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Ar. SZ» 45. Jahrgang Ii* Mittwoch, KeSmor 492S
Das neue Berliner   Volksbad. Eröffnung am Moniag, 6. Kebruar.
Der Anfang des in der Hubertussiraße z u Lichtenberg   gelegenen neuen st ädtischen Volksbodes geht bis auf das Jahr 1913 zurück. Damals beschlost die Stadt Lichtenberg, ein Bolksbad zu erbauen. Dann kam der Krieg hindernd dazwischen. 1919 legte man die Grund- mauern. Wieder wurde die Ausführung durch die Inflation verhindert. Endlich im Jahre 19?ü konnte man unter Leitung des Stadtrates Preindl an die Ausführung gehen. Schade, dost Lichten- berg so wenig repräsentativ« Ströhen   und Plage hat. Denn der neue 8<1 Meter lange Bau liegt zwischen der Hubertus- und Atzpodienstraste ziem­lich versteckt, und doch ist er wert, in die Er­scheinung zu treten. Ein« Lorbesichtigung, die von Stadtrat Turm, Bezirksverordnetenvnr- steher Tempel und Stadtrat Preindl geleitet wurde, verschaffte den Beschauern einen ungemein günstigen Eindruck. Die Hauptteile des Baues, die beiden Schwimmhallen, find Muster moderner Innenarchitektur. Die Männer- schwimmhalle ist im Ausmaß von 10'4 mal 25 Metern geholten. Ueber den grüngekocheltcn Zellen des Erdgeschosses steigen die Wände in rötlichen Eisenklinkern empor, die ihren Abschluß in bunten Derglosungen finden. Die Frauen- s ch w i m m h a l l e ist nur 20 Meter long und baut sich in rötlich-gelben Kacheln farbenfroh aus. Dos Männerbad hat 7S Zellen und 120 Schränke, das Frauenbad 60 Zellen und 112 Schränke. An die Schwimmhallen schließen sich an: 48 Braus e- bäder, 74 Wannenbäder und im zweiten Obergeschoß die m i s ch- i risch en und die medizinischen Bäder mit Ruheräumcn. Aus dem Dach wird, was ungemein an- zuerkennen ist, ein Licht-, Luft- und Sonnenbad errichtet werden. Besonders beachtenswert ist die Wörme- Versorgung, lim eine neu« Feuer stelle mit Aauch- und Nuß- Entwicklung zu sparen, bezieht man d'e gesamte Wärme aus dem benachbarten städtischen Krankenhaus, von dem der hochgespannte Dampf durch Hochdrucks crnrohrleitung in dos Bad übergeführt wird. Das Wasser der Schwimmbecken wird mit Hilfe von Umwälzungs- Vorrichtungen in einer Fiiteranlage ständig, also auch nachts, ge- reinigt und desinfiziert. Der gesamte Schwimmbecken- i n h a l t wird innerhalb zehn Stunden vollkommen er- »cuert. Zur Verhütung von Unglücksfällen ist die Beleuchtung tiesstrahlend und so stark eingerichtet, daß die Srchle der Becken er- iennbar ist. Die Gesamt.k'osten des neuen Baues betragen etwa 2 Millionen Mark. Ein geschultes Personal steht in allen Abteilun- gen den Badenden zur Verfügung. Während auf der einen Seite die Sportler, die Schwimm- und Wasserfrcunde aller Art, ihre helle Freude an den schönen Schwimmbädern haben werden, haben die Freunde der Licht-, Luft- und Sonnenbäder auch hier endlich eine Stätte für sich, die übrigens gegen rauhe Winde geschützt ist. Für die Kranken ober ist durch die medizinischen Bäder in einer Weise gesorgt, die vorbildlich und nachahmenswert zugleich ist. An der Lichtenberger Bevölkerung wird es liegen, daß der durch seine schlichte Schönheit ausgezeichnete Bau von regstem Badetreibcn erfüllt wird.
Die große Schwimmhalle in Lichtenberg  .
Die Eröffnung der Schwimm- und Brause- bäder findet am Montag, dem k>. Februar, die.Eröffnung der medizinischen Bäder jedoch erst am'Montag, dem 13. Februar, statt. Bergmanns Komplice Kraafc verhastet. Dr. Iacoby förmlich suspendiert.- Die zahllosen Opfer des Lombardschwindels. Der engste Mitarbeiter des Millionenschwindlers Bergmann. der Kaufmann Willi Kraatz, ist bei seinem Lintresjen mit einem Automobil in Berlin   verhaftet worden, kraatz entzog sich in Garmisch  . Bartentirchen der Berhastung in dem Auto­mobil des Bergmann durch die Flucht. Gestern um 20.30 Uhr ist er in der M a a ß e n st r a ß c. wo er in einer Wohnung gerade an- gekommen war. von den das Haus überwachenden Beamten er. könnt und verhaftet worden. Kraatz ist sofort in dos Untersuchungsgefängnis Moabit übergeführt worden. Er hatte sich unterwegs ein zweites Automobil zu verschassen gewußt und ist mit diesem in Berlin   angekommen. Bereits Montagmorgen ist, wie wir meldeten, der Slaais- anwallschaslsral Dr. Walter lacoby I durch den Oberstaatsanwalt aus den verdacht hin, in das Strafverfahren gegen Bergmann und Genossen verwickelt zu sein, von der Ausübung seiner
Amtsverrichtuug vorläufig cotbunden worden. Ztach Er­öffnung der gerichtlichen Voruntersuchung ist gestern mittag durch Beschluß des preußischen Justizministeriums gegen ihn förmliche Suspeodierung vom Amt verfügt worden. Inzwischen' haben sich die Anzeigen gegen Bergmann auch aus der Provinz immer mehr gehäuft. So sind allein auf dem Wege über die f ch l e s i s ch e Filiale annähernd 300 000 M. Kapital dein Berliner   Haupthaujc anvertraut worden. Unter den Einzahlern befinden sich ein schlesischer Graf, ein Breslauer Ober- regierungsrat und ein bekannter Breslauer Geschäftsmann mit zu- samme» fast 100 000 M., daneben liegen aber auch Anzeigen von einer Anzahl kleiner Leute vor, die, durch das Versprechen bestochen, monatlich drei Prozent Zinsen zu erhalten, Ihr Geld in die Berg- mannjche Firma gesteckt und nun ihre Ersparnisse höchst wahr- scheinlich eingebüßt Hadem Aus Veranlassung der Berliner   Kri- minalpolizei sind sämtliche Bücher und Korrespondenzen der Bres- lauer Filiale, soweit solche vorlzanden waren, beschlagnahmt worden. Unter diesen befindet sich ein sogenanntes Sundenregister. noch dem in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum allein von Breslau   aus 142 000 M. nach Berlin   abgeführt wurden. Einzelne Betröge belaufen sich auf 20000, 10 000 und 5000 M. Dazwischen sind aber auch sehr viel kleinere Beträge von 2- bis 300 M. vor­handen. Neben vielen Breslauern sind auch zahlreiche Personen aus der ganzen Provinz unter den Geschädigten, und ähn- lich lauten die Nachrichten aus anderen Teilen des Neiches. Bergmanns Methode war außerordentlich roffi- niert. Ein nicht übermäßig aufsölliges Inserat nerkündetc. daß 4 8 v. H. Ja h r e s g e w i n n, regelmäßig monatlich auszohlbor, Berlins   ältestes und bedeutendstes Lombardhous für Kapitalien von S00 M. an aufwärts bei vollständiger Faust pfandsicher- h e i t gewähre." Tatsächlich bestanden freilich die Faustpsondsicher- heiten in gefälschten Lombardscheinen! Wer sich nun aus dieses günstige Angebot hin meldete, wlirde brieflich zu einer Aussprache in die lururiös ausgestatteten Geschäftsräume in der Pasioge gebeten. Einige Tage später erhielt der Interessent ein Schreiben, in dem ihm Reserenzen angegeben wurde» mit hohem Rang und gutem Namen, wie der Oberstaatsanwaltichoitsrot Dr. Ja c o b y l, der Geheime Obcrregierungsrat Dr. Senne- w a l d, der schlesische Rittergutsbesitzer Dr. L ö w e n s e l d usw. Es ist natürlich keineswegs unwahrscheinlich, daß sehr viele Rese- renzev in gutem Glauben' gegeben sind, denn Bergmann war klug genug, Leuten, die er zur Anknüpfung neuer Gcschätts- Verbindungen zu brauchen meinte, die versprochenen Zinsen p ü n k t- lich zu bezahlen. Durch diese Reserenzen vollkommen sicher gemacht, gaben dann immer neue Kunden ihr Geld her, bis endlich der Schneeball zur Lawine angewachsen war und das Gebäude zum Einstürzen brachte. Zwei Verkehrsstörungen. Am Köllnischen Fischmorkt entstand gestern, kurz nach 18 Uhr, eine«np-sindlichc Verkehrsstörung von längerer Dauer. Der Trieb- mögen einer Straßenbahn sprang in der Weiche aus den Schienen und rollte auf den Fahrdamm. Erst nach stündiger Arbeit kannte der Wagen wieder eingegleist werden. Der Sttaßmbahiwerkehr war durch den Dorfall eine Zeil lang lahmgelegt, und es kam zu langen Wagenanfommlungen. Von einer weiteren Verkehrsstörung wurde die Straßenbahn an der Dircksen- und Grunersttaße betroffen. Ein schwerbeladener Kohlenwagen stockte unmittelbar neben den Gleilen ein und sperrte den Strahenbahirverkehr. Die Feuerwehr beseitig?? dos Hindernis nach 20 Minuten. Der verkehr konnte teilweise durch Umleitungen ausrecht erhalten werden. Die Polizeibeamten-Tagunst. Im Verlauf der Tagung des Schroder-Verbandes der preußischen Polizeibeamten führte Polizeischulrat B ose zur Frage der Prüfungen aus, daß vom Innenministerium die Zusicherung der endgültigen Anerkennung der von der Polizeiberussschule abgelegten Prüfungen durch die Behörde» von Reich und Staat er- folgt sei. Von Interesse war ein« Entschließung, beim preußischen Staatsministerimn vorstellig zu werden, daß anonyme Be- schwer den gegen Pvlizeibeamte in Zukunft nicht mehr zum Gegenstand disziplinarischer Untersuchungen und Maßnahmen gemacht werden. Ueber die heute zu Ende gehende Tagung werden wir berichten.
Menschen.GSttern gleich..
?!
Roman von Herbert George lvells.
Stimmt," sagte Mr. Burleigh.Einstein könnte es uns erklären. Oder der liebe, alte Haidane könnte eine Erklärung versuchen und mit seinem schmalzigen Hegelianismus den Schleier vor uns lüften. Aber ich bin weder Haldanc, noch Einstein. Hier sind wir in einer Welt, die für alle praktische Zwecke, einschließlich unserer Sonntagsvcrabredung,Traum- land" ist. Oder, wenn Sie den griechischen Ausdruck vor- ziehen, wir sind inUtopia". Und, da ich nicht sehe, wie wir von hier wieder wegkommen können, bin ich der Ansicht, daß wir uns als vernünftige Wesen so gut wie möglich in die Lage finden und auf alles uns Nützliche bedacht sein müsien. Es ist sicherlich eine sehr liebliche Welt. Die Lieb­lichkeit ist sogar noch größer als das Wunder. Und es gibt menschliche Wesen hier vernunftbegabte. Aus dem ganzen hier herumliegenden Material schließe ich. daß es eine Welt ist, in der chemische Experimente durchgeführt werden durchgeführt bis zu einem bitteren Ende unter beinahe idyllischen Bedingungen. Chemie und Nacktheit. Ich fühle mich verpflichtet, zu gestehen, daß es mir als eine Frage des persönlichen Geschmacks erscheint, ob wir diese zwei Leute, die sich hier offenbar soeben selbst in die Luft gesprengt haben, als griechische Götter oder als nackte Wilde zu betrachten haben. Ich bekenne mich zu der Ansicht, es seien ein griechi- scher Gott und eine Göttin!" Nur, daß es ein bißcheu schwer ist, sich zwei tote Un- sterbliche vorzustellen." quäkte der Mann mlt dem Monokel in einem Ton. als ob er einen Trumpf ansagte. Mr. Burleigh war nahe daran, zu antworten und, nach seinen Stirnfalten zu schließen, hätte seine Antwort einen zurechtweisenden Ton angenommen. Statt dessen stieß er einen kurzen Schrei aus und drehte sich um. zwei Neu- ankömmlinge zu betrachten. Die ganze Gesellschaft wurde ihrer im gleichen Augenblick gewahr. Zwei vollkommene Apollogestalten standen auf der Ruine und betrachteten unsere Erdlinge mit einem Erstaunen, das mindestens so groß war, wie dasjenige, das sie seldst hervorriefen. Einer sprach, und Mr. Barnstaple war über alle Maßen «staunt, verständliche Worte zu»«nehmen, die in seinem Bewußtsein Widerhall fanden.
O Himmel!" rief der Utope.Was seid Ihr für Dinger? Und wie seid Ihr in die Welt gekommen?" (Englisch  ! Es wäre viel weniger erstaunlich gewesen, wenn sie griechisch gesprochen hätten. Aber, daß sie sich über- Haupt in einer bekannten�Sprache ausdrückten, war eine Tat- fache von unglaublicher Seltsamkeit.) 2. Bon der ganzen Gesellschaft geriet Mr. Cecil Burleigh am wenigsten aus der Fassung. Er sagte:Jetzt können wir hoffen, etwas Bestimmtes zu erfahren angesichts vernüns- tiger und artikuliert redender Wesen." Er räusperte sich, faßte die Aufschläge seines langen Staubmantels mit zwei schmalen, nervösen Händen und übernahm die Rolle des Wartführers. Meine Herren, es ist ganz unmöglich, Rechenschaft über unsere Anwesenheit hier abzulegen!" sagte er.Wir stehen genau so vor einem Rätsel wie Sie. Wir haben uns auf einmal in Ihrer Welt statt in unserer eigenen gefunden!" Ihr kommt aus einer anderen Welt?" Jawohl, aus einer ganz anderen Welt, in welcher jeder von uns seinen besonderen, ihm von der Natur bestimmten Platz einnimmt. Wir waren in jener Welt gerade in unfern äh äh in gewissen Vehikeln unterwegs, als wir uns auf einmal hierherversetzt fanden. Eiirdringlingc, ich gebe es zu, aber ich kann Sie versichern, unschuldige und unfrei- willige Eindringlinge." Wißt Ihr nicht, wieso Ardenn und Chrysolagone bei ihrem Experiment verunglückten, und wie es kam, daß sie tot sind?" Wenn Ardenn und Chrysolagone die Namen dies« beiden schönen jungen Leute hi« sind, so wissen wir nichts von ihnen, außer, daß wir sie so vorfanden, wie Ihr sie jetzt liegen seht, als wir von d« Straße hierher kamen, um herauszubekommen, oder eigentlich, um zu fragen.. Er räusperte sich und verschluckte das Ende seiner Rede. Der Utope, wenn wir den, der zuerst gesprochen hatte, der Bequemlichkeit halber so nennen wollen, blickte nun seinen De- glefter an und schien ihm eine stumme Frage zu stellen. Dann wandte« sich wieder an die Erdlinge. Er sprach, und wieder erklangen klare Laute Mr. Barnstaple   hatte den Eindruck, als schlügen sie nicht an seine Ohren, sondern ertönten in seinem Kopfe. Es wird gm sein, wenn Ihr und eure Freunde nicht weiter auf diesem Trümmerhaufen herumtrampelt. Es wird gut fein, wenn Ihr alle zur Straße zurückkehrt. Kommt mit
mir! Mein Bruder hier wird den Brand löschen und wird das tun, was für unfern Bruder und unsere Schwester noch nötig ist. Und dann wird dieser Ort von jenen untersucht werden, die von dem Werk, das hier unternommen wurde, etwas verstehen." Wir müssen uns ganz auf Ihre Gastfreundschaft ver- lassen," sagte Mr. Burleigh,und stehen vollständig zu Ihrer Verfügung. Wir haben diese Begegnung, lassen Sie es mich wiederholen, nicht gesucht." Obwohl wir sie sicherlich gesucht hätten, wenn uns eine solche Möglichkeit bekannt gewesen wäre," sagte Mr. Eatskill. sich an die neue Welt tn ihrer Gesamtheit wendend, und blickte Mr. Barnstaple, eine Bestätigung heischend, an.Wir finden diese Ihre Welt... äußerst anziehend!" Auf den ersten Blick," bestätigte der Szerr mit dem Monokel,eine äußerst anziehende Welt!" Als sie hinter dem Utopen und Mr. Burleigh durch die dichtwachsenden Blumen zur Straße zurückkehrten, bemerkte Mr. Barnstaple, daß Lady Stella an seiner Seite einher- rauschte. Die heitere und unbekümmerte Oberflächlichkeit ihrer Worte, inmitten der reinen Wunder, setzte chn in Ver- wirrung.Haben wir uns nicht schon irgendwo getroffen bei einem Essen oder dergleichen, Herr Herr?" War dies alles doch nichts weiter als ein Schaustück? Er starrte sie einen Augenblick verblüfft an, bevor er ergänzte: Barnstople." Mr. Barnstple?" Sein Geist paßte sich dem ihren an. Ich hatte niemals das Bergnüaen. Lady Stella. Ob- wohl ich Sie natürlich kenne ich renne Sie sehr gut von Ihren Photographien in den Mustriorten Wochenblättern her." .Haben Sie gehört, was Mr. Cecil soeben gesagt hat? Ob dies Utopien ist?" Er sagte, wir sollten esUtopia" nenn e-n!" Ganz Mr. Cecil! Aber ist es Mopien? wirklich Utopien?" ,Lch habe mich imm« so nach Utopien gesehnt!" fuhr die Lady fort, ohne Mr. Barnstaples Antwort abzuwarten. Was für prächtige junge Leute scheinen doch diese beiden Utopen zu sein! Ich bin sicher, sie gehören zur Aristokratie trotz ihres ungezwungenen Kostüms. Oder gerade deswegen.. Mr. Barnstaple hatte einen glückliche« Getanfe». (Fortsetzung folgt.) J