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Der Mordprozeß gegen den Primaner.

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für die Schule nichts mehr, lediglich als Opposition zu Sitten und Gebräuchen. Bors.: In welchen Kreifen haben Sie nun Verkehr gesucht? Angeki: In den verschiedensten Kreisen. Innigere Freundschaften entwuchsen jedoch daraus nicht. Ich hatte nur eine Anzahl Freunde, mit dene nich für Literatur und Kunst im allge­meinen schwärmte. Günther Scheller war zunächst nicht dabei, denn

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er hatte nur das Intereffe, möglichst viel mit Mädchen zu ver­tehren.

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Bors: Wie tamen Sie nun troh dieser verschiedenen Charak­tere mit ihm näher zusammen? Anget: Er sprach von dem Landhaus seiner Eltern in Mahlow , wo Ungebundenheit und Frei heit in rei hitem Maße herrschte und hatte mich eingeladen. Trok dem wir innerlich nicht zusammenfamen, blieb ich, weil ich die Be tanntschaft mit seiner Schwester Hilde gemacht hatte. Vors: Wie wuchs sich diese Bekanntschaft nun aus? 2n geklagter: Wir trafen uns nach und nach näher und der Ber: tehr nahm auch finnliche Formen an. Gelegenheit war dazu, weil wir uns viel selbst überlassen waren. Bors: Haben die Eltern Scheller war verreist und Herr Sheller war oft nicht da. Weiter denn dem nicht entgegenzutreten versucht? Angefl: Frau gab der Angeklagte dann an, daß Günther Scheller erzählt habe, piel in anormalem Kreisen zu verfehren. Nah seiner Meinung geschah das nicht aus Spaß oder Neugierde, sondern aus einer gewissen Abenteuerlust heraus und weil er nach Mei­nung des Krank diese Leute ausnußte. Borf.: Wie standen Sie zu Hilde Scheller? Angefl: Ich hatte sie sehr gern und fie zeigte mir gegenüber die gleichen Gefühle.- Vorf.: Sie fprachen von den sinnlichen Formen Ihres Verkehrs. Von wem ging die Anregung dazu aus?- Angefl: Bon Hilde Scheller. Sie verstand die Gespräche immer in eine bestimmte. Richtung zu lenten. Die Tagebücher Krank '.

Das ungeheure Interesse für den Prozeß Kranz ist zu verstehen. Es ist aber zu bedauern, daß diese Schüler­tragödie fich für viele zu einer ungefunden Sensation aus gewachsen hat. Der Angeklagte Kranz, der typische Ben­näler, ein blaffer Junge mit nicht sonderlich bedeutenden Zügen. Er spricht schnell und deshalb schwer verständlich. Seine Ausdrucksweise ist aber präzise und intelligent. Er ist bestimmt ein sehr begabter Junge- davon legen allein schon seine Gedichte den Beweis ab, die der Vorsitzende, Land­gerichtsdirektor Dust, vorträgt. Sie sprechen von edlem Streben und einer ungeheuren inneren Zerrissenheit. Es find Gedichte, wie sie junge Menschen in diesem Alter öfter schreiben, wenn sie teine leichte Pubertät durchgemacht haben. Sie führen mit großer Eindringlichkeit in die psychologischen Probleme der heranwachsenden Jugend überhaupt ein. Es macht den Eindruck, als zeigten die Fragen des Vorsitzenden nicht immer das genügende Verständnis für diese Psycho­Logie. Die Staatsanwaltschaft hat durch die Art, wie der Prozeß von ihr vorbereitet worden ist, jedenfalls dies Ver­ständnis vermissen lassen. Ihre Stellungnahme zu den An­trägen des Verteidigers, RA. Dr. Frey, der eine Reihe von Zeugen geladen haben wollte, die auch die Persönlichkeit des toten Günther Scheller beleuchten sollte, liefern Beweis da für. Die Anflage behauptet, daß Kranz als der willens­stärkere den willensschwächeren Günther Scheller zu der un­feligen Tat getrieben haben müsse. Wie soll aber das Gericht beurteilen, mer von beiden die Triebfraft gewesen war, wenn fie nicht in der Lage sein soll, sich ein Urteil über die Berfön­sie nicht in der Lage sein soll, sich ein Urteil über die Persön lichkeit Günther Schellers zu bilden. Nicht von geringerer Bedeutung ist es, sich über die Rolle der Hilde Scheller flar zu werden. Die vernichtende Aussage der Polizeirätin Fräulein Widing will der Staatsanwalt den Richtern vor­enthalten. Krang verteidigt sich gewandt, und ist dem Landgerichtsrat Dunst gewachsen. Als dieser ihn fragte: Sie fizen in Haft seit Ihrer Tat", sagt er: Seit meiner Tat? Ich habe nichts getan." Ich meine, seit jener Tat," antwortet darauf Direktor Dust. Die Mitschüler des An­getlagten sind vorläufig noch nicht geladen; sie stehen gerade gerade, im Abiturium. Sie werden aber im Gericht zu erscheinen haben.

Der Primaner erzählt!

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Nachdem

Auf die Frage des Vorsitzenden antwortet der Angeklagte: Angefl: Jawohl, ich wollte die ungebundene Freiheit und Selbständigkeit. Bors: Haben Sie diese Sehnsucht irgendwie in die Tat umgefekt?- AngelL: Im Herbst 1926 verließ ich plöglich das Elternhaus. Der äußere Anlaß dazu war ein Mäd. chen, das mich mit meinem besten Freunde betrogen hatte. Es war nur eine platonische Jugendschwärmerei gewesen. der Borsigende dann noch furz erwähnt hatte, daß der Angeklagte mit 15 Jahren sich Taschengeld durch Geben von Nach­hilfestunden verdient hat, und zwar so viel, daß er der Mutter etwas Koftgeld abgeben fonnte, erzählte der Angeklagte, mie er mit 100 m. in der Tasche mit einigen Freunden die Reise in die Fremde antrat, um dort eine Eriftens zu ergreifen, um ipäter flolz erklären zu können: Ich bin aus mir selbst etwas geworden. Die Reife ging bis nach Konftantinopel

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und ist von ihm in seinem Tagebuh anschaulich beschrieben worden. Wegen des Elternhauses befam er schließlich Gewissensbisse, so daß Bors.: er zurückkehrte und auch wieder in die Schule eintrat. Das Fernbleiben von der Schule wurde Ihnen also nicht allzu übe! genommen. Es wurde Ihnen wieder geboten, ein ordentliches Leben durchzuführen. Wie lange hat dieser Ihr Vorfag vorgehalten? Angefl: Ein halbes Jahr. Im Frühjahr 1926 ging es wieder los, als ich in der Untersekunda den Günther Scheller fennenlernte. Bestimmend dafür waren auch andere Schülerkreise, aber es herrschte dort nicht solche Ungebundenheit wie im Schellerschen Hause. Ich fing wieder an zu bummeln, tat

Das Schloßmuseum am Abend.

Die Forderung, unsere Museen auch bei künstlicher Beleuchtung zu zeigen und der breiten Massen der Arbeitenden dergestalt die Möglichkeit zu bieten, auch am Alltag die Stätten höchster Bildung zu besu hen, ist schon oft und vielerorts erhoben worden. Jetzt macht man in Berlin unter der Leitung des neuen Generaldirektors der Museen Wilhelm Wäzoldt einen erstmaligen Versuh, das Schloß­museum bis in die Abendstunden zu öffnen; wenigstens die Räume, in denen elektrische Beleuchtung schon vorhanden war. Eine Art Probebesichtigung wurde am Donnerstag vor geladenem Publi­tum veranstaltet; Geheimrat Wäholdt und der neue Direktor des Schloßmuseums Professor Robert Schmidt sprachen ein­führend über Gründe und Schwierigkeiten des Experiments. An manchen Orten, nicht zum wenigsten auch in Amerika ( Metropolitan­Museum in New York usw., dessen Sammlungsverhältnisse uns oft, werden) hat man keine guten Erfahrungen mit dem Abendbesuch gemacht; es ist schon passiert, daß mehr Aufseher als Besucher dabei zu sehen waren und so wurde der Versuch meist wieder aufge geben. Im Shloßmuseum soll vorderhand nur im Winter die zwölfftündige Besuchszeit durchgeführt werden und nur in einem ( allerdings architektonisch wesentlichen) Teil der Räume, weil sonst die Aufseher nicht zureichen. Auch muß in den drei ersten Tagen der Woche, wegen der Kosten, von 15 Uhr ab der Eintrittspreis auf 1 M. erhöht werden, gerechterweise bleibt er aber an den wichtigeren Tagen von Donnerstag bis Sonnabend auf dem alten Niveau. Sonntags muß es natürlich bei dem 15- Uhr- Schluß sein Bewenden haben.

aber wohl nicht dauernd mit Recht, als muſtergültig angepriesen

Das alles erfuhr man in dem berühmten meißen Saal, der seit dem Verschwinden der Dynastie zum ersten Male wieder eine Auferstehung in fünstlerischem Licht erlebte. Der Anblick dieses er­lesenen Brunkfaales in Marmor mit der kostbaren goldenen Decke war allerdings in hohem Grade geeignet, für die Abendbeleuchtung Propaganda zu machen; die Raumschönheit dieses Architekturjuwels, in dem Shlüter mit feltener Mäßigung das Funktionale und Klingende des Raumes verwalten läßt, die Leuchtkraft der kost, baren Materialien tommen in fünstlichem Licht unvergleichlich prächtiger zur Geltung als bei Tage. Aehnliches fonnte man auch von den anstoßenden Brunträumen und Galerien des zweiten und ersten Geschosses fazen; nicht bloß maierische Ueberraschungen wer den erzielt, sondern es gelangen architektonische Schönheiten zu einem besonderen Recht und das ist am Ende das fünstlerisch Wertvollste an diesem Zwitterding zwischen Museum und Schloß.

Shließlich möchte man den Wunsch aussprechen, daß die Ge­legenheit gründlich und allseitig benutzt werde und daß nicht etwa auch hier die Aufseher den Hauptbestandteil der Besucher stellen müssen, damit die vortreffliche Absicht auch ihre nachträgliche Be­gründung und Rechtfertigung erfährt. Dem Volte zu Liebe, den Arbeitenden, die sich abends der Schönheit von einem der herrlich. ſten Bauten Deutschlands erfreuen wollen, den nach Kulturgütern Hungernden allein ist ja diese neue Maßnahme zur Freude ge­schehen; mögen sie sich ihrer würdig erweisen. Dr. Paul F. Schmidt.

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Nach einer kurzen Bause ging Landgerichtsdirektor Dr. Duft, ehe er fich den Vorgängen in der verhängnisvollen Nacht zuwendete, auf die Gedichte und Tagebücher des Angeklagten ein, die geeignet seien, die Persönlichkeit des Angeklagten zu illustrieren. Aus den Tage büchern, über die das Wesentlichste bereits besprochen worden war, wurde nur, um festzustellen, daß sie flott herunterge: schrieben sind, die Schilderung der Reise nach München und Baffau verlesen. Kranz berichtet dabei, daß er mit einem Leipziger Studenten zusammengetroffen sei, der so wundervoll gesunde An­fichten entwickelt habe, daß er beinahe in seinem bisherigen Glauben über den Kastengeist und die Lächerlichkeit des Studententums irre geworden sei. Nach Verlesung eines Gedichtes ,, Mein Glauben", in dem Münchener firchliche Verhältnisse geschildert werden, äußerte der Vorsitzende zum Angeklagten: Sie haben da eine sehr fchroffe Beurteilung der Gebräuche der katholischen Kirche und überhaupt der Kirche." Angefl. Krang:

Diese Schilderung fußt auf der Einwirkung des bayerischen Bieres.

Ich habe beobachtet, wie die Leute betrunten zur Kirche gingen und beim Herauskommen fich gleich zu prügeln anfingen." Bors: In den Gedichten Weihnachten ", Jugend", Deutschland " u. a. zeigen sich scheinbare Widersprüche. Einmal wird der Sieg der Jugend

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über das Alter gefeiert und dann wieder in einem anderen das gute Alte, das wiederkommen müsse. Angefl.: Das gute Alte foll von einem neuen Geist durchtränkt werden. Borf.: Nun wollen wir das Gedicht verlesen, das von der Anklage besonders herangezogen wird und das die Ueberschrift trägt

Mord."

Auf dem Boden liegt die Leiche meines Freundes Robert Krause, aus der Wunde sickert langsam rotes Blut zur grauen Erde. Neben ihm fit stieren Blides er, der ihn gemordet hat. Es verglimmt die Zigarette zitternd in der Mörderhand. Blutbeschmiert liegt neben ihm noch der Dolch, der den getroffen, der ihm seine Liebste stahl, den die Rache jetzt erreichte. Und mit mattem Flügelschlage schwingt sich frächzend fort die Krähe, einft- ge Zeugen dieser Tat.

Rot fließt Blut zur grauen Erde, es verglimmt die Zigarette."

Bors.: Dieses Gedicht stammt von Ihnen? Angekl: Ja. Borf.: Ganz und gar? Oder ist es an ein anderes Gedicht angelehnt? Angefl.: Das Gedicht hat keine Bedeutung für irgendein Erlebnis. Es entstand, nachdem wir im Freundeskreise ein Ge­

Die wilde Glut in Deinen Küssen entfachte meine Leidenschaft,

nun bin ich Dein mit aller Kraft und werd' es bitter büßen müssen, doch ewig bin ich Dir verfallen Du Schönste, Herrlichste von Allen. Ich will in füßen Rausch versinken, in Deinen Küssen tief ertrinken, in Deinen Armen will ich liegen, mich leidenschaftlich an Dich schmiegen, Dich gierig, heiß und wild umfassen, denn niemals kann ich von Dir lassen, obgleich schon der Berrat aus dem Kusse spricht. bist Du mein Leben und mein schönstes Licht."

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Bors.: Aus diesem Gedichte duftet doch etwas wie Selbst. Fall gewesen sei, erst ein späteres Gedicht, das in erlebnis heraus. Der Angeklagte erklärte jedoch, daß das nicht der Fall gewesen sei, erst ein späteres Gedicht, das in Mahlom entstand, drückte die Empfindungen aus, die er hatte, als das Verhältnis mit Hilde sich schon intimer zugespitzt hatte. Es spiegele auch immer seine inneren Empfindungen wieder, denn noch habe er nichts erlebt gehabt. Bors.: Es war also der Schrei danach? Angell: Ja.

Familientragödie bei Oranienburg .

Ein nächtlicher Kampf.

Eine Familientragödie spielte sich in der vergangenen Nacht auf dem Gut Wilhelmsthal bei Oranienburg ab. Dabei wurde ein als nicht gemeingefährlich" aus einer Anstalt entlassener Mann, der seine Familie bedrohte und tätlich angriff, in der Not­wehr erschossen. Das Gut Wilhelmsthal ist nach dem Kriege für eine Siedlung aufgefchloffen worden. Zehn Familien haben sich dort angebaut, darunter auch eine Witwe Mutschler mit ihren zwei Söhnen und einer Tochter. Die jetzt 24 Jahre alte Tochter heiratete im Jahre 1925 einen jeht 27 Jahre alten Klempnermeister Franz Horad.

Die Ehe gestaltete sich unglücklich, weil Horac ein sehr nervöser Mensch war, der sich um seine Arbeit wenig fümmerte und gern trant. Es tam soweit, daß er in eine Heilanstalt gebracht werden mußte, nachdem er einen Schupsbeamten und einen Wächter über­fallen und seine Frau ständig mißhandelt hatte. In der Anstalt ver­fuchte er auch, gegen einen Arzt tätlich zu werden. Trotzdem wurde er im Dezember v. J. als nicht gemeingefährlich" ent­lassen und begab sich wieder zu seiner Frau. Die Familie wohnte in einem Siedlungshaus unter einem Dach, aber getrennt. Die beiden Brüder der Frau, Männer von 29 und 26 Jahren, standen stets auf seiten ihrer Schwester. Das hatte zur Folge, daß auch sie öfter heftigen Angriffen ihres Schwegers ausgefeßt waren. Sie schafften fich deshalb eine Pistole an, um sich im Notfalle schüßen zu fönnen. Seit seiner Entlassung aus der Heilanstalt hegte nun Horad den Plan, mit seiner Frau nach Belten zu ziehen. Diese wollte jedoch davon nichts wissen und widersetzte sich dem Vorhaben auch am vergangenen Montag wieder, als ihr Mann bereits An­stalten für den Umzug traf. Das führte wieder zu einer heftigen Auseinandersetzung. Gestern abend fam otad betrunten nach Hause. Seine Frau flüchtete vor ihm zu ihrer Mutter. Als die beiden Brüder fich vor sie ftellten, griff Horac beide fofort an. Während der eine fidh in Sicherheit brachte, gab ber andere einen Schuß auf ihn ab, der aber nicht traf. Horad, der bereits im Bett gelegen hatte, fezte den beiden Brüdern im Hemde auf den Hof nach und griff sie wieder an. Jezt schlug einer der Bedrohten die Waffe wieder an und streďte den Gegner durch einen Kopf und einen Bauchschuß tot nieder. Auf die Meldung erschien Kriminalfommiffar Grabom mit mehreren Beamten, um den Tatbestand aufzu­nehmen. Die beiden Brüder haben sich selbst gestellt.

3um Ueberfall auf die 59jährige Geschäftsinhaberin Therese Briegnig im Hause Tempelherrenstraße 6, über die wir heute früh berichteten, erfahren wir, daß sich der Täter im Laufe des gestrigen Abends selbst der Polizei gestellt hat. Es handelt sich um ben neunzehnjährigen Alfred E. aus der Köpenicker Straße 25. Nach den polizeilichen Ermittlungen liegt jedoch kein Raubüberfall, sondern ein Rache aft vor. E. unterhielt seit längerer Zeit zu der Tochter der Frau P. ein Verhältnis. Die Mutter des Mädchens war gegen diese Beziehungen, trotzdem suchte E. wiederholt die Tochter in der Wohnung der Mutter auf. So fand er sich auch in den gestrigen frühen Nachmittagsstunden dort wieder ein. Im Laufe der Auseinandersetzungen fam es zu einem heftigen Streit, in dessen Berlauf E. ein Beil ergriff und mit der Rückkante auf die Frau einschlug. Unmittelbar nach der Tat begab sich E. zu seinem Onkel, dem das scheue Benehmen seines Neffen auffiel. Als er ihn ins Gebet nahm, erwiderte E., daß er ihr eins ausgemischt" habe. Dann erzählte er den Vorfall in allen Einzelheiten. Nachdem die Zeitungen mit dem Bericht über die Tat erschienen waren, begab er sich auf die Aufforderung seines Onkels zur Wache des zuständigen Polizeireviers und stellte sich. Die Ueberfallene, deren Verlegungen fich als nicht so schwer herausstellten, wie es erst den Anschein hatte, fonnte das Krantenhaus bereits wieder verlassen.

dicht von Klabund Eiferſucht" gelesen hatten. Ich sagte, daß diefes Der Rattenkönig der Lombardskandale.

Gedicht ohne jeden Rhythmus und ohne jeden Gedankengang sei und daß ich ebenso schnell etwas Aehnliches machen könnte. Ich habe dann auch in wenigen Minuten dieses Gedicht niedergeschrieben. Das war im Dezember 1926. Bors: Soll aus diesem Gedicht nicht eine Parallele zu Ihren eigenen Seefenstimmungen gezogen wer eine Parallele zu Ihren eigenen Seelenstimmungen gezogen wer den? Haben Sie damals Selbstmordgedanken gehabt? Angefl.: Nein, ich unterlag oft einem Stimmungswechsel, bald himmelhoch jauchzend, bald zu Tode betrübt. Gebanken habe ich mir bei dieser Niederschrift nach dieser Richtung hin nicht gemacht. Die wechselnden Stimmungen des Angeklagten tommen in anderen Gedichten zum

Ausdruck.

Ein Gedicht endet mit dem Selbstmord als lehter Konsequenz.

Besonders hob der Vorsitzende ein längeres Gedicht hervor, das anjing:" Beide waren jung, und ihr Blut glühte heiß, als sie sich fanden." Das Gedicht endet mit Tod und Irrsinn. Kranz erklärte jedoch, daß sich auch hier fein Erlebnis widerspiegele. Es sei aus reiner Inspiration niedergeschrieben. Borf.: Aber mit sehr heißem Herzen? Angeti.: Aber nicht auf ein Erlebnis fußend. Bors.: Hier zeigen sich dieselben Parallelen, und es steht daneben geschrieben:

Hilde".

Angefl.: Das Gedicht war geschrieben, ehe ich Hilde kennenlernte. Den Namen habe ich später dazugeschrieben als Anmerkung für mich selbst und für mein späteres Zusammenleben mit Hilde. Borf.: Was Sie da auf Hilde vorausschauen und in Bezug bringen, sollte sich dann ja auch später bewahrheiten. Angell: Ja. R.- 2. Dr. Frey: Ich bitte, nun auch als Gegenstück ein Gedicht zu ver. lesen, das umgekehrt Hilde" überschrieben war, und bei dem nach her der Name ausgestrichen worden ist. Der Angeflagte ertiärt her der Name ausgestrichen worden ist. dazu auch, daß die Bekanntschaft mit Hilde ihn einfach dazu ge­drängt habe, die Verse niederzuschreiben. Dieses Gedicht hat fol­genden bezeichnenden Inhalt:

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Schon wieder zwei neue Fälle.

Seit der Aufdeckung des Bergmann- Standals laufen Tag für Tag neue Anzeigen gegen ähnliche Institute bei der Polizei ein. Seit gestern ist eine Unterfuchung gegen die Lombard- G. m. b. H. Cewinski, eines der größten Lombardgeschäfte im Zentrum der Stadt, im Gange. Auch hier waren 48 Proz. Zinsen versprochen.

Die Forderungen an die Firma sind sehr zahlreich, denn in der letzten Zeit ist überhaupt tein Pfennig 3insen bezahlt worden. Täglich tam es in den Geschäftsräumen zu Zusammenstößen zwischen Angestellten und Gläubigern. Einer der Hauptgläubiger hat den gesamten Warenbestand mit Arrest belegen lassen. 2ehnlich liegen die Dinge bei dem Lombard­geschäft Potsdamer Str. 118, Wilhelm Friedländer. In seiner Firma hat die Polizei nicht einmal Geschäftsbücher vor­gefunden. Ein Haftbefehl gegen Friedländer soll bevorstehen. Er hat freilich inzwischen, da ihm der Boden zu heiß wurde, ebenso wie der Pfandleiher Bernhard Winter , Berlin mit unbekanntem Reiseziel verlassen. Eine polizeiliche Vorladung zur Ver­nehmung hat ihn nicht mehr in Berlin erreicht.

Galzburgs größtes Hotel in Flammen!

Salzburg , 9. Februar.

Im Grand Hotel d l'Europe ", dem größten Hotel Salzburgs, brach heute vormittag aus bisher nicht ge­flärter Ursache Feuer aus, das mit ungeheurer Schnelligkeit das Dachgeschoß der etwa 40 Meter langen Gartenhauptfront ergriff. Als die Feuerwehren von Salzburg und Umgebung mit allen verfügbaren Löschzügen und Mannschaften anrückten, stand be­reits der ganze Dachstuhl in hellen Flammen. Eine Stunde später stürzten bereits Teile des Daches ein. Das Feuer ist in den späten Bormittagsstunden noch nicht gelöscht, tann aber als lokalisiert gelten.