Freitag
3. Februar 1928
Technik
Beilage des Vorwärts
Die Entwicklung des Motorflugzeugs.
Der große Vogel wird vom Rüden eines Hügels aus seinen ersten Flug antreten. Er wird das Weltall mit Berblüffung und alle Schriften mit seinem Ruhme erfüllen. Ewiges Gedenten wird dem Neste zuteil, in dem der Bogel geboren wurde.
dis Leonardo da Vinci
Mar der Menschenflug noch vor gar nicht allzu langer Zeit mur ein Traum, so ist dieser Traum ausgeträumt und längst zu nadter Birklichkeit geworden. Wie oft. hat auch hier menschlicher Geist gefiegt. Raum zwei Dezennien hat es gedauert, um das Flugzeug aus seinem ersten Bersuchsstadium zum schnellften, zuverlässigsten und modernsten Berkehrsmittel zu gestalten.
Die ersten Motorflugzeuge.
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Wenn man von den Arbeiten Lilienthals uns seiner Borgänger absieht, so ist der Ausgangspunkt für die Entwidlung des modernen Flugzeuges die Erfindung des Benzinmotors. Wohl hatte man bereits in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts Flugzeuge mit Dampfmaschinen gebaut fo u. a. Hiram Magim und Horatio Philipps. aber doch damit nur geringe ober feine Erfolge gehabt. Die ersten positiven Ergebnisse mit benzinmotorbetriebenen Flugzeugen wurden aus Amerita gemeldet. Dort hatten sich die fliegenden Brüder" Orville und Wilbur Bright schon lange mit dem Problem befaßt. 1903 glüdte ihnen ihr erster Flug", der zunächst über einen Sprung nicht hinausging. In Europa war es der Brasilianer Santos Dumont , dem am 13. September 1906 ein erster Flug von 25 Meter Entfernung gelang. 3wei Monate später fonnte er diesen Erfolg auf 220 Meter bei 21 Gefunden Flugdauer verbessern. Im Oftober 1907 legte der Franzose Henri Farman in 52 Sefunden eine Strede von 771 Metern zurüd; ein Bierteljahr später glückte ihm der erstege. schlossene Kreisfiug. Mit beinahe 4 Kilometer Länge brachte es Delagrange im April 1908 auf einen für damalige Berhältnisse recht ansehnlichen Streckenflug. In diesem Jahre setzten bereits die ersten Stunden- und Mehrstundenflüge ein, an denen die Brights, Henri Farman , Paulhan u. a. regen Anteil hatten Flüge mit Passagieren zunächst in sehr bescheidenen Grenzen folgten. Den ersten Ueberlandflug brachte Henri Farman hinter sich, indem er im Oftober 1908 die 27 Rifometer lange Strede von Chalons nach Reims durchflog. Eine Sensation, ein Martstein in der ganzen Entwidlungsgeschichte des Flugzeuges mar es, als der Franzose Louis Blériot am 25. Juli 1909 in 27 Minuten den Wermelfanal von Frankreich nach England überflog. Es fanden sich immer noch Pioniere der Luft, unter denen nur eiitige wie Latham, Maurice Farman, Boisin, Esnault- Belterie, Ferber, Roger Sommer, Rougier, Baron de Caters genannt seien.
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Die deutfchen Pioniere.
In Deutschland nahm die Entwicklung des Flugzeugs ihren Ausgang in der 1909 in Frankfurt a. M. stattgefundenen Internationalen Luftschiffahrtsausstellung, der Ma", nachdem sich die vorhergegangenen Arbeiten faft durchweg auf den motorlosen Flug erstreckt hatten. Der erste bei uns war Luguft Euler; er hatte seine Arbeiten bereits vor der Na" aufgenommen. Seine ersten Sprünge" brachten ihm viel Spott ein. Aber mit großer Energie setzte er sich für das Flugproblem ein. Er gründete
die erste Flugzeugfabrit, und aus seiner Fliegerſchule
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ablonbat
1. Flugzeug Santos Dumonts( 1906)- 2. Flugzeug Wrights( 1912) 4. Rohrbachflügel mit teilweise aufgeklappten Nasenkästen
flugzeuge und solche für besondere 3wede, wie Sport, Laftentrans porte, Schädlingsbekämpfung, Luftbildvermessung usw. entwickelt.*) Ing. Fr. W. Wittekind. Du
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mannimm
3. Dornierflügel( Gerippe) 5. Junkersflügel
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befestigten sogenannten Nasen- und Endkästen. Flügel- und Rumpfbeplantung besteht aus glattem Duraluminblech. Anders bei Dornier. Bei diesen Flugzeugen wird für alle hochbeanspruchten Teile Stahl verwendet. Die Flügelholme werden aus fräftigen Fachwertträgern aus Stahl gebildet, die durch Duralumin
faftenrippen verbunden sind. Auch die Rumpfsponten beftehen aus Stahl, während als Außenhaut für Rumpf und Flügel aufgelegte Duraluminplatten dienen. Die übrigen Ganzmetallbauarten lehnen sich im großen ganzen an die vorgenannten an. Häufiger trifft man auch jetzt die kombinierte Verwendung von Holz und Leichtmetall
als Baustoffe an.
Der Flugzeugmotor.
F. W...
hervorgegangen und wurde im Laufe der Jahre zu großer ZuDer Flugzeugmotor ist aus dem Automobilmotor
Derfäffigfeit
und
Betriebssicherheit entwickelt.
Holz- und Metall- Flugzeugbau. find zahlreiche Flugschüler schon in den ersten Jahren der deutschen Mit der Zeit haben sich im Flugzeugbau zwei grundsäß Fliegerei hervorgegangen. Neben ihm waren aber noch eine ganze Reihe anderer rege am Werke. Alle, die sich um die Entwicklung liche Bauweisen herausgebildet: der Holz- und der Metallbau. unferes Flugmejens verdient gemacht haben, hier aufzuzählen, ist Ersterer ist der ältere. Bei ihm bestehen Flügel, Rumpf. Leitmertsunmöglich. Es feien nur einige Namen herausgegriffen: Hans organe ausschließlich oder unter Hinzuziehung von Stahlrohr aus Grade, Robert Sommer, Ostar Urfinus, Dorner, Holz Flügel und Rumpf sind teilweise stoff bespannt, während man feit längerer Zeit dazu überging, für Flügel und Hanuschte und alle die, die sich bereits damals im Fliegen ausRumpfaußenhaut oft Sperrholz zu verwenden. Stahlrohr spielt bilden ließen bzw. selbst fliegen lernten und sich mit dem Bau von Flugzeugen befaßten. In Desterreich waren es reß, Beis, im Flugzeugbau ebenfalls eine nicht geringe Rolle. Es wird für Streben der verschiedensten Art und auch sehr häufig zum Rumpf Etrich u. a., deren Namen mit der Entwicklungsgeschichte des Flugzeuges unauslöschlich verknüpft sind. Besonders letzterer ist auch fachwert verwendet. Die jüngere Bauart ist die Ganzmetallbauin Deutschland sehr populär geworden, nachdem seine„ Taube" in weise, die sich immer mehr Bahn gebrochen hat und auch besonders Grundsätzlich stehen sich zwei Kategorien gegenüber: der für Berkehrsflugzeuge große Borzüge aufweist. Bereits vor dem Umlaufmotor und der Standmotor. Rahm ersterer früher Deutschland durch Rumpler gebaut worden ist. Die Flugsporteine sehr bedeutende Stellung ein, so ist er doch schon seit längerer gemeinde zog immer weitere Kreise; durch Abhaltung von Wett- Kriege haben Konstrukteure wie Huth, Prof. Reißner u. a. bewerben, wie lleberlandflug Frankfurt- Mainz- Mannheim, den Flugzeuge ganz aus Metall hergestellt. Die heutigen Metallflug- 3eit sehr starf in den Hintergrund gerüdt. Der Standmotor Oberrheinischen Zuverlässigkeitsflug, Berlin - Wien - Fernflug, Deutzeuge unterscheiden sich von jenen jedoch grundsätzlich dadurch, daß dominiert. Bei ihm unterscheiden wir zwei große Gruppen: man heute entweder ausschließlich oder doch zumindest vorwiegend den luftgekühlten und den wassergekühlten Motor. fchen Rundflug usw., wurde das Interesse für das Flugwesen in Leichtmetall verwendet. Wir unterscheiden im Ganzmetall. Der erstgenannte hat vor allem den großen Vorzug des geweiteren Kreisen gemeckt, und immer größere Leistungen wurden t, und im flugzeugbau grundsäglich drei Baurichtungen. Ausringeren Gewichtes durch den Wegfall der Kühlanlage, die erzielt. schließlich Leichtmetall( Duralumin) als Baustoff wird bei außerdem immer geeignet ist, Anlaß zu Störungen zu geben. Gerade in den letzten Jahren ist der Iuftgekühlte Motor zu sehr den Junkers- Flugzeugen verwendet. Die Flügel werden hier durch hoher Vervollkommnung entwidelt worden und hat mehrere längsgehende Duraluminrohre gebildet, die durch seine große Leistungsfähigkeit und Betriebssicherheit längst unter Streben von Z- förmigem Querschnitt miteinander verbunden sind. Beweis gestellt. Bir treffen ihn in der überwiegenden Mehrzahl mit Dieses statisch überbestimmte Fachwerk ist mit der aus Duralumin sternförmiger 3ylinderanordnung an, während wellblech bestehenden Außenhaut umgeben. Der Rumpf ist aus Luftgekühlte Reihenmotoren( die 3ylinder sind in einer Duraluminrohren und Spanten hergestellt und besetzt ebenfalls mit oder mehreren Reihen hintereinander angeordnet) nur verein Bellblechaußenhaut. Ebenso bestehen auch die Rohrbach 3elt sind. Beim wassergekühlten Motor ist dagegen die sternförmige Flugzeuge ganz aus Duralumin, jedoch weicht diese Bau- Zylinderanordnung sehr selten. Ursprünglich als Vier- oder Sechsart von der Junkersschen nicht unwesentlich ab. Um möglichst einzylindermotoren gebaut, haben die heute allgemein im Betrieb befache Formen zu erzielen, leichte zugänglichkeit aller Teile und die findlichen Motoren größerer Stärke acht, zwölf, sechzehn und achtzehn Bylinder. Die Anordnung der 3ylinder ist meist in V- und Möglichkeit leichter Reparatur und Auswechselbarkeit zu schaffen, W., vereinzelt auch in X- Form getroffen. Bei Motoren für eine wird das genannte Beichtmetall nur in Form von Sport- und Leichtflugzeuge trifft man vorwiegend den luftgekühlten offenen Profilen und glatten Blechen verarbeitet. Der Flügel 3weizylinder mit gegenüberliegenden Zylindern bzw. den Dreiist seiner Länge nach dreiteilig. Er besteht aus einem mittleren plinder in Sternform. Bisher ist man darangegangen. Fluga stenträger und den vorn und hinten an ihm aufklappbar niotoren bis zu 800, 900, 1000, ja 1250 PS Leistung mit gutem Erfolg herzustellen. Der Dieselmotor für das Flugzeug findet fich noch in der Entwicklung. Er hat bisher noch feine besonderen Erfolge im Flugzeugantrieb aufzuweisen..
Kriegs- und Nachkriegszeit.
zu verwenden
waren.
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Dann sette der unselige Krieg ein, in dem das Flugzeug einzig und allein dem Massenmord diente. Während dieser Zeit ging aber die Entwicklung des Flugzeugs zwar mächtig vorwärts, die ausschließliche triegerische Verwendung brachte es aber mit fich, daß nach Kriegsschluß diese Flugzeuge für die zivile Luftfahrt faum noch Bauverbote, Begriffsbestim mungen und alle sonstigen Hindernisse waren in der Nachkriegs zeit starfe Hemmnisse für die Entwicklung des zivilen Flugzeuges, während das Ausland immer feste weiter Militärflugzeuge baute. Wohl war man sich schon lange flar, wie sehr das Flugzeug als Schnellverfehrsmittel geeignet ist. Zunächst waren aber alles schüchterne Versuche. Einzig und allein auf die Zivilluftfahrt ange miesen, mar es für uns in Deutschland trok aller Hemmungen leichter, die Flugzeuge ganz gemäß den Anforderungen durch zubilden, wie sie der Berkehr stellt. Der Bergleich mit dem Ausland läßt auch erkennen, daß unsere deutsche Flugzeugindustrie fehr er Bgl .„ Sport- und Berkehrsffiegerei von F. Bittekind( Berfolgreiche Arbeit geleiftet hat. Daneben wurden auch Ausbildungs, log Georg Westermann , Braunschweig ).