doen. Hier muß enblich ein Ausgleich gefunden werben. Bor allem aber fendet die Funkstunde zu wenig populäre OrchesterFonzerte von Niveau, Veranstaltungen, die fich besonders für den Sonntag eignen. Zu begrüßen ist die Neuerung dieses Winters, Drchefter und Solistenkonzerte aus Konzertsälen zu übertragen, da fie in akustischer Beziehung gerundeter flingen als die Sendungent. Beruft man heute schon hin und wieder bedeutende Dirigenten als Leiter der Sinfoniekonzerte, so wählt man noch nicht genügend gewissenhaft die Soliften, vor allem die der Nachmittagsveranstaltungen, aus. Oft fingen Künstler, deren Stimmen durchaus nicht für den Rundfunt geeignet find, Klaviervirtuosen treten auf, deren spiziger Anschlag im Rundfunk wirkungslos bleibt und den Hörer heinahe schmerzhaft trifft. Und noch ein Wort zu der Tangmufit. Nachmittags ist sie überhaupt nicht angebracht, die Uebertragungen aus mondanen Hotels erübrigen fich, und auch am Abend muß die Funtstunde Rüdsicht auf diejenigen Hörer nehmen, die nicht tanzen, sondern nur etwas Musik hören wollen, deshalb wäre reine Jazzmusit mit ihren Saro phonorgien am besten aus dem Rundfunk zu verbannen oder ihre Wirksamkeit müßte auf ein Minimum reduziert werden.
Oper und Operette.
-
Betrügereien im Lombardhaus.
Der Betrieb geschloffen.
Betrügerischen Machenschaften von riesigem Ausmaße ist die kriminalpolizei auf die Spur gefommen. In der letzten Zeit liefen bei der Dienststelle F. 7 der Kriminalpolizei mehrfach Anzeigen ein, daß in einem Lombardhaus unter den einden nicht alles mit rechten Dingen zugehe. Eriminalkommiffat Seifert beobachtete den Betrieb mit seinen Beamten mehrere Tage lang und befehte unterstüßt von Beamten der Fahndungsinspektion- die Geschäftsräume am Sonnabend.
nommen.
-
Die unter dem Namen Ilgemeines Lombard und Lagerhaus, Inhaber Paul Bergmann" in weiten Kreifen bekannte Firma hat in dem Gebäude der großen Bassage Unter den Linden die ausgedehnten Räume inne, die früher Caftans Panoptikum beherbergten. Als diese nicht mehr ausreichten, wurde noch eine weitere Etage sowie große Kellerräume in Anspruch geRäume mußte auf jeden Kunden den Eindrud machen, daß er es Die solide und vornehme Aufmachung der sämtlichen Nur so ist es zu erklären, daß verschiedene hochgestellte Persönlich mit einem reellen und gut fundierten Geschäftsbetrieb zu tun hatte feiten gute Referenzen über den Ruf der Firma abgegeben haben Der Inhaber, der 58 Jahre alte Kaufmann Baul Bergmann, arbeitete Hand in Hand mit einem Helfershelfer, dem 48 Jahre alten früheren Pferdehändler und jetzigen Kaufmann Felig Salinger aus der Elsaffer Straße. Der Ursprung des Lombardhauses zeigt Art in Lombard genommen, ihrem Werte entsprechend beliehen das Bild eines einwandfreien Geschäftes. Es wurden Waren aller und bei Berfall ordnungsmäßig versteigert. Dann aber fetzte die Werbung der„ Kapitalfunden"
ein. Durch Agenten und auf anderem Bege wurden Geldgeber ge fucht, denen die lombardierten Baren als Pfand zugesichert wurden.
Die Ausstellung hat zudem durch die Bilder der Berliner Künstler Friß Steinert und Walter etfig für Abwechslung gesorgt, so daß die Ausstellung Beachtung weit über das Fachinteresse hinaus verdient. Die beiden Künstler sind gleichzeitig auch Lehrer an der Berliner Kunstgewerbeschule . Die Aquarelle von Frig Steinert, Motive aus der Berliner Umgegend und aus dem fernen Often, find ebenso gefonnt, wie lebendig.
Ein Eifersuchtsattentat?
Die Geliebte niedergeschossen und geflüchtet.
Zwei Jahre liegen zwischen der ersten und der fegten, leber tragung von Richard Wagners Tristan und Isolde", und die beiden Uebertragungen zeigen die Entwicklung des Rundfunks. Früher trat eine Verschiebung der Akzente ein, der Sänger deckte das Orchester zu, trotzdem das Orchester in dieser Oper wie überhaupt im Mujit drama ebenso wichtig ist wie der Sänger, heute halten sich Orchester und menfchliche Stimme die Wage. Ein Argument gegen die Uebertragung von Musiforamen ist also gefallen, ein anderes bleibt bestehen. Das Mujifdrama faffen wir unter diesem Begriff die faffen wir unter diesem Begriff die gesamte moderne Oper zusammen ist mehr Schauspiel, ist psychologisch fundierter als die alte Oper . Die Musik untermalt die Bühnen vorgänge, deutet sie aus, ist stellenweise ohne Bühnenbild un verständlich in ihrem Aufbau. Der Hörer fann sich fein Bild formen, und außerdem fehlt die Melodie, die alle Untlarheiten vergessen fäßt. Eine Ausnahme bedeutet die veristische Oper der Staliener, etwa „ Tosca ",„ Der Sdymud der Madonna" oder„ Cavalleria rusticana ", weil hier Melodien vorhanden sind. Das spricht weder für noch gegen ein Bort, bestimmt feineswegs feinen mufitalischen Wert, bleibt aber entscheidend für den Rundfunt. Im vergangenen Jahr ver. onftaltete Bronsgeeft einen 3ntlus„ Die Entmidtung der deutschen Oper", der mit Gluds Iphigente auf Tauris" ein letzte und mit Barfifal" schloß und einen Zeitraum von hundert Jahren umfaßte. Hier wurde faft demonstrativ gezeigt, welche Opern im Rundfunt wirken und wo diese Wirkung aufhört. Man darf an dieses Problem nicht als Musiker herantreten, sondern als Laie, als Mensch, der diese Werte zum erstenmal hört, fie jedenfalls von der Bühne nicht fennt. Glud, Mozart , selbst Webers Gurnanthe" und Goetzens„ Der Widerspenstigen 3ähmung" wirften bant ihrer Melodienfülle Anders aber Der Ring", denn Längen, die bereits im Opernhaus stören, traten ohne Bühnenbild noch deutlicher bervor, und manche Vorgänge wurden nicht geflärt. Trogdem dieses Moment oft gezeigt worden ist, übersicht es Bronsgeeft, denn das Opernrepertoire der Berliner Funkffunde in diesem Jahr zeigt alles Eine geheimnisvolle Schießaffäre, bet der es sich nach ben bis andere eher als ein System. Den Spielplan beherriden Ueber- herigen Ermittlungen vermutlich um ein Eifersuchtsattentat hanbelt, tragungen aus der Städtischen Oper aber aus der Oper beschäftigte gestern die Berliner Kriminalpolizet. Die bei dent am Blaß der Repubiit. Run bleibt es verdienstvoll, neue Kaufmann F. als Wirtschafterin beschäftigte 36jährige Frieda Opern dem großen Rundfunkpublifum befannt zu machen, aber eine lebertragung von Bufonis Dr. Faust" oder von Krenets Jonny Wohnung ihres Arbeitgebers im Hause Müllerstr. 14, im Meiling aus der Bauzener Str. 8 wurde gestern abend in der fpielt auf" trägt aus den oben erwähnten Gründen böchstens einen instruttiven, faum einen ausgeprägt fünstlerischen Charakter. Und Norden Berlins , von einem noch unbekannten Mann niederge hinzu tommt ein Mangel, der allen Uebertragungen anhaftet. Der fchoffen und schwer verlegt. In der allgemeinen Berwirrung, Sänger fpielt und fingt in erfter Linie für das Publikum im Opern die unter den Hausbewohnern entstanden war, gelang es dem Täter, haus, nicht für die Rundfunkhörer, er muß sich auf der Bühne be ungehindert zu entkommen. Folgendes wird hierzu mitgeteilt: megen, dadurch entstehen Undeutlichfeiten, ble den Genuß beeinträch Die Wirtschafterin war in den Abendstunden in der Küche mit tigen. Man müßte fyftematisch arbeiten, die Opernliteratur der Ver. Abwascharbeiten beschäftigt. Kurz vor 18 Uhr wurde mehrmals gegangenheit und Gegenwart auf ihre Qualität und auf ihre Ber- flopft. Als die Frau ahnungslos bie Wohnungstür öffnete, wendbarkeit für den Rundfunk prüfen und dann eine geeignete us fielen im selben Augenblid turz hintereinander wahl treffen und auf diese Art eine Art Ergänzung der Opern zwei Schüsse. Bon einer Auget in ten Unterteib getroffen Was die Berliner Funfftunde bei der Oper versäumt, holt sie brach die Grau zusammen. Trotz der schweren Verlegungen gelang es der Wirtschafterin fich aufzuraffen und laut um Hilfe rufend die bei der Operette nach. Jede Woche erfreut mit einer Operetten Treppe hinabzueilen. Auf dem Hof fank fie dann bewußtlos fendung, doch man geht werken, die im Rundfunk eine starte Wir zusammen. Der Täter eilte hinter seinem Opfer her und versuchte fung erzielen fönnten, fcheu aus dem Wege. Man beschränkt sich ben Revolver noch mehrmals abzudrücken, ohne daß aber ein Schuß Teiber auf die Tanzoperette der Nachkriegszeit. Hagemanns Infzenie losging. Auf die Hilferufe der Frau eilten von allen Seiten aus rung der Nacht von Benedig" von Johann Strauß fann als Aus bewohner herbei und nehmen sich der Schwerverletzten an. nahme angesehen werden. Der Täter entzog fich seiner Festnahme durch schleunige lucht. Auf der Treppe und auf dem Hof wurden zerstreut fünf Batronen auf gefunden, die der Täter bei der Berfolgung seines Opfers verloren hatte. Die Ueberfallene wurde zur naheliegenden Rettungsstelle 16 in der Linhower Straße gebracht, wo der Arzt einen lebensgefähr lichen Unterleibsschuß feststellte und die sofortige Ueberfüh. rung in das Birchowo- Krantenhaus anorinete. Die Frau liegt be mußttos danieder. Eine polizeiliche Bernehmung war deshalb bis aur Stunde nicht möglich. Zweifelsohne handelt es sich um ein Eifersuchts attentat. Hausbewohner wollen in dem Täter bem Haufe aufhielt und sich mehrmals in Begleitung der Meiling einen Mann erfannt haben, der sich in letzter Zeit wiederholt por zeigte. Wahrscheinlich wollte Frau M. aus irgendwelchen Gründen Die erste Annahme, daß es sich um einen Raubüberfall handeln das Verhältnis lösen, fodaß der Mann aus Rache zur Waffe griff. fönnte, ift durch verschiedene Begleitumstände bereits widerlegt.
theater bilden.
Ein Kapitel für sich find die„ Bunten Abende" und das Heitere Wochenende". Leider fehlt es ber Berliner Funfftunde augenblicklich bei feiner Art ihrer Darbietungen weniger an Selbsttritif als bei dicfen bunten Programmen.
Der Rundfunk ist eine Institution für alle. Trogdem muß ar auf die breite Masse der Arbeitenden besondere Rücksicht nehmen, denn aus diesem Gesellschaftskreis retrutieren sich die meisten Hörer, die oft keine andere Unterhaltung haben, als den Rundfunk. Die Leitung der Funfftunde muß dies auch in ihrer Brogrammgestaltung berücksichtigen. Das Programm muß rationeller aufgebaut werden. Es geht nicht an, daß ein Tag fast nur mit Vorträgen, ein anderer bagegen allein mit klaffischer Mufit ausgefüllt wird. Liebhabereien hind Proteftionen der einzelnen Reffortchefs sind vom Uebel. Auch über den Ausbau des Tagesprogramms müßte ein Mann wachen, der die Akzente richtig verteilt und über den Dingen steht.
Weiße Woche.
Ein Triumph modernster Deforationstunst, planvoller Außen fassaden und feenhafter Lichtreklame. Sinfonie in Weiß, aus Spizen, Leinen, seidigen Geweben. Abertausende von Taschentüchlein, geformt zu Bäumen und anderen tunstvollen Drapierungen. Ueberall aufgestapelt Berge von schneeigem Linnen, Batist, Opal und wie die Stoffe alle heißen mögen. Heute ist gewissermaßen die Generale probe mit gleichzeitigem Borverkaufsrecht. Borläufig übertrifft der Ansturm der Seher weit den der Käufer. Seit die farbige Wäsche mode aufgekommen ist, hat der traditionelle Wäscheftoff, soweit er aur Anfertigung von Leibwäsche dient, ebenso wie die fertigen Wäsche ftüde in weiß, viel an Raufintereffe verloren. Die großen Staubeden Kaufmütiger ließen sich bisher noch nicht feststellen. Aber es fann noch werden. Es gibt auch diesmal wieder einige wirklich preiswerte Reißer", fo zum Beispiel ärmellose meiße Kleider aus Banamaftoff oder Opal für 6,75 M., Bullover, weiße Blusen schon non 3,50 m. angefangen, ebenso preiswerte Handtücher, Küchen-, Tisch und Beibwäsche. Der einzige Rummelplatz ist vorläufig das Handschuhlager, mo es für 2,85 m. fchon meiße Glacéhandschuhe gibt, ebenso folche aus Maschleder. Aber das weibliche Publikum hat wieder seine fleine Sensation und Augenweide an den vielen, Bu gigantischen Höhen aufgebauten Herrlichkeiten.
Eine Ausstellung junger Buchdrucker.
In den Räumen des Buch gewerbefoals findet zurzeit eine Ausstellung von Schülerarbeiten ber Stunft gewerbejulerantfurt a. M. statt Die Ausstellung gibt einen guten Ueberblid über die Ausbildungsmöglichkeiten an einer Kunstgewerbefchule auf dem Gebiete der Buch bruderet. Es ist erstaunlich, mas für Kunstwerte mit den bestehenden Typen geschaffen merben fönnen. Aus Typen zusammengefeßte Bilder werden ja fchon immer mehr in der Reflame angewandt. Roch geeigneter finb sie bei Juustrationen. Der Inpenfasten schafft immer neue Möglichkeiten, und was hier gezeigt wird, ist vorbildlich. Man möchte jebem Buch bruder gönnen, daß er eine Kunstgewerbeschule besuchen tann, und wieder einmal fieht man, mie nahe Technit und Kunst vermandt sind.
Die Eheschließungen haben sich in Berlin im Jahre 1927 fehr beträchtlich gemehrt 40 928 Chen wurden biesmal geschlossen, um 4335 mehr als im Jahre 1926, wo Berlin es diesmal geschloffen, um 4335 mehr als im Jahre 1926, wo Berlin es beträgt gegenüber dem Vorjahr faft 12 Proz., während für die Be nur auf 36 593 Cheschließungen brachte. Die Zunahme in 1927 völkerungszahl eine nicht annähernd so starte Zunahme vermutet werden darf. Auf je 1000 der durchschnittlichen Bevölkerungszahl hältniszahl rund 10 Eheschließungen auf je 1000 der durchschnittlichen tamen in 1926 fnapp 9 Eheschließungen, in 1927 aber dürfte die VerBevölkerungszahl sein. Die Zahl der Eheschließunger war nach dem begreiflichen Aufschwung, den sie feit Striegsschluß genommen hatte, schon von 1921 an mieder beträchtlich abgefunden. Eine mit 1925 Eine mit 1925 einsehende neue Zunahme dauerte 1926 fort und hat jetzt in 1927 fich wieder merklich beschleunigt. Die Eheschließungszahl stellte sich für das heutige Stadtgebiet Berlin in 1919 und 1920 auf 51 835 und in 1925, 1926, 1927 auf 35 092, 36 593, 40 928. Berglichen mit der 52 833, in 1921, 1922, 1923, 1924 auf 45 138, 47 685, 41 519, 30 650, Bevölkerungszahl waren die Chefchließungen in 1920 etwa 14 Cheschließungen auf je 1000 der Bevölkerungszahl; in 1924 aber nur noch fnapp 8 Chefchließungen auf je 1000 der Bevölkerungszahl. Das Ergebnis von 1927 ist mit rund 10 Eheschließungen auf je 1000 ber Bevölkerungszahl jopar günstiger als bas bes lesten Jahres vor dem Kriege. In 1913 wurden in dem eigen Stadtgebiet Berlin nur 36 280 Chen geschlossen, was rund 9 Eheschließungen auf je 1000 ber bamaligen Bevölkerungszahl diefes
Gebietes bedeutete.
Ranbmörder Kiebach geiftesfrant?
Der Raubmörder Horst Ricbach, der fich feit dem Letal termin im Untersuchungsgefängnis befindet, ift bereits eingehend vom Untersuchungsrichter vernommen worden. Die gegen ihn wegen bes Raubmorbes im Eisenbahnzuge geführte Boruntersuchung würde auch bereits abgefchloffen worden fein, wenn nicht R.- Dr. Sibnen Mendel mit Rüdficht auf die von dem zwanzigjährigen Schwer verbrecher bezeigte völlige Gefühlstätte gegenüber den Folgen feiner at unb ber Gleichgültigkeit gegenüber beni feiner harrenden Schicksal eine Untersuchung auf den Geisteszust and angeregt hätte. Diesem Antrage hat LandDiesem Antrage hat Land gerichtsrat Dr. Birnbach stattgegeben und Medizinalrat Dr. Dnren furth mit der Beobachtung Stiebachs beauftragt
| Berliner Kunden erhielten für ihre Darlehen 48 Prog. 8inien folche aus der Proving 36 Proz. Diese ungeheuerliche Berzinsung verlockte natürlich Leute aus allen Gesellschaftsschichten, das irgend verfügbare Geld herzugeben. Die hergeliehenen Summen fchmanten zwischen 500 und 60 000 bis 100 000 Mart, je nach der finanziellen Lage des Kapitalfunden. Bergmann hatte ein lohnendes Werbesystem für diese Art Kunden eingerichtet.
Als die Kriminalpolizei gestern überraschend in den Betrieb einfiel, wurden außer gefälschten Wechseln auch gefälschte Lombardscheine in großer Zahl vorgefunden. Es stellte sich heraus, daß die Waren den Geldgebern, die einer vom anderen nichts wußten, bis zu fiebzehnmal als Sicherheit verpfändet worden waren. Während das vorhandene Warenlager nach vorsichtiger Schäßung höchstens eine Million Wert hat, stehen ihm mehr als drei Millionen an aufgenommenen Darlehen gegenüber.
Bergmann wurde am Sonnabend in feiner Villa fest= genommen und nach stundenlangem eingehenden Berhör auf dem Schicksal traf Salinger, der auf offener Straße fest. Polizeipräsidium dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Dasselbe genommen wurde. Sämtliche Geschäftsbücher sowie die ausgedehnte Korrespondenz wurden beschlagnahmt und zur Prüfung den Sachverständigen überwiesen. Sichergestellt wurden auch alle vorgefundenen gefälschten Wechsel und Lombardscheine, die noch nicht untergebracht worden waren. Sie füllten zwei große Zigarren versiegelt. fiften. Der Betrieb murde polizeilich geschlossen und die Räume
Um den betrügerischen Manövern ganz auf den Grund gehen zu fönnen, ist es dringend erwünscht, daß sich alle, die Bergmann Darlehen gegeben und Lombardscheine oder Wechsel als Sicherheit erhalten haben, bei Kriminalfommissar Seifert, Dienststelle F. 7 im Bolizeidienstgebäude in der Georgenkirchstraße 30 A melden
Was ist eine 3deal- Ehe?
Lese ich da neulich in unserem lieben Lotal- Anzeiger" unter Vermischtes", wo„ Ein Zweispännerfuhrwert Beschäftigung fucht", strenge, aber gerechte Masseusen ihre Dienste anbieten und Heb ammen liebevolle Aufnahme" versprechen für Geld fann man fich fogar Liebe taufen!-
Dame,
27, elegante, fesche Erscheinung, größeres Barvermögen, münscht Idealehe. LW 1211 Scherlfiliale Wittenbergplag.
Da scheint ja alles beieinander zu sein, bente ich und schreibe flugs hin. Eine dealehe dächte ich mir auch sehr schön", und fa 2m übernächsten Morgen habe ich schon die Antwort. Ein schlichter Briefbogen ohne Initialen und mit der Hand geschrieben:
Sehr geehrter Herr.
In höft. Beantwortung 3hres m. Schreibens möchte ich Sie zw. näherer Rücksprache um einen Besuch bitten. Nachmittags zwischen 4 und 7, außer Sonntags und Montags. Hochachtungsvoll Frau L
fiinftige wirklich so wenig Zeit für mich übrig haben, daß sie hof Gemütvoll flang das ja mun gerade nicht. Sollte meine zu m. und zw." schreiben muß anstatt höflich wert" und weds"? Dder follte das beim Abel so üblich sein? Aber menn fie bidh gleich hinbestellt, muß sie doch ernste Absichten haben, denke ich bei mir und gehe in die Nettelbedstraße. Ein verständnisvoll lächelndes Mäbdren führt mich in ein großes, ungeheiztes Bimmer, beffen. Ausstattung fich im wesentlichen auf einen Staubsauger beschränkt. Nachdem ich hier gute zehn Minuten heftig gefroren hatte, trat endlich eine jüngere Dame herein, flein und aschblond, aber weder elegant" ne fesch. Das anstoßende Zimmer, in das sie mich hineinführte, enthielt statt eines Staubsaugers, einen Weihnachtsbaum, sonst sah es genau wie das erfte aus. Aber es war wenigstens geheizt. Der Häuslichkeit schien das größere Barvermögen" nicht zustatten zu
fommen.
jährigen?", begann die Blonde. Darf ich fragen, ob Sie eine ,, Sie fommen wegen der Siebenundzwanzigeigene Bohnung haben? Wie groß ist Ihr Cintommen? Sie find geschieden? Sind Sie unterhaltspflichtig? Wie alt find Sie?" Ich unterbrach diesen Fragenschwall mit der schüchternen Bemerkung, daß ich alle Austünfte bereits in meinem Brief erteilt hätte. Ja, wissen Sie, wir betommen täglich fo viele Angebote, daß ich das unmöglich alles im Kopf haben kann," bemerkte sie, nachsichtig lächelnd. Womit sie auch noch meine legten Zweifel beseitigte. Dann wurden aus einem Leporello- Album acht bis zehn dicke, dünne, alte, fei die, die für mich in Frage tomme. 160 000 m. mitgift, junge Mädchen in Gruppen und einzeln mir vorgeworfen. Das hier monatlich 300 Zuschuß, später noch mehr. Möchte einen Akademifer, träglich es ist, die Schafe Chrifti zu melden. der Vater ist Oberpfarrer. Man sollte gar nicht denten, wie ein,, Auch diese Dame hier fönnte ich Ihnen sehr empfehlen. Die erbt eine größere Gärtnerei. Sie ist groß und schlant." Wo habe ich das doch schon einmal erlebt, daß man mir Photographien zur Auswahl der Originale vorlegte allerdings feine Oberpfarrerstöchter? Auch dürfte die liebenswürdige Vermittlerin keine Adlige gewesen sein. Irgendwo auf Reisen. Meine Bedingungen sind: 50 m. bar ich Sie mit der Dame in den nächsten Tagen zusammen, und dann dafür bringe Gattin. Das ist noch sehe vorteilhaft. Bei der Konkurrenz bezahlen nach der Heirat zwei Prozent vom Vermögen Ihrer Sie das Bierfache an Vorschüssen und drei Prozent." 3200+ 50 iſt fein übler Berdienst, dente ich in meinem aufgewühlten Gemüte, laut zu geraten. Weder an dem Inserat in der Zeitung, noch an Ihrem aber sage ich: Ich bin sehr überrascht, an eine Vermittlerin Brief war das zu erkennen." Wieder lächelte sie erhabenes Mitleib und sprach: Neunzig Prozent aller Heiratsgesuche werden von Bermittlern hineingefeßt.
Die Dame gnädige Frau" redet man so etwas an, glaube ich wartet heute noch auf ihre 50 m. Immerhin verdante ich ihr unter einer, Idealehe" versteht. wertpolle Einblice in das, was der christliche Adel deutscher Nation
Desterreichischer Abend.
Berlin lud zu einem Gesellschaftsabend nach dem Restaurant Dreher. Die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Landsmannschaften in Im Rahmen zwanglofen Beifammenseins wurde auch der Anschlußgedanke in fultureller Beziehung arörtert und beleuchtet. Nach der Begrüßungsrede von Dberregierungsrat off mannergriff der österreichische Gesandte Dr. Frant bas Wort und bot einen intereffanten Rüdblid über Entstehen und Berbegang deutschöfterreichischer Kultur. Der deutsche Stamm in Desterreich habe im Laufe ber Jahrhunderte eine schwere Aufgabe zu erfüllen gehabt, die auch haute noch nicht beendet set. Defterreich ist der Frontpfeiler des Deutschtums gegen den Often. Wohl habe Desterreich ebenfalls frembe kulturen in sich aufgenommen, um fie getreu ber eigenen weiter zu verarbeiten. So wurde 3. B. ber ursprünglich italienische Barod in Defterreich umgestaltet zum deutschen Barod. Desterreich will ein Teil des großen deutschen Kulturgebiets sein. Gerabe die Berschiedenheit des Kulturlebens deutscher Stämme set es, die Formen und Farbenreichtum in fultureller Beziehung bedeute. it bem Wunsche, daß die Wurzeln der Weiterentwidlung deutscher Kultur in dem einheitlichen Bogen, dem Kulturbogen bes gesamten deutschen Boltes ruhen mögen, schloß der Vortragende seine Rede.