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Mittwoch

1. Februar 1928

Unterhaltung und Wissen

Der Paragraph.

Bon Hans Bieland.

Zwölf Uhr! Die Glode schrillt durch die Galerien der ein­zelnen Flügel, in den Zellen verstummmt das eintönige Lied der Arbeit. Und die Infassen, die Alten und die Jungen, die im Ber. brechen ergrauten und die Neulinge auf der schiefen Ebene des Lafters, sie spülen den Arbeitsstaub von Händen und Gesicht, ent­

nehmen dem Wandschränkchen den Eßnapf und harren der Mahlzeit. Mit einem Male ist es still geworden in diesem Hause. Still?

Schon inner gibt es hier einen Ort, wo sich die Stiffe ein ftändiger Gaft meiß

Es ist eine traurige Stätte, das Bazarett des Gefängnisses, mit feinen eifenvergitterten Fenstern, den graugetündhten Bänden, den fangen Reihen uniformer, eiserner Bettgestelle.

Eine traurige Stätte!

Und die Kranken! So erdfahl die Gesichter, so müde, so ver Lassen starren die Augen in die talte Beere des Raumes. Kein Laut wird hörbar, als die ftöhnenden Seufzer des Schmerzes, ber Ungeduld. Was ist die Qual der Krankheit gegen die Qual der Haft, zu der sie auf Monate, auf Jahre hinaus nerdammt find! Ja es ist eine trourige Stätte.

Das fcheint auch die Dezemberſonne zu empfinden, die durch bie mattglaligen Scheiben hineinblinzelt. An der gegenüberliegenden Bandfläche erscheinen schemenhaft die Schatten der Eisenstäbe. Nur für Gefunden, damn fließen sie wieder ineinander, und die Banb ist wie vorher grau und tatt.

Selbst die Dezemberſonne ist hier unbehaglich. Ber tönnte sich hier wohl auch wohlfühlen? Do nernimmt man Schritte auf dem Flur.

Die Bärterin erhebt sich von ihrem Play; die Kranten fehen fegt auf die Tür.

3mei Herren treten ein. Der eine grauhaarig, mit saften reichem, bärtigem Geficht und dunkler Hornbrille vor den ftreng blickenden Augen, der andere hoch und schiant gewadyfen, nrit jugend trischen Zügen: der Gefängnisarzt und fein Affiftent.

Und sie gehen von Bett zu Bett, bei der einen mur flüchtig, bei der anderen länger vermeilend.

Mie die Stranden aufhorchen bei jedem Worte des Arztes! Wie fie in seinen Augen, in seinen verschlossenen Zügen zu lesen suchen! Tur   nicht sterben hinter diesen Mauern, mir nicht begraben merben als Namenlose, auf dem Friedhof der Berrufenen.

Die Stimme des alten Herrn flingt rauh und barsch; er wirft son Zeit zu Zeit seinem Begleiter einige furze, mir diesem ver Ständliche Worte zu, die dieser auf einem Notizblod verzeichnet.

Run stehen sie vor einem Bett, in dem eine hagere Frost Begt. Der Dumb ist meit offen; ihr Atem geht schwer und langjam. Fiebernbe Röte auf ihren fahlen, bleichen Wangen und falter, groß. tropfiger Schmeiß auf ihrer Stirn, und das Haar in mirren Strähnen baran ebend. Der rehte, Arm hängt schlaff am Bett herunter, der andere liegt quer über der Dede.

Wie die beiden vor ihr stehen, schlägt sie für einen Augenblid ble müden, schweren Liber auf, dann fentt sie sie wieder. Mum, Frau Herim, wie befinden Sie sich?"

lnb num flang die Stimme des alten Herrn so gang anbers ofs vorher. Soft teilnahmsooll.

Die blutfeeren Lippen der Kranten hatten fich note garr Antmort bewegt. Aber fein Wort mar darüber gekommen.

Der Arzt fühlte ihren Puls. Er weiß, daß fie teinen Lag mehr zu leben hat. Der Morgen wird tommmen und mit ihm die Erlofung für die Bebauernswerte.

Die Frau hut ihm faft leid, thym, deffen Bruft gestählt ist gegen meichherzige Rührungen, der hier seit zwanzig Jahren die Gefan genen franten und sterben gesehen.

Er holt ein Buch aus der Tasche und blättert barin: " Fran Berta Herm, geb. Schneider, Ehefrau 3met Jahre Gefängnis...§ 2181"

Und macht mit dem Bleistift ein Kreuz dahinder.

Die alte, traurige, emig neue Geschichte. Die Geschichte einer Frau und Mutter, die aus Verzweiflung diesen Schritt getan, um bem unschuldigen Bürmchen den Hunger und das Elend ihres jammerlichen Daseins zu ersparen.

3wei Jahre Gefängnis!

3mei Jahre lebendig begraben!

Zwei Jahre getrennt von dem gefiebten Mann!

Sie hatte nicht gemurrt, nicht geflagt; fie mar fleißig, be­fcheiden, wunschlos. Aber in den fürchterlichen, grabestillen Nächten nagte in ihr um so gewaltiger die Verzweiflung und zehrte an ihrem Lebensmart.

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Und die Zeitmaschine, so rafend schnell im stetig medfeinben Getriebe außerhalb dieser düfteren Mauern, so erschredend träge innerhalb sie hatte weit in das zweite Jahr hinein ihren Lauf vollführt, als die Gefangene an der Schwelle der goldenen Freiheit bas eiferne Bettgestell in ihrer Zelle mit dem Krankenbett ver tauschte.

nicht entgegentreten tann...

Und wieder flagt fie nicht. Sie weiß, daß sie den Schicksal Die Tür hat sich hinter den Aerzten geschlossen. Das bleierne Gespenst der Langeweile schwingt sich wieder auf den Thron. Ringsum ist es still tobenstill

Und der Abend tommt und geht. Mitternacht   ist längst vor. ber. Die Uhr der Wärterin weist die dritte Shmbe. Derselbe Drt, dieselben Gesichter.

Die junge Frau lebt noch; aber das langfame, schmere Almen t zu einem Röcheln geworden.

An der Seite des Bettes sitzt eine Strantenschwester. Unver. wandt blickt sie in der Sterbenden wachsbleiches Geficht. Um die Frau tuts ihr meh.

Da schlägt die Kranfe die Augen auf.

Ende?"

Schwefter Melitta... nicht wahr... mit mir... gehts zu Diese antwortet nicht. Sie tann nicht. Ein inniges Mitgefühl beraubt fie ihrer Sprache. Die Strante hat die Augen wieder geschlossen; die Brust arbeitet heftiger. Plöglich wirft fie den Kopf herum.

Schwester Melitta... menn... wenn ich... tot bin... fagen fie... meinem Mann... daß..

Ein furchtbarer Hustenanfall verschlingt das weitere. Schrill pfeifend flingt das aus der Brust hervor. Die Abern fchwellen hoch auf am Halse, an der Stirn; die Augen drohen aus ihren Höhlungen zu springen; die Finger frollen fich in bie Dede...

Endlich legt sich der Hufber. Aber das Rochein ingt fort, nicht mehr leise, sondern laut und tōnend.

Die Krankenwärterin hatte zu wiederholten Malen nach der Tür geblickt, als erwarte sie dort jemand.

Wenn die Arme jetzt stürbe...

Die Tür wird vorsichtig geöffnet, und ber Stopf einer anderen Bärterin drängt sich durch den entstandenen Spalt. Die Krankenschwester winkt hastig. Die Tür wird aufgestoßen, und auf der Schwelle erscheint ein Mann

irrend und bangend durch den weiten Raum gleiten. Und dann Wie angemurzelt bleibt er dort stehen und läßt die Augen sieht er sie, die Arme, die Bebauernswerte, fein Weib, sein Bestes, fein Teuerstes. Er eilt auf sie zu und ergreift ihre magere, fnochige Hand und drückt sie an seine Lippen.

Und noch einmal öffnen sich die Augen der Sterbenden. Der ftarre, glasige Blid irri umher: an ber meißgetinhten Dede, über die grauen Wände und barn... Alles Leben, welches den Körper noch erfüllt, fommelt fich jetzt in dem einen Blid, der leuchtend in den muiden Augen aufflammt mit gewaltiger Kraftanstrengung stüßt sie sich auf den Händen auf, jeder Nero in diesem fahlen Antlitz ist angespannt:

Mein Man

mein Otto!"

Straftios fint fte zurüd. Ein schmerzhaftes Lächeln faltet fich zwischen ihren fahlen Bangen. Ihre Augen schließen fich...

Der Mann wirft sich auf die Knie, Tränen stehen ihm in ben Augen, er bittet und beschwört fie: Nicht sterben- Berta- nicht sterben bitte bitte!"

B

Aber vergebens! Es ist zu fpät! Der Paragraph hat sein Opfer geforbert...

Johannes Rehmke  .

Der ältefte der lebenden deutschen   Philosophen fetent heute in Marburg   a. d. Lahn   seinen 80. Geburtstag. Er hat die philosophischen Grundbestimmungen wie Gefühl, Empfindung, Wahrnehmung, Bor ftellung, Begriff, Urteil die sogenannten spezifischen Fachaus brüde, hinter denen die philosophischen Tatsachen verborgen find, mit so scharfer Lupe wie wenige vor ihm untersucht und mit seiner analytischen Methode gerade dem ungelehrten Baien brauchbare Werkzeuge zum verstehenden Lesen philosophischer Schriften an die Hand gegeben. Daß er Fremdworte vermeidet, ift teine Deutsch­Er hält die tümelei, sondern pädagogische Gewiffenhaftigkeit. sogenannten Termini für so start mit Vorurteilen belastet( und meist die Borurteile nach), daß er eine teilweise eigene deutsche Termino­logie einführt.

Rehmte ist Weltmonist aber Befensbualist: et lehrt also jede zweite oder Hinterwelt als nicht gegeben" ab, aber er findet im Gegebenen überhaupt amei völlig non einander verschiedene Einzel­mesen vor: Das Ding( Raum, Rörper, Ausgedehntes) und das Be­mußtsein( Wissenswesen oder Miffendes). Was wir lebendige Besen nennen, find allerdings nicht wieder Einzelwesen, fondern Birkens einheiten aus den beiden Einzelmesen Bewußtsein( Seele) und Ding ( Leib), zum Beispiel der Mensch. Eine erbrüdende Last von Be meisen hat er für diese Lehre in seiner Philosophie als Grund wissenschaft" und dem Lehrbuch der allgemeinen Psychologie"

Uw nagili

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Beilage des Borwärts

|( 3. Auflage 1926) aufgetürmt, und als Propädeutit gewissermaßen steht vor diesem immerhin gewaltigen und ganz ariginellen Wert die Logit oder Philosophie als Wissenslehre", in dem gegen eine uralte und heilig behütete Tradition ein unerbittlicher Kampf ge­führt wird. Er hat begeisterte Anhänger und heftige Gegner, aber niemand streitet ihm durchdringende Klarheit, Rücksichtslosigkeit und Tiefe ab. Möglicherweise wird seine Bedeutung erst in Zukunft deutlich werden: seine Widerlegung der Kantischen Philosophie im Mittelteil der Grundwissenschaft" jedenfalls menn fie, wie es drei Jahrtausende philosophischer Forschung erschüttern. heute den Anschein hat, in ihren Hauptzügen zutrifft würde faft

Johannes Rehmte ist am 1. Februar 1848 als Sohn eines Bolts Schullehrers in Elmshorn   bei Hamburg   geboren, studierte Theologie und Philosophie in Kiel   und Zürich  , wo er mit Friedrich Albert Lange   befreundet war, murde dann Lehrer in St. Gallen   und 1885 Profeffor in Greifswald  . Erst 1921 schied er aus dem Amt. Im Jahre 1918 begründete der Schreiber dieser Zeilen gemeinsam mit 3je Reide und Erich Hende die Johannes- Rehmte- Gesellschaft, die in ihrer Zeitschrift Die Grundwissenschaft" seitdem das Erbe des Meisters behütet. Im Berlage Teubner ist in der Sammlung Aus Natur und Geisteswelt" eine gute Einführung unter dem Titel Grundwissenschaftliche Philosophie von Johannes Erich Hende erschienen, Dr. Hermann Borchardt  .

Die Urgeschichte der Fahnen.

Die Fahne als ein Sinnbi ftaatlicher Macht, das Ehrfurcht fordert, ist uns allen heute eine Selbstverständlichkeit. Aber wie ift eine folche Stange mit einem Tuchfezen daran zu dieser Be­deutung gelangt? Dafür bieten die neuesten Ausgrabungen in Indien   eine interessante Erklärung, die zugleich eine Lüde in unferer Kenntnis der alten Kultsymbole schließt.

Unter den Funden, die man zu Mohenjo- daro   aus der indischen Urzeit vor 5000 Jahren machte, gehörten auch vier Standarten, die von Männern aufrecht getragen wurden, jede mit einer Totem­figur geschmückt, die den bekannten Totemstandarten des alten Aegypten ähneln." Das Totem  , das Sinnbild des Stammes, das noch heute bei den primitiven Bölkern eine so große Rolle spielt, mar also ursprünglich der Gegenstand, den man Verehrung ent­gegenbrachte, menn es, hoch aufgerichtet auf einer Stange, norbei­getragen wurde. Der englische   Archäologe G. Elliot Smith   meist in den Times" auf die Aehnlichkeit der ägyptischen Totemstandarter mit gewissen Ruftgegenständen hin, die von den Inseln des malaiischen Archipels stammen und im Lendener Museum bewahrt werden. Es war aber bisher schwer zu erklären, welche Zusammen hänge zwischen den altägyptischen Standarten des vierten vorchrist lichen Jahrtausends und denen der heutigen Indonesier bestanden. Dieses Geheimnis wird jekt durch die altindischen Totemstangen geflärt, und zugleich wird auch die Tatsache verständlich, daß bie Tierfiguren der altägyptischen Standarten zu der mythischen Founa Indiens   gehören. In Indien   also haben mir die frühsten Urbilder unserer Fahnen zu suchen. Die Standarten mit dem Totem waren nicht nur das Simmbild des Stammes, fondern zugleich das bes Königs und feiner göttlichen Ahnen; fie murde als ein befeelter Gegenstand betrachtet, mit dem Glud imid Reichtum der ganzen Gemeinde und jedes einzelnen zusammenhing. Wir haben also hier den Ursprung für die Heilighaltung der Fahne, die gleichfum das Glud des ganzen Landes verkörpert.

Um den Krakatao.

Bon Franz Friedrich Oberhauser.

3 ber Cumbaftarke, gifden Save und Samatta, liegt ber Infelnulan Aratatos, einer der gefährlichsten Bullane der Erde. In den legten Tagen ift mieder eine gesteigerte Tätigkeit feft gestellt worden. Zu erinnern ist an ben großen Ausbruch im Jahre 1883, beffen Berwülstungen bis nach Java und Sumatra  reichten.

Der Segler hatte, von Bantam tommmenb, in einer ruhigen und stillen Fahrt imter einem scharfen, blauen, indischen Himmel die Westküste von Jana erreiht. Die Gegel waren halb gerafft: die ge­fährlichen Branken der Korallenriffe, die knapp unter dem Waffer lauerten, verlangten eine genaue Kenntnis des Meeres. Barfüßig ein feiner, zäher, dumfelbrauner stand der javanesische Lotse- ein Meiner, zäher, dumfelbrauner Mann mit einem fraushaarigen Kopf und pfeilschnellen, scharfen Augen am Steuerras.

Ein Maler hatte während der Fahrt die Strandbilder frizziert: flache Sandufer mit wenigen hohen Balmer und einem schmalen, auf das Land gezogenen Boot.

Plötzlich hörten wir ein fernes, flares, dünnes Rollen. Dann

Das waren

sahen wir draußen in der Ferne Berge aus dem Baffer steigen, wie halbgeöffnete Schirme, mit Rinnen und Falten. die Bulkanberge, die unter dem Meere mit dem Festland in Ber­bindung stehen. Wenn alle alten Stulburen des Oftens, alle Tempel

und hunderte fleine Insein verschwinden würden, eine Rotte von Bulkanen würde bleiben. Sie haben dieselbe Sprache wie vor Jahr. baufenden, dasselbe Grollen erschüttert die Erde und das glühende Herz ist dasselbe geblieben.

Boele Kratatao!" fagt der Javanese und zeigt in die Herne  . In einer shwachen roten Farbe schimmert der Bulton aus der Beibe herüber: Boele Krafatap, wie ihn die Infelbewohner nennen, eine Kette von Bleinen Felstegeln mit sich ziehend. Man rechnet ihn zu den Bulkanen Javas: er ist der erste von den feystausend anberen bes Infellandes. In fich verfunten, lauern sie hinter der dichten Wäldern, hinter blauen einsamen Geen, in feltsam roten Manteln. Mandymal steigt ein dünner Rauchring aus dem Krater und hängt lange Zeit an den zadigen Rändern wie eine verderbliche trone. Sie bedeuten für die Eingeborenen die bösen Geister, deren Namen fie tragen.

Immer wieder kommt man, durch Java aber Sumatra   fahrend, an Bultanen vorüber. Aus dem Meene steigen fie auf und wenn sie auch gewöhnlich still und untätig sind, eines Tages beginnen die fleinen Hügel zu donnern und zu grollen.

Die Größe des Stratatan erschüttert nicht. Aber seine Gefährlich feit ist auf den Sundainseln bekannt. Die fleinen Gesteinsmaffen, was be die Hunderte von Metern in die Luft geworfert werden fallen meist in den deuten Zahlen in der Endlosigkeit des Ozeans! Krater zurüd und verlegen seine Deffnungen. Eine Explosion ist die Folge und das ist die Gefahr des unscheinbaren Bultans.

Einsam und still, gefolgt von den riebenen Felstegeln, die immer fleiner werden, lag er draußen in der See. Man sieht taum zu ihm zurüd. Interessanter sind die Brandungen, denen wir jetzt näher­tommen, der Schaum des Wassers, der über die rötli hen und gold­gelben Felsmände der Küsten schlägt. Ein unbeschreibliches Dr. cheftrieren der stürmischen Gemässer umfäumt unsere Fahrt.

Inuner noch sahen wir den Krafatav mit dem zerrissenen Kegel. fpit und immer noch sehen wir die feinen rötlichen Infelchen, die Gruppe der Berlaffenheit", die sich aber regelmäßig einmal mäh. rend eines jeden Jahrhunderts mit Gewalt zur übrigen Belt be. fennt. Dann strömen die eruptiven Golfe zu den Eilanden, liber fie binmeg zu den Küften Javas   und Sumatras  , legen die Balm­mälder nieder und tragen die Eingeborenendörfer fort. Und die See ist noll von fleinen hellfarbigen Bimssteinen. Ein hellweißglühendes Licht hängt Tag und Nacht am Himmel über der Sundastraße bis weit hinüber zu den großen Inseln.

Dann flüchten die Eingeborenen in das Innere des Landes, ver<

lassen ihre Fischerdörfer an den Küsten und suchen Shutz zwischer

anderen Bergen, in Tälern, die

zwischen Bultanen liegen!

Bir hatten die Hafendämme von Tandjeet Briot erreicht und

bald führte uns der holländische Zug durch die tropische Landschaft. Auf den Strömen gleiten die Bambusflöße nach dem Hafen zu. It den Eingeborenendörfern fann man stundenlang den Frauen zusehen, wie sie einen Sarung baliten. Sie machen es in einer Art, bie wohl nirgends funftvoller und unbeschreiblicher zustande gebracht wird als zwischen diesen einfachen, von einem heftigen Windstoß zer­reißbaren Hütten. Rot auf Blau in funstvoll und zierlich geschwun­genen Linien sind diese Muster gezeichnet, eine Arbeit von Monaten und Jahren.

Eine halbe Stunde weiter haben wir die Gefahr der Bultane

vergessen. Ausgebauscht mit einem Tropengarten, einem der gepfleg­testen und schönsten botanischen Gärben der Erbe: der Garten von Buitenzerg.

Eine dunkle, dămmerige Allee von Kanarienbäumen, dann eine Allee von Balmen, dazwischen Schlinggewächse, mit wundervollen Orchideen. Zwischen breitäftigen Feigenbäumen, auf den Leichen, zwischen den hochftrahligen dünnen Wassern der Springbrunnen Lotosblumen und unübersehbar die Victoria regia  ! Im Hintergrund verblauend ein Feuerberg, der sich im lichtroten Mantel wie eint verzauberter wilder König im unbeschreibli blauen Spiegel des Bergfees spiegelt.

Sicher, hier ist Natur: ihre Sprache folgt mir den Gesezen der

Elemente.

Am lauteften rauscht der Bergstrom herauf, heimatlich in feinem Ungestüm, eindringlih und träftig, und mir alle verstehen seine große laute Sprache, er übertönt alles und er sagt nichts anderes als inumer mir das eine, aber emige Bort: Matter!