Einzelbild herunterladen
 

und an den Bölkerbund, um eine Aenderung der gegenwärtigen 3u-| Stegerwald fritisierte die Art und Weise, wie die Be­stände im Saargebiet herbeizuführen.

In einer weiteren Entschließung fordert der Parteitag Reichs und Staatshilfe, um den deutschen Markt zurückzugewinnen. Gegen die Enlassung von 4000 Bergarbeiter wird protestiert, Ber­befferung der Arbeitsmarktlage, der Löhne wird gefordert und die Rüdständigkeit auf sozialem und arbeitsrechtlichem Gebiete jowie, die Untätigkeit der Regierungskommission in dieser Hinsicht

gegeißelt.

Wahlregie.

Westfälischer Zentrumsparteitag.- Marg abwesend, Imbusch redet.

soldungsordnung zustande gekommen sei und forderte, daß die Stellung des Arbeiters im wirtschaftlichen und gesell­Schaftlichen Leben gebessert werde. Zum Schluß wurde eine Entschließung angenommen, in der sich der Westfälische Zen­trumsparteitag nach der Aussprache über die politischen Ver­hältnisse einmütig auf den Boden der Entschließung stellt, die am 29. Januar vom Reichsparteiausschuß in Berlin be­schlossen wurde.

Man spürt die geschichte Wahlregie, die selbst die eigenen Differenzen in den Dienst der Wahlpropaganda ftellt. Herr Mary wird zur Bermeidung von Erregung ferngehalten. Herr Schreiber redet von den herrlichen Erfolgen der Braunsschen Sozialpolitit. Vielleicht glaubt ihm mancher Zentrumsarbeiter und wählt im Bertrauen darauf Am Sonntag fand in Hamm der Parteitag für die Zentrum. Für die, die nicht an Brauns und Schreiber glau­Westfälische Zentrumspartei statt. Er stand im 3eichen geben, redet mbusch. Gegen die Braunssche Sozialpolitit, schickter Wahlregie. Herr Mary, der das Hauptreferat die die Arbeiterforderungen ablehnt. Die Zentrumsarbeiter, halten sollte, war verhindert; an seiner Stelle sprach der die mit ihm gegen die von Schreiber gelobte Sozial: Reichstagsabgeordnete Brälat Schreiber vorsichtig auf politit opponieren, wählen dann Zentrum im Bertrauen die Stimmung der Arbeiterwähler Rücksicht nehmend: Keine auf Imbusch und feine Kraftsprüche. Spiel mit verteilten Berteidigung für den Bürgerblod, aber auch feine Ber- Rollen, und am Ende sind wieder die christlichen Arbeiter dammung in Grund und Boden. In der Sozialpolitik habe die Betrogenen. er viel Wertvolles und Positives geschaffen womit herr Schreiber sagen will: Alles Gute tommt vom Zentrum und

-

=

-

Ausnahmerecht für Arensdorf.

Zur Haftentlaffung Paul Schmelzers. Rechtsanwalt Dr. Martin Meyer in Landsberg a. d. M schreibt uns:

Baul Schmelzer, der für die Bluttat in Arensdorf in erster Linie moralisch Berantwortliche, ist durch Beschluß der Großen Straffammer des Landgerichts Frankfurt a. d. Oder aus der Haft entlassen worden, trotzdem er wegen Beihilfe zum Totschlag und versuchten Totschlag zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus verurteilt morden ist.

dastehend wie befrembend. In meiner fast achtjährigen Dieser Beschluß ist nach meiner Erfahrung genau so einzig Pragis als Berteidiger habe ich weder in von mir selbst noch von anderen geführten Strafprozessen erlebt, daß bei Berhängung einer Strafe von 1% Jahren Buchthaus tein Haftbefehl erlassen wurde, noch weniger aber, daß er wieder aufgehoben wurde. Eine Ausnahme stellen nur die Fälle schwerer Erkrankung des Verurteilten bar, in denen eine Haftenlaffung meistens auch nur unter erheblichen Schwierigkeiten durchgeführt werden kann. In dieser Richtung spricht der Fall Höfle" eine beredte Sprache.

Diese ständige Uebung der Gerichte hat mich und andere ver anlaßt, nur in außerordentlich seltenen Fällen Don dem Rechtsmittel der Revision Gebrauch zu machen. Bei den

alles Böse von den übrigen Blockbrüdern. Der Simultan Reichswehrsoldaten als Pogromheter. erfahrungsgemäß verhältnismäßig geringen Aussichten einer Re

schulparagraph sei ein Ausnahmegesez, unannehmbar, die schulpolitischen Bestimmungen der Simultanschulländer jeien ein Ausfluß früherer Fürstenwillkür. Man sieht, wie Herr Schreiber mit dem Klasseninstinkt der christ­lichen Arbeiter rechnet und sie für reaktionäre 3mede ein­zufangen sucht.

et und fie für

Nach Schreiber sprach der der Reichstagsabgeordnete Imbusch: mos filio 4mm polobi In der letzten Zeit haben wir nicht unerhebliche Meinungs­verschiedenheiten in der Partei gehabt. Es handelt sich nicht un persönliche Gegensäge, es handelt sich wirklich um weitgehende sachliche Meinungsverschiedenheiten. Deshalb ist auch die Angelegen heit nicht mit einer schönen Erklärung aus der Welt zu schaffen. Wenn die Meinungsverschiedenheiten öffentlich aus­getragen wurden, so ist das geschehen, weil sie in Berlin nicht zu beseitigen waren. Ich persönlich habe den Eindruck, daß alles Reden und auch die durchgreifendsten Gründe auf manchen nicht wirken, und deshalb habe ich in Berlin vor der Ver­abschiedung der Besoldungsordnung in der Fraktion ausdrücklich gesagt, ich hielte es für meine Pflicht, die Wähler aufzuklären und

offen in der Partei über die Dinge zu reden, weil wir zu einer Klärung der Frage kommen müssen; denn schließlich sind die Wähler und nicht die Zentrale in Berlin die wichtigste. Instanz Ich stelle ausdrücklich fest:

Fingerzeige für Herrn Groener...!

Man schreibt uns.

Daß in unserer lieben Reichswehr der schwarzweißrote Geist prächtig gedeiht, ist feinem Republifaner ein Geheimnis. Welch' toftbare Typen das junge. Heer der Republik bevölkern, zeigte wieder einmal ein Borfall, der sich in den Abendstunden des Sonn abends in einem Lokal des Berliner Bestens abspielte. 3wei jüngere Leute, der eine in Reichswehruniform, begannen hier in geradezu unglaublicher Weise anwesende Gäste, die sie für jüdisch hielten, zu beschimpfen. Im netten Jargon des hakenkreuzlerischen Mobs sprachen die beiden Hitlerjünger von den Knoblauch iuden, die ausgerottet werden müßten", bezeichneten die juden, die ausgerottet werden müßten", bezeichneten die Juden als Deutschlands Unglüd", und sind der Ansicht, daß die krummen Nasen bald spiggebogen" würden, wenn andere Zeiten fämen", ufm. Schließlich verstiegen sich die beiden Krafeeler zu der unverblümten Drohung, daß einst der Tag tommen werde, an dem....

Die beleidigten Gäfte blieben ruhig, holten jedoch einen Schupomann, der die Personalien der beiden Herren" fest­stellen sollte. Dem Polizeibeamten verweigerten sie trotz mehr facher Aufforderung die Angabe ihrer Personalien und wurden so ausfallend gegen ihn, daß dieser sich auf telephonischem Wege Unterstügung vom Revier anfordern mußte. Drei Beamte verhafteten schließlich die Widerspenstigen und brachten sie zur Wache, wo sie sich als der Interfeldwebel Albert Schön vom Infanterieregiment 11 in Leipzig , zurzeit ab fommandiert zur Waffenmeistereischule in Span­ dau , und der Obergefreite Wilhelm Gundlach vom Infanterieregiment 9 in Spandau entpuppten. Gund­lach wurde nach Feststellung der Personalien entlassen, Schön jedoch bis zum anderen Morgen auf dem Revier festgehalten, von wo er schließlich durch Soldaten der Spandauer Kommandantur abgeholt wurde.

Die Differenzen sind noch nicht erledigt. Sie lassen sich nicht erledigen durch schöne Erklärungen; dafür können sich die armen Leute kein Pfund Brot kaufen. Meiner Auffassung nach hat die Regierung in wirtschaftlichen und sozialen Dingen manchmal falsche Auffassungen vertreten. Bei der Besoldungsordnung ist nicht auf die Wirkung auf die anderen Kreise des Volkes, auf die Wirtschaft, auf den Ar­beiterstand und den Mittelstand, berücksichtigt worden. Wir sind nicht gegen das Berufsbeamtentum. Nach meiner Auffassung hat fich um die Rettung des Berufsbeamtentums gerade der Abgeordnete Stegerwald hodwerdient gemacht. Man hätte aber nicht die For, Hervorgehoben zur merden perdient, daß die hoffnungsvollen derungen der Arbeiter ablehnen sollen mit dem Hin republikanischen" Krieger sich in völlig nich fernem Zustand meis darauf, daß die Wirtschaft sie nicht tragen föune, und gleich befanden. Die Schupobeamten verhielten sich äußerst torrett, zeitig die Besoldungsordnung den Beamten geben sollen. Die Begriffen magvoll aber energisch durch und ließen sich durch die soldungsordnung erfordert eine solche Summe, daß Reichsbahn und Reichspost Aufträge rüdgängig machen mußten und viele Arbeiter dadurch arbeitslos geworden sind. Es ist das notwendigste, daß wir für jeden Arbeit und Brot schaffen. Die Partei hat die Pflicht, hier nach dem Rechten zu sehen."

Zahlreiche Arbeitervertreter nahmen zu den Ausführun gen des Abgeordneten Imbusch Stellung. Abgeordneter

Die Weber."

Jeßners Neueinstudierung im Staatstheater. Um Theatertheorien wird gestritten, und es bleibt das Theater

der Ewigkeit unpergänglich als das Theater der Zeit. Auch der Regisseur fann es sich ersparen, die Bühnen zum dramaturgischen und szenischen Experiment allein zu gebrau hen. Der Regisseur fügt sich gehorsam dem, was der Dihier verlangt. Als der Bor­hang zum letzten Male fällt, stürmt der Beifall zu Leopold Jeß­ ner und den Schauspielern hinauf. Burgfrieden vor dem über= legenen Dichter und Fanfare der Erschütterung. Seit 36 Jahren Seit 36 Jahren gehört das Stück vor dem Weberleid dem deutschen Volk. Heute wagt es fein Oberverwaltungsgericht mehr zu verbieten, daß im preußischen Staatstheater die Not der Armut gezeigt wird.

Propofationen der verkappten Stahlhelmer in republikanischem Dienst nicht aus der Ruhe bringen.

11917

Genosse Reichstagsabgeordneter Stüdlen hat sich heute megen einer schweren Mittelohreiterung einer Operation unterziehen müssen. Die Operation ist gut verlaufen.

nicht, und fie sprechen doch mit auffallender Deutlihteit, ohne daß die Armut das Maul weit aufzureißen braucht. Der Fabrikher stolziert seine Burgtreppe empor, und es fleben sich einige von den Arbeitsameijer mit ihrem Moder und Gejammer an den Herren, damit er ihnen eine Gnade schenkt. Wie die Kräze heftet sich da

oben, peinlich sichtbar und empörend sarkastisch sogar, dieser Profe­tarierausfag an die strogende Fabrikantengesundheit, und die Kränkli hkeit wird spielerisch abgeschüttelt.

Der Zugang zur Dorftneipe, auf dem sich die Demonstration der Berzweiflung heranfchiebt, ist ein langer Beg, eine Beranda, weit hineingest: ect in die Straße. Wenn alle mit dem Billen ab­gezogen sind, dem Fabrikantenschinder feinen Denkzettel zu geben, wackelt auf dem beinahe endlosen Weg der alte Baumert mit den ausgemergelten Beinen allein hinterher, um den Anschluß an seine Genossen nicht zu verlieren. Der bescheidenste und tränflichste Ge­nosse ist von der Angst besessen, er könnte den Anschluß an das gute Schicksal versäumen. Aus seine schlenfernden Schritten über die lange Veranda redet das Symbol der Angst. Es ist eine stumme und trotzdem sehr beredte Sprache.

die sich so leise und gespenstisch rinnend und doch so pathetisch be­harrlich abrollt, ist das Symbol der tiefsten Qual, der stummen Berbitterung. des gefolterten Stlaventums.

Der Regisseur inszeniert zunächst naturalistisch. Die Tür zu Fabriferpedition steht niemals stille. Herein stürmen die Typen des Weberelends. Sie beben, sie sind bleich, sie sind bedrückt und Oder die vergreiste Webersfrau sitzt schon fast blind und taub, lend, bunt in der Mannigfaltigkeit ihrer Armut ausstaffiert. Der nur noch eine lebende Leiche, nur noch eine bejeelte Mumie, und Bühnenmaler Neppach hat die trostlose Alltäglichkeit, die Berwickelt schattenhaft ihre Weberwolle um das Rad. Diese Mehanik, schlissenheit, die Dumpfheit, die Kläglichkeit ergreifend ausgemalt. Im Bühnenbild zeigt sich nur eine Proletarierindividualität, die sidy schreiend empört. 3u sehen ist vielmehr die ganze zusammenge Hlebte, nicht auseinanderzureißende Masse. Die Masse ist zusammen gewachsen mit dem nüchternen Expeditionsstich, mit der abgeschabe en Warenwage, mit all dem fabrikmäßigen Einrichtungsfrempel. Es iſt, als ob diese schlesischen Weber nicht aus einem menschlichen Mutterleibe hervorgefommen wären, sondern hervorgefrodjen als cin scheußliches Mens henuitraut aus dem miserablen, madigen Erdboden. Alle sind Krüppel, zernagt, vermorscht, sie sind nicht Rübezahlgeschöpfe, die kräftig auf der Erde herumsputen, sondern ein verdrecktes 3wergengesindel, das sich schlotternd bewegt und

papierdünn ist im Mut und in den Gliedern. Diese trübseligen Menschenmarionetten können weggeblasen werden mie vertrocknetes Stroh. Das ganze Bolk der Weber ist Schwäche und Blutlosigkeit.

Im hellen Lichte liegt aber eine sehr pompöse, hohe und viel fufige Treppe. Hier ist die Treppe am richtigen Ort mit einer Starken Bidung, in ihrer imponierenden Ausdehnung. Auf dieser Schloß oder Festungstreppe schreitet behäbig, selbstgefällig und zu frieden der Fabrikherr zu dem Ameisenhaufen der Profetarier tunter. Er hat Zeit dabei, nachzudenken, wie er der Sklaven ie Groshen abknapier fann. Es ist eine symbolische Treppe, ein rachtstück. Die Treppe ist ein Machtsymbol inmitten des Plun­ers an Menschen und Gemöbel. Sie ist ein sinnreiches Sinnbild, ichts zufällig Gezimmertes. Solche Symbole fallen in dem Stüde auf. Es sind Symbole des Bildes und der Bewegung, sie reden

Oder die demolierenden Weber huschen zunächst lautlos wie die Wanzen in die gute Stube des Fabrikanten, bis die Toblacht der Verzweiflung über sie niederfällt, und bis sie mit den Hacken loshauen, um die Fabrikantenpracht zu zerstöret." Arm sollst du Arm sollst du werden," ſtöhnen fie gepreßt, heulen fie plötzlich auf. Es find schleichende Demolierer, feine oberflächlichen Radaumacher. Berzweiflung fißt ihnen darum desto tiefer im Herzen. Womit machen sie den Fabrikanten arm? Indem sie ihm den Kronleu hter oder den Spiegel zerschmettern, lauter Bazarschund, der billig zu

Die

ersetzen ist. Die kostbaren Aktien hat der Fabrikant schon längst gerettet, ehe er aszog. Diese Rebellen sind eben die ohnmächtigen, ewig blinden und betrogenen Opfer der Hilflosigkeit. Sie werden stets zum Narren gehalten. In solchen Einfällen zeigt sich die Kraft

der Regie

Das Kunstpersonal wurde zu sol hem stillen Lärm oder zu solcher lärmenden Stille angehalten. Sie gehorchten prächtig. Sie haben alle neben dem Regiffeur gleiches Berdienst. Es ist nicht nötig, die Rangliste der Künstler und Künstlerinnen abzuschreiben. An fünfzig Namen stehen auf dem Zettel. Die Künstler erschütter. ten wie die Soldaten in der Armee, die namenlos untergehen, ob wohl sie alle Helden sind. Auch der beste bleibt unbekannt. Mon zündet für ihn nur ein Licht der Erinnerung an.

Max Hochdorf.

vision auf Erfolg besteht nämlich bei einer Berhaftung des Berur­teilten die Gefahr, daß bei Verwerfung der Revision die Strafe noch um die recht erhebliche, viele Monate betragende Zeit verlängert wird, die von der Einlegung der Revision bis zur Entscheidung vergeht.

Weder überzeugend noch zutreffend ist die für den fraglichen Beschluß gegebene Begründung, Fluchtverdacht entfalle, da die ver legten Reichsbannerleute zur Sicherung ihrer Schadenersaban spüche eine hypothetarische Vormerkung von 40 000 Marf auf das Schmelzersche Gut haben eintragen lassen, so daß der alte Schmelzer über feinerlei Geldmittel mehr verfüge.

Man fann aus dieser von der Straffammer angeführten Tat­sache gerade den entgegengesezten Schluß ziehen, nämlich bei seiner Berschuldung habe der Berurteilte jedes Interesse für sein Eigentum verloren, sei nicht mehr an die Scholle gebunden und daher im erhöhten Maße fluchtverdächtig. Es kommt noch hinzu, daß der von der Straftammer gezogenen Schlußfolge­rung die weitere Tatsache entgegensteht, daß Schmelzer nicht nur die ideelle, sondern auch die materielle Unterstüßung. der völfifchen Kreise und des Stahlhelms mit Sicherheit zu erwarten hat, wie sich aus seiner Ernennung zum Ehrenmitglied der Deutschvölkischen Freiheitspartei und aus seiner Verteidigung durch den Rechtsanwalt Bloch ohne weiteres ergibt. Die Frank furter Straftammer hat ferner die bezüglich der materiellen Unterstügung von dem Feme - Ausschuß des Landtages ge­troffenen Feststellungen nicht berücksichtigt.

Im übrigen tam es nach den Bestimmungen der Strafprozeß­ordnung überhaupt nicht darauf an, ob Fluchtvera dacht im tatsächlichen Sinne vorlag, da ein Verbrechen den Gegenstand der Untersuchung bildet und daher nach der Straf­prozeßordnung eine weitere Begründung" unnötig ist.

Sowjetruffische Justiz.

Berfolgung erst nach fiebzehn Jahren!

Eigenartige Blüten treibt die sowjetrussische Justiz. So be richtet z. B. die Brawda", daß zwei ehemalige Meister der Riemer Militärwerkstätte jetzt vor Gericht gestellt werden, weil sie 1910(!) den Mörder des zarischen Ministerpräsidenten Stolypin teilgenom an der staatlichen Bollstreckung der Todesstrafe gegen men haben. Also wegen einer Handlung, die 17 Jahre zurüd­liegt, und die boch nach den damals geltendem Recht gewertet merden muß, veranstaltet man jetzt noch Gerichtsverhandlungen, um neue Sowjetgesetze zur Geltung zu bringen. Das ist schon mehr als Klaffenjuftiz, das ist Rachejustiz!

" Frühling am Rhein " im Residenz- Theater.

"

Während die neueste ernste Musik erschredend deutlich aller Operetten mit einer entfeßlichen Behäbigkeit hinterdrein. Romantit den Rüden fehrt, hinten damit die Verfasser der neuesten Ein adeliger, reicher Schloßbefizer, der seinen Sohn auf die Wander­fchaft entläßt, um eine Braut ganz nach dem Herzen" zu wählen, nicht auszudenten! Die Tochter eines fiefverschuldeten Weinbauers wird dieses Ideal Sie liebt den jungen zugewanderten ,, Elektro­citron- Braftifanten" ohne Namen( ein Etüd Waffenschmied"), und Hinderniffen von ihm vor einer Geldheirat( Marfitt!) mit dem wird schließlich nach den bekannten, unnötigen, hochromantischen mit dem Geld und dem Gegen nachgereift. Der erste Aft hat auch idiotischen Sohn der Gläubiger- Rachbarn gerettet. Der Bapa tommt musikalisch sehr tiefes Niveau. Die Duverture ein loses Potpourri, die Tanz- und Gesangsnummern triefend von nichtssagenden banalen Phrasen. Der zweite Att versöhnt einigermaßen durch erhöhte Straffheit und einige Kunst in Melodik und Satzbau. Ein gewisses valtstümliches Erfindungstalent ist nicht zu verkennen. Der Komponist Georg Enders leitet mit einem routinierten Orchesterchen von zehn Mann die Aufführung selbst. Troz teilmeise Aufführung zustande. Ruth Arden, das sehr appetitliche primitivster Regie unter Ferry Berner tommt eine frische Bräutchen, gehört troẞ provinzieller Darstellung stimmlich und gejanglich in eine ganz andere Umgebung. Tilly Feiner, die ausgezeichnete Bertreterin einer Berlin - Bankow- Bombenrolle, die originelle Ellen Blessow als Anastasia, Krafft- orging, der famose idiotische Sohn Bonifazius, der martige May Maximilian, Reinhold Gerstenberg, Alfred Bur ger u. a. find mit Kopf und Herz bei der Sache. Franz tischen Helden hin, verjagt aber, wie gewöhnlich auf der Bühne als Baumann, der Radioliebling, stellt zwar einen feschen romans Sänger. Sein Piano und seine Kopftöne find taum noch ein H. M.

,, Markieren".

Richard Schultz gestorben.

Gestern abend ist der befannte frühere Theaterdirektor des Metropol- heaters, Richard Schulz, an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Schulk war Schauspieler gewefen und hatte in den 90. Jahren das Zentraltheater in der Alten Jakob­ftraße geleitet, wo er die bekannten Berliner Bossen von Freund und Einödshöfer aufführte. Diese Operetten bedeuteten den eigent lichen Anfang der Berliner Revue, ein Kunstgenre, das Schulz nach Uebernahme des Metropol- Theaters vervollkommnete. Trog aller Regiemäßchen und Inszenierungstamtam ist diese Revueart nicht mehr übertroffen worden; denn Schulz sah darauf, daß seine Libret tiften einen wißigen Dialog zustandebrachten und daß feine Kompo niften auch über melodiöse Einfälle verfügten. Zu erwähnen ist, daß Schulz die Majsary und den unvergeßlichen Josef Giampietro für die Berliner Revue gewann. Im Jahre 1919 30g fich Schuly pon der Bühnenleitung zurüd. Er lebte dann auf seinem Landgut in Bayern und fehrte als franter Mann nach Berlin zurück, um feine Bermögensverhältnisse zu ordnen. Hier ereilte ihm der Tod.