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Nr. 4945. Jahrgang

4. Beilage des Vorwärts

Auf den westdeutschen Kanälen.

Ein Kampf gegen Unternehmerwohnwik.

Der Zentralverband der Maschinisten und Heizer schreibt uns: Gemeinsam mit dem Deutschen Ber­fehrsbund stehen die Moschinisten und Heizer auf den west­Deutschen Kanälen, von Emden bis Duisburg , feit dem 12. No= vember 1927 im Kampf. Obgleich die Unternehmer bisher schon alle Mittel gegen die Kämpfenden angewandt baben, um sie einzuschüchtern, haben wir uns bisher der größten Zurückhaltung befleißigt. Um 24. Januar 1928 hatte der Reichsarbeitsminister

aus öffentlichem Interesse die beiden Parteien zu neuen Schlich tungsverhandlungen geladen. Der Verlauf dieser Verhandlung, die Einstellung der Unternehmer zwingt uns, nun auch in die Deffentlichkeit zu gehen.

Die Schiffahrtsfirmen stellen sich auf den Standpunkt, fie fönnen feine Lohnerhöhung zugestehen, weil da­durch die Kohlen und Erzfrachten für die westfälischen Hüttenwerke usw. verteuert würden. Diese Rücksichtnahme ist ganz schön, soweit sie von beiden Seiten erfolgt. Wir sehen aber, daß gerade die Nordwestgruppe in allerlegter Zeit ihre Eisenpreise um mehrere Prozent erhöht hat, obgleich eine zwingende Notwendigkeit nicht vorlag. Sogar dem Bergbau find vor wenigen Wofen für einzelne Kohlenforten neue Preise durch den Reichstohlenrat zugebilligt worden. Nur der Arbeiter foll von einer Besserstellung ausge= schlossen bleiben. Er soll jogar noch obendrein einen Lohnabzug von 5 Broz. auf sich nehmen.

Wie wahnwißig dieje Zumutung ist, läßt sich erst ermessen, wenn man bedenkt, daß die übrigen Arbeiter ihren Lohn zumeist in acht oder neun, höchstens zehnstündiger Arbeitszeit verdienen, während auf den Kanälen die tägliche Fahrzeit zwischen 12 und 14 Stunden schwantt, im Jahresdurchschnitt bestimmt über 13 Stunden hinaus geht. Ganz unverständlich ist die angebliche Rücksichtnahme auf die Schwerindustrie, die in ihren eigenen Betrieben gar nicht in der Lage ist, solche rigorose Forde­rungen durchzufezen. Bir beweisen das wie folgt.

Abgesehen von der allgemeinen Belastung durch die gesetzliche Regelun der Ueberstundenzuschläge, durch Soziallohn usw., für die die Induſtrie mindestens ebensoviel aufwenden muß wie die Reeder auf den Kanälen, trat in den verschiedenen Gewerbezweigen

nach dem 1. März 1925 folgende Steigerung der nackten Tariflohnsäge ein: 16,9 Proz. 14,1

im Ruhrbergbau( Heizer, Facharbeiter)

in der Chemischen Industrie ( Betriebsarbeiter). in der Gas, Wasser und Elettrizitätswerfen in der Metallindustrie( Nordwestgruppe). auf den westdeutschen Kanälen

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16,1 18,2 7,0

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Trotzdem also die Maschinisten und Heizer nur die Hälfte der niedrigsten Steigerung erreichten und hinter dem Durchschnitt der Steigerungen noch um mehr als 50 Proz. zurückgeblieben find, sollen sie nach dem Anfinnen der Unternehmer auf fünf von den fieben Prozent noch obendrein verzichten; ihre Lohnsteigerung seit 1915 würde dann noch 1,66 Broz. betragen, trotz der Lebensmittel­teuerung um 20 Proz.

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von deren Stand­

Die Zumutung der Unternehmer hätte punit aus noch einen Sinn, wenn die Arbeiter auf den west­deutschen Kanälen ausnahmsweise viel verdienten. Doch was wird gezahlt?

Der Heizer verdiente bis zum Oftober 1927 bei einer täg­lich vierzehnftündigen Arbeitszeit einen Wochenlohn von 35,30 m. Der abgelehnte Schiedsspruch vom 24. Oktober fah vor 38,10 Mark, und die Erfüllung unserer Forderung von 15 Pro 3. Lohnerhöhung hätte den Lohn auf 40,30 mart für die ganze Boche gehoben! Darin eingeschlossen sind die Lasten für Füh rung eines doppelten Haushaltes!

Es bedarf mithin feiner Frage, daß nicht die Forderung der Streifenden inberechtigt ist, sondern die Weigerung der Unternehmer sie zu erfüllen und die zynische Provokation obendrein, den Wochenlohn von 35 M noch herunterzudrücken.

Die Maschiuisten und Heizer der westdeutschen Kanäle fämpfen um ihre nackte Existenz. Sie führen teinen alltäglichen Streit, sondern einen Kampf auf Leben und Tod.

Nachdem die Verhandlungen ergebnislos abgebrochen werden mußten, geht der Kampf in ungeschwächter Form weiter. Wir bitten die gesamte deutsche Arbeiterschaft, ins besondere unsere Berufskollegen, um volle Solidarität, lediglich in der Beziehung, daß jeder Zuzug strengstens ferngehalten wird!

Sonntag, 29. Januar 1928

Der Chorfänger und Ballettverband.

Ein außerordentlicher Verbandstag des Deutschen Chorfänger und Ballettverbandes, der dem AfA- Bund angeschlossen ist, fand dieser Tage in Stuttgart statt. Der Tagung wohnte als Vertreter des AfA- Bundes Reichstagsabgeordneter Aufhäuser bei. Nach dem Geschäftsbericht bezifferte fich der Mitgliederstand Ende 1927 auf 3472. Durch eine Aenderung der Sagungen wurde den Lehrern, Leitern, Mitgliedern und Eleven von Tanzgruppen die Erwerbung der Mitgliedschaft ermöglicht. Der Verband wird fünftig den Namen Deutfcher Chorfängerverband und Tänzerbund E. B. führen.

Scharf verurteilt wurde von der Tagung die Gagentonvens tion des Deutschen Bühnenvereins , die den einzelnen Mitgliedern des Vereins unter Androhung von Konventionalstrafen verbietet, über die Gagenhöchst grenze von 300 Mart hinauszugehen. Wie der Verbandsvorsitzende Friedebach mit teilte, will der Verband durch eine Feststellungsklage beim Arbeits­gericht die Konvention als gegen die guten Sitten verstoßend an fechten. Eine Anzahl von Bühnen ist zur Zahlung höherer Gagent bereit gewesen, wurde aber durch die Konvention daran gehindert Der durch die Konvention für die Mitglieder entstandene Ein­fommensfall wird auf etwa 100 000 m. beziffert.

Vereinbarung in der Kölner Textilindustrie.

In der Kölner Tegtilindustrie fam es dieser Tage, nachdem der Schiedsspruch vom 29. Dezember von der Arbeiter­schaft abgelehnt worden war, zu einer Vereinbarung. Sie verkürzt die im Schiedsspruch festgesetzten Löhne der Hilfsarbeiter in den drei obersten Altersstufen um je 1 Pf.; dagegen erhalten die Akkordarbeiter, die bei einem Ueberverdienst von mehr als 30 Proz. über die neuen Löhne feine Erhöhung bekommen sollten, eine feste Zulage von 2 Pf. pro Stunde.

Das Endziel der Moskauer .

Kowno , 28. Januar.( TU.)

Wie aus Moskau gemeldet wird, veröffentlicht die Prawda tifel, in dem die Tätigkeit und die Verdienste der Gewerkschaften anläßlich des zehnjährigen Jubiläums der Gewerkschaften einen Ara erwähnt werden. Die Kommunistische Internationale und die Ge­werkschafts- Internationale hätten für die Arbeitgeberorganisationen ( ein Schreibfehler, der aber das Richtige treffen dürfte. Red. d. V.") in den zehn Jahren ihres Bestehens nicht unbedeutende Arbeit ge­leiftet. Beide Drganisationen müßten fünftighin den ausländischen Arbeiterorganisationen die größte Aufmerksamkeit widmen, um die russischen Gewerkschaften den ausländischen näher zu bringen und ländischen Gewertschaften mit der Roten Ge­

Lohnfampf in der papiererzeugenden Industrie| Oeffentliche Kundgebung dadurch zum Endziel zu gelangen: der Bereinigung der au s

Drohender Streif im Bezirk Hannover - Hamburg­

Bremen.

Die Unternehmer

Bon den Arbeiterorganisationen ist der im März v. 3. verein­barte Larifvertrag für die papiererzeugende Industrie des Bezirks Hannover Hamburg - Bremen am 31. Dezember mit Wirkung zum 15. Januar gekündigt worden. Gefordert wurde eine Lohnerhöhung von 9 Pf. pro Stunde. machten in der Berhandlung fein Angebot. Auch vor dem Bezirks­tarifamt in Hannover und vor dem Haupttarifamt in Berlin fam es weder zu einer Einigung nocy zu einem Schiedsspruch In einigen Betrieben ist darauf die Arbeit eingestellt worden. Es ist damit zu rechnen, daß im Laufe der nächsten Woche die ganze papiererzeugende Industrie des Bezirks zum Erliegen tommt. Einige Unternehmer haben aber bereits eine 3ulage von 7 Pf. pro Stunde bewilligt.

Die Lage der Landarbeiter. Eine Regierungsdenfschrift.

Der Haushaltsausschuß des Reichstages nahm vor einigen Tagen die Abstimmungen zu dem Haushalt des Reichsministeriums für Er­nährung und Landwirtschaft vor. Bei dieser Gelegenheit wurden auch zahlreiche Anträge der Regierungsparteien angenommen. Einer Dieser Anträge hat nach der Deutschen Tageszeitung" Nr. 41 fol­genden Wortlaut:

,, VII. die Reichsregierung um Borlegung einer Denkschrift über die wirtschaftliche und soziale Lage der Landarbeiter und über die Belastung der Landwirtschaft durch die Beiträge zur sozialen Versicherung und anderen sozialen Einrichtungen zu ersuchen. Hierbei ist besonders die Belastung, die durch die Mitversicherung von Betriebsinhabern und die Entlastung, die die Gemeinden und Betriebe durch die soziale Versicherung erfahren, zu berück­fichtigen."

am Freitag, dem 3. Februar, um 19 Uhr in der Schulaula des Luisenstädtischen Gymnasiums, Gleimstr. 49

Thema: Das KampfJahr 1928 Referent: Ernst Heimann, M. d. L. Männer und Frauen, erscheint in Massen!

SPD . 4. Kreis Prenzlauer Berg .

daß die Regierungsparteien das Gewissen plagt. Sie vernehmen die immer stärker werdenden Klagen der landwirtschaftlichen Ar­beiterorganisationen über das Elend des Landarbeiterstandes. Sie sehen, wie dieses Elend zu einer noch nie dagewejenen Entvölkerung des platten Landes führt und tommen troz aller widerstrebenden Empfindungen nicht umhin, in eine amtliche Behandlung des Land­arbeiterproblems einzuwilligen.

Die Reichsregierung wird sicherlich sehr erfreut sein, wenn wir fie hiermit wissen lassen, daß sie sich dank der Vorarbeit des Deut­schen Landarbeiterverbandes sehr viel Arbeit sparen kann Der Deutsche Landarbeiterverband hat in diesen Tagen eine Dentschrift herausgebracht, die sich in instruktiver und aus führlicher Weise über die wirtschaftliche Lage der Landarbeiter und Landarbeiterinnen Deutschlands ausläßt. Einen besonders breiten Raum in dieser Denkschrift nehmen die Angaben über die Entlohnung der Landarbeiter und Landarbeiterinnen ein. Um eine gute Uebersicht zu erzielen, werden fünf Tabellen über die Löhne der Deputanten, der weiblichen Frei­arbeiter, der männlichen jugendlichen Landarbeiter. der Naturalentlohnung an die Spitzenlohnempfänger und der Jahresarbeitsstunden in den Jahren 1924 bis 1927 Towie vier Diagramme über die Entwicklung der landwirtschaftlichen Stundenlöhne und über ihr Verhältnis zu den Stundenlöhnen der Bauhilfsarbeiter veröffentlicht.

Bielleicht überlegt die Reichsregierung, ob es nicht das zweck­mäßigste ist, diese Denkschrift als Grundlage der amtlichen Unter­

Dieser Antrag ist sehr beachtenswert. Durch ihn wird bewiesen, I fuchung gelten zu lassen.

wertschaftsinternationale.

Unbeschadet der Frage, ob der Anschluß der RGI. an den JGB. nicht das einfachere Ziel wäre, scheint uns denn doch, als ob das Moskauer Endziel mit anderen Mitteln als den bisher beliebten angestrebt werden müßte.

Organisation arabischer Arbeiter in Palästina?

Der Gewerkschaftsgedanke hat in der letzten Zeit unter den arabischen Arbeitern Palästinas Fuß gefaßt. In den größeren Städten des Landes haben sich Komitees gebildet, die für zentralisierte Berufsverbände als Grundstock dienen sollen. Diese Komitees haben sich an den Führer der ägyptischen Arbeiterbewegung, Maghet 3abah, der zugleich sozialistischer Abgeord neter des ägyptischen Bartaments ist, mit der Bitte und Unterstügung gewandt. Sie haben um die llebersendung der Statuten der ägyptischen Gewerkschaften und um organisatorisch geschulte Kräfte nachgesucht, um eine arabische gemertschaft liche Arbeiterorganisation zu schaffen.

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Sattler , Tapezierer und Portefeuiller. Mittwoch, 1. Februar, 19 Uhr, im Eaal 1 des Gewerkschaftshauses, Engelufer 24/25, Bersammlung aller auf dem Boden der Amsterdamer Internationale und der SPD. stehenden Kollegen. Bortrag und Stellungnahme zur Urwahl am 4. Februar. Parteigenossen und Sympathisierende müssen wegen der Wichtigkeit unbedingt erscheinen. Der Fraktionsvorstand. Freie Gewerkschaftsjugend Groß- Berlin. Sente, Conntag, folgende Bera anstaltungen: Kreis Oberspree: Kreiswanderung. Nordwestkreis: Um 19% Uhr im Jugendheim Turiner Ede Geestraße. Dichter und Dichtungen des Pro­Tetariats." 1 Nordkreis: Um 19% Uhr im Jugendheim Weißensee, Bartstr. 36, Lichtbildervortrag: Streifzüge durch Wald und Flur im Winter." Sübkreis: Um 18 Uhr im Jugendheim Tempelhof, Germaniastr. 4/6, Bolkstümlicher Abend: Dörfer und Städte unserer Mart und ihre Bewohner." Dittreis: Um 18 Uhr im Jugendheim Diestelmenerstr. 5 Catirischer Abend: Wilhelms Geburtstag." Morgen, Diontag, folgende Beranstaltung: Zusammen. funft der Gruppenleiungen im Jugendheim des Deutschen Metallarbeiterver­bandes, Linienftr. 83/85, Lichtbildervortrag des Kollegen Furtwängler : ,, Meine Indienfahrt."

Jugendgruppe bes 3D. Morgen, Montag, 19% Uhr, finden folgende Ber anstaltungen statt: Bezirk Cübost- Treptow: Jugendheim Reichenberger Str. 66. Politische Catire aus Bergangenheit und Gegenwart"( Heilbrunn). Bezirk Norden: Jugendheim Danziger Etr. 62, Barade 7. Heimbesprechung und Aufstellung des Märzprogramms. Bezirk Charlottenburg : Jugendheim Ro­finenstr. 4. Liederabend. Liederbücher mitbringen. Bezirk Tempelhof : Jugendheim der Schule Germaniaftr. 4/6. Wir feiern" W.... Geburtstag.

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