Einzelbild herunterladen
 

Abendausgabe

Nr. 60

sini

45. Jahrgang B 30 dio del 119111101

Böchentlich 70 Pfennig, monatlich 3, Reichsmart, im voraus zahlbar. Unter Streifband im In- und Aus. land 5,50 Reichsmart pro Monat. *

Der Bormäris mit der illustrier. ten Sonntagsbeilage Bolt und Zeit" fomte ben Beilagen Unterhaltung und Wiffen", Aus der Filmwelt", Stadtbeilage", Frauenstimme Der Kinderfreund"," Jugend- Bor märts, Blid in die. Bücherivelt", Kulturarbeit". und- Techni wochentäglich zweimal, ericheint Sonntags und Montags einmal.

Sonnabend 4. Februar 1928.

palm 10 Pfennig

Vorwärts

Berliner   Boltsblatt

Die einfpaltige Nonpareillezeile 80 Pfennig. Reflamezeile 5.- Reichs mart. Aleine Anzeigen" das fettge brudte Bort 25 Pfennig zuläffig zmel fettgedruckte Borte), jedes weitere Bort 12 Pfennig. Stellengesuche das erste Wort 15 Pfennig, jedes weitere Bort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwel Borte. Arbeitsmartt Zeile 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Zeile 40 Pfennig. Anzeigen annahme im Hauptgeschäft Linden­Straße 3, wechentägl. von 8 bis 17 Uhr.

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Redaktion und Verlag: Berlin   SW 68, Lindenstraße 3

Vorwärts- Verlag G. m. b. H.

Fernsprecher: Dönhoff 292-297. Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin  

Pottschedkonto: Berlin   37536. Bankkonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten Wallstr. 65. Diskonto- Gesellschaft. Depositenkasse Lindenstr. 8

Raubmörder Hein endlich gefangen.

-

Vollständig ausgehungert und erschöpft. Er gesteht alles ein!- In Altenburg  Jos ein Unschuldiger für Hein erschossen.

Gnu

Bamberg. 4. Februar. Der Posträuber Hein konnte heute vormittag in der Wirtschaft in Weingarten   bei Banz   ver= haftet werden.

Ohne Widerstand ergeben.

Lichtenfels  , 4. Februar.

Die Verhaftung seins erfolgte heute früh gegen 9 Uhr auf einem Felbe unweit Weingarten  bei Lichtenfels  . Sein wurde von einem Polizisten des Fahndungskommandos Staffelstein gestellt und aufge fordert, sich sofort zu ergeben, andernfalls geschossen werden würde. Er ergab sich, ohne Widerstand zu leisten. Mit hochgehobenen Händen führten ihn die Polizisten durch die Ortschaft Weingarten in die Wirt schaft von Lorenz.

Der Raubmörder war start herunterge tommen und völlig ausgehungert. Hein ge. it and, der gesuchte Posträuber und Raubmörder zu sein und den Gendarmeriebeamten in Unterfieman erschossen zu haben. Er ist ohne jede Barmittel. Papiere hat man bei ihm nicht vorgefunden, sondern nur einen Revolver und Munition. Nach einem Verhör wurde er im Auto nach Lichtenfels   gebracht. Wohin er weiter transportiert wird, ist bis jetzt noch nicht entschieden.

Lichtenfels  , 4. Februar.

Das Lichtenfelser Tageblatt berichtet noch zur Berhaftung Heins folgendes: Ein Fräulein aus Neubanz fuhr heute morgen auf dem Fahrrad auf der Straße Kloster Banz   nach Lichtenfels  . Unweit der Wegfreuzung Köften- Stetten hielt sie ein junger Maria an, um sich nach dem Wege nach Koburg zu erfundigen. Das Mädhen stieg ab und sagte ihm, daß er am besten über Lichtenfels  mach Koburg   fäme. Er antwortete: Das fanm ich nicht" und ging in der Richtung. Stetten meiter. Der Mann trug eine grünen Anzug und einen etwas breiten Hut. Er hatte die Hände in den Hosentaschen und schlenderte langsam dahin. Als der Mann ge­gangen war, tam dem Mädchen plötzlich der Gedanke, daß es Hein sein könnte. Bor Angst fuhr das Mädchen wie rasend nach Köften Stetten weiter und meldete den Vorfall dem Bürgermeister. In zwischen war bereits die Verhaftung des Hein durch Landespoli­ziften erfolgt. Hein wurde über Lichtenfels   nach Staffelstein  transportiert und befindet sich in Berwahrung im Amtsgerih.gefängnis Staffelstein  .

Die Opfer des Mörders.

Fünf tote und zwei schwerverletzte Beamte.

Mit dem endlich verhafteten Hein ist einer der schwersten Ber­brecher dingfest gemacht worden, von denen die Kriminalgeschichte der letzten Jahre weiß. Am 21. Dezember vorigen Jahres hatte Hein um 18 Uhr zusammen mit dem Melter Lahm das

Bostamt von Ohligs   im Rheinland überfallen.

Die Beamten waren nach Schalterschluß gerade mit der Abrechnung beschäftigt, als zwei Männer in den Raum eindrangen, über die ziemlich hohe Schrante sprangen, mit dem Ruse Hände hoch" den Beamten Renoiner vorhielten und die Auslieferung des Kasser bestandes verlangten Die beiden zunähst sitzenden Beamien, Die beiden zunä hit fizenden Beamten, Shmidt und Müller, wurden, als fie versuchten, fich zur Wehr zu setzen, vor den beiden Räubern über den Haufen geschossen. Die Berbrecher rafften einen Teil des Geldes zu fammen und enttamen unerkannt.

Die Verfolgung wurde fofort in die Wege geleitet, 3000 m. Belohnung wurden ausgelegt, aber mehrere Wochen lang war es nicht möglich, die Räuber zu fassen. Erst Mitte Januar fonnte festgestellt werden, daß es sich um Lahm und Hein hardelte. Die Polizei ermittelte, daß sich die beiden Räuber in Burgheim am Kaiserstuhl aufgehalten hatten, wo sie nach dem Wege zum Bahn hof fragten. Bolizeihunde wurden auf ihre Spur gehetzt, die zum benachbarten Bahnhof Jechtingen   führte.

Inzwischen war einwandfrei flar geworben, daß auch der Bostraub von Klofterlausnih

auf bas Stonte der beiden Verbrecher fant. Aus dem D- 3ug München  - Berlin   heraus wurde dann Lahm am 10. Jamuar in Saalfeld   verhaftet. Shon feix fchens Benehmen hatte bei ben

alarmiert morden.

Mitreisenden Verdacht erregt, und von Nürnberg   aus waren die Polizeibehörden fämtlicher auf der Strecke liegenden Ortschaften Die Suche nach ein ging weiter. Er hatte sich nach Sachsen   gewandt und versucht,

in Plauen   einen Unterschlupf

zu finden. Schon vorher hatte er in Jena   einen Kriminalbeamfen, der ihn festnehmen wollte, erfchoffen und einen zweiten lebens­gefährlich verlegt. Als man ihn in Blauen in seinem Bersted fest­nehmen mollte, schuf er sich mit der Pistole Bahn und erschoß wie­derum einen Kriminalbeamfen; auch hier wurde ein zweiter Be­amter lebensgefährlich verletzt.

Hein flüchtete nach Koburg, wo er wiederum von der Polizei gestellt und erkannt wurde. In Unterstemah bei Koburg  

erschoß er den Landjäger Scheler,

um mit dem Rade des Ermordeten weiter zu flüchten. Ein Gen­darmeriewachtmeister und ein Einwohner von Unterfiemach, ein Schlosser von Beruf, verfolgten der Berbrecher, und es tam zu einem regelrechten Gefecht, bei dem der Mörder an der rechten Hand verwundet wurde. Trogdem aber gelang es ihm, noch ein­mal zu entfliehen. Man nahm an, daß er sich in dem naheliegenden Banzer Wald verborgen hatte, und sofort wurde das gesamte in Frage kommende Gelände von allen verfügbaren Polizeikräften, der alarmierten Reichswehr   und Männern aus der Bevölkerung,

die sich freiwillig zur Verfügung stellten, umzingelt. Man blieb dem Massenmörder auf der Spur, und endlich ist es jetzt gelungen, ihn dingfest zu machen.

Hein ist 26 Jahre alt und stammt aus Düsseldorf  . Schon in jungen Jahren begab er sih auf den Weg des Verbrechens. Welche fozialen Umstände ihn auf diesen Weg getrieben und befördert haben, bedarf allerdings noch der sorgfältigen Nachprüfung.

Ein Unschuldiger erschossen.

Auf der Suche nach Hein.

Altenburg  , 4. Februar.( Eigenbericht.) Auf dem Bahnhof Rosi bei Altenburg   ereignete sich heute morgen um 3% thr ein verhängnis. boller Irrtum. Der wachhabende Gendarm stellte eine Person, in der er den Mörder Hein vermutete. Der verdächtige Mann machte sofort Anstalten zur lucht, so daß der Gendarm von seiner Waffe Ge brauch machte und den Flüchtigen tödlich ber­leste. Die sofort angestellten Ermittlungen ergaben, das es sich nicht um sein, sondern um einen Stall. schweizer   Hermann Thom aus Scheldit handelt. An geblich bestand zwischen dem tödlich Verletzten und Hein eine große Aehnlichkeit.

Sechsstunden- Prügelei.

Zwischen Staliniften und Opposition in Halle.

Blutige Kämpfe in Indien  .

Salle, 4. februar.( Eigenbericht.) absehbarer Zeit fein für den politischen Kampf brauchbares Heer Der Hallesche Volkspark war gestern der Schauplan formieren lassen. Das Maß der Verwirrung ist zu groß, als wüster politischer Exzesse. Der vor acht Tagen daß die Zahl der zur Erkenntnis ihrer wirklichen politischen Aufgabe aus der KPD.   ausgetretene kommunistische Landtags Gekommenen nennenswert in die Erscheinung treten fönnte." abgeordnete und Stadtrat Otto Kilian   hatte zusammen mit Urbahus zu gestern abend eine öffentliche Volks. versammlung einberufen, um den ehemaligen Freunden aus der KPD  . die Politik der Opposition zu entwickeln. Aus Furcht vor einer Diskussion hatte die kommunistische Bezirksleitung alles, was laufen tann, einschließlich des Roten Frontkämpferbundes  , alarmiert und die Parole ausgegeben, die Kilian Versammlung zu spren gen. Urbahns hatte kaum fünf Worte gesprochen, als der Tumult losging. Sechs Stunden- bon 8 Uhr abends bis 2 Uhr nachts- toogte ein erbitterter Kampf.

Kilian und Urbahns wurden von ungefähr 150 bis 200 Anhängern, die sich um die Bühne geschart hatten, geschützt. Als der Tumult stundenlang sich zu immer gemeineren Erzessen steigerte, rannten viele Kommu. nisten gereifteren Alters händeringend, ihrer lekten Illusionen beraubt, durch den Saal. Der kommu­nistische Agitationssekretär Bolze erklärte anwesenden Sozialdemokraten wörtlich: leder Sozialdemo nistische Stadtverordnete pela bezeichnete laut ner­frat ist mir lieber als dieses Gesindel." Der kommu­nehmbar seine Parteifreunde als Janhagel Wild wogten die Stimmen durcheinander: Morgen werden abend bin ich Kommunist gewesen, jest habe ich genug." biele Mitgliedsbücher fliegen," Bis heute Diese Schande mache ich nicht mehr mit."

Das Boltsblatt" faßt seine Eindrüde über das Ergebnis der Bersammlung in folgende Säge:

Die KPD.   hat gestern in Halle, obwohl sie ihre Opposition mundtot gemacht hat, eine ich were moralische Niederlage erlitten. Die Folgen werden sowohl für den Roten Frontfämpfer­bund wie für die fommunistische Organisation verheerend sein. Es erscheint uns nach Lage der Dinge als durchaus wahrscheinlich, daß es Kilian gelingen wird eine eigene Organisation zu etablieren und mit dieser Organisation gelegentliche, wenn auch nur fleinere Erfolge, zu erzielen. Das Hauptpaffivum dieser Tragikomödie wird aber die Bertiefung der Front der Indifferenten um einige starte Staffeln fein. Die linken und die redyten Kommunisten freffen sich gegenseitig auf. Aus den zurüidbleibenden Abfällen wird sich in

Das ist der Beginn der Verfassungsarbeit.

T sume bile Condon, 4. Februar.  ( Eigenbericht.). Die Zahl der bel den gestrigen Demonstrationen in Indien  ums Leben gekommenen Personen hat sich inzwischen auf drei erhöht. Berlegt wurden 30 Personen.

e>>

An Einzelheiten wird über den Berlauf der Demonstration

Indus

BRIT. Ganges  

Kalkutta

JNDIEN

Brahmaputre

GOLF VON

BENGALEN

Bombay

ARAB MEER

Madras

Ensel Ceylon

9138

noch gemeldet, daß zum Beispiel in Bomban die Studenten eine große Anzahl von Strohpuppen verbrannten, als die Kom­miffion an Land ging. Die Strohpuppen stellten Baldwin, Lord Birkenhead  , Macdonald und den Vorsitzenden der Verfas fungstommiffion Sir John Simon dar. Auch in anderen Landes. teilen ging es hoch her. In den verschiedensten Gegenden mußten Bolizei und Truppen gegen die demonstrierende Menge eingejett

$ 1702