Deutschnationale gegen Luther .
Der Jdealist Luther. - Geld sfinft nicht.
Das offizielle Parteiorgan der Landesverbände Berlin und Potsdam der Deutschnationalen Volkspartei , die ,, Deutsch nationale Lages post", richtet an der Spize des Blattes unter der Schlagzelle, Der Idealist Luther . Geld stinkt nicht", den folgenden scharfen Angriff gegen Herrn Luther :
,, Dr. Luther hat sein Berbleiben im Verwaltungsrat der Reichsbahn, in den er nach dem Urteil des Staatsgerichts. hofes bekanntlich widerrechtlich berufen wurde, auch damit begründet, daß ihm ja tein finanzieller Vorteil aus dieser Stellung erwachse. Denn seine Bezüge im Verwaltungsrat der Bahn würden ihm ja auf seine Reichskanzlerpension angerechnet. Herrn Dr. Luther ist da anscheinend ein Rechenfehler unter. laufen. Denn als Reichstanzler hat er eine Benfion non 18 285 M. jährlich; bei der Reichsbahn aber beträgt feine Berwaltungsrat tantieme nach unwidersprochenen Beröffentlichungen 35 000 m. Der Reichsbahnposten verdoppelt also fein Einkommen annähernd, trot aller Berrechnung. Und somit erhält die moralische Pflicht, auf dem Bosten auszuhalten", die Herr Dr. Luther in den Vordergrund schob, glücklicherweise eine feste materielle Basis."
Der Angriff ift sachlich wohlfundiert, er deckt sich in der Sache mit unseren Beröffentlichungen über Luthers Intereffiertheit, und in der Form wörtlich mit einer Notiz, die gestern im ,, Montag- Morgen" erschien.
Aber wird die deutschnationale Reichstagsfraktion Herrn Marr auffordern, nun Fraktur mit Herrn Luther, dem Kleber, zu reden?
KPD. gegen Einheitsrepublik.
Für die Justizhoheit von Lippe.
Der Reichstag hat sich gestern blamiert. Er hat mit 172 gegen 134 Stimmen eine demokratische Entschließung, die Schritte zur Ueberleitung der Justizhoheit von den Ländern auf das Reich ver langt, abgelehnt. Für die Vereinheitlichung stimmten außer den demokratischen Antragstellern auch die Sozialdemokratie und die Bollspartei, gegen sie die Rechte und das Zentrum.
Am genialsten benahmen sich dabei die Kommunisten. Sie blieben„ revolutionär" und machten nicht mit. Sie blieben während der Auszählung truziglich vor der Tür und spazierten, erst als die Abstimmung geschlossen war, von allgemeinem Gelächter empfangen, in den Saal.
Die Lächerlichkeiten und Schifanen, die die deutsche Zerrissenheit gerade auf dem Gebiet des Justizwesens zeitigt, gehören zu den allerschlimmsten. Daß der Offenbacher Bürger, der einen RechtsStreit in zweiter Instanz auszufechten hat, statt über die Mainbrüde nach Frankfurt zu gehen, mit der Bahn nach Darmstadt fahren muß, ist von hundert Beispielen nur eines.
Die kommunistischen Weltrevolutionäre haben durch ihre Bassivi tät mitgeholfen, diefe grotesten Zustände aus der grauen Borzeit zu konservieren. Theoretisch sind sie für die Sowjetrepublit. Praktisch betätigen sie sich als Nachtwächter des monarchistischen Bartifula
rismus.
Die Phoebus Affäre.
Doppelte Berichterstattung
zu welchem 3wed?
Der Rechtungshof bes Deutschen Reiches wird dem Reichstag schon in absehbarer Zeit einen Bericht über die Phoebus 2fffäre vorlegen.
Es ist auffallend, daß dem Reichstag nicht der Bericht des Reichsspartommiffars, fondern ein besonderer Bericht über den Phoebus- Standal vorgelegt werden soll. Schließlich ist doch der Reichssparkommissar identisch mit dem Bräsidenten des Reichs rechnungshofes, ba beide Aemter von Dr. Saemisch in Bersonalunion verwaltet werden. Angeblich sollen gefeßliche Gründe für die unterschiedliche Behandlung maßgebend fein. Wir sind nicht in der Lage, die Gründe hierfür ohne weiteres anzuerkennen Lezten Endes muß doch der Bericht des Rechnungshofes auf das gleiche hinaustaufen wie der Bericht des Reichssparkommissars. Warum also doppelte Arbeit? Oder plant man etwa, den Reichstag nicht über alle Einzelheiten zu unterrichten?
Desterreicher in den Reichstag! Die Einbürgerung der Deutschöfferreicher muß erleichtert werden.
Auf einem Vortragsabend des österreichisch- Deutschen Boltsbundes im Reichstag sprach Ministerialdirektor Dr. Fald über die zwei Staatsangehörigkeiten der Reichsdeutschen und Deutschösterreicher. Die rechtliche Stellung des Deutschösterreichers ist bei uns nicht anders als die jeden Ausländers; mit Ausnahmen in einzelnen Buatten tann jeder Deutschöster. reicher wie jeder Ausländer ausgewiesen werden, ohne irgendwelche erfolgversprechende Rechtsmittel dagegen zu haben. Im Sinne der allgemein erstrebten späteren Vereinigung der beiden Republiken fönnte schon vorher die doppelte Staatsangehörigkeit gefchaffen werden. Dafür würden mehrere Möglichkeiten bestehen: durch Gesetz des einen Staates die Angehörigen des anderen zu eigenen Staatsbürgern zu machen, oder die Einräumung eines Rechtes auf Einbürgerung oder wesentliche Erleichterung der Einbürgerung. Das Berbot von Bersailles, vielleicht noch mehr die Genfer Sanierungsprototolle Seipels über die Aufrechterhaltung der Unab hängigkeit" Deutschösterreichs stehen einer weitgehenden allgemeinen Regelung int Wege. Ein Antrag Koch- Weser vom 13. September schlägt vor, daß in Deutschland wohnende Deutschösterreicher auf Antrag eingebürgert werden müffen, dabei foll die alte Staatsangehörigkeit beibehalten werden, wenn auf sie nicht ausdrücklich verzichtet wird. Das würde mit den internationalen Abmachungen vereinbar fein. Würde der Borschlag Gesez, dann tönnten die größeren politischen Parteien ständig Defterreicher in den Deutschen Reichstag und ent sprechend die österreichischen Parteien Reichsdeutsche in den Desterreichischen Nationalrat entsenden.
Zunehmende Tätigkeit des Krafatan.
Amsterdam , 30. Januar. Einer Meldung des ,, Telegraaf " aus Batavia zufolge beginnt die Tätigkeit des Vulfans Krakatau wieder zuzunehmen.
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„ Hier ſieh' ich, ich kann nicht anders!"
Neue
Gehalt Pension 36.750
UReil des aatse richts
hofes
LUTHER ILUTHERII
Bier Jahrhunderte mußten vergehen, bis ein zweiter Luther entdeckte, daß die berühmten Worte des ersten nicht nur auf geistige, sondern auch auf materielle Standpunkte anwendbar sind!
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Ein bedeutsamer Beschluß.
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Bern , 30. Januar.( Eigenbericht.) Sozialdemokratische Partei Schweiz beschloß auf einer Tagung des Parteiausschusses in Bern mit 113 gegen 97 Stimmen, sich an dem schweige rischen Bundesrat in Zukunft zu beteiligen. Für die beiden freien Ministersike, die durch Parlamentswahl in der nächsten Zeit zu besetzen sind, sollen als sozialdemo. fratische Kandidaten Robert Grimm und Gro3. pierre in Vorschlag gebracht werden.
Dieser Beschluß, der, wie schon das Stimmenverhältnis beweist, scharf umstritten wurde, bedeutet einen wichtigen martstein in der Geschichte der Schweizer Sozialbemo tratie. Der Bundesrat, der aus fieben Mitgliedern besteht, befigt in der Eidgenossenschaft die Erefutingemalt, während die legislative ( gesetzgeberische) Gewalt von den beiden Kammern, dem Nationalrat und dem Ständerat ausgeübt wird, sofern nicht das Bolt selbst durch Plebiszite( Boltsabstimmungen) feine Gesetze selbst beschließt. Der Bundesrat stellt also die Schweizer Regierung dar und wird von den beiden Kammern nach dem Grundsatz der Verhältniswahl ge
wählt.
Nach den letzten Wahlen, die einen starten Gewinn den Sozialdemokraten einbrachten, hätten unsere Genoffen Anspruch auf zwei Bundesratsfige gehabt. Die Mehrheit des letzten Parteitages lehnte jedoch noch vor einem Jahre die Beteiligung an der Regierung aus grundsäglichen Gründen ab. Die Schweizer Partei ist bekanntlich noch von der Kriegszeit her sehr radikal, vier Jahre hindurch weigerte sich die Mehrheit, den Anschluß an die 1923 in Hamburg neugegründete Sozialistische Arbeiterinternationale zu vollziehen, und erst im vergangenen Winter wurde dieser Anschluß gegen eine
Generäle im Wahlkampf. Nicht nur Foch, sondern auch Wengand.
Paris , 30. Januar. Das Abendblatt Le Soir" schreibt unter der Ueberschrift Der Große Generalstab im Dienste der Reaktion" einen Artikel, der durch die Tatsache veranlaßt ist, daß General eng and dieser Tage in voller Uniform bei einem Vortrag, der dem Stumpfe gegen den Kommunismus galt, den Vorsitz führte und sich an der Debatte beteiligte. In Bezug auf Marschall och beruft sich das Blatt auf die gestrige Rede des Marschalls in Nizza , in der er ein Wahlmanifest zugunsten des Nationalen Blods entwickelt habe( fiche Montagabendausgabe des„ Borwärts"). Boincaré habe dieser Tage in der Kammer erklärt, die Marschälle von Frankreich, die Generale, Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten müßten außerhalb der Politit stehen.
Zwei traurige unglücksfälle.
Geftern abend gegen 18 Uhr fam die 14jährige Gertrud Seidel aus der Hauptstr. 57 zu Buchholz auf tragische Weise ums Ceben. Das Mädchen war auf dem Laubengelände ihrer Eltern mit
,, Ende gut, alles gut!"
( Neueinstudierung im Schillertheater.)
Hoffmann Harnisch als neuer Regisseur bes Staatstheaters, unterftigt von Birch an, dem Bühnenbaumeister. Cin schmacher Shakespeare aus der Jugendzeit, da das Lustspiel für den Mann aus Stratford noch ein bloßer Kulissenscherz und noch nicht der Ausgangspunkt für die melancholische Menschenseele ist. Hoff mann- Harnisch also als dramaturgischer Retter ein Einpeitscher. Db das gelang? M. H.
starte Minderheit beschlossen. Indessen war damals die Entwicklung in der Partei noch nicht so weit gediehen, daß auch schon die Beteiligung an der Regierung zusammen mit Vertretern der bürgerlichen Parteien beschlossen werden konnte. In den letzten Monaten ist jedoch die Bewegung gegen die Abstinenzpolitif immer stärker geworden, geftüßt auf die nicht ungünstigen Erfahrungen, die unsere Genossen in solchen Kantonen gemacht haben, wo sie sich an der Regierung beteiligten. In der Tat war der innere Widerspruch auf die Dauer unhaltbar, der darin lag, daß die Parteigenossen in den einzelnen Kantonen ,, Koalitionspolitil" machen durften, eine Beteiligung an der zentralen Bundesregierung jedoch weiter ablehnten. Da der Bundesrat, wie erwähnt, proportional zusammengefeßzt ist, hätte die fonsequente Durchführung des bisherigen Standpunktes zur Folge gehabt, daß die Schweizer Sozialdemokratie, um nicht mit bürgerlichen Bundesräten zusammen zu regieren, überhaupt niemals der Beteili gung am Bundesrat zugestimmt hätte; auch dann nicht, wenn fie über 50 Broz, ja über 80 Proz. der Stimmen im ganzen Lande erreicht haben würde!
Ländern
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Es besteht also in der Schweiz aus verfassungsrechtlichen Gründen ähnlich wie jetzt in den einzelnen österreichischen der 3wang zur Koalitionsregierung, dem man sich nur durch völlige, grundsägliche Absti nenz entziehen kann. Das hat die Mehrheit der Schweizer Parteigenossen erkannt und wir haben die Zuversicht, daß die Erfahrungen der Zukunft ihnen beweisen werden, daß sie durch ihren Berner Beschluß den einzigen Weg beschritten haben, auf dem man etwas Praftisches im Interesse der Arbeiterschaft erreichen fann. Dann wird auf fünftigen Parteitagen jene Entscheidung, die gestern noch so hart umfämpft wurde, ganz von selbst aus den Diskussionen verschwinden.
Wasserschöpfen beschäftigt. Sie verlor plötzlich das Gleich gewicht und stürzte in den etwa vier Meter tiefen Waffergraben. Als der Bater, der gleichfalls auf dem Laubengelände weilte, durch das Ausbleiben des Mädchens beunruhigt wurde und nach ihrem Jernbleiben forschte, fand er sein Kind im Waffer leblos auf. Der Bater schaffte sein Kind zum nächsten Arzt, der indes nur noch den Tod feststellen konnte. Die Leiche wurde polizeilich beschlagnahmt und in das Schauhaus gebracht.
Auf der Ausbesserungswerkstatt II der Reichsbahn ereignete fich gestern abend ein folgenschwerer Unfall. Beim Auswechseln der Maschinen wurde der 42jährige Eisenbahnhilfsarbeiter Alfred Seiler zwischen zwei maschinen fo unglüdlich eingeklemmt, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Eine Untersuchung über die Schuldfrage wurde fofort eingeleitet. Die Leiche des Verunglückten wurde beschlagnahmt und in das Schauhaus gebracht.
fung.W
Die milde Die milde Stiftung.
So ist benn wieder Weg geschafft nam Bum Ziel der inneren Entgiftung: Graf Kalkreuth Sprach: Die Landwirtschaft Gleicht heute einer milden Stiftung.
Mit Zuschuß ihres Kapitals
Sorgt sie sich um die Massenspeisung."
Man nahm dies außerhalb des Saals Sin als rethorische Entgleisung.
Zu Unrecht. Geht am Abend nur Spazieren durch die Weinlokale, Manche ostelbische Statur Trefft ihr beim Samaritermahle,
Die dort versorgt mit Speis' und Trank Laßt eure Rührungstränen rinnen, Beziehungsweise: lacht euch trant!- Die allerlegten Sünderinnen
Jonathan