Dienstag
7. Februar 1928
Unterhaltung und Wissen
Der Antrag.
Bon W. Lebedew.
An diesem Abend rehte sich Berotschta ganz besonders lange vor dem Spiegel. Zweimal änderte sie ihre Frisur, puderte ihr Geficht, zupfte an ihrem Kleide und war überhaupt sehr aufgeregt. Ein besonderes Borgefühl sagte ihr, daß gerade heute etwas Wichtiges und Entscheidendes geschehen würde. Semjon Kon dratjewitsch hatte gestern solche Hundeaugen" wie er fie bisher nie gehabt hatte, und dann hatte er ihr zum Abschied schrecklich lange die Hand gedrückt und geseufzt.
Berotschka sprengte das Zimmer mit billigem Parfum, ordnete noch einmal das Sofaliſſen und wollte gerade irgendein geöffnetes Buch auf den Tisch legen, als im Borzimmer die Glocke ertönte. ,, Eins... zwei... brei... vier. Das ist er!"
In Kostrizyns Händen bemerkte Werotschta ein kleines mit buntem Bändchen verschnürtes Batet und einen zusammengerollten Bogen Papier,
,, Was haben Sie da, Semjon Kondratjewitsch?" Kostrizyn wurde verlegen.
,, Das ist für Sie, Wera Nikolajemna, Marzipankartoffeln. Ich glaube, Sie efsen sie gern?"
,, ja! fehr! Wie lieb von Ihnen! Und was haben Sie dort?" Semjon Kondratjewitsch drückte die Papierrolle an sich. ,, Das ist... fo... das ist... nichts ,, Irgendwelche Papiere?"
-ja. so etwas wie Papiere..."
,, Etwas Geschäftliches?"
tasche.
N- nein... nur so..."
Ist das auch für mich?"
Kostrizyn schwieg und stopfte das Papier verlegen in die SeitenNun gut, Semjon Kondratjewitsch; ich werde gleich den Tee herrichten und nachher zeigen Sie mir, was Sie da haben. Gut?" Und Werotschka begann mit den Tassen in dem kleinen Schränt' chen zu hantieren. Der Samowar war längst bereit und stand fünf Minuten später dampfend auf dem Tisch neben den belegten Bröt chen und den Marzipankartoffeln.
,, Nun, jetzt zeigen Sie mal, was Sie da haben." Kostrizyn wurde dunkelrot.
,, Mir ist es wirklich so peinlich, Wera Nikolajewna." Was ist denn da peinlich? Sie haben es doch für mich gebracht!
Mun? Was haben Sie denn? Gedichte? Ja? Hab ich's erraten?" N- nein, feine Gedichte."
Ja, warum werden Sie denn rot, wenn es teine Gedichte sind?" Roftrizyn errötete noch mehr.
,, Sehen Sie, Wera Nikolajewna, ich war hier auf einem Dis fuffionsabend, da wurde über Familie und Ehe gesprochen. Und da hat eine Frau etwas gesagt, das hat mir sehr gefallen. Und da habe ich also..."
Nun?" und Wera Nikolajemnas Blid wurde weicher.
Da habe ich mich also entschloſſente Entschloſſen, nach thren Borten zu handeln Befen Sie, mas hier fteht Und Roftrizyn reichte Beratschta bas Blatt, ging zum Fenster und begann mit dem Finger an die Scheibe zu trommeln.
Ehelicher Arbeitstontratt
Wir, Endesunterzeichnete, Bürger Kostrizyn, Semjon Kondratjewitsch, und Bürgerin Betarskaja, Bera, Ritolajemna, schließen untereinander folgenden Bertrag:
1. Wir verpflichten uns, als Mann und Frau zusammenzuleben mit allen daraus entstehenden Konsequenzen.
2. Die Bürgerin Bekarskaja verpflichtet sich zu dem Bürger Softrizyn überzusiedeln, zu welchem 3wed er, Kostrizyn, sich nerpflichtet, eine entsprechende Behausung zu beschaffen.
3. Der Bürger Kostrizyn verpflichtet sich zu Arbeiten und die Kosten des Lebensunterhaltes nicht unter der 15. 2ohnkategorie aufzubringen. Die Bürgerin Petarstaja verpflichtet sich, im Falle, daß sie den Dienst quittiert, zur Uebernahme der Haushaltungspflichten, als da find: die Zubereitung des Essens, die Sorge um die Kleidung, die Sauberhaltung der Wohnung usw.
Anmerkung: Mit der Sorge um die Kleidung, find nur die kleinen Arbeiten gemeint: das Annähen von Knöpfen, das Stopfen der Soden u. a. m. Das Waschen der Wäsche und das Scheuern der Fußböden wird durch besondere, in Dienst genommene Personen
ausgeführt.
4. Die Anschaffung von Kindern wird von beiden Teilen gemeinsam durch einen besonderen Vertrag geregelt, jedoch frühestens anderthalb Jahre nach Abschluß dieses Vertrages.
5. Der Bürger Kostrizyn verpflichtet sich, mindestens zweimal im Monat gemeinsam mit der Bürgerin Bekarskaja das Theater pder ein sonstiges Bergnügungslofal zu besuchen.
6. Das Abstatten von Besuchen und der Empfang von Besuch muß nach einem von beiden Teilen gemeinsam aufgestellten Berzeichnis der Bekannten streng geregelt werden.
Anmerkung: In einzelnen Fällen darf diese oder jene person nachträglich eingefügt werden.
7. Im Falle der Abwesenheit einer der beiden vertragschließen den Personen verpflichten sich beide Teile einander Nachricht zu geben, wohin sie gehen und wann sie wiederkehren.
Der Vertrag enthielt im ganzen 150 Buntte, die Anmerkungen nicht mitgerechnet
Als Werotschka bis zum 28. Bunft gelangt war, welcher von den ,, intimen ehelichen Pflichten" handelte, warf sie das Papier zu Boden sprang brüst vom Stuhl auf und begann die Marzipan. fartoffeln aus dem Schälchen in die Schachtel zurückzuschütten. Bitte! Nehmen Sie Ihre Kartoffeln und gehen Sie! Und lassen Sie sich hier nicht mehr blicken! Hören Sie?"
Kostrizyn zog den Kopf in die Schultern, hob das zerknitterte Bapier vom Boden und schlich errötend seitlich zur Tür.
Ich verstehe wirklich nicht... Es ist ja nur ein Projekt Sie tonnten ja Aenderungen vorschlagen... Ich bin zum Beispiel bereit, was den 28. Punti betrifft Berotschta hielt es nicht aus fie hielt sich die Ohren zu und
freischte hysterisch:
-
Hinaus! Elendes Gewürm! Hinau- au- aus!"
3 Borzimmer brummte Kostrizyn noch lange und murmelte rtwas von hysterischen Weibern , die ihr eigenes Glück nicht begriffen. Zum Teufel mit ihr! Werd' schon eine andere finden, eine ermachte Frau!" ( us bem Stuffischer sex% 2)
Beilage des Borwärts
Wellensittiche als Kulturvögel.
Von Dr. Neunzig.
Unser Kanarienvogel, der besonders beliebt ist, wenn er im I nahm auch seine Einfuhr stetig zu. So gelangten im Jahre 1868 schönen gelben Gefleder sein Lied vorträgt, ist ein Kulturvogel. Er zehntausend Wellensittiche aus Australien nach Deutschland . Die kommt in der Freiheit in dieser Form nicht vor. Sein Stamm- Folge des großen Angebotes an eingeführten und gezüchteten vater ist der auf den kanarischen Inseln lebende wilde Kanarien Sittichen war eine neue erhebliche Preissenkung. vogel. Im Laufe der Zeit sind aus diesem alle die bekannten Farben- und Gestaltsvögel gezüchtet worden. Bapagel, dem Wellensittich. In seiner Heimat, Australien , bewohnt
Etwas Aehnliches erleben wir bei einem fleinen grünen
er in großen Flügen die Grassteppen. Er hält sich immer dort auf, wo gerade der Grassamen, der seine Nahrung bildet, reif ift. So wandert er von einem Gebiet zum anderen, geleitet von der Entwicklung des Graswuchses.
Allmählich nahm auch in unserer Heimat die Liebhaberei des Wellensittichs einen großen Aufschwung. Zoologische Gärten und wurde er in demselben Maße gezüchtet wie der Kanarienvogel. Zeitungen sorgten für die Verbreitung der nötigen Kenntnisse. Bald
Deutschland war nicht mehr auf die Einfuhr und die Züchtereien benachbarter Länder angewiesen. Ja, es gelang sogar, den auss ländischen Züchtereien Konkurrenz zu machen und sie zu überflügeln. Der Export der gezüchteten Bögel nach Nordamerika und Ruß land begann.
Der Ausbruch des Weltkrieges machte dem ein Ende. Ein großer Teil der Züchtereien ging ein, die Zuchtvögel starben aus Mangel an geeigneten Sämereien, die uns das Ausland lieferte. Nach Kriegsende setzte eine neue Einfuhr aus Frankreich und Holland ein. Die noch vorhandenen geringen Bestände konnten aufgefrischt und neue Vögel erworben werden. Auch trafen aus der Heimat des Wellensittichs, Australien , einige wenige Importe ein. Die Wellensittichzucht geht auch bei uns einem neuen Aufschwunge entgegen. Hinzu tommt noch, daß der Wellensittichzucht neue Bahnen eröffnet wurden. Aehnlich wie beim Sanarienvogel treten infolge der Demestitation Färbungsabänderungen auf. Es wurde allmäh fich der gelbgefärbte Wellensittich gezüchtet. Anfangs ein Zufallsprodukt, ist es im Lauf der Jahre gelungen, eine gelbgefärbte Rasse züchten.
Der berühmte Naturforscher James Gould machte uns als erster mit dem Wellensittich, den er von seiner großen australischen Reise mitbrachte, bekannt. Das war im Jahre 1840. In England fand man Gefallen an diesen Bögeln, und Seeleute, die ab und zu einige Paare dieses Sittichs mitbrachten, fanden willige Abnehmer und erhielten hohe Preise dafür. Die Erfahrung hatte gezeigt, daß er sich leicht an unser Klima und die Verhältnisse in der Gefangenschaft gewöhnt. Das befundete er besonders dadurch, daß er zur Fortpflanzung schritt. Bon England gelangte er auch nach Belgien und Frankreich ; in diesen Ländern entstanden größere Züchtereien, die den ganzen europäischen Markt mit den Gesellschaftsvögeln", mie sie wegen threr Anhänglichkeit aneinander genannt werden, persorgten. Inzwischen wurden aber auch mehrfach größere Mengen in Australien gefangener Vögel nach Europa gebracht. Schon im Jahre 1850 unternahm es ein Mann namens Bolzani, etwa fünf- zu hundert Paare australischer Vögel nach Berlin zu bringen. Er hatte infolge der Unkenntnis der Lebensbedingungen dieser Vögel einen großen Mißerfolg.
Die Farben wellensittichzucht nimmt, namentlich in Frank reich , auch in Deutschland , einen großen Ausschwung. So sind jetzt bereits neben den verschiedenen Graden der grünen Färbung auch blau- und weißgefärbte Wellensittiche bekannt. Bögel, die eine der beiden Farben aufweisen, sind sehr hoch im Preise, und auf ihre Züchtung wird ein besonderer Wert gelegt. Alle diese Färbungsunterschiede fommen durch das Fehlen irgendwelcher Farbtörper
Die erfolgreichen Züchtungen in Westeuropa machten die Einfuhr größerer Mengen australischer Bögel überflüssig. Trotzdem erfolgten immer neue Importe aus der Heimat, die dazu führten, daß der Preis des Vogels erheblich fant, und daß man selbst bei den minderbemittelten Volksschichten diese Vögel als traute Hauschen zustande, aus denen sich die Färbung der Vogelfedern zusamgenossen vorfand. In großem Maßstabe wurde die Zucht in Ant werpen , Amsterdam , Paris und Köln betrieben. Während der Handel mit gezüchteten Wellensittichen blühte,
Der lachende Tote.
Bon Michael Marefch.
Haschet starb einigemal in seinem Leben. Bold meldete eine Nachricht, daß er einmal von den Defterreichern, ein andermal Don den Bolichemiften- flandrechtlich hingerichtet morben fei, Bald wurde diese Nachricht wieder dementiert, und zwar durch Haschet felbft. Nicht lange danach traf eine Todesnachricht aus Dbeffa ein, die ausbridhich meldete: Tod Jaroslav Haschets während einer Brügelei betrunkener Matrosen in Odessa . Hierauf hörte man lange Zeit nichts. Haschet war für die Bevölkerung Böhmens tatfächlich gestorben.
Und plöglich, mehr als ein Jahr nach Kriegsschluß, tauchte er lebendig in Prag auf. Die Todesnachricht aus Odessa war scheinbar einer feiner gelungensten Scherze.
Aber der Zurückgekehrte war nicht mehr jener Haschet, den wir zu Kriegsbeginn aus dem Auge verloren hatten. Jener Haschet, der alle Säufer in den Schatten stellte und aus dem göttlicher Humor nur so herporsprudelte,
Basser und Limonade trinkend. Es war ein anderer, der in Prag eintraf. Ernst, würdig,
Vor dem Krieg, menige Jahre vorher, war er unter den Säufern blißschnell durch seinen Humor, vor allem aber durch fein falsches Singen bekanntgeworden. In rascher Reihenfolge waren feine Bücher„ Die Geschichten des Herrn Damals"," Mein Geschäft
mit Hunden und viele andere erschienen.
ja man fann beinahe sagen, begründet, war Redakteur des meist. Er hatte„ Die Tierwelt", ein Blatt der Tierfreunde, redigiert, gelesenen Brager Tageblattes, des„ Cesté Glovo", war Inferaten. wesen. Hatte auf der Moldau Eis gebrochen und es in die Keller jäger. Schnapsagent und wer weiß was noch in einer Berson geder Gastwirte geschafft aber während der russischen Revolution war er roter Kommissionär und Kommandant einer ganzen Division geworden. Der Beherrscher eines Gebietes, das wohl größer war als fein geliebtes Böhmen .
-
Und sonderbar: Diese Funktion war die einzige in seinem Leben, die er tatsächlich ernst nahm und nicht lachend ad absurdum führte. Mit allem anderen, ja sogar mit seinem eigenen Leben hat er dies getan!
Ich könnte Düzende von Geschichten aus Haschets Leben er zählen und werde dies gelegentlich auch tun. Heute will ich nur eine einzige wiedergeben.
Das Blatt, in dem Haschet Lokalredatteur war, ist noch heute das Zentralorgan der Nationalsozialistischen Partei. Diese Partei hatte seit jeher ihr Bollwert unter den Straßenbahnbediensteten. Einige Jahre vor dem Krieg gärte es unter den Angestellten der Brager Elektrizitätswerte. Die Barteiführer hezten die Leute im Interesse der Partei zum Streif und begannen dann zu bremsen. Die Leute wollten den Streit, die Bartei unterstüßte diese Bewegung, im legten Augenblic vor dem entscheidenden Meeting wurde abgeblafen und ein Protest nach dem anderen diplomatisch
unterbreitet.
Bressevertreter der Bartei! Blöglich stand er unvermittelt auf und Jaroslav Haschet faß im Präsidium der Versammlung als jagte:„ Brüder und Genossen! Die, melche ihr bisher sprechen nehmungen der töniglichen Hauptstadt Prag verkauft. Ich bin gehört habt, haben euch mit Haut und Haar den elettrischen UnterRebatteur des„ Cesté Slopo" und war Zeuge aller Machinationen, die man mit euch vor hat. Gebt ihnen nichts und glaubt ihnen nichts.") Ich bringe daher den Antrag zur Abstimmung ein: Wer will, daß morgen gefahren wird?"
mensetzt. Gelb entsteht aus grün durch das Fehlen der blauen, blau aus grün durch das Fehlen der gelben, und weiß aus grün durch das Fehlen beider Farbkörperchen.
den Streit. So blieb dank Jaroslav Haschet Brag tagelang ohne jeben Berkehr der Straßenbahn.
Haschet wurde aus der Redaktion herausgeworfen, aber der Lokale Teil dieses Blattes hat diese Rubrik nie mehr auf die Höhe gebracht, die er unter Haschefs Leitung erreichte.( Denn er dachte
Einige Seit nach
Einige Zeit nach seiner
fich alles glänzend aus.) er Rudtehr, paste sich ber Autor des Schmeit wieder dem Prager Milieu an. Er begann neuerdings zu lachen und zu trinten. Trant alles, nur nicht mehr alfoholfreie Getränke. Und drei Wochen vor seinem Tod schlug er den Reford mit achtzig Laffen schwarzei Kaffee, der zur Hälfte mit Rum gemischt mar..
Als einziger Journalist stand ich an feiner Leiche. Denn niemand wollte glauben, daß Jaroslav wieder einmal gestorben fei. In einem kleinen weltentrückten Städtchen an der böhmischmährischen Grenze fand ich ihn diesmal wirklich tot. Er sollte zur Einäscherung nach Prag geschafft werden, allein das Geld zum Transport war nicht vorhanden. Er lag auf einem Tisch, denn auch das Geld für einen Sarg fehlte. Und dennoch hatte Haschet viel, viel Geld verdient. Aber er hatte die Zeche für das ganze arme Städtchen und außerdem heimlich, um es seiner aus Ruß land mitgebrachten Lebensgefährtin, Fürstin Schura Lwowa, nicht zu verraten, das Schulgeld für eine ansehnliche Reihe unbemittelter Studenten bezahlt!
Mit einem breiten Bachen auf dem Antlig, selbst des Todes spottend, lag er auf dem Tisch. Hinter seinem Haupt stand ein Glas Slimomis auf einem Schrant. Für ihn eingeschenkt, doch nicht mehr pon ihm getrunken!
Und doch hatte er noch eine halbe Stunde vor dem Tode seinen leiten Big gemacht. Die Dorfhebamme mar gefommen und hatte Haschet ein Kinstier gegeben. Und Haschet hatte lächelnd gesagt: Gott, mas hat der arme Schmejt leiden müssen, als er im Garnisonsspital täglich ein Kinftier befam."
Ich nahm das Glas und leerte es auf die Unsterblichkeit des Schweit! In die Welt aber sandte ich die Depesche: Jaroslav Haschet wirklich gestorben!"
Es war kein Wig mehr, damals, am 3. Januar 1923. ( Uebersetzt von Grete Reiner .)
Polygamie nur mit Erlaubnis der ersten Frau. Der amerika nische Einologe Dr. Linton, Leiter des naturhistorischen Museums in Chitago, hat sich zwei Jahre auf Madagastar aufgehalten, u dort die menig bekannten Sitten der Eingeborenen zu studieren. Er hat dabei sehr wichtige Beobachtungen gemacht. Bei den Ein wohnern von Madagaskar gibt es noch Bielmeiberei, die aber durch ganz eigenartige Sitten geregelt ist. Die erste Frau behält während ihres ganzes Lebens eine Borrangstellung. Sie hat den größten Einfluß auf ihren Mann, der sich nur mit ihrer Einwilligung eine andere Frau nehmen darf. Diese Erlaubnis wird gewöhnlich durch foftbare Geschente erfauft. Will sich der Mann noch weitere Frauen nehmen, muß er die Erlaubnis sämtlicher übrigen Ehefrauen erhalten, was bei einem großen Harem eine fostspielige Sache werden famn. Jede Frau ist berechtigt, ein eigenes Grundstück zu befizen, und der Mann hat es zu bearbeiten, während er bei der betreffenden Gattin weilt. Der Ertrag des Grundstückes wird zwischen den Eheleuten geteilt.
wurzeln in einem Ahnenkult. Götter kennen die Eingeborenen nicht. Die religiösen Anschauungen der Eingeborenen von Madagaskar Im nördlichen Teil der Insel hat jede Familie ein Grabhaus, das trocken, daß die Leichen nicht verwesen, sondern zusammenschrumpfen auf einer Anhöhe gelegen ist. Die Luft ist in dieser Gegend so und vertrocknen. Einmal im Jahre werden die Leichen umgedreht und auf die andere Seite gelegt, damit sie, wie die Eingeborenen fagen , nicht müde werden, weil sie immer auf derselben Seite liegen müssen. Bor jedem Unternehmen von Bedeutung begibt sich der Eingeborene in das Grabhaus seiner Familie und betet die Leichen feiner Ahnen an. Die Kleidung ist nach europäischen Ansichten luguriös. Auf Madagastar wird von den Eingeborenen viel Seide *) Berühmtes Zitat aus Havlicet, dem großen tschechischen produziert und mit schönen Mustern bemalt. Beinahe alle EinPublizisten des 19. Jahrhunderts, mohner trogen daher Kleidung aus Seide,
Ein donnerndes„ Niemand" war die Antwort. Alle waren für