und ländlicher Bauten mit sich gebracht, die man als Berkehrsbeben" bezeichnen fann. Es sind das die Erschütterungen, die durch die Autos, insbesondere aber durch die Lastautos und Autobusse in den Häusern erzeugt werden. Diese Bertehrsbeben" sind durchaus nicht auf die Häufer der Großstädte beschränkt, son­dern sie erfaffen auch die Häuser, die an den Landstraßes stehen, sowie die Häuser in den Dörfern, da der Wagenverkehr durch Laste autos fich allmählich so ausgebreitet hat, daß dieses moderne Be­förderungsmitiel alle Teile Deutschlands erreicht. Jeder wird schon die Erfahrung gemacht haben, daß bei dem Vorüberrattern ber Lastautos das Haus, in dem er wohnt, in feinen Grundfesten erschüttert wird. Diese Erschütterung geht oft so weit, daß der Schlaf der Leute geftört wird, die das Bech baben, an den Land ftraßen zu wohnen, auf denen Tag und Nacht die Automobile ver überrasen. Wie groß die Gefährdung der Häuser durch Lastauto­mobile ist, geht daraus hervor, daß schon vor dem Kriege Messungen der Erschütterungen durch die sogenannte Erdbeben- Registrier­apparate vorgenommen wurden, um festzustellen, wie start der Erd­boden durch die Belastung erschüttert wird. Es famen nämlich von vielen Seiten Klagen, daß sich in den Häusern Risse zeigen, die mir durch die Erschütterungen der Lastautos hervorgerufen worden sein können. Diese Gefährdung der Häuser hat auch bereits in unserer Steuerpragis Ausdrud gefunden. Es murde nämlich als erwiesen angesehen, daß die Abnukung der Häuser durch die Ver­fehrobeben sehr groß ist und eine Restaurierung in piel größerem Umfange notwendig macht, als es früher der Fall war. Aus diesem Grunde werden die Häufer bei den Steuereinschähungen geringer bewertet als früher. Es wurde übrigens festgestellt, daß die Er­schitterungen durch Laftautos ungefähr acht bis zehnmal fo start find wie die Erschütterungen, die durch gewöhnliche Wagen hervor. gerufen werden, und fünfmal jo start wie die Erschütterungen Durch Rollwagen. Eine Abhilfe gegen diese Berkehrsbeben" ist allerdings nur dadurch möglich, daß das Straßenpflaster den Rädern möglichst wenig Widerstand bietet. Die erste Sorge wird sich also darauf richten müssen, möglichst folches Straßenpflaster zu ver­wenden, das zur Abschwächung der Verkehrsbeben dient.

3m Theater am Bülowplah findet Sommtag, den 29., die 25. Auf führung von Brechts Mann ist Mann in der Inszenierung bon Erich Engel ftatt.

Graf Apponyi als Nobelpreisträger. Die Universität in Fünffirchen hat der Nobelpreistiftung den Borislag unterbreitet, ben Friedens. preis bem ungarischen Staatsmann Grafen Ibert Apponyi zu verleihen. Die Nobellommission verständigte die Universität, baß fie nie Kandidatur aur Kenntnis nehme